Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld | Patrozinium: Katharina1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Ersterwähnung 826/876 als Duthungun in den Corveyer Traditionen.2 Seit dem 13. Jh. ist das nach dem Ort benannte Ministerialengeschlecht der Herren von Dudingen belegt (im 16. Jh. erloschen und von den Herren von Halle beerbt). 1345 hat das Hildesheimer Godehardikloster Besitz in Duingen Oberlehnsherren waren die Edelherren von Homburg (Vogtei Lauenstein) und das Kloster Corvey. Nach dem Tod des letzten Edelherren von Homburg 1409 fiel die Herrschaft an die Welfen. Von 1433 bis 1523 war Duingen mit dem Amt Lauenstein an das Hochstift Hildesheim verpfändet, das es seinerseits als Afterlehen an die Bock von Nordholz und ab 1493 die von Saldern vergab. Das Dorf war noch um 1585 überwiegen bäuerlich geprägt. Im 17. Jh. kam es zu einem starken Bevölkerungszuwachs durch das Aufkommen des Töpferhandwerks, das aber schon seit dem 16. Jh. erwähnt wird. Die Blütezeit der Duinger Töpferei lag um 1750/1800. Zeitweilig gab es dort über 40 Töpfereien, die ihre Tonwaren im Sommer in den Ostseeraum exportierten. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg war ein Großteil der Dorfbewohner in der Ton- und Steinzeugindustrie beschäftigt, vermehrt aber auch im Holz- und Sägewerk sowie die Ziegelindustrie in Hohenbüchen und Coppengrave. Hinzu kamen Handwerker, Geschäftsleute und wenige Bauern.3

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1960

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1960

Für die Kirche liegen keine mittelalterlichen Urkundenbelege vor. Ihr Gründungsjahr ist unbekannt. Erwähnt wird sie erstmals 1481 in einem Archidiakonatsverzeichnis. Die Reformation wurde schon vor 1540 durch den Pfandinhaber Burchard von Saldern gebilligt und 1542/43 unter Hzgn. Elisabeth von Calenberg offiziell eingeführt (Visitation durch Antonius Corvinus am 27. April 1543). Über den P. zu Duingen heißt es im Visitationsabschied, er habe so „gar ein geringe besoldung gehabt, das er auch, so jm nicht zugelegt were worden, armuts halber hette abtzihen und die phar verlassen müssen.“ Die Pfarrbesoldung wurde jedoch, da er „sehr wol geschickt und frum ist“ um ein Fuder Korn aus den Einkünften des Archidiakonats Wallensen vermehrt.4 Die Bestellung des P. Georgius Janus († 1597) durch Hzgn. Elisabeth 1553 ist die erste überlieferte Urkunde, die ausschließlich Angelegenheiten der Duinger Pfarre behandelt. Die Pfarre war durch den Tod des vorherigen P. Veit Pfleger erledigt. Janus, bei der Visitation von 1588 als mediocriter und „guter einfältiger Mann“ befunden5, wurde am 30. April 1589 durch Hzg. Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (nach der Generalvisitation von 1588) erneut mit der Pfarre belehnt. Die Belehnung erstreckte sich auch auf Coppengrave, das bis 1630 mit Duingen verbunden blieb, um die Einkünfte des P. weiter aufzubessern. 1597 bis 1616 war Just Clagdenberg (Jodokus Clingenberg) P. in Duingen. Aufgrund des Restitutionsedikts von 1629 kam es mit dem Amt Lauenstein wieder an das Stift Hildesheim. Infolge der Rekatholisierung durch den Franziskanerorden war Duingen wohl von 1630 bis 1633 ohne luth. Geistlichen.

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Das mittelalterliche KGb erwies sich zunehmend als schadhaft und zu klein. 1662 gab es Bemühungen, mit einer bewilligten Kirchenvorratskollekte den Turm umzubauen und die Kirche zu erweitern (offenbar nicht umgesetzt). 1704 war das Turmdach abgängig. Erst 1736/37 wurde das Kirchenschiff nach Abbruch des Altbaus in barocken Formen neu errichtet.
Der Kirchenkampf hatte in Duingen keine größeren Auswirkungen. P. August Pollitz (amt. 1922–1938) war Mitglied der DC, P. Thomas Eggers (amt. 1938–1944) Mitglied der BK, beide aber politisch zurückhaltend. Die Bekenntnisschule in Duingen wurde 1940 in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einem starken Zuzug von Ostflüchtlingen und Heimatvertriebenen, auch kath. Konfession. Bis zum Bau der kath. Kirche „Zum Guten Hirten“ (1960/61) wurde die luth. Kirche in Duingen durch die kath. Pfarrgemeinde mitgenutzt.
Am 1. Mai 1996 wurde Duingen mit Coppengrave pfarramtlich verbunden.6

Umfang

Der Flecken Duingen, das Vorwerk Papenkamp und die Krübbemühle. Zum 1. April 1930 wurde der mit dem 30. September 1928 aufgelöste und mit der politischen Gemeinde Duingen vereinigte forstfiskalische Gutsbezirk Duinger Bergteil in die KG Duingen eingepfarrt.7

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Wallensen der Diözese Hildesheim. – Nach der Reformation (1589) zur Insp. Gronau. 1636 Verlegung der Suptur. nach Münder.8 Von 1760 bis 1769 bestand in Salzhemmendorf eine eigene Suptur. für das Amt Lauenstein (II. Mündersche Insp.). 1794 kam Duingen zur neu gebildeten Insp. Oldendorf (nach Sitzverlegung ab 1913 Insp./1924 KK Coppenbrügge); 1. April 1941 aus dem KK Coppenbrügge in den KK Alfeld umgegliedert9. Seit 1. Januar 2011 zum KK Alfeld-Hildesheimer Land, Amtsbereich Alfeld.

Patronat

Der Archidiakon in Wallensen. Nach der Reformation der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, vor 1929

Kirche, Grundriss, vor 1929

Sechsachsige Saalkirche aus Kalkstein und Dolomit vom Duinger Berg (1736/37); ursprünglich mit Sollingplatten eingedeckt (seit 1960 Ziegeleindeckung). Innen eine verputzte Voutendecke. Durchlaufende Empore. Um 1964 grundlegend saniert.

Turm

Ältester Teil ist der frühgotische Turm aus Bruchsteinen (im Kern aus dem 12. Jh., wohl ein ehemaliger Wehrturm). Im unteren Turmgeschoss wurde um 1964 eine Gedenkstätte für die Toten der beiden Weltkriege eingerichtet. Der Turm ist Eigentum der politischen Gemeinde.

Ausstattung

Barocker Kanzelaltar über einer mittelalterlichen Mensa, flankiert von zwei holzgeschnitzten Figuren (Moses und Johannes der Täufer), über dem Schalldeckel in einer Konche der Auferstandene. – Der frühere Taufstein, zeitweilig zweckentfremdet, dann wieder in der Kirche, ist nach der grundlegenden Renovierung der Kirche in den 1960er Jahren verschollen.10

Orgel, um 1960

Orgel, um 1960

Orgel

In der alten Kirche ist schon 1711 eine Orgel belegt. Die erste Orgel der neuen Kirche wurde 1765 durch den Orgelbauer Johann Andreas Zuberbier (Obernkirchen) erbaut; 1827/28 und 1854 renoviert. 1877 Neubau des Werks durch P. Furtwängler (Elze), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1957/58 Neubau hinter dem historisch Prospekt durch Firma Friedrich Weißenborn (Braunschweig), 19 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen. 1991 Instandsetzung durch Firma F. Schmidt (Hannover).

Geläut

Vier LG, I: c’ (Eisenguss., Gj. 1948, Firma Weule, Bockenem); II: es’ (Eisenguss, Gj. 1948, Firma Weule, Bockenem); III: g’ (Bronze, Gj. 1969, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); IV: c’’ (Bronze, Gj. 1483, früher in der Turmlaterne, 2013 außer Betrieb).11 – Früherer Bestand: Anstelle von zwei aus den Jahren 1781/82 und um 1802 (eventuell 1809) stammenden, im Ersten Weltkrieg abgelieferten Bronzeglocken wurden 1930 drei Bronzeglocken in c’, es’ und f’ bei der Firma Radler in Hildesheim neu gegossen. Die beiden größeren wurden 1942 ebenfalls abgeliefert, die verbliebene kleinere (c’) 1948 an die KG Schellerten verkauft.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus, 1768/69 an Stelle eines baufälligen Vorgängerbaus errichtet (1950 Gemeindesaalanbau, 1997/98 umgestaltet und erweitert). – Ein früher vorhandenes Pfarrwitwenhaus (von der Fleckensgemeinde erbaut und unterhalten) wurde seit 1831 als Schulhaus benutzt und 1881 verkauft.

Friedhof

Im Eigentum der KG befinden sich zwei Friedhöfe. Der alte Friedhof oberhalb der Kirche (1866 angelegt) wurde 1965 geschlossen und 1971 in einen Parkfriedhof umgewandelt. Seit 2005 finden dort wieder Urnenbeisetzungen in einem Rasengrab statt. Ein neuer Begräbnisplatz wurde 1929 außerorts an der Straße nach Weenzen (Eckhardtstraße) angelegt und um 1960 sowie 1988 erweitert. FKap.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1543 P. unbekannten Namens. – 15..–15.. Veit Pfloger. – 1553–1597 Georgius Janus. – 1597–1616 Justus (Jodocus) Clagenberg (Clingenberg). – 1616–1626 Heinrich Friccus (Friccius). – 1626 Christoph Ursinus. – 1628 Hans Schildus. – 1658–1662 Johann Hesse. – 1662–1695 Henricus Bobert. – 1696–1729 Johann Justus Telgmann. – 1729–1762 Johann Heinrich Ohlen. – 1760–1762 Friedrich-Wilhelm Brammer. – 1762–1768 Hannes Justus Thorey. – 1768–1777 Johann Erhard Beneken. – 1778–1804 Christian Friedrich Boehme. – 1804–1826 Friedrich August Karl Schinke. – 1826–1849 Karl Friedrich Wilhelm Buffenius. – 1849–1861 Georg Wilhelm Schmidtmann. – 1861–1879 Johann Georg Heinrich Grupen. – 1879–1884 Heinrich Ludwig Johannes Haase. – 1884–1893 Georg Heinrich Albert Hahn. – 1893–1918 Friedrich Christian Georg Wolperding. – 1919–1921 Willy Ferdinand Karl Saalbach. – 1922–1938 August Eduard Theodor Pollitz. – 1938–1944 Thomas Karl Johannes Eggers.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 218

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 2448–2470 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 1875–1882 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 497Digitalisat, 498Digitalisat, 499Digitalisat, 500Digitalisat (Visitationen); D 43 (EphA Alfeld); S 1 H III Nr. 311 (Kirchenkampfdokumentation).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1702, von 1702–Mich. 1729 „Die getauften Kinder, welche noch jetzt leben“
Trauungen: ab 1729
Begräbnisse: ab 1729
Kommunikanten: ab 1796 (Lücken: Oculi 1838–1849, Ende 1943– Juli 1944), Erstkommunikanten: 1841–1853
Konfirmationen: ab 1729 (Lücken: 1759, 1760, 1777–1804)

Literatur

A: Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 260–270; Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 122–125.
B: Festschrift 250-jähriges Kirchweihjubiläum des Neubaus der evangelisch-lutherischen Katharinen-Kirche Duingen, [Duingen] 1989.


Fußnoten

  1. Frühester Nachweis auf der Glocke von 1483. Danach erst in jüngerer Zeit wieder St. Katharina genannt.
  2. Mönchslisten I, § 142; Mönchslisten II, S. 159. Vgl. auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 69.
  3. LkAH, L 5h, unverz., Duingen, Visitation 1956, (Beantwortung der Visitationsfragen V.14).
  4. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 36 f.
  5. Jarck, Kirchengeschichte Lauenstein, S. 181.
  6. KABl. 1996, S. 125
  7. KABl. 1930, S. 44 f.
  8. Jarck, Kirchengeschichte Lauenstein, S. 192.
  9. KABl. 1941, S. 50.
  10. Festschrift, S. 24.
  11. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 51.