Sprengel Stade, KK Cuxhaven-Hadeln | Patrozinium: Vitus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Dorf auf einer Warft im Marschenbereich der Niederelbe, um 1230 als Bedenem genannt. Belum zählte zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe, wahrte jedoch, ebenso wie die benachbarten Ksp. Bülkau und Oppeln, bis Anfang des 16. Jh. eine gewisse Autonomie in inneren und äußeren Angelegenheiten (bäuerliche Kommune).1 Belum unterstand dem erzbischöflichen Amt Neuhaus (Oste), dass sich um die 1435 wiedererrichtete Burg Neuhaus herausgebildet hatte. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt).
Belum war bis ins 14. Jh. nach Geversdorf eingepfarrt, hatte aber schon seit etwa 1200 eine eigene Kirche. Ein Priester erscheint zuerst 1454 mit Jacobus Pekesale, rector ecclesiae in bedelheim. Als erster luth. Geistlicher wird Johann Kamphusen geführt (1559). Eine Vikarie blieb über die Reformationszeit zunächst als zweite Pfarrstelle erhalten und wurde 1729 aufgehoben.
Die seit 1921 vakante Pfarrstelle wurde ab 1958 dauerhaft von Geversdorf aus versorgt. Pfarramtliche Verbindung ab 1. Januar 1974 mit Geversdorf2, ab 1. März 1988 mit Neuhaus (Oste)3, ab 1. Januar 2000 mit Bülkau4, ab 1. Juli 2009 mit Geversdorf und Neuhaus (Oste).5 Seit Januar 2019 gehört die KG Belum zur Gesamtkirchengemeinde Am Dobrock; sie besteht weiter als Ortskirchengemeinde.6 Zusammen mit den KG Cadenberge, Kehdingbruch, Oberndorf, Geversdorf, Neuhaus (Oste), Bülkau, Oppeln, Ihlienworth, Steinau, Odisheim, Otterndorf, Osterbruch, Neuenkirchen, Wanna und Nordleda gehört Belum seit Januar 2023 zum verbundenen Pfarramt Region Mitte im KK Cuxhaven-Hadeln, das insgesamt sieben Pfarrstellen umfasst.

Pfarrstellen

I: Vorref. – II: Vor 1581, 1729 aufgehoben.

Umfang

Die Dörfer Belum, Belumer Deich, Belumer Wisch, Bahrdorf, Nordhörne und Westendorf, die Höfe Belumer Schanze, Cammdeich, Freudentheil, Fünftentheil, Hollanderhof und Moldfelde.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropstes. – Kam 1651 unter schwedische Herrschaft, mit Bildung des Konsistoriums in Stade zur Präpositur Neuhaus. Durch Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden ab 1. Januar 1827 Insp. (1924: KK) Neuhaus, 1. Oktober 1937 zum neu gebildeten KK An der Oste.7 1. Januar 1977 nach der Zusammenlegung des KK mit dem KK Land Hadeln zum neuen KK Land Hadeln. Seit 1. Januar 2013 KK Cuxhaven-Hadeln.

Patronat

Der Dompropst von Bremen (1384 belegt8), später der Landesherr (bis 1871). Für die Vikarie hatte nach der Stiftungsurkunde die Gemeinde das Präsentationsrecht, später die Familie der Gf. Königsmarck, dann der Landesherr.

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1956

Kirche, Grundriss, 1956

Einschiffige, romanische Saalkirche aus Feldsteinen (um 1200) mit leicht eingezogenem Rechteckchor im Osten. Um 1500 und 1668 Ausbesserungen in Backstein. Rundbogenfenster aus dem letzten Viertel des 17. Jh. West- und Nordempore. Die Kirche wurde in der Nacht vom 3./4. August 1943 durch einen Luftangriff stark beschädigt und 1949 in alter Form wieder hergestellt. Durch Abtrennung des Chors, der mit einer Zwischendecke versehen wurde, wurde 1988/89 ein zusätzlicher Gemeindesaal geschaffen.

Turm

Aus der Mittelachse nach Norden verschobener massiver Westturm. Flachgeschwungene, barocke Haube in eine achtseitige Spitze überführt. Eindeckung mit Schiefer. Bekrönung durch Kugel, Wetterfahne und Kreuz. Der Turm dient seit 1322 der Elbschifffahrt als Landmarke. 1953 Wiederherstellung nach Kriegsbeschädigung. Erneute Sanierung 1988/89.

Kirche, Blick zum Altar, 1956

Kirche, Blick zum Altar, 1956

Ausstattung

Hölzerne Kanzelaltarwand und Emporen von 1868. – Gedenktafel für die Gefallenen der beiden Weltkriege.

Orgel

Eine Orgel wird schon 1581 im Visitationsbericht erwähnt (Erbauer und Baujahr unbekannt). Um 1677 soll Arp Schnitger an ihr gearbeitet haben; 1717 Instandsetzung durch Rudolf Meyer. 1741 ist Dietrich Christoph Gloger dort nachgewiesen. 1783/86 Neubau durch den Stader Orgelbaumeister Georg Wilhelm Wilhelmy, 19 II/P. Die alten Prospektpfeifen der Vorgängerorgel aus dem 16. Jh. wurden wiederverwendet. 1905 Neubau durch P. Furtwängler & Hammer (Hannover) bei Erhalt von Prospekt und Prospektpfeifen der Wilhelmi-Orgel als Fassade, 14 II/P9, pneumatische Traktur, Kegelladen (Taschenladen). Wegen Klimaanfälligkeit der Furtwängler-Orgel Neubau hinter dem Prospekt von Wilhelmy durch den Orgelbaumeister Rowan West (Altenahr), 11 II/P (HW, HintW). 1. September 2001 eingeweiht. Dabei wurden auch die Prospektpfeifen wieder zum Klingen gebracht.10 2004 Abschluss des zweiten Bauabschnitts. – Chor Orgel: 1960 Neubau durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1973 von der Firma Führer aus Hamburg-Bramfeld übernommen.11

Geläut

Zwei LG, I: as’ (Bronze, um 1450); II: b’ (Bronze, Gj. 1962, Gebrüder Rincker, Sinn). – Eine SG (Bronze).

Liste der Pastoren

Pfarrstelle: 1559 Johann Kamphusen. – 1582 Christoph Gimbach. – 1587–1605 (?) Daniel Mechow. – 1605–1606 Daniel Martin Torgovius. – 1606–1617 Magister Jakob von Anden. – 1617–1646 Melchior Meyer. – 1646–1653 Magister Jakob Rehburg. – 1653–1658 Magister Henning Schroeder. – 1659–1675 Arnold Steinweg. – 1675–1681 Johann Eberhard Meyer. – 1682(?)–1706 Ditmar (Dithmarus)Welle. – 1706–1719 Johann Heseler. – 1720–1746 Otto Ludwig Franke. – 1746–1759 Georg Hinrich Sperling. – 1759–1777 Christian Ulrich Blech. – 1778–1800 Christoph Friedrich Buchholz. – 1801–1827 Dietrich Basilius Mestwerdt. – 1828–1853 Karl Hinrich Heemsoth. – 1853–1854 Georg August von Ahsen. – 1855–1874 Johann Georg Christian Plate. – 1875–1890 William Justus Adolf Willemer. – 1891–1907 Otto August Wilhelm Bünte. – 1908–1913 Christian Theodor Julius Achilles. – 1913–1921 Otto Adolf Hermann Strecker.
Vikariat (aufgehoben 1729): 1581 Lucas Kroese. – 1617–1623 Johann Rehburg. – 1623–1661 Heinrich Versefeld. – 1662–1669 Hinrich Haertel. – 1669–1675 Johann Ehrhard Meyer. – 1675–1682(?) Ditmar Welle. – 1682–1692 Christian Bollmann. – 1692–1695 Balthasar Johann Meybohm. – 1706–1720 Otto Ludwig Franke. – 1720–1728 Hinrich Christian Majohl. – 1729 Konrad Magnus Mumme.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 78

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 151–162 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 662 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 667–673 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 43Digitalisat(CB); A 9 Nr. 2560Digitalisat, 2561Digitalisat, 2562Digitalisat, 2600Digitalisat und 2600aDigitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 271 (Orgelsachverständiger); D 55b (EphA An der Oste).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1661 (Lücken: 1758)
Trauungen: ab 1661 (Lücken: 1758)
Begräbnisse: ab 1661 (Lücken: 1758, 1759)
Kommunikanten: ab 1746 (Lücken: 1753, 1758, 1769–1798; Zahlenregister: 1747–1853)
Konfirmationen: ab 1760 (Lücken: 1771, 1775–1778, 1799)

Literatur

A: Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 118; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 206.
B: Monika Rondthaler: Die neue Rowan West-Orgel in Belum, Landkreis Cuxhaven, in: Zwischen Elbe und Weser 4/2002.


Fußnoten

  1. Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 205 ff.
  2. KABl. 1974, S. 30.
  3. KABl. 1988, S. 16.
  4. KABl. 2000, S. 16 f.
  5. KABl. 2009, S. 158 f.
  6. KABl. 2018, S. 128 ff.
  7. KABl. 1937, S. 165 f.
  8. Hodenberg, Stader Copiar, S. 79.
  9. Im Meldebogen von 1944 mit 15 II/P geführt, LkAH, B 2 G 9/Belum I, Bl. 1.
  10. Rondthaler, S. 19.
  11. LkAH, B 18, Nr. 360 (Orgelbogen).