Sprengel Hannover, KK Burgwedel-Langenhagen | Patrozinium: Elisabeth (seit 1958)1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die erste schriftliche Erwähnung der heutigen Stadt Langenhagen findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1312, in der es um den decimam super novam indaginem geht, also um den Zehnten von Nienhagen.2 Der Ortsname wandelte sich bis Ende des 16. Jh. zu Langenhagen. Das Dorf zählt zu den Hagenhufendörfern, die überwiegend im 13. Jh. planmäßig angelegt wurden. Langenhagen gehörte zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Roden bzw. von Lauenrode, das sie in den 1240er Jahren an die Welfen abtraten.3 Verwaltungsmittelpunkt des Gebietes war die Burg Lauenrode, dementsprechend findet sich im 14. Jh. die Bezeichnung Vogtei Lauenrode. Nach der Zerstörung der Burg 1371 (Lüneburger Erbfolgekrieg) etablierte sich das spätere Langenhagen als neuer Vogteisitz. Die Vogtei unterstand zeitweise der Großvogtei Calenberg, entwickelte sich seit dem 16. Jh. jedoch zum zunehmende eigenständigen Amt Langenhagen im Fsm. Calenberg.4 In der französischen Zeit war Langenhagen von 1810 bis 1813/14 Sitz des gleichnamigen Kantons im Distrikt Hannover des Departements Aller im Kgr. Westphalen. Danach wurde Langenhagen, nun im Kgr. Hannover, wieder Sitz des gleichnamigen Amtes, das 1859 im Amt Hannover aufging. Nach der preußischen Annexion von 1866 änderte sich die Amtsverfassung zunächst nicht. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Langenhagen zum Lkr. Hannover (2001: Region Hannover). 1938 wurden die Ortschaften Brink und Langenforth eingemeindet und 1959 erhielt Langenhagen Stadtrechte. In einer Beschreibung des Amtes Langenhagen aus der Mitte des 18. Jh. heißt es, dass „die wenigsten Einwohner allein und bloß vom Ackerbau leben“.5 Wichtig für die Entwicklung des Ortes waren der Eisenbahnanschluss 1890 (Strecke Hannover–Visselhövede), der Anschluss an das Hannoveraner Straßenbahnnetz (1900), der Bau des Mittellandkanals (Hafen Brink 1916–1974) und der Bau des Flughafens (1951/52). Im Jahr 1810 lebten im Pfarrdorf Langenhagen (Bauerschaften und Dörfer Altenhorst, Brink, Evershorst, Hainhaus, Kaltenweide, Kircherbauerschaft, Krähenwinkel, Langenforth, Maspe, Twenge und Wagenzelle) insgesamt gut 1.150 Menschen, 1905 knapp 2.850 und 1946 knapp 9.345 (jeweils Dörfer Langenhagen, Langenforth und Brink). 2018 lag die Einwohnerzahl der Stadt Langenhagen bei knapp 54.250.
Ab 1963 war Langenhagen Sitz der Suptur. des KK Hannover-Nord, der Sup. hatte die dritte Pfarrstelle der Elisabethgemeinde inne. Zum KK zählten anfangs die Langenhäger Gemeinden Elisabeth und Emmaus, die KG Godshorn und Krähenwinkel sowie die Hannoveraner Gemeinden Heilig-Geist, Lukas, Titus (Vahrenheide) und Vahrenwald. Später kamen die KG St. Paulus (1964), Engelbostel (1976) und Elia (1987) hinzu. Seit Januar 2001 ist Langenhagen Sitz des neuen KK Burgwedel-Langenhagen, zu dem 2019 folgende Gemeinden zählten: Altwarmbüchen, Bissendorf Brelingen, Burgwedel, Elze-Bennemühlen, Engelbostel, Fuhrberg, Godshorn, Isernhagen, Kaltenweide-Krähenwinkel, Kirchhorst, Mellendorf, Resse und Wettmar sowie die vier Langenhäger KG Elisabeth, Emmaus, Elia und St. Paulus.

Langenhagen, Elisabethkirche

Ansicht der Elisabethkirche von Nordwesten, um 1902

Kirchlich gehörte Langenhagen zunächst zu Engelbostel. In einer Urkunde aus dem Jahr 1391, in der es um Seelenmessen für die Mitglieder des Hannoveraner Kalands und die welfischen Herzöge geht, ist erstmals ein kerkhere […] to deme Nynehaghene erwähnt.6 Der Name des Pfarrers bleibt jedoch ungenannt. Weitere Quellen zur Kirchengeschichte Langenhagens finden sich erst in nachref. Zeit.
Im welfischen Fsm. Calenberg regierte seit 1540 Elisabeth von Calenberg-Göttingen als Vormund für ihren minderjährigen Sohn Erich. Sie war 1538 zum Luthertum übergetreten und führte 1542 den neuen Glauben in ihrem Fsm. ein, indem sie eine von Antonius Corvinus verfasste ev. Kirchenordnung in Kraft setzte.7 Bereits 1543 ist die Witwe eines demnach ev. Pfarrers in Langenhagen belegt.8 Ein Jahr später hatte P. Heinrich Flüggen (amt. etwa 1544–1570) das Pfarramt inne; Antonius Corvinus ließ Flüggens Einkommen aufbessern, da „die pfarr zum Langenhagen so gering und unvermöglich ist, das sich ein pastor schwerlich daselbst erhalten kan“.9 Mit der gleichen Begründung übertrug Hzgn. Elisabeth der Pfarre 1546 „zu furderung gots ehren, vnnd desselben saligmachend[en] worts“ die Abgaben eines Meierhofs in Ricklingen.10 Ein Jahr zuvor hatte Elisabeths Sohn als Erich II. die Regierung in Calenberg übernommen. 1547 trat er zum Katholizismus über; seine Versuche einer Rekatholisierung des Fsm. scheiterten jedoch an den Calenbergischen Ständen, die 1553/55 die Beibehaltung der Lehre Luthers durchsetzen konnten. Nach Erichs Tod fiel Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.11
In den Unterlagen zur Kirchenvisitation 1588 ist Langenhagen nur knapp erwähnt: Der Pfarrer hieß Johannes Holste (amt. 1572–1637), seine theologischen Kenntnisse waren eher mittelmäßig (mediocriter utcunque), der Küster hieß Bodfeld. Zudem heißt es: „Haben keine Schule; ist eine verordnet.“12 Allerdings ist bereits aus dem Jahr 1584 ein Stundenplan (oder ein Stundenplanentwurf?) für eine schola Langenhagensis erhalten.13 Der Name eines Lehrers ist erstmals 1632 überliefert.14 In die 65jährige Amtszeit P. Holstes fiel neben der Gründung der Schule eine Reparatur des Kirchturms (1588–91), möglicherweise der Neubau des Kirchenschiffs (um 1600) und die Anschaffung des bis heute benutzten Taufsteins (1630).15 Laut Eintrag im ältesten Langenhäger Kirchenbuch starb P. Holste 1637 in seinem 97. Lebensjahr.16

Elisabeth-Kirche, Ansicht von Südosten, 2020

Elisabeth-Kirche, Ansicht von Südosten, 2020, Foto: Wolfram Kändler, CC BY-SA 3.0 de

Mitte des 19. Jh. zählte die KG Langenhagen etwa 2.000 Gemeindeglieder und die alte Kirche reichte nicht mehr aus. Nach Entwürfen des Konsistorialbaumeisters Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) entstand 1867 bis 1869 das heutige neugotische Kirchenschiff, ein „bemerkenswert gelungener historistischer Bau“.17 Die Pläne zum Neubau des Turms verwarf die Gemeinde nicht zuletzt aus finanziellen Gründen.18 Das stetige, mitunter sprunghafte Wachsen der Gemeinde zählte im 20. Jh. zu den Grundbedingungen der Entwicklung der KG Langenhagen. Im Jahr 1910 richtete das Konsistorium eine zweite Pfarrstelle ein, die 1911 besetzt wurde. Einen Teil des Gehalts des zweiten Pastors trug bis 1938 die 1861 gegründete Landes-Heil- und Pflegeanstalt.19 Seit 1933 teilte sich die Gemeinde in zwei Seelsorgebezirke: Der Nordbezirk besaß teilweise noch einen eher dörflichen Charakter (Krähenwinkel, Kaltenweide), der Südbezirk war bereits vorstädtisch geprägt.
Während der NS-Zeit betreuten P. Rudolf Gensch (amt. 1932–1934), P. Johannes Kirchhefer (amt. 1933–1948) und P. Richard Wendland (amt. 1935–1966, Kriegsdienst und gefangenschaft 1939–1948) die KG Langenhagen. P. Gensch stand kirchenpolitisch auf Seiten der DC, zählte sich rückblickend zu deren gemäßigtem Flügel. Zudem konnte er, wie er 1948 berichtete, die „als ‚Deutsche Christen‘ gewählten Kirchenvorsteher zu tätigen Gemeindegliedern kirchlich erziehen“.20 Zwei der sechs 1933 in Langenhagen gewählten Kirchenvorsteher traten 1939 zurück, da sie gleichzeitig Ämter in der NSDAP inne hatten (Politische Leiter).21 Die Zahl der Gemeindeglieder war von 6.000 im Jahr 1933 auf etwa 10.000 im Jahr 1939 gewachsen. Angesichts dieser Zahlen stellte der Sup. des KK Hannover III fest, die beiden Pfarrer bräuchten Unterstützung bei der „Riesenaufgabe“ all jene zu sammeln „die Christen bleiben wollen“.22 Während des Zweiten Weltkriegs brannte das Pfarrhaus der Gemeinde ab (1943, einschließlich großer Teile des Pfarrarchivs) und die Kirche wurde bei verschiedenen Luftangriffen beschädigt (1943–45, Dach abgedeckt, Fenster zerstört). Nach „Behebung der nur geringen Kriegsschäden“ konnte sie Palmsonntag 1948 wieder eingeweiht werden.23

Elisabeth-Kirche, südliches Querhaus

Elisabeth-Kirche, südliches Querhaus, 2020, Foto: Wolfram Kändler, CC BY-SA 3.0 de

In den Jahren nach Kriegsende betreuten die beiden Ostpfarrer P. Wilhelm Gautzsch (Vertreter für P. Wendland) und P. Ernst Nasner (amt. 1948–1965) die Gemeinde. Mit der Aufnahme Geflüchteter war die Zahl der Katholiken in Langenhagen, die schon in der ersten Hälfte des 20. Jh. gewachsen war, noch einmal deutlich angestiegen. Im Dezember 1951 konnte die kath. Gemeinde ihre Kirche Mariä Himmelfahrt einweihen, im März 1954 wurde sie eigenständig.24 Die Zahl der ev. Gemeindeglieder lag Anfang der 1950er Jahre bei etwa 15.000. Und nachdem die KG Langenhagen 1939 erstmals einen Teil ihres Gemeindegebietes an eine andere KG abgegeben hatte, setzte nun die Phase der Tochtergründungen ein: 1956 machte sich der Südteil Langenhagens als Emmausgemeinde selbständig, 1962 gründete sich die Matthias-Claudius-KG Krähenwinkel, 1964 kamen weitere Gemeindeteile an die Emmausgemeinde, aus der gleichzeitig die neue St. Paulus-KG hervorging und 1987 folgte mit der Elia-KG eine letzte Tochtergemeinde.25 Zwei Jahre nach der Gründung der Emmausgemeinde nahm die KG Langenhagen 1958 den Namen Elisabethgemeinde an.26 Während in den Visitationsberichten der 1950er und 1960er Jahre regelmäßig die schwierige Situation der KG betont wurde („Eine unserer gefährdeten Stadtrandgemeinden“27), freute sich LSup. Hartmut Badenhop 1984 über „so viel und so gutes inhaltliches Profil, sachgemäßes Engagement, christliches Gemeindeleben im ‚Normalalltag‘ und die Vielfalt überlegten Dienstes“.28 Seit 1967 ist die Gemeinde Trägerin eines ev. Kindergartens. Seit 2003 unterstützt der Verein „Kirche, Musik & Kultur – Förderverein der Ev.-luth. Elisabethkirchengemeinde Langenhagen e. V.“ die Gemeindearbeit; er trägt u. a. zur Finanzierung einer Kirchenmusikerstelle bei. Die KG Langenhagen unterhielt eine Partnerschaft mit der ev.-luth. Luthergemeinde in Leipzig (2002 in der Leipziger Kirchgemeinde St. Thomas aufgegangen).

Pfarrstellen

I: vorref. – II: 1910.29 – III: 1953–1956 (übergegangen auf die Emmausgemeinde). Neu 1958–1962 (übergegangen auf die KG Krähenwinkel).30 Neu 1963 (Pfarrstelle des Sup.).31 IV: 1981–1987 (übergegangen auf die Eliagemeinde.32

Umfang

Langenhagen mit den Ortschaften Kircherbauerschaft, Krähenwinkel und Langenforth. Seit 1650 auch Altenhorst und Brink, seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. auch Kaltenweide (1757) und Wagenzelle (1781).33 1939 Siedlungsgebiet Brink-Friedenau an die neue KG Vinnhorst abgegeben.34 Brink, Wiesenau und Teile Langenforths 1956 zur neuen Emmausgemeinde.35 Evershorst 1961 von KG Engelbostel zur Elisabethgemeinde umgepfarrt.36 Krähenwinkel, Kaltenweide, Wagenzelle und Altenhorst 1962 zur neuen KG Krähenwinkel.37 Weitere Gemeindeteile an Emmausgemeinde abgegeben.38 Stadtmitte, Neue Bult und Silberseesiedlung 1987 zur neuen Eliagemeinde.39

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Pattensen der Diözese Minden.40 – 1542 zunächst der LSuptur. für das Fsm. Calenberg unterstellt, 1588 zur neuen Insp. Ronnenberg.41 1851 Insp. Hainholz bzw. Limmer (Sitz der Suptur. bis 1859 in Hainholz, dann in Limmer). Mit dem 15. Oktober 1909 zur neuen Insp. (1924: KK) Hannover III.42 1963 zum neuen KK Hannover-Nord.43 Zum 1. Januar 2001 in den KK Burgwedel umgegliedert, der gleichzeitig in KK Burgwedel-Langenhagen umbenannt wurde.44

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Elisabethkirche, Grundriss (Hase, Neubau, Tafel 477)

Elisabethkirche, Grundriss (Hase, Neubau, Tafel 477)

Neugotischer, dreischiffiger Bau mit Querschiff, hufeisenförmigem Umgangschor (siebenseitig) und polygonalem Sakristeianbau im Südosten, erbaut 1867–69 (Architekt: Conrad Wilhelm Hase, Hannover). Satteldach, Pyramidendach über Chor (bekrönt mit Kugel und Kreuz) und Sakristei, Pultdächer über Umgang und Seitenschiffen; Backsteinmauerwerk mit glasierten Ziegeln als Zierelement; Strebepfeiler mit Fialen; breite, dreibahnige Spitzbogenfenster an Langhaus und Chor, fünfbahnige Spitzbogenfenster an Giebelseiten des Querhauses, kleine Spitzbogenfenster an Seitenschiffen; Giebel des Querhauses verziert mit Fialen, Galerie und Blendnischen; Eingänge mit Vorhallen im Süd- und Nordwesten. Im Innern Kreuzrippengewölbe, spitzbogige Arkaden zu Seitenschiffen und Chorumgang, darüber Blendarkaden; Westempore (Orgel). Die Kirche zählte zu den „Lieblingsschöpfungen“ Hases und sei ein „bemerkenswert gelungener historistischer Bau“.45 1909 Neuausmalung (überwiegend florale Motive). Kirche im Zweiten Weltkrieg beschädigt (u. a. Dach abgedeckt, Fenster zerstört); Schäden nach 1945 behoben (neue Bleiverglasung 1956/57). 1965–69 Renovierung (u. a. obere Westempore entfernt). 1992–95 Renovierung. 1998 Kreuz über dem Chor abgenommen, erneuert und 2002 wieder montiert. 2005 Bogenfelder über Eingangstüren erneuert. 2016–19 Mauerwerkssanierung.

Fenster

1912 drei neue Chorfenster (Weihnachts-, Oster- und Pfingstfenster), Fenster im nördlichen Giebelhaus ornamental gestaltet; 1919 übrige Chorfenster und Fenster im südlichen Querhaus neu gestaltet. Fenster bei Luftangriff 1943 weitgehend zerstört. Neue Buntglasfenster 1956/57; erhaltene Scheiben wiederverwendet; mittleres Chorfenster zeigte Pfingstszene. Neue, abstrakt gestaltete Buntglasfenster 1993/94 (Entwurf: Johannes Schreiter), 19 große Fenster in Schiff und Chor, 25 kleine in Seitenschiffen, Chorumgang und Sakristei, in den Sakristeifenstern Bruchstücke der ursprünglichen Verglasung.

Langenhagen, Elisabeth, Kirchturm

Kirchturm, Ansicht von Westen, 2020, Foto: Wolfram Kändler, CC BY-SA 3.0 de

Turm

Etwa quadratischer Westturm aus Feldsteinen und verputztem Ziegelmauerwerk, im unteren Teil mittelalterlich.46 Vierseitiger Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn. Im Glockengeschoss an jeder Seite je zwei rundbogige Schallfenster. Uhrziffernblatt nach Westen. Auslegestuhl für Uhrschlagglocke in der zweiten Hälfte des 20. Jh. entfernt.47 Mauerwerkssanierung 2016, Glockengeschoss wieder verputzt (Putz wohl in den 1920er Jahren entfernt).

Vorgängerbau

In einer Beschreibung von 1862 heißt es: „An den älteren Chor soll um 1600 die Kirche gebauet sein. Sie ist einschiffig aus Backstein mit Holzgewölbe aufgeführt. Der Chor hat ein massives Spitzbogen-Gewölbe.“48 Umgestaltung 1727 (u. a. neue Fenster gebrochen).

Ausstattung

Neugotisches Altarretabel aus farbig glasierten Ziegeln, verziert mit Wimperg und Fialen; großes Kreuzigungsrelief und vier Reliefs alttestamentarischer Personen (Abel, Isaak, Aaron und Melchisedech) (1869). – Freistehender Altartisch (1969). – Kanzel aus farbig glasierten Ziegeln, am Kanzelkorb Reliefs der vier Evangelisten (1869), Schalldeckel 1969 ersetzt und 1992/95 entfernt. – Taufstein (1630, Jeremias Sutel, Hannover), sechseckiger Fuß, mit Blattwerk verziert, darüber drei Engelsfiguren, die das sechseckige Taufbecken tragen; an den Wandungen des Beckens Reliefs der vier Evangelisten und zwei Stifterwappen (Elisabeth Klaven und Ehemann Heinrich Julius Schrader, Vogt in Langenhagen).49 – Gemälde mit Kreuzigungsszene (1703, G. Buchholtz). – Mehrere Grabsteine des 17. bis 19. Jh., u. a. für P. Johann Siegmund Ernst (amt. 1800–1834), Inschrift: „Johann Siegmund Ernst geb. am 13. Jun. 1760 zu Dresden gest. am 3. Jan. 1834 zu Langenhagen wo er 34 Jahre ein treuer Diener des Herrn war. Wer da säet im Segen der wird auch ernten im Segen II. Cor. IX.6“.

Langenhagen, Elisabeth Kirche

Langenhagen, Elisabeth Kirche, Orgel und Gewölbe, 1956

Orgel

1773 und 1816 Reparaturen an der alten Orgel belegt.50 Neubau 1870, ausgeführt von P. Furtwängler (Elze); aufgestellt auf oberer Westempore, 23 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 108), zudem im Pedal sechs Transmissionen aus dem Hauptwerk; Prospektpfeifen 1917 zu Rüstungszwecken abgegeben. Instrument bei Luftangriff 1943 beschädigt, 1948 von Orgelbauanstalt Hammer (Hannover) repariert, ein Reg. blieb vakant.51 Instrument 1964 abgebrochen. Neue Orgel 1965/66, aufgestellt auf der unteren, nunmehr einzigen Westempore, erbaut von Firma Hillebrand (Altwarmbüchen), 27 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Orgel 1994/95 von der Firma Hillebrand (Altwarmbüchen) um ein Rückpositiv ergänzt, 35 III/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Vier LG, I: as’, Inschrift: „1918“ (Eisen, Gj. 1918, J. F. Weule, Bockenem); II: b’ (Bronze, Gj. 1746, Johann Christoph Dorling, Königsberg), Inschrift: „Wenn ich die Ohren fülle, so fülle du, o Gott, das Hertz, sonst ist mein Ruf zum Grab und des Lebens gewiss vergebens. Soli deo gloria. Me fecit Johann Christoph Dorling Regiomonti 1746“, Patenglocke aus Friedland in Ostpreußen (heute Prawdinsk), seit 1956/57 in Langenhagen; III: des’’, Inschrift: „1918“ (Eisen, Gj. 1918, J. F. Weule, Bockenem); IV: ges’’ (Bronze, Gj. 1663, Ludolf Siegfried, Hannover), ursprünglich SG, Inschrift: „Anno 1661 hat der ehrbare und wollgeachteter Hans Brandes vom Brincke diese Seigerglocke zur Ehre Gottes und der Gemeinde Besten des Casppels Langenhagen im Beiwesen des Pastoris Ehren Mattheo Dungern verehrt und hat nach seinem Todt sein Bruder Heinrich Brandes die Beforderung getan. Ludolf Siegfried hat mich in Hannover gegossen im Monat November 1663. Philipper am 1. Cap. Christus ist mein Leben, sterben ist mein Gewinn“; zeitweise ungenutzt, da geborsten, 1954 repariert (Firma Lachenmeyer, Nördlingen). – Früherer Bestand: Vier Glocken (Bronze), 1641 bei Turmbrand geschmolzen.52 1642 zwei neue Glocken angeschafft oder lediglich mit Glockengießer darüber verhandelt; Kirche besaß seit dem 17. Jh. zwei LG. 1693 alte geborstene Glocke umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1693, Nikolaus Greve, Hannover). Eine LG vor 1800 geborsten, Guss einer neuen LG (Bronze, Gj. 1801, Peter August Becker, Hannover). Kleine LG umgegossen zu einer LG (Bronze, Gj. 1819, Damm, Hildesheim). Große LG 1890 gesprungen, beide LG eingeschmolzen und Guss zweier neuer LG (beide Bronze, Gj. 1891, Firma Radler, Hildesheim), I: Inschrift u. a.: „Soli deo gloria“ (Allein Gott die Ehre); II: Inschrift: „Gloria in excelsis“ (Ehre sei [Gott] in der Höhe). Beide LG 1917 zu Rüstungszwecken abgegeben.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus I (Bj. 1960/61). – Gemeindehaus (Bj. 1966/67). – Kindergarten (Bj. 1967, Sanierung 2021–23). – Pfarrhaus II (Bj. 1972). – Pfarrhaus III bzw. Superintendentur (Bj. 1965).

Friedhof

Alter kirchlicher Friedhof rund um die Kirche, letzte Beerdigung vermutlich Mitte der 1830er Jahre; bei Neubau der Kirche 1867 teilweise eingeebnet. Neuer kirchlicher Friedhof, angelegt ab 1848., an der Karl-Kellner-Str. im Westen von Langenhagen; 1959 um einen kommunalen Teil erweitert; FKap (Bj. 1926, erweitert 1963). Städtischer Friedhof Grenzheide im Nordosten der Stadt, eröffnet 1968.

Liste der Pastoren (bis 1940)

Erste Pfarrstelle: 1546–1570 Heinrich Flügge (Pflug). – 1572–1637 Johann Holstein (Holstius, Holste). – 1637–1677 Matthias Dunger. – 1678–1704 Burchardus Rochaw (Rochau). – 1705–1744 Hieronymus Uhle. – 1741–1744 Ernst Ludwig Rathlef. – 1744–1766 Friedrich Hille. – 1766–1771 Joachim Friedrich Lehzen. – 1771–1796 Emanuel Ludolph Gerhard Friedrich Friderici. – 1796–1800 Franz Friedrich David Holscher. – 1800–1834 Johann Sigmund Ernst. – 1834–1835 Karl August Brauer. – 1835–1838 Johann Karl Christian Bosse. – 1838–1844 Karl Friedrich Wilhelm Reinicke. – 1844–1854 Ludwig Alexander Werner Bergmann. – 1854–1892 Georg Friedrich August Raabe. – 1893–1933 Georg Ludwig Ernst Gerlach. – 1933–1948 Johannes Heinrich Arnold Kirchhefer.

Zweite Pfarrstelle: 1911–1931 Heinrich Friedrich August Karl Reßmeyer. – 1932–1934 Alfred Hugo Rudolf Wilhelm Gensch. – 1935–1966 Konrad Hans Richard Wendland.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 47–48

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 6828–6836 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 394–395 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 4690–4700 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 243Digitalisat (CB); A 9 Nr. 1364Digitalisat (Visitationsakten); H 15 (EphA Hannover Nord); S 11a Nr. 7596 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1637
Trauungen: ab 1637
Begräbnisse: ab 1637
Kommunikanten: ab 1777 (Lücken: 1858–1880)
Konfirmationen: ab 1740

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 824–825; Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 259–261; Mathies, Taufbecken, S. 136; Meyer, Pastoren II, S. 47–48; Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 33–35.
B: Elisabeth-Kirche Langenhagen, hrsg. vom Kirchenvorstand der Ev.-luth. Elisabeth-Gemeinde in Langenhagen, Großburgwedel ²[1996]; Walther Bode, Marianne Humpe & Malte van Hazebrouck: Langenhäger Skizzen, 2 Bde. (= Schriften zur Geschichte der Stadt Langenhagen 6), Langenhagen ²1991; Ernst Gerlach: Aus der Geschichte unserer Kirche, in: Monatsbote für die Ev.-luth. Kirchengemeinde Langenhagen [ab 1936: und Engelbostel] 2 (1933), 4 (1935), 5 (1936), 6 (1937), 7 (1938) und 9 (1939); Conrad Wilhelm Hase: Neubau der evangelischen Kirche zu Langenhagen bei Hannover, in: Zeitschrift des Architecten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover 16 (1870), S. 251–254 und Tafeln 475–477, auch gedruckt in: Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 51–52 (ohne Abb.).
Internet: Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Friedhof

GND

1080843221, Evangelisch-lutherische Elisabeth-Kirchengemeinde Langenhagen; 1078422702, Elisabethkirche (Langenhagen, Region Hannover)

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 13.
  2. Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, S. 9 (Abschrift und Übersetzung der Urkunde). Nach Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 110 bzw. 259, lässt sich Langenhagen erstmals 1241 nachweisen; dabei wird Bezug genommen auf die in der hannoverschen Stadtrechtsurkunde genannten Ludengerus et Bernardus fratres de Indagine (Brüder aus Hagen), vgl. UB Hannover, Nr. 11.
  3. Plath, Frühgeschichte, S. 36 ff.; Spieß, Calenberg, S. 11 f.; UB Hannover, Nr. 11; Sudendorf, UB I, Nr. 32.
  4. Spieß, Calenberg, S. 124 ff.
  5. Bode, S. 22. Zu den Nebengewerben zählten Torfstechen (Bothfeld und Kaltenweide), Pferdehandel und Brantweinherstellung (Engelbostel). Einige arbeiteten auch „im Königlichen Garten zu Herrenhausen und bey der daselbst befindlichen Ziegel-Brennerei als Tagelöhner“, ebd., S. 23.
  6. UB HS Hildesheim VI, Nr. 1024.
  7. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.
  8. NLA HA, Celle Br. 57 Nr. 84, in Arcinsys Niedersachsen, 27.08.2019.
  9. Tschackert, Briefwechsel, Nr. 192a.
  10. LkAH, D 10 Nr. 5; gedruckt nach einer Abschrift des 18. Jh. in: Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 48. Die Abgaben des Hofes hatten zuvor der Ausstattung einer Vikarie in Hameln gedient.
  11. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  12. Kayser, General-Kirchenvisitation, S. 48.
  13. LkAH, A 1 Nr. 6828; Druck und Übersetzung: Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, S. 112 ff.
  14. Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, S. 117.
  15. NLA HA, Hann. 83 III Nr. 441; Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 16.
  16. Zweiter Eintrag im Kirchenbuch; vgl. auch Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, S. 50 f.
  17. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 824.
  18. Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 18 ff.
  19. LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Visitation 1939; der Anteil belief sich auf 40 Prozent.
  20. LkAH, B 7 Nr. 542, Bl. 5. P. Gensch wechselte 1934 in die Bremische Ev. Kirche.
  21. LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Visitation 1939.
  22. LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Visitation 1939.
  23. LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Visitation 1948; Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 25.
  24. Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, 103. 1970 gründete sich mit der Zwölf-Apostel-Gemeinde die zweite kath. KG in Langenhagen.
  25. KABl. 1939, S. 29; KABl. 1956, S. 21 f.; KABl. 1962, S. 2; KABl. 1964, S. 112; KABl. 1987, S. 138.
  26. KABl. 1958, S. 96.
  27. LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Visitation 1959 (Einschätzung des LSup. Eberhard Klügel).
  28. LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Elisabeth, Visitation 1984.
  29. KABl. 1910, S. 92.
  30. KABl. 1953, S. 164; KABl. 1956, S. 21 f.; KABl. 1958, S. 153; KABl. 1962, S. 2.
  31. KABl. 1963, S. 19.
  32. KABl. 1981, S. 107; KABl. 1987, S. 138.
  33. Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, S. 91 und S. 97 f.; Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 17.
  34. KABl. 1939, S. 29; LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Visitation 1939.
  35. KABl. 1956, S. 21 f.
  36. KABl. 1961, S. 196.
  37. KABl. 1962, S. 2.
  38. KABl. 1964, S. 112.
  39. KABl. 1987, S. 138.
  40. Holscher, Bisthum Minden, S. 169 und S. 185.
  41. Schlegel, Reformationsgeschichte II, S. 646.
  42. KABl. 1909, S. 130 ff.
  43. KABl. 1963, S. 19.
  44. KABl. 1999, S. 173 f.; KABl. 2000, S. 41.
  45. Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 110; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 824.
  46. Die Datierungen variieren: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 824: „wohl noch romanisch“; Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, S. 98: „frühestens aus dem 15. Jahrhundert“; Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 29: „vermutlich aus dem 14. Jahrhundert“.
  47. Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 2, S. 265 (Abb.).
  48. Zit. in: Elisabeth-Kirche Langenhagen, S. 16.
  49. Mathies, Taufbecken, S. 136.
  50. Gerlach 5 (1936), S. 58.
  51. LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Visitation 1953; der Orgelrevisor urteilte seinerzeit: „Die Orgel ist in ihrer Anlage so gut und solide, dass sie nach ihrer Umstellung [auf die untere Empore] […] auf Generationen hinaus der Gemeinde wird dienen können.“ Vgl. auch Pape/Schloetmann, Hammer, S. 92.
  52. Vgl. zum Folgenden Gerlach, 5 (1936), S. 3 ff. und 11 ff. sowie die Informationen zu den Glocken auf der Internetseite der KG (21.08.2019).