Frühere Gemeinde | Sprengel Stade, KK Wesermünde | Patrozinium: Nikolaus1 | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist der Ort erstmals im Jahr 1105 als Vtlide belegt.2 Uthlede lag in Osterstade. Die Region schloss sich spätestens 1212 als Oststedingen dem Stedinger Bund an, den der Bremer Ebf. Gerhard II. (amt. 1219–1258) in den Jahren 1233/34 in zwei Kreuzzügen besiegte.3 In der ersten Hälfte des 14. Jh. lässt sich für das nördliche Osterstade – Osterstade ultra Gravam bzw. benedden der Grave – innerhalb des Hochstifts Bremen „durchaus eine gewisse Autonomie erkennen“ (Landesgemeinde).4 Später unterstand Osterstade dem erzbischöflichen Amt Hagen. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) war das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden) geblieben. Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit zählte Uthlede im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und dann zum Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches du Weser, Arrondissement Bremerlehe, Kanton Hagen, 1811–1814). Ab 1815 war Uthlede, nun im Kgr. Hannover, erneut Teil des Amtes Hagen. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Uthlede zum Kr. Geestemünde, der 1932 im Lkr. Wesermünde aufging; dieser wiederum ging 1977 im neuen Lkr. Cuxhaven auf. Ab 1970 gehörte Uthlede zur Samtgemeinde Hagen, seit 2014 zur Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen. Zur Sozialstruktur der Gemeinde heißt es 1967: „Landwirte 40 %, Arbeiter der benachbarten Industriegebiete und Angestellte. Molkereiarbeiter, Kraftfahrer u[nd] d[er]gl[eichen].“5 Um 1810 lebten knapp 600 Menschen in Uthlede, 1910 gut 680, 1950 rund 1.060 und 2017 etwa 1.010.
Kirchlich gehörte Uthlede im Jahr 1105 zum großen Kirchspiel Bramstedt.6 Wann das Dorf eine eigene Kapelle erhielt, ist nicht bekannt. Im Jahr 1269 ist mit Olderus sacerdos de Utlede erstmals ein örtlicher Geistlicher urkundlich belegt.7 1340 besaß das Kloster Lilienthal einen Hof in Uthlede (curia Utlede).8 Das Gotteshaus des Dorfes wird noch 1419/20 als capella in villa Utlede Bremensis diocesis bezeichnet (Kapelle im Dorf Uthlede in der Diözese Bremen); seinerzeit stritten sich die beiden Kleriker Johannes Gherardi und Johannes Rudolphi um den Besitz der Kapellenpfründe.9 Im Verzeichnis der Stader Antoniusgilde, geführt bis etwa 1525, sind bei Utlede vier Geistliche genannt: Dominus henricus Wencke pleb., Dom. Borchardus Touer, Dom. Robertus Arenth plebanus † und Dom. Johannes Meylau; Jahreszahlen fehlen.10 Zusammen mit seinen Amtsbrüdern P. Lippold (amt. bis 1563) aus Büttel und P. Johann Tilink (amt. spätestens 1549–1558) aus Bruch gründete der Uthleder Pfarrer Johann Meilan (amt. vor 1525–1558) wohl in der ersten Hälfte des 16. Jh. den Kaland des Heiligen Kreuzes zur Ehre Gottes in Uthlede (Gebetsbruderschaft).11 Möglicherweise wechselte P. Meilan 1558 zum luth. Bekenntnis.
Im Zeitalter der Reformation regierte mit Ebf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1502–1558) zunächst ein entschiedener Gegner der luth. Lehre im Stift Bremen (und gleichzeitig im Stift Verden). Trotzdem fasste der Protestantismus während seiner Regierungszeit Fuß in den Gemeinden des Erzstifts.12 Ebf. Christophs Bruder und Nachfolger in beiden Bistümern, Ebf. Georg (amt. 1558–1566), duldete den neuen Glauben. Der Bremer Ebf. Heinrich III. von Sachsen-Lauenburg (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant, verfolgte jedoch eine vorsichtige Kirchenpolitik; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung kam es während seiner Amtszeit nicht. Im Erzstift Bremen hat sich, zugespitzt formuliert, „eine allmähliche Reformation“ vollzogen, „die meistens auf Gemeindeebene begann“.13

Ehemaliger Altaraufsatz, mittelalterlicher Flügelaltar, Innenseiten der inneren Flügel, in nachreformatorischer Zeit beschriftet
Der 1577 für Uthlede genannte P. Johannes Stoeve war sicher ein luth. Prediger.14 Ein Zeugnis des vollzogenen Konfessionswechsels in Uthlede ist das spätmittelalterliche Flügelretabel, das etwa um 1580 zu einem Schriftaltar umgewandelt wurde: Statt geschnitzter Reliefs und einer gemalten Darstellung der Lazarus-Legende zeigte der Altar nun, in goldener Schrift auf schwarzem Grund und in niederdeutscher Sprache, das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis, die Zehn Gebote, den Taufbefehl und die Einsetzungsworte des Abendmahls.15 Im Jahr 1615 ist ein „alter Schulmeister“ erwähnt, dessen Amt nun der Küster Johannes Seudes (Sullster?) übernommen hatte.16 Das Pfarramt hatte bis 1614/15 P. Dietrich Ronner inne, gleichzeitig Stiftsherr an St. Wilhadi und St. Stephani in Bremen; er wurde wegen dauernder Abwesenheit abgesetzt. Den Pfarrdienst in Uthlede hatte vielleicht bereits seit Ende des 16. Jh. P. Balthasar Fischer versehen, der 1614, 1615 und 1623 als Pastor belegt ist und 1589 als künftiger Pastor bezeichnet wurde.17 Erst seit der zweiten Hälfte des 17. Jh., beginnend mit P. Böhlke Heersen (amt. 1662–1668) ist die Reihe der Pastoren in Uthlede lückenlos bekannt.
Im Jahr 1735 lässt sich ein jüd. Einwohner in Uthlede belegen.18 Seit Mitte des 19. Jh. bestand die Synagogengemeinde Uthlede, zu der auch Hinnebeck, Meyenburg, Schwanewede und Wersabe gehörten. 1871 zählte die Gemeinde insgesamt 50 Gemeindeglieder (37 in Uthlede), 1913 waren es noch zehn. Uthlede wurde 1914 in die Synagogengemeinde Hagen eingegliedert.
Im Jahr 1753 hatte ein Dorfbrand mehr als 50 Wohnhäuser in Uthlede zerstört; auch der Turm der Kirche brannte aus.19 1759 ließ die Gemeinde ihn reparieren und einen neuen Turmhelm errichten. Im Corpus bonorum, das P. Johann Michael Günzel (amt. 1749–1792) und sein Hilfspfarrer P. Johann Diedrich Rohdenburg (amt. 1792–1811, seit 1787 P. adj.) im Jahr 1788 aufstellte, findet sich eine erste Beschreibung der mittelalterlichen Uthleder Kirche und ihrer Ausstattung.20 Im Jahr 1861, während der Amtszeit von P. Diedrich Heinrich Clausen (amt. 1840–1879), beantragte die KG Uthlede beim Konsistorium Stade den Neubau ihrer Kirche.21 Im August 1863 beauftragt sie den Architekten Otto Goetze (1832–1894) aus Hannover und am 13. November 1864 weihte die Gemeinde zusammen mit P. Clausen den neuromanischen Backsteinbau ein. Im Jahr 1904 gründete sich ein Posaunenchor.22 Ab 1926 war die Gemeinde vakant.
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von etwa 700 im Jahr 1939 auf knapp 970 im Jahr 1953 an.24 Zudem war P. Herbst, ebenso wie seine Nachfolger, für die vakante Nachbargemeinde Wulsbüttel zuständig.25 Mit P. Erwin Grunwald (amt. 1948–1962) übernahm ein Ostgeistlicher das Pfarramt Uthlede. In der Gemeinde bestand in der Nachkriegszeit eine Gruppe der Landeskirchlichen Gemeinschaft, der in erster Linie Bessarabiendeutsche angehörten; sie seien „treue Gottesdienstteilnehmer“ schrieb P. Grunwald in den Unterlagen zur Visitation 1953.26 Im Jahr 1951 hatte die Kirchengemeinde eine Gemeindeschwesternstation eingerichtet (auch für Wersabe).27 Neben dem Posaunenchor und einem Hausbibelkreis der Landeskirchlichen Gemeinschaft (in den 1960er Jahren aufgegangen in einem Bibelkreis für die ganze Gemeinde) gab es in der KG Uthlede 1960 keine Männer-, Frauen- oder Jugendarbeit.28 In den Unterlagen zur Visitation 1972 heißt es zur Gemeindearbeit: „keine regelmäßigen kreise, dafür Schwerpunktmässig besondere Veranstaltungen“.29 Den Posaunenchor beschrieb der Sup. des KK Wesermünde-Süd 1978 als beachtlich groß und leistungsstark.30 1990 bestanden ein Jugendtreff, ein Seniorentreff und ein Mutter-Kind-Treff; die Zahl der Gemeindeglieder lag bei 785.
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielten die KG Uthlede, Sandstedt, Wersabe und Wulsbüttel gemeinsam Kontakte zur Kirchgemeinde Ursprung (südwestlich von Chemnitz).31 Nach dem Weggang von Pn. Antje Marklein (amt. 1987–2004) und P. Steffen Marklein (amt. 1987–2002), die sich das Pfarramt geteilt hatten, blieb die KG Uthlede vakant und wurde von Sandstedt aus versehen. Auf regionaler Ebene arbeitete die KG Uthlede mit den KG Bramstedt, Hagen im Bremischen, Sandstedt, Wersabe und Wulsbüttel zusammen (Region Süd im KK Wesermünde-Süd; u. a. gemeinsame Konfirmandenarbeit).32 Gottesdienste fanden in der St.-Nicolai-Kirche Uthlede seit 2009 alle zwei Wochen statt.
Zum 1. Januar 2015 schlossen sich die Nachbargemeinden Uthlede und Wulsbüttel zusammen und gründeten gemeinsam die neue „Ev.-luth. KG Uthlede-Wulsbüttel in Hagen im Bremischen“.33
Umfang
Uthlede und der Hof Cleve.
Aufsichtsbezirk
Vielleicht Oboedientia Bramstedt der Erzdiözese Bremen.34 – Seit der Gründung des Kons. Stade 1651/52 gehörte Uthlede zur Osterstadischen Präpositur bzw. Präpositur Osterstade-Vieland. Seit der Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden 1827 zählte Uthlede zur Insp. Hagen, die 1875 in Insp. Sandstedt umbenannt wurde. 1924 KK Sandstedt, dieser 1936 aufgegangen im KK Wesermünde-Geestemünde.35 Nach Aufhebung des KK Wesermünde-Geestemünde kam Uthlede 1940 zum neuen KK Wesermünde-Süd.36 Seit dessen Fusion mit dem KK Wesermünde-Nord gehörte die St.-Nicolai-KG Uthlede seit 1. Januar 2013 zum KK Wesermünde.37
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Neuromanischer Bau mit angedeutetem Querhaus, eingezogenem Polygonalchor und Eckbauten zwischen Chor und Querhausflügeln (im Süden Sakristei) sowie zwischen Turm und Schiff (Treppenhäuser), erbaut 1864 (Architekt: Otto Goetze, Hannover). Satteldach über dem Schiff, Querdächer über dem Querhaus, Walmdächer über Chor und Eckbauten; Dachziegel, über den Eckbauten Schiefer. Ziegelmauerwerk, verziert mit Trauffriesen, Lisenen und Blendnischen, in den Giebeln der Querhausarme ausgesparte Kreuze; gestufte Strebepfeiler am Schiff, am Chor und an den Querhausecken. An den Längsseiten des Schiffs je vier Rundbogenfenster; an den Stirnseiten der Querhausarme je zwei, darüber je ein Kreisfenster, zusammengefasst in einer rundbogigen Blendnische; am Chor drei Rundbogenfenster. Rundbogige Eingänge am südlichen Querhausarm und an den nördlichen Eckbauten. Im Innern dreischiffige Gliederung durch u-förmige Emporenanlage, Empore ruht auf schlanken Gusseisenstützen, die auch die Deckenkonstruktion tragen; holzverschalte Decke: im Schiff trapezförmig, über den Seitenemporen flach, in der Vierung flach mit Netzrippen, in den Querhausarmen spitze Tonnengewölbe; im Chor verputztes Kreuzrippengewölbe. Nach Westen rundbogiges Portal mit Wimperg aus Ziegelmauerwerk, darüber Kreisfenster mit Ziegelrahmung. 1964–71 Sanierung, u. a. neue Dach und Deckenkonstruktion (wegen Holzbock- und Hausschwammbefall), Gestühl und Holzfußboden entfernt, ersetzt durch Stühle und Steinfliesen.
Turm
Vierseitiger Westturm, um 1500. Kupferhelm mit vierseitigem Ansatz und hoch ausgezogener, achteckiger Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Wetterfahne, nach Osten Auslegestuhl für Uhrschlagglocke. Verputztes Mauerwerk, an den Ecken steinsichtige, gestufte Stützpfeiler aus Ziegelmauerwerk. Im Glockengeschoss je ein rundbogiges Schallfenster nach Norden, Süden und Westen. Nach Westen rundbogiges Portal mit Wimperg aus Ziegelmauerwerk, darüber Kreisfenster mit Ziegelrahmung. In der Turmhalle Aufbahrungsraum. 1759 Turmhelm nach Brand 1753 neu erbaut, mit Holzschindeln gedeckt (Christian Goetze, Bederkesa). Um 1773 neue Turmuhr.38 1905 neue Turmuhr. 1968/69 Turmsanierung, u. a. neuer Kupferhelm. 1998 Kirchturm renoviert.
Vorgängerbau
Mittelalterlicher Kirchenbau, Beschreibung 1788: „Die Kirche bestehet aus zwey Gebäuden, einem größeren und einem kleineren. Letzteres ist wahrscheinlich früher gebaut, als das erste. Das Haupt-Gebäude ist 42 Fuß lang, 27 Fuß breit, 25 Fuß hoch und mit Diehlen gewölbt. Das Neben-Gebäude, dessen Länge 27 Fuß, dessen Breite 23 Fuß, und dessen Höhe 15 Fuß beträgt, hat einen flachen mit Diehlen belegten Boden. Der Fußboden ist mit Fliesen bedeckt. Die Kirche hat zween Thüren eine große gegen Norden und eine kleine gegen Süden. Sie ist zwar schon alt, aber doch noch in einem guten Stande. […] Der Altar befindet sich in dem Neben-Gebäude, ist von Mauersteinen und mit Holz belegt, auf demselben ist ein hölzernes Gestell angebracht, worauf die Kreutzigung unseres Heilandes abgebildet, und die zehn Gebote, wie auch die drey Glaubens-Artikel in niedersächsischer Sprache mit goldenen Buchstaben geschrieben sind.“39 Zustand 1861: Verputztes Backsteinmauerwerk, spitzbogiges Fenster nach Osten, rundbogige und rechteckige Fenster.40 1863 Kirche abgebrochen.
Ausstattung
Kastenförmiger Holzaltar (1864) mit seitlichen Schranken, hölzernem Antependium mit drei Reliefs (vielleicht um 1510/20) sowie neugotischem Holzretabel (1864) mit geschnitztem Kruzifix (1864) und vier Schnitzfiguren (vielleicht um 1510/20), die Flächen hinter den Figuren farbig gefasst; das dreifeldrige Retabel verziert u. a. mit Säulchen, Wimperg, Fialen und Kreuzblumen; im Mittelfeld Rundbogennische mit geschnitztem Kruzifix und zwei Figuren (Maria und Johannes); in den Seitenfeldern jeweils Rundbogen mit Dreipass und eine Apostelfigur (Attribute fehlen); die Reliefs des Antependiums zeigen die Stigmatisation des hl. Franziskus, die Plagen des Hiob und die Predigt des hl. Bernhardin von Siena; Relieftafeln waren ursprünglich Teil eines Flügelaltars.41 – Hohe Holzkanzel mit Schalldeckel und geschwungener Treppe (1864), polygonaler Kanzelkorb auf einer zentralen Stütze; an den Wandungen des Kanzelkorbs rundbogige Füllungen. – Ebenerdig aufgestellter, polygonaler Kanzelkorb (um 1700), Eckpilaster, an den Wandungen Gemälde der vier Evangelisten; Kanzel „1732 alt gekauft“ und nach Uthlede gebracht, 1863 bei Abbruch der Kirche entfernt, 1990 als „Gemeindekanzel wieder im Kirchenraum aufgestellt“.42 – Eimerförmiger, bronzener Taufkessel (1570, Adam Lechtenow, Bremen) auf einer jüngeren Sandsteinsäule (um 1900), Reliefs an der Wandung des Kessels, u. a. Kreuzigungsgruppe, Adam und Eva mit Lebensbaum, weibliche Heilige mit Palmwedel sowie größer: Mann mit Lendenschurz (Herkulesgestalt, dreimal) und Frau mit Lendenschurz (Amazone, zweimal), jeweils mit Lorbeerkranz („Militaria-Motive einer siegreichen Armee“43), Medaillons mit Köpfen und Lamm Gottes; am oberen Beckenrand zwei Halter in Form von bärtigen Männerköpfen mit Kappe („in Gestalt von türkischen Männern“); Inschrift: „Help Godt uth not Adam Lechtenow mi mit gades Hvlpe goet 1570“; möglicherweise ursprünglich ein „Braukessel […], der zu einem großbäuerlichen Haushalt gehörte“. – Ehemaliges Altarretabel, mittelalterlicher Flügelaltar, um 1580 (vor 1595) zu protestantischem Schriftaltar umgearbeitet, ab 1864 in Einzelteilen in der Kirche, 1970 abgenommen, 1990 in einer rekonstruierten Fassung erneut als Flügelretabel aufgestellt, Flügel gedoppelt.44 Mittelschrein und Innenseiten der inneren Flügel schwarz mit goldener Schrift: Vaterunser, Glaubensbekenntnis, Zehn Gebote, Taufbefehl und Einsetzungsworte des Abendmahls, jeweils niederdeutsch; Innenseite der äußeren Flügel mit vier Tafelbildern (Marienzyklus, teilweise zerstört), Außenseiten der äußeren Flügel mit vier Tafelbildern (Lazarus-Legende); Mittelschrein um 1580 (vor 1595) umgedreht und beschriftet; Lazarus-Legende um 1580 (vor 1595) übermalt und beschriftet, in den 1980er Jahren Schrifttafeln kopiert und Lazarus-Legende wieder freigelegt; Marienzyklus im 18. Jh. mit Passionsszenen übermalt (Gethsemane, Verrat des Judas, Jesus vor dem Hohepriester, Geißelung), im 19. Jh. mit „noch naiverer Bauernmalerei“ übermalt45, in den 1980er Jahren Marien-Zyklus wieder freigelegt; die Rekonstruktion des Retabels folgte dem Leitgedanken „die Textgestalt in einem fortlaufenden Zusammenhang zu präsentieren, um die acht freigelegten mittelalterlichen Tafelbilder im selben Kontext zeigen zu können“.46 – Sandsteinrelief (um 1480/90), Gregorsmesse.47 – Zwei Medaillons, Kopfreliefs Luther und Melanchthon, wohl 1878 gestiftet aus dem Nachlass von Hermann Ernst Freund, Kopenhagen.48 – Zwei Marmorreliefs (1875/76, Georg Christian Freund, Kopenhagen), „Taufe Christi“ und „Das Abendmahl“. – Bronzenes Kruzifix (1910, Hermann Klotz, Wien), 2006 auf dem Turmboden entdeckt.49
Orgel
1705 Orgel vorhanden.50 1774 Orgelneubau, ausgeführt von Johann Friedrich Wenthin (Emden), 26 II/P, mechanische Traktur.51 Laut Inschrift 1839 repariert von Orgelbauer „C. Tappe“, wohl Peter Tappe (Verden): „Zur Ehre und zum Lobe Gottes ist diese Orgel zur Zeit des Herrn Superintendenten G. Hastädt durch den Orgelbauer C. Tappe renovirt worden im Jahr 1839. Jur. waren D. Rönner & L. Buggeln, Organist war A. Plöger“ (Inschrift befand sich um 1939 am Gehäuse der Windbälge).52 1863 Orgel bei Abbruch der Kirche abgebaut und Metallpfeifen versteigert. 1866 Orgelneubau, ausgeführt von Johann Hinrich Rohdenburg (Lilienthal), Zustand 1944: 13 II/P, mechanische Traktur, Kegelladen, aufgestellt auf der Westempore; Instrument seit 1964 nicht mehr spielbar, 1968/69 abgebaut (Kirchenrenovierung). 1970/71 Neubau einer Kleinorgel, ausgeführt von Hans Wolf (Verden), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Orgel 1971 zunächst in Loxstedt aufgestellt, später nach Uthlede umgesetzt, aufgestellt links vor dem Altarraum.
Geläut
Zwei LG, I: ges’ (Bronze, Gj. 1992, Alfred Bachert, Heilbronn), Inschrift: „Freuet Euch in dem Herrn Allewege. Phil. 4,4“ und „Uthlede 1992“; II: as’ (Bronze, Gj. 1823, Ludwig Kovatsay & Ehlermann, Rotenburg), Inschriften: „Freude diesem Dorf bedeute, Friede sey ihr erst Geläute“ und „Umgegossen Anno 1823 auf Verfügung der Bauerngeschworenen Carl Jacop Addixs und Bohlke Gleistein auf Kosten der Berechtigten des Dorfs Uthlede von L. Kovatsay & Ehlermann in Rotenburg“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und seit 1947 wieder in Uthlede.53 Eine SG, ges’’ (Bronze, Gj. 1908). – Früherer Bestand: 1753 Glocken bei Turmbrand zerschmolzen.54 Eine LG (Bronze, Johann Philipp Bartels, Bremen), geborsten und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. um 1763/65, Johann Philipp Bartels, Bremen).55 Eine LG (Bronze), geborsten und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1777, Luder Ahlers, Bremen), „Bauernglocke“.56 1788 zwei Glocken vorhanden, beide geborsten.57 Eine LG (Bronze, Gj. 1799, Johann Philipp Bartels, Bremen), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Zwei LG, f’ und as’ (beide Eisen, Gj. 1925, Schilling-Lattermann, Apolda), 1969 abgenommen und in der unteren Glockenstube aufgestellt.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1895, seit 2004 vermietet). – Gemeindehaus (Bj. 1923, ursprünglich Pfarrscheune, 1969–71 Umbau zu Gemeindehaus). – Wohnhaus (Bj. 1935, 1970 der KG Uthlede vererbt).
Friedhof
Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, letzte Beerdigung 1975, einige Grabsteine erhalten (17.–20. Jh.). Neuer kirchlicher Friedhof am östlichen Dorfrand, angelegt 1949/50.
Liste der Pastoren (bis 1940)
Vor 1525–1558 Johann Meilan (Maglan), anfangs noch altgläubig, vielleicht 1558 konvertiert. – 1577 Johannes Stoeve.58 – Bis 1614/15 Dietrich Ronner (auch Stiftsherr an St. Wilhadi und St. Stephani in Bremen). – 1614, 1615, 1623 Balthasar Fischer (1589 als künftiger Pastor bezeichnet). – 1662–1668 Böhlke Heersen. – 1669–1693 Liborius Armbster. – 1698–1706 Jakob Schröder. – 1707–1727 Johann Ludolph Tiedemann. – 1728–1732 Carl Hoops. – 1733–1749 Johann Christoph Parpard. – 1749–1792 Johann Michael Günzel. – 1792–1811 Johann Diedrich Rohdenburg (seit 1787 P. adj.). – 1811–1839 Georg Hinrich Hastaedt. – 1840–1879 Diedrich Heinrich Clausen. – 1880–1888 Ernst Eduard Adickes. – 1888–1894 Friedrich Heinrich Cord Loose. – 1895–1905 Heinrich Adolf Schmidt. – 1906–1926 Friedrich Burchard Krusewitz. – 1934– 1948 Hans Hermann Wilhelm Ludwig Herbst.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 448–449, mit Ergänzungen
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 2 Nr. 1524–1537 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 798 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 8230–8232 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 436
(CB); A 9 Nr. 2566
, 2567
, 2764
, 2765
(Visitationen); B 2 G 9 Nr. 3004 (Baupflege und Bauwesen); D 85 (EphA Wesermünde-Süd); E 5 Nr. 1062 (Konsistorialbaumeister); L 5g Nr. 313, 943 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 2151 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7888 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1670
Trauungen: ab 1670
Begräbnisse: ab 1670
Kommunikanten: ab 1837 (Lücken: 1708–1732, 1739–1749; Zahlenregister: 1693–1791)
Konfirmationen: ab 1812
Literatur & Links
A: 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 109–112; Gemeindebuch KK Wesermünde-Süd, S. 24; Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 318–319; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1286; Diederichs-Gottschalk, Kirchenumgestaltung, S. 257–258 und S. 350–355; Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 267–282; Kiecker/Cappelle, KD Kr. Geestemünde, S. 106–110; Meyer, Pastoren II, S. 448–449; Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 107; Obenaus, Handbuch II, S. 1491–1493; Schriefer: Hagen und Stotel, S. 244–252; Talkenberger, Quellen, S. 370; Visbeck, Nieder-Weser, S. 191–196 [Digitalisat].
B: Freya Baur, Otto Baur, Dietrich Diederichs-Gottschalk, Hans-Dieter Lüerssen, Gerhard Oetjen & Conny Trowitzsch: Von Utlidi 1110 nach Uthlede 2010. Eine Zeitreise durch neun Jahrhunderte, Uthlede 2009, bes. S. 55–79: Dietrich Diederichs-Gottschalk: Das ist das Haus des Nikolaus – die Kirchengemeinde Uthlede; Otto Baur: 100 Jahre Posaunenchor Uthlede, in: Unter der Staleke. Heimatzeitung für die Gemeinde Hagen im Bremischen. Bemerkenswertes, Berichte, Begebenheiten, 2004, 154, S. 39; Johannes Göhler: Glaubensprobe meisterhaft in Holz abgebildet. Das Hiob-Relief im Altar der Uthleder St.-Nicolai-Kirche ist von franziskanischer Frömmigkeit geprägt, in: Zwischen Elbe und Weser 33,4 (2014), S. 13–15 [online]; Heinrich Schmidt-Barrien: Aus meinen Jungensjahren. In Uthlede, Hamelwörden und Barrien 1902–1917, Heide 1992, bes. S. 9–25; Johann Wellmann (Bearb): Ortsfamilienbuch Uthlede [CD-ROM], Bassum-Nordwohlde 2006; [Online-Ausgabe.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof, Pfarrhaus, Kirchenanlage; genealogy.net: Ortsfamilienbuch Uthlede; Wikipedia: St. Nikolaus (Uthlede).
Weitere Bilder
- Kirche
- Kirche
- Westportal
- Innenraum
- Innenraum
- Innenraum
- Altar
- Taufkessel
- Antependium
- Antependium
- Antependium
- Maria
- Johannes
- Apostelfigur
- Apostelfigur
- Gregorsmesse
- Taufe Christi
- Das Abendmahl
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 56.
- Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 405; UB Hamburg I, Nr. 128 [Digitalisat].
- Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 130 ff.
- Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 204.
- LkAH, L 5g, Nr. 313 (Visitation 1967).
- Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 405; UB Hamburg I, Nr. 128 [Digitalisat].
- UB Lilienthal, Nr. 68. Die Angabe bei Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 318, die Kirche in Uthlede sei „vor 1296 errichtet“, geht wohl auf eine irrtümliche Verdrehung der Jahreszahl 1269 zurück.
- UB Lilienthal, Nr. 177.
- RG Online, RG IV 07512, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/7512, 24.03.2025.
- Krause, Pfarrgeistlichkeit, S. 299 [Digitalisat]. Vgl. auch ebd., S. 283: „Aus der Reihefolge der Plebane ist vielleicht nicht immer auf die richtige Zeitfolge zu schließen, auch sind wohl die Plebane der Nachbarkirchen öfter aufgeführet, ohne daß dieses direct bemerkt wäre.“
- Visbeck, Nieder-Weser, S. 194 [Digitalisat]; Diederichs-Gottschalk, Kirchenumgestaltung, S. 270 ff.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7, resümiert: „beinahe das ganze Erzstift“ wurde lutherisch; Otte ist vorsichtiger und hält fest, es bleibt „für diese Jahre weiterhin schwierig zu beurteilen, ob der einzelne Prediger evangelisch predigte oder altgläubig“, da die Pfarrer – nicht zuletzt mit Blick auf Erhalt der eigenen Pfründe – mitunter „zweideutig“ agierten (Dannenberg/Otte, Reformation, S. 32). Für einen knappen Überblick zur Reformation im Erzstift Bremen vgl. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7 ff. sowie die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation.
- Dannenberg/Otte, Reformation, S. 38.
- NLA ST Rep. 5b Nr. 1463.
- Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 267 ff.
- NLA ST Rep. 5b Nr. 1463; vgl. auch ebd., Nr. 4142.
- NLA ST Rep. 5b Nr. 1463, vgl. auch ebd., Nr. 1480].
- Obenaus, Handbuch, S. 1491 ff.
- Baur et al., S. 56.
- LkAH, A 8 Nr. 436 [Digitalisat, Aufnahme 8 ff.].
- Zum Neubau: Baur et al., S. 60 ff.
- Baur, S. 39.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 821, Bl. 18. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 821, Bl. 18; LkAH, L 5g, Nr. 313 (Visitation 1953).
- 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 111.
- LkAH, L 5g, Nr. 313 (Visitation 1953).
- Gemeindebuch KK Wesermünde-Süd, S. 24; LkAH, L 5g, Nr. 313 (Visitation 1967).
- LkAH, L 5g, Nr. 313 (Visitation 1960).
- LkAH, L 5g, Nr. 313 (Visitation 1972).
- LkAH, L 5g, Nr. 313 (Visitation 1978).
- LkAH, L 5g, unverz., Sandstedt, Visitation 1995. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- Baur, S. 78 f.
- KABl. 2015, S. 26 ff.
- Im Stader Copiar von 1420 ist die Kirche nicht erwähnt, Hodenberg, Stader Copiar, S. 134 [Digitalisat].
- KABl. 1936, S. 93 f.
- KABl. 1940, S. 54. Vgl. auch 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 25 ff.
- KABl. 2012, S. 311 f.
- LkAH, A 8 Nr. 436 [Digitalisat, Aufnahme 12].
- LkAH, A 8 Nr. 436 [Digitalisat, Aufnahme 8 f.], teilweise zit. bei Baur et al., S. 56.
- Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 108.
- Vgl. Baur, S. 65 ff.
- LkAH, A 8 Nr. 436 [Digitalisat, Aufnahme 9]; Baur, S. 71.
- Diederichs-Gottschalk, Kirchenumgestaltung, S. 350. Die folgenden Zitate ebd., S. 353 und S. 354. Vgl. auch Baur, S. 63 ff.
- Ausführlich: Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 267 ff.; siehe auch Baur, S. 69.
- Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 274.
- Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 274.
- Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 279 ff.; Baur, S. 70.
- Baur, S. 70.
- Baur, S. 71.
- Baur et al., S. 60. Vgl. auch NLA ST Karten Neu Nr. 11253, Standriß der Orgel in der Kirche zu Uthlede (1772).
- LkAH, A 8 Nr. 436 [Digitalisat, Aufnahme 10].
- Inschrift nach Kiecker/Cappelle, KD Kr. Geestemünde, S. 108. Vgl. auch Topp, Tappe, S. 53.
- Im CB von 1788 ist zu den beiden damaligen Glocken vermerkt: „Die größere wird von der Kirche, und die kleinere von der Gemeine unterhalten“. Dementsprechend nennt die Inschrift der kleinen Glocke von 1823 die Bauerngeschworenen und nicht die Kirchgeschworenen.
- Visbeck, Nieder-Weser, S. 192 [Digitalisat].
- Schriefer: Hagen und Stotel, S. 245.
- Schriefer: Hagen und Stotel, S. 245.
- LkAH, A 8 Nr. 436 [Digitalisat, Aufnahme 12].
- Dieser und die beiden folgenden Namen nach: NLA ST Rep. 5b Nr. 1463; vgl. auch ebd., Nr. 1480].
























