Sprengel Hannover, KK Burgwedel-Langenhagen | Patrozinium: Matthias Claudius | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die Langenhäger Bauerschaft Krähenwinkel lässt sich schriftlich erstmals im Erbregister des Amtes Langenhagen aus dem Jahr 1612 nachweisen.1 Zum Gebiet der KG gehört auch Kaltenweide, dessen Ortsteil Wagenzelle bereits 1225 mit Winandus de Wagenzelle belegt ist.2 Alle Ortschaften der KG gehören seit 1974 zur Stadt Langenhagen. Der Sup. des KK Hannover-Nord charakterisierte die KG Krähenwinkel 1964 als „Puffergemeinde“ zwischen Stadtrand und Land; nach Einschätzung des Ortspastors setzte sie sich seinerzeit zusammen aus „landwirtschaftlicher Bevölkerung und Industriearbeiterschaft etwa im Verhältnis 1 zu 3“.3 In den 1970er Jahren wuchs der Anteil der „Angestellten, Beamten und Industriellen“.4 Im Jahr 2016 lebten im Gemeindegebiet gut 10.000 Menschen.

Krähenwinkel, Außenansicht Kirche

Matthias-Claudius-Kirche, Nordwestansicht, um 1968.

Kirchlich gehörten die Einwohner der Bauerschaften Krähenwinkel und Kaltenweide bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. zur KG Langenhagen. Während der südliche Teil der Gemeinde städtischer wurde, blieben die beiden „Außenorte“ im Norden stärker ländlich geprägt; 1959 lebten hier etwa 3.000 Gemeindeglieder.5 Seit der ersten Hälfte der 1950er Jahre konkretisierten sich die Pläne zur kirchlichen Verselbständigung der beiden Dörfer, die seit der Einrichtung einer weiteren Pfarrstelle 1958 den dritten Pfarrbezirk der KG Langenhagen bildeten.6 Erster Pastor des neuen Bezirks wurde P. Dieter Serke (amt. 1960–1971). Die Gemeinde feierte den sonntäglichen Gottesdienst zunächst in der Schule in Kaltenweide, seit 1961 in der dortigen FKap.
Im März 1961 gründete sich ein Kirchbauverein und im Mai des gleichen Jahres wurde der Grundstein für das Gemeindezentrum gelegt. Zum 1. Januar 1962 gründete sich dann die „Ev.-luth. Matthias Claudius-Kirchengemeinde“ und im Juli 1963 feierte sie die Einweihung ihrer neuen Kirche.7 Die ursprüngliche Konzeption – Gemeindehaus mit Dachreiter – hatte sich im Planungsprozess nach und nach verändert. Zunächst entschied der KV der Elisabethgemeinde, statt des Dachreiters einen Kirchturm zu errichten. Nach der Grundsteinlegung erfolgte dann eine Umplanung des Innenraums: Der gottesdienstliche Raum sollte „Kirchencharakter“ erhalten. Dazu zählte u. a. die bildhauerische Gestaltung der Altarwand und statt „transportabler sakraler Gegenstände im Altarraum“ sprach sich der KV für „einen massiven Altar, feststehende Kanzel und massiven Taufstein, sowie im Kirchenschiff festes Gebänk auf einem massiven Fußboden“ aus.8 In der Festschrift zur Einweihung der Kirche begründete P. Serke diese Planänderungen: Gemeinden „brauchen Bauten, die schon durch ihr Äußeres Hinweis sind auf den, der in ihrem Innern verkündigt wird. Sie brauchen Bauten, die eine Aussage machen“. Der Bau von „irgendwelchen Mehrzweckräumen […,] die mit religiösem Inventar gefüllt und außen mit dem Kreuz geziert“ sind, reiche nicht aus, um dieses Bedürfnis zu erfüllen.9
Anfang der 1980er Jahre begann der Pfarrer der Matthias-Claudiusgemeinde mit dem Aufbau eines Krankenpflegehilfsmittellagers, aus dem später der „Ev. Stephanus-Verein e. V.“ hervorging. Seit Oktober 2013 unterhält die KG eine ev. Kindertagesstätte mit Krippe.

Umfang

Krähenwinkel und Kaltenweide (Ortsteile Hainhaus, Maspe und Twenge erst seit 1965, zuvor KG Bissendorf).10

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1962 zum KK Hannover III. 1963 zum neuen KK Hannover-Nord.11 Zum 1. Januar 2001 in den KK Burgwedel umgegliedert, der gleichzeitig in KK Burgwedel-Langenhagen umbenannt wurde.12

Kirchenbau

Rechteckbau mit eingezogenem Rechteckchor, nördlichem Sakristeianbau und kleinem Gemeindehausanbau im Westen, erbaut 1961–63 (Architektengemeinschaft Kirsch-Stege, Hannover). Satteldach; Betonskelettbau mit Ziegelausfachung; schmale, horizontale Fensterbänder am Schiff unterhalb der Dachtraufe; großes, hochrechteckiges Fensterfeld an Südseite des Chors. Im Innern offener Dachstuhl mit holverschalten Deckenflächen, Westempore.

Fenster

Zwölfteiliges Buntglasfenster an Südseite des Chorraums (1986, Conrad von Witzleben, Isernhagen).

Turm

Südlich vor dem Kirchengebäude freistehender Turm aus zwei einander zugeneigten Betonwänden; verkupfertes, tonnenförmiges Dach mit bekrönendem Kreuz an Südgiebel; Giebelseiten mit Ziegelausfachung; trapezförmige Schallöffnungen nach Norden und Süden, darunter Uhrziffernblätter; Erdgeschoss offen (Durchgang zum Kirchengebäude). Turmsanierung 1985.

Krähenwinkel, Innenansicht Kirche

Innenraum Blick zum Altar, um 1965.

Ausstattung

Altar aus Beton (1962/63, Peter Greve, Bissendorf). – Mehrteiliges Betonrelief an Altarwand, der auferstandene Jesus erscheint den Jüngern am See Tiberias, Joh 21,1-14 (1962/63, Peter Greve, Bissendorf) – Taufstein aus Beton (1962/63, Peter Greve, Bissendorf). – Niedrige Kanzel (Stahl, Holz).

Orgel

Gebaut 1966/67 von der Firma Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 20 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: as’, Dominika, Inschrift: „Gott laß Dein Heil uns schauen, auf nichts Vergängliches trauen, nicht Eitelkeit uns freun“; II: des’’, Bet- und Sterbeglocke, Inschrift: „Verschon uns Gott mit Strafen und laß uns ruhig schlafen und unsern kranken Nachbarn auch“; III: es’’, Tauf- und Trauglocke, Inschrift: „Laß uns einfältig werden und vor Dir hier auf Erden wie Kinder fromm und fröhlich sein“ (alle Bronze, Gj. 1962, Firma Rincker, Sinn).

Weitere kirchliche Gebäude

Gemeindehaus (Bj. 1990/91). – Pfarrhaus (Bj. 1962). – Gemeindehausanbau an der Kirche (Bj. 1962).

Friedhof

Städtischer Friedhof in Kaltenweide. FKap (Bj. 1961).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

H 15 (EphA Hannover Nord); S 11a Nr. 8128 (Findbuch PfA).

Literatur

B: Festschrift zur Einweihung der Ev.-luth. Matthias-Claudius-Kirche Krähenwinkel, Hannover-Nord, hrsg. vom Kirchenvorstand, Kaltenweide-Krähenwinkel 1963.

GND

5238024-5, Evangelisch-Lutherische Matthias-Claudius-Gemeinde (Krähenwinkel)


Fußnoten

  1. NLA HA Hann. 74 Hannover-Langenhagen Nr. 4, in Arcinsys Niedersachsen, 03.09.2019.
  2. Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, S. 31.
  3. LkAH, L 5d, unverz., Krähenwinkel, Visitation 1964.
  4. LkAH, L 5d, unverz., Krähenwinkel, Visitation 1977.
  5. LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Visitation 1959.
  6. Festschrift, S. [20 f.].
  7. KABl. 1962, S. 2.
  8. LkAH, B 2 G 9/Krähenwinkel Bd. I, Bl. 19e.
  9. Festschrift, S. [17].
  10. KABl. 1965, S. 203.
  11. KABl. 1963, S. 19.
  12. KABl. 1999, S. 173 f.; KABl. 2000, S. 41.