Frühere Gemeinde | Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Harlingerland | Patrozinium: Maria | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf ist schriftlich möglicherweise erstmals als Thunhem in einem Urbar der Abtei Werden belegt, das sich auf das 10. Jh. datieren lässt; die Identifizierung mit Thunum ist jedoch fraglich.1 In einer päpstlichen Urkunde ist der Ort 1344 als Tunnum erwähnt.2 Thunum gehörte zur ostfriesischen Landesgemeinde Harlingerland (1237: terram Herlingi, 1289: universitas terre Herlingie).3 In der zweiten Hälfte des 14. Jh. war Thunum Sitz eines Häuptlings: 1394 starb hovetlinck Edo Reentsen, der „älteste Häuptling im ganzen Harlingerland, der durch ein gleichzeitiges Zeugnis als solcher bezeichnet wird“ (seine Grabplatte befindet sich in der Thunumer Kirche).4 Allerdings war Thunum bereits in der ersten Hälfte des 15. Jh. Teil der Herrlichkeit Stedesdorf. Seit 1454 regierte die mit den Cirksena verschwägerte Häuptlingsfamilie Attena die Herrlichkeiten Stedesdorf, Esens und Wittmund im Harlingerland.5 Ab 1532 besaßen sie ihre Herrschaften als Lehen der Hzg. von Geldern. 1540 erbten die Gf. von Rietberg das Territorium. Nach der Heirat von Walburgis von Rietberg († 1586) und Gf. Enno III. († 1625) im Jahr 1581 kontrollierten seit 1582 die ostfriesischen Grafen das Harlingerland. Mit dem Berumer Vergleich im Jahr 1600 kam das Gebiet endgültig an die Gft. Ostfriesland; die ostfriesischen Grafen führten seither auch die Titel „Herr von Esens, Stedesdorf und Wittmund“. Thunum blieb Teil des Amtes Esens. Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur in Ostfriesland unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Thunum zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Jever, Kanton Esens), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Thunum 1866 erneut an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählt der Ort zum Lkr. Wittmund. 1972 wurde Thunum nach Stedesdorf eingemeindet, das im gleichen Jahr der Samtgemeinde Esens beitrat. Im Jahr 1821 lebten knapp 250 Menschen in Thunum, 1905 gut 290, 1939 insgesamt 295, 1950 knapp 440 und 1970 fast 370.

Thunum, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Kirche und Glockenhaus, Blick von Süden, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Die 1842 abgebrochene Kirche von Thunum soll angeblich im Jahr 1558 erbaut worden sein.6 Allerdings bestand ihr westlicher Teil – ähnlich wie heute noch im benachbarten Stedesdorf – aus Tuffstein. Dies lässt ein deutlich höheres Alter vermuten, da Tuffstein im norddeutschen Küstenraum lediglich von der Mitte bis zum Ende des 12. Jh. als Baumaterial diente.7 Zunächst besaß das Thunumer Gotteshaus anscheinend keine Pfarrrechte. In einer Urkunde aus dem Jahr 1344, ausgestellt von Papst Clemens VI. (amt. 1342–1352), wird sie als Kapelle der Burg Thunum beschrieben (castri vulgariter dicti Tunnum).8 Da die nächsten beiden Pfarrkirchen jeweils anderthalb Meilen entfernt und die Wege gerade im Winter unsicher waren, forderte Papst Clemens den Bremer Erzbischof auf, dem Thunumer Kaplan die Wahrnehmung von Pfarrechten zu gestatten. Die Inschrift der 1475 für die Kirche in Thunum gegossenen Glocke überlieferte erstmals den Namen eines Geistlichen: Her Paridun […] kerkher.9 Er ist vermutlich identisch mit dem 1468 genannten Pfarrer Pergdum Korff.10 Neben dem Pfarrer war in vorref. Zeit wohl auch ein Kaplan oder Vikar an der Thunumer Kirche tätig: Das adlige Gut der Familie von Fiekensholt gegenüber der Kirche soll bis ins 16. Jh. mit den dazugehörigen Ländereien Besitz des jeweiligen Kaplans gewesen sein.11
Einzelheiten zur Reformation in Thunum sind nicht überliefert. Die ersten luth. Predigten im Harlingerland sollen die Pfarrer der Dörfer Burhafe, Dunum und Ardorf um 1525 gehalten haben.12 Als erster prot. Geistlicher in Thunum gilt P. Jabbo, der um 1530 aktiv war und den Balthasar Arend 1684 als einen „der ersten reinen evangelischen Lehrer dieser Herrlichkeiten“ bezeichnet.13 Der geldrische Statthalter Bernhard von Hackfort, der von 1532 bis 1538 in Esens aktiv war, bekämpfte die Ausbreitung der Reformation im Harlingerland. Häuptling Balthasar Attena († 1540), der zum luth. Bekenntnis übergetreten war, setzte 1538 Magister Johann Fischbeck als Sup. seines Territoriums ein. Gemeinsam mit dem Wittmunder P. Johann Plücker (amt. nach 1511–1540) visitierte Sup. Fischbeck die Gemeinden des Harlingerlandes. Im Gegensatz zur Gft. Ostfriesland, wo sich ein Nebeneinander ref. und luth. Kirchspiele herausgebildet hatte, war die Reformation im Harlingerland allein luth. ausgerichtet. Die Patronate über die Pfarrstellen fielen dem Landesherrn zu – auch dies ein Gegensatz zur Gft. Ostfriesland, in der sich das Interessentenwahlrecht durchgesetzt hatte. Eine KO erhielt das Harlingerland erstmals 1573/74 von Gf. Erich von Hoya († 1575), der das Territorium seit seiner Heirat mit Armgard von Rietberg († 1584) im Jahr 1571 regierte. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden in der Gft. Ostfriesland, zu der das Harlingerland seit 1600 gehörte. Die 1716 veröffentlichte zweite Auflage dieser KO ist bis heute gültig.14
Die lückenlos bekannte Reihe der Thunumer Pastoren beginnt mit P. Rudolph Sylvius (amt. 1580–1595). Balthasar Arend zählt in seiner „General-Beschreibung des Harlingerlandes“ (1684) die Pfarre Thunum zu den vielen gering ausgestatteten des Landes.15 Mehrere Stiftungen – neue Kanzel 1659, neuer Altar 1692, Gemälde 1696 – lassen auf eine schrittweise Neugestaltung des Kirchengebäudes in der zweiten Hälfte des 17. Jh. schließen.16
Als gering dotierte Pfarrstelle in einer kleinen Gemeinde erhielt Thunum (ebenso wie Fulkum, Roggenstede, Westerbur und Westerholt im Amt Esens) seit 1822 Zuwendungen aus dem neu eingerichteten Kirchen- und Schulunterstützungsfonds.17 Ministerium und Konsistorium in Hannover hatten eine Zusammenlegung kleiner Pfarrstellen favorisiert, aber der Auricher GSup. Johann Ernst Müller (amt. 1821–1837) setzte sich erfolgreich für ihren Erhalt ein. Im Jahr 1824 ließ die Gemeinde Thunum den Westteil ihrer Kirche abbrechen. Der Kaufmann Mensse Jacobs Fimmen (Carolinensiel) übernahm die Abbrucharbeiten und verpflichtete sich „für die Summe, die er für den abzubrechenden Theil der Kirche der Gemeinde auszahlen müßte, eine Schulwohnung“ zu errichten.18 Schon 1840 wurde das Kirchengebäude erneut als baufällig beschrieben und P. Andreas Folkers (amt. 1840–1861) weigerte sich, die Gottesdienste in der Kirche zu feiern. Die Gemeinde versammelte sich daher in der Schule. 1841 wurde das alte Gotteshaus abgebrochen und im Frühjahr 1842 begannen die Neubauarbeiten. Am 20. November 1842 konnte die Gemeinde Thunum ihre neue Kirche einweihen.

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1954

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1954

In der ersten Hälfte des 19. Jh. hatte die KG Thunum ein kleines Orgelpositiv erworben. Im Jahr 1851 sprach sich P. Folkers gegen den Kauf einer neuen Orgel aus, den Organist und Schullehrer Thade Behrends Mammen (amt. 1834–1853) vorgeschlagen hatte. Jahrhundertelang sei die Gemeinde ganz ohne Orgel ausgekommen, meinte P. Folkers, und unterstellte zudem, der Lehrer wolle „sich auf der Orgel nur vergnügen und gegen andere großtun“.19 Eine Gemeindeversammlung lehnte daraufhin einen Neubau zunächst ab, 1855 kam es dennoch dazu.
Im Jahr 1910 zählte Thunum knapp 300 Gemeindeglieder.20 Nachdem P. Stephan Rudolph Hafner (amt. 1876–1915) emeritiert worden war, blieb die Pfarrstelle Thunum vakant. Mit dem Esenser Sup. i. R. Wiard Habbo Lüpkes, der die Pfarrstelle von 1927 bis 1933 versah, erhielt die Gemeinde noch einmal einen eigenen Geistlichen. 1933 übernahm der Stedesdorfer P. Christian Lüpkes (amt. 1931–1971), Sohn von Sup. i. R. Lüpkes, die Versorgung der Gemeinde.
Kirchenpolitisch gehörte P. Lüpkes während der NS-Zeit „mehr oder weniger zur Bekenntnisgemeinschaft“, wie er rückblickend im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab.21 Über den 1933 neugewählten KV von Thunum gab er knapp an: „Drei Deutsche Christen, 1 Stahlhelmer. Gewisse Schwierigkeiten blieben nicht aus“.22 Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von knapp 250 im Jahr 1941 auf gut 350 im Jahr 1949 an.23 In seinem Bericht über die Visitation 1949 schrieb Sup. Cornelius Schomerus (amt. 1941–1966), Thunum gehöre „zu den Gemeinden, die sich kirchlich gut gehalten haben. Aber der Gottesdienst ist mit 13–15 Erwachsenen an gewöhnlichen Sonntagen doch recht schlecht besucht.“24
Zum 1. Januar 1971 hob das LKA Hannover die KG Thunum auf und gliederte das Gemeindegebiet in die KG Stedesdorf ein.25

Umfang

Thunum. 1962 Wohnplatz Margens von Esens nach Thunum umgepfarrt und Wohnplatz Klein Margens von Thunum nach Esens.26

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Domscholasters der Diözese Bremen (sedes Stedesdorf).27 – Thunum unterstand von 1631 bis 1643 dem luth. Coetus in Esens und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium in Aurich. Mit dem Erlass der Insp.-Ordnung für das Fsm. Ostfriesland kam die Gemeinde 1766 zur 7. luth. Insp. (Amt Esens; zwischen 1804 und 1818 umbenannt in 8. Insp., 1859/60 wieder 7. Insp.).28 1924 KK Esens. Der KK Esens schloss sich mit dem KK Wittmund zum 1. Januar 1974 zum neuen KK Harlingerland zusammen.29

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Thunum, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Kirche, Blick von Südwesten, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Schlichter, dreiachsiger Rechteckbau, ausgerichtet nach Ostsüdosten, erbaut 1842 (Landbaukondukteur Ernst Heinrich Blohm, Aurich). Satteldach, Ostgiebel bekrönt mit Schwan. Backsteinmauerwerk, breite Ecklisenen. Große, rundbogige Sprossenfenster an den Längsseiten; an den Giebelseiten Rechteckportale, darüber Halbkreisfenster, in den Giebeldreiecken Kreisfenster; über dem Westeingang Inschriftentafel: „Wie heilig ist diese Stäte hier ist nichts anders denn Gottes Haus und hier ist die Pforte des Himmels. 1. Buch Mose 28 v. 17. 1842“. Im Innern flache, holzverschalte Decke mit umlaufenden Vouten, blau mit weißen Leisten; Ostempore mit Kanzel, Westempore mit Orgel. 1964 Innenrenovierung.

Turm

Südwestlich der Kirche freistehendes Glockenhaus mit Satteldach, erbaut wohl im 13. Jh.30. Backsteinmauerwerk. Rechteckige Schallöffnungen nach Osten und Westen, korbbogige Schallöffnung nach Süden und Norden; Eingang nach Osten. 1980 renoviert.

Vorgängerbauten

Vermutlich Tuffsteinkirche, erbaut wohl in der zweiten Hälfte des 12. Jh., wohl 1558 erneuert.31 Dach nach Westen abgewalmt. Mauerwerk des Westteils noch im 19. Jh. aus Tuffsteinen. 1684 Kirche beschrieben als „klein, aber ganz gewölbigt“.32 Im Innern zwei Adelsemporen (von Steding im Chor, von Fiekensholt über der Kirchentür), an der Südseite des Chors Grablege der Familie von Fiekensholt, an der Nordseite des Chors Grablege der Familie von Rauchbar bzw. von Steding. Vielleicht im 13. Jh. dreijochiges Gewölbe errichtet (vorher wohl flache Balkendecke). Möglicherweise im 14./15. Jh. Polygonalchor errichtet. 1558 vielleicht Instandsetzung. 1823/24 Westteil abgebrochen und Kirche etwa um ein Drittel verkürzt (Kirche war 9 Meter breit und gut 34 Meter lang, nach dem Umbau noch rund 25 Meter lang).33 1840 Kirche als baufällig beschrieben. 1841 KGb gänzlich abgebrochen.34

Kanzelaltar, Kanzel, um 1954

Kanzelaltar, Kanzel, um 1954

Ausstattung

Kastenförmiger Holzaltar mit seitlichen Schranken (wohl 1842), weiß gefasst. – Oberhalb des Altar Holzkanzel mit Schalldeckel (wohl 1842), Kanzelkorb eingefügt in Brüstung der Ostempore, Rückwand mit Pilastern, die schlichtes Gebälk tragen. – Achtseitige, pokalförmige Holztaufe (wohl 1842), weiß gefasst. – Ölgemälde (17./18. Jh., Öl auf Holz), Kreuzigungsszene. – Ölgemälde (17./18. Jh., Öl auf Holz), Anbetung der Hirten. – Trapezförmige Grabplatte für Häuptling Ede Reentzen († 1394), Inschrift: „anno dni mcccxc onde iiii doe sterf ede reentsen hovetlinck tho thunum dat got ghenedych onde bermhertich em sy amen“, darüber Wappen; wohl wiederverwendeter älterer Sarkophagdeckel, in den 1990er Jahren angebracht an der Ostseite des Turms, 2023 restauriert und in der Kirche aufgestellt.35 – Zwei hölzerne Totenschilde, Isabella Christina von Glan († 1771), Johann Gustav Carl von Glan († 1780). – Grabplatte für P. Onno Gruben († 1731), Inschrift: „Hier ruhet der wollehrwürdiger und wollgelahrter Herr Onno Gerhard Grube. Gebohren zu Esens den 13. Juny 1692. Wurde daselbst Rector 1718, Pastor zu Thunum 1730. Starb 1731 d[en] 26. Janu[ar]. Textus Lucae 2 v. 29.30.31. Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel“; vor dem Altar. – Hölzerne Inschriftentafel (zweite Hälfte 20. Jh.): „Die Kirche zu Thunum. An Stelle einer alten größeren Kirche, die innen Gewölbe hatte, ist 1842 die jetzige Kirche errichtet. Der Turm mit Schießscharten wird um 1600 gebaut sein. Vor der Kirchtür befindet sich einer der ältesten datierten Grabsteine Ostfrieslands, der von einem Häuptling Ede Reentsen Kunde gibt († 1394). Über der Kirchtür 1. Mose 28: ‚Wie heilig ist diese Stätte‘. An den Wänden befinden sich Epitaphe und das Wehrgehänge des Freiherrn von Glan. Als erster evang. Pastor ist Jabbo, um 1530, bekannt. Im Pfarrhaus wird der Kelch aufbewahrt, der 1706 repariert u. damals schon 200 Jahre alt gewesen ist. Thunum ist ein Dorf aus vorchristlicher Zeit“. – Ehemalige Ausstattung: Mittelalterliche Altarmensa aus rotem Sandstein, mit vier Weihkreuzen.36 – Kanzel der Vorgängerkirche (1659), gestiftet von Enno von Fiekensholt.37 – Altar der Vorgängerkirche, 1692 gestiftet von Maria Margaretha von Stemshorn.38 – Gemälde mit Szene der Auferstehung am jüngsten Tag, 1696 gestiftet von Johann von Fiekensholt.39

Thunum, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Portal, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Orgel

Nach 1810 Orgelpositiv erworben, nach Gutachten aus dem Jahr 1851 von einem „Nichtkundigen“ erbaut.40 1855 Orgelneubau, ausgeführt von Arnold Rohlfs (Esens), 5 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; Messerrückenpedal, Instrument aufgestellt auf Westempore.41 Um 1900 Reparatur und Erweiterung um ein Register, Johann Diepenbrock (Norden), 6 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 1924 Reparatur und Änderung der Disposition, Max Maucher (Emden), 6 I/aP. 1974 Reparatur, Jürgen Ahrend (Leer-Loga). 1985 Restaurierung, Alfred Führer (Wilhelmshaven), 6 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. Denkmalorgel.

Geläut

Eine LG, b’ (Bronze, Gj. 1885, F. Otto, Hemelingen), Inschriften: „Gegossen 1885“ und „F. Otto in Hemelingen“. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1475, Hermann to der Gans), Inschriften wohl: „maria bin ick geheten. de van thunum hebben my laten gheten. anno d[omi]ni MCCCCLXXV“, Inschrift durchsetzt mit beschrifteten Apostelreliefs: „s. matheus in egipten, s. petrus, s. paulus, s. andreas, s. bartholomaeus, s. jacobus, s. johannes, s. philippus, s. jacobus minor, s. mathias, s. simon, s. thomas“, außerdem: „her paridun […] kerkher. eibe wipten. grot lübbe. wigert eiken [euken?]. bend [rend?] ebben hilgemans weren. herman my gaten hat. defunctos plango, vivos voco, fulgura frango. vox mea vox vite. voco vos ad sacrum [?] venite“ (Die Toten beklage ich, die lebenden rufe ich, die Blitze breche ich. Meine Stimme ist die Stimme des Lebens. Ich rufe euch zu, kommt zum Gottesdienst); Bilder: Kreuzigungsrelief, Marienrelief; Glocke nach Esens abgegeben; umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1844, Hero van Bergen, Claudius Fremy, Burhafe), Inschrift: „Maria. Esens 1844. Maria hett ok de olle Klock heten, de hebben de tho Thunum laten geten. Gloria in excelsis! To verkünden Gottes Ehr, syn Rohm un syn Nam, hebben de to Esens my nee laten up stahn. H. v. Bergen und C. Fremy me fecerunt“, Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917). Eine LG (Bronze, Gj. 1662), Inschrift: „Ad Dei gloriam er usum fidelium, Rei publicae habenas tenente Georgio Christiano Illustrissimo principe ac Domino Frisor[um], D[omi]no Es[enae] Sted[esdorfi] et Wittm[undi] Ecclesia Thunumana fundi me curavit Anno 1662“ (Zur Ehre Gottes und zu Nutz der Gläubigen hat mich unter der Regierung des erlauchten Fürsten und Herrn Georg Christian von Ostfriesland, Herr von Esens, Stedesdorf und Wittmund, die Kirche zu Thunum gießen lassen im Jahre 1662). Eine große LG (Bronze, Gj. 1703). 1857 große Glocke von 1703 und eine kleine LG („sehr alt“) vorhanden.42 1885 beide Glocken geborsten, umgegossen zu zwei neuen Glocken, beide im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, größere nicht eingeschmolzen und nach Kriegsende zurück nach Thunum gebracht.43

Weitere kirchliche Gebäude

Nördlich der Kirche Pfarrhaus (Bj. um 1880/90, 1983 verkauft).44

Friedhof

Kirchlicher Friedhof bei der Kirche.

Liste der Pastoren
Thunum, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Inschriftenstein, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Um 1530 Jabbo. … – 1580–1595 Rudolph Sylvius. – 1595–1598 Johann Becker. – 1599–1615 Christian Lamms. – 1615–1617 Hieronymus Böming. – 1617–1670 Martin Gastäus. – 1670–1679 Gerhard Ferdinand Ferar. – 1679–1695 Johann Wolken. – 1695–1720 Hillard Immen. – 1720–1730 Friedrich Heinrich le Sage. – 1730– 1731 Omme Gerhard Gruben. – 1731–1733 Gerhard Peter Roolfs. – 1734–1750 Ulbet Dieken Lamberti. – 1750–1761 Johann Martin Kühn. – 1761–1771 Rudolph Christian Gossel. – 1771–1778 Adrian von der Mark. – 1778–1805 Anton Friedrich Telling. – 1805–1818 Hermann Gerjets. – 1818–1832 Stephan Rudolph Hafner. – 1832–1839 Johann Bernhard. – 1840–1861 Andreas Folkerts. – 1862–1871 Gerhard Renken. – 1871–1876 Georg Meints. – 1876–1915 Stephan Rudolph Hafner.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 430

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 8066–8068 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. Digitalisat126, Digitalisat425 (CB); A 9 Nr. Digitalisat2818 (Visitationen); A 12d Nr. Digitalisat436, 513, 812 (GSuptur. Aurich); B 18 Nr. 240 (Orgelsachverständiger); D 54 (EphA Esens); E 5 Nr. 1037 (Konsistorialbaumeister); L 5i Nr. 87, 296 (LSuptur. Aurich).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1672 (Lücken: 1700)
Trauungen: ab 1670
Begräbnisse: ab 1670
Kommunikanten: ab 1671 (Lücken: 1717, 1719, 1739, 1740)
Konfirmationen: ab 1721 (Lücken: 1722–1875; Erstkommunikanten: 1671–1720 [Lücken: 1717, 1719])

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1272–1273; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 225–229, S. 350; Houtrouw, Ostfriesland II, S. 334–337; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 222; Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 183–184; Meyer, Pastoren II, S. 430; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 558–559; Rauchheld, Glockenkunde, S. 56, S. 65, S. 122; Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 139–141; Salomon, Geschichte, S. 87; Schild, Denkmal-Orgeln II, S. 827–838; Voß & Hafner, Prediger-Denkmal, S. 31–32.

B: 1137–1987. Die St. Aegidien-Kirche. Geschichte einer Kirchengemeinde, hrsg. von der Ev.-luth. Kirchengemeinde Stedesdorf, Stedesdorf 1987; Gemeinde Stedesdorf. Eine Chronik der Gemeinde, hrsg. vom Heimat- und Verkehrsverein Stedesdorf, [Stedesdorf] 2019; Silke Arends: Anno 1394 in Sandstein gemeißelt, in: Ostfriesland Magazin 8/2023, S. 62–65; Günter Peperkorn: Als die Thunumer einen Teil ihrer Kirche verkauften, in: Harlinger Heimatkalender 56 (2005), S. 43–54; Andreas Hinrichs: Die Kirchengemeinde Thunum. Das Kirchdorf Thunum hat eine alte Geschichte, in: Harlinger Heimatkalender 43 (1992), S. 101–113; Andreas Hinrichs: Thunum und seine adeligen Güter, in: Harlinger Heimatkalender 41 (1990), S. 55–66; Andreas Hinrichs: Ältester Grabstein Ostfrieslands in Gefahr, in: Harlinger Heimatkalender 37 (1986), S. 62–63; Peter Wackwitz (†) & Remy Petri (Hg.): Ulrich von Werdum. Series familiae Werdumanae usque ad annum 1667. Die Geschichte des Hauses Werdum bis zum Jahr 1667 (= Quellen zur Geschichte Ostfrieslands 12), 2 Bde. (Lateinisch – Deutsch), Aurich 1976–1983.

Internet: Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland (https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Thunum (.pdf); Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.


Fußnoten

  1. Ostfriesisches UB II, Anhang A, I, 3. Die Zuordnung zu Thunum ist vorgenommen in: HOO, Artikel Thunum. Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 126, zählen Thunhem zu den nicht genau zu lokalisierenden Orten.
  2. Regesten Ebf. Bremen II,2, Nr. 769; Ostfriesisches UB III, Nr. 113.
  3. Ostfriesisches UB I, Nr. 23 und Nr. 39. Vgl. dazu Salomon, Geschichte, S. 42 ff.
  4. Salomon, Geschichte, S. 87; Hinrichs, Grabstein, S. 62 f.; Arends, S. 62 ff.
  5. Ostfriesisches UB I, Nr. 692. Vgl. Salomon, Geschichte, S. 142 ff.
  6. Houtrouw, Ostfriesland II, S. 335.
  7. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 53.
  8. Ostfriesisches UB III, Nr. 113; Regesten Ebf. Bremen II,2, Nr. 769; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 433.
  9. Rauchheld, Glockenkunde, S. 65. Die Glocke kam später nach Esens und wurde im 19. Jh. zu einer neuen Glocke umgegossen.
  10. Ostfriesisches UB III, Nr. 535, mit Anm. 1.
  11. Wackwitz & Petri, S. 97.
  12. Vgl. zum Folgenden: Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 357 ff.; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 155 f.
  13. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 140.
  14. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  15. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 82.
  16. Houtrouw, Ostfriesland II, S. 335.
  17. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 433.
  18. Zit. bei Peperkorn, S. 48.
  19. Zit. in Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 222.
  20. LkAH, A 12d, Nr. 436 [Digitalisat, Aufnahme 133].
  21. LkAH, S 1 H III, Nr. 1013, Bl. 11 (Fragebogen Stedesdorf). Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  22. LkAH, S 1 H III, Nr. 1013, Bl. 13 (Fragebogen Thunum).
  23. LkAH, L 5i, Nr. 87 (Visitationen 1941 und 1949).
  24. LkAH, L 5i, Nr. 87 (Visitation 1949).
  25. KABl. 1971, S. 14 f.
  26. KABl. 1962, S. 78.
  27. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53.
  28. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 684.
  29. KABl. 1974, S. 34.
  30. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1272.
  31. Houtrouw, Ostfriesland II, S. 335, gibt 1558 als Baujahr der Kirche an. Vgl. Peperkorn, S. 44 ff. zur weitgehend auf Mutmaßungen angewiesene Baugeschichte der Kirche.
  32. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 139.
  33. Peperkorn, S. 45 und S. 47.
  34. Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 183 f.
  35. Arends, S. 65.
  36. Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 225 ff.
  37. Houtrouw, Ostfriesland II, S. 335.
  38. Houtrouw, Ostfriesland II, S. 335.
  39. Houtrouw, Ostfriesland II, S. 335.
  40. Zit. in Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 222.
  41. LkAH A 8 Nr. 425 [Digitalisat, Aufnahme 6].
  42. LkAH A 8 Nr. 425 [Digitalisat, Aufnahme 7].
  43. Hinrichs, Kirchengemeinde, S. 108 ff.
  44. Gemeinde Stedesdorf, S. 149.