Sprengel Lüneburg, KK Celle | Patrozinium: Maria | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Der gut zehn Kilometer südöstlich von Celle am sogenannten Mühlenkanal in der Allerniederung gelegene Ort Wienhausen (u. a. Hvinhusen, Huginhusen, Winhusen, seit dem 18. Jh. Wienhausen) lässt sich bis in die erste Hälfte des 11. Jh. zurückverfolgen.1 Als Ks. Heinrich III. dem Hildesheimer Bf. Azelin 1051 die Grafschaftsrechte in sechs ostsächsischen Gauen übertrug, ist in der Schenkungsurkunde unter den publicae ecclesiarum parochiae (Pfarrkirchen) auch Hvinhusen aufgeführt.2 Ein Jahr später schenkte der Ks. dem Bf. auch sein Gut Huginhusun, ein weiteres Jahr später stattete er Huginhusen mit Marktrechten aus.3 Politisch gehörte Wienhausen seit 1235 zum welfischen Hzm. Braunschweig-Lüneburg, seit 1269 zum Teilfsm. Lüneburg.4 Die Welfen waren in den folgenden Jh. in besonderer Weise mit Wienhausen verbunden: Einmal durch ein Jagdschloss, das im 17. und 18. Jh. von den Celler Herzögen genutzt wurde.5 Zum anderen durch das in der ersten Hälfte des 13. Jh. dort gegründete Nonnenkloster.6 Wienhausen gehörte zur Vogtei Eicklingen im Amt Celle. Die Verwaltungszugehörigkeit blieb bestehen, als das Fsm. Lüneburg 1705 an das Kfsm. Braunschweig-Lüneburg fiel. In der Zeit des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) war Wienhausen Hauptort des gleichnamigen Kantons im Distrikt Celle des Departements Aller. Danach kam das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Celle, das nach der preußischen Annexion von 1866 zunächst bestehen blieb und 1885 im neu eingerichteten Lkr. Celle aufging. Seit 1972 sind Wienhausen und das ebenfalls zum Kirchspiel gehörige Eicklingen Teil der Samtgemeinde Flotwedel; Wienhausen ist Verwaltungssitz der Samtgemeinde. 1973 wurden die Ortschaften Bockelskamp, Nordburg, Offensen und Oppershausen nach Wienhausen eingemeindet. Seit 2012 führt der Ort den Beinamen „Klostergemeinde“. Die Ortschaften sind weithin von Landwirtschaft und lokalem Kleingewerbe geprägt. In Wienhausen spielt – u. a. wegen des Klosters – der Fremdenverkehr eine Rolle. Anfang des 19. Jh. hatte Wienhausen gut 350 Einwohner, 1900 etwa 430 und 2016 lag die Bevölkerungszahl (samt Eingemeindungen) bei gut 4.100.

Klosterkirche und Gemeindekirche, Ansicht von Südosten, 1939

Klosterkirche und Gemeindekirche, Ansicht von Südosten, 1939

Wienhausen war seit dem 11. Jh. Sitz eines Archidiakonats der Diözese Hildesheim, 1233 ist der Archidiakon Siegfried von Barem belegt.7 Bf. Konrad II. übertrug die Archidiakonatsrechte 1233 dem neuen Kloster Wienhausen, dessen Propst nun gleichzeitig Archidiakon war.8 Der Archidiakonatsbezirk umfasste um 1500 die Kirchen in Altencelle, Beedenbostel, Bröckel, Celle, Eldingen, Eschede, Hankensbüttel, Langlingen, Mahrenholz, Nienhagen, Nordburg, Sprakensehl, Steinhorst, Wathlingen und Westercelle.9
Der erste schriftliche Beleg für den Ort Wienhausen ist gleichzeitig auch der älteste Nachweis für eine Pfarrkirche dort. Auch als der spätere Ks. Heinrich IV. 1057 die Schenkung von 1051 bestätigte, ist Huinhusen unter den publicis aecclesiarum parrochiis erwähnt.10 Das romanische Kirchengebäude dieser vorklösterlichen Zeit – Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor und querrechteckigem Westturm – konnte archäologisch nachgewiesen, aber nicht genau datiert werden.11 Es war St. Alexander gewidmet.12 Im Jahre 1229 findet sich in einer Schenkungsurkunde des Hildesheimer Bf. Konrads II. der erste Hinweis auf das Kloster Wienhausen: Der Bf. übertrug den Zehnten in Lobke (Groß Lobke) „an die Kirche in Wienhausen zum Unterhalt der Damen, die sich zu jeder (Gebets-)Stunde mit Körper und Geist im Gotteslob üben“.13 Vier Jahre später bestätigte Bf. Konrad, dass die Hzgn. Agnes von Celle in Wienhausen ein Zisterzienserinnnenkloster gegründet habe und übergab dem neuen Kloster u. a. die Kirche in Wienhausen (mit Zustimmung ihres Pfarrers Konrad) und die Archidiakonatsrechte (mit Zustimmung des Archidiakons Siegfried von Barem). Der Bf. behielt sich jedoch das Patronatsrecht vor.14 Die Geschichte die Kirchengemeinde Wienhausen war fortan eng mit der Entwicklung des Klosters Wienhausen verbunden. Die Kirche diente ab dem 13. Jh. sowohl als Pfarr- als auch als Klosterkirche und verlor daher ihren Turm, denn zisterziensische Klosterkirchen besaßen allenfalls einen Dachreiter. Schenkungen und Zukäufe vergrößerten in der folgenden Zeit den Besitz des Klosters, so dass das älteste Güterverzeichnis (um 1340) Zehnteinkünfte aus 45 Ortschaften und Zinseinnahmen aus 57 Dörfern aufführt.15 In seiner Ausrichtung orientierte sich das Wienhäuser Kloster an der zisterziensischen Tradition, wurde aber nie in den Verbund des Ordens aufgenommen, stattdessen unterstand der Konvent der Aufsicht der Hildesheimer Bischöfe.16 Der um 1330 anstelle des abgebrochenen Westturms errichtete zweigeschossige Anbau mit einer Unterkirche und dem reich geschmückten Nonnenchor im Obergeschoss spiegelt den Wohlstand des Klosters im 14. Jh. genauso, wie die Allerheiligenkapelle, ein frühes Beispiel der Backsteingotik in der Lüneburger Heide.17 Die Klosterreform des Jahres 1469 (strengerer Beachtung der Gelübde und u. a. gänzlicher Verzicht auf Privatbesitz) bedeutete einen Einschnitt in der Klosterentwicklung18, dem 1527 mit der Reformation ein tiefgreifender Umbruch folgte. Das Kloster widersetzte sich lange Jahre der luth. Lehre und dies führte auch dazu, dass die Pfarrgemeinde Wienhausen sich wieder stärker eigenständig entwickelte.

Gemeindekirche St. Marien, Blick nach Westen, 1969

Gemeindekirche St. Marien, Blick nach Westen, 1969

Seit Mitte der 1520er Jahre unterstützte Hzg. Ernst I., Fs. von Lüneburg, in seiner Residenzstadt Celle die Reformation und 1527 beschlossen die Landstände auf dem Landtag den Wechsel zum ev. Bekenntnis. Das in diesem Jahr gedruckte Artikelbuch diente dabei, obwohl die Landstände es abgelehnt hatten, als Leitfaden.19 Die Wienhäuser Äbtissin Katharina Remstede, so heißt es in einer Klosterchronik „stund wie eine Maur“20 gegen die Bestrebungen des Hzg., in Wienhausen das luth. Bekenntnis einzuführen. Seine Schwester Apollonia, die seit ihrem fünften Lebensjahr im Kloster Wienhausen lebte, hatte Hzg. Ernst 1527 nach Celle holen lassen.21 Der Propst des Klosters, Heinrich von Cramm, legte im November 1528 sein Amt nieder und übergab die Verwaltung des Klosters dem Hzg. Mit der Visitation am 4. Juli 1529 folgte die Einsetzung eines ev. Predigers, die die Nonnen zwar nicht verhindern konnten, es aber dem neuen Geistlichen sehr schwer machten. Der Radtslach to nodtdorft der kloster des förstenddoms Luneborch, Gades wort unde ceremonien belangen von Anfang 1530 sollte als erste lüneburgische Klosterordnung Gebräuche und Gewohnheiten der katholischen Zeit abstellen und dem Willen des Landesherrn an Stelle der Ordensregeln und der bisherigen geistlichen Obrigkeit Raum zu geben. Die Konvente folgten dem Radtslach aber nicht, feierten etwa im Verborgenen weiter die Messe.22 Um den Widerstand in Wienhausen zu brechen, ließ Herzog Ernst 1531 etliche Klostergebäude abreißen, u. a. mehrere Kapellen und Altäre in der Kirche und in den folgenden Jahren auch den Schlafsaal, den Remter und Teile des Kreuzgangs. Im gleichen Jahr floh die Äbtissin Katharina Remstede nach Hildesheim und kehrte erst 1539 aus ihrem Exil zurück. 1543 unternahm Hzg. Ernst einen letzten Versuch, den Konvent zum Übertritt zur luth. Lehre zu bewegen, der ebenfalls erfolglos blieb. Nach dem Tod des Hzg. 1546 dauerte es noch 41 Jahre, bis der Konvent 1587 mit Katharina von Langelen die erste luth. Äbtissin wählte und der Weg zum heutigen evangelischen Damenstift begann.23

Gemeindekirche St. Marien, Blick zum Altar

Gemeindekirche St. Marien, Blick zum Altar

In der Pfarrgemeinde Wienhausen fasste die neue Lehre früher Fuß und dementsprechend gehören Kloster und Kirche seit dem 16. Jh. juristisch nicht mehr zusammen. Während die Gemeindekirche Eigentum der KG ist, gehört die sich westlich anschließende Nonnenkirche zum ev. Kloster Wienhausen.24 Das Lüneburger Pfründenregister von 1534 nennt Predicant Her Hynrick Storbeck als ersten luth. Geistlichen in der Pfarrgemeinde Wienhausen. Zum Kirchspiel gehörten seinerzeit auch „1 Capelle tho Nortborch, 1 Capelle tho Obberßhusen“.25 In Eicklingen gab es vermutlich bis zur Reformationszeit eine Kapelle St. Lucä, die wohl zugleich mit den Gebäuden des Klosters im Jahr 1531 abgebrochen wurde.26 Seit 1988 gibt es hier das „Gemeindehaus St. Alexander“, das seit 2008 über einen eigenen Glockenturm verfügt.27 Die schon vor der Reformation nachweisbare Kapelle zu Nordburg ist vermutlich Anfang des 19. Jh. wegen Baufälligkeit abgebrochen worden.28 Die Kapelle in Oppershausen hatten Ritter Johann und Knappe Werner von Odberneshusen im Jahr 1450 gestiftet; der heutige Bau stammt von 1657.29 Die Maria und Alexander geweihte Gemeindekirche in Wienhausen erlebte in den Jahren 1703 bis 1710 eine umfassende barocke Umgestaltung.30 Eine Besonderheit ist hier der freistehende, 1701 in Ständerbauweise errichtete und um 1965 umfassend sanierte Glockenturm.31 Seit dem 1. Januar 1987 verfügt die KG Wienhausen über eine zweite Pfarrstelle, die ihren Sitz im Gemeindeteil Eicklingen hat, am 9. Juni 1988 konnte die KG dort ihr neues Gemeindehaus einweihen.32 In Wienhausen sind neben der landeskirchlichen Gemeinde noch eine Freie Evangelische Gemeinde und das freikirchliche Missionswerk „Die Bruderhand“ beheimatet.

Pfarrstellen

I: vorref. – II: 1987.

Umfang

Bockelskamp mit Flackenhorst, Groß Eicklingen, Klein Eicklingen, Nordburg, Offensen, Oppershausen, Sandlingen mit Schepelse und Havekost, Schwachhausen und Wienhausen.33

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Wienhausen in der Diözese Hildesheim. – Seit 1531 Insp. Celle. Von 1853 bis 1925 Insp. (1924: KK) Beedenbostel, dieser 1925 in KK Celle eingegliedert.34

Patronat

Bf. von Hildesheim, nach Einführung der Reformation der Landesherr (bis 1871).35

Kirchenbau – St. Marien
Gemeindekirche St. Marien, Grundriss, 1963

Gemeindekirche St. Marien, Grundriss, 1963

Barocker Saalbau, unter Einbeziehung älterer Bauteile errichtet 1703-09.36 Satteldach, Mauerwerk aus Raseneisenstein (romanische Zeit) und Backsteinen (gotische Zeit und später), früher verputzt, jetzt steinsichtig; hohe flachbogige Fenster. Im Westen schließt sich die etwas höhere, um 1330 erbaute Nonnenkirche (bedeutendes Beispiel für norddeutsche Backsteingotik) an. Im Inneren verputzten Holzdecke, an Süd und Ostwand eingeschossige Empore, an West- und Nordwand teilweise zweigeschossige Empore, obere Etage ursprünglich nur von Nonnenkirche aus zugänglich, Emporenanlage ursprünglich umlaufend, 1955/56 verkürzt; Gemeindekirche mit dem östlichen Teil des niedrigen Erdgeschosses der Nonnenkirche verbunden, ansonsten durch westliche Emporenanlage getrennt.

Turm

Freistehender Glockenturm knapp 50 Meter nordöstlich der Kirche, 1701 erbaut, Ständerbauweise, holzverschalt, Satteldach mit offenem Uhrschlagglockenstuhl. Turmreparatur 1777–79. Läuteverbot 1963, Sanierung und Neufundamentierung 1965.

Gemeindekirche St. Marien, Grundriss mit Rekonstruktion des romanischen Vorgängerbaus, 1969

Gemeindekirche St. Marien, Grundriss mit Rekonstruktion des romanischen Vorgängerbaus, 1969

Vorgängerbau

Romanische Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor und querrechteckigem Westturm; erste Hälfte 14. Jh. um schmales Südschiff erweitert.37

Ausstattung

Barocker Kanzelaltar (Anfang 18. Jh., mit älteren Teilen), Stipes und Mensa aus Holz; fünfseitiger Kanzelkorb flankiert von Dreiviertelsäulen, über Schalldeckel Dreiecksgiebel mit Sonnenscheibe; seitliches Schnitzwerk aus Lindenholz; Farbige Fassung in Weiß, Gold und Blau; an den Kanzelwandungen Figuren Christi und der Apostel; Predella mit Abendmahlsbild.38 – Taufe aus zwei geschnitzten Engeln (ehemals Teil der Altarschranken), die eine Taufschale (dat. 1896) halten. –Gestühl (19. Jh.) mit zwei Zwischengängen. – An den Brüstungsfeldern der Nonnenempore Tafelmalerei mit Szenen des AT und NT (erste Hälfte 17. Jh.): Erschaffung Evas, Sündenfall, Adam und Eva mit dem Leichnam Abels, Dankopfer Noahs, Opfer Isaaks, Himmelsleiter, Jakob ringt mit dem Engel, der brennende Dornbusch, die eherne Schlange, Kampf Davids mit Goliath sowie Verkündigung der Geburt des Heilands, Geburt Christi, Christus im Garten Gethsemane, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt Christi, Ausgießung des Heiligen Geistes, Taufe Christi. – Epitaphien und Grabsteine des 14. bis 18. Jh.: Epitaph P. Johannes Heinrich Uchtlander (17./18. Jh.), Halbfigur vor grünem Vorhang, Inschrift: DER WOLLEHRWÜRDIGE GROS ACHTBARE UND WOLLGELAHRTE HERR JOHANNES HENRICUS UCHLANDER WEILAND PASTOR AL HIR ZU WIENHAUSEN IST ANNO 1620 DEN 20. JUNIJ ZU HELMSTÄDT GEBOHREN, UND ANNO 1695 DEN 13. MARTIJ NACH DEM ER 45 JAHR DIESER CHRISTLICHEN GEMEINE ALS PREDIGER VORGESTANDEN, SANFFT UND SEELIG GESTORBEN, SEINES ALTERS 75 JAHR, Inschrift wohl im 19. Jahrhundert erneuert. – Grabstein Hzg. Heinrichs des Mittleren von Braunschweig-Lüneburg (1532, Signatur AS, daher Zuschreibung an den Lüneburger Meister Albert von Soest), Hzg. in voller Rüstung und Mantel dargestellt, hält mit der rechten Hand geschulterte Streitaxt, mit der linken Schwertgriff, Helm neben seinen Füßen liegend; Inschrift: ANNO A CHRISTO SALVATORE NOSTRO NATO M D XXXII FEBRVARII DIE XLX QVI FVIT DIES MARTIS POST REMINISCERE PIE IN CHRISTO OBIIT HENRICUS BRUNSVI:ET LVNAEBVRGENSIUM DUX OTHONIS FILIVS ANNO AETATIS SVAE LXVI, 1893 Restaurierung der Platte, 1894 hinter dem Altar aufgestellt, heute an der Südwand des Altarraumes. – Alabaster Epitaph für Ernst und Ilse von Langlingen an der Nordwand neben der Orgel (erste Hälfte 17. Jh.). – Grabplatten im Fußboden der Gemeindekirche: In den Gängen zwischen den Gestühlreihen insgesamt zehn Sandsteinplatten mit Schrift- und Wappenresten.

Gemeindekirche St. Marien, Blick zum Altar bzw. zur Orgel

Gemeindekirche St. Marien, Blick zu Altar und Orgel

Orgel

Erste Orgel im Jahr 1587 von einem Orgelbauer aus Braunschweig gebaut.39 Orgelneubau 1956, Firma Emil Hammer, 13 II/P mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1404, erster Bauabschnitt); Gehäuseentwurf von Wulf Knipping. 1961 Erweiterung auf 23 II/P (zweiter Bauabschnitt).40 Renovierung 1992. 2011/12 grundlegend gesäubert und restauriert.

Geläut

Vier LG, I: g’, Inschrift: „Gemeinde Wienhausen Pastor A. Baring 1821. Gegossen von Bock und Dreyer in Hannover“ (Bronze, Gj. 1821, Bock & Dreyer, Hannover); II: f’, Inschrift: „Meine Seele erhebet den Herrn und mein Geist freuet sich Gottes meines Heilandes“ (Bronze, Gj. 1965, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); III: b’, Inschrift: „Verleih uns Frieden genädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten“ (Bronze, Gj. 1965, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); IV: e’’, Inschrift: „Land, Land, Land, höre des HERRN Wort. Zwei Kriege wüsteten das Land. Die Glocken sind zerschlagen. Die Toten ruhn in Gottes Hand. HERR, wende Not und Plagen! 1925–1942–1946“ (Eisen, Gj. 1947, J. F. Weule, Bockenem), „Preziosa-Klanggussglocke“, wird zur Zeit nur einmal im Jahr von Hand geläutet. – Zwei SG im Dachreiter des Glockenturms, I: (Bronze, Gj. wohl zweite Hälfte 19. Jh., J. H. Bartels, Hildesheim); II: Inschrift: „salvator hete yck fry cord menten my myt goddes hlupe god xvᶜ xxv“, Figuren als Worttrenner, Bild: Christusfigur (Bronze, Gj. 1525, Cord Mente, Braunschweig). – Früherer Bestand: Die Glocken von 1444, „Maria“ und „Regina“ waren seit 1780 und 1814 beschädigt, darum Umguss zu zwei neuen LG (Bronze Gj. 1821, Bock & Dreyer, Hannover), eine davon im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Als Ersatz eine neue LG, Inschrift u. a.: „Im Weltkrieg zerschlagen, in Notzeit erneuert, gefallenen Helden zum Gedächtnis geweiht“ (Bronze, Gj. 1925, Radler, Hildesheim), im Zweiten Weltkrieg zu Kriegszwecken abgegeben, wohl nicht eingeschmolzen, aber auch nicht wieder nach Wienhausen geholt; Verbleib unbekannt.41

Kirchenbau – St. Alexander Eicklingen

Moderner Mehrzweckbau mit Gemeinderäumen, Pfarrwohnung und Gottesdienstraum, errichtet 1987/88. Gottesdienstsaal mit Flügeltüren zum Altarraum.

Turm

Freistehender Glockenturm mit halbrundem Grundriss, erbaut 2007/08.42

Orgel

Seit 2000 Truhenorgel von Firma Becker (Sattenfelde), 4 I/–.

Geläut

Eine LG, h’, Inschrift: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt, Mt. 5, 13/14.“, Bild: Siegel der Kirchengemeinde (Bronze, Gj. 2007, Firma Rincker, Sinn).

Kirchenbau – Maria-Magdalenen-Kapelle Oppershausen

Ehemalige Gutskapelle, bis 1981 Privatbesitz.43 Kleiner Fachwerkbau aus dem Jahr 1657 mit Satteldach und fünfseitigem Chorschluss. Rundbogige Eingangstür auf der Südseite mit Inschrift: W.V.O.A.V.R. (Wilhelm von Oppershausen, Anna von Rutenberg) und NATUS D. IIXX 7BRIS AF MDLXXX, DENAT D XVI IVLII.AD.MDCL. (Geboren 18. September 1580, gestorben 16. Juli 1651). Hedwig Ilse von Seebach hatte die Kapelle vermutlich auch als Grablege für ihren Vater Wilhelm von Oppershausen erbauen lassen.44 Segmentbogenförmige Fenster an Südseite und Chor. Im Innern verbretterte Segmenttone, ausgemalt mit Wolkenhimmel und Engeln; an den Wänden Ständer des Fachwerks als flache Pilaster sichtbar; Westempore mit Orgel. Renoviert 1918 und 1984.

Turm

Sechseitiger Dachreiter mit geschweifter Haube.

Ausstattung

Barocker Altar (um 1657), bis zur Decke reichender Altaraufbau mit bekrönender Kreuzigungsgruppe, Knorpelwerk als Schmuckelement, verziert mit Putten und Engelsköpfen; Predella mit bildlichen Darstellungen des Gebetes Jesu am Ölberg und seiner Gefangennahme; im Hauptbild Kreuzigung, darüber die Auferstehung Christi. Vorderseite des Stipes mit nachträglich eingelassener Wappenkartusche aus Sandstein und Inschrift: F(reiherr).S(chenk).V(on). W(interstedt) (erste Hälfte 17. Jh.); barockisierende Altarwangen von 1918. – Holzkanzel (um 1657), verziert mit Engelsköpfen, an den Ecken des Kanzelkorbs Figuren der Evangelisten, zweistufiger Schalldeckel mit segnendem Christus. – Schlichte, sechsseitige Holztaufe, verziert mit Bild Maria Magdalenas. – An der Nordwand ein Kruzifix aus farbig gefasstem Holz (18. Jh.), darüber als Baldachin verwendeter Akanthusschleier eines Orgelprospektes (erste Hälfte 18. Jh.). – In Nordostecke Prieche (1918).

Orgel

Prospekt in Teilen von 1636, in Emporenbrüstung integriert. Orgelneubau von Emil Hammer 1918, 5 I/P, pneumatische Traktur (Opus 847).45 Heutige Orgel 1990 von Firma Hillebrand (Altwarmbüchen) erbaut, 7 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Eine LG, g’, Inschrift auf zwei Schriftbändern: „Wilhelm von Oppershusen heft mi laten geten“ und „Hans Wilken der gos mich zu Brunswich Anno Domini 1603“ (Bronze, Gj. 1603, Hans Wilken, Braunschweig).
Weitere Glocken: Im Glockenturm auf dem Friedhof von Groß Eicklingen: Eine LG, cis’’, Inschrift: „Die Edle Georg v. Elding und Clara v. Wittiorf haben diese Glocken um giesen lassen. Bei seiten H. Heinrich Stockmans und Hans Sivers Olderman. Anno 1619. Feinde moten werden tho Schande und Spot. Paul Vos: Do recht und fruchte Godt alle Dine“ (Bronze, Gj. 1619, Paul Vos, Lüneburg), KG Wienhausen erwarb die Glocke 1953 von der KG Eldingen.46 – In der FKap Nordburg: Eine LG, as’’, Inschrift: „Gemeinde Nordburg 1830 Kirchen-Commissarius Drost von Honstedt“ (Bronze, Gj. 1830).47

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus in Wienhausen (Bj. 1904, zweigeschossiger Bau mit Fachwerk und Treppengiebel). – Küsterhaus (Bj. 1870). Pfarrhaus in Eicklingen, Teil des Gemeindezentrums (Bj. 1988).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof in Wienhausen, FKap (Bj. 1960, erweitert 1977). Alle anderen Friedhöfe im Gemeindegebiet im Eigentum der politischen Gemeinde. In Eicklingen jedoch der Glockenturm im Besitz der Kirchengemeinde, (Bj. 1953, saniert 2007).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1534–1557 Heinrich Störbeck. – 1558–1581 Heinrich Kettelhake. – 1581–1612 Johann Kettelhake. – 1613–1649 Philipp Henneke. – 1649–1656 Johann Walter. – 1656–1695 Johann Heinrich Uchländer (Uchtländer). – 1695–1700 Christoph Franke. – 1700–1710 Lucas Backmeister. – 1711–1714 Franz Georg Buckfisch. – 1714–1727 Johann Andreas Luppe. – 1727–1752 Franz Wilhelm Franke. – 1753–1769 Christoph Philip Liesegang. – 1769–1795 Johann Georg Unruh. – 1795–1816 Johann Erich Bollmann. – 1817–1831 Albrecht Heinrich Baring. – 1832–1848 Johann August Christoph Schöpfer. – 1849–1855 Johann Carl Caspar Tappen. – 1855–1872 Gottfried Adolf Meyer. – 1872–1885 Carl Ludwig Hermann Gotthilf Ostermann. – 1886–1904 Friedrich Wilhelm Bettinghaus. – 1905–1926 Karl Ferdinand Paul Hardeland. – 1926–1937 Ernst Johannes Theodor Krüer. – 1938– Hans Jürgen Baden.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 505–506

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 11582–11595 (Pfarroffizialakten); A 5 Nr. 61 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 8613–8622 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 475Digitalisat (CB); A 9 Nr. 2424Digitalisat, 2425Digitalisat, 2426Digitalisat (Visitationen); S 11a Nr. 7362 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1661
Trauungen: ab 1669 (Lücken: 1670)
Begräbnisse: ab 1661
Kommunikanten: ab 1740 (Lücken: 1753–1766)
Konfirmationen: ab 1673 (Lücken: 1682–1768, 1783, 1785, 789–1794, 1821–1823)

Literatur

A: Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, Teil I, S. 294–296 (Oppershausen) und Teil II (Wienhausen); Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1035 und 1358–1365; Dolle, Klosterbuch III, S. 1518–1529; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 305; Manecke, Beschreibungen II, S. 317–321; Meinecke, Jagdschlösser; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 273–274; Zimmermann, Denkmaltopographie Lkr. Celle.

B: Horst Appuhn (Hg.): Chronik und Totenbuch des Klosters Wienhausen, Wienhausen 1986; Wilhelm Bettinghaus: Zur Heimathskunde des Lüneburger Landes mit besonderer Berücksichtigung des Klosters und der Gemeinde Wienhausen, 3 Bde., Celle 1897–1901; Rüdiger Brandis: Kloster Wienhausen, Bd. 1: Geschichte und Kunst, Wienhausen 2014; Wolfgang Brandis: Das Kloster Wienhausen, in: Jochen Meiners und Hans-Georg Sundermann (Hg.): Celle (= Orte der Reformation Journal 34), Leipzig 2017, S. 58–61. Helmut Kielmann: Wienhäuser Kirchen-Spiegel, Gemeindebrief St. Marien Wienhausen Sonderausgabe, Wienhausen 1992; Konrad Maier: Kloster Wienhausen. Geschichte, Architektur und bildende Kunst. Ein Überblick, Wienhausen 1997; Michael Misgeiski-Wegner: Die Glocken des Kirchspiels Wienhausen und der neue Glockenturm von St. Alexander in Eicklingen (= Schriftenreihe des Heimatvereins „Altes Amt Eicklingen“ 3), Eicklingen 2008; Arne Schrader: Reformatorische Auswirkungen auf das Frauenkloster Wienhausen, Hannover 2017.

GND

1034879286, Kirchengemeinde Wienhausen.


Fußnoten

  1. Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, Teil II, S. XIII.
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 86. 1057 von Kg. Heinrich IV. bestätigt, UB HS Hildesheim I, Nr. 96.
  3. UB HS Hildesheim I, Nr. 87 und 89; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, Teil II, S. XIII f.
  4. Bettinghaus I, S. 19 f. und 37.
  5. Meinecke, Jagdschlösser, S. 27. Der letzte Celler Hzg. Georg Wilhelm ist am 28. August 1705 im Jagdschloss zu Wienhausen verstorben, Cassel, Celle II, S. 6.
  6. Dolle, Klosterbuch III, S. 1518 ff.; Brandis, Wienhausen (2014); Bühring/Maier, KD Lkr Celle, Teil II, S. 3 ff.; Bettinghaus I und II; Appuhn, S. 1–7. Die legendarisch geformte Überlieferung der Chronik lässt die Gründung des Klosters 1221 in Nienhagen geschehen, wobei dann das Kloster in der Folge wegen der ungünstigen Bedingungen des sumpfigen Geländes und der Mückenplage nach Wienhausen verlegt wurde.
  7. UB HS Hildesheim II, Nr. 360; Bettighaus I, S. 23 ff.
  8. Dolle, Klosterbuch III, S. 1519; Übersetzung der Urkunde bei Bettighaus I, S. 23 ff.; Liste der Pröpste bei Bettighaus I, S. 34 f.
  9. Kleinau, Neuer Text, S. 98.
  10. UB HS Hildesheim I, Nr. 96.
  11. Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, Teil II, S. 12 f.
  12. Meyer, Pastoren II, S. 505.
  13. Maier, S. 10; UB HS Hildesheim II, Nr. 268.
  14. UB HS Hildesheim II, Nr. 360 (nur Zeugenliste); Übersetzung der Urkunde bei Bettinghaus I, S. 23 ff.; Dolle, Klosterbuch III, S. 1521; Meyer, Pastoren II, S. 505.
  15. Dolle, Klosterbuch III, S. 1521.
  16. Brandis, Wienhausen (2014), S. 8–10.
  17. Maier, S. 14 f.; Brandis, Wienhausen (2014), S. 10; Bühring/Maier, KD Lkr Celle. Teil II, S. 16 f.
  18. Appuhn, Chronik, S. 19–28; Bettinghaus I, S. 52–57; Maier, S. 9; Brandis, Wienhausen (2014), S. 12.
  19. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 484 und 492 ff. Vgl. allgemein auch Wrede, Einführung; Vogtherr, Herzog Ernst; Butt, Herrschaft. Zur Reformation in den Klöstern vgl. Vollrath, Klosterpolitik; Brosius, Klöster; Brandis, Reformationsgeschichte. Zu Wienhausen vgl. Appuhn, Chronik, S. 64–77; Brandis, Wienhausen (2017), S. 58–61.
  20. Appuhn, Chronik, S. 76.
  21. Zu Apollonia vgl. Vogtherr, Herzog Ernst, S. 111–126.
  22. Nach Havemann, Geschichte Braunschweig II, S. 113, wurde im Kloster Wienhausen in einer kleinen Kapelle täglich die Messe gefeiert.
  23. Appuhn, Chronik, S. 81.
  24. Brandis, Klosterbuch III, S. 1521. Migeiski-Wegner, S. 6.
  25. Salfeld, Pfründenregister, S. 102.
  26. Bettinghaus III, S. 38.
  27. Kielmann, S. 22; Migeiski-Wegner, S. 3 und 30 ff.
  28. Bettinghaus III, S. 38 f.
  29. Bettinghaus III, S. 39 f.; Kielmann, S. 21.
  30. Kielmann, S. 12; Bettinghaus III, S. 32.
  31. Misgeiski-Wegner, S. 13 f.
  32. KABl. 1987, S. 3 f.
  33. Bettinghaus III, S. 5; Misgeiski-Wegner, S. 5.
  34. Bettinghaus III, S. 28; KABl. 1925, S. 14 und 34.
  35. Meyer, Pastoren II, S. 505.
  36. Bühring/Maier, KD Lkr Celle. Teil II, S. 12–25; Zimmermann, Denkmaltopographie Lkr. Celle, S. 188–196 und 202–203; Brandis, Wienhausen (2014).
  37. Bühring/Maier, KD Lkr Celle. Teil II, S. 12 f., Abb. 6.
  38. Vgl. zur Ausstattung Bühring/Maier, KD Lkr Celle. Teil II, S. 73 ff.
  39. Bettinghaus III, S. 34.
  40. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 159.
  41. Misgeiski-Wegner, S. 11–20.
  42. Misgeiski-Wegner, S. 32 ff.
  43. Bühring/Maier, KD Lkr Celle. Teil I, S. 294 ff.
  44. Helmke, Speicher, S. 256; Misgeiski-Wegner, S. 22 f.
  45. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 129.
  46. Misgeiski-Wegner, S. 26.
  47. Misgeiski-Wegner, S. 24.