Frühere Gemeinde | KapG der KG Wallensen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: Maternus1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist der Ort möglicherweise erstmals in einem vermutlich um 1120 abgeschlossenen Verzeichnis der Schenkungen (Traditionen) an das nordhessische Kloster Helmarshausen erwähnt. Das Kloster hatte eine Hufe Land in Selithe erhalten, die sie später gegen eine in Winisson tauschte. Bei den genannten Orten handelt es sich vielleicht um Sehlde südwestlich von Elze und um das knapp neun Kilometer weiter südlich gelegene Weenzen.2 Um 1300 ist das Dorf als Wetensen im Homburger Lehnregister genannt, und im Homburger Güterverzeichnis von etwa 1400 erscheint es als Wentzen unter den Dörfer der Vogtei Lauenstein (advocacia Lowensteyne).3 Das Gebiet um Lauenstein war seit der ersten Hälfte des 13. Jh. im Besitz der Herren von Homburg (seit 1247 als Lehen des Hzg. von Braunschweig-Lüneburg), nachdem sie die Gf. von Spiegelberg verdrängt hatten. Im Jahr 1409 starben die Homburger in männlicher Linie aus, und die Herrschaft Homburg fiel zurück an den Lehnsherren, Hzg. Bernhard von Braunschweig-Lüneburg. Ab 1432 gehörte die Vogtei Lauenstein zum neuen welfischen Teilfsm. Calenberg.4 1433 erlangte der Hildesheimer Bf. das Amt Lauenstein als Pfandbesitz und verpfändete es wiederum selbst weiter (seit 1493 an die Herren von Saldern). Nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) kam das Amt und damit die Landesherrschaft über Weenzen wieder an das Fsm. Calenberg. Ab 1630 gehörte Lauenstein kurzzeitig noch einmal zum Hochstift Hildesheim, ab 1633 erneut zum Fsm. Calenberg (Kernlande Hannover). Seit 1810 zählte Weenzen zum französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) und war dort Teil des Kantons Hemmendorf im Distrikt Rinteln (1810 Distrikt Hameln genannt) des Departements Leine. Ab 1815 gehörte Weenzen wieder zum Amt Lauenstein, zunächst im Kgr. Hannover und nach der Annexion von 1866 im Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung kam der Ort 1885 zum neuen Kr. Hameln (1922 Lkr. Hameln-Pyrmont). Als Ortschaft der 1964 gegründeten Samtgemeinde Duingen wechselte Weenzen 1974 in den Kr. Alfeld (1977 Lkr. Holzminden, 1981 Lkr. Hildesheim). 2016 fusionierte Weenzen mit den übrigen Ortschaften der Samtgemeinde zum neuen Flecken Duingen, der gleichzeitig der neuen Samtgemeinde Leinebergland beitrat. Neben der Landwirtschaft war auch die Gipsherstellung5 ein wichtiger Erwerbszweig des Dorfes, das sich im 20. Jh. zu einer Pendlersiedlung entwickelte. In Weenzen lebten 1810 etwa 260 Menschen, 1885 rund 360, 1992 knapp 500 und 2016 wieder 360.
Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte ist die Glocke im Dachreiter der Kapelle, die vermutlich im 13. Jh. gegossen wurde. Das Gründungsjahr der Kapelle ist unbekannt; in seiner Descriptio Salae schrieb Daniel Eberhard Baring 1744, Weenzten sei „schon lange vor der Reformation mit einer Capelle versehen gewesen“, verzichtete jedoch auf einen Beleg.6 In den Berichten zur Kirchenvisitation im Fsm. Calenberg von 1588 ist Weenzen unter den Filials (Tochtergemeinden) der KG Wallensen genannt, die einen eigenen Kaplan hatten.7 Es ist davon auszugehen, dass die Kapelle auch in vorref. Zeit zum Kirchspiel Wallensen gehörte, Weenzen also zusammen mit der Muttergemeinde um 1540 zur luth. Lehre gewechselt hatte.
Die älteste Kapellenrechnung ist aus dem Jahr 1645 überliefert. 1665 schlug der Duingener P. Henricus Bobert (amt. 1662–1695) vor, Weenzen vom Kirchspiel Wallensen zur Gemeinde Duingen zu verlegen, konnte seine Pläne jedoch nicht durchsetzen.8 Ende des 19. Jh. erhielt die Gemeinde ein neues Kapellengebäude: In den 1880er Jahren wurde die alte Kapelle abgerissen und 1887 konnte P. Emil Hermann Ludwig Behne (amt. 1876-1893) den ersten Gottesdient im Neubau feiern. Bis Mitte des 20. Jh. fanden in der Weenzer Kapelle nur an wenigen Sonn- und Festtagen Gottesdienste statt. P. Ludwig Schwabe (amt. 1930-1973) predigte seit 1946 etwa alle zwei Wochen in Weenzen und den übrigen KapG des Kirchspiels Wallensen; seit Mitte der 1970er Jahre feierten die Pastoren des Kirchspiels einmal im Monat und an Festtagen Gottesdienste in der Kapelle.9
Zum 1. Januar 2008 fusionierten die drei KapG Capellenhagen, Fölziehausen und Weenzen und gründeten zusammen die Ev.-luth. KapG Ith-Weenzer Bruch in Duingen.10 Die neue KapG blieb bis zum 1. Januar 2014 Teil der KG Wallensen und schloss sich dann der KG Coppengrave an.

Kapellenbau

Kleiner, neugotischer Werksteinbau mit leicht eingezogenem, fünfseitigem Chor, errichtet 1887. Satteldach, über dem Chor mit Walm; große Spitzbogenfenster; Portal an Westseite mit Tympanon und Inschrift „Anno 1887“, Rundfenster in westlichem Giebelfeld und in Ostwand. Im Innern flache Decke mit Vouten; Westempore mit vorgezogenen Seiten, mittlere Stützen bis zur Decke; Orgelempore an Nordseite des Chores; farbiges Rundfenster in Altarwand mit Darstellung des Heiligen Geistes (Taube). Gesamtsanierung 1959–61. Neue Innenausmalung 1965.

Turm

Achteckiger, verschieferter Dachreiter, Helm bekrönt mit Kugel und Wetterfahne. Rechteckige Schallfenster. Erneuert 1965.

Vorgängerbau

Kleiner Rechteckbau, im Innern mit Kreuzgratgewölben. Sanierung 1845. Wegen Baufälligkeit in den 1880er Jahren abgerissen.11

Ausstattung

U-förmiger Altar aus Sandstein (1887). – Taufstein, achteckiges Becken auf viereckigem Schaft, verziert mit Lutherrose und Diamantquadern. – Turmartige Holzkanzel mit Beichtstuhl unterhalb des Kanzelkorbs (1887), an Südwand des Chorraums.

Orgel

Auf der Empore an der Nordseite des Chores. 1901 Neubau von Heinrich Faber (Salzhemmendorf), 4 I/aP, pneumatische Traktur, Membranladen.12 1983 urteilte der Orgelrevisor, das Instrument sei „aufgrund des desolaten Zustandes als abgängig zu bezeichnen“13, später stillgelegt. 1990 elektronische Orgel der Firma Ahlborn angeschafft, 25 II/P; aufgestellt im Prospekt der Faberorgel.

Geläut

Eine LG, g’’ (Bronze, Gj. um 1300).

Friedhof

Kommunaler Friedhof am Südrand des Dorfes, FKap. (Bj. 1967).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 11337 (Pfarroffizialsachen); D 22a (EphA Coppenbrügge).

Literatur

A: Bühring, KD Lkr. Hameln-Pyrmont I, S. 498–499. – B: Ingrid Heineking, Klaus Scheuer & Christine Früh: Dorferneuerung Weenzen, 2009 [online, 23.08.2018]


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 137.
  2. Hoffmann, Bücher, S. 98, Nr. 4. Zur Datierung ebd., S. 93. Für Selithe nennt Hoffmann als mögliche Identifikationen Sehlde bei Elze oder Sehlde bei Ringelheim, für Winisson Wenzen nordwestlich von Einbeck.
  3. Ohainski, Lehnregister, S. 25 und 79, Nr. 74.
  4. Schwabe, Hausbuch Lauenstein, S. 1 f.; Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 49 und 118 f.
  5. Baring, Descriptio Salae, S. 43.
  6. Baring, Descriptio Salae, S. 43.
  7. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 220: „Pfarre hat vier Filials: Ockensen, Levedagsen, Tuiste und Wentzen, und zwei Dörfer: Capelnhagen und Völtzinghausen, die keinen sonderlichen Kaplan haben.“
  8. NLA HA Hann. 83 III Nr. 740, http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2944878.
  9. LkAH, L 5h unverz., Wallensen, Visitation 1952 und Visitation 1977.
  10. KABl. 2007, S. 249.
  11. Bühring, KD Lkr. Hameln-Pyrmont I, S. 498.
  12. Nach Bühring, KD Lkr. Hameln-Pyrmont I, S. 498, erhielt die Kapelle schon 1887 eine Orgel, erbaut von Heinrich Faber (Salzhemmendorf).
  13. LkAH, L 5h unverz., Wallensen, Visitation 1983.