Sprengel Stade, KK Cuxhaven-Hadeln | Patrozinium: Johannes der Täufer | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Bülkau wurde als Reihensiedlung um 1200 von holländischen Kolonisten angelegt und 1352 erstmals urkundlich erwähnt.1 Bülkau und die benachbarten Ksp. Oppeln, Belum und Bülsdorf wahrten bis ins 16. Jh. weitgehend ihre Unabhängigkeit.2 Der Einfluss der Bremer Ebf. blieb gering. 1423 schloss das Kirchspiel Bülkau ein Schutz- und Trutzbündnis mit dem benachbarten Land Kehdingen. Anfang des 16. Jh. setzten die Ebf. von Bremen ihre Landeshoheit durch. Im Westfälischen Frieden 1648 kam Bülkau unter schwedische, ab 1712 unter dänischen Okkupation und 1715 unter kurhannoversche Herrschaft (Amt Neuhaus/Oste).

Kirche, Ansicht von Südwesten, vor 1956

Kirche, Ansicht von Südwesten, vor 1956

Wann Kirche und Ksp. entstanden, ist unbekannt. Die älteste laut Inschrift für Bülkau gegossene Glocke ist auf das Jahr 1404 datiert. Ein KGb mit Glockenturm muss demnach schon bestanden haben. Mit Iohannes kerkheren tho der bulcow bzw. rector parochialis ecclesie in Bulcowe, zugleich Provisor des Klosters Neuenwalde, erscheint 1405/06 der erste Geistliche.3 Marquardus Budningk, rector parochialis ecclesiae in Bülcow, stiftete 1485 gemeinsam mit den Kirchenjuraten die Vikarie am Johannisaltar. 1495 war derselbe Mitstifter einer Kommende in der Pfarrkirche St. Wilhadi in Stade.4 Die Reformation wurde in stiftsbremischer Zeit eingeführt. In allen Ksp. des Amts Neuhaus/Oste wurde um 1550 luth. gepredigt. Als erster luth. Geistlicher in Bülkau gilt der 1563 verstorbene P. Hinrich Eler.5 Unter den weiteren Pfarrern ist u. a. Jakob Mauritius hervorzuheben (amt. 1670–1704, vorher Prof. in Rostock), sowie dessen Nachfolger Jakob Bauch (amt. 1705–1718), der die Leichenpredigten auf den Präsidenten Jürgen von Marschall (1696) und seine Frau (1687) verfasste.6
Ab 1926 wurde von Bülkau aus die dauervakante Pfarre im benachbarten Oppeln mitversorgt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch die Pfarrstelle in Bülkau vakant. Das LKA machte die Wiederbesetzung von einer Verbindung der KG Bülkau (etwa 1.300 Gemeindeglieder) und Oppeln (etwa 400 Gemeindeglieder) abhängig.7 Mit dem 1. Januar 1967 wurden daher die Pfarrstellen von Bülkau und Oppeln vereinigt, Oppeln in eine KapG umgewandelt und in die KG Bülkau eingegliedert.8 Vom 1. Januar 2000 bis zum 1. Juli 2009 waren die KG Bülkau und Belum unter einem gemeinsamen Pfarramt in Bülkau verbunden.9 Ab 1. Juli 2009 bestand eine pfarramtliche Verbindung mit der KG Oberndorf. Seit Januar 2019 gehört die KG Bülkau zur Gesamtkirchengemeinde Am Dobrock; sie besteht weiter als Ortskirchengemeinde.10 Zusammen mit den KG Cadenberge, Kehdingbruch, Belum, Geversdorf, Neuhaus (Oste), Oberndorf, Oppeln, Ihlienworth, Steinau, Odisheim, Otterndorf, Osterbruch, Neuenkirchen, Wanna und Nordleda gehört Bülkau seit Januar 2023 zum verbundenen Pfarramt Region Mitte im KK Cuxhaven-Hadeln, das insgesamt sieben Pfarrstellen umfasst.

Pfarrstellen

I: Vorref. – II: Vorref. Die zweite Pfarrstelle ging aus der Vereinigung des 1578 gestifteten St.-Annen-Lehens mit der Vikarie St. Johannis Bapt. von 1485 hervor, war bis 1757 Vikariat und wurde 1879 aufgehoben.

Umfang

Die Dorfschaften Bovenmoor und Bülkau (Norderende und Süderende), die Höfe Auedeich zu Norden, Auedeich zu Süden, Auestade, Bullenwinkel, Gehrden, Landmark zu Norden, Landmark zu Süden, Moorwettern, Sprenge und Triftacker. Mit dem 1. April 1951 wurden Teile des Ortsteil Bovenmoor der politischen Gemeinde Bülkau aus der KG Oppeln in die KG Bülkau umgepfarrt.11

Aufsichtsbezirk

Archidiakon war der bremischen Dompropst. – Unter schwedischer Herrschaft 1651 zur Präpositur Neuhaus, ab 1. Januar 1827 Insp. (1924: KK) Neuhaus/Oste. Der KK Neuhaus/Oste ging mit dem 1. Oktober 1937 im neu gebildeten KK An der Oste12 und am 1. Januar 1977 nach Zusammenlegung mit dem KK Land Hadeln im neuen KK Land Hadeln. Seit 1. Januar 2013 KK Cuxhaven-Hadeln.

Patronat

Für die erste Pfarrstelle hatte der bremische Dompropst das Recht zur Nomination, Kollation und Investitur; unter schwedischer Herrschaft die Familie der Gf. Königsmarck (ab 1681), dann der Landesherr (bis 1871). – Zweite Pfarrstelle: Das Recht zur Präsentation hatte die Gemeinde, das zur Kollation früher ebenfalls der bremische Dompropst.

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, vor 1956

Kirche, Grundriss, vor 1956

Die inmitten des Friedhofs auf einer Warft gelegene Kirche wurde wohl schon zur Zeit der friesischen Kolonisation als gotische Feldsteinkirche errichtet. Ein Gestühl erhielt sie wohl erst im Zuge einer Renovierung im Jahr 1584. 1701 wurde das Schiff auf den alten Fundamenten als schlichter Backsteinsaalbau unter Walmdach mit einem Brauthaus an der Nordseite neu aufgeführt. Der polygonale mittelalterliche Chor blieb erhalten. Einbau von Emporen auf der Nord- und Südseite. Umbau und Sanierung 1857/58: Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörten der Abriss des Brauthauses, die Sicherung des Außenmauerwerks durch Strebepfeiler und der Einbau von neuen Rundbogenfenstern sowie Zugängen an der Nord- und Südseite der Kirche. Dis bisherige Flachdecke wurde durch eine Segmentbogentonne ersetzt. Der Altarraum erhielt einen Kanzelaltar und Priechen (als Sakristei und Versammlungsraum der Kirchenvorsteher vor dem GD). Bei einer weiteren Renovierung 1959–64 wurden der Kanzelaltar und die Emporen bis zur Höhe der Orgelempore wieder entfernt. Die Zugänge an der Nord- und Ostseite wurden vermauert.

Kirche, Blick zum Altar, vor 1956

Kirche, Blick zum Altar, vor 1956

Turm

Vor der Westseite des Schiffs ein freistehender quadratischer Turm aus Holzfachwerk mit Holzverschalung (um 1600, 1776 und 1964 renoviert), ins Achteck überführte verschieferte Spitze.

Ausstattung

Blockaltar mit gemauertem Stipes und Sandsteinplatte. – Hölzerne Kanzel. – Bronzetaufkessel auf vier Trägerfiguren (um 1250/zweite Hälfte 13. Jh.)13 – Im Chor eine Triumphkreuzgruppe (um 1515, 1994/98 restauriert), die aus der 1541 abgebrochenen Kapelle St. Joost bei Stinstedt stammen soll. – Messingkronleuchter von 1680 und 1702. – Grabplatte des Schultheißen Joachim Linder (1649–73 Schultheiß in Bülkau). – Epitaph für den Bauern Rathe Albers (um 1683). – Kronleuchter von 1680 und 1702.

Orgel

Orgel

Orgel

Die Orgel war ursprünglich im Schiff, später im Altarraum aufgestellt und wurde 1838 auf die Empore verlegt. Das Hauptwerk wurde nach 1676/bis 1679 von Arp Schnitger (Hamburg) erbaut, Pedal 1689, Brustwerk und Pedaltürme 1758/59 von Dietrich Gloger (Stade) ergänzt; 22 II/P (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen. Reparaturen 1792 und 1832 durch Georg Wilhelm bzw. Johann Georg Wilhelm Wilhelmy (Stade). 1912 Neubau eines pneumatischen Werks mit 21 Stimmen hinter dem alten Prospekt durch P. Furtwängler & Hammer (Hannover). 1968 weiterer Neubau des Werks durch Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 9 I/aP. Im zweiten Bauabschnitt (Pedal) 1976 auf 14 I/P erweitert und im dritten Bauabschnitt 1989/90 um ein Brustwerk mit acht Registern sowie eine weitere Stimme im Pedal auf 23 II/P (HW, BW) ergänzt; mechanische Traktur, Schleifladen. Einweihung 11. März 1990. Teile des Denkmalprospekts von Arp Schnitger sind erhalten.

Geläut

Vier LG, I: fis’ (Bronze, Gj. 1776, Johann Nikolaus Bieber, Hamburg), Inschrift u. a.: „Ich bin zwar selber todt, doch weck ich auf zum Leben, denn dieses kann dasz Wort, dazu ich rufe geben“; II: gis’ (Bronze, Gj. 1962, Gebrüder Rincker, Sinn); III: c’’, Katharina (Bronze, Gj. 1455, Hermann Klinghe der Ältere), Inschrift: „katarina bin ick gheheten de van der bvlkow leten mi gheten. hermen klinghe anno dni m cccc lv“14; IV: dis’’ (Bronze, Gj. 1962, Gebrüder Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: 1798 verfügte die Kirche über ein dreiteiliges Geläut aus den heutigen LG I und III sowie einer weiteren Glocke von 1776 (Johann Nikolaus Bieber, Hamburg)15, Inschrift: „Ich läute zum Geleit, zur Predigt, zu den Leichen, ich melde Feur und Krieg und gebe Friedenszeichen. Gib, Jesu, daß mein Ton in Fried und Freud erschalle, bewahr dies Land für Feur, für Pest und Überfall!“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zusammen mit einer weiteren, wohl später gegossenen Glocke ittlerer Größe eingeschmolzen.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus I (Ursprüngliches Baujahr unbekannt. Neubau 1864 bzw. 1888. Das Vorderhaus wurde 1983 zum Gemeindesaal umgebaut). Neues Pfarrhaus (Bj. 1967/68, Architekt: Wiedenroth, Bremerhaven). – Pfarrhaus II (Bj. wohl 1701, 1802 vergrößert, wurde nach Aufhebung der Pfarrstelle Küster- und Organistenhaus, 1936 Abbruch und Neubau, später verkauft). – Altes Organistenhaus, auf dem jetzigen Friedhofsgrundstück, 1878 verkauft, 1925 zugunsten der Friedhofserweiterung abgebrochen.

Friedhof

Auf dem Kirchhof. 1866 und 1928 erweitert. In Trägerschaft der KG. FKap (Bj. 1968, erbaut durch die politische Gemeinde).

Liste der Pastoren (bis 1940)

Erste Pfarrstelle: Bis 1563 Hinrich Eler. – 1563–1567 Paul Stöver. – 1567 (?)–1582 Hartwig Frey. – 1582–1623 Georg Goldbach. – 1623–162. Augustin Goldbach. – 162.–1628 Nikolaus Friedrichs (Friderici). – 1629–16.. Paul Stöver. – 1632 (?)–1670 (?) Magister Dietrich Broyer. – 1670–1704 Jakob Mauritius. – 1705–1718 Jakob Bauch. – 1719–1722 Peter Coelestin Krauchenberg. – 1723–1732 Magister Angelus Matthäus Büttner. – 1732–1768 Valentin Krauchenberg. – 1768–1780 Johann Meinhard Kolster. – 1781–1789 Clemens Matthias Uhlenhoff. – 1790–1823 Hieronymus Johann Dietrich Peycke. – 1824–1844 Hermann Christoph Matthaei. – 1845–1854 Gustav Burchard Wyneken. – 1854–1855 Ludwig Henckel. – 1856–1885 Karl Franz Eduard Meyer. – 1886–1894 Heinrich Peter Wilhelm Peters. – 1894–1902 Ernst August Niemack. – 1902–1908 Johann Hermann Ludwig Schecker. – 1909–1927 Gustav Wilhelm Haase. – 1927–1933 Franz Georg Hermann Honig. – 1934–1962 Karl Friedrich Wilhelm Fischer.
Zweite Pfarrstelle (bis 1757 Vikariat): Heinrich Lau. – Vor 1578 Alverich Hüpken (Geyken). – 15..–1578 Hinrich Spaet. – 1578–1581 Johann Edler. – 15..–1584 Bartholomäus … – 1585–1… Valentin Hochstedt (Hepstede). – 1609–1610 Jakob Neapolitanus. – 1610–… Nikolaus Friederichs. – 1618–1621 Magister Diedrich Blohm. – 16..–1623 Magister Georg Goldbach. – 1623–1635 Wilhelm Stöver. – Um 1642 Matthias Gerlach(ius). – 1650–1667 Johann Brandeshagen. – 1670–1681 Daniel Schilling. – 1681–1685 Jakob Hahn. – 1685–1705 Jakob Bauch. – 1705–1710 Johann Albert Voigt. – 1710–1729 Basilius von Hein. – 1730–1778 Peter Peycke. – 1779–1790 Hieronymus Johann Dietrich Peycke. – 1790–1809 Anton Dietrich Friedrich Einstmann. – 1809–1820 Detlef Nikolaus Roesing. – 1821–1836 Andreas Wilhelm Ferdinand Sparnecht. – 1836–1852 Franz Hermann Kedenburg. – 1853–1875 Christoph Georg Wilhelm.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 144–145

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 298–318 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 655 und 659 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 1298–1304 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 81Digitalisat(CB); A 9 Nr. 2560Digitalisat, 2561Digitalisat, 2562Digitalisat, 2612Digitalisat, 2613Digitalisat (Visitationen); D 55b (EphA An der Oste).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1610 (Lücken: 1620, 1624, 1625, 1627, 1637–1650)
Trauungen: ab 1614 (Lücken: 1615–1650)
Begräbnisse: ab 1614 (Lücken: 1620, 1624, 1625, 1627, 1637–1650)
Kommunikanten: ab 1661 (Lücken: 1733–1875; Zahlenregister: März 1732–1875)
Konfirmationen: ab 1792 (Zahlenregister: 1778–1791)

Literatur & Links

A: Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 127 f.; ; Fock, Schnitger, S. 32 f.
B: Wilhelm Ahlf: Bülkau. Vergangenheit und Gegenwart, Bülkau [2013].
Internet: Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche


Fußnoten

  1. Ahlf, S. 45.
  2. Dannenberg/ Schulze, Geschichte II, S. 205 ff.
  3. UB Neuenwalde, Nr. 134–136.
  4. UB St. Georg Stade, Nr. 489.
  5. Meyer, Pastoren I, S. 144.
  6. Rotermund, Das gelehrte Hannover I, S. 108.
  7. LkAH, B 2 K 1/An der Oste I, Bl. 18 (Vermerk Dezernat 13, 02.08.1965).
  8. KABl. 1967, S. 18 f.
  9. KABl. 2000, S. 16 f.
  10. KABl. 2018, S. 128 ff.
  11. KABl. 1951, S. 13.
  12. KABl. 1937, S. 165 f.
  13. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 319.
  14. Greife, Klinghe, S. 6.
  15. LkAH, A 8/Bülkau (Corpus bonorum 1798).