Frühere Gemeinde | KapG der KG Wrisbergholzen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Segeste lässt sich bereits im 9. Jh. schriftlich belegen: Im Verzeichnis der Schenkungen (Traditionen) an das Kloster Corvey, das in Teilen auf 826/76 datiert wird, ist das Dorf Seguste erwähnt (villa, que appelatur Seguste).1 Auch das Hildesheimer Kloster St. Michael hatte seit seiner Gründung Landbesitz in Segaste.2 Zu den Grundbesitzern zählten u. a. die Familien von Stöckheim und von Wrisberg.3 Der Flurname „Burgstelle“ deutet auf die frühere Existenz einer Befestigung hin, die sich allerdings nicht näher datieren lässt.4 Segeste gehörte zum Amt Winzenburg des Hochstifts Hildesheim. Nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) zählte Segeste zu jenen Dörfern, die an das welfische Teilfsm. Braunschweig-Wolfenbüttel fielen. Mit der Restitution des Großen Stifts kehrte das Dorf 1643 unter stifthildesheimische Landesherrschaft zurück. Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 kam das Gebiet des Hochstifts an das Kgr. Preußen. In den Jahren des französischen Satellitenkgr. Westphalen gehörte Segeste zum Kanton Bodenburg im Distrikt Hildesheim des Departements Oker. Ab 1815 zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Winzenburg, das 1828 im Amt Bilderlahe aufging (1852 umbenannt in Amt Lamspringe), welches wiederum 1859 in das Amt Alfeld eingegliedert wurde. Mit der Annexion von 1866 fiel Segeste wieder an das Kgr. Preußen und kam bei der Einführung der Kreisverfassung 1885 zum Lkr. Alfeld (1977 Lkr. Hildesheim). 1974 wurde Segeste nach Almstedt eingemeindet, das zur Gemeinde Sibbesse gehört (1974–2016 Samtgemeinde Sibbesse). Wie auch die übrigen Orte des Kirchspiels Wrisbergholzen ist Segeste ländlich geprägt und die werktätige Bevölkerung pendelt mehrheitlich nach Hildesheim, Alfeld oder Bad Salzdetfurth. Segeste hatte 1701 gut 90 Einwohner, um 1810 gut 220, 1925 gut 250 und 2014 etwa 240.

Kapelle, Ansicht von Südosten, um 1960

Kapelle, Ansicht von Südosten, um 1960

Zur örtlichen Kirchengeschichte ist wenig bekannt. Eine Kapelle existierte schon in vorref. Zeit: Sie wird in den Visitationsprotokollen von 1542 als filia in Direck Holtensen genannt, also als Tochtergemeinde von Wrisbergholzen (ebenso wie Westfeld).5 Einen eigenen Dorfgeistlichen besaß die Gemeinde also nicht. Zusammen mit der Muttergemeinde wechselte die KapG Segeste 1542/68 zur luth. Lehre. Wie in der benachbarten KapG Westfeld stammt die älteste Segester Kapellenrechnung von 1605/07.6 Im Jahre 1770 erhielt das Dorf eine neue Kapelle; über das Aussehen des Vorgängerbaus ist nichts bekannt. 1823 wurde ein Schulgebäude an die Kapelle angebaut, das 1909 zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.7
Im Zuge der Gebietsreform von 1973/74 erwog der KKV Alfeld, die KapG Segeste und Westfeld von Wrisbergholzen nach Almstedt umzupfarren, die Pläne kamen jedoch nicht zur Ausführung.8 Zum 1. Januar 2008 löste sich die KapG Segeste auf und wurde Teil der neu gegründeten Ev.-luth. Martin-Luther-KG Adenstedt-Wrisbergholzen.9

Umfang

Das Dorf Segeste.

Kapellenbau
Kirche, Grundriss, vor 1929

Kirche, Grundriss, vor 1929

Kleiner Saalbau mit dreiseitigem Chorschluss, erbaut 1770 (Jahreszahl über Eingangstür). Satteldach, über dem Chor mit Walm; verputztes Bruchsteinmauerwerk; flachgewölbte Fenster; Portal in Westfassade. Schulanbau an Nordwestecke, erbaut 1823, seit 1909 Wohnhaus. Im Innern verschaltes Spiegelgewölbe, Holzleisten deuten Gewölberippen an (Decke ursprünglich als Sternenhimmel ausgemalt); bogenförmige Westempore; Ostempore mit Orgel. Neugestaltung Innenraum 1958 (Raum unterhalb der Ostempore geschlossen, dient als Sakristei).

Turm

Dachreiterartiger Turmaufbau über Westfassade, bis zur Firsthöhe des Daches in Breite des Kirchenschiffs ausgeführt (im Westen Bruchsteinmauerwerk, übrige Seiten Fachwerk), darüber etwa quadratische, verschieferte Glockenstube mit rechteckigen Schallöffnungen, Turmhelm mit rechteckigem Ansatz und achteckiger Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne; Auslegestuhl für Uhrschlagglocke nach Norden.

Kapelle, Blick zum Altar, nach 1958

Kapelle, Blick zum Altar, nach 1958

Ausstattung

Schlichter Altar, Altarbild mit Abendmahlsdarstellung (wohl 18. Jh., 2013 restauriert). – Schlichte, niedrige Holzkanzel links im Altarraum. Ehemalige Ausstattung: Taufengel (um 1770, 1928 noch erwähnt).10

Orgel

1850 alte Orgel der kath. Kirche in Westfeld erworben (erbaut um 1800, 1847 bei Blitzschlag beschädigt).11 1903 Neubau von P. Furtwängler & Hammer (Hannover) 5 I/P, pneumatische Traktur, Taschenladen (Opus 488); Geschenk des Ortsvorstehers Schünemann.12 2013 restauriert von Elmar Krawinkel (Trendelburg).13 Die Orgel befindet sich auf der Ostempore oberhalb des Altars.

Geläut

Eine LG, a’, Inschrift: „Mich goß S. A. Lange in Hildesheim 1835. Segeste“ (Bronze, Gj. 1835, S. A. Lange, Hildesheim). – Früherer Bestand: Eine LG, a’ (Bronze), 1832 geborsten und umgegossen zu jetziger LG.

Friedhof

Eigentum der KapG, am westlichen Dorfrand.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 43 (EphA Alfeld); S 2 Witt Nr. 05 (Fotosammlung); S 11a Nr. 7340 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 503–505; Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 261–263.
B: Sabine Hartmann: Die Samtgemeinde Sibbesse. Geschichten und Bilder von damals und heute, Harsum 2005, bes. S. 103–116.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Mönchslisten I, § 219; Mönchslisten II, S. 197; Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 72.
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 63; um 1019/22, die Urkunde ist wohl inhaltlich als echt anzusehen. Vgl. auch UB HS Hildesheim IV, Nr. 638 (S. 351) für 1321 und ebd., Nr. 1336 (S. 726) für 1333.
  3. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 503.
  4. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 503; Werner Gf. von Goertz-Wrisberg ließ hier 1906 nach einem römischen Kastell graben, Hartmann, Regesten IV, Nr. 546.
  5. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 227.
  6. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 505.
  7. Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 261.
  8. LkAH, B 2 K 1/Alfeld II, Bl. 44 (KKV Alfeld an LKA, 15. August 1973).
  9. KABl. 2008, S. 11 ff.
  10. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 505.
  11. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 509 und 505.
  12. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 505.
  13. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 113.