Sprengel Lüneburg, KK Celle | Patrozinium: Johannes | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf Langlingen liegt sieben Kilometer südöstlich von Wienhausen unmittelbar links der Aller und wird von den Kreisstraßen 42 und 50 durchzogen.1 Langlingen war schon in früheren Jahrhunderten wegen dieses Allerübergangs bedeutend.2 Die Aller griff immer wieder mit Hochwasser und Verlagerung ihres Laufs gefährlich in das Leben der Bewohner ein und zwang sie zu Dammbauten und Flussregulierung, die erst mit den großen Allerregulierungen ab Mitte des 19. Jh. Erfolge zeigen sollten.3 Die erste urkundliche Erwähnung Langlingens datiert auf das Jahr 1257, als Hzg. Albrecht I. von Braunschweig einen Vergleich zwischen den Bauern in Langlingen (cives in Langelege) und der Kirche in Wienhausen bestätigte.4 Eine adlige Grundherrschaft ist zu dieser Zeit offenbar noch nicht vorhanden, die Einwohnerschaft des Dorfes dürfte in genossenschaftlicher Gemeinsamkeit dem Fsm. Lüneburg und seiner Regierung in Celle zugeordnet gewesen sein.5 Erst im 14. und 15. Jh. tauchen genauere Nachrichten im Lüneburger Lehnsregister der Hzg. Otto und Wilhelm sowie Bernhard und Wilhelm auf, die eine Familie von Langlingen (van Langhlege) und die Spörckens als Grundbesitzer in Langlingen nennen.6 Mit dem Aussterben der Langlinger Linie derer von Langlingen war die Familie Spörcken der einzige Grundherr im Dorf. Hzg. Georg Wilhelm übertrug ihnen 1682 auch die Niedergerichtsbarkeit in Langlingen.7 Mit dieser Regelung waren die Bewohner Langlingens in Hinsicht auf alle bürgerlichen Rechtsangelegenheiten und geringeren Vergehen offiziell der Gutsherrschaft unterstellt, während die Untersuchung aller schweren Verbrechen und deren Bestrafung der landesherrlichen Obrigkeit vorbehalten blieb.8 Nach dem Verkauf des Gutes an den Postverwalter Mylius am 14. September 1827 fielen diese Befugnisse 1831 schließlich weg.9 Im 19. Jh. erlebte Langlingen wie das ganze Celler Land mehrere Wechsel der Landesherrschaft. Von 1810 bis 1813 gehörte es zum französischen Satellitenkgr. Westphalen (Departement der Aller, Distrikt Celle, Kanton Wienhausen), im Jahr 1814 wurde es – wieder unter welfischer Herrschaft – Teil des Kgr. Hannover (Burgvogtei Celle mit dem Amt Eicklingen, nach 1859 Amt Celle) und kam 1866 mit der Annektion Hannovers an Preußen und gehörte ab 1885 zum Landkreis Celle.10 1968 wurden Nienhof und Wiedenrode eingemeindet, 1973 Hohnebostel. Seit 1972 gehört Langlingen zur Samtgemeinde Flotwedel. Neben dem Gutshof, der lange Zeit von Pächtern bewirtschaftet wurde, prägten bäuerliche Hofstellen als Voll- und Halbhöfe sowie Köthner und Brinksitzer das Leben im Dorf.11 Frachtfahrerei und Handwerk boten den Einwohnern weitere Einkommensmöglichkeiten.12 Mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie Celle–Gifhorn am 24. Mai 1913 war der Ort zwar an ein überregionales Verkehrsnetz angebunden, blieb aber weiterhin landwirtschaftlich orientiert (Personenverkehr 1981 eingestellt, wenig später auch Güterverkehr).13. Das heutige Langlingen ist eine Pendlersiedlung, die zwar immer noch landwirtschaftlich geprägt ist, deren Einwohner aber überwiegend im Umland, in Celle und den Großräumen Braunschweig und Hannover tätig sind.14 Im Jahr 1760 zählte Langlingen 360 Bewohner, 1810 gut 580, 1871 etwa 650, 1905 gut 800, 1965 rund 1.20015 und 2016 gut 2.170.

Kirche, Ansicht von Südwesten, Teilansicht, 1939, Zeichnung von Fritz Hildebrandt

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1939, Zeichnung von Fritz Hildebrandt

Die Urkunde von 1257 ist auch der erste greifbare Beleg in der Langlinger Kirchengeschichte. Denn sie spricht von einer ecclesia Langelege (Kirche Langlingen), die auch für die Höfe Fernhavekost und Hohnebostel zuständig war.16 Die Gottesdienste hatte bislang ein Priester aus Wienhausen gehalten, den die Langlinger dafür mit acht Schillingen pro Jahr entlohnten. Diese Abgabe lösten sie 1257 mit einer einmaligen Zahlung von vier Mark Silber ab.17 Die Langlinger Bauern folgten damit einem Trend der damaligen Zeit: Entfernter liegende Orte trennten sich von ihren Mutterkirchen ab und etablierten sich als eigenständige Kirchengemeinden. Vermutlich sind das Bevölkerungswachstum und auch ein Anstieg des bäuerlichen Wohlstandes Gründe für diese Entwicklung gewesen.18 Ein heute nicht mehr vorhandener Eckstein aus dem Chorraum der alten Kirche mit der Jahreszahl MCCCXXXVIII weist auf Bautätigkeiten am Kirchengebäude um 1340 hin.19 Über einen Pfarrerwechsel in vorref. Zeit berichtet eine Notiz im Corpus bonorum von 1670, nach der 1428 auf Pfr. Johann Walther ein Kleriker aus Hildesheim namens Heinrich Schneuding folgte.20
Die Einführung der Reformation durch Hzg. Ernst den Bekenner im Fsm. Lüneburg ab 1527 mit dem sogenannten „Artikelbuch“, der Predigtanweisung für die Pfarrer und der „Ordnung belangende der Pastorn inkomen und ehesachen“ erlebte das Dorf Langlingen wie andere Orte im Land als „Reformation von oben“ durch den Landesherrn und die ihm folgenden Patrone und Obrigkeiten.21 Das Lüneburgische Pfründenregister von 1534 nennt Henning Meynemeiger als Pfr. in Langlingen und Helmoldus Witten als Küster.22 Die heutige Gestalt der Kirche in Langlingen verdankt sie vor allem großen Umbauten und Erweiterungen in den Jahren 1668 und 1723.23 Der bekannteste Langlinger Geistliche dürfte P. Hermann Wilhelm Franz Ueltzen (amt. 1789–1808) sein.24 P. Ueltzen trat neben seiner Tätigkeit als Pastor sowie als Pädagoge und Publizist besonders als Dichter in Erscheinung, der in seinem Werk vom Geist der Empfindsamkeit und dem nüchternen Geist der Aufklärung geprägt war („Das Liedchen von der Ruhe“ um 1790/93 von Ludwig van Beethoven vertont; „Ihr Namen nennen dich nicht“ gilt als Lieblingsgedicht Jean Pauls) 25 P. Ueltzen galt als einer der besten Kanzelredner im Kfsm. Hannover.26
Bis heute prägt die Institution des Patronats die KG, das bis zum Verkauf des Gutes an den Postverwalter Ludwig Anton Wilhelm Mylius im Jahre 1827 im Besitz der von Spörckens war und seitdem von der Familie Mylius wahrgenommen wird.27 Die Langlinger Pfarrstelle wurde 2003 von einer vollen in eine ¾ Stelle umgewandelt.28

Umfang

Die Ortschaften Langlingen, Fernhavekost, Hohnebostel, Neuhaus und Nienhof.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Wienhausen der Diözese Hildesheim. – Ab 1531 Insp. Celle. 1853 bis 1925 Insp. Beedenbostel. Seit 1925 KK Celle.

Patronat

Die Herren von Langlingen (1614 in männlicher Linie ausgestorben), die Herren von Spörcken, seit 1827 die Familie Mylius. Dingliches Patronat.

Kirchenbau

Rechteckiger Saalbau mit Satteldach, im Osten abgewalmt, in drei Bauphasen entstanden.29 Mittelteil 14. Jh.: Ziegelmauerwerk, Stützpfeiler (1884), spitzbogige Fenster und Tür. Westteil 1668: querrechteckiger, zweigeschossiger Fachwerkbau; gleichzeitig zweigeschossige Herrschaftsprieche an der Nordwand des Langhauses errichtet. Ostteil 1723: Altarraum, Ziegelmauerwerk, Rechteckfenster. Auf der Nordseite Treppenabgang zur Gruft unter Altarraum, heute Heizungsraum. Im Innern hölzernes Tonnengewölbe mit Engelbemalung (bis 1723 flache Balkendecke); West- und Nordempore mit bemalten Brüstungsfeldern; hölzerne Balustrade zwischen Schiff und erhöhtem Altarraum. 1785 Reparatur der Kirche (Blitzeinschlag 1783). 1884 Stützpfeiler zur statischen Sicherung, Neuausmalung Innenraum (Decke blau überstrichen). 1928/29 Innenrenovierung (farbige Umrahmungen der Fenster freigelegt). Sakristei (1723) 1938 durch Neubau ersetzt. Renovierung 1954. Innenrenovierung 1994–96 (Deckenbemalung freigelegt und restauriert).

Turm

Ursprünglich abseits im Nordwesten stehender hölzerner Glockenturm (Merianstich 1654), 1743 abgebrochen.30 Quadratischer Glockenturm über Westteil der Kirche, erbaut 1668.31 Holzverschalt; achtseitige, verschieferte Spitze mit zeltdachähnlichem Anlauf, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne; Uhrgauben nach Norden und Süden. Turm 1743 erneuert und 1785 nach Blitzschlag repariert. Neues Uhrwerk 1668, auf Betreiben des Patrons Anbringen eines Ziffernblattes an der Seite zum Gutshof. Überholung der Uhr 1873 (J. F. Weule, Bockenem). 1920 neues Uhr- und Betglockenwerk (Firma Korflage, Buer).

Ausstattung

Reichhaltige Ausstattung, hauptsächlich von 1668 und 1723.32 Altar mit aus Ziegeln gemauertem Stipes und Mensa aus Holzbohlen (1668). – Altarretabel mit eingezogener Predella, darüber quadratisches Mittelbild und zwei schmale Seitenbilder, über dem Mittelbild einteiliger Aufsatz mit abschließendem Segmentgiebel (1668), am Gebälk über den Seitenbildern und dem mittleren Aufsatz vollplastische Puttenköpfe; auf den Tafeln folgende Gemälde: im Mittelbild Kreuzigung, Inschrift am Rahmen „Ignatius amor meus est crucifixus“ (Ignatius: Meine Liebe ist gekreuzigt); linkes Bild: Standfigur des Moses in Nischenarchitektur, Gesetzestafeln mit den ausgeschriebenen Zehn Geboten haltend, Inschrift am Rahmen: „Lev. 18 Qui facit legem vivet in ea“ (Levitikus 18: Wer das Gesetz tut, wird dadurch leben); rechtes Bild: Standfigur Johannes des Täufers in Nischenarchitektur, Inschrift am Rahmen: „Ioh. 1 ecce agnus dei qui tollit peccata mundi“ (Johannes 1: Siehe, das Lamm Gottes, das trägt die Sünden der Welt); Bild im Aufsatz: Auferstehung, Inschrift im Segmentgiebel: „Resurexit Christus ut se resurrecturum non dubitet christianiis“ (Christus ist auferstanden, damit sein Auferstehen den Christen nicht zweifelhaft ist); Predella: Abendmahl, Inschriften: „Hieroniim 9 o nobile convivium in quo sub panis et vini specie totus Christ deus et homo sumitur“ (Hieronymus 9: O rühmliche Tischgesellschaft, in der unter der Gestalt von Brot und Wein der ganze Christus, Gott und Mensch, verzehrt wird) und „Joh 6 wer mein Fleisch ißet und trincket mein Blut der hat das ewige Leben“; auf der Rückseite des Retabels von Lorbeerkranz gerahmte Inschrift: „Ao 1668 hoc altar Wernerus Hermanus a Spörck patronus huius ecclesiae ex fundamento extruei E…. (t ?) ano 1675 de suis de pigi curavit“ (Im Jahre 1668 hat Werner Herman Spörcken als Patron dieser Kirche diesen Altar aus dem Grund heraufführen lassen. E…(t?). Im Jahr 1675 sorgte er aus dem Seinen für die Bemalung). – Großes, neugotisches Standkruzifix auf dem Altar. – Kruzifix in der Sakristei (Holz, nach 1670), anatomisch sehr exakt gearbeiteter Körper mit V-förmiger Haltung der Arme, Kopf leicht zur Seite gedreht, Füße nebeneinander genagelt, Lendentuch mit plastisch nach rechts stehendem Knoten, Fassung in Silber, stark abgerieben. – Taufe aus Sandstein in Kelchform (um 1668), Schaft mit geflügelten Puttenköpfen und Gekrösewerk, auf der Schale vor Stoffdraperie geflügelte Putten mit Leidenswerkzeugen in den Händen, am oberen Rand Zahnschnittfries. – Kanzel mit vierseitigem Kanzelkorb, getragen von einer Mittelsäule auf schlankem Postament (1670), Korbaufbau mit hoher Sockelzone, Arkaden, an den Ecken Pilaster, in den Arkaden Gemälde der vier Evangelisten mit ihren Attributen, unter den beiden mittleren Arkaden die Jahreszahl 1670. – In den beiden äußeren Ecken des Chores jeweils ein kleinerer Kastensitz aus Holz, wohl gleichzeitig mit Kanzel. – Grabplatte Johann Spörckens, in Nordwand eingelassen, Flachrelief des Verstorbenen in Ritterrüstung (auf Brustpanzer „IHS“), Umschrift: „Anno 1581 den 19. November ist der edle und ernveste Iohan Sporcke der older gotselich entslapen sines Alters im 95 Jar.“ – Grabplatte, in Südwand eingelassen, Relief zweier Kinder, Reste farblicher Gestaltung, Inschrift: „Ano 1585 den 6 Januarius ist de edle und erentveste Johan Spörke in Godt selichlich entslapen sinnes Olders im sosten Jahr“ Und „Ano 1594 den 23 Aprillis ist de edle und erentveste Johan Frederich Spörke in Godt selichlich entslapen sines Olders im negenden Jahr“; Inschrift unter dem Brüderpaar rechts: „84 Psal ich will den Heren laven alzeit sin Lopp schal iummer dar in minem Munde sin“, Inschrift links: „117 Psal. Lavet den Herren alle Heiden priset en alle Völcker wente sine Gnadenn Wahrheit … willig auf uns.“ – Grabplatte, unter der Orgelempore in die Südwand eingelassen, Kruzifix mit Schädel am Fuß des Stammes, Reste farblicher Gestaltung, Inschriften: „Ao 1666 den 21 Augusti des Morgens zwishen 9 und 10 Uhr ist die wolehrwürdige und hochetle I Dorothea Spörcken alhie im Herren entschlafen ihres Alters 67 Jahr“, über dem Gekreuzigten: „Christus ist mein Lebent Sterbent ist mein Gewint“, unter dem Gekreuzigten: „Selig sindt die reines Herzens sindt den sie werden Gott schawen.“ – Epitaph an der nördlichen Chorwand, Sandstein, Brustbild-Relief des Verstorbenen in Rüstung und mit großer Perücke, Inschrift: „Reverendissimus Perilustris atq. Excellentissimus Dominus Dn. Ernestus Gvilelmus Liber Baro de Spörcke, Serenissimi et Potentissimi regis Magna Britanniae, Ducis Brunsv., et Lüneburg. S. R. J. Archi Thesaurii et Electoris a Consiliis inlimis statuum provincialium i Ducatu Cellensi director dominus domus et coenobii St. Michael Lüneb: Commissionis caesarae in ducatu megapolit. Primus SubDelegatus Dominus Haereditarius in Langlingen. Bahnsen, Bracke De pp. Natus d. VIII. Apr MDCLXV. Denatus d. XV. Jan. MDCCXXVI“ (Der hochehrwürdige sehr angesehene und vortrefflichste Herr Dn. Ernst Wilhelm, Freiherr von Spörcken, des durchlauchtigsten und mächtigsten Königs von Großbritannien, Herzogs von Braunschweig und Lüneburg, des Kaisers und Königs Erzschatzmeister und Kurfürst, Rat und Direktor der Landschaft im Herzogtum Celle und Abt des Klosters St. Michael Lüneburg: Durch kaiserlichen Beschluss im Herzogtum Freiherr und Erbherr in Langlingen. … Geboren am 8. April 1665. Gestorben am 15. Januar 1726), sechzehn Medaillons mit Ahnenwappen (von links unten nach rechts unten: von Alten, von Küritz, von Oppershausen, von Wittorf, von Wardorff, von Hodenberg, von Lerthen, Joost von Spörcke, Magd. von Spörcke, von Tannen, von Bollsen, von Bothmer, von Mahrenholtz, von Alten, von Schulenburg), im Bogenscheitel Familienwappen in gekrönter Kartusche. – Gedenkstein zur Kirchenerweiterung 1668, außen an der Südseite, Inschrift: „Anno Christi 1668 hat der heiligen hochgelobten Dreyfaltigkeit zu Ehren der hochedle gebohrene und gestrenge Herr Werner Herman Spörcken als Patron dieser Pfarrkirchen wie auch Erb und Gutes Herr zu Langling diese Kirche reparieren vergrösseren und den Thurm gantz newe daran setzen lassen. Der grosse Gott erhalte den Herrn Patron nebenst die lieben Seinigen wie auch diesses Gebauw umb Jesu Christi willen. Auspice me Christo generosi cura patroni Werneri Hermanni Spörcken adae reficit. I-M-L-f-P-L-H-T-C-M“ (Beschütze mich durch Christus. Die großzügige Fürsorge des Patrons Werner Hermann Spörcken hat dies Gebäude wiederhergestellt). – Herrschaftsempore an der Nordwand des Schiffs, Füllungen der Brüstung mit allegorischen Darstellungen bemalt (1668), von rechts nach links: a) Sündenfall, Inschrift: „Adams schwerer Sündenfall hat verderbt uns allzumal“, b) Auge und Ohr in Strahlenglorie über einer Landschaft mit Häusern und Bäumen, Inschrift: „Laßt Euch fürwahr nicht betören. Gott kann alles sehn und hören“, c) Zwei Hände mit Rute und Schwert über gleicher Landschaft wie b) Inschrift: „Gott wird mit scharfen Waffen die Übeltäter strafen“, d) Christus mit Pfeil und Bogen halbfigurig in den Wolken, in einer Flusslandschaft darunter liegend ein nackter Mann mit Pfeil in der Brust, Inschrift: „Dein Pfeil in meinem Herzen macht mir viel Angst und Schmerzen“, e) Nackter Mann mit um den Körper geschlungenem Tuch und einem Pfeil in der Brust, die Hände klagend erhoben in dunkler Landschaft, bedroht durch einen feierspeienden Höllenrachen auf der rechten Seite, Inschrift: „Ach Gott hat mich ganz verlassen kein Trost weiß ich zu fassen“, f) Stier als Brandopfer auf dem Altar, Inschrift: „Der Böcke und der Kälber Blut nichts zu der Sache tut“, g) Nackter Mann mit um den Körper geschlungenem Tuch in einer Apotheke, Inschrift: „Für deine Wunden glaub mir frei giebts hier keine Arznei“, h) Nackter Mann mit um den Körper geschlungenem Tuch in der Landschaft kniend, auf einem Tablett sein von einem Pfeil durchbohrtes Herz darbietend, in den Wolken Gottvater mit zum Segen ausgebreiteten Armen, Inschrift: „Dir opfere ich mein Herz ach Gott, Heil meinen Schmerz“; Brüstung des Treppenaufgangs mit drei Feldern, im unteren Feld das Wappen der Familie Mylius, die oberen jeweils mit einem Stammbaum der Familie von Spörcke. – In den Fensterflügeln der Herrschaftsempore dreizehn Wappenscheiben mit Beischrift: a) von Hohnhorst, b) Margareta von Dassel, Aebtissin zu Meding, c) Magdalena von Klenken. Domina des Klosters Walsrode, d) Lucia Margreta Sporken. Seniorin des Klost. Abstorf, e) J. Sibilla Sporken, begeben in Kloster Abstorf 1668, f) J. Catarina Agnes von Hodenberg. Priorin des Klost. Ebstorf, g) J. Dorotea Spörken. Priorin aus Klost. Luhe 1668. – Im östlichen Schiffsfenster der Südseite ovale Wappenscheiben: h) 1668: Bode von Gladebeck F.B.L. Geheimt. Cammerraht und Grossvoget, i) Arent Ludewich von Haxthausen F.B.L. Hofmarsstalm. V. Ob. Z. B., k) Friederich von Luneburg auf Utze und Wathling ErbHerr, l) Wilhelm von Lente F.B.L. Hofmarschal, Stalm. und Drost zu Ahld, m) Cord Wilhelm Lente, Curf. Brand. Ober-Camer H. u. Stalmeist, n) Brun von Heimburg 1668. – In der Brüstung der 1853 vor der alten Westempore errichteten Orgelempore sind sechs denen auf der Herrschaftsempore ähnliche Bildtafeln wiederverwendet, folgende Motive: a) Engel in Wolken über Landschaft mit Stundenglas und Theatermaske in den Händen, b) thronender Christus, vor dem ein Verstorbener mit Geste der Beteuerung kniet, c) zwei Bäume, rechts ohne Früchte und links mit Früchten, zwischen beiden ein kegelförmiger Berg, d) unter einem Baum sitzende weibliche Gestalt mit Liederbuch auf dem Schoß in Flusslandschaft, aus dem Himmel fällt ein Lichtstrahl auf sie, e) eine in der Landschaft wandernde bekleidete Gestalt mit Stab, über ihr schwebt eine Krone, im Himmel Engel mit je einem Lorbeerkranz in den ausgebreiteten Händen, f) große Hängewaage mit Herz als Nabe, auf dem linken, sinkendem Waagebrett Krone und Palme, auf dem rechten Reichsapfel, links daneben kniet eine bekleidete Gestalt.

Kirche Langlingen, Blick zur Orgel, vor 1994

Kirche, Blick zur Orgel, vor 1994

Orgel

Eine erste Orgel erhielt die Kirche 1724 von Ernst Wilhelm von Spörcken.33 1780 ließ der damalige Patron eine kleine Orgel aus der Stechinellikapelle in Wieckenberg nach Langlingen versetzten, die 1851 abgängig war.34 1853/54 Neubau von Philipp Furtwängler (Elze), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 29). 1917 Ablieferung der Prospektpfeifen aus Zinn für Kriegszwecke, 1920 durch Zinkpfeifen ersetzt.35 1947 klangliche Umgestaltung im Sinne der sogenannten Orgelbewegung, ausgeführt von Firma Emil Hammer (Hemmingen). 1962 Renovierung mit Umbau der technischen Anlagen durch Firma Friedrich Schmidt (Hannover-Buchholz). 1980/81 Instandsetzung, Firma Schmidt & Mappes (Hannover). 2009/10 umfassende Renovierung und weitgehende Rekonstruktion des Furtwänglerschen Originals, Firma Elmar Krawinkel (Trendelburg), 19 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: e’; II: g’(beides Klanggussglocken, Eisen, Gj. 1948, Firma Weule, Bockenem). Zwei SG, I: h’’ (Bronze), II: c’’’ (Eisen, Gj. Anfang 20. Jh.). – Früherer Bestand:36 1670 zwei LG und eine „Zeigerglocke“ (SG) genannt (Bronze), einer der LG wohl Gj. 1593. Eine kleinere LG (Bronze), 1774 zerborsten und umgegossen zu neuer LG, Inschriften: „Kommet herzu, lasset uns dem Herrn frohlocken und jauchzen dem Hort unseres Heils“ und „Patrono huius ecclesiae Georgio Wilh. Gottfr. A. Spörcke. Haec campana in communem parochiae Langlingensis usum de novo fusa et aucta est Pastore Meinhardi Ottone Phil. König. Juratis Heinr. Scheller et Andreas Asmus. Artifice Johanne Meyer, Cellis M.D.C.C.L.X.X.X.“ (Dem Patron dieser Kirche Georg Wilh. Gottfr. A. Spörcken. Diese Glocke ist zum Gebrauch in der Kirchengemeinde Langlingen von neuem gegossen und hergestellt. Pastor Meinhard Otto Phil. König. Die Juraten Heinr. Scheller und Andreas Asmus. Meister Johann Meyer, Celle 1780) sowie „Andacht, Trauer, Noth und Freude zeig ich an mit meinem Schall. Gott versüße bittres Leide, wenn man mich hört überall“ (Bronze, Gj. 1780, Johann Meyer, Celle); 1949 an die KG Dielmissen (Lkr. Holzminden) verkauft. Größere LG (Bronze, Gj. 1823, H. A. Bock, Linden/Hannover), 1848 zersprungen und umgegossen zu neuer LG, Inschriften: „Dienet dem Herrn mit Freuden! Gehet ein zu seinen Thoren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben, danket ihm, lobet seinen Namen. Psalm 100“ und „Patron der Kirche: Ludw. Ant. Wilhelm Mylius, Gutsherr zu Langlingen. Pastor: Th. Emil Pott. Küster und Organist: H. Ph. Ludw. Wrede. Kirchenvorstand – Errichtet 1849 – H. Carl Sievers, Administrator. D. Wilh. C. Surborg, Höfner. Hs. Hr. Scheller, Höfner. Hnr. Christian Schmidt, Kötner zu Langlingen. Hs. Hnr. Klingenspor, Höfner zu Hohnebostel. H. Fr. Chrstn. Kretzmar, Brinksitzer zu Havekost“ (Bronze, Gj. 1852, F. Dreyer, Linden/Hannover); 1917 zu Kriegszwecken abgegeben. Als Ersatz eine Lg: e’, Inschriften: „Geopfert für des Vaterlandes Wehr 26.6.1917. Erneut zu Gottes Ehr 1925“ und „O Land, Land höre des Herrn Wort. Jer. 22/29 Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Luc. 11/28“ sowie „Patron der Kirche: Otto Mylius, Rittergutsbesitzer zu Langlingen. Pastor: August Dreyer. Küster und Organist: Heinrich Grelle. Kirchenvorsteher: August Müller, Hohnebostel, Haus Nr. 3. Christian Bruns, Langlingen, Haus Nr. 94. Heinrich Baars, Langlingen, Haus Nr. 58. Hermann Lüters, auf der Schleuse. Heinrich Oelker, Fernhavekost, Haus Nr. 2.“, Bilder: der gute Hirte und segnender Christus nach Thorwaldsen (Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), 1942 zu Kriegszwecken abgegeben.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1872). – Küsterhaus (Bj. 1911). – Gemeindehaus (Bj. 1872).

Friedhof

Am nordwestlichen Rand des historischen Ortskerns, Eigentum der KG. Angelegt ab 1806, 1855 vergrößert. FKap (Bj. 1963).37

Liste der Pastoren (bis 1940)

1534 Heinrich Meinemeiger. – 1542–15.. Helmold Meldau, noch 1580. – 15..–1614 Hieronymus Meldau. – 1613–1644 Heinrich Schowart. – 1644–1657 Johann Heldberg. – 1658–1660 Johann Friedrich Meyer. – 1660–1672 Johann Martin Leukfeld. – 1673–1714 Georg Peters (Petri). – 1714–1721 Anton David Marquardt. – 1722–1736 Heinrich Köhler. – 1736–1750 Johann Dietrich Movius. – 1751–1761 Friedrich Philipp Barkhausen. – 1761–1774 Friedrich August Peters. – 1775–1789 Meinhard Otto Philipp König. – 1789–1808 Hermann Wilhelm Franz Uelzen. – 1808–1831 Johann Friedrich Burghard Kunze. – 1832–1849 Johann Carl Caspar Tappen. – 1849–1860 Theodor Emil Ferdinand Pott. – 1861–1874 Bernhard Wilhelm Carl Wendland. – 1874–1885 Carl Alexander Schaumburg. – 1885–1895 Heinrich Friedrich Münchmeyer. – 1895–1905 Karl Ferdinand Paul Hardeland. – 1905–1929 August Friedrich Gustav Dreyer. – 1930–1936 Otto Friedrich Jakobus Beer. – 1937– Adolf Ludwig Gustav Emil Seebaß.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 51

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A1 Nr. 6860–6869 (Pfarroffizialsachen); A6 Nr. 4727–4737 (Pfarrbestellungen); A8 Nr. 246Digitalisat (CB); A9 Nr. 1374Digitalisat, 1375Digitalisat, 1376Digitalisat, 1377Digitalisat (Visitationen); S11 Nr. 7058 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1660 (unvollständig: 1730)
Trauungen: ab 1660 (Lücken: 1716–1728, 1735–1748, 1753–1755)
Begräbnisse: ab 1661
Kommunikanten: ab 1791 (Lücken: 1827)
Konfirmationen: ab 1778 (Zahlenregister: 1751–1758; Lücken: 1857–1875; Erstkommunikanten: 1864–1874)

Literatur

A: Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 204–213; Kayser, Kirchenvisitationen, S. 459 f.; Manecke, Beschreibungen II, S. 321 f.; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 114; Salfeld, Pfründenregister, S. 102; Zimmermann, Denkmaltopographie Lkr. Celle, S. 167 ff.
B: 700 Jahre Langlingen. Geschichte und Entwicklung, hrsg. von der Gemeindeverwaltung Langlingen, Celle 1967; Festschrift zur Orgeleinweihung, hrsg. von der St. Johannes-Kirchengemeinde Langlingen, Langlingen 2010; Hendrik Altmann: Die letzten Kriegstage. Kampfhandlungen im Flotwedel und angrenzenden Ortschaften 10. bis 20. April 1945, Lachendorf 2015; Oskar Ansull: Im Arm der Liebe. Hermann Wilhelm Franz Uelzen. Ein Dichter zwischen Aufklärung und Empfindsamkeit. Poet, Pädagoge, Pastor. Leben und Werk 1759–1808, Hannover 2015; Helmut Schmidt-Harries: Langlingen. Nachrichten aus alter und neuer Zeit aus einem Dorf an der Aller, Langlingen 2003.


Fußnoten

  1. Zimmermann, Denkmaltopographie Lkr. Celle, S. 167; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 204.
  2. Zimmermann, Denkmaltopographie Lkr. Celle, S. 168; 700 Jahre Langlingen, S. 56.
  3. 700 Jahre Langlingen, S. 59 f.; zum Ganzen siehe dort die S. 55–60.
  4. Klosterarchiv Wienhausen Urkunde 56/Or. 46; 700 Jahre Langlingen, S. 3.
  5. 700 Jahre Langlingen, S. 4.
  6. 700 Jahre Langlingen, S. 7; siehe auch Manecke, Beschreibungen II, S. 321.
  7. 700 Jahre Langlingen, S. 11; der Text der herzoglichen Verfügung ebd., S. 16 f. Zum Gut und seiner Stellung zum Dorf siehe auch Schmidt-Harries, S. 147–167.
  8. 700 Jahre Langlingen, S.20.
  9. Schmidt-Harries, S. 156 f.
  10. Zu diesen Entwicklungen siehe u. a. Helmke, Speicher, S. 142–144 und S. 166–170; Cassel, Celle II, S. 162–170.
  11. 700 Jahre Langlingen, S. 29–50; siehe auch Schmidt-Harries, S. 153–156 zur Verpachtung des Gutes und S. 243–252 zur Bauernschaft.
  12. 700 Jahre Langlingen, S. 57 ff. und 63–67; Schmidt-Harries, S. 66–73 und 213–239.
  13. 700 Jahre Langlingen, S. 83; Schmidt-Harries, 353 f.
  14. Vgl. dazu 700 Jahre Langlingen, S. 84.
  15. Siehe dazu 700 Langlingen, S. 47 und 82.
  16. 700 Jahre Langlingen, S. 4.
  17. Klosterarchiv Wienhausen Urkunde 56/Or. 46; deutsche Übersetzung: 700 Jahre Langlingen, S. 3.
  18. 700 Jahre Langlingen, S. 3.
  19. 700 Jahre Langlingen, S. 70; Schmidt-Harries, S. 171; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 114 und Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S 206 f.
  20. 700 Jahre Langlingen, S. 74; Schmidt-Harries, S. 174.
  21. Zur Reformation im Fsm. Lüneburg siehe Wrede, Einführung; Busch, Anfänge, S. 30–37; zu den Kirchenordnungen Hzg. Ernsts: Bock, Lasst aber alles, S. 60–75.
  22. Salfeld, Pfründenregister, S. 102; Meyer, Pastoren II, S. 51; 700 Jahre Langlingen, S. 74 f. bringt eine Liste der Pastoren bis 1967. Sie führt Schmidt-Harries, S. 178 f. bis 2003 fort.
  23. Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 206 f.; Schmidt-Harries, S. 171 f.
  24. Abdruck einer handschriftlichen Vita Ueltzens von 1797/98 bei Ansull, S. 204 f.
  25. Ansull, S. 20 und 28 ff.; 700 Jahre Langlingen, S. 76.
  26. 700 Jahre Langlingen, S. 76.
  27. 700 Jahre Langlingen, S. 73 f.; Schmidt-Harries, S. 174. Das Corpus Bonorum der Langlinger Kirche von 1734 (LkAH, A8/Langlingen) nennt unter Punkt VI das Jahr 1428 als frühesten Beleg für das Bestehen eines Patronats in den Händen derer von Spörcken.
  28. KABl. 2003, S. 40.
  29. Zum folgenden: Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 206 ff.; Zimmermann, Denkmaltopographie Lkr. Celle, S. 168 f; Schmidt-Harries, S. 171 ff.; 700 Jahre Langlingen, S. 71.
  30. Bühring/Kaiser, KD Lkr. Celle, S. 207.
  31. 700 Jahre Langlingen, S. 73; Schmidt-Harries, S. 173.
  32. Zum Ganzen siehe Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 210 ff.; Schmidt-Harries, S. 172; 700 Jahre Langlingen, S. 72.
  33. LkAH, A8/Langlingen (Corpus Bonorum von 1734), Punkt II und Schmidt-Harries, S. 172 f.
  34. Schmidt-Harries, S. 172; Festschrift, S. 6.
  35. Festschrift, S. 6 ff.
  36. Zur Geschichte der Glocken in Langlingen siehe: 700 Jahre Langlingen, S. 72; Schmidt-Harries, S. 173.
  37. Schmidt-Harries, S. 180.