Sprengel Osnabrück, KK Syke-Hoya | Patrozinium: Zum Heiligen Kreuz (seit 1962) | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Brinkum (Brinscimibroch) wird 1063 in einer Schenkungsurkunde Heinrichs IV. für Ebf. Adalbert von Bremen erstmals erwähnt.1 1183 erscheint die curia Brinkum als erzbischöflicher Haupthof. Lehnsmänner des Ebf. in Brinkum waren die Gf. von (Neu-) Bruchhausen, aus deren Besitz der Ort 1384 an die Gf. von Hoya und 1582 an die Hzg. von Braunschweig und Lüneburg überging (Amt Syke).

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1960

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1960

Die erste Kirche wurde vermutlich Anfang des 13. Jh. errichtet (in Urkunden ist 1171/1201 von einer zu errichtenden Kirche im Bruchland die Rede). Sie war Synodalkirche im Archidiakonat des bremischen Dompropstes. In Schriftquellen erscheint sie zuerst 1384 als ecclesia in Brynghem. Das mittelalterliche Patrozinium war vielleicht St. Martin; darauf verweist eine Glocke von 1450 mit den Abbildungen der Heiligen Maria und Martin.2 Die Reformation wurde in der Gft. Hoya ab etwa 1525 eingeführt. Als erster luth. Geistlicher in Brinkum wird in der Series pastorum nach 1526 Caspar Meyer geführt3, der aber erst 1565 als P. in Brinkum urkundlich belegt ist4 und wohl 1571 in der Weser ertrank. Laut einer Notiz bei Pratje war um 1530 Cord Bruens ev. P. in Brinkum. Vermutlich war er Meyers Amtsvorgänger.5
Die Herausbildung des Frachtfahrens für die bremische Kaufmannschaft als bäuerliches Neben- oder Hauptgewerbe führte von der Wende des 18. zum 19. Jh. zu einem gewissen Wohlstand im Ort. Mit Leeste gehörte Brinkum zu den Zentren des Frachtfuhrwesens in Norddeutschland. Zugleich kam es zu einem starken Anwachsen der Einwohnerzahl im Ksp. von 761 (1775) auf 1.742 (1833, darunter 1.692 luth.). Unter P. Carl Adolf Wilhelm Wagner (amt. 1836–1846) erhielt die Gemeinde daher 1841 eine neue, größere Kirche.

Kirche, Ansicht von Nordwesten, 1951

Kirche, Ansicht von Nordwesten, 1951

Im Hinblick auf eine vermeintliche Vernachlässigung durch das LKA in Hannover bemühte sich der KV Anfang der 1950er Jahre um eine Umgliederung in die Bremische Evangelische Kirche.6 Durch den Zuzug von Heimatvertriebenen kam es nach dem Krieg noch einmal zu einem merklichen Anwachsen der Bevölkerung. Zugleich verschoben sich die konfessionellen Anteile. Wohnten 1905 bei 1.655 Evangelischen nur 14 Katholiken und sieben Juden in Brinkum, so wuchs die Zahl der Katholiken u. a. durch die Niederlassung von schlesischen Flüchtlingen auf über 300 an. Für sie wurde eine eigene Pfarrei errichtet, der für ihre GD bis zum Bau eines eigenen Gotteshauses (1961) zunächst die ev.-luth. Kirche zur Verfügung gestellt wurde.
Die ev.-luth. Kirche in Brinkum erhielt 1962 den Namen „Zum heiligen Kreuz“. Als Tochtergemeinde wurde 1971 die Martin-Luther-KG in Seckenhausen gegründet, die bereits 1967/68 ein Gemeindezentrum und 1969 eine eigene Pfarrstelle erhalten hatte. Seckenhausen blieb zunächst mit Brinkum unter einem gemeinsamen Pfarramt verbunden und wurde mit dem 1. Juli 1978 endgültig verselbständigt.7
Seit 2011 besteht eine Stiftung zur Unterstützung der Gemeindearbeit.

Pfarrstellen

I: Vorref., 1. Januar 2007 aufgehoben und neu errichtet aus II. – II: 1. Januar 19698; 1. Juli 1978 die auf die KG Seckenhausen übergegangen und neu begründet aus III9; seit 1. Januar 2007 einzige Pfarrstelle.10– III: 1. Januar 197811, ab 1. Juli 1978 II.12

Umfang

Die Dörfer Brinkum (mit Kattenturm im Bremischen und Sturbaum im Oldenburgischen), Hallenhausen, Seckenhausen und Wulfhoop. Seckenhausen wurde mit dem 1. Januar 1971 ausgegliedert.13

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropstes (1182 als solche genannt). – Um 1560 zur Insp. Stolzenau, ab 1588 zur Insp. Sulingen und 1794 zur neu errichteten Insp. Weyhe. Am 1. Februar 1925 wurden die Bezirkssynodalverbände Weyhe und Bassum zum KK Weyhe-Bassum zusammengelegt und durch Verfügung vom 4. Oktober 1934 zum Aufsichtsbezirk und KK Syke mit Sitz in Syke vereinigt.14 Seit 1. Januar 2001 KK Syke-Hoya.

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, 1955

Kirche, Blick zum Altar, 1955

Das mittelalterliche KGb war ein einschiffiger Backsteinbau mit eingezogenem rechteckigem Chor und quadratischem Westturm. Im Visitationsbericht von 1657 wird der schlechte Bauzustand vermerkt. Durch den Einbau von Emporen (18. Jh.) und einen neuen Kanzelaltar (1798) wurde das Innere neu gestaltet. Noch Ende des 18. Jh. kamen Neubaupläne auf, doch wurde ein Entwurf des Zimmermeisters Johann Georg Poppe nicht umgesetzt. 1841 wurde die Kirche abgebrochen und durch einen klassizistischen Neubau nach Entwurf von Friedrich August Ludwig Hellner ersetzt (Einweihung 19. Februar 1843). Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche als Munitionslager genutzt. Am 15. April 1945 brannte sie innen vollständig aus. 1948/55 entstand nach Plänen von Ernst Witt eine moderne dreischiffige Hallenkirche aus Ziegelmauerwerk mit Putzgliederung und geradem Ostschluss (Einweihung am 21. August 1955). Äußerlich wurde die Kirche damit fast unverändert wiederaufgebaut. Nicht wiederhergestellt wurde die umlaufende Empore, die den Innenraum bis 1945 in zwei Geschosse gliederte. Die liturgische Ausstattung entspricht dem Stil die Wiederaufbauzeit. Der Altar fand seinen Platz im rechteckigen Altarraum unter einem hohen Bogen; darüber großes Kruzifix mit den Symbolen der vier Evangelisten. An den Altarraum wurden Sakristei und Heizungsraum angebaut.

Turm

Quadratischer Westturm mit niedrigem Pyramidendach. Gedenkstätte für die Kriegsopfer in der Turmhalle.

Ausstattung

Farbige Altarwand mit hängendem Kruzifix, gestaltet von Werner Pätzold (2004). Von der historischen Ausstattung wurde nach dem Brand 1945 nur das gusseiserne Altarkreuz von 1843 gerettet, der sich jetzt in der Gedenkstätte des Turmraums befindet.

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, Mai 1958

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, Mai 1958

Orgel

1842/43 Neubau durch Peter Tappe, II/P, mechanische Traktur. 1945 durch Kriegseinwirkung zerstört. 1957/58 Neubau durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven), 25 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2008 Renovierung durch die Orgelmacherei Merklin (Norderstedt).

Geläut

Vier LG, I: g’ (Bronze, Gj. 1721, Henrich Bringmann, Bremen), Inschriften: „Herr Superintendent Enckhusen, Herr Ambtmann Meier, Pastor Milde, Herr Drost von Staffost“, „Herr Ambtschriber Schmid, Anno 1721, Iuraten Hinrich Kastens, Barthold Reiners“ und „Henrich Bringeman me fecit bremensis“, 1941 zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen, seit 1950 wieder in Brinkum; II: a’, Bet- und Trauglocke, Inschriften: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ und „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen“, Bild: Christusmonogramm; III: h’, Jugendglocke, Inschrift: „Der Herr ist unser Richter. Der Herr ist unser Meister. Der Herr ist unser König, der uns hilft“, Bild: Kugelkreuz; IV: c’’, Taufglocke „Wer da glaubet und getauft, der wird selig werden. Der Geist ist es, der da lebendig macht. Das Fleisch ist nichts nütze“, Bilder: Taube, Kreuz, Fische (alle drei Bronze, Gj. 1953, Gebrüder Rincker, Sinn).15 – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1454, Ghert Klinge, Bremen), Bilder: Maria, St. Martin, St. Dionysius, beim Brand 1945 zerstört.16 Eine Lg (Bronze, Gj. 1721, Henrich Bringeman, Bremen), ⌀ 93 Zentimeter.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1883, 1982/84 Einbau von Gemeinderäumen).

Friedhof

Eigentum der KG. 1841 an den heutigen Standort an der Syker Straße verlegt.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1526ff.–1570 Caspar Meyer. – 1571–1611 Volcuin Widingius. – 1611–1612 Christoph Ruggius. – 1612–1640 Theodoricus Hake. – 1640–1641 Andreas Bock (Boccius). – 1641–1668 Georgius (Jürgen) Burichius. – 1669–1676 Christoph Crusius. – 1676–1682 Johann Reuter. – 1682–1685 Laurentius Christoph Erich. – 1685–1707 Johann Hedeke. – 1708–1725 Johann Hermann Milde. – 1725–1736 Lucas Wilhelm Kitzow. – 1736–1741 Gottfried Hinrich Niemann. – 1742–1753 Gebhard Lüder Meyer. – 1754–1783 Johann Bernhard Oldendorp. – 1734–1316 Johann Georg Friedrich Evers. – 1817–1835 Ernst August Rudolf Schrader. – 1836–1846 Karl Adolf Wilhelm Wagner. – 1846–1879 Gerhard Karl Ludwig Schleicher. – 1879–1887 Christian Heinrich Otto Jahns. – 1887–1891 Georg Karl Hermann Wietfeld. – 1892–1930 Friedrich Ludwig Wilhelm Noltemeyer. – 1931–1953 Reinhard K. L. Schmidt.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 129–130

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1459–1468 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 913 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 1172–1189 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 73Digitalisat(CB); A 9 Nr. 324Digitalisat, 325Digitalisat, 326Digitalisat, 327Digitalisat (Visitationen); D 96 (EphA Syke).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1612 (Lücken: Ende 1638–1639, Mitte 1705–1706; unvollständig: 1640, 1641)
Trauungen: ab 1725 (Lücken: 1751, 1752, 1816)
Begräbnisse: ab 1725 (Lücken: 1752, 1753)
Kommunikanten: ab 1879
Konfirmationen: ab 1727 (Lücken: 1730, 1736, 1742, 1743, 1743, 1751, 1753, 1779–1997)

Literatur

A: Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 76; Gade, Hoya und Diepholz I, S. 230–234; Kratzsch, Glocken Gft. Hoya, S. 46–51; Müller, Kirchenbauten, S. 112 f.
B: Frank Foerster: Die Kirche zu Brinkum. 150 Jahre Kirchweih 1843–1993, Stuhr-Brinkum 1993; Frank Foerster: Die Kirche in Brinkum, in: Bremisches Jahrbuch 73 (1994), S. 116–128; C.-H. Hüchting: 900 Jahre Brinkum 1063–1963, Brinkum 1963; Gudrun Lueken-Dencker: Pastoren- und Küsterfamilien aus dem Bereich der alten Superintendentur Sulingen 1525–1700, 5. Brinkum, in: Heimatblätter des Landkreises Diepholz 9 (1983), S. 27–40.


Fußnoten

  1. MGH DD H IV 103 [Digitalisat].
  2. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 34.
  3. Meyer, Pastoren I, S. 129.
  4. Hoyer UB I, Nr. 865.
  5. Lueken-Dencker, S. 27.
  6. LKA, G 1/Brinkum.
  7. KABl. 1978, S. 81.
  8. KABl. 1969, S. 13.
  9. KABl. 1978, S. 81.
  10. KABl. 2006, S. 167.
  11. KABl. 1978, S. 7.
  12. KABl. 1978, S. 81.
  13. KABl. 1971, S. 12.
  14. KABl. 1934, S. 158.
  15. Vgl. insgesamt zum Geläut: Kratzsch, Glocken Gft. Hoya, S. 46 ff.
  16. Bei Rauchheld, Glockenkunde Oldenburg, S. 102, Nr. 25, nennt das Gj. 1450.