(Klein Freden)

Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld | Patrozinium: Laurentius (seit 1960) | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die Laurentiuskirche ist die Pfarrkirche des 1214 erstmals erwähnten früheren Orts Klein Freden auf dem rechten Ufer der Leine. Seine mittelalterlichen Grundherren waren die Domkirche in Hildesheim, die Herren von Steinberg, die Herren von Vreden und die Herren von Dahlum, die auch den Zehnten als Hildesheimer Lehen besaßen. Letzterer war später im Besitz des Klosters Wülfinghausen und ab 1443 des Klosters Clus, das 1436 bereits zwei Höfe in Klein Freden erworben hatte.1 1634 ging das Kloster Clus und damit auch sein Besitz in Klein Freden in das Eigentum des Kanonissenstifts Gandersheim über.2 Wie Groß Freden unterstand Klein Freden der Herrschaft des Hochstifts Hildesheim (1523–1643 zum Fsm. Braunschweig-Wolfenbüttel, seither wieder zu Hildesheim; Amt Winzenburg, 1828 Amt Bilderlahe, 1836 Amt Alfeld). Klein Freden war seit Mitte des 19. Jh. stark von der Industrialisierung betroffen (Bahnanschluss 1854; Glasindustrie; Kalischacht „Gewerkschaft Hohenzollern“). 1949 schlossen sich die Gemeinden Groß und Klein Freden zur Gemeinde Freden (Leine) zusammen.

Kirche, Ansicht von Norden, um 1930

Kirche, Ansicht von Norden, um 1930

Ein wehrhafter Kirchenbau entstand im 12. Jh. am Südrand des Dorfs auf einer Anhöhe über dem Leinetal. Wie das Dorf wird die Kirche 1214 erstmals erwähnt, zugleich auch mit Conradus et Ecbertus, sacerdotes de vtroque Frethen die ersten Geistlichen der beiden Parochien.3 1289 erscheint Ludolf, rector capelle minoris ville in Vredhen.4 Warum zu diesem Zeitpunkt nur von einer Kapelle die Rede ist, bleibt unklar. 1469 beauftragte Papst Paul II. den Abt von St. Godehard in Hildesheim, die Pfarrkirche in Klein Freden dem Kloster Clus zu inkorporieren.5
1542 wurde die Reformation in Freden eingeführt (Visitation des Gerichts Winzenburg).6 Erster luth. P. war Heinrich Dustmann (Dußmann). Eine Schule erscheint erstmals 1702 in der Kirchenrechnung. Das Schulhaus wurde 1731, 1821/22 und 1884 (zweiklassige Schule) neu erbaut sowie – als um 1900 durch den Kalibergbau die Schülerzahl stark angestiegen war – mit Unterstützung der Spiegelglasfabrik und des Kaliwerks noch einmal vergrößert.
Von den P. waren von Bedeutung: Justus Caspar Bovenhausen (amt. 1700–1711), ein „eifriger Pietist“7, der in Kontakt zu August Hermann Francke (1663–1727) stand; Johann Heinrich Adolf Peters (amt. 1800–1806) als Herausgeber eines „Lesebuchs für Landschulen“; Paul Graff (amt. 1908–1928) als theologischer und historischer Schriftsteller (u. a. Geschichte der Auflösung der alten gottesdienstlichen Formen in der evangelischen Kirche Deutschlands, 1921; Geschichte des Kreises Alfeld, 1928). Graffs Nachfolger Ernst Friedrich Tielking (amt. 1928–1935) war Mitglied der BK. P. Martin Noeldeke (amt. 1936–1943) gehörte den DC an. Zugleich war er führendes Mitglied des Gustav-Adolf-Hauptvereins in Hannover und veröffentlichte Beiträge in verschiedenen kirchlichen Zeitschriften. Die 1933 noch blühende Jugend- und Frauenarbeit zerfielen während seiner Amtszeit völlig. Die Bekenntnisschule wurde formlos in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt.

Kirche, Ansicht von Südosten, Teilansicht, 1960

Kirche, Ansicht von Südosten, Teilansicht, 1960

Zur besseren Unterscheidung der beiden Fredener Kirchen erhielt die Kirche in Klein Freden 1960 die Bezeichnung „St.-Laurentius-Kirche“.8 Das Laurentius-Patrozinium ist jedoch älter und bereits 1463 belegt.9 Seit dem 1. April 1960 bestand eine pfarramtliche Verbindung mit Meimerhausen.10 Sie wurde am 1. Juli 1997 aufgehoben und die bisherige KG Meimerhausen nach Umwandlung in eine KapG in die St.-Laurentius-KG Freden eingegliedert (KapG 2008 aufgehoben).11 Seit dem 1. April 1998 sind die St.-Georgs-KG und St.-Laurentius-KG pfarramtlich verbunden.12 Zur Erfüllung kirchengemeindlicher Aufgaben einschließlich der Trägerschaft von Friedhöfen und einer Kita bildeten beide am 1. Januar 2009 mit den KG Everode und Wetteborn den Ev.-luth. Gemeindeverband Region Freden.13 Zum 1. Januar 2024 schlossen sich die beiden Fredener Gemeinden St. Georg und St. Laurentius zusammen und gründeten gemeinsam die neue „Ev.-luth. KG Freden“.14

Umfang

Das Dorf Klein Freden, das Vorwerk Hausfreden und die Glashütte Schildhorst. Seit 1997 auch der Pfarrsprengel der früheren KG Meimerhausen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Wetteborn der Diözese Hildesheim. – Kam im Zuge der Neuorganisation der kirchlichen Aufsichtsbezirke 1542 zur Suptur. Alfeld, 1569 zur Insp. Lamspringe/Groß Freden (bis 1659).15 Nachher wieder zur Insp. (1924: KK) Alfeld. Seit 1. Januar 2011 KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld.

Patronat

Die von Freden, später die von Uslar. Ernst und Johannes von Uslar übertragen das Patronat 1452 dem Kloster Clus.16 1469 wurde die Kirche dem Kloster Clus inkorporiert. Damit fiel das Patronatsrecht 1634 dem Stift Gandersheim und nach dessen Aufhebung 1802 dem Hzg. von Braunschweig als Landesherrn zu (1823 durch Tausch an Hannover; der Landesherr bis 1871).

Kirchenbau

Die dreiachsige Saalkirche aus Selterdolomit reicht bis ins 12. Jh. zurück, wurde jedoch 1781/82 grundlegend erneuert (Verlegung des Eingangs und Vergrößerung der Fenster). Der Ostgiebel ist in Fachwerk ausgebildet. Hölzernes Spiegelgewölbe. U-förmige Empore. Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 17. Jh. 1906 Ausmalung durch den Maler Wiederholt (Hannover). 1924 und 1960 renoviert.

Fenster

An der Südseite ein Buntglasfenster mit der Darstellung der Geburt Christi (Glasmaler Henning, Hannover, 1920).

Turm

Im Kern noch gotisch, der obere Teil 1667 erneuert. Ins Achteck überführter Turmhelm von 1820–22.

Ausstattung

Stipes und Mensa aus frühgotischer Zeit mit Reliquiengrube und Weihekreuzen. Darüber ein barocker Kanzelaltar aus der Zeit der Erneuerung der Kirche (1782) mit einer Kreuzigungsszene von F. Hoinecke (Hildesheim, 1817) als Altarbild. – Farbig gefasste pokalförmige Taufe (1859).

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Orgel

1727 kaufte die Gemeinde eine Orgel aus Winzenburg.17 Vor 1806 war der Orgelbauer Brenneke (Hildesheim) in Klein Freden tätig.18 1815 bewilligte das Konsistorium in Hildesheim einen Zuschuss für den Neubau des Werks.19 Weiterer Neubau 1879 durch P. Furtwängler & Söhne (Elze) hinter dem historischen Prospekt aus dem 18. Jh., 11 I/P, mechanische Traktur, Kegelladen. 1962 Änderung der Disposition nach dem barocken Klangideal durch den Orgelbauer Wiegmann (Hameln). 1977 Überholung und Instandsetzung durch Firma Schmidt & Thiemann (Hannover) 11 II/P, mechanische Traktur, Kegelladen (Denkmalorgel).

Geläut

Zwei LG, I: f’ (Bronze, Gj. 1853, Umguss durch Johann Jakob Radler bei Sebastian Lange, Hildesheim; erste Radlersche Glocke)20; II: f’’ (Bronze, gotisch, 13. Jh./um 1300).21 – Früherer Bestand: Die große LG (Gj. 1730) war 1841 gesprungen, wurde 1848 durch Andreas Lange (Hildesheim) umgegossen und ist Anfang 1853 erneut gesprungen. Umguss zur heutigen LG I.22

Friedhof

Hinter der Kirche. In Trägerschaft der KG.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 3466–3487 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 7 (Spec. Landeskons.); A 9 Nr. 734Digitalisat, 735Digitalisat, 736Digitalisat, 737Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 167 (Orgelsachverständiger); D 43 (EphA Alfeld); D 101 (PfA Freden, Laurentius).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1681
Trauungen: 1681
Begräbnisse: ab 1681

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 476; Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 430–445; Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 176–178.
B: Wilhelm Barner: Die St.-Laurentius-Kirche zu Freden (Leine), Hildesheim 1962; Jürgen Frerichs: Die St.-Laurentius-KG zu Freden, in: Walter Köster: Festschrift zum 900jährigen Jubiläum der ersten Nennung Fredens in einer Schenkungsurkunde vom 5. August 1068, [Freden (Leine) 1968], S. 51 f.; Andreas Simon: St.-Laurentius-Kirche zu Freden, in: Zwölf Kirchen im Leinetal, [Alfeld 2004], S. 30 f.

GND

1213844428, Ev. Kirche St. Laurentius (Freden (Leine))


Fußnoten

  1. Lüntzel, Geschichte II, S. 541 und 667.
  2. Lüntzel, Ältere Diöcese Hildesheim, S. 263; Ahlhaus, Patronat, S. 17.
  3. UB HS Hildesheim I, Nr. 631.
  4. UB Herren von Boventen, Nr. 29.
  5. Schwarz, Papsturkunden, Nr. 2025.
  6. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 223.
  7. Meyer, Pastoren II, S. 24.
  8. KABl. 1960, S. 111.
  9. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 98.
  10. KABl. 1960, S. 60 f.
  11. KABl. 1997, S. 220; KABl. 2008, S. 61 f.
  12. KABl. 1998, S. 81 f.
  13. KABl. 2009, S. 201.
  14. KABl. [in Vorbereitung].
  15. Reller, Kirchenverfassung, S. 169 f.
  16. Uslar-Gleichen, Urkunden I, S. 252 und 164.
  17. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 438.
  18. LkAH, D 43 Spec. Gr. Freden [sic] 513-1.
  19. LkAH, D 43 Spec. Kl. Freden 513-1.
  20. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 98.
  21. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 44.
  22. LkAH, D 43 Spec. Kl. Freden 51301.