Sprengel Stade, KK Wesermünde | Patrozinium: Luther | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Die Burg Hagen, erbaut wohl im 12. Jh., ist erstmals 1212 als castrum Hagena belegt; möglicherweise gehörte sie seinerzeit den Gf. von Stotel.1 Nachweislich 1244 war sie im Besitz des Bremer Erzbischofs: Die Zeugenliste einer erzbischöflichen Urkunde nennt Johannes advocatus in Hagen (Johannes, Vogt in Hagen).2 Neben der Burg entstand die Siedlung Hagen bzw. Dammhagen (bis 1866); für das weiter östlich gelegene ältere Hagen setzte sich der Name Dorfhagen durch.3 Die Burg Hagen war Sitz des gleichnamigen Amtes im Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit zählte Hagen im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und war dann Hauptort des gleichnamigen Kantons im Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches du Weser, Arrondissement Bremerlehe, 1811–1814). Ab 1815 war Hagen, nun im Kgr. Hannover, erneut Amtssitz. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Hagen zum Kr. Geestemünde, der 1932 im Lkr. Wesermünde aufging; dieser wiederum ging 1977 im neuen Lkr. Cuxhaven auf. 1974 wurden Dorfhagen und Kassebruch nach Hagen eingemeindet. Ab 1970 war Hagen Sitz der gleichnamigen Samtgemeinde; 2014 schlossen sich die Mitgliedsgemeinden zur Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen zusammen. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels heißt es 1961, die beiden Außendörfer Driftsethe und Kassebruch seien „rein bäuerlich, und in Hagen sind auch 18 größere landwirtschaftliche Betriebe, doch zwei Drittel der Einwohner des Ortes gehören dem Kleinbürgertum an (Geschäftsleute, Handwerker, Arbeiter und Angestellte)“.4 Im Jahr 1810 lebten knapp 450 Menschen in Hagen, 1910 etwa 710, 1950 gut 1.700 und 2017 rund 2.070 (nur Ortsteil Hagen).
Kirchlich gehörte Hagen bis Ende des 19. Jh. als Kapellengemeinde zum Kirchspiel Bramstedt. Mit Johannes capellanus de Hagen ist 1278 erstmals ein eigener Geistlicher belegt, der anscheinend für die Burgkapelle zuständig war.5 Im Verzeichnis der Stader Antoniusgilde, geführt bis etwa 1525, sind bei Hagenn drei Geistliche genannt: † Dom[inus] Luderus pleb[anus], † Dom. Christianus Oldebyer pleb. und Dom. Johannes Meyer; Jahreszahlen fehlen.6
Im Zeitalter der Reformation regierte mit Ebf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1502–1558) zunächst ein entschiedener Gegner der luth. Lehre im Stift Bremen (und gleichzeitig im Stift Verden). Trotzdem fasste der Protestantismus während seiner Regierungszeit Fuß in den Gemeinden des Erzstifts.7 Ebf. Christophs Bruder und Nachfolger in beiden Bistümern, Ebf. Georg (amt. 1558–1566), duldete den neuen Glauben. Der Bremer Ebf. Heinrich III. von Sachsen-Lauenburg (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant, verfolgte jedoch eine vorsichtige Kirchenpolitik; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung kam es während seiner Amtszeit nicht. Im Erzstift Bremen hat sich, zugespitzt formuliert, „eine allmähliche Reformation“ vollzogen, „die meistens auf Gemeindeebene begann“.8
Einzelheiten zur Entwicklung in Hagen sind nur wenige bekannt. 1567 wird Daniel von der Horst als ehemaliger Hagener Vikar erwähnt. Ortgis von Wersebe, dessen Familie der Kapelle anscheinend Güter gestiftet hatte, forderte das Bremer Domkapitel seinerzeit auf, die Kapelle wieder zu öffnen und für den öffentlichen Gottesdienst einen neuen Vikar einzustellen.9 Im Herbst 1575 heirateten in der Burgkapelle Hagen Anna von Broich, Tochter eines Kölner Ratsherrn, und Ebf. Heinrich III.; die Trauung hielt Schlossprediger Gade.
Die Gottesdienste in der Schlosskapelle besuchten neben den Familien aus Hagen wohl seit der ersten Hälfte des 17. Jh. auch Gemeindeglieder aus Kassebruch und Driftsethe; in Kassebruch soll zuvor eine Kapelle gestanden haben, die angeblich zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) zerstört wurde.10 In einer Beschreibung der Herzogtümer Bremen und Verden aus dem Jahr 1684 heißt es: „Zu Hagen ist das Ambt Hauß und ist dabey eine Prädicatur, daß der Schul-Meister zu Hagen daselbst auff dem Hause alle Sontage aufm Saale prediget“.11 Mit P. Hinrich Bornemann ist 1717 erneut der Name eines Geistlichen überliefert.
Während der langen Amtszeit von P. Johann Most (amt. 1766–1797) beschloss die Regierung im Jahr 1788, die Prädikatur nach seinem Tod aufzuheben. Denn die Kapelle – in der Akte ist die Rede von dem „in der Wohnung des zweyten Beamten zu Hagen vorhandenen Saal“ – würde für die Registratur benötigt.12 Die Einkünfte der Prädikatur sollte der Schullehrer von Hagen, Driftsethe und Kassebruch erhalten; zum Sonntagsgottesdienst hätten die Gemeindeglieder die Kirche in Bramstedt besuchen müssen. Als P. Most 1797 starb, war bereits eine andere Lösung für die Akten des Amtes gefunden und die Prädikatur blieb erhalten. Neuer Inhaber war Karl Jacob Heinrich Hollmer (amt. 1798–1810).13 Ab 1820 allerdings blieb die Stelle vakant und auch die monatlichen Gottesdienste, die der Bramstedter Pastor in Hagen halten sollte, wurden bald eingestellt.14 Im Jahr 1838 baten die drei Dörfer Hagen, Driftsethe und Kassebruch zum einen um die Wiederbesetzung der Stelle und zum anderen um die Wiederherrichtung der Kapelle auf Staatskosten.15 Sie verfolgten das Vorhaben mehrere Jahre lang, strengten in den 1850er Jahren einen Gerichtsprozess an, blieben jedoch erfolglos.16 Der Kapellengemeinde fehlte fortan die Kapelle.
Wohl seit Anfang der 19. Jh. existierte in Hagen ein jüd. Betraum; 1816 lebten vier jüd. Familien hier.17 Die 1844 eingerichtete Synagogengemeinde Hagen umfasste auch Altluneberg, Beverstedt, Bramstedt, Kassebruch, Harrendorf und Sandstedt, seit 1914 zudem Hinnebeck, Meyenburg, Schwanewede, Uthlede und Wersabe. 1861 stiftete Abraham Gottschalk der jüd. Gemeinde Hagen eine Synagoge.18
Die Gelder, die bis 1820 an den Hagener Prädikanten gezahlt worden waren, flossen seit Beginn Vakanz in einen besonderen Fonds. Dieser diente schließlich zum Neubau von Pfarrhaus und Kirche, der im Dezember 1895 beschlossen wurde.19 Zum 1. Juni 1896 löste das Konsistorium die KapG Hagen aus dem Kirchspiel Bramstedt heraus und errichtete die eigenständige KG Hagen.20 Das Gemeindegebiet umfasste zunächst nur Hagen und Kassebruch, 1914 kam auch Driftsethe hinzu.21 Einen Monat nach ihrer Gründung versammelte sich die neue Gemeinde am 1. Juli 1896 zur Grundsteinlegung der Kirche.22 Gut 14 Monate später feierte sie am 8. September 1897 die Einweihung, Der Hannoveraner Konsistorialbaumeister Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) hatte die Pläne entworfen; zahlreiche Ausstattungsstücke stifteten Gemeindeglieder.23 Erster Pfarrer der KG Hagen war P. Traugott Lohmann (amt. 1897–1911). Im Jahr 1909 gründete sich in Kassebruch ein Posaunenchor.24 Die Gemeinde richtete eine Gemeindeschwesternstation ein (zusammen mit Bramstedt), in der als dritte Diakonisse von 1935 bis 1973 Schwester Johanne Appeldorn aus dem Diakonissenmutterhaus Bremen arbeitete.25
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Adolf von Bremen (amt. 1927–1938) und P. Günther Helmke (amt. 1940–1949) das Pfarramt Hagen inne. Nach den Angaben im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gehörte P. von Bremen weder der NSDAP noch den DC an; P. Helmke war ebenfalls kein NSDAP-Mitglied, kirchenpolitisch habe er ab 1934 für etwa ein Jahr zu den Deutschen Christen gehört, der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft schloss er sich danach nicht an.26 Über den 1933 neu gewählten KV heißt es im Fragebogen: „6 Kirchenvorsteher, 3 nicht Pg., 2 PG., 1 SA.-Mitglied. Der KirchVorstand hat sich kirchlich durchaus bewährt, seine Pflichten jederzeit erfüllt und immer die Belange der Kirche vor die der Partei gestellt.“27 In den Unterlagen zur Visitation 1936 ist erwähnt, es habe zeitweise Bestrebungen gegeben, die Gemeindeschwester „durch eine braune zu ersetzen“.28 Die Synagogengemeinde Hagen zählte 1931 knapp 60 Gemeindeglieder. Während der Reichspogromnacht wurde die Hagener Synagoge „von auswärtigen SS-Leuten angezündet“; mindestens 13 Jüdinnen und Juden aus den Orten der Synagogengemeinde wurden während der NS-Zeit ermordet.29
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von 1.670 im Jahre 1939 auf etwa 2.880 im Jahr 1950 an.30 Gleichzeitig waren einige kath. Familien in das Gemeindegebiet gezogen und ab 1950 fand alle zwei Wochen sonntagsnachmittags eine kath. Messe in der ev. Kirche statt (noch 1961, seinerzeit gut 100 Gemeindeglieder).31 Die Struktur der ev.-luth. KG Hagen beschrieb P. Roland Duncker (amt. 1950–1961) als „halb dörflich, halb städtisch“.32 Ab 1965 gehörte dem KV Hagen erstmals eine Frau an (berufen), ab 1970 lag der Vorsitz nicht beim Pfarrer, sondern bei einem Laienmitglied.33
Nach der Visitation 1967 hielt der Sup. des KK Wesermünde-Süd in seinem Bericht fest, der Schwerpunkt der Gemeindearbeit verschiebe sich: „An die Stelle von Bibelstunden, Evangelisationen und Missionsfesten ist in starkem Maße die Seminararbeit und die jugendpflegerische sowie musikalische Arbeit getreten […] Den Jugendlichen steht sonntags das Gemeindehaus offen, es bestehen eine Werkgruppe, ein Jugendchor und zwei Sportgruppen.“34 1974 übernahm die KG die Trägerschaft des Kinderspielkreises in Driftsethe; die Schwesternstation war seit 1976 Teil der Sozialstation Beverstedt-Hagen35 Konfirmanden eröffneten 1977 im Gemeindehaus einen „Dritte-Welt-Basar“, seit 1985 bestand ein einmal wöchentlich geöffneter Laden..36 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die KG Hagen von 1979 bis 1997 Kontakte zur Kirchgemeinde Burkhardtsdorf im Erzgebirge.37 1997 lag die Zahl der Gemeindeglieder bei 2.690.38
Auf regionaler Ebene arbeitet die KG Hagen mit den KG Bramstedt, Sandstedt, Wersabe sowie Uthlede und Wulsbüttel (2015: KG Uthlede-Wulsbüttel) zusammen (Region Süd im KK Wesermünde-Süd; u. a. gemeinsame Konfirmandenarbeit). Aus dieser Zusammenarbeit ging 2018 der „Ev.-luth. KGV Wesermünde Südregion“ hervor, der die fünf Kirchengemeinden umfasst.39 Sie vereinbarten eine „enge inhaltliche, personelle und finanzielle Zusammenarbeit“.40
Umfang
Hagen im Bremischen sowie Börsten, Driftsethe (seit 1914, vorher KG Bramstedt41), Harmonie, Kassebruch, Rechtenflethermoor (seit 1981, vorher KG Sandstedt42) Tannendorf und Westpreußenweg Siedlung.
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der eigenständigen KG Hagen 1896 zur Insp. Sandstedt; 1924 KK Sandstedt. Dieser 1936 aufgegangen im KK Wesermünde-Geestemünde.43 Nach Aufhebung des KK Wesermünde-Geestemünde kam Hagen 1940 zum neuen KK Wesermünde-Süd.44 Seit dessen Fusion mit dem KK Wesermünde-Nord zum 1. Januar 2013 KK Wesermünde.45
Kirchenbau
Neugotischer, rechteckiger Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor und seitlichen, niedrigen Choranbauten, ausgerichtet nach Südosten, erbaut 1896/97 (Architekt: Conrad Wilhelm Hase, Hannover).46 Schiefergedeckte Satteldächer über Schiff und Chor, Pultdächer über Choranbauten. Ziegelmauerwerk, verziert mit Trauffriesen und Gesimsen aus glasierten Ziegeln, gestufte Strebepfeiler an Schiff und Chor. An den Längsseiten zweigeschossige Fenstergliederung: zwischen den Strebepfeilern jeweils gekuppeltes, zweiteiliges Spitzbogenfenster oben und gekuppeltes, zweiteiliges Segmentbogenfenster unten; am Nordwestende segmentbogige Nebenportale nach Nordosten und Südwesten, im Südosten weiterer Nebeneingang nach Südwesten; an den Choranbauten ein gekuppeltes, zweiteiliges Segmentbogenfenster; an der Südostseite des Chors ein drei gestufte Spitzbogenfenster, an den Seiten je ein Kreisfenster; nach Nordwesten links und rechts des Turms zweigeschossig angeordnete Schlitzfenster, darüber ein Kreisfenster. Im Innern u-förmige Holzempore auf hölzernen Stützen, die auch die Deckenkonstruktion tragen; flache Holzdecke über den Seitenemporen, trapezförmige Holzdecke in der Mitte; Kreuzrippengewölbe im Chor; Spitzbogen zwischen Chor und Schiff. Schablonenmalerei in Schiff und Chor (Jugendstilornamente), am Triumphbogen Medaillon mit Inschrift „IHS“. 1937 Innenrenovierung. 1962 Innenrenovierung, u. a. Wandmalereien übertüncht. 1975 Dachneudeckung. 1987 Innen- und Außenrenovierung, u. a. Wandmalerei restauriert (Horst Wulferts, Bennigsen), Emporen und Kanzel abgebeizt und lasiert, glasierte Ziegel ersetzt. 2020 Innenrenovierung.
Fenster
Drei figürliche Buntglasfenster im Altarraum: in der Mitte Auferstehung Christi, Inschrift: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Ev. Ioh. 1.25.“ (gestiftet vom Geheimen Medizinalrat Müller, Hannover), links die Segnung der Kinder, Inschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret es ihnen nicht, Ev. Luc. 18.16.“ (gestiftet von Tiedemann, New York), rechts der barmherzige Samariter, Inschrift: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Mat. 5.7.“ (gestiftet von Fedden, Hannover).47
Turm
Im Nordwesten querrechteckiger Turm mit Satteldach und vierseitigem, hoch ausgezogenen Dachreiter, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn, an der Nordwestseite des Satteldachs Uhrerker. Ziegelmauerwerk, verziert mit Trauffriesen und Gesimsen aus glasierten Ziegeln. Im Glockengeschoss zwei hohe, spitzbogige Schallfenster nach Nordwesten, je eins nach Nordosten und Südwesten. Nach Nordwesten hohe Spitzbogennische mit Segmentbogenportal, darüber Lutherstatue (gestiftet von Döscher, Geestemünde)48 flankiert von zwei Segmentbogenfenstern, im Bogenfeld Kreisfenster; an den Schmalseiten übereinander je ein Segmentbogenfenster und ein Spitzbogenfenster. 1953 neue Turmuhr. 1975 Dachneudeckung (Kupfer).
Vorgängerbau
Kapellenraum im Schloss bzw. Amtshaus, erbaut 1502. Wandmalereien: Um die Fenster spätgotische Kielbogenrahmung, an den Wänden Vorhangmalerei aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. (freigelegt ab 1979, „hoher Seltenheitswert“).49 1739 Kapellensaal renoviert.
Ausstattung
Hölzerner Blockaltar (1896/97), an der Frontseite Vierpassornamente mit Kreuz. – Hohe, neugotisch verzierte Holzkanzel (1896/97), polygonaler Kanzelkorb auf einer Mittelstütze, an den Wandungen Spitzbogennischen mit Dreipassbögen, vor den Ecken korinthische Säulchen. – Achtseitige, pokalförmige Holztaufe (1896/97), gestiftet von Amtsrichter von Dassel. – Außen: Gedenkstein auf dem Kirchplatz (1981), Inschrift: „Die Synagoge der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Hagen wurde 1938 abgebrannt. In betroffener Trauer mahnen wir: Macht Frieden mit allen Menschen, Menschen anderen Glaubens, anderer Sprache, Farbe, Herkunft oder Überzeugung“.
Orgel
1896 Orgelneubau, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 11 II/P, pneumatische Traktur, Kegelladen (Opus 358), Orgel gestiftet von Frau Hüncken.50 Zinnerne Prospektpfeifen (stumm) im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, 1921 durch Zinkpfeifen ersetzt.51 1964 Orgel nicht mehr spielbar. 1969 Orgelneubau, ausgeführt von Hans Wolf (Verden), 15 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen, Prospekt von 1896 als Hauptwerksprospekt erhalten. 1988 Umbau, Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), Rückpositiv zurückgesetzt, 15 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Zwei LG, I: gis’ (Stahl, Gj. 1950, Bochumer Verein), Inschrift: „Wachet und betet“; II: h’ (Bronze, Gj. 1890, F. Otto, Hemelingen), Inschriften: „Vivos voco, mortuos plango“ (Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich) und „F. Otto in Hemelingen“. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, wohl Gj. 1890, F. Otto, Hemelingen), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und zurückgegeben; im im Zweiten Weltkrieg erneut zu Rüstungszwecken abgegeben.52
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1897). – Gemeindehaus (Bj. 1963).
Friedhof
Kommunaler Friedhof im Nordwesten von Hagen; kommunale Friedhöfe in Driftsethe und Kassebruch (alle in Trägerschaft der Einheitsgemeine Hagen im Bremischen).
Liste der Pastoren (bis 1940)
Prädikatur: Um 1575 Gade (Schlossprediger). – Bis 1615 Simon Drosemann.53 – Um 1644 Christian Hoddersen. – Um 1717 Hinrich Bornemann. – 1766–1797 Johann Most. – 1798–1810 Karl Jacob Heinrich Hollmer.54 – 1810–1811 Ernst Heinrich Dressein. – 1814–1815 Johann Andreas Weise. – 1815–1818 Ludwig Friedrich Ernst. – 1818–1820 Friedrich Christoph Goldmann
Pfarrstelle: 1897–1911 Carl Theodor Traugott Lohmann. – 1911– 1927 Karl Johannes Heinrich Julius Pollitz. – 1927–1938 Adolf Otto Friedrich von Bremen. – 1940–1949 Günther Helmke.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 385 (mit Ergänzungen)
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 2 Nr. 626–627 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 801 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 3179–3182 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 68
(CB); A 9 Nr. 2646
(Visitationen); B 2, G 9 Nr. 1127 (Baupflege und Bauwesen); D 85 (EphA Wesermünde-Süd); E 5 Nr. 0421 (Konsistorialbaumeister); L 5g Nr. 185–186, 949 (LSuptur. Hagen); S 09 rep Nr. 1163 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7301 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1896
Trauungen: ab 1896
Begräbnisse: ab 1896
Kommunikanten: ab 1896
Konfirmationen: ab 1896
Früher siehe Bramstedt.
Literatur & Links
A: 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 84–89; Gemeindebuch KK Wesermünde-Süd, S. 22–23; Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 198–201; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 582; Kiecker/Cappelle, KD Kr. Geestemünde, S. 63–66; Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 43–44; Obenaus, Handbuch I, S. 688–690; Talkenberger, Quellen, S. 192–193.
B: Curt Allmers: Zur Geschichte des Amtes Hagen [Kr. Wesermünde] vor dem Dreißigjährigen Kriege, in Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 34 (1953), S. 87–94; Rolf Augustin (Hrsg.): Im Schatten der Burg Hagen. Neue Beiträge zur Geschichte von Hagen in Bremischen, Kiel 2012; Axel Jürgen Behne: Die Burg Hagen im Bremischen. Geschichte – Baugeschichte – Kunstgeschichte, Hagen 1994; E. Beins: Das älteste Register des Amtes Hagen aus dem 1. Viertel des 15. Jh., in: Stader Archiv 27 (1937), 233–238; Peter Heß (Red.): 100 Jahre Martin-Luther-Kirche zu Hagen im Bremischen, Driftsethe 1997; Julia Kuhnt, Jutta Siegmeyer, Peter Heß & Hansdieter Kurth (Bearb.): Die Samtgemeinde Hagen. Heimat zwischen Marsch, Moor und Moränen (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern 35), Bremerhaven 2002, bes. S. 103–105; Heinrich Schriefer: Hagen und Stotel, Geestemünde 1901 [ND Bremen 2011], bes. S. 149–167; Jutta Siegmeyer: Das Amt Hagen in schwedischer Zeit 1646 bis 1720, Stade 2016.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Altarraum; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche; Wikipedia: Martin-Luther-Kirche (Hagen im Bremischen).
GND
2139170-1, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Hagen im Bremischen)
Website der Kirchengemeinde (18.02.2024)
Fußnoten
- Hodenberg, Diöcese Bremen II, S. 76. Vgl. zur Burg EBIDAT, Art. Hagen. Vgl. auch Behne, S. 1 ff.
- Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 968.
- Nach Schriefer, Hagen und Stotel, S. 153, wird bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1139 zwischen Dorfhagen und Dammhagen unterschieden; der Urkundentext nennt jedoch zum einen Land in Hagen und zum anderen den Zehnten in Hagan. Lediglich in einer fast 300 Jahre jüngeren Urkunde, die den Text der älteren Urkunde enthält und bestätigt (Transsumpt), ist Hagen durch Dorphagen und Hagan durch Hagen ersetzt, vgl. Bremisches UB I, Nr. 30 mit Anmerkungen.
- LkAH, L 5g, Nr. 186 (Visitation 1961).
- Regesten Ebf. Bremen, Nr. 1281.
- Krause, Pfarrgeistlichkeit, S. 299 [Digitalisat]. Vgl. auch ebd., S. 283: „Aus der Reihefolge der Plebane ist vielleicht nicht immer auf die richtige Zeitfolge zu schließen, auch sind wohl die Plebane der Nachbarkirchen öfter aufgeführet, ohne daß dieses direct bemerkt wäre.“
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7, resümiert: „beinahe das ganze Erzstift“ wurde lutherisch; Otte ist vorsichtiger und hält fest, es bleibt „für diese Jahre weiterhin schwierig zu beurteilen, ob der einzelne Prediger evangelisch predigte oder altgläubig“, da die Pfarrer – nicht zuletzt mit Blick auf Erhalt der eigenen Pfründe – mitunter „zweideutig“ agierten (Dannenberg/Otte, Reformation, S. 32). Für einen knappen Überblick zur Reformation im Erzstift Bremen vgl. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7 ff. sowie die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation.
- Dannenberg/Otte, Reformation, S. 38.
- Dannenberg/Schulze, Geschichte III, S. 39.
- Schriefer, Hagen und Stotel, S. 149.
- Stade, Herzogthümer, S. 36 [Digitalisat].
- LkAH, A 6 Nr. 3180, Bl. 10.
- LkAH, A 6 Nr. 3180, Bl. 142v.
- LkAH, A 6 Nr. 3180, Bl. 38; Schriefer, Hagen und Stotel, S. 150.
- LkAH, A 6 Nr. 3180, Bl. 84 ff.
- Schriefer, Hagen und Stotel, S. 150 f.
- Zum Folgenden: Obenaus, Handbuch I, S. 688 ff.
- Schriefer, Hagen und Stotel, S. 156.
- Schriefer, Hagen und Stotel, S. 151; Heß, S. 11. ff.
- KABl. 1896, S. 25 f.
- KABl. 1914, S. 26 f. Die Grundstücke des Norder-Oster-Stader Waisen- und Pflegehauses waren bereits 1901 von Bramstedt nach Hagen umgepfarrt worden, KABl. 1901, S. 61.
- Text der Urkunde zur Grundsteinlegung: Heß, S. 14 f.
- Schriefer, Hagen und Stotel, S. 152.
- Heß, S. 49 ff.
- Zu Schwester Johanne Appeldorn: Kuhnt, Siegmeyer, Heß & Kurth, S. 59 ff.; Heß, S. 34 f.
- LkAH, S 1 H III Nr. 821, Bl. 13. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
- LkAH, S 1 H III Nr. 821, Bl. 13.
- LkAH, L 5g, Nr. 186 (Visitation 1936).
- Obenaus, Handbuch I, S. 690.
- LkAH, S 1 H III Nr. 821, Bl. 13; LkAH, L 5g, Nr. 186 (Visitation 1950).
- LkAH, L 5g, Nr. 186 (Visitationen 1950 und 1961). Vgl. auch Heß, S. 46 ff. Vor 1950 durfte die kath. Gemeinde die ev.-luth. Kirche in Hagen nicht nutzen.
- LkAH, L 5g, Nr. 186 (Visitation 1950).
- 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 85; Heß, S. 18.
- LkAH, L 5g, Nr. 185 (Visitation 1967). Zur Jugendarebiet vgl. Heß, S. 38 ff.
- 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 87; Heß, S. 61.
- Heß, S. 31 ff.
- Heß, S. 65. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- LkAH, L 5g, unverz., Hagen, Visitation 1997.
- KABl. 2018, S. 36 ff.
- KABl. 2018, S. 37 (Satzung des Evangelisch-lutherischen Kirchengemeindeverbandes
Wesermünde Südregion, § 2). - KABl. 1914, S. 26 f. Die Grundstücke des Norder-Oster-Stader Waisen- und Pflegehauses waren bereits 1901 von Bramstedt nach Hagen umgepfarrt worden, KABl. 1901, S. 61.
- KABl. 1981, S. 5.
- KABl. 1936, S. 93 f.
- KABl. 1940, S. 54. Vgl. auch 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 25 ff.
- KABl. 2012, S. 311 f.
- Siehe auch https://glass-portal.hier-im-netz.de/cwhase/g-l/hagen_hb_kirche.htm.
- Kuhnt, Siegmeyer, Heß & Kurth, S. 104 f.
- Schriefer, Hagen und Stotel, S. 152.
- Behne, S. 77 ff.; Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 199; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 582.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 105; Schriefer, Hagen und Stotel, S. 152.
- Heß, S. 21.
- Heß, S. 22 f.
- NLA ST Rep. 5b Nr. 1456.
- Dieser und die folgenden vier Namen: LkAH, A 6 Nr. 3180, Bl. 142v.