Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: Thomas | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf ist erstmals als Winithusen in zwei im 12. Jh. gefälschten und auf das Jahr 1022 datierten Urkunden erwähnt, mit denen angeblich Bf. Bernward von Hildesheim (amt. 993–1022) bzw. Ks. Heinrich II. († 1024) die Besitzungen des Hildesheimer Michaelisklosters bestätigten; den Fälschungen lag allerdings eine Vorlage aus dem frühen 11. Jh. zugrunde.1 Seit dem späten 12. Jh. waren Wendhäuser Höfe und Land zum größten Teil im Besitz der Hzg. von Braunschweig-Lüneburg. 1206 erwarb das Hildesheimer Domstift Höfe und Länderei in Winethusen, in Uppem und in der Rodung (ad novale) nördlich des Ilsenbergs. In den Jahren 1268 bis 1300 übertrugen Hzg. Johann I. sowie mehrere Vasallen des Bf. von Hildesheim Besitzungen in Wendhausen und in der Rodung dem Zisterzienserkloster Marienrode, das sich so zum größten Landbesitzer in Wendhausen entwickelte und einen Klosterhof (Grangie) anlegte.2 Die Rodungssiedlung Novale wurde bis 1308 aufgegeben, die Feldmark fiel an Wendhausen.3 Aus dem Jahr 1314 ist eine Urkunde überliefert, die u. a. einen fratre Conrado rectori curie in wenthusen bezeugt; letztmalig lässt sich der Klosterhof in Wendhausen 1424 nachweisen.4 In der Folgezeit gab das Kloster die Ländereien wieder an Bauern aus, so dass Wendhausen schließlich aus vier Ackerhöfen und acht bis neun Kleinstellen bestand.5 Mit einem kleineren Teil der Gemarkung belehnte Bf. Berthold II. von Hildesheim (amt. 1481–1502) im Jahre 1481 die Herrn von Saldern (Erbmannlehen).6 Daraus ging als Afterlehen der Sattelhof „Saukopfsweide“ hervor, ein dienst- und abgabenfreier Besitz der Hildesheimer Familie Sprenger.7 Im Laufe des 16. Jh. gerieten sowohl das Kloster Marienrode als auch der inzwischen stadtflüchtige Hildesheimer Bgm. Harmen Sprenger in finanzielle Not und 1559 trat Philip von Bortfeld als Pfandkäufer für ganz Wendhausen auf.8 Innerhalb von sechs Jahren ließ er nördlich des Dorfes auf zuvor unbebautem Land eine Gutsanlage errichten, die in ihren Fundamenten bis heute besteht .9 Zur Beschaffung der notwendigen Ackerflächen wurden alle großen Bauernhöfe eingezogen, so dass letztlich für die nächsten 350 Jahre nur noch Kleinstellen übrig blieben.10 Das Gut wechselte in der Folgezeit häufig den Besitzer und gehört seit 1884 den Nachkommen der Familie Vibrans.11 Wendhausen war seit dem 14. Jh. Teil des Amtes Steuerwald im Hochstift Hildesheim (1523: Kleines Stift). Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 fiel das Hildesheimer Gebiet an Preußen. In der Zeit des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) zählte Wendhausen zum Kanton Ottbergen im Distrikt Hildesheim des Departements Oker. Ab 1815 gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Steuerwald (1823 Amt Steuerwald-Marienburg, 1844 aufgegangen in Amt Hildesheim, 1852 geteilt und wieder Amt Marienburg). Nach der Annexion von 1866 wieder preußisch kam Wendhausen 1885 zum neuen Lkr. Marienburg (1946 Lkr. Hildesheim-Marienburg, 1977 Lkr. Hildesheim). 1974 wurde der Ort nach Schellerten eingemeindet. Wendhausen liegt an der alten Herr- und Handelsstraße von Hildesheim nach Goslar (heute B6), der Siedlungsbau seit den 1950er Jahren leitete die Entwicklung vom ländlichen Gutsdorf hin zur Pendlersiedlung ein.12 Das Dorf hatte um 1810 gut 320 Einwohner und 1939 knapp 280. Die Bevölkerungszahl stieg nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf fast 600 im Jahr 1950, sank bis 1961 auf gut 470 ab und lag 2009 bei knapp 550. Zum Kirchspiel zählen auch die kath. geprägten Dörfer Ottbergen, Achtum und Uppen.

Kirche, Ansicht von Nordwesten, vor 1957

Kirche, Ansicht von Nordwesten, vor 1957

Kirchlich gehörte Wendhausen ursprünglich zum benachbarten Dinklar. 1297 bestätigte Bf. Siegfried von Hildesheim, dass die Zisterzienser des Klosters Marienrode in Wenthusen eine Kapelle errichtet hätten (Capellam fundassent) und dass der Pfarrer von Dinklar eine Entschädigung erhalten habe.13 Auch das Recht der Seelsorge ging 1310 auf das Kloster über, die Verwaltung der Sakramente oblag weiterhin dem Dinklarer Pfarrer.14 Im Jahr 1308 ist mit dem Notar Johannes, plebanus in Wenthusen möglicherweise erstmals ein Geistlicher des Dorfes nachweisbar.15 Zehn Jahre später gewährte der Hildesheimer Bf. all jenen einen Ablass, die die capellam wenthusen u. a. an Weihnachten, Ostern Himmelfahrt, Pfingsten oder Allerheiligen besuchten.16
Die Reformation hielt in Wendhausen vermutlich in den 1550er Jahren Einzug: das Amt Steuerwald war seit 1556 an den prot. Hzg. Adolf von Schleswig-Holstein verpfändet und Wendhausen selbst war im Besitz der bereits luth. Familie von Bortfeld. Im Jahr 1561 erließ Hzg. Adolf eine Kirchenordnunge in baiden gerichten, Steurwoldt und Peine.17 Wendhausen hatte 1572 noch einen eigenen Pastor,18 später war das Dorf pfarramtlich mit Dinklar verbunden.19 1564 hatte der Hildesheimer Bf. Burchard von Oberg das Amt Steuerwald wieder eingelöst, und seine Rekatholisierungsversuche blieben nicht folgenlos: Die Mutter Heinrich von Bortfelds schrieb 1597 an die Hildesheimer Räte: „Mein Sohnn undt ich auch nuhnmehr, weil ihr die Religion zue Dinckler, dahin wir mitt alle unseren Gesinde den Kirchgangk gehabt vorendert, (…) uff Wendthausen lenger zu pleiben keine große Lust haben“.20 Denn der luth. Prediger Hans Felli (amt. 1587–1596) hatte sein Amt in Dinklar aufgegeben müssen, und an seine Stelle war der kath. Priester Johann Röver getreten. Die Familie von Bortfeld setzte durch, dass Wendhausen trotz kath. Landesherrschaft wieder einen ev. Pastor erhielt. Belegt ist um 1600 P. Johannes Esser. Sie versuchte zudem, die Pfarrangehörigen von Dinklar und Ottbergen „der katholischen Religion abspenstig zu machen und zum luth. Prediger in Wendhausen herüberzuziehen.“21 Andererseits kam P. Röver vor dem Dreißigjährigen Krieg regelmäßig nach Wendhausen, um dort die kath. Messe zu lesen.22 Um den ev. Glauben in Wendhausen zu sichern, übertrug der Bortfeldsche Schwiegersohn Arnd von Wobersnow 1620 dem Dorfprediger die Zinsen eines Kredits an die Stadt Goslar, knüpfte dies aber an die Bedingung, dass „er daselbst lutterisch pleiben“ muss.23 Etwa in der zweiten Hälfte der 1620er Jahre vertrieben kaiserliche Truppen den luth. P. Hermann Kroppenstädt (amt. um 1624) aus Wendhausen.24 Seit 1643 führte der Pfarrer in Dinklar ein Kirchenbuch für die kath. Einwohner Wendhausens und im Jahr 1658 war die Hälfte der Hausbesitzer in Wendhausen kath.25 Nachhaltig änderte sich dies erst in der zweiten Hälfte des 17. Jh. unter der Ägide der Witwe Wiesenhaver und ihrer Erben.26 Einen eigenen Pastor hatte die Gemeinde seinerzeit nicht, bis ins 18. Jh. waren nun die Pfarrer aus Lechstedt oder Heersum für Wendhausen zuständig.27
Mit P. Ludolf Elias Doerrien (amt. 1723–1752) bekam Wendhausen schließlich wieder einen eigenen Dorfgeistlichen.28 In einer Beschreibung der ev. Dörfer des Hochstifts Hildesheim heißt es 1730 über Wendhausen: „Die revenuen sind zwar specifice nicht bekand, doch ist die Pfarre noch so dotiret, daß endlich ein Pastor davon leben kann.“29 Bereits Ende des 17. Jh. hatte die Gemeinde die alte Dorfkirche um den östlichen Teil erweitert und die Patronin Ilse Leve Buller und ihr Bruder Johann Justus Oppermann30 schenkten der Kirche den Kanzelaltar und vermutlich auch den Taufengel. Als weitere Patronatsstiftungen kamen 1726 eine Glocke und 1744 die Orgel hinzu.31 In der zweiten Hälfte des 18. Jh. wollte der Patron Christian Strube auf die Wiederbesetzung der Pfarrstelle verzichten und die Gemeinde vom Pfarramt Heinde aus versorgen lassen. In den folgenden juristischen Auseinandersetzungen mit dem Patron konnte sich die Gemeinde jedoch durchsetzen und erhielt nach fünfjähriger Vakanz mit P. Johannes Konrad Sievers (amt. 1778–1832) wieder einen eigenen Geistlichen.32 Im Jahr 1786 heirateten Philippine von Willich und der spätere Agrarreformer und -wissenschaftler Albrecht Daniel Thaer in der Wendhäuser Kirche (Gedenktafel an der nördlichen Außenwand).

Kanzelaltar, vor 1957

Kanzelaltar, vor 1957

Auf die lange Amtszeit von P. Gerhard Neumann (amt. 1888–1934) folgte zunächst eine Vakanz, bis der Ostpastor Herbert Monden (amt. 1946–1977) die Gemeinde übernahm. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die ev. Bevölkerung in den bislang überwiegend kath. Dörfern Achtum, Uppen und Ottbergen. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der Katholiken im luth. geprägten Wendhausen, so dass es sich Ende der 1960er Jahre nicht mehr als „lutherischer Vorposten im katholischen Gebiet“, sondern als gemischt konfessionelle Ortschaft beschreiben ließ.33 In Wendhausen feierte die kath. Gemeinde regelmäßig Gottesdienste in der ev. Kirche und umgekehrt nutzte die ev. Gemeinde seit den 1950er Jahren auch die kath. Kirche in Achtum und die Klosterkirche in Ottbergen.34 Bereits 1969 hatte der Kirchenkreis in Achtum ein Grundstück erworben, um ein Gemeindezentrum zu errichten, die Pläne wurden jedoch nicht verwirklicht. Nach 1977 blieb die Pfarrstelle Wendhausen zunächst vakant, dann übernahm 1980 ein Ruhestandspfarrer aus der DDR das Amt und 1986, nach einer erneuten Vakanz, ein Diakon. Einsparungen führten 1996 zu einer Reduzierung der Pfarrstelle auf drei Viertel und 1999 auf die Hälfte des vollen Dienstumfangs. Seit September 1999 waren zudem die Gemeinden Wendhausen und Rautenberg pfarramtlich verbunden.35 Eine weitere Umstrukturierung erfuhr das Gebiet zum 1. Januar 2004, als sich die Gemeinden Garmissen, Kemme, Oedelum, Rautenberg, Schellerten und Wendhausen zum Gemeindeverband Region Schellerten) zusammen schlossen. Die Verbandsgemeinden wollen ihre gemeindlichen Aufgaben in enger inhaltlicher, personeller und finanzieller Zusammenarbeit erfüllen, bleiben darüber hinaus jedoch eigenständige Kirchengemeinden. Wendhausen bildete zunächst zusammen mit Rautenberg einen von drei Pfarrbezirken der Region Schellerten).36 Seit 2011 hat der Gemeindeverband noch zwei Pfarrbezirke: zum einen Wendhausen, Kemme und Schellerten sowie zum anderen Garmissen, Oedelum und Rautenberg.37

Umfang

Wendhausen, Ottbergen, Achtum und Uppen.

Aufsichtsbezirk

Als ehemalige Filialgemeinde von Dinklar vermutlich Archidiakonat Hildesheim der Diözese Hildesheim. – Seit 1651 Insp. der Ämter Ruthe, Steinbrück und Steuerwald (ohne festen Sitz des Sup.).38 1812 zur neu begründeten Insp. Nettlingen, Sitz der Suptur. 1924 nach Schellerten verlegt, dementsprechend KK Schellerten. 1950/52 Verlegung der Suptur nach Hoheneggelsen und Umbenennung in KK Hoheneggelsen.39 Dieser zum 1. April 1976 in den KK Bockenem eingegliedert, zum 1. Januar 1978 umbenannt in KK Bockenem–Hoheneggelsen.40 Zum 1. Januar 2005 mit dem KK Elze-Coppenbrügge zum KK Hildesheimer Land vereinigt.41 Nach Fusion mit KK Alfeld seit 1. Januar 2011 KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze.42

Patronat

Seit 1297 das Kloster Marienrode. Seit 1559 die Besitzer des adligen Hofes, später als adliges Haus und seit dem 19. Jh. als Rittergut bezeichnet (dingliches Patronat):43 Zunächst vermutlich die Familie von Bortfeld, seit dem 17. Jh. häufige Besitzwechsel, u. a. 1612 Arend von Wobersnow (im Kaufbrief erstmals das jure patronatum explizit erwähnt)44, 1628 Johann Jobst von Quernheim „Herr zu Behme und Wendhausen“45, 1639 „von Wobersnow, der Patronus unser armen Capell“ (Carsten, Christoph und Arnold von Wobersnow, Söhne des Arend von Wobersnow)46, 1665 Ilse Storre, Witwe des Hildesheimer Bgm. Joachim Wiesenhaver, 1679–1787 Erbengemeinschaft aus Kindern und Enkeln und deren Nachkommen (u. a. Familie Oppermann, Familie von der Weye, ab 1746 Wilhelm Adolph von Stopler, 1750–1762 Johann Friedrich Hoffmeister47, 1768–1787 Familie Strube). 1787–1793 Johann Heinrich Brauns.48 Seit 1793 Heinrich Möllhof (kath.), 1809 erbte seine Haushälterin Christina Eckart (kath., geb. Westermann, verh. Schambach) das Gut.49 Seit 1824 Hans Hilmar von dem Bussche, 1842 Familie Dangers, 1884 Gustav Vibrans. Von 194750 bis 1982 Konpatronat der Familien (Hupe-)Vibrans und Trenckmann. 1982 lösten die beiden Patronatsfamilien iher Baulastverpflichtungen an Kirche, Pfarre, Gemeindesaal (ehemalige Schule) und Küsterei ab, gleichzeitig verzichtete Familie Trenckmann auf ihren Patronatsanteil. Das Patronat liegt seither allein bei Familie Hupe-Vibrans (unbelastetes, dingliches Patronat; Patronat ruht).51

Kirchenbau

Zweiteiliger, verputzter Bruchsteinbau mit dreiseitigem Chorschluss. Der schmalere, niedrigere Westteil gotisch, der breitere, höhere Ostteil Ende 17. Jh. erbaut. Satteldach (Holz des westlichen Dachstuhls 1419/20 geschlagen)52, über dem Chor abgewalmt, rundbogige Fenster, zwei flachbogige Türen nach Norden, darüber Rundfenster. Im Innern flache Decke mit Stuckverzierung, u-förmige Empore. Außeninstandsetzung 1959, 1965 renoviert. Sanierung 2005.

Grablege

An der Südseite innerhalb der Kirche befand sich eine gemauerte Gruft, in der sich Bestattungen von Mitgliedern der Patronatsfamilien von Bortfeld (16./17. Jh.), von Wobersnow (17. Jh.) und Strube (18. Jh.) nachweisen lassen. Die Gruft wurde um 1950 „eingeschlagen und zugeschüttet“.53

Turm

Verschieferter, viereckiger Dachreiter im Westen, erbaut 1840. Viereckige Schallfenster, Helm mit rechteckigem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, Auslegestuhl für Uhrschlagglocke nach Osten, Kugel und Wetterhahn als Bekrönung

Ausstattung

Gotische Sandsteinmensa. – Kanzelaltar (1697, vermutlich Andreas Bartels, Hildesheim), Kanzel zwischen zwei gedrehten Säulen, seitliches Schnitzwerk, dreiseitiger Kanzelkorb mit Säulchen, daneben zwei Figuren (Ruth, die Ährenleserin und Maria mit Kind), Taube an Unterseite des Schalldeckels, Kreissegmentgiebel bekrönt mit Kruzifix. –Hölzerner Taufengel (um 1700, vermutlich Andreas Bartels, Hildesheim) mit Taufschale in ausgestreckten Armen, 1896 nicht mehr in Gebrauch.54 – Taufstein aus alten Grabsteinen (1951 geweiht).55 – Patronatsgestühl an Nordseite des Chorraums. – Kapitell einer Säule mit Blattverzierungen (wohl 13. Jh.), bei Renovierungsarbeiten in der Kirche gefunden und in einer Nische der Südwand aufgestellt. – Viertelstundenkanzeluhr (1786), mittlerweile im Heimatmuseum Wendhausen.

Orgel

Orgel

Orgel

Kirche erhielt 1744 eine Orgel. 1931 Neubau von Lothar Wetzel (Hannover), 8 II/P (davon eine Transmission), pneumatische Traktur, Taschenladen; barocker Prospekt erhalten.56 1981 empfahl Orgelrevisor Neubau.57 Instrument 1993 restauriert.

Geläut

Zwei LG, I: h’, Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“; II: d’’, Inschrift: „Zum Worte Gottes lad ich euch, kommt kommt, es führt ins Himmelreich“ (beide Bronze, Gj. 1962, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg. Eine SG e’’’, Inschrift u. a.: „Gelobet sei der Godt Israhel von nvn an bis in Ewickeit“ und „Diderich Mente me fecit 1633“ (Bronze, Gj. 1633, Dietrich Mente, Hildesheim), letzte bekannte Glocke Mentes, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen, seit 1948 wieder in Wendhausen.58 – Früherer Bestand: Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) sollen aus Wendhausen drei Glocken und das Uhrwerk geraubt worden sein.59 Möglicherweise eine LG (Bronze, Gj. 1621, Dietrich Mente, Hildesheim), die sich seit 1809 in Haimar befindet. Eine große LG (Bronze, Gj. 1726), geborsten und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1861, Johann Heinrich Bartels, Hildesheim), wohl im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine große LG (Bronze, Gj. 1890, Firma Radler, Hildesheim), gestiftet von Gustav Vibrans, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, als Ersatz eine neue große LG (Bronze, Gj. 1923, Firma Radler, Hildesheim), nach Urteil des Glockenrevisors gehörte sie „nicht zu den Meisterglocken der Glockengiesserkunst“, Material 1962 bei Neuguss verwendet.60 Eine kleine LG (Klanggussglocke, Eisen, Gj. 1947, J. F. Weule, Bockenem), 1962 abgenommen und vor der Westseite der Kirche aufgestellt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. um 173061, mehrfach umgebaut und erweitert, Fachwerkbau auf Bruchsteinsockel), vor 2012 verkauft. – Gemeindehaus (Bj. 2012, Vorgängerbau um 1900 errichtet, 2011 abgerissen).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof am Nordwestrand des historischen Ortskerns. FKap. (Bj. 1965).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1564–1587 Peter Felli (Dinklar). – 1587–1596 Hans Felli (Dinklar). – 1600 Johannes Essen. – 1609 Markus Petri. – 1610 Markus Grünreutter. – 1621 Johann Prassius. – Um 1624 Hermann Kroppenstädt. – 1632 Magister Justus Hildebrandt (Dinklar). – 1634 Timann Meyer (?). – 1639–1643 Johann Sander (Heersum). – Johann Schwartzenstein (Kemme). – Daniel N. – 1645 Johann Rehse. – Georg Schöttel (Kemme). – 1660, 1668 Georg Cüster (Jürgen Küsterius) (Lechstedt).62 – 1669–1673 Christian Friedrich Tappe(n) (Lechstedt). – 1673–1674 Arnold Litius (Heersum). – 1673(4)–16.. Johann Andreas Ebeling (Lechstedt). – 1685–1692 Lucas Schaper (Heersum). – 1692–1717 Johann Limbert (Heersum). – 1717–1723 Melchior Heinrich Dörrien (Heersum). – 1723–1752 Ludolf Elias Doerrien. – 1752–1756 Konrad Christoph Keller. – 1756–1772 Friedrich Andreas Lesser. – 1778–1832 Johann Konrad Sievers. – 1833–1845 Hermann Karl Viktor Christian Hüser. – 1845–1861 Christian August Ludwig Weigel. – 1862–1869 Heinrich Eduard Erhardt. – 1869–1878 Friedrich August Albert Schwenke. – 1879–1888 Theodor Friedrich. – 1888–1934 Christoph Johannes Gerhard Neumann.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 488, mit Ergänzungen nach Trenckmann, Verhältnisse.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 11466–11475 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 8494–8500 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2398Digitalisat, 2399Digitalisat, 2400Digitalisat, 2401Digitalisat, 2402Digitalisat (Visitationen); D 28 (EphA Hoheneggelsen); S 11a Nr. 7298 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1697 (Lücken: 1708, 1709, 1715–1718)
Trauungen: ab 1697 (Lücken: 1707, 1773, 1774)
Begräbnisse: ab 1698 (Lücken: 1712–1718)
Kommunikanten: ab 1752 (Lücken: 1756–1758, 1763–1767, 1770–1832, 1919–1948)
Konfirmationen: ab 1833 (Lücken: 1845)

Literatur & Links

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 278, Nr. 91; Blume, Beiträge, S. 49–53; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1341; Dylong, Chronik Schellerten, bes. S. 207–209; Klapprott u. a., Unbekanntes entdecken, bes. S. 48–49; Meyer, Pastoren II, S. 488; Meyer-Roscher, Streiflichter, S. 146–148; Siebern/Kayser, KD Kr. Marienburg, S. 191–192. –

B: Friedrich Spanuth: Das abenteuerliche Leben des Johann Jobst von Quernheim, in: Unser Hildesheimer Land 5 (1987), S. 123–128; Thomas Trenckmann: Was wir über die Wendhäuser Kirchenglocken wissen, in: Wir in Wendhausen 4 (Dezember 2020), S. 11–12 [Digitalisat (.pdf-Datei)]; Thomas Trenckmann: Die kirchlichen Verhältnisse in Wendhausen, Amt Steuerwald, in den Jahren 1559–1670, in: Südniedersachsen 50 (2022), Heft 363; Thomas Trenckmann: Die Gruft in der Wendhäuser Kirche, in: Wir in Wendhausen 8 (Januar 2023), S. 13–15 [Digitalisat (.pdf-Datei), weitere Version mit Anmerkungen].

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Altar; Denkmalatlas Niedersachsen: St.-Thomas-Kirche.

Vielen Dank an Ortsheimatpfleger Thomas Trenckmann, der wesentlich zu diesem Artikel beigetragen hat.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 67 und 69. Vgl. dazu insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022, S. 37 f. und S. 54.
  2. Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 41 [Digitalisat], 42 [Digitalisat], 45 [Digitalisat], 52–54 [Digitalisate], 65 [Digitalisat]; Blume, Beiträge, S. 50; Dolle, Klosterbuch II, S. 1010. Über den Umfang des Hofes finden sich keine Angaben, für eine Auflösung des Dorfes Wendhausen gibt es keinen Beleg.
  3. Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 154 [Digitalisat].
  4. Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 193 [Digitalisat]. NLA HA, Cal. Or. 100 Marienrode, Nr. 338.
  5. NLH HA, Hann. 77b, Nr. 3064.
  6. NLA HA, Hild. Br. 5, Nr. 42; Grotefend, Saldern II, Nr. 1764.
  7. Archiv Alme, Urk. 14 (Regest).
  8. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 07108 (Copialbuch, Bl. 196 ff.). Philipp von Bortfeld gehörte zu einer der führenden stifthildesheimischen Familien und war schon länger auf der Suche nach einem Landsitz, vgl. BLHA, Rep. 37 Plattenburg Wilsnack, Nr. 8198: Schreiben der Gebrüder von Salder bezüglich der Lehngüter zu Wendhausen, 18.06.1601.
  9. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 07108 (Copialbuch, Bl. 214 f.).
  10. NLA HA, Cal. Br. 7, Nr. 1124 (Bl. 149); NLA HA, Hann. 77 b, Nr. 4070–4072. Vgl. auch Thomas Trenckmann: Geschichte der Bauern in Wendhausen (unveröff. MS, 2018).
  11. Blume, Beiträge, S. 51 f.; Reden-Dohna, Rittersitze, S. 296 ff.
  12. LkAH, L 5h, unverz., Wendhausen, Visitation 1969.
  13. Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 104 [Digitalisat]; UB HS Hildesheim III, Nr. 1159.
  14. Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 177 [Digitalisat]; Ahlhaus, Patronat, S. 53; Bertram, Bistum Hildesheim I, S. 302 f.
  15. UB HS Hildesheim III, Nr. 1648. Es lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit sagen, um welches Wendhausen es sich handelt.
  16. Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 219 [Digitalisat].
  17. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,2,1, S. 769 ff.
  18. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 7604, Bl. 139. Ein Name ist nicht genannt.
  19. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 7105, Bl. 117; 118 und 124.
  20. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 7106, Bl. 125 (Brief der Witwe von Bortfeld an die Hildesheimer Räte).
  21. Bertram, Bistum Hildesheim II S. 419.
  22. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 11938.
  23. PfA Wendhausen, U.R., Nr. 1. Der Kredit hatte eine Höhe von 2.000 Talern und war mit fünf Prozent verzinst.
  24. P. Kroppenstädt war später, von 1629 bis 1642, Inhaber der zweiten Pfarrstelle (Diakonat) in Derenburg, vgl. Pfarrerbuch KPS 10, S. 165.
  25. Meyer, Pastoren II, S. 488; NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 07118; http://data.matricula-online.eu/de/deutschland/hildesheim/dinklar-st-stephanus/.
  26. PfA Wendhausen, K.B.I., Nr. 1.
  27. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 7118, Bl. 408; Meyer, Pastoren II, S. 488; Evangelischer Kirchenstaat, S. 136.
  28. Meyer, Pastoren II, S. 488; Siebern/Kayser KD Kr. Marienburg, S. 191.
  29. Evangelischer Kirchenstaat, S. 136.
  30. PfA Wendhausen, K.B.I., Nr. 1, Bl. 2.
  31. Siebern/Kayser KD Kr. Marienburg, S. 191 f.
  32. LkAH, L 5h, unverz., Wendhausen, Visitation 1961 (Die St. Thomaskirche zu Wendhausen).
  33. LkAH, L 5h, unverz., Wendhausen, Visitation 1955 und Visitation 1969.
  34. LkAH, L 5h, unverz., Wendhausen, Visitation 1961 und Visitation 1981.
  35. KABl. 1996, S. 76; KABl. 1999, S. 199.
  36. KABl. 2004, S. 149 ff.
  37. KABl. 2014, S. 23 ff.
  38. Meyer-Roscher, Streiflichter, S. 123.
  39. Meyer-Roscher, Streiflichter, S. 124 f.; KABl. 1952, S. 153.
  40. KABl. 1977, S. 36 und 145.
  41. KABl. 2005, S. 5 ff.
  42. KABl. 2011, S. 70 ff.
  43. Zur komplizierten Besitzgeschichte des Gutes vgl. u. a. Reden-Dohna, Rittersitze, S. 295 ff.
  44. NLA HA, Hann. 27 Hildesheim, Nr. 2035, Q 10. Wobersnows Witwe, Lucia von Bortfeld, heiratete nach 1621 Johann Jobst von Quernheim (bei Meyer, Pastoren II, S. 488, unter den Patronatsinhabern genannt).
  45. Spanuth, S. 127.
  46. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 12072.
  47. NLA HA, Hann. 27 Hildesheim, Nr. 2035, Q77.
  48. PfA Wendhausen, K.B.I., Nr. 2, Bl. 114.
  49. Gutsarchiv Trenckmann, MS des 19. Jh.
  50. Gutsarchiv Trenckmann, Erbteilungsvertrag von 1933.
  51. Reden-Dohna, Rittersitze, S. 301.
  52. Klapprott u. a., Unbekanntes entdecken, S. 48.
  53. Vgl. insgesamt: Trenckmann, Gruft (dort auch das Zitat).
  54. Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 278, Nr. 91.
  55. Klapprott u. a., Unbekanntes entdecken, S. 49.
  56. LkAH, B 2 G 9 B/Hoheneggelsen Bd. I, Bl. 261.
  57. LkAH, L 5h, unverz., Wendhausen, Visitation 1981.
  58. DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 374 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0037404.
  59. Hermann Blume, August Böttcher: Von Tückeboten, Lüchtenkeerls und weissen Frauen. Sagen und Erzählungen aus dem Hildesheimer Land, Hildesheim ²1986, S. 213 (ohne Beleg).
  60. LkAH, L 5h, unverz., Wendhausen, Visitation 1955.
  61. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 7105, Bl. 129: 1735 „des H[errn]. Pastors neue Scheuren und Haus“.
  62. NLA HA, Hild. Br. 1, Nr. 07118 Bl. 328r und Bl. 408r.
  63. Der in diesem Aufsatz geäußerte Verdacht, Johann Jobst von Quernheim (Patron ab 1621) wäre katholisch gewesen, ließ sich nach Mitteilung Trenckmanns nicht erhärten.