Sprengel Osnabrück, KK Syke-Hoya | Patrozinium: Felicianus | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Die älteste schriftliche Erwähnung des Dorfes findet sich als Wege villa publica in den Miracula Sancti Willehadi, die der Bremer Ebf. Ansgar um 860/65 verfasst hat.1 Er berichtet darin über das Leben und die Wunder des ersten Bremer Ebf. Willehad († 789). Urkundliche Belege finden sich erst seit der zweiten Hälfte des 12. Jh., beginnend mit einer Urkunde Ks. Friedrichs I. aus dem Jahr 1158, in der das Dorf als Weie erscheint.2 In einem Verzeichnis der jährlichen Beiträge, welche die Orte im Bremer Umland zum Unterhalt der dortigen Weserbrücke zu zahlen hatten, findet sich um 1250 der Eintrag due ville Weye, der auf die beiden Dörfer Kirchweyhe und Sudweyhe zu beziehen ist, die beide zum Kirchspiel Weyhe zählen.3 In den Hoyaer Lehnregistern ist in der zweiten Hälfte des 13. Jh. auch der Name Korweye nachweisbar; das Nachbardorf ist dort um 1300 als Suthweige belegt.4 Kirchweyhe war u. a. ursprünglich Sitz der adligen Familie von Weyhe, die urkundlich seit etwa 1189 nachweisbar ist.5 Ursprünglich lag Weyhe direkt an der Weser, später verlagerte sich der Flusslauf nach Norden.6 Das Kirchspiel gehörte zum Besitz der Gf. von Bruchhausen und fiel, nachdem diese in der zweiten Hälfte des 14. Jh. ausgestorben waren, an die Gf. von Hoya. Als diese Familie wiederum 1582 in männlicher Linie ausstarb kam die Gft. Hoya – und damit auch Weyhe – an das welfische Hzm. Braunschweig-Lüneburg (größtenteils an das Fsm. Calenberg). Seit 1530 zählten die beiden Dörfer zum Amt Syke. In französischer Zeit waren Kirchweyhe und Sudweyhe 1810 kurzzeitig Teil des Kgr. Westphalen und gehörten dann bis 1813 zum Kanton Riede im Arrondissement Bremen des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich. Danach zählten die Dörfer wieder zum Amt Syke (1852–59 beim kurzlebigen Amt Brinkum zu Syke), zunächst im Kgr. Hannover und nach der Annexion von 1866 im Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung 1885 kamen Kirchweyhe und Sudweyhe zum Lkr. Syke, 1932 zum Lkr. Grafschaft Hoya und 1977 zum Lkr. Diepholz. 1974 schlossen sich Kirchweyhe, Leeste und Sudweyhe zur Gemeinde Weyhe zusammen. Im Mai 1873 wurde der Bahnhof Kirchweyhe eröffnet (Strecke Wanne-Eickel–Hamburg, vollendet 1874). Zur Sozialstruktur der Gemeinde schrieb der Sup. des KK Syke 1976: „Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Pendlern verschiedener sozialer Schichtung nach Bremen.“7 Im Jahr 1821 lebten in Kirchweyhe rund 830 Menschen, 1905 rund 2.170, 1950 gut 6.600, 2016 knapp 9.400; für Sudweyhe lauten die entsprechenden Zahlen 850, 1.130, 2.550 und 2.920.

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1960

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1960

Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte ist der romanische Turm der Kirche, der vielleicht um 1250 errichtet wurde. Ein Geistlicher lässt sich erstmals 1324 belegen, als die Pfarrer aus Weyhe und Leeste zusammen eine Urkunde bezeugten: Conrado plebano in Weye ac Gotfrido curato in Lest, sacerdotibus (die Priester Konrad, Pleban in Weyhe, und Gottfried, Kurat in Leeste).8 Einige weitere Geistliche des 14. und 15. Jh. sind namentlich bekannt: 1348 war ein Arnoldus das Pfarrer in Weyhe.9 1386 ist Hinricus Schadenbuttel, Generaloffizial der Diözese Bremen, als Inhaber der Pfarrpfründe belegt (Hinricus Schadenbuttel alias dictus de Depholte, rector parrochialis ecclesie in Weye Bremensis dyocesis, offizialis generalis curie Bremensis).10 Und im November 1417 bemühte sich Henricus Nienborch um das Pfarramt in Weyhe, das nach dem Tod von Constantis de Vechte vakant war.11
In der zweiten Hälfte der 1520er Jahre führte Gf. Jobst II. die Reformation in der Gft. Hoya ein. Etwa 1527 holte er den Lutherschüler Adrian Buxschott an seinen Hof, später Pastor in Hoya und erster Sup. der Gft. sowie um 1533 vermutlich Mitautor der ersten Hoyaer KO (Cristlike ordeninghe, yn der karken unser hersschup gestellt).12 Als erster ev. Prediger in Weyhe gilt P. Bernd Glasemarker, der das Pfarramt vielleicht schon in vorref. Zeit übernommen hatte und zusammen mit seiner Gemeinde zur luth. Lehre gewechselt war.13 Neben der Gemeinde Weyhe waren die Pastoren auch für die KapG Ahausen zuständig; die 1589 belegte „Klein Capellen“ in Ahausen war 1633 verfallen.14 Im Corpus bonorum von 1711 schrieb P. Johannes Pflug (amt. 1676–1720), dass schon zu Zeiten seines Vaters und Vorgängers P. Andreas Pflug (amt. 1638–1675) „darin nicht mehr Gottesdienste verrichtet werden“ konnten.15 Es sei den Ahausern „mehrmahls injungiret worden, wieder auff zu bauen, aber Sie haben es allemahl laßen in die Haar gehen“. Abschließend vermerkte P. Pflug: „Nach den alten protocollirten Zeuchniß soll etwa des Jahres 3. mahl darin seӱn gepredigt worden, sonst hören die Ahauser, ohnerachtet der Capellen, mit an und in die Kirche, und zu deren Bau und unterhaltung.“ Die KapG wurde schließlich 1908 aufgelöst.
In diesem Corpus bonorum liefert P. Pflug auch eine knappe Beschreibung der mittelalterlichen Kirche in Weyhe: „Es ist aber die Kirche von guten starken und dicken Steinmauern auffgeführt worden, welche bishero noch fest gestanden, ohne pfeiler und flickwerck; Sie hat einen ziemlich erhöhten Thurm mit 2 Glocken und ein schlaguhr mit zweӱ Zeigern“, ein „niedriges gewölbe über das Chor, darnach zweӱ höhere gewölbe, die aber alle ziemlich Baufällig werden“.16 Die beiden erwähnten Glocken ließ die Gemeinde 1727 neu gießen, die größere hängt bis heute im Kirchturm.17 Im Jahre 1776 brach während der Gottesdienstes ein Feuer im Pfarrhaus aus und zerstörte dieses und die umliegenden Gebäude. Auch die Kirchenbücher der Gemeinde verbrannten.18 Wegen des Brandschadens veranstalteten die Pfarrer der Insp. Sulingen gemäß des „unter den Predigern errichteten Pacto charitativo“ eine Sammlung für P. Johann Friedrich Mauch (amt. 1762–1778).19
Im Jahr 1858 musste die alte Weyher Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Während der folgenden vier Jahr versammelt sich die Gemeinde in einer hölzernen Notkirche zum Gottesdienst. Unter Einbeziehung des mittelalterlichen Turms entstand 1861–62 ein großer, neugotischer Neubau, den die Gemeinde im Januar 1863 einweihen konnte.

Kirche, Blick in den Chorraum, um 1960

Kirche, Blick in den Chorraum, um 1960

Während der NS-Zeit hatte zunächst Sup. Rudolph Wilhelm Gossmann (amt. 1906–1934) das Pfarramt Weyhe inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab sein Nachfolger P. Hermann Rudloff (amt. 1935–1960) rückblickend an, Sup. Gossmann sei Mitglied der NSDAP, Fördermitglied der SS und Mitglied der DC gewesen; im Herbst 1934 habe er die DC verlassen.20 P. Rudloff selbst stand kirchenpolitisch auf der Seite der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft (ausgetreten 1940). Bei der Neuwahl des KV 1933 seien drei NSDAP-Mitglieder gewählt worden, zwei hätten das Gremium 1939 bzw. 1942 wieder verlassen. Der Gottesdienstbesuch in Weyhe sei 1933/34 „wegen der politischen Stellungnahme des Herrn S[uperintendent] Gossmann“ stark gesunken und habe sich auch bis Kriegsende nicht gebessert. Die männliche Jugendarbeit habe Sup. Gossmann 1933 aufgegeben, Frauen- und Männerarbeit habe es in der Gemeinde nicht gegeben, bevor P. Rudloff sie 1935 „in bescheidenem Umfang aufgenommen“ habe.21
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Katholiken im Kirchspiel Weyhe (1946 etwa 1.500, 1958 etwa 1.800). Bis zur Einweihung der kath. Kirche Heilige Familie Kirchweyhe im Jahr 1951 teilten sich beide Konfessionen die ev. Kirche.22 Nach der Visitation 1946 beschrieb der Sup. des KK Syke die Nähe zu Bremen durchaus als Problem für das kirchliche Leben in Weyhe: „Wenn man mit dem Nachmittagszug aus Bremen zurückfährt, sieht man in Kirchweyhe eine Flut von Menschen, Arbeiter, Handwerker, Lehrlinge, Verkäuferinnen usw aus dem Zuge steigen, Menschen, die tagtäglich in der Großstadt leben u[nd] arbeiten und so Großstadtmanieren und Großstadtallüren, auch Großstadtunkirchlichkeit mitbringen“.23 Die Nachbarschaft zu Bremen begünstigte auch das weitere Wachstum des Ortes, nachdem der Zuzug Geflüchteter die Zahl der Gemeindeglieder schon 1946 auf etwa 8.000 hatte ansteigen lassen. Der Ostgeistliche P. Erich Kramer, der mit der Versorgung der KG Riede betraut war, übernahm auch seelsorgerliche Aufgaben im Gemeindeteil Lahausen.24 In den 1950er Jahren unterstützten mehrere Hilfsgeistliche den Weyher Pfarrer.25 P. Joachim Ibrom (amt. 1958–1964), ebenfalls als Hilfsgeistlicher nach Weyhe gekommen, erhielt 1959 die neu eingerichtete zweite Pfarrstelle der Gemeinde.26 Mit dem Pfarrhaus und dem Gemeindehaus entstand Mitte der 1960er Jahre in Lahausen ein zweites Zentrum der Gemeinde. In den 1970er Jahren fanden im Lahauser Gemeindehaus einmal im Monat und jeweils am ersten Feiertag der kirchlichen Feste Gottesdienste statt.27 Der Sup. charakterisierte das große Kirchspiel mit seinen wachsenden Siedlungen nach der Visitation 1970 als nicht ganz einfache Gemeinde, „man könnte auch sagen ein Missionsfeld“.28 In diesem Jahr zählte die KG etwa 9.000 Gemeindeglieder, 1976 rund 9.800.
Schon 1974 hatte das Landeskirchenamt eine dritte Pfarrstelle eingerichtet, die jedoch erst 1980/81 besetzt werden konnte.29 Mit dem Bau des Pfarr- und Gemeindehauses in Sudweyhe etablierte die KG 1982 einen dritten Standort im Gemeindegebiet. Die einzelnen Pfarrbezirke entwickelten in der Folgezeit ein gewisses Eigenleben und die von vielen Ehrenamtlichen getragenen Gruppen und Kreise existierten mitunter nebeneinander. Nach der Visitation 1999 attestierte der Sup. der KG Weyhe ein wachsendes Zusammenleben.30 Seit Mitte der 2010er Jahre konzentriert sich das kirchliche Leben auf die Standorte Kirchweyhe (Kirche, Pfarrscheune) und Lahausen (Gemeindehaus).
Seit Januar 2005 sind die beiden benachbarten KG Weyhe und Leeste pfarramtlich verbunden.31 Der Kindergarten der KG Weyhe, die ev. Kindertagesstätte Pusteblume, ging zum 1. Januar 2012 in die Trägerschaft des neu gegründeten Ev.-luth. Kindertagesstättenverbandes Syke-Hoya über.32 Im Gemeindehaus Lahausen startete die KG Anfang 2016 das Allerweltscafé, eine Begegnungsstätte für Flüchtlinge und Einheimische (einmal wöchentlich).

Pfarrstellen

I: vorref., seit 2005 I des verbundenen Pfarramts Weyhe-Leeste, seit 2006 halber Dienstumfang, 2010 aufgehoben.33 – II: 1959, seit 2005 II des verbundenen Pfarramts Weyhe-Leeste.34 – III: 1974, seit 2005 III des verbundenen Pfarramts Weyhe-Leeste.35 – IV: 1994 (halber Dienstumfang), seit 2005 IV des verbundenen Pfarramts Weyhe-Leeste, seit 2006 voller Dienstumfang.36

Umfang

Kirchweyhe und Sudweyhe sowie die Ortschaften Ahausen (bis 1908 KapG), Dreye, Jebel und Lahausen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Dompropstes der Diözese Bremen. – Nach der Reformation vermutlich Insp. Stolzenau (1560 nachweisbar), 1588 zur Insp. Sulingen und seit 1794 Sitz der neu errichteten Insp. Weyhe (1924: KK).37 Aufsichtsbezirke Bassum und Weyhe 1934 zum KK Syke zusammengeschlossen.38 KK Syke und KK Hoya zum 1. Januar 2001 zum KK Syke-Hoya vereinigt.39
Ab 1794 war Kirchweyhe Sitz einer eigenen Insp., die von der Insp. Sulingen abgetrennt worden war. Sie umfasste neben Weyhe selbst die Gemeinden Barrien, Brinkum, Heiligenfelde, Heiligenrode, Leeste, Nordwohlde und Riede. 1837 kam die neue Gemeinde Syke (zuvor Teil Barriens) hinzu. Seit 1925 bildeten die Aufsichtsbezirke Bassum und Weyhe einen Kirchenkreisverband.40 1934 wurden beide zum KK Syke vereinigt und der Sitz der Suptur. nach Syke verlegt.41

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Ansicht von Nordosten, 1983

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1983

Neugotische Backsteinbasilika mit polygonalem Chor und je zwei Treppentürmchen im Osten und Westen, erbaut 1861–62 (Entwurf: Simon Loschen, Bremen).42 Satteldach, über dem Chor mit Walm. Strebepfeiler am fünfjochigen Langhaus und am Chor, dazwischen hohe, zweibahnige Lanzettfenster mit Kreis im Bogenfeld; im Obergaden bogendreieckige Fenster mit schlichtem Backsteinmaßwerk. Im Innern Kreuzgratgewölbe; schlanke, vierfach gebündelte Säulen zwischen Haupt- und Seitenschiffen; hoher Triumphbogen, seitlich davon Nebenräume mit kleinen Emporen; moderne Westempore. 1908 Ausmalung Altarraum (Leonhardt Gunkel, Bremen). April 1945 Turm und Schiff durch „Beschuß deutscher Truppen […] stark beschädigt“, Schäden bis Oktober 1946 weitgehend repariert.43 1967–69 Renovierung (u. a. Emporen entfernt und neue Westempore).44

Fenster

Fünf farbige Chorfenster (1967, Heinz Lilienthal, Bremen), Darstellung des auferstandenen Christus, darüber das himmlische Jerusalem. Buntglasfenster über Westeingang (Kreuz).

Turm

Quadratischer Westturm aus romanischer Zeit, gegliedert durch zwei Rundbogenfriese, erbaut vielleicht um 1250. Verkupferter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn. Unterhalb der Traufe jüngerer Kragbogenfries und Uhrziffernblätter nach Norden, Süden und Westen; nach Norden und Süden je zwei gekuppelte, rundbogige Schallfenster, nach Weste zwei Schallfenster; Rundbogenfriese oberhalb und unterhalb des Glockengeschosses; rundbogiges Portal nach Westen, darüber Rundbogenfenster. 1962 Kirchturmdach erneuert.

Vorgängerbau

Zweijochige, romanische Saalkirche mit Rechteckchor und halbrunder Apsis, erbaut wohl Mitte 13. Jh.45 Backsteinmauerwerk; kleine, hochliegende Rundbogenfenster. Nach den Angaben im CB von 1736 war die Kirche einschließlich Turm 114 Fuß lang, das Schiff 30 Fuß und der Chor 24 Fuß breit.46 Im Innern Kreuzgewölbe; zwischen Schiff und Chor Triumphbogen in Form eines Kleeblattbogens. Um 1650 Dach neu eingedeckt und Stützpfeiler errichtet. 1671 Turm nach Blitzeinschlag repariert. 1693 Dach bei Blitzeinschlag beschädigt.47 1858 Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen, 1861 abgebrochen.

Altaraufsatz, davor Superintendent Rudolf Wilhelm Gossmann, 1920

Altaraufsatz, davor Superintendent Rudolf Wilhelm Gossmann, 1920

Ausstattung

Schlichter, hölzerner Altartisch (2015). – Turmartige Steinkanzel (1861/62). – Romanischer Taufstein mit Rankenfries (wohl Anfang 13. Jh., Fuß jünger), diente bis 1963 als Viehtränke in Ahausen.48 – Christusbild (1903, Anna Roesler, Bremen), bis 1971 Altarbild, jetzt im Kirchenschiff. – Altarretabel mit Gemälden (1621, F. Berger), im Mittelfeld Kreuzigungsszene, links und rechts je zwei kleine Bilder (Verkündigung Mariae, Geburt Christi, Jesus im Garten Gethsemane, Jesus vor Pontius Pilatus), in der Predella Abendmahlszene; aufgehängt im Kirchenschiff. – Porträt P. Andreas Pflug (1605–1675), Ölgemälde. – In der Turmhalle: Mahnmal für die Opfer der Weltkriege (1960er, Gottlieb Pot dʼOr, Schweringen). – Außen: Grabplatte Familie Pflug (17. Jh.). – Ehemalige Ausstattung: Neugotischer Altar (1861/62), Altar bei Renovierung 1961–71 entfernt. – Schlichter Blockaltar (1971), 2015 entfernt. – In der alten Kirche war 1711 vorhanden: „1. Ein ziemlich geschnitzeter Altare, und auch so 2. der Predigtstuhl“ und „4. Ein Höltzernes Crucifix, an der wand hanget“.49

Orgel

Erste Orgel 1662 erbaut, 15 Reg., Geschenk des Gutsherrn Dietrich Freese (Sudweyhe), 1671 bei einem Feuer beschädigt (nach Blitzeinschlag im Turm) und 1672 repariert; 1711: 14 Reg.50 Orgelneubau 1863/64, ausgeführt von Johann Hinrich Rohdenburg (Lilienthal), 19 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; 1945 beschädigt, 1946 provisorisch repariert („vom alten Orgelbaumeister W. aus Bremen“51), Zustand 1953: 17 II/P sowie sechs vakante Reg. 1954 und 1957 Orgel repariert und erweitert von Gustav Brönstrup (Hude/Oldenburg), wohl 23 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.52 1969/70 neugotischer Prospekt ersetzt und Orgelwerk verändert, Arbeiten ausgeführt von Hans Wolf (Verden), 21 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1994 Orgelneubau beschlossen; vielfältige Aktionen zur Finanzierung des Projekts und 1997 Gründung des „Orgelbauvereins Felicianus Weyhe e. V.53 Alte Orgel 2006 abgebaut und verkauft an kath. KG LukÓw (Polen). Orgelneubau 2005/06, ausgeführt von Orgelbau Kuhn (Männedorf), 24 (davon 5 Transmissionen) II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. – Truhenorgel

Geläut

Zwei LG, I: fisʼ (Bronze, Gj. 1727, Nikolaus Müller, Hamburg), Inschriften: „Deo sacrum et gratae posteritati hoc aes campanvm fvsvm Weyhae a[nno] o[rbis] r[edempti] mdccxxvii ser[enissimi] et pot[entissimi] Georgii secvndi m[agnae] brit[anniae] reg[is] et elect[oris] br[vnsvigensis] lvnaeb[vrgensis] patris patriae pii sapientis magnanimi primo avgvsti imperii“ (Gott geweiht und der lieben Nachwelt wurde diese Bronze gegossen in Weyhe im Jahr 1727 nach der Erlösung der Welt und im ersten [Jahr] der erhabenen Herrschaft des allerdurchlauchtesten und mächtigsten Georg II., des Königs von Großbritannien und Kurfürsten Braunschweig-Lüneburgs, des frommen, weisen und großherzigen Vaters des Vaterlandes), „Cvra Barth[olomaei] Georgii Holscheri past[oris] Henrici Gladen et Reincke Wetgens ecc[lesi]ae diacon[orum]. Opera Nicolai Mvllers Hamb[vrgensis] aerarii. Lector abi et avdi qvae cano: casta placent svperis, pvra cvm mente venite“ (Unter der Aufsicht des Pastors Bartholomäus Georg Holscher, des Heinrich Gladen und des Reincke Wetgens, Vorsteher der Kirche. Durch die Arbeit des Hamburger Kupferschmieds [Glockengießers] Nikolaus Müller. Leser geh fort und höre, was ich singe: Das Reine gefällt den Göttern, kommt nur her mit Verstand [oder: kommt mit reinem Herzen]) und „Pvblicis svmptibvs et liberalibvs nobil[ibus] symbolis. per illvstr[is] et generos[i] d[omi]n[i] Iohannis Lvdov[ici] de Fabrice consil[arii] m[agnae] brit[anniae] reg[is] et elect[oris] intimi nec non Franc[isci] Philip[pi] de Hadenstorf commis[sarii] prov[inciae] et reliqvorum“ (Auf öffentliche Kosten und aus freigebigen, edlen Gaben des edlen und vornehmen Herrn Johann Ludwig von Fabrice, des geheimen Rats des großbritannischen Königs und Kurfürsten sowie des Land- und Kirchenkommissars Franz Philipp von Hademstorf und der Übrigen); II: aʼ (Bronze, Gj. 1954, F. Otto, Hemelingen), Inschrift: „Die Toten beklage ich, die Lebenden rufe ich, zur Ewigkeit leite ich“. – Früherer Bestand: Große LG, geborsten und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1649).54 Zwei neue LG (beide Bronze, Gj. 1727), größere erhalten, die kleinere wohl umgegossen zu einer neuen Glocke (Bronze, Gj. 1855, F. Dreyer, Hannover/Linden), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Neue kleine LG (Bronze, Gj. 1923, F. Otto, Bremen-Hemelingen), Inschrift: „Die alte geopfert dem Vaterland, die neue gespendet von Freundeshand. Soli deo gloria. Glockenspende früherer Gemeindeglieder aus Nordamerika, überbracht von H. Hilke und Frau Margarete, geb. Fröhlke, aus Newyork – 1922 – Gegossen 1923. Der Kirchenvorstand“; im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.55

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus I (Bj. 1776) mit Pfarrscheune (Bj. 1998; Vorgängerbau Bj. 1887, abgebrannt 1992). – Pfarrhaus II in Lahausen (Bj. 2017/18; Vorgängerbau 1965, abgerissen). – Gemeindehaus Lahausen (Bj. 1966). – Pfarrhaus III in Sudweyhe, mit kleinem Gemeindehausanbau (Bj. 1982). – Küsterhaus (Bj. 1860). – Altes Lehrerhaus (Bj. 1880, nach 2015 abgerissen).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof rund um die Kirche, 1865 aufgegeben. Neuer kirchlicher Friedhof am nordöstlichen Ortsrand von Kirchweyhe, FKap (Bj. 1969; Vorgängerbau Bj. 1920er).

Liste der Pastoren (bis 1940)

15..–15.. Bernd Glasemaker. – 1530–1580 Otto von Dörgeloh. – 1580–1601 Antonius Koch. – 1603–1637 Johannes Weicholt. – 1638–1675 Andreas Pflug. – 1676–1720 Johannes Pflug. – 1720–1735 Barthold Georg Holscher. – 1735–1738 Johann Philipp Voigt. – 1739–1762 Gabriel Julius Bauermeister. – 1762–1778 Johann Friedrich Mauch. – 1778–1789 Julius Hennig Otto Volger. – 1789–1791 Karl Justus Coß. – 1791–1821 Johann Gottlieb Konrad Meyer. – 1822–1839 Georg Friedrich Nöldecke. – 1840–1856 Georg Friedrich Müller. – 1856–1867 Johann Heinrich Wilhelm Arnemann. – 1867–1886 Friedrich Adolph Crome. – 1887–1905 Ernst Georg Landsberg. – 1906–1934 Rudolph Wilhelm Goßmann. – 1935–1960 Karl Friedrich Hermann Rudloff.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 21 (mit Ergänzungen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 6592–6629 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 8583–8592 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 220aDigitalisat, 472Digitalisat (CB); A 9 Nr. 1310Digitalisat, 1311Digitalisat, 1312Digitalisat (Visitationen); D 96 (EphA Syke); L 5a Nr. 230–232, 402, 1850, 1855 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 9 rep Nr. 2287 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7698 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1776
Trauungen: ab 1776
Begräbnisse: ab 1776 (Unvollständig: 1776, 1777)
Konfirmationen: ab 1778
Kommunikanten: ab 1821 (Lücken: 1865–1874)

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 801; Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 339–344 (Kirchweyhe) und ebd. II, S. 514–515 (Sudweyhe); Gade, Hoya und Diepholz I, S. 510–516; Kratzsch, Glocken Gft. Hoya, S. 74–77; Meyer, Pastoren II, S. 21; Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 168–169.

B: Herzlich Willkommen in der Felicianuskirche in Weyhe, [Flyer, 2018] (online, 22.04.2020); Die Kuhn-Orgel in der Felicianus-Kirche zu Weyhe. Festschrift zur Weihe der Orgel am 23. April 2006, hrsg. vom Kirchenvorstand der Ev.-luth. Felicianus-Kirchengemeinde Weyhe, Weyhe 2006; Heinrich Esdohr: Sudweyhe. Ein Beitrag zur Geschichte eines Dorfes im alten Amt Syke, in: Heimatblätter des Landkreises Grafschaft Hoya (2) 1973, S. 42–74; Wilfried Meyer: Weyhe im Wandel der Zeit, 3 Bde., Weyhe-Melchiorshausen 1981–2011 [Bildbände]; Gudrun Lueken-Dencker: Pastoren- und Küsterfamilien aus dem Bereich der alten Superintendentur Sulingen 1525–1700. X. Kirchweyhe, in: Heimatblätter des Landkreises Diepholz: Beiträge zur Geschichte. – Syke: Landkreis Diepholz 11 (1985/86), S. 60–72; Wilhelm Schacht: Heimatbuch der Gemeinde Kirchweyhe, Kirchweyhe 1961, bes. S. 189–207.


Fußnoten

  1. MGH SS 2, S. 388 [Digitalisat]; Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 31; vgl. auch Miracula s. Willehadi, https://www.geschichtsquellen.de/werk/493, 22.04.2020. Das Werk ist in einer Abschrift des 11./12. Jh. erhalten.
  2. MGH DD F I 208 [Digitalisat].
  3. Bremisches UB I, Nr. 247 (sogenannte Weserbrückenurkunde).
  4. Hoyer UB I Heft IV, S. 7 und S. 35. Zu Sudweyhe vgl. Esdohr, S. 42 ff.
  5. Hoyer UB VIII, Nr. 29. Später „siedelte die Familie ins Braunschweigische über und trennte sich in zwei Linien: Weyhe zu Bötersheim und Weyhe zu Fahrenhorst-Eimbke“, Lange, Wilhelm Christian, „Weyhe, Eberhard von“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 42 (1897), S. 273–277 [Online-Version], 22.04.2020; vgl. auch Schacht, S. 24 ff.
  6. Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 339 f.
  7. LkAH, L 5a, Nr. 231 (Visitation 1976). Vgl. auch KABl. 1974, Beilage zu, Nr. 6, S. 3: „Pendler nach Bremen, Eisenbahner, Geschäftsleute, Landwirte“.
  8. Oldenburgisches UB IV, Nr. 409.
  9. Oldenburgisches UB IV, Nr. 457.
  10. Bremisches UB IV, Nr. 64
  11. RG Online, RG IV 04850, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/4850, 14.05.2020.
  12. Vgl. zur Reformation in der Gft. Hoya zuletzt Bösche, Holste, bes. S. 75 ff., zur KO S. 115 f. Vgl. zudem Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,2, S. 1122 ff. Zeitgenössische Quellen zur Reformation in der Gft. Hoya fehlen weitgehend; die Kenntnisse stammen überwiegend aus historischen Arbeiten der zweiten Hälfte des 18. Jh., die „urkundlich und archivalisch nicht mehr belegt werden“ können (ebd., S. 1122). Neben Buxschott waren die Reformatoren Johann Tiemann und Nikolaus Krage in der Gft. Hoya aktiv (letzterer besonders in den Ämtern Stolzenau und Steyerberg).
  13. Vgl. dazu Lueken-Dencker, S. 60 f.
  14. Zit. bei Schacht, S. 196.
  15. Dies und die folgenden Zitate: LkAH, A 8, Nr. 472, Bl. 12r (auch 24r).
  16. LkAH, A 8, Nr. 472, Bl. 4r f.
  17. LkAH, A 8, Nr. 472, Bl. 86r.
  18. Im CB von 1711 sind das alte Kirchenbuch „de anno 1649 bis Anno 1699“ und das neue „von Anno 1700“ genannt, LkAH, A 8, Nr. 472, Bl. 5v. Vgl. auch Schaft, S. 197 f.
  19. LkAH, A 1, Nr. 6595.
  20. LkAH, S 1 H III Nr. 716, Bl. 57. Dort auch die folgenden Angaben und Zitate. P. Rudloff bescheinigte seinem Vorgänger ein „[s]tarkes Wirken für die N.S.-Partei und die D.C.“ (ebd.). Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  21. LkAH, S 1 H III Nr. 716, Bl. 57.
  22. Meyer Bd. I, S. 23; Schacht, S. 205 f.; LkAH, L 5a, Nr. 230 (Visitationen 1946 und 1958). Die kath. Kirche wurde 1977 umgebaut und erweitert.
  23. LkAH, L 5a, Nr. 230 (Visitation 1946).
  24. LkAH, L 5a, Nr. 230 (Visitation 1946).
  25. Schacht, S. 205.
  26. KABl. 1959, S. 105.
  27. LkAH, L 5a, Nr. 231 (Visitationen 1970 und 1976).
  28. LkAH, L 5a, Nr. 231 (Visitation 1970).
  29. KABl. 1974, S. 37; KABl. 1980, S. 46; KABl. 1981, S. 130.
  30. LkAH, L 5a, Nr. 232 (Visitation 1993) und, Nr. 402 (Visitation 1999).
  31. KABl. 2004, S. 221.
  32. KABl. 2012, S. 45 ff.
  33. KABl. 2004, S. 221; KABl. 2006, S. 130; KABl. 2010, S. 58.
  34. KABl. 1959, S. 105; KABl. 2004, S. 221.
  35. KABl. 1974, S. 37; KABl. 2004, S. 221.
  36. KABl. 1994, S. 136; KABl. 2004, S. 221; KABl. 2006, S. 130.
  37. LkAH, D 96, Beschreibung, 21.04.2020.
  38. KABl. 1934, S. 158 (bereits seit 1925 ein Kirchenkreisverband, KABl. 1925, S. 10).
  39. KABl. 2000, S. 139 f.
  40. KABl. 1925, S. 10.
  41. LkAH, D 96, Beschreibung, 21.04.2020; KABl. 1934, S. 158.
  42. Laut Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 801, stammt der Entwurf von Ludwig Debo (Hannover). Schacht, S. 198, gibt den Namen mit „Hans Loschen“ an.
  43. LkAH, B 2 G 9/Weyhe Bd. I, Bl. 1 (Zitat) und 3.
  44. Meyer Bd. I, S. 21.
  45. Grundriss, Quer- und Längsschnitt sowie Turmaufriss bei Mithoff, Kunstdenkmale V, Tafel V.
  46. LkAH, A 8, Nr. 472, Bl. 85r.
  47. Lueken-Dencker, S. 66; LkAH, A 8, Nr. 472, Bl. 4r.
  48. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 801.
  49. LkAH, A 8, Nr. 472, Bl. 5r.
  50. Meyer Bd. III, S. 140 ff.; LkAH, A 8, Nr. 472, Bl. 5r.
  51. Schacht, S. 201.
  52. LkAH, B 2 G 9 B/Weyhe Bd. I, Bl. 41 und 50.
  53. Kuhn-Orgel, S. 16: u. a. Kochbuch „Weyher Küchenkanon“, Fotokarten, Briefpapier, Orgelwein, Kalender, Benefizkonzerte.
  54. Lueken-Dencker, S. 66; insgesamt zum Geläut: Kratzsch, Glocken Gft. Hoya, S. 74 ff.
  55. Schacht, S. 200.