Sprengel Stade, KK Cuxhaven-Hadeln | Patrozinium: Georg1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort an der Oste erstmals im Jahr 1316 im Stader Stadtbuch als Overndorpe erwähnt.2 Oberndorf gehörte zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Herrschaftsgebiet des Bremer Erzbischofs, besaß jedoch – wie auch die übrigen Kirchspiele in der Ostemarsch – bis Anfang des 16. Jh. eine gewisse Autonomie in inneren und äußeren Angelegenheiten (bäuerliche Kommune); Ebf. Christoph von Bremen (amt. 1511–1558) „bezwang 1512–1516 die Ostemarsch“.3 Oberndorf kam zum erzbischöflichen Amt Neuhaus an der Oste, dass sich um die 1435 wiedererrichtete Burg Neuhaus herausgebildet hatte. Ab dem 17. Jh. wird Oberndorf auch als Flecken bezeichnet.4 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit zählte Oberndorf im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen (Departement der Elbe- und Wesermündung, Distrikt Stade, Kanton Neuhaus) und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Neuhaus, 1811–1814). Ab 1815 zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, erneut zum Amt Neuhaus. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung kam Oberndorf 1885 zum Kr. Neuhaus an der Oste, der 1932 weitgehend im neuen Kr. Land Hadeln aufging, der wiederum 1977 zum neuen Lkr. Cuxhaven kam. Ab 1970 gehörte Oberndorf zur Samtgemeinde Am Dobrock (Sitz in Cadenberge), seit 2016 zur Samtgemeinde Land Hadeln (Sitz in Otterndorf). In Oberndorf fanden jährlich zwei Jahrmärkte statt; neben der Landwirtschaft bildete die Ziegelherstellung einen wesentlichen Erwerbszweig (1822: 31 Ziegeleien).5 1963 schrieb der Ortspfarrer zur Sozialstruktur des Kirchspiels: „Im geschlossenen Ort leben Geschäftsleute, Handwerker, Rentner und Arbeiter, die in Stade, Cadenberge, Otterndorf und Cuxhaven arbeiten. In den Außenorten leben in der Hauptsache Bauern und Landarbeiter.“6 Im Jahr 1823 lebten knapp 560 Menschen in Oberndorf, 1939 gut 1.820, 1953 fast 2.760 und 2021 etwa 1.380.

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1910

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1910

Kirchlich gehörte Oberndorf vermutlich zunächst zum Kirchspiel Lamstedt, denn nach den Angaben im Stader Copiar, zusammengestellt um 1420, mussten die Kirchspielleute dort zum Sendgericht.7 Die ältesten Zeugnisse der Oberndorfer Kirchengeschichte sind der bronzene Taufkessel aus dem späten 13. Jh. und der Kirchturm, der im Kern wahrscheinlich auf die Zeit um 1300 zurückgeht. Der Name eines Geistlichen ist erstmals auf dem Rand einer Urkunde von 1379 überliefert: Hinricus plebanus in ouerndorpe et cristina.8 Im Jahr 1417 bemühte sich Wernerus de Lobeke, Stiftsherr an St. Wilhadi in Bremen, um die Pfarrpfründe in Oberndorf, die seit dem Tod von Johannis Vordis vakant war; zwei Jahre später bezeichnete Lobeke sich als rector parochialis ecclesia in Ouerendorpe.9 Den eigentlichen Pfarrdienst in Oberndorf hatte er möglicherweise einem Stellvertreter übertragen. Eine Urkunde aus dem Jahr 1430 nennt neben Johannes Robrecht, presbyter (Priester) erstmals zwei Juraten (Kirchenälteste) und überliefert zudem das Georgspatrozinium: Henricus Iarck und Nicolaus Dithmer, Iurati ecclesiae S. Georgii in Overendorpe.10 Die Urkunde bestätigt die Gründung einer Vikarie am altare b. Mariae virginis in ecclesia parochiali Overendorpe, über deren Besetzung jeweils Pastor und Juraten gemeinsam entschieden. 1438 war Egbertus de Vlechtinne im Besitz der Pfarrkirche Oberndorf11, 1456 ist Henricus Iarck als Vikar und Vizerektor belegt.12 Zwei Urkunden aus dem Jahr 1508 nennen Reinerus Wricke als rector parochialis ecclesiae in Averendorpe und berichten über die Gründung einer zweiten Vikarie, der „Vicarie thom Rosenkranze tho Averndorpe“.13 Auch hier entschieden Pastor und Juraten über die Besetzung; in der Regel sollte ein Sohn des Kirchspiels die Pfründe erhalten (vnum ex filiis Parochianorum dictae parochialis ecclesiae).14
Einzelheiten zur Einführung der Reformation in Oberndorf sind nicht bekannt. Bis hinein in die zweite Hälfte des 16. Jh. regierte mit Ebf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1511–1558) ein Gegner der luth. Lehre das Hochstift Bremen.15 Sein Bruder und Nachfolger Ebf. Georg (amt. 1558–1566) duldete die neue Lehre und der Bremer Ebf. Heinrich III. (amt. 1567–1585) war schließlich Protestant; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung im Erzstift Bremen kam es während seiner Amtszeit jedoch nicht. Als erster luth. Prediger Oberndorfs gilt P. Cornelius Kirchhof (amt. bis 1594); er war in vorref. Zeit in Antwerpen ordiniert worden und hatte das Pfarramt in Oberndorf einige Jahre vor 1572 übernommen.16 Im Protokoll der Visitation 1581/83 ist vermerkt: „ist ein from und gelehrter alter Mann, rein in der Lehr befunden“.17 Ebenso positiv fiel das Urteil über den Vikar Georg Golzen (amt. 1574–1594) aus: „ist gelahrt und auch rein in der Lehre befunden“. Sein Vorgänger, P. Hieronymus Kremer, war 1574 abgesetzt worden.18 Die zweite Vikarie war unbesetzt; von ihren Einkünften, insgesamt 24 Mark, erhielt Vikar Golzen 10 Mark, 10 weitere verteilten die Juraten an die Armen der Gemeinde.19 Mit Küster Gerhardus Braunß nennt das Protokoll einen weiteren kirchlichen Amtsträger. Er musste die Orgel spielen, die allerdings verfallen war. Eine Schule, so bemängelten die Visitatoren, bestand in Oberndorf noch nicht; sie ermahnten die Juraten, eine einzurichten. Im Protokoll der Visitation 1588 ist ein – namentlich nicht genannter – Schulmeister erwähnt und es ist vermerkt, dass die zweite Vikarie „bey die Schule gelegt“ sei.20

Kirche, Querschnitt, Blick zum Altar, vor 1956

Kirche, Querschnitt, Blick zum Altar, vor 1956

Nach P. Kirchhofs Tod 1594 übernahm Vikar Golzon die Pfarrstelle und behielt sie bis zu seinem Tod im Jahr 1600. Ein derartiges Aufrücken des Vikars (bzw. seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. des zweiten Pastors) kam in der Folgezeit öfter vor.
Mitte des 17. Jh. ließ die Gemeinde das mittelalterliche Kirchengebäude abbrechen und durch einen Neubau ersetzen.21 1663 fertigte der Bildschnitzer Jürgen Heitmann einen neuen Altar und einen Posaunenengel, der über dem mittelalterlichen Taufkessel schwebte.22 Die älteste erhaltene Glocke der Gemeinde, gegossen 1695 in Glückstadt, trägt u. a. den Namen des damaligen Predigers, P. Martin Purcius (amt. 1681–1719); der 1652 in Ungarn geborene Geistliche war seit 1694 gleichzeitig Propst der Neuhausischen Präpositur.23 Nach ihm bekleideten auch die Oberndorfer P. Hector Daniel Wolf (amt. 1757–1783, ab 1769 Propst), P. Diedrich Basilius Mestwerdt (amt. 1827–1828, ab 1828 Sup.) und P. Johann Ditmar Wilhelm Hurtzig (amt 1829–1844, ab 1839 Sup.) dieses Aufsichtsamt. Die erste Pfarrstelle der Gemeinde war seit 1923 vakant; in den Unterlagen zur Visitation schrieb der Ortspastor 1938: „Die Seelenzahl ist in den letzten Jahrzehnten dauernd in Abnahme begriffen.“24
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Rudolf Ernst Hubert Friedrich Werner Hartleben (amt. 1930–1938) und P. Adolf Braeß (amt. 1939–1944) das Pfarramt Oberndorf inne.25 Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ ist angegeben, P. Hartleben sei „politisch oder kirchenpolitisch nicht hervorgetreten“, P. Braeß sei Mitglied der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft gewesen.26 Zum 1933 neu gewählten KV ist lediglich vermerkt, dass 1938 zwei der sieben Kirchenvorsteher aus der Kirche ausgetreten seien und zwei ihr Amt niedergelegt hätten. P. Braeß wurde 1941 zum Kriegsdienst eingezogen und wurde vertreten „durch Pastor der Nachbargemeinde und durch Pfarrfrau“.27 Predigtgottesdienste fanden nur noch alle zwei Wochen statt; für die übrigen Sonntage waren Lesegottesdienste vorgesehen, zu denen „sich aber so gut wie nie Besucher einfinden“.28 Zusammenfassend heißt es im Fragebogen: „Durch den Kirchenkampf ist die kirchliche Gleichgültigkeit bestärkt worden. In den ohnehin geringen Glaubensstand hat die feindliche Weltanschauung einbrechen können. Auch das Leid hat eher verhärtet als aufgeschlossen. Dabei ist die Jugend am stärksten beeinflußt.“29

Kirche, Ansicht von Südosten, vor 1956

Kirche, Ansicht von Südosten, vor 1956

Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel von 1.940 im Jahr 1938 auf 3.200 im Jahr 1951 an. Der Ostgeistliche P. Ernst Seidler (amt. 1947–1973) lud neben dem sonntäglichen Gottesdienst einmal im Monat zu Bibelstunden ein, in Oberndorf während des ganzen Jahres, in den Außenorten in den Wintermonaten.30 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Oberndorf Kontakte zur Kirchgemeinde Cämmerswalde im Erzgebirge.31 Die Zahl der Gemeindeglieder der KG Oberndorf nahm in der zweiten Hälfte des 20. Jh. ab und lag 1994 bei gut 1.330.32
Im 21. Jh. erlebte die Gemeinde nacheinander mehrere Neuordnungen hinsichtlich der pfarramtlichen Versorgung: Ab Januar 2000 war Oberndorf pfarramtlich mit Neuhaus (Oste) verbunden, Sitz des Pfarramts war in Neuhaus; der KV hatte sich für eine Kooperation mit Geversdorf ausgesprochen und war angesichts der anderweitigen Planungen 1999 geschlossen zurückgetreten.33 Zum 1. Juli 2009 endete die Verbindung mit Neuhaus (Oste) und an ihre Stelle trat eine pfarramtliche Verbindung mit der KG Bülkau.34 Ein knappes Jahrzehnt später zählte Oberndorf 2019 zu den Gründungsgemeinden der GKG Am Dobrock; die KG Oberndorf besteht weiter als Ortskirchengemeinde.35 Und seit Januar 2023 gehört Oberndorf zusammen mit den Gemeinden Cadenberge, Kehdingbruch, Belum, Geversdorf, Neuhaus (Oste), Bülkau, Oppeln, Ihlienworth, Steinau, Odisheim, Otterndorf, Osterbruch, Neuenkirchen (Land Hadeln), Wanna und Nordleda zum verbundenen Pfarramt Region Mitte im KK Cuxhaven-Hadeln, das insgesamt sieben Pfarrstellen umfasst.

Pfarrstellen

I: vorref., seit 1923 vakant. – II: vorref. (bis 1757 Vikariat).

Umfang

Oberndorf sowie Ahrensflucht, Braak und Laak (westlich der Oste) und Bentwisch, Hasenfleet, Moorstrich, Niederstrich und Zollbaum (östlich der Oste).

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropsts.36 – Seit 1651 Präpositur Neuhaus (Neuhausische Präpositur, wechselnde Suptur.-Sitze). Bei Neuordnung der Superintendenturen in den Hzm. Bremen und Verden im Jahr 1827 zur Insp. Neuhaus (1924: KK), Sitz seit 1875 in Neuhaus.37 KK Neuhaus an der Oste nach Vergrößerung zum 1. Oktober 1937 umbenannte in KK An der Oste (Sitz in Cadenberge).38 Zum 1. Januar 1977 fusionierten der KK An der Oste und der KK Land Hadeln zum neuen KK Land Hadeln.39 Seit 1. Januar 2013 KK Cuxhaven-Hadeln.40

Patronat

Für die erste Pfarrstelle der bremische Dompropst, nach 1648 der Landesherr, ab 1665 Gf. Hans Christoph Königsmarck, seit 1681 (Reduction der schwedischen Krongüter) wieder der Landesherr (bis 1871). Für Vikariat bzw. zweite Pfarrstelle die Gemeinde (ius nominationis, ius presentationis) und Dompropst (ius collationis, ius investitura); das Patronat über das Vikariat fiel 1665 ebenfalls an Gf. Hans Christoph Königsmarck, der den folgenden Rechtsstreit gegen die Gemeinde jedoch 1669 verlor.41 Die Wahl des zweiten Pfarrers erfolgte bis 1938 nach Feuerstellen; mit der Verordnung betreffend die Aufhebung besonderer Besetzungsrechte beendete die Kirchenregierung diese Praxis am 25. Oktober 1938. Seither Besetzung nach dem Pfarrerwahlgesetz von 1870.42

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, vor 1956

Kirche, Grundriss, vor 1956

Fünfachsiger Bau mit flachem, dreiseitigem Chorschluss, erbaut 1653. Satteldach, nach Osten abgewalmt; jeweils drei Schleppgauben nach Norden und Süden. Backsteinmauerwerk, geböschte, pfannengedeckte Stützpfeiler an Schiff und Chor. Rundbogige Sprossenfenster an Schiff und Chor. Portale im Südwesten und Nordosten, Nebenportal nach Osten. Im Innern holzverschaltes Tonnengewölbe, Querbalken unterhalb des Gewölbes; umlaufende, hölzerne Emporenanlage, im Westen zweistöckig; Kastengestühl. 1789 Neuausmalung. 1980–85 Sanierung, u. a. Ausbesserung Mauerwerk, Erneuerung der Emporen.

Turm

Niedriger Westturm, erbaut wohl um 1300. Verschieferter Turmhelm mit vierseitigem, geschwungenem Ansatz und schlanker, achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Wetterfahne. Backstein- und Feldsteinmauerwerk, Ecklisenen. Im Glockengeschoss gekuppelte, flachbogige Schallöffnungen nach Norden und Süden (Zwillingsfenster, im Süden mit Uhrziffernblatt darüber), zwei einzelne, flachbogige Schallfenster nach Westen, darunter zwei kleine Rundbogenfenster. Rundbogiger Eingang nach Süden. 1717 Turmhelm erbaut, Turmuhr vorhanden. 1935/36 Spitze erneuert. 1955 Instandsetzung; seitdem ist die KG für die Bauunterhaltung des Kirchturms zuständig (vorher politische Gemeinde).43 2010/11 Außenmauerwerk des Turms erneuert. 2012 neuer Glockenstuhl (Holz).

Taufkessel, vor 1956

Taufkessel, vor 1956

Ausstattung

Reich verzierter, architektonisch gestalteter Kanzelaltar (1663, Jürgen Heitmann der Jüngere, Otterndorf), Holz, farbig gefasst; Hauptgeschoss mit vier korinthischen Säulen in drei Felder geteilt; im Mittelfeld polygonaler Kanzelkorb, vor den Ecken korinthische Säulchen, vor den Wandungen Konsolen mit Skulpturen (Evangelisten?), an der Kanzeltür Relief mit Kreuzigungsszene; in den Seitenfeldern plastische Apostelfiguren; auf dem Gebälk vier plastische Apostelfiguren (u. a. Philippus, Paulus und Matthäus); im oberen Feld Relief der Grablegung Christi, flankiert von zwei korinthischen Säulen; darüber Sprenggiebel mit Relief der Himmelfahrt Christi, auf den Giebelschrägen jeweils eine Engelsfigur, als Bekrönung Figur des triumphierenden Christus mit Siegesfahne; in der Predella und am Gebälk oberhalb des Hauptgeschosses kleine Reliefs mit Szenen aus dem Leben Jesu (Geburt, Beschneidung, Darstellung im Tempel, Anbetung der Könige, Gethsemane, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuztragung); vor dem Retabel kastenförmiger, holzverschalter Altar; Inschriften: „Jürgen Heitmann ein Bildhauer hat dieses Altahr ververtiget 1663“, „Cornelius Angelbeck ein Mahler hat dis Altahr staffiret 1664. Anno 1789 ist diese Kirche von den Mahler Friedrich Nicol. Schwibbe, in und auswendig von neuen angemahlt“; Kanzelkorb Anfang des 18. Jh. in den Altar eingefügt.44 – Bronzetaufe (Ende 13. Jh.), Taufkessel verziert mit Schnurzügen, die drei Beine haben tatzenartige Enden. – Posaunenengel mit gedrehter Posaune und Palmenzweig (um 1663, Jürgen Heitmann der Jüngere, Otterndorf), Lindenholz, farbig gefasst; seit 1896 nicht mehr in Gebrauch (Engel war „über eine Umlenkrolle auf dem Kirchenboden mit dem Deckel über dem Bronzetaufbecken […] verbunden, so dass er sich herabsenkte, wenn dieser nach oben gezogen wurde“); vgl. auch den Posaunenengel in Lüdingworth.45 – Reste einer Kreuzigungsgruppe (1663, Jürgen Heitmann d. J., Otterndorf), Kruzifix, Johannes. – Außen: Grabstein eines Ehepaars (spätes 16. Jh.), lebensgroße Reliefs der Verstorbenen, am Rand 16 Wappen. – Frühere Ausstattung: Skulptur des hl. Georg, 1762: „Er [Georg] stehet zu Pferde, in Kupfer gegossen, annoch auf dem Altare dieser Kirchen.“46

Orgel

1581/83 Orgel als „verfallen“ beschrieben.47 Sie – oder ein Nachfolgeinstrument – hatte besaß 14 Register, ein Manual und ein Pedal, war hinterspielig und aufgestellt an der Nordwand der Kirche.48 1630 eine Dispositionsänderung, Hans Scherer der Jüngere (Hamburg). 1653 nach Neubau der Kirche Erweiterung der Orgel, Hans Christoph Fritzsche (Hamburg), 25 III/P (OW, BW, RP). 1683–85 Umbau der Orgel, 28 III/P (OW, BW, RP), Arbeiten ausgeführt von Christoph Abraham Grotius (Stade) und Gottfried Huß. 1776–78 Umbau, II/P (OW, HintW), Georg Wilhelm Wilhelmy (Stade). 1879 Orgelneubau, ausgeführt von Johann Hinrich Röver & Söhne (Stade), 25 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen und Ventillade (Röversche Kastenlade). 1930 Reparatur, Gustav Ehlers (Stade). 1987 Restaurierung, Martin Haspelmath (Walsrode), 25 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen und Ventillade.

Geläut

Zwei LG, I: e’ (Bronze, Gj. 1925, Franz Schilling Söhne, Apolda); II: gis’ (Bronze, Gj. 1695, Johann Lehmeyer, Glückstadt), Inschriften: „Von Gott vnd vom Gebeht sol man den Anfang machen so gehen glvcklich fohrt von Staten unser Sachen“ und „Alles mit der Hvlfe Gottes. Anno 1695 ist diese Glocke gegossen vndt war Pastor H[err] Martinvs Pvrcivs. Vicarivs Siedenborg. Johan Hinrich Lafrentz Jacob von Hots vndt Hinrich Ollrich. Juraten Baltzer Bargemann vndt Andreas Wehrenberg. Johann Lehmeyer me fecit glvckstadt“. Eine SG, cis’’’ (Bronze, Gj. 1989, Alfred Bachert, Heilbronn). – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1635, Hermann Benningk, Hamburg), Inschriften etwa: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“, „Der Kirchen S. Nicolai“, „Durch’s Feuer bin ich geflossen, Herman Benningk von Hamburg hat mich in Stade gegossen Anno 1634“ und „Ich war verderbt durchs Fewres Macht zu dieser Form bin wieder bracht Durch wohlberühmte Mildigkeit Der Brawrknecht Gselschaft Alterleut. Thomas Meyer, Johan Moller“49, Glocke aus der um 1834 abgebrochenen Kirche St. Nicolai in Stade, 1913 eingeschmolzen. Eine LG (Bronze, Gj. 1913?, Franz Schilling Söhne, Apolda), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine Betglocke (Bronze), am Turmhelm, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine SG, c’’’ (Eisen), angebracht in der Laibung eines der westlichen Schallfenster, 1989 ohne Funktion.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus mit Gemeinderäumen (Bj. 1889).

Friedhof

Kommunaler Friedhof in Oberndorf, gut 200 Meter südwestlich der Kirche, angelegt wohl um 1830.50

Liste der Pastoren (bis 1940)

Erste Pfarrstelle: Vor 1572–1594 Cornelius Kirchhoff. – 1594–1600 Georg Golzen. – 1600–1628 Hermann Golzen. – 1628–1657 Ludolf Olbers. – 1657–1681 Dietrich von der Lippe. – 1681–1719 Martin Purcius. – 1719–1728 Gabriel Kunhardt (Kuhnhardt. – 1729–1740 Basilius von Hein. – 1741–1756 Wilhelm Buchner. – 1757–1783 Hector Daniel Wolf. – 1784–1796 Johann Helfreich Willemer. – 1797–1809 Friedrich Konrad Bernhard Mestwerdt. – 1810–1826 Nikolaus Holthusen. – 1827–1828 Diedrich Basilius Mestwerdt. – 1829–1844 Johann Ditmar Wilhelm Hurtzig. – 1844–1884 Johann Christoph Plate. – 1885–1903 Gottlieb Ferdinand Kuno Boeker. – 1904–1909 Hinrich Ahrens. – 1909–1923 Ernst August Dietrich Wilhelm Georg Wilke.

Zweite Pfarrstelle (bis 1757 Vikariat). – 15..–1574 Hieronymus Bremer. – 1574–1594 Georg Götzen. – 1595–1610 (?) Christoph Weber. Bis 1600 Hinrich Bohne. – 1611–1626 Hinrich Bormann. – 1626–1628 Ludolf Olbers. – 1628–1666 Georg Golzen. – 1669–1690 Heinrich Olbers. – 1690–1702 Christian Büchner. – 1702–1705 Ludolf Schlichthorst. – 1705–1710 Henning Bonning. – 1710–1719 Martin Gabriel Kunhardt. – 1719–1741 Christian Wilhelm Buchner. – 1741–1780 Johann Hinrich Goldbeck. – 1780–1790 Heinrich Bernhard Hinck. – 1791–1809(?) Ludwig Christian Kauseler. – 1809–1822 Franz Jeremias Zimpel. – 1822–1826 August Wilhelm Becker. – 1826–1839 Georg Ludwig Friedrich Holthusen. – 1840–1853 Cord Mühlenstedt. – 1853–1876 Albert Nikolaus Wagner. – 1878–1881 Karl Hans Ludolf Parisius. – 1881–1885 Gottlieb Ferdinand Kuno Boeker. – 1889–1899 Karl Heinrich Tienken. – 1900–1904 Hinrich Ahrens. – 1904–1907 Georg Hofmeister. – 1908–1909 Ernst August Dietrich Wilhelm Georg Wilke. – 1909–1913 Franz Bernhard Focken. – 1914–1930 Hermann Wilhelm Frank. – 1930–1938 Rudolf Ernst Hubert Friedrich Werner Hartleben. – 1939–1944 Georg Gotthold Gottfried Richard Adolf Braeß.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 213–214 und III, S. 34

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 1107–1124 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 6188–6194 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 325Digitalisat (CB); A 9 Nr. 2560Digitalisat, 2561Digitalisat, 2562Digitalisat, 2711Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 211, 340, 344 (Orgelsachverständiger); D 55b (EphA An der Oste); L 5g Nr. 249–250, 955 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 1797 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7895 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1681
Trauungen: ab 1681
Begräbnisse: ab 1681
Kommunikanten: ab 1831
Konfirmationen: ab 1793 (Lücken: 1794, 1798, 1800)

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK An der Oste, S. 21–24; Aye/Kronenberg, Taufbecken. S. 264, Nr. 64; Badenius, Kirchenvisitation, S. 66–68; Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 264–266; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1003; Fock, Schnitger, S. 106–107; Kiecker/Lenz/Rüther, KD Land Hadeln, Textband, S. 234–240; Meyer, Pastoren II, S. 213–214; Pape, Haspelmath, S. 190; Pratje, Abhandlungen II, S. 156–158 (= Extractus Protocolli Visitationis über einige Domprobsteiliche Kirchen von 1581 1582 1583, S. 143–184); Pratje, Abhandlungen V, S. 161–202 (= Johann Hinrich Pratje: Nachricht von dem Amte und der Probstey Neuhaus Herzogtums Bremen; insonderheit von den Kirchen daselbst und von den Predigern, die seit der Reformation an denselben gestanden, Teil 1 in: Pratje, Abhandlungen IV, S. 217–328, Teil 2 in: Pratje, Abhandlungen V, S. 119–256); Wolters, Kirchenvisitation 1588, S. 95–97.
B: 700 Jahre Oberndorf. 1316–2016. Oberndorf in der Ostemarsch im Wandel der Zeiten, hrsg. von Heimatfreunde Oberndorf e. V., Oberndorf 2016, bes. S. 72–88 und S. 275.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 48.
  2. Bahrfeldt, Stader Stadtbuch I, S. 95, Nr. 347. 700 Jahre, S. 9.
  3. Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 205 ff. (Zitat: S. 217).
  4. Kiecker/Lenz/Rüther, KD Land Hadeln, Textband, S. 235.
  5. Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 265.
  6. LkAH, L 5g, Nr. 249 (Visitation 1963).
  7. Hodenberg, Stader Copiar, S. 24; Kiecker/Lenz/Rüther, KD Land Hadeln, Textband, S. 234.
  8. Lüneburger UB V, Isenhagen, Nr. 319
  9. RG Online, RG IV 14568, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/14568, 05.04.2023.
  10. Pratje, Abhandlungen V, S. 183 (Nr. III).
  11. RG Online, RG V 01623, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/1623, 05.04.2023.
  12. Pratje, Abhandlungen V, S. 168, bezeichnet den ebenfalls in der Urkunde genannten Peter Mase als Pfarrer, er wird allerdings als parochiano bezeichnet, also als Gemeindeglied.
  13. Pratje, Abhandlungen V, S. 176 ff. (Nr. I) und S. 182 f. (Nr. II).
  14. Pratje, Abhandlungen V, S. 180 (Nr. I)
  15. Zu Ebf. Christoph, gleichzeitig Bf. von Verden, vgl. den Beitrag von Matthias Nistal in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 39 ff. Zur Reformation in Bremen und Verden insgesamt vgl. die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation und Wolters, Reformationsjahrhundert, S. 50 ff.
  16. Pratje, Abhandlungen V, S. 169; Pratje, Abhandlungen II, S. 157.
  17. Dies und das folgende Zitat: Pratje, Abhandlungen II, S. 157.
  18. Pratje, Abhandlungen V, S. 197 (Nr. VII).
  19. Dies und das Folgende: Pratje, Abhandlungen II, S. 157.
  20. Wolters, Kirchenvisitation 1588, S. 97 f.; Badenius, Kirchenvisitation, S. 66. 700 Jahre, S. 83.
  21. 700 Jahre, S. 73.
  22. Der Engel war „über eine Umlenkrolle auf dem Kirchenboden mit dem Deckel über dem Bronzetaufbecken […] verbunden, so dass er sich herabsenkte, wenn dieser nach oben gezogen wurde“, Aye, Kronenberg, Taufbecken, S. 264, Nr. 63.
  23. Pratje, Abhandlungen V, S. 170 und S. 200 (Nr. IX).
  24. LkAH, L 5g, Nr. 249 (Visitation 1938).
  25. P. Braeß befand sich seit 1941 im Kriegsdienst und ist seit 01.09.1944 vermisst.
  26. LkAH, S 1 H III, Nr. 811, Bl. 17. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  27. LkAH, S 1 H III, Nr. 811, Bl. 18.
  28. LkAH, L 5g, Nr. 249 (Visitation 1943).
  29. LkAH, S 1 H III, Nr. 811, Bl. 19.
  30. LkAH, L 5g, Nr. 249 (Visitation 1951).
  31. LkAH, L 5g, unverz., Oberndorf, Visitation 1994. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  32. LkAH, L 5g, unverz., Oberndorf, Visitation 1994.
  33. KABl. 2000, S. 16; LkAH, S 9, Nr. 1797.
  34. KABl. 2009, S. 158 f.
  35. KABl. 2018, S. 128 ff.
  36. Hodenberg, Stader Copiar, S. 21 und S. 24.
  37. LkAH D 55b, Bestandsbeschreibung.
  38. KABl. 1937, S. 165 f.
  39. KABl. 1976, S. 205.
  40. KABl. 2012, S. 301 f.
  41. Pratje, Abhandlungen V, S. 167 f. und Nr. VIII (S. 199 f.).
  42. KABl. 1939, S. 115; LkAH, B 2 K 1/An der Oste I, Bl. 5.
  43. LkAH, B 2 G 9, Nr. 2304, Bl. 23 und Bl. 107.
  44. Greife, Bildschnitzer, S. 89; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1003.
  45. Aye, Kronenberg, Taufbecken, S. 264, Nr. 63.
  46. Pratje, Abhandlungen V, S. 166.
  47. Pratje, Abhandlungen II, S. 157.
  48. Fock, Schnitger, S. 106.
  49. Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 101, Gj. korrigiert nach Kiecker/Lenz/Rüther, KD Land Hadeln, Textband, S. 239.
  50. LkAH, B 2 G 9, Nr. 2304, Bl. 23v.