Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld | Patrozinium: Cäcilia | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Everode wird 996 als Aveningaroth unter den Einkünften erwähnt, mit denen Bf. Bernward die neue Kreuzkapelle zu Hildesheim ausstattete.1 1022 übertrug Bernward die Kirche mit dem Zehnten an das Michaeliskloster2, das den Ort bis 1255 vollständig in seine Abhängigkeit brachte. Seit 1321 verfügte das Kloster in Everode über ein Hägergut (Klosterhof). Landesherren waren die Bf. von Hildesheim. Mit dem Amt Winzenburg kam Everode nach der Hildesheimer Stiftsfehde 1523 an das Fsm. Braunschweig-Wolfenbüttel, 1643 zurück an Hildesheim. Nach der preußischen (1802–1807) und westphälischen (1807–1813) Herrschaft zum Kgr. Hannover (1823 Amt Bilderlahe, 1836 Amt Alfeld). Die Ortschaft Everode hatte Mitte des 19. Jh. 29 Hofstellen. Der Hauterwerb bestand aus Landwirtschaft und Leinweberei.3

Kirche, Außenansicht, um 1960

Kirche, Außenansicht, um 1960

Die der heiligen Cäcilia geweihte Kirche befand sich seit 1022 im Besitz des Hildesheimer Michaeliskloster. Dessen Abt Theoderich und Bf. Bernhard gestatteten 1140 den Bauern von Hasekenhusen (Winzenburg) den Bau einer eigenen Kapelle mit Tauf- und Begräbnisrecht als Filial von Everode.4 1302 tauschte das Michaeliskloster bei Bf. Siegfried von Hildesheim die Kirche in Everode gegen die zu Steinwedel ein.5 Everode wurde der Schlosskapelle in Winzenburg untergeordnet.
Die Reformation wurde 1542 durch die Okkupationstruppen des Schmalkaldischen Bundes eingeführt (Visitation des Gerichts Winzenburg am 30. Oktober 1542). Inhaber der Pfarrpfründe war der Winzenburger Amtmann Heinemeyer. Der von ihm unterhaltene mercenarius Hermann Schmedt (Schmitt) wird 1542/44 als erster luth. P. in Everode geführt.6 Wegen des geringen Pfründeaufkommens war Everode meist mit einer der Nachbargemeinden verbunden, 1570 bis 1608 und 1641 bis 1653 mit Klein Freden (Freden, Laurentius), 1653 bis 1807 mit Groß Freden (Freden, Georg). 1807 wurde es wieder verselbständigt und blieb auch Pfarrsitz als ab 1814 Meimerhausen mater combinata wurde.7
Bemerkenswert ist der seit jeher nicht unbedeutende Anteil kath. Einwohner, die zunächst die luth. Kirche mitnutzten. 1694 wurde für sie eine eigene Hauskapelle eingerichtet. 1908 erbauten die Katholiken die heutige St.-Bernwards-Kapelle.
In der NS-Zeit war P. Christoph Schomerus (amt. 1927–1935) Mitglied der BK; ebenso sein Nachfolger, P. Ernst Krüer (amt. 1937–1951). Der 1933 gewählte KV bestand zur Hälfte aus örtlichen Parteigrößen, darunter auch dem Ortsgruppenleiter, der jedoch 1935 aus dem KV austrat. Gruppen und Kreise bestanden keine. Die weibliche Jugendarbeit wurde erst während des Zweiten Weltkriegs aufgenommen. Die GD in Everode standen zeitweilig unter Polizeiaufsicht. 1941 wurden die Bekenntnisschulen Everode und Winzenburg durch Beschluss des Gemeinderates gegen den Einspruch des KV in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt.

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Mit dem 1. Oktober 1952 wurde die pfarramtliche Verbindung mit Meimerhausen gelöst und Everode mit der KG Hörsum verbunden.8 Der Wechsel war im Wesentlichen der starken Beanspruchung des Stelleninhabers von Langenholzen geschuldet, der neben Langenholzen auch Hörsum und Sack versah und von Hörsum entlastet werden sollte. 1973/74 schlug der Strukturausschuss des KK den Zusammenschluss der KG Everode und Wetteborn vor, was aber von den beiden Gemeinden wegen der Verschiedenheit der Gemeindestruktur und unterschiedlichen Orientierung (Everode nach Alfeld, Wetteborn nach Gandersheim) abgelehnt wurde.9 Mit dem 1. Mai 1999 (nach Lösung der Beziehungen zu Hörsum) wurden die beiden KG pfarramtlich verbunden.10 Zur Erfüllung kirchengemeindlicher Aufgaben einschließlich der Trägerschaft von Friedhöfen und einer Kita schlossen sich die KG Everode, St. Georg in Freden, St. Laurentius in Freden und Wetteborn mit dem 1. Januar 2009 zum Ev.-luth. Gemeindeverband Region Freden zusammen.11

Umfang

Die Dörfer Everode (mit Winzenburg und Klump) sowie Meimerhausen (mit der Eisumer Mühle). Die Zugehörigkeit der Teichmühle bei Winzenburg zu Everode wurde 1814 bestätigt; ebenso 1829 der alten Glashütte bei Winzenburg, deren Bewohner sich zeitweilig zur Pfarre in Wetteborn gehalten hatten.12

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Wetteborn der Diözese Hildesheim (1182 erstmals erwähnt). – Im Zuge der Neuorganisation der kirchlichen Aufsichtsbezirke 1542 zur Suptur. Alfeld, 1569 Suptur. (Insp.) Wrisbergholzen der Generaldiözese Alfeld, später wieder Insp. (1924: KK) Alfeld. Der KK Alfeld ging mit dem 1. Januar 2011 im KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld auf.

Patronat

Ursprünglich das Michaeliskloster, seit 1302 der Bf. von Hildesheim. Zur Reformationszeit war Everode Bauernlehen. Später lag das Patronat beim Landesherrn (bis 1871). Seit der Verbindung mit Meimerhausen erfolgte die Pfarrstellenbesetzung abwechselnd durch den Landesherrn und den Besitzer des Gutes Meimerhausen (1914 abgelöst).

Kirchenbau

Das mittelalterliche KGb war in der zweiten Hälfte des 18. Jh. baufällig. 1784 wandte sich die Gemeinde wegen eines Zuschusses zu einem Neubau an das Konsistorium in Hildesheim. Nach Abbruch der alten Kirche wurde 1792 der heutige schlichte Fachwerkbau errichtet. Der Innenraum wird durch eine leicht gebogene Bretterdecke geschlossen. Orgelempore. 1955/56 (innen) und 1975–77 renoviert.

Turm

Verschieferter, dachreiterartiger Turm mit Pyramidenhelm (1860).

Orgel, 1979, Fotograf: Davin

Orgel, 1979, Fotograf: Davin

Ausstattung

Die Kirche erhielt 1836 eine Kanzelaltarwand, die 1955/56 wieder beseitigt und durch einen schlichten Blockaltar ersetzt wurde. Darüber befindet sich ein Kruzifix (sogenannter Everoder Christus, 1450), das beim Bau des Kanzelaltars entfernt worden und nach dem Ersten Weltkrieg an das Heimatmuseum in Alfeld abgegeben worden war. – Balusterartige Sandsteintaufe mit quadratischer Kuppa (1811, aus einem Emporenpfosten gearbeitet).13 – Torso eines Engels (17. Jh.) auf einem Sockel an der Südwand der Kirche.

Orgel

1859/60 Neubau durch Friedrich Wilhelm Euler (Gottsbüren). 1917 Ausbau der Prospektpfeifen (durch Zinkpfeifen ersetzt). 1926 Instandsetzung durch P. Furtwängler & Hammer (Hannover). 1960 Umbau durch Lothar Wetzel (Hannover), 10 I/P. 1977 restauriert durch Martin Haspelmath (Walsrode), 9 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: g’ (Bronze, Gj. 1956, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); II: b’ (Bronze, Gj. 1893, J. J. Radler, Hildesheim14; Umguss aus einer älteren Glocke). – Früherer Bestand: 1696 wurde eine Glocke unter Beihilfe der kath. Einwohner angeschafft, um von diesen mitbenutzt zu werden. 1722 soll eine Glocke von Wetteborn nach Everode verkauft worden sein. Eine ältere große Glocke (Bronze, Gj. 1848, S. Lange, Hildesheim)15 wurde 1943 zu Rüstungszwecken abgeliefert.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1812) mit Gemeindehausanbau. Die Pfarrscheune (Bj. um 1830) wurde 1993 zum Gemeindesaal umgebaut.

Friedhof

Eigentum der KG. Ursprünglich bei der Kirche. 1858 neu angelegt. 1945 entstand unmittelbar daneben ein Friedhof der politischen Gemeinde, der sich jetzt in Trägerschaft der Samtgemeinde Freden (Leine) befindet. FKap (Bj. 1964, kommunal).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1542 Hermann Schmidt. – 1559 Laurentius Stephan von Werle. – 15..–1570 Johann Kannengießer. – 1608–16.. Valentin Bruno. – 1627–1632 Johann Ursinus (Behre). – 1633–16.. Bernhard Panzer. – 1807–1815 Ernst Karl Budde. – 1815–1817 Johann Heinrich Schickedanz. – 1819–1822 Heinrich Karl August Winnecke. – 1823–1828 Johann Ludwig Wilhelm Köhler. – 1831–1840 Georg Ludwig Heinrich Hörmann. – 1840–1855 Heinrich Friedrich Grußenberg. – 1856–1869 Georg Wilhelm Theodor Franke. – 1870–1875 Heinrich Friedrich Georg Ludwig Theodor Fredershausen. – 1872–1874 Dr. phil. Karl Heinrich Friedrich Bethge. – 1876–1884 Ludwig August Gerhard Bernstorf. – 1888–1924 Friedrich August Scheer. – 1925–1926 Christian Theodor Friedrich Iser. – 1927–1935 Christoph Haja Schomerus. – 1937– Ernst Johannes Theodor Krüer.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 279–280

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 3288–3296 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 2375–2393 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 679Digitalisat, 680Digitalisat, 681Digitalisat, 682Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 165 (Orgelsachverständiger); D 43 (EphA Alfeld).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1708 (Lücken: April 1773–22. p. Tr.: 1776)
Trauungen: ab 1707 (Lücken: 1709–1713, 1771–1776)
Begräbnisse: ab 1707 (Lücken: 1774–1776)
Kommunikanten: ab 1830
Konfirmationen: ab 1815

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 110 f., Nr. 105; Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 401–410; Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 131–133; Pape, Haspelmath, S. 136 f.
B: Festschrift zur Einweihung der Pfarrscheune, Everode 1994; Wilhelm Behre und Bernward Kloth: Rund um die Winzenburg. Everode und Winzenburg zwischen Vergangenheit und Gegenwart, [Everode-Winzenburg 1988]; Esther Insel: St.-Cäcilien-Kirche zu Everode, in: Zwölf Kirchen in Leinetal, [Alfeld 2004], S. 26 f.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 38. Vgl. auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 70.
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 67–69. Vgl. dazu insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022, S. 54.
  3. LkAH, D 43, Spec. Everode 145 I (Visitationsbericht 1855).
  4. UB HS Hildesheim I, Nr. 221.
  5. UB HS Hildesheim III, Nr. 1380.
  6. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 222.
  7. LkAH D 43, Spec. Everode 100.
  8. KABl. 1952, S. 138.
  9. LkAH, B 2 K 1/Alfeld I, Bl. 1208-111 (Beschluss der Sitzung vom 06.06.1974).
  10. KABl. 1999, S. 79.
  11. KABl. 2009, S. 201.
  12. LkAH, D 43, Spec. Everode 102.
  13. LkAH, B 2 G 9 B/Everode (Vermerk zur Instandsetzung der Kirche in Everode, 06.09.1954).
  14. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 99.
  15. Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 133.