Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Nikolaus | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Das im Mittelalter zur Gemeinde Eldagsen gehörige Haufendorf (seit 1974 Stadtteil der Stadt Springe) entstand an einer Furt des Wülfinghäuser Mühlbachs. Als Datum der Ersterwähnung wird in der Ortschronistik die Schenkung des Orts Alfrikesrod durch den Adeligen Helmricus an das Kloster Corvey um 972/975 geführt1, doch wird der entsprechende Beleg in den Corveyer Traditionen auch Alvesrode (bei Springe) und (wenig plausibel) Elbickerode im Lkr. Göttingen zugeschrieben.2 Mittelalterliche Grundherren waren die Gf. von Pyrmont und Hallermund, die Klöster Wittenburg und Wülfinghausen sowie das Michaeliskloster in Hildesheim. 1422 bestätigte Bf. Johann von Hildesheim dem Kloster Wülfinghausen auch den Zehnten zu Alferde.3 Die Landesherrschaft lag schon seit vorref. Zeit bei den Welfen (Fsm. Calenberg, Amt Calenberg).

Kirche, Ansicht von Südosten, 1935

Kirche, Ansicht von Südosten, 1935

Die Existenz eines Priesters ist schon zur Zeit der Schenkung von 972/75 belegt. Sofern sich der Vorgang tatsächlich auf Alferde bezieht, bildete es mit (dem vermutlich später wüst gefallenen) Bodonrod (Wüstung bei Hallerburg oder das heutige Boitzum4) ursprünglich wohl ein eigenes Ksp., doch wurde nach der Erhebung von Eldagsen zur Archidiakonatskirche (um 1075) die geistliche Versorgung von dort aus wahrgenommen. Um 1240 wurde Alferde durch den Eldagser Pfarrer Johann versorgt.
Die Reformation wurde (mit Eldagsen) 1542/43 eingeführt. Nach dem Visitationsbescheid von 1543 sollten der KG Eldagsen zur Besoldung des Schulmeisters und Küsters vier Morgen Land von der Capellen zu Aluelde zugelegt werden.5 1583 wird die Unterpfarre (zweite Pfarrstelle) in Eldagsen erstmals erwähnt, der Alferde seither zugeordnet war. Nach dem Calenberger Hausbuch von 1592 war die Kirche in Alferde filia von St. Alexandri, 1597 wurde sie mater combinata.6 Doch war der Rechtscharakter wiederholt streitig. Die formale Selbständigkeit wurde in Eldagsen negiert. In den 1780er Jahren gab es Verhandlungen über die Trennung der beiden Gemeinden (gemeinsam mit Holtensen). Sie führten jedoch nicht zum Ziel. Die Situation verschärfte sich, als Mitte des 19. Jh. die Einwohner von Alferde die finanzielle Beteiligung an der Sanierung bzw. einem Neubau des Pfarrhauses verweigerten. Nach einem Gutachten des Kirchenrechtlers Meyer (Rostock) war Alferde als Filial von Eldagsen zu betrachten und sei deshalb zu den Lasten der Muttergemeinde, zumindest zu Bau und Instandhaltung der Pfarrgebäude der Unterpfarre heranzuziehen.7

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Ab 1920 blieb die Unterpfarre in Eldagsen unbesetzt. In einer Vereinbarung der beiden KV wurde die geistliche Versorgung von Alferde 1925 durch den P. der Oberpfarre mit übernommen. 1944 stellte das LKA noch einmal fest, dass Alferde keine verbundene Muttergemeinde ist, sondern eine selbständige Pfarrgemeinde in der Rechtsstellung einer mater vagans.8 Sie hatte 1953 noch 675 Gemeindeglieder (gegenüber 75 Katholiken im Ort), vorwiegend Landwirte und Landarbeiter, teilweise auch zugezogene Ostvertriebenene, die ebenfalls in landwirtschaftlichen Betrieben Arbeit fanden.9 Die seelsorgerliche Betreuung wird bis heute von Eldagsen wahrgenommen.
Seit dem 1. Juni 2023 ist die KG Alferde als Ortskirchengemeinde Teil der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Eldagsen und Finiendörfer“.10

Umfang

Nur der Stadtteil Alferde der Stadt Springe.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Eldagsen der Diözese Hildesheim (seit etwa 1075), ab 1324 Archidiakonat Wülfinghausen – War ab 1542 der LSuptur. des Fsm. Calenberg unterstellt und kam 1589 zur neu errichteten Insp. (1924: KK) Jeinsen. Nach der Auflösung des KK Jeinsen zum 1. Oktober 1926 in den KK Pattensen eingegliedert (1. Januar 1972 in KK Laatzen-Pattensen, 1. Januar 2001 in KK Laatzen-Springe umbenannt).

Patronat

Wie bei der Unterpfarre von Eldagsen ab 1583 das Kloster Wülfinghausen. 1889 aufgehoben.

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1941

Kirche, Grundriss, 1941

Der erste massive Kirchenbau entstand vermutlich um 1000, das heutige Schiff um 1200. Rauh verputzter Bruchsteinbau mit nachträglich angesetzten Strebepfeilern auf unregelmäßig rechteckigem Grundriss. Gerader Chorschluss. Flaches, im Osten abgewalmtes Satteldach. Um 1734 Umgestaltung zur barocken Saalkirche. Der Innenraum von einer muldenförmigen Schaldecke geschlossen. Dreiseitig umlaufende Empore (19. Jh.). 1961/62 renoviert.

Fenster

Zwei Buntglasfenster hinter dem Altar.

Turm

Der quadratische Westturm aus Steinquadern wurde wohl um 1300 an der Stelle eines älteren Vorgängerbaus errichtet und 1822 um ein verschiefertes Fachwerkgeschoss (Glockenstube) erhöht. Ins Achteck überführter Pyramidenhelm mit Ausleger für die Schlagglocke. Der Turm war früher Eigentum der politischen Gemeinde und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der KG übernommen. In der Turmhalle befindet sich ein Gedenkraum für die Gefallenen der Weltkriege.

Ausstattung

Schlichter gemauerter Stipes. Ein hölzerner barocker Kanzelaltar des 18. Jh. wurde bei der Innenrenovierung 1961/62 entfernt. – Pokalförmige achteckige Sandsteintaufe auf kegelförmigem Sockel, gestiftet durch P. Statius Bock sowie die Diakonen Cordt Lemke und Heinrich Lampe (1598).11 – Kruzifix (16. od. 17. Jh.) – Pietà aus Lindenholz (um 1500). – Zwei Messingkronleuchter (1663 und 1703).

Orgel

Orgel

Orgel

Pläne für den Orgelbau lassen sich schon 1860 feststellen.12 Realisiert wurde er aber erst 1875 (Neubau durch Firma P. Furtwängler & Söhne, Elze). Die Prospektpfeifen wurden im Ersten Weltkrieg abgegeben und durch Zink-, später wieder Zinnpfeifen ersetzt. Einen Umbau nahm 1956 die Firma Emil Hammer (Arnum) vor; 10 (davon 2 Transmissionen) II/P (HW, NW), mechanische Traktur, Schleifladen. 1985 Restaurierung durch Firma Emil Hammer (Arnum). Denkmalorgel.

Geläut

Zwei LG, I: gis’ (Bronze, Gj. 1700, Jobst Heinrich Lampe, Hildesheim); II: h’ (Bronze, Gj. 1936, Firma Schilling & Söhne, Apolda). – Eine SG (außen am Turmhelm): c’’’ (Eisen, Gj. um 1948, J. F. Weule, Bockenem). – Früherer Bestand: Vor 1700 waren keine Glocken vorhanden. Die erste LG wurde 1700 aus dem Erlös des Verkaufs der Kirchenmühle beschafft (jetzt LG I). Eine 1818 von M. A. Bock (Einbeck) gegossene Glocke wurde 1917 zur Rüstungszwecken abgeliefert. Die Glocke von 1700 wurde im Zweiten Weltkrieg ebenfalls abgeliefert, konnte aber 1947 vom Glockenfriedhof in Hamburg zurückgeführt werden.

Friedhof

Am nordöstlichen Ortsrand (Finienweg). In Trägerschaft der Stadt Springe.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 5 Nr. 549 (Spec. Landeskons.); D 13 (EphA Laatzen-Pattensen).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1593 (Lücken: 1625–1647; unvollständig: 1643, 1647)
Trauungen: ab 1597 (Lücken: 1602, 1603, 1606, 1626–1649, 1653, 1656, 1660, 1686, 1710, 1724, 1731, 1740, 1742, 1745, 1746, 1763, 1771, 1772, 1782, 1785, 1813, 1837)
Begräbnisse: ab 1593 (Lücken: 1625–1649, 1653, 1654, 1657–1662, 1699–1702, 1711)
Kommunikanten: ab 1841 (Lücken: 1844–Nov.1845, 1870–1875)
Konfirmationen: ab 1777 (Lücken: 1780)

Mutterkirche Eldagsen

Literatur

A: Aust/Benne u. a., Kirchen, Klöster, Kapellen, S. 203–205; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 121; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 263; Jäger, Orgeln, S. 8–10; Jürgens u. a., KD Kr. Springe, S. 6–9.
B: Friedrich-Wilhelm Wiegmann: Die Gemeinde St. Nicolai Alferde und ihre Verbundenheit mit der Alexandergemeinde in Eldagsen, in: 450 Jahre Reformation im Calenberger Land, [Laatzen 1992], S. 91; Friedrich-Wilhelm Wiegmann: 1200 Jahre St. Alexandri zu Eldagsen und St. Nicolai zu Alferde, [Eldagsen 1996].


Fußnoten

  1. Wiegmann, 1200 Jahre, S. 82.
  2. Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 51. Da Alfrikesrod im Guddingo zu lokalisieren ist, scheidet die Deutung als Elbickerode wohl aus.
  3. Bennigsen, Diözesangrenzen, S. 68.
  4. Wiegmann, 1200 Jahre, S. 83.
  5. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 344.
  6. Meyer, Pastoren I, S. 246, Anm. 2.
  7. LkAH, D 13, Nr. 590.
  8. LKA, G 1/Alferde.
  9. LkAH, L 5a, Nr. 89 (Alferde, Visitation 1953).
  10. KABl. 2023, S. 43 ff.
  11. Mathies, Taufbecken, S. 112.
  12. LkAH, D 13, Nr. 648.