Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: Maria | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Wülfingen entstand vermutlich als Ansiedlung um den Stammsitz der Bock von Wülfingen, die sich 1175 mit dem Ritter Herimanno der Wulvingen erstmals urkundlich nachweisen lassen.1 Die Burg befand sich westlich der Kirche, ihre letzten Reste wurden Mitte des 17. Jh. zerstört.2 Die Bock von Wülfingen hatten ihre Burg als Lehen der Gf. von Poppenburg-Spiegelberg inne, die wiederum Lehnsmänner der Hildesheimer Bf. waren. Als Lehen der Bf. von Hildesheim besaßen die Bock von Wülfingen sowohl das Dorf Wülfingen als auch die niedere Gerichtsbarkeit über seine Einwohner (Patrimonialgericht).3 Wülfingen gehörte zum Bistum Hildesheim und kam nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) an das welfische Teilfsm. Calenberg. Bei Rückgabe des Großen Stifts 1643 war die Zugehörigkeit des Dorfes umstritten (Amt Poppenburg oder Amt Calenberg) und die Welfen konnten schließlich durchsetzen, dass Wülfingen unter der Landesherrschaft des Fsm. Calenberg blieb.4 Das Dorf lag im Gebiet des Amtes Calenberg, das Patrimonialgericht der Bock von Wülfingen bestand jedoch weiter bis 1810, als das Fsm. Calenberg Teil des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) wurde.5 Wülfingen war hier Teil des Kantons Elze im Distrikt Hannover des Departements Aller. Ab 1815 gehörte Wülfingen wieder zum Amt Calenberg, nun im Kgr. Hannover; das adlige Gericht Wülfingen wurde nicht wieder eingerichtet.6 Nach der preußischen Annexion von 1866 blieb die Ämterstruktur zunächst bestehen. Bei Einführung der Kreisverfassung kam Wülfingen 1885 zum neuen Kr. Springe. Der Ort wurde 1974 in die Stadt Elze im Kr. Alfeld eingemeindet (1977: Lkr. Hildesheim). Rund um den historischen Dorfkern herum legte die Ortsgemeinde in der zweiten Hälfte des 20. Jh. mehrere Neubaugebiete auf (1954, 1975 und 1998).7 1952 charakterisierte der Ortspastor Wülfingen knapp als „Bäuerliche Gemeinde“, in den folgenden Jahren wuchs der Pendleranteil unter der berufstätigen Bevölkerung.8 Um 1810 lebten gut 480 Menschen in Wülfingen, 1925 etwa 500, 1946 rund 1.200 und 2017 gut 780.

Kirche, Ansicht von Nordosten, um 1960

Kirche, Ansicht von Nordosten, um 1960

Eine Kirche in Wülfingen lässt sich erstmals 1293 urkundlich belegen: Ritter Albert Bock von Wülfingen übertrug Bf. Siegfried von Hildesheim eine Hufe Land in Alferde, erhielt dafür eine Hufe in Wlvige (Wülfingen), die er der Kirche in diesem Dorf schenkte (ad ecclesiam in eadem villa).9 Albert Bock von Wülfingen wird gemeinhin als Gründer der Kirche in Wülfingen angesehen. Mit Johannes plebanus in Wlvingge ist 1324 der erste Geistliche des Dorfes urkundlich nachweisbar.10 Vermutlich im frühen 16. Jh. ließ die Gemeinde ihr Kirchengebäude neu errichten, denn laut den Aufzeichnungen des P. Daniel Hogreve (amt. 1730–1738) trug ein Stein „oben unter dem Gewölbe“ die Inschrift M D I (1501).11 Der heutige Turm der Kirche stammt teilweise noch aus dieser Zeit.
Als Dorf im Fsm. Calenberg erlebte Wülfingen eine erste Einführung der Reformation, als Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen 1542 eine von Antonius Corvinus verfasste ev. Kirchenordnung in Kraft setzte und 1543 die Gemeinden des Fsm. visitieren ließ.12 Zur Visitationskommission zählte auch Ordenberg Bock von Wülfingen.13 1545 übernahm Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn als Erich II. die Regierung. Er trat 1547 zum Katholizismus über, scheiterte jedoch letztlich bei dem Versuch, sein Fsm. zu rekatholisieren: Die Calenbergischen Stände setzten 1553/55 die Beibehaltung der Lehre Luthers durch. Nach dem Tod Erichs II. fiel Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel; Hzg. Julius führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein und schickte 1588 wiederum Visitatoren in die einzelnen Gemeinden.14 Mit P. Johann Bock, wohl aus der Familie der Bock von Wülfingen, lässt sich 1553 erstmals ein ev. Geistlicher in Wülfingen nachweisen.15 Nach ihm übernahm sein Sohn Bruno (amt. 1567–1613) die Pfarrstelle, danach dessen Sohn Joachim (amt. 1613–1640).16 Bei der Einführung von P. Bruno Bock hatte 1567 der Gronauer P. Johannes Uden mitgewirkt, der in den Ämtern Gronau, Poppenburg und Lauenstein die Funktion eines Sup. inne hatte.17 In ihrem Bericht zur Gemeinde Wülfingen notierten die Visitatoren noch: „Oppermann [Küster] hält sich wohl, hat kein Schul“.18 Ein Schulmeister ist erstmals 1631 mit Wolpert Schrader belegt.19
Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und der Patronatsfamilie über den Bauunterhalt von Kirche und Turm sowie das entsprechende Ausbleiben notwendiger Reparaturen führten 1767 schließlich dazu, dass die baufällige Wülfinger Kirche geschlossen werden musste. Laut einem 1768 erstellten Gutachten waren die Mauern des Gotteshauses gesunken oder geborsten, das Holz des Dachstuhls verfault und das Gewölbe an einigen Stellen eingefallen.20 Nach Entwürfen des Amtszimmermeisters Heinrich Knust begann im Frühjahr 1769 der Neubau des Kirchenschiffs, 1773 scheinen die Arbeiten abgeschlossen gewesen zu sein. Den mittelalterlichen Kirchturm mit dem Erbbegräbnis der Familie Bock von Wülfingen hatte die Gemeinde 1769 nicht ersetzt. Sein Zustand verschlechterte sich weiter und seit 1830 konnten die Glocken nicht mehr geläutet werden. Die Sanierung begann erst 1842 und der Prozess zwischen Gemeinde und Patronatsfamilie über die Baulast ging schließlich zugunsten letzterer aus. „Dieser unselige Proceß hat es wohl wesentlich mitverschuldet, daß der neu restaurierte Thurm statt einer schlanken Spitze nur ein unansehnliches Dach erhielt, und daß wegen mangelnder Aufsicht die Maurer, um den Zimmermeister, der die Balken zu kurz geschnitten hatte, einen Gefallen zu erweisen, das Mauerwerk nach oben hin einzogen und so der Thurm windschiefe Seitenflächen erhielt“ schrieb 1884 P. Friedrich Wilhelm Georg Schulze (amt. 1879–1885).21 Anlässlich des 400. Geburtstages Martin Luthers hatte die Gemeinde am 10. November 1883 den Grundstein zum Umbau des Kirchturms gelegt. Er bekam ein neues Glockengeschoß und einen hohen Turmhelm. Eigentlicher Baubeginn war erst im Mai 1884 und im August des gleichen Jahres konnte P. Schulze seine „Nachrichten über den Wülfinger Thurmbau“ dem Turmknauf anvertrauen.22

Kirche, Ansicht von Nordwesten, 1935

Kirche, Ansicht von Nordwesten, 1935

Im Oktober 1924 begann die pfarramtliche Verbindung mit der seit 1918 vakanten KG Adensen, Sitz des Pfarramtes war Wülfingen.23 Anlässlich der Visitation 1937 merkte der LSup. an, dass es vielleicht geboten sei, den Pfarrsitz „in das grössere Adensen“ zu verlegen. Darüber hinaus lobte er die „für Calenberger Verhältnisse erfreuliche Kirchlichkeit“ in Adensen und Wülfingen. Im 1933 neu gewählten Wülfinger KV gehörten drei der vier Vorsteher der NSDAP an, aber nach Einschätzung des Sup. waren beide Gemeinden „vom weltanschaulichen Ringen der Zeit einigermassen unberührt“. Ein Kirchenvorsteher – „Bauer und Bürgermeister Oehlerking“ – habe Beziehungen zur „Bekennenden Kirche, obgleich deren Fragen in Wülfingen offenbar niemals erörtert“ wurden.24 P. Otto Messerschmidt (amt. 1903–1947) hingegen, der sich als „politisch unabhängig – kirchlich gemäß dem Bekenntnis“ bezeichnete, berichtete rückblickend anders: „Bekenntnisgottesdienste oder ähnliches fanden hier seitens der Bekenntnisgemeinschaft etwa 6mal statt, in den Jahren 1933–1935, mit großer Beteiligung der Gemeinde, ohne Störung, die Lage klärend, die Geister scheidend.“25
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die KG Adensen und Wülfingen kurze Zeit wieder jeweils einen eigenen Pfarrer, da der Ostgeistliche P. Ernst Jungklaus (amt. 1945–1970) die Versehung des Pfarrdienstes in Adensen übernommen hatte. Als P. Messerschmidt 1947 in den Ruhestand trat, übernahm P. Jungklaus die Pfarrstelle der beiden verbundenen Gemeinden. Damit erfolgte auch die ein Jahrzehnt zuvor angeregte Verlegung der Pfarrwohnung nach Adensen. Zum 1. Januar 2001 wechselten beide Gemeinden in den KK Elze-Coppenbrügge. Diesen Wechsel hatte die KG Wülfingen schon während der Gebietsreform Mitte der 1970er Jahre erwogen.26
Zum 1. Juli 2010 endete die langjährige Verbindung mit der KG Adensen. Wülfingen wurde stattdessen pfarramtlich mit den KG Esbeck und Mehle verbunden. Das Patronat der Familie Bock von Wülfingen blieb bestehen.27 Seit Januar 2012 ist Wülfingen Teil des „Ev.-luth. Kirchengemeindeverbandes Elze-Eime“, dem außerdem die KG Deinsen, Eime und Elze sowie Esbeck und Mehle bzw. seit 2018 die KG Mehle-Sehlde-Esbeck angehören.28 Mit der letztgenannten KG bildet Wülfingen einen Pfarrbezirk.

Umfang

Das Dorf Wülfingen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Elze der Diözese Hildesheim.29 – Unterstand 1542 bis 1556 dem LSup. des Fsm. Calenberg.30 1588 zur neuen Insp. (1924: KK) Jeinsen. 1926 KKV Pattensen und KKV Jeinsen zusammengelegt, 1936 auch Aufsichtsbezirke Jeinsen und Pattensen.31 Sitz der Suptur. des KK Pattensen 1972 nach Laatzen verlegt und Umbenennung in KK Laatzen-Pattensen.32 Zusammen mit KG Adensen zum 1. Januar 2001 in den KK Elze-Coppenbrügge umgegliedert.33 Mit der Vereinigung der KK Elze-Coppenbrügge und Bockenem-Hoheneggelsen am 1. Januar 2005 zum KK Hildesheimer Land.34 Seit 1. Januar 2011 KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze.35

Patronat

Wohl seit Gründung der Kirche die Familie Bock von Wülfingen (Familienpatronat).36 Präsentationsrecht während der Verbindung mit KG Adensen (1924–2010) in jedem zweiten Besetzungsfall der Pfarrstelle ausgeübt; Pfarrstelle ging bei Ende der pfarramtlichen Verbindung auf die KG Adensen über und das Präsentationsrecht erlosch daher. Darüber hinaus besteht das Patronat auch unter der pfarramtlichen Verbindung mit Mehle und Esbeck bzw. mit Mehle-Sehlde-Esbeck weiterhin.

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, vor 1941

Kirche, Grundriss, vor 1941

Saalbau mit dreiseitigem Chorschluss, erbaut 1769-73 (Entwurf: Amtszimmermeister Heinrich Knust). Satteldach mit Walm im Osten; verputztes Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung; hohe, flachbogige Fenster, Eingangsportale nach Norden und Süden. Sonnenuhr an Südwand (um 1774), weitere Sonnenuhr an Südwand (Erich Pollähne, 1998). Im Innern hölzernes Spiegelgewölbe; u-förmige Empore, zweite Empore im Chorraum, die den Kanzelaltar mit einbezieht. Neuausmalungen Innenraum 1854 und 1898. Innenrenovierung 1956.

Turm

Westturm, erbaut etwa 1501, Turmhelm 1585 errichtet, Westwand und Teile der Nord- und Südwand 1842/43 erneuert, erhöht um neues Glockengeschoss 1883/84, gleichzeitig neuer Turmhelm, 1954 Kupferdeckung, Anfang 2000er Schieferdeckung. Turmhelm mit rechteckigem Ansatz und hoher, achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne; Auslegstuhl für Uhrschlagglocke nach Westen; Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung, spitzbogige, gekuppelte Schallfenster, Uhrziffernblätter nach Norden, Westen und Süden. Neue Turmuhr um 1845 (Furtwängler, Elze); neue Turmuhr 1965.

Grablege

Erbbegräbnis der Familie Bock von Wülfingen im unteren Turmgeschoss, Zugang ursprünglich vom Kirchenschiff aus, 1884 verschlossen, 1950 neuer Zugang an Nordseite des Turms, dient seitdem als Leichenhalle.37 Drei weitere Erbbegräbnisse der Familie von Bock unter der Kirche: unter dem Chor Elzer Linie (Eingang bis 1884 innen, seither außen an Nordostseite), Nordseite des Schiffs Bockeroder Linie (1884 verschlossen), Südseite des Schiffs Gronauer Linie (1884 geschlossen).38

Vorgängerbauten

Erster Kirchenbau wohl im späten 13. Jh. errichtet, Mauerwerk zwischen Turm und Schiff vermutlich aus dieser Zeit.39 Gebäude wohl neu errichtet im Jahre 1501: Nach Notizen P. Daniel Hogreves (amt. 1730–1738) befand sich „oben unter dem Gewölbe in einem Stein“ die Inschrift M D I; Kirche war „im lichten lang 60 Fuß und breit 20 Fuß“ und besaß ein Gewölbe und zwei Anbauten (Leichenhalle von 1649 und Sakristei).40 Kirche 1685–96 renoviert.

Kirche, Blick zum Altar, 1935

Kirche, Blick zum Altar, 1935

Ausstattung

Kanzelaltar im Rokokostil (1771, Johann Friedrich Zieseniss, Hannover, oder einer seiner Schüler), dreiachsiger, konkaver Aufbau, turmartige Mittelachse mit Kanzelkorb und reich verziertem Schalldeckel, darüber Dreifaltigkeitssymbol im Strahlenkranz; außen an den Seitenteilen diagonalgestellte Pfeiler mit Rokokovasen. – Romanischer Taufstein mit Weihekreuz (13. Jh.), zeitweise im Pfarrgarten, seit etwa 1966 im Chorraum.41 – Taufengel (1720, wohl Werkstatt Ernst Dietrich Bartels, Hildesheim), diente zeitweise als Bekrönung der Orgel (bis 1956), jetzt im Chorraum.42 – Hölzerner Taufständer, verziert mit Blattwerk (um 1769/73), dreieckiger Schaft auf volutenförmigen Füßen, flaches Becken.43 – Ölbild mit Darstellung der Kreuzabnahme, nach Peter Paul Rubens, um 1750.44 – Epitaph Jobst Bruno Bock von Wülfingen († 1596), Relief zeigt den Verstorbenen und seine Familie kniend unter Kruzifix, Landschaft im Hintergrund, Inschrift: „Zu Eren und Gedechtnise hat die erbare und viheldochentsame Caterina von Ilden irem seligen Junkren Jost Brun Bok von Wilvig dies Epidafigum nachsetzen lasen 1596“. – Grabstein P. Hermann Brandanus Hogreve (amt. 1680–1719), Inschrift: „Pie et prudenter [fromm und weise]: So das Symbolum des seeligen Mannes war. in dieser Ruhekammer erwartet die Wiederkunft des Erlösten in Zion der durch einen sanften und seligen Tod von allen übeln erlöste Herr Hermann Brundan Hogreve über 39 gewesen treufleißig Pastor der Gemeinde Christi allhier in Wülfingen, sel. Herrn O[rtgies] Hogreve weiland Bürger in Hannover und Frau Katharina Timpens Sohn. Geboren den 19.11.1646, ins Predigtamt introducieret dom. judica 1680, verehelicht mit seiner zurückgelassenen Witwe Katharina Margareth Schwieckert dem 13.10.1680, mit welcher er in einer vergnüglichen Ehe gezeuget 5 Söhne und Töchter. Endlich nachdem er in den Tagen seiner Wallfahrt das pie et prudenter als ein fürsichtigen Wandersmann ausgeübt, hat er das Ende seines Wandelns die Erlösung vom übel und den Eingang zur ewigen Ruhe durch einen seligen Tod erreicht den 13.05.1719. Leichtest Jes. 35 Vers 10: Die Erlösten des Herrn werden Wiederkommen etc.“

Orgel

Orgel

Orgel

Erste Orgel vermutlich Anfang des 17. Jh. erworben, Orgelpositiv.45 1699 barocker Neubau von Johann Georg Müller (Hildesheim), vielleicht 11 oder 12 I/aP.46 Die Orgel war ein Geschenk der Patronatsfamilie Bock von Wülfingen. 1730 Vogelsang und Zimbel ergänzt oder erneuert.47 1771 Umsetzung in das neue Kirchengebäude und Dispositionsänderungen, Andreas Georg Almes (Hildesheim). 1855 Reparatur und Dispositionsänderung, Ph. Furtwängler (Elze), von Furtwängler vorgeschlagenes selbständiges Pedal wohl nicht eingebaut.48 1868 Neubau des Werks hinter dem alten Prospekt, ausgeführt von Wilhelm und Pius Furtwängler (Elze), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 93). 1917 Ausbau der Prospektpfeifen und Abgabe zu Kriegszwecken (Zinn), 1920 neue Prospektpfeifen (Zink). 1937 Dispositionsänderung, vorgenommen von Faber & Söhne (Salzhemmendorf). 1967 Erneuerung der Spielmechanik und Dispositionsänderung, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2009 Renovierung durch Christoph Grefe (Ilsede).

Geläut

Vier LG, I: b’; II: des’’; III: es’’ (alle drei Bronze, Gj. 1953, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); IV: f’’, Inschrift: „Anno d[omi]ni m ccccc x o rex glorie xpe ve[n]i cu[m] pace“ (Im Jahr des Herrn 1510. O König der Ehre, Christus, komm mit Frieden) und „maria magdalena“ (Bronze, Gj. 1510, vielleicht Harmen Koster, Hildesheim49), 1928–42 ungenutzt, 1953 korrigiert. Eine SG, ges’’, Inschrift: „De von Wvlfigen haben dvsse Klocken gegeven Anno 1592“ (Bronze, Gj. 1592), im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen, seit 1947 wieder in Wülfingen. – Früherer Bestand: Eine mittlere LG, Inschrift: „Anno MCCCCCX vivos voco, tristi letifico, murtuos deplango fulgura frango. maria.“, Im Jahr des Herrn 1510. Die Lebenden rufe ich, die Traurigen erfreue ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich. Maria (Bronze, Gj. 1510, vielleicht Harmen Koster, Hildesheim), gesprungen und im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.50 Eine große LG, Inschrift: „Die Ehren Kurt Bock und Bruno Bock Pastor Burchard Bessek Hans Cammann Olderleute anno 1600 Bartold Schaper Joachim Schrader me fecit“ (Bronze, Gj. 1600, Bartold Schaper und Joachim Schrader, Hannover), 1764 gesprungen, 1787 umgegossen zu einer LG, fis’, Inschrift: „Ferdinand v. Bock und Rosine v. Bock Geschwister haben diese Glocke zur Ehre Gottes neu umgießen lassen 1787. Goß mich P. A. Becker in Hannover. Ich läute die Leuthe zur Kirche. Ich wecke und schrecke bey Feuer und Flammen. Ich melde Vermählung bey fröhlicher Zeit. Beläute die Leiche gleich wende das Leyd. J. H. Warnecken als Besorger dieses Glockengusses. J. H. Kreype als Altarist“ (Bronze, Gj. 1787, Peter August Becker, Hannover), im Zweiten Weltkrieg abgegeben, nicht eingeschmolzen und 1947 zurück in Wülfingen; da Glocke schlecht mit LG IV harmonierte, 1953 eingeschmolzen und für Neuguss der heutigen LG I, II und III verwendet.51 Zwei LG, I: a’, Inschrift wie auf abgegebener Glocke von 1510 und: „Geopfert im Weltkrieg 1918 erneuert 1928 zum Gedächtnis der Gefallenen“; II: c’’, Inschrift: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid Matth. 11,28“ (beide Bronze, Gj. 1928, Firma Radler, Hildesheim), im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.

Weitere kirchliche Gebäude

Gemeindehaus (ehemalige Schule, Bj. 1935, 1984 von der KG erworben und umgebaut).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof rings um die Kirche. 1928 erweitert.52

Liste der Pastoren (bis 1940)

Bis 1566 Johannes Bockius. – 1566–1612 Dr. Bruno Bock. – 1612–1641 Joachim Bock. – 1641–1679 Pantaleon Heineccius. – 1680–1719 Hermann Brandanus Hogreve. – 1719–1729 Johann Philipp Gabriel Trefurdt. – 1730–1738 Ernst Daniel Hogreve. – 1739–1749 Johann Conrad Schmidt. – 1750–1789 Ernst Ludolph August Hogreve. – 1789–1807 Georg Friedrich Hanning. – 1807–1809 Johann Jakob Lyßmann. – 1809–1818 Christoph Friedrich Westphal. – 1819–1824 Georg Friedrich Streckewald. – 1824–1843 Georg Gottfried Weidner. – 1843–1866 Friedrich Wilhelm Julius Joel. – 1866–1872 Georg Wilhelm Heinrich Kandelhardt. – 1872–1878 Heinrich Friedrich Louis Gebers. – 1879–1885 Friedrich Wilhelm Georg Schulze. – 1885–1903 Gerhard Johann Müller Folkers. – 1903 Otto Georg Wilhelm Messerschmidt.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 535, ebd. III, S. 48

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 11953–11966 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 551 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 8925–8936 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2504Digitalisat, 2505Digitalisat, 2506Digitalisat, 2507Digitalisat (Visitationen); D 13 (EphA Laatzen-Pattensen); D 22b (EphA Elze); E 12 Nr. 489–497 (Kirchenkommissariat Springe); L 5a Nr. 81 (LSuptur. Calenberg-Hoya); S 11a Nr. 7320 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1643
Trauungen: ab 1643
Begräbnisse: ab 1643
Kommunikanten: ab 1830 (Lücken: 1836–1838, 1841, 1842, 1874, 1875)
Konfirmationen: ab 1730 (Lücken: 1739, 1749)

Literatur

A: 450 Jahre Reformation, S. 117–118; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1417–1418; Jürgens u. a., KD Kr. Springe; S. 218–223 Mahr, Orgelbauer Müller, S. 126–135; Meyer, Pastoren II, S. 535.

B: Wolfram Bock von Wülfingen: Nachrichten über den Wülfinger Thurmbau, in: Springer Jahrbuch 2010 für die Stadt und den Altkreis Springe, S. 128–141; Jürgen Huck: Das adelige Gericht Wülfingen. Ein ehemaliges Niedergericht im calenbergisch-hildesheimischen Grenzgebiet, in: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 68 (2000), S. 37–117; Alfred Warnecke: Von den Orgeln in der St. Marienkirche zu Wülfingen Gronau (Leine) 1968; Alfred Warnecke: Aus der Geschichte der St.-Marien-Kirche in Wülfingen, 1969; Alfred Warnecke: Der „Barchfried“ zu Wülfingen, in: Alt-Hildesheim. Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim 45 (1974), S. 51–55; Ernst Wilhelms (Hg.): Aus der Geschichte des Dorfes Wülfingen [Wülfingen 1995]; Egon Wieckhorst: Bauwesen im Dorf Wülfingen und die Entstehung seiner Siedlungen, in: Springer Jahrbuch 2017 für die Stadt und den Altkreis Springe, S. 117–124.

GND

1139667785, Evangelisch-LutherischeSankt-Marien-Kirche (Wülfingen)


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 370.
  2. Wilhelms, S. 29 f.; Warnecke, Barchfried.
  3. Huck, S. 42 f.; Wilhelms, S. 7 ff.
  4. Wilhelms, S. 19.
  5. Lathwesen, Calenberger Hausbuch, S. 76, Anm. 31; Huck, S. 76.
  6. Huck, S. 78 f.
  7. Wieckhorst.
  8. LkAH, L 5a Nr. 81, Visitation 1952; LkAH, L 5d, unverz., Wülfingen, Visitation 1975.
  9. UB HS Hildesheim III, Nr. 973.
  10. Cal. UB VIII, Wülfinghausen I, Nr. 93.
  11. Zit. bei Wilhelms, S. 35.
  12. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  13. Wilhelms. S. 34.
  14. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  15. Wilhelms, S. 14; der Pfr. ist in einem Schadensverzeichnis des Dorfes erwähnt, aufgestellt nachdem Truppen Hzg. Heinrichs des Jüngeren, Fs. von Braunschweig-Wolfenbüttel, Wülfingen durchquert hatten.
  16. Meyer, Pastoren II, S. 535.
  17. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 234; Butt, Herrschaft, S. 65.
  18. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 234.
  19. Wilhelms, S. 39.
  20. Warnecke, Geschichte [S. 6]; Wilhelms, S. 36 f.
  21. Bock von Wülfingen, S. 135.
  22. Bock von Wülfingen, S. 128.
  23. KABl. 1924, S. 70.
  24. Alle Zitate: LkAH, L 5a Nr. 81, Visitation 1937.
  25. LkAH, S 1 H III Nr. 116, Bl. 3.
  26. LkAH, L 5d, unverz., Wülfingen-Adensen, Visitation 1975.
  27. KABl. 2010, S. 80 f.
  28. KABl. 2011, S. 290 (Satzung ebd., S. 291 ff.).
  29. Kleinau, Neuer Text, S. 88.
  30. Butt, Herrschaft, S. 50 und 65.
  31. KABl. 1926, S. 195; KABl. 1936, S. 84.
  32. KABl. 1972, S. 2.
  33. KABl. 2000, S. 141 f.
  34. KABl. 2005, S. 5 ff.
  35. KABl. 2011, S. 70 ff.
  36. Kleinau, Neuer Text, S. 88 (um 1481); Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 234 (1588); Lathwesen, Calenberger Hausbuch, S. 84 (Mitte 17. Jh.); LKA G 15/Wülfingen.
  37. LkAH, G 9/Wülfingen Bd. I, Bl. 27.
  38. Jürgens u. a., KD Kr. Springe; S. 219; Wilhelms, S. 39.
  39. Wilhelms, S. 35; Bock von Wülfingen, S. 134 ff.
  40. Zit. bei Wilhelms, S. 35.
  41. Wilhelms, S. 35.
  42. Aye, Taufbecken, S. 281, Nr. 98.
  43. Aye, Taufbecken, S. 228 f., Nr. 322.
  44. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1418.
  45. Warnecke, Orgeln, S. 4; Wilhelms, S. 15.
  46. Mahr, Orgelbauer Müller, S. 130. Nach Warnecke, Orgeln, S. 9, angehängtes Pedal erst 1771 von Almes ergänzt.
  47. Warnecke, Orgeln, S. 9; Mahr, Orgelbauer Müller, S. 131.
  48. Warnecke, Orgeln, S. 10.
  49. Warnecke, Geschichte, [S. 5].
  50. Mithoff, Kunstdenkmale I, S. 183; Wilhelms, S. 48 (dort Inschrift teilweise falsch).
  51. Warnecke, Geschichte, [S. 7]; Wilhelms, S. 50.
  52. Wilhelms, S. 29.