KapG der KG Hoheneggelsen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist das Dorf erstmals in einer undatierten Urkunde, vermutlich aus dem Jahr 1260, erwähnt, in der Berthold von Gadenstedt ankündigt, seinem Lehnsherrn, dem Bf. von Hildesheim, zugunsten des Klosters Loccum die Güter in villa Molnem zurückgeben zu wollen.1 Am 21. August 1260 übertrug Bf. Johann diese und andere Ländereien in muilnem dem genannten Kloster.2 Ähnlich wie im benachbarten Oedelum entwickelte sich Kloster Loccum in den folgenden Jahrzehnten zum wesentlichen Grundbesitzer in Mölme.3 Zusammen mit dem Klosterhof in Oedelum kamen Land und Höfe in Mölme um 1622 in den Besitz der Familie (von) König (bis 1888).4 Mölme gehörte im Hochstift Hildesheim zur Go Eggelsen im Amt Peine, das seit der Wende vom 13. zum 14. Jh. erkennbar ist.5 Bf. Magnus übertrug das Dorf zusammen mit dem Großteil der Go Eggelsen 1425 der Burg Steinbrück und legte damit den Grundstein für das gleichnamige Amt.6 Mölme war das kleinste Dorf im Amt Steinbrück. Nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) kamen Mölme und das Amt Steinbrück an das welfische Teilfürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Seit der Restitution des Großen Stifts (1643) gehörte Amt Steinbrück wieder zum Hochstift Hildesheim. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Fürstbistum Hildesheim aufgelöst und die Gebiete fielen an Preußen. Zur Zeit des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) war Mölme Teil des Kantons Hoheneggelsen im Distrikt Hildesheim des Departements Oker. Danach gehörte der Ort, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Steinbrück, das 1859 im Amt Marienburg aufging. Seit der Annexion von 1866 erneut preußisch, kam Mölme 1885 zum neuen Lkr. Marienburg (1946 Lkr. Hildesheim-Marienburg, 1977 Lkr. Hildesheim). Seit 1974 gehört das Dorf zur Einheitsgemeinde Söhlde. Mölme war ein Sachgassendorf, in dem sich alle Höfe um den Dorfplatz gruppierten, von dem ein aus ein Weg aus dem Dorf hinaus führte.7 Bis in die erste Hälfte des 20. Jh. war der Ort bäuerlich geprägt, dann brachte die Erdölförderung „Industrie in die Gemeinde“ (Gewerkschaft Elwerath).8 Die Förderung begann 1934 und endete 1959, als die Vorkommen erschöpft waren. Mölme hatte um 1730 etwa 15 Häuser, um 1810 knapp 100 Einwohner und 2017 etwa 130.

Kapelle, Ansicht von Südwesten, vor 1957

Kapelle, Ansicht von Südwesten, vor 1957

Es ist nicht bekannt, seit wann in Mölme eine Kapelle steht. In den Protokollen der Kirchenvisitation 1542 heißt es knapp „Mollem ist filia in hogen Eggelsen und soll darbey pleiben.“9 Mölme war also eine Tochtergemeinde von Hoheneggelsen und besaß zu diesem Zeitpunkt ein Gotteshaus. Das Dorf nahm vermutlich gemeinsam mit der Muttergemeinde Hoheneggelsen das luth. Bekenntnis an. Seit dem letzten Viertel des 17. Jh. sind Lehrer in Mölme nachweisbar. Das Schulhaus stand neben der Kapelle, es wurde 1966 geschlossen. Nach Beginn der Erdölförderung in Mölme Mitte der 1930er Jahre merkte P. Hans Meyer-Roscher (amt. 1933–1977) bei der Visitation 1940 an: „Es muß erwähnt werden, daß fast alle Angestellten des Erdölwerkes, die in die Gemeinde gekommen sind, sich vom kirchlichen Leben fern halten.“10
Zusammen mit der Muttergemeinde Hoheneggelsen gehört die KapG Mölme seit September 2004 zum Gemeindeverband Söhlde, zu dem außerdem die Gemeinden Bettrum, Feldbergen, Himstedt, Nettlingen, Söhlde und Steinbrück (KapG) zählen.11

Kapellenbau

Kleiner, rechteckiger Fachwerkbau auf Bruchsteinsockel, erbaut vermutlich Mitte 18. Jh.12 Alle Seiten mit Sollinger Sandsteinplatten behängt, Rechteckfenster. Im Innern flache Decke. 1865 Instandsetzung des Gebäudes, 1888 Verkleidung mit Sollinger Sandsteinplatten, 1905 neue Fenster, 1960/61 Sanierung von Kapelle und Turm. Innenrenovierung 2008/09.

Kapelle, Blick zum Altar, vor 1957

Kapelle, Blick zum Altar, vor 1957

Turm

Verschieferter Dachreiter mit Zeltdach über Westgiebel, erbaut um 1770. Viereckige Schallöffnungen, Auslegestuhl für Uhrschlagglocke (1961) und Uhrziffernblatt nach Westen. Turm 1912 erneuert, politische Gemeinde stiftete 1919/20 Turmuhr (Firma Weule, Bockenem; Uhrschlagglocke auf Turmspitze).13

Ausstattung

Schlichter Altar und schlichte Kanzel (1960). – Gemälde „Auferweckung des Jünglings zu Nain“ (um 1700), ursprünglich in der FKap. in Banteln, seit 1960/61 in Mölme, bis 2006 Altarbild.14 – Geschnitztes Wandbild mit Darstellung des letzten Abendmahls, seit 2006 Altarbild.15

Orgel

1989 elektronische Orgel gestiftet.16

Geläut

Zwei LG, I: fʼʼ (Bronze, Gj. 1905, Firma Radler, Hildesheim), Glockenrevisor empfahl wiederholt, die Glocke umgießen zu lassen, da sie „kein Volumen hat und ausgesprochen ‚dünn‘ klingt“17; II: asʼʼ, Inschrift: „Bekümmert euch nicht, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke. Zum 80. Geburtstag von Erich Peters am 1.5.1962, geweiht am 1. Ostertage 1962“ (Bronze, Gj. 1962, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg). Eine SG hʼʼʼ, Inschrift u. a.: „Meine Zeit steht in Deinen Händen“ (Bronze, Gj. 1961, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg).18 – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. etwa 1770), beschädigt und 1905 umgegossen zu jetziger LG I.19 Eine SG (Bronze, Gj. 1919), 1942 zu Kriegszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen, aber seit 1949 verschollen.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 5589 (Pfarroffizialsachen); D 28 (EphA Hoheneggelsen).

Literatur

A: Blume, Beiträge, S. 134–136.
B: Fritz Garbe: Im Schatten der Wehrkirche, Geschichte der Kirche und Gemeinde zu Hoheneggelsen, Hildesheim 1964, bes. S. 85–88; Horst und Karl Schünemann: Von Mulnehêm bis Mölme. Zeitgeschichte einer Siedlung im Hildesheimer Land, Harsum 2010.

GND

1075766788, Ev.-luth. Gemeindeverband Söhlde.


Fußnoten

  1. Cal. UB III, Loccum, Nr. 212; Schünemann, S. 47, 285 und 289.
  2. Cal. UB III, Loccum, Nr. 214.
  3. Blume, Beiträge, S. 135; Cal. UB III, Loccum, Nr. 239 und 555.
  4. Reden-Dohna, S. 317 f.; Schünemann, S. 55.
  5. Boetticher, Ortsverzeichnis Lkr. Peine, S. 175.
  6. Sudendorf, UB IX, Nr. 54,4; Meyer-Roscher, 400 Jahre, S. 143; Bertram, Bistum Hildesheim I, S. 393.
  7. Blume, Beiträge, S. 134.
  8. LkAH, L 5h, unverz., Hoheneggelsen, Visitation 1940; Schünemann, S. 175 ff.
  9. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 141.
  10. LkAH, L 5h, unverz., Hoheneggelsen, Visitation 1940.
  11. KABl. 2004, S. 158.
  12. LkAH, L 5h, unverz., Hoheneggelsen, Visitation 1992; Garbe, S. 86; nach Schünemann, S. 82 ff. Ende 17. Jh.
  13. Schünemann, S. 87.
  14. Schünemann, S. 89.
  15. Schünemann, S. 91.
  16. LkAH, L 5h, unverz., Hoheneggelsen, Visitation 1992.
  17. LkAH, L 5h, unverz., Hoheneggelsen, Visitation 1967.
  18. LkAH, L 5h, unverz., Hoheneggelsen, Visitation 1980; Schünemann, S. 84.
  19. Garbe, S. 87.