Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hameln-Pyrmont | Patrozinium: Johannes der Täufer | KO: Braunschweigische KO von 1709

Orts- und Kirchengeschichte

Frenke wird 1050 im Güterverzeichnis des Klosters Corvey erstmals erwähnt. Die nach ihrem dortigen Stammsitz benannten, in der Region reich begüterten Herren von Frenke erscheinen 1231 in einer Pyrmonter Urkunde. Sie waren Lehnsmänner der Edelherren von Homburg, der Gf. von Everstein, der Gf. von Schaumburg, der Bischöfe von Minden und der Äbte von Corvey und sind wohl mit dem Tod des Herbort von Frenke 1558 erloschen. Die Landeshoheit lag bei den Edelherren von Homburg, dann beim Hochstift Hildesheim und fiel nach der Stiftsfehde 1519 an die Hzg. von Braunschweig-Lüneburg. Zunächst dem Amt Wickede unterstellt, kam Frenke 1591 zum calenbergischen Amt Grohnde. Die Umgliederung war möglicherweise der Anerkennung der Hoheit der von Hake über Frenke geschuldet, die in der Folge auch das Patronatsrecht über die Kirche ausübten. Das Amt Grohnde ging 1859 im Amt Hameln auf. Mitte des 19. Jh. umfasste die Gemeinde 169 Einwohner in 20 Reihestellen. Seit 1973 ist Frenke Ortsteil der Gemeinde Emmerthal.

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1961

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1961

Frenke gehörte ursprünglich zur KG Oberbörry und wurde 1288 als Parochie verselbständigt. Stifter der Kirche waren der Ritter Johannes von Frenke und seine Frau Lefgardis sowie ihre Söhne Bruno, Johannes und Hermann. Die Mutterkirche in Oberbörry wurde aus Frenkeschen Familienbesitz entschädigt. Das Kirchengebäude dürfte bald nach der Abtrennung von der Muttergemeinde errichtet worden sein. Als Geistliche erscheinen Johannes de Gronede (rector ecclesie, 1344)1, Hermann Mönneke (1424), Heinrich Egberti (1459)2 und Christopherus Fried (1585).
Die Reformation wurde wohl um 1542 nach dem Sieg der Truppen des Schmalkaldischen Bundes über Heinrich den Jüngeren eingeführt, setzte sich aber – nach vorübergehender Rekatholisierung nach der Rückkehr Heinrichs 1547 – erst unter dessen Nachfolger Julius 1568 endgültig durch.
Über einen eigenen Geistlichen verfügte die Gemeinde zu dieser Zeit schon nicht mehr. Die parochiale Verbindung wechselte mehrfach. Möglicherweise hielten sich die luth. Einwohner während des kath. Intermezzos an eine benachbarte Pfarre im Calenbergischen (vielleicht Niederbörry, wo seit 1554 ein luth. Prediger amtierte). Auch waren dort die von Hake begütert, die auch in Frenke seit dieser Zeit als Lehnsinhaber auftraten und das Patronatsrecht beanspruchten. Zeitweilig setzten die von Schulenburg ihre Ansprüche auf das Besetzungsrecht durch und übergaben die Pfarre dem P. von Hehlen. 1580 beriefen die Gemeindeältesten den Sohn des Pastors Fricke in Niederbörry zu ihrem Geistlichen. Im gleichen Jahr wird Frenke erneut als Filial von Hehlen bezeichnet. Beendet wurde der Konflikt 1588 mit der Berufung des Johannes Bolenius (Bohle), seit 1570 P. in Heyen.
Die Verbindung mit dem wolfenbüttelschen Heyen wurde auch nach der Umgliederung in das calenbergische Amt Grohnde 1591 beibehalten. Aufgrund des Restitutionsedikts von 1629 war die Pfarre während des Dreißigjährigen Krieges noch einmal kurzzeitig kath.
Unter P. Johann Brase (amt. 1648–1680) wurde der erste Lehrer nach Frenke berufen. Ab 1657 erscheint in den Kirchenrechnungen ein Posten für die Wohnung des Schulmeisters. 1662 erbauten die Gf. von der Schulenburg der Gemeinde Frenke das erste Schulhaus.
Die weite Entfernung zwischen Heyen und Frenke bot häufig Anlass zur Klage. Eine Verbesserung ergab sich erst mit der Lösung der Verbindung zwischen den KG Grohnde und Hajen (1914). 1925/26 wurde Frenke vom Heyen getrennt und zunächst durch verschiedene P. des KK Börry vikarisch versorgt. Mit dem 10. Oktober 1932 wurde es mit der KG Hajen pfarramtlich verbunden.3 Seit 1997 werden die KG Frenke und Hajen von Börry aus betreut. Die KG Frenke umfasste 1990 noch 93 Gemeindeglieder.4
Seit Januar 2013 bestand das verbundene Pfarramt in Emmerthal, zu dem die Gemeinden Börry, Esperde, Frenke, Grohnde, Hajen, Lüntorf und Ohsen zählten. Zum 1. Januar 2022 gründete sich das Verbundene Pfarramt Emmer-Wesertal, zu dem alle Gemeinden der Region 5 des KK Hameln-Pyrmont gehören: Afferde, Börry, Esperde, Frenke, Grohnde, Hajen, Hämelschenburg, Hastenbeck-Voremberg, Lüntorf, Ohsen und Tündern. Die Gemeinden wollen inhaltlich und personell zusammenarbeiten; der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus 14 Delegierten der Gemeinden und drei Pastor*innen, leitet den Pfarrverbund.5

Umfang

Das Dorf Frenke.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden. – 1569 zur Suptur. (Insp.) Halle der Generaldiözese Alfeld. 1664 zur neu errichteten Insp. Börry (1935 in die Propstei Eschershausen umgewandelt). 1947 zum KK Bodenwerder. Mit Auflösung des KK Bodenwerder am 1. Januar 1999 in den KK Hameln-Pyrmont umgegliedert.

Patronat

Die von Frenke als Stifter der Kirche (1588 erloschen) hatten das Patronatsrecht als Lehen des Klosters Corvey. 1395 war Hermann von Frenke vom Kloster mit dem Kirchlehen in Frenke belehnt.6 Als Erben des Geschlechts machten sich die Gf. von der Schulenburg in Hehlen als Gerichtsherren über Frenke und die von Hake auf Ohr als Lehnsherren des erloschenen Geschlechts von Frenke das Patronatsrecht streitig. Den von der Schulenburg gelang es wiederholt, das Besetzungsrecht auszuüben. Wohl seit 1591 waren die von Hake als Patronatsherren anerkannt. Seit dem 18. Jh. der Landesherr.

Kirchenbau
Kirche, Ansicht von Südosten, 1988

Kirche, Ansicht von Südosten, 1988

Kleiner steinsichtig verputzter, annähernd quadratischer Bruchsteinbau mit Dachreiter auf dem Westgiebel; im Osten ein niedriger kreuzgratgewölbter Choranbau mit gotische Spitzbogenfenstern. Das mittelalterliche Kirchengebäude wurde 1897/98 nach Plänen von Conrad Wilhelm Hase im neugotischen Stil umgebaut. Dabei wurden die Fenster vergrößert und der Haupteingang mit einem Vorbau aus Ziegelmauerwerk an die Westseite verlegt. Eine früher links vom Altarraum befindliche Sakristei aus Holzwänden wurde 1957 abgebrochen. Flache verputzte Decke. Im Westen eine Orgelempore (Mitte 19. Jh.). Renovierung 1984/85.

Fenster

Altarfenster mit der Darstellung Johannes des Täufers von Ferdy Horrmeyer (1957).

Turm

Vierseitiger Dachreiter mit Spitzhelm über dem Westgiebel. 1886 erneuert.

Kirche, Blick zum Altar, 1988

Kirche, Blick zum Altar, 1988

Ausstattung

Die Kirche hatte früher einen Kanzelaltar, der im Zuge der Renovierung von 1898 abgebaut und durch einen neuen Altar mit neugotischem Altaraufsatz des Hofbildhauers Wilhelm Sagebiel aus Braunschweig (gestiftet durch den Hofbesitzer Heinrich Meyer, Frenke) ersetzt wurde. Letzterer wich 1957 einem Kruzifix aus dunklem Eichenholz. 1985 wurde der Altaraufsatz von Sagebiel wieder aufgestellt. – Neugotische Kanzel (um 1850). – Taufstein, 1962 geschaffen von Steinmetzmeister Siever (Börry); ersetzte einen achteckigen zum Fuß hin verjüngten Taufstein, vermutlich aus der Erbauungszeit der Kirche. – Ölgemälde des Heiligen Abendmahls (Anfang 17. Jh.).

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1957

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1957

Orgel

Erste Orgel 1852/53 von P. Furtwängler (Elze), 8 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen.7 1990/91 Restaurierung durch Martin Haspelmath (Walsrode).

Geläut

Eine LG (Bronze, Gj. 1614). – Früherer Bestand: An der nördlichen Außenseite des Dachreiters befand sich früher wohl eine SG (1885 bereits nicht mehr vorhanden).8

Friedhof

Eigentum der KG. Ursprünglich auf dem Kirchhof, wo die letzten Gräber um 1940 eingeebnet wurden. Heutiger Standort im Süden vor dem Dorf (Am Thie).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 4202 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 2522–2524 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 738Digitalisat, 739Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 169 (Orgelsachverständiger); D 25 (EphA Bodenwerder).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1654
Trauungen: ab 1649
Begräbnisse: ab 1648
Kommunikanten: ab 1828
Konfirmationen: ab 1714 (Lücken: 1756, 1757)

Mutterkirche Hajen

Literatur

A: Bühring, KD Lkr. Hameln-Pyrmont I, S. 173–176; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 477; Köhler & Gelderblom, Dorfkirchen, S. 110–111; Pape, Haspelmath, S. 142.
B: Wilhelm Hölscher und Horst Metje: 700 Jahre St.-Johannis-Kirche zu Frenke. 1288–1988, Frenke 1988; Wilhelm Hölscher: Frenke. Begegnungen mit der Geschichte unseres Ortes, [Frenke 2000].

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. UB Hameln I, Nr. 385.
  2. UB Hameln II, Nr. 349.
  3. KABl. 1932, S. 93.
  4. LkAH, L 5h, unverz., Hajen, Visitation 1990.
  5. Siehe: https://region5.kirche-hameln-pyrmont.de/, 28.06.2022.
  6. Berner, Amt Grohnde, S. 59.
  7. LkAH, D 25 Spec. Frenke 5131.
  8. LkAH, D 25 Spec. Frenke 512 (Schreiben des KV zu Frenke, 30.10.1885).