Frühere Gemeinde | KapG der KG Wrisbergholzen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld | Patrozinium: Katharina1 | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Im Jahre 1151 besaß das Hildesheimer Stift St. Mauritius in Westvelde ein Vorwerk und 18 Latenhufen (forwercum et mansos litonum x et viii).2 Der Landbesitz verteilte sich im Mittelalter auf viele Institutionen und Adelsfamilien, u. a. waren die Hildesheimer Dompropstei, das Stift St. Moritz in Hildesheim, das Hildesheimer Johannisstift, das Kloster Lamspringe, die Familien von Rheden und von Steinbrück hier begütert.3 Westfeld gehörte zum Amt Winzenburg des Hochstifts Hildesheim. Nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) fiel das Amt an das welfische Teilfsm. Braunschweig-Wolfenbüttel und kehrte erst 1643 mit der Restitution des Großen Stifts unter stifthildesheimische Landesherrschaft zurück. Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 kam das Gebiet des Hochstifts an das Kgr. Preußen. In den Jahren des französischen Satellitenkgr. Westphalen zählte Westfeld zum Kanton Alfeld im Distrikt Hildesheim des Departements Oker. Ab 1815 gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Winzenburg, ab 1828 zum Amt Bilderlahe und ab 1836 zum neuen Amt Alfeld. Mit der Annexion von 1866 fiel Westfeld wieder an das Kgr. Preußen und kam bei der Einführung der Kreisverfassung 1885 zum Lkr. Alfeld (1977 Lkr. Hildesheim). Seit 1974 gehört Westfeld mit dem eingemeindeten Wrisbergholzen zur Samtgemeinde Sibbesse (2016 umgewandelt in Gemeinde Sibbesse). Das Dorf ist ländlich geprägt, der größte Teil der Bevölkerung pendelt nach Hildesheim, Alfeld oder Bad Salzdetfurth. Westfeld hatte 1701 knapp 190 Einwohner (davon 18 kath.), um 1810 knapp 330 und 2015 etwa 530 (ohne Wrisbergholzen).
Das Gründungsdatum der Westfelder Kapelle ist unbekannt. Der Unterbau des Turmes entstand in mittelalterlicher Zeit; die älteste Glocke, aufgrund deren Inschrift die Kapelle heute den Namen Katharina trägt, wurde 1488 gegossen.4 Die Gemeinde hatte keinen eigenen Geistlichen, sondern gehörte zum Kirchspiel Wrisbergholzen: In den Berichten zur Visitation 1542 findet sich der Vermerk: „Ist filia in Dirick Holtensen“.5 Zusammen mit der Muttergemeinde und der ebenfalls zum Kirchspiel gehörenden KapG Segeste wechselte Westfeld 1542/68 zur luth. Lehre. Die älteste Kapellenrechnung stammt von 1605/07, eine Schule bekam das Dorf um 1700.6
Gut 50 Jahre nach Rückkehr unter stifthildesheimische Landesherrschaft konnte sich wieder eine kath. Gemeinde in Westfeld etablieren, obwohl der Ort nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 prot. war (keine kath. Kirche oder Gemeinde im festgesetzten Normaljahr 1624). 1693 erwarb der Hildesheimer Domherr Franz Dietrich Beißel von Gymnich einen Kothof in Westfeld und ließ dort kath. Gottesdienste feiern, an denen nach zwei Jahren wohl schon bis zu 40 Menschen teilnahmen.7 Nach Streitigkeiten mit der ev. Gemeinde, u. a. über die Nutzung der Kapellenglocke, erwirkte Domherr Beißel von Gymnich beim Hildesheimer Bf. 1695 die Genehmigung zum Bau einer eigenen Kapelle. Der kleine Fachwerkbau der neuen Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt konnte 1698 geweiht werden, obwohl das Kaiserliche Kammergericht zuvor einen Baustopp verhängt hatte.8 Westfeld zählte damit seit Ende des 17. Jh. zu den wenigen bikonfessionellen Dörfern im Hochstift Hildesheim.
1753 erhielt die ev. Gemeinde einen Kirchenneubau, 1848 dann die kath. (die Fachwerkkapelle von 1698 war seit 1834 wegen Baufälligkeit geschlossen). Anfang des 20. Jh. betreute die kath. Pfarrei Westfeld die Katholiken aus Westfeld, Sibbesse, Wrisbergholzen, Wernershöhe, Segeste, Petze, Almstedt, Adenstedt, Sellenstedt, Grafelde und Möllensen (insgesamt etwa 250).9
Im Zuge der Gebietsreform von 1973/74 erwog der KKV Alfeld, die KapG Segeste und Westfeld von Wrisbergholzen nach Almstedt umzupfarren, die Pläne kamen jedoch nicht zur Ausführung.10 Zum 1. Januar 2008 löste sich die KapG Westfeld auf und wurde Teil der neu gegründeten Ev.-luth. Martin-Luther-KG Adenstedt-Wrisbergholzen.11
Umfang
Das Dorf Westfeld.
Kapellenbau
Kleiner, einschiffiger Bau mit dreiseitigem Chorschluss, erbaut 1753. Bruchsteinmauerwerk; Satteldach, im Osten abgewalmt; Rechteckfenster; Inschriftentafel an Südseite: „Unter dem göttlichen Schutze im Jahre des Herrn 1753 ist diese neue Kapelle den Evangelischen wegen drohenden Umsturz des alten Fundaments erbaut unter dem Pfarrer Jul. Dan. Wecke Pastor in Wrisbergholzen Westfeld und Segeste. Gehilfen in diesem Jahre Hans Haberland, Verweser“ (Übersetzung).12 Im Innern flachgewölbte Holzdecke, Turmhalle mit Tonnengewölbe und Empore, Ostempore mit Orgel. Umgestaltung Innenraum um 189413 (Orgel auf Ostempore versetzt, Taufengel entfernt). Renovierung 1963/65 (u. a. Kanzel von Ostempore entfernt, neue Kanzel links im Altarraum).
Turm
Unterbau aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung, vermutlich mittelalterlich. Oberhalb einer Verjüngung aufgesetztes, verschiefertes Glockengeschoss mit rechteckigen Schallfenstern und Uhrziffernblättern; verschieferter Turmhelm mit rechteckigem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne, erbaut 1802. Auslegestuhl für Uhrschlagglocke nach Osten. Hochrechteckiges Fenster in Westfassade; rundbogiges Eingangsportal auf Südseite, darüber Inschriftentafel: „Hier geh ich in dem Hauß auf deine grose Güte und setze mich getrost zu deinen Füßen hien.“ und „Im Jahre Christi 1753 hat die hiesige Gemeinde in Westfeld diese Kirche mit Gott neu bauen lassen“.14 Turmuhr 1695 vorhanden, 1920/21 Anschaffung einer neuen Uhr (Firma Weule, Bockenem).15
Ausstattung
Neugotisches Altarretabel mit Wimperg und Fialen (1890, Eichenholz). – Holzkanzel, links im Altarraum (etwa 1965). – Zwei Kronleuchter (18. und 19. Jh.). Ehemalige Ausstattung: gotischer Altar sowie ein Taufengel (beides zweite Hälfte 19. Jh. entfernt).16
Orgel
Auf Ostempore. Neubau 1887 von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 6 I/–, mechanische Traktur, Kegelladen (Opus 240).17 Inschrift: „Der evgl. Kirchengemeinde Westfeld gew[idmet] von Elisabeth Albes geb. Rasche zum Andenken an ihren einzigen Sohn Ernst Albes geb. 15. Mai 1865, gestorben 3. November 1886.“18 Orgel zunächst auf Westempore, 1894 versetzt. 1917 Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken abgegeben.19
Geläut
Eine LG, h’, Inschrift: „anno d[o]m[ni] m cccc lxxxviii maria bin ik ghena[n]t yh[e]s[vs] krist[us] sancta katerina p[at]rona hvivs ca[m]pane“, Im Jahr des Herrn 1488. Maria bin ich genannt. Jesus Christus. Die heilige Katharina, Schutzpatronin dieser Glocke (Bronze, Gj. 1488, unbekannter Gießer).20 Eine SG, d’’’ (Bronze, Gj. 1650, Heinrich Bartels und Henni Fisker).
Friedhof
Eigentum der KapG, nordöstlich des Dorfes; 1917 angelegt, erste Beerdigung September 1918.21
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 11945 (Pfarroffizialsachen); D 43 (EphA Alfeld); E 5 Nr. 1130 (Konsistorialbaumeister); S 11a Nr. 7340 (Findbuch PfA).
Literatur
A: Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 506–510; Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 273–277.
B: Sabine Hartmann: Die Samtgemeinde Sibbesse. Geschichten und Bilder von damals und heute, Harsum 2005, bes. S. 207–222; August Korn: Aus der Geschichte des Dorfes Wrisbergholzen, Hannover ²1953 (Selbstverlag); Rainer Oelze: Westfelder Geschichte und auch die unserer Umgebung vom Anfang bis zur Gegenwart. Einblicke in die Geschichte eines Dorfes und der Umgebung, Westfeld 2006, bes. S. 105–146.
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 137.
- UB HS Hildesheim I, Nr. 275. Das im Verzeichnis der Schenkungen an das Kloster Corvey erwähnte Wetfelde (um 826/76) lässt sich nicht mit Sicherheit Westfeld zuordnen, bezieht sich vermutlich eher auf Weetfeld bei Hamm, vgl. Mönchslisten I, § 118; Mönchslisten II, S. 11 f. und 146 f.
- Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 506; die hier ebenfalls genannten Klöster Corvey und Fulda erscheinen in der Zuordnung unsicher.
- DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 47 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0004702.
- Kayser, Kirchenvisitationen, S. 227.
- Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 508.
- Bertram, Bistum Hildesheim III, S. 100.
- Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 509; Korn, S. 39 f.
- Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 510.
- LkAH, B 2 K 1/Alfeld II, Bl. 44 (KKV Alfeld an LKA, 15. August 1973).
- KABl. 2008, S. 11 ff.
- Hartmann, S. 216 f.
- Oelze, S. 112 f.
- Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 274.
- Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 508; Oelze, S. 113.
- Noch erwähnt bei Mithoff, Kunstdenkmale III, S. 240 (1875); Nach Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 508, „durch den Wurm“ zerstört.
- Pape/Schloetmann, S. 99.
- Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 508.
- Oelze, S. 113.
- DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 47 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0004702.
- Oelze, S. 113.