Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Kein mittelalterliches Patrozinium bekannt1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte
Kapelle, Ansicht von Nordosten, um 1960

Kapelle, Ansicht von Nordosten, um 1960

Das 1974 nach Springe eingemeindete Dorf erscheint 822/826 als Bochem in den Corveyer Traditionen2, nach anderen Angaben zuerst 1243 als Buozham.3 Grundbesitz hatten die Klöster Wülfinghausen und Wittenburg. 1254 übereigneten die Herren von Adenoys dem Kloster Wülfinghausen zwei Hufen in Boitzum, 1297 Ritter Johann von Adenoys/Adensen sowie seine Söhne Friedrich und Johannes der Kapelle und dem Inklusen in Wittenburg drei Morgen in Boitzum mit dem Mühlengrund.4 Die Landesherrschaft übten später die Welfen aus (Amt Calenberg, ab 1885 Kreis Springe).
Boitzum gehörte ursprünglich zur Parochie Elze und kam erst 1590 zum neu errichteten Ksp. Wittenburg. Im Güterverzeichnis des Klosters Wittenburg von 1462/1478 wird ein kerchove genannt, wohl ein Hinweis auf die 1592 im Calenberger Hausbuch belegte Kapelle. Die heutige Fachwerkkapelle am Thie wurde erst 1748 durch den Zimmermeister Knust aus Springe errichtet. Bis 2023 blieb Boitzum eine KapG der KG Wittenburg.
Seit dem 1. Juni 2023 ist Boitzum Teil der „Ev.-luth. GKG Eldagsen und Finiendörfer“. Gleichzeitig mit der Gründung der Gesamtkirchengemeinde wandelte das LKA Hannover die KapG Boitzum in eine Kirchengemeinde um, die den Namen „Ev.-luth. KG Boitzum“ erhielt. Boitzum ist eine von insgesamt sechs Ortskirchengemeinden innerhalb der neuen Gesamtkirchengemeinde.5

Umfang

Boitzum

Aufsichtsbezirk

Mit Erhebung zur KG 2023 zum KK Laatzen-Springe (vorher siehe Muttergemeinde Wittenburg).

Kapellenbau
Kapelle, Grundriss, vor 1941

Kapelle, Grundriss, vor 1941

Fachwerkbau auf Bruchsteinsockel, an der Westseite verschalt. Dreiseitig geschlossener Ostchor, das Dach nach dem Chorschluss abgewalmt. Westempore aus dem 19. Jh.

Turm

Kleiner verschieferter Dachreiter mit ins Achteck überführter Spitze über dem Westgiebel (1883).

Ausstattung

Freistehender neugotischer Kanzelaltar mit gemauertem Stipes. Deckplatte aus Sandstein. Über der Kanzel eine gemalte Lamm-Gottes-Darstellung (1883). – Sandsteintaufe auf zwölfeckigem Pfeilerschaft mit zwölfeckigem Kessel. Wappen des Stifterehepaars Johan Erich Hoper und Sophia Margareta Busmans (um 1680, ursprünglich im Kloster Wülfinghausen, 1722/23 nach Boitzum verschenkt). – Kreuzigungsbild (17. Jh.). – Mehrere Grabplatten, darunter Dorothea Elisabeth von Zerbst († 1634), Priorin des Klosters Wülfinghausen; Andreas Eckharts († 1638), Amtmann in Wülfinghausen; Heinrich Hartwicheimer († 1777), Amtmann zu Wülfinghausen.

Orgel

Orgel

Orgel

1879 Neubau (erste Orgel) durch P. Furtwängler & Söhne (Elze), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen, die später durch Zinkpfeifen ersetzt werden. 1974 Restaurierung durch Martin Haspelmath (Walsrode). 2013 Restaurierung (u. a. Einbau von Zinnpfeifen in den Prospekt) und Erweiterung um ein selbständiges Pedal durch Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.6

Geläut

Eine LG in c’’’ (Bronze, 14. Jh.).7

Friedhof

Kirchlicher Friedhof bei der Kapelle.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 13 (EphA Laatzen-Pattensen).

Literatur

A: Aust/Benne u. a., Kirchen, Klöster, Kapellen, S. 201; Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 80, Nr. 54; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 268 f.; Huck, Archidiakonat Elze, S. 13; Jürgens u. a., KD Kr. Springe, S. 28–30; Pape, Haspelmath, S. 108.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 140. Nach Huck vielleicht St. Michaelis oder Hl. Geist.
  2. Mönchslisten I, § 50; Mönchslisten II, S. 106. Vgl. auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 61.
  3. Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 268.
  4. UB HS Hildesheim III, Nr. 1147.
  5. KABl. 2023, S. 43 ff.
  6. Hempelmann, Furtwängler, S. 97.
  7. LkAH, L 5d, unverz., Boitzum, Visitation 1981.