Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Harlingerland | Patrozinium: kein mittelalterliches Patrozinium bekannt | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist das Dorf erstmals 1420 im Stader Copiar als Reckenstede genannt.1 Roggenstede gehörte zur ostfriesischen Landesgemeinde Harlingerland (1237: terram Herlingi, 1289: universitas terre Herlingie).2 In der Häuptlingszeit war das Dorf Teil der Herrlichkeit (später Amt) Esens, in der ab 1454 die Häuptlingsfamilie Attena regierte, die mit Stedesdorf und Wittmund auch die beiden anderen Herrlichkeiten des Harlingerlandes innehatte (ab 1532 als Lehen der Hzg. von Geldern).3 1540 erbten die Gf. von Rietberg das Territorium. Nach der Heirat von Walburgis von Rietberg († 1586) und Gf. Enno III. († 1625) im Jahr 1581 kontrollierten seit 1582 die ostfriesischen Grafen das Harlingerland. Mit dem Berumer Vergleich im Jahr 1600 kam das Gebiet endgültig an die Gft. Ostfriesland. Das Dorf Roggenstede blieb Teil des Amtes Esens. Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur in Ostfriesland unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Roggenstede zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Jever, Kanton Esens), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Roggenstede 1866 erneut an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte Roggenstede zum Lkr. Wittmund. 1972 wurde das Dorf nach Dornum eingemeindet und ist seither Teil des Lkr. Aurich. Im Jahr 1955 setzte sich die Gemeinde aus „Bauern, Landarbeitern und Flüchtlingen zusammen“4; 1968 nannte der stellvertretende Esenser Sup. Roggenstede „eine sich ständig verkleinernde Landgemeinde“.5 Im Jahr 1811 lebten 210 Menschen in Roggenstede, 1905 gut 275, 1939 knapp 310, 1946 fast 415 und 2005 gut 260.

Orgel

Orgel

Ältestes Zeugnis der Kirchengeschichte Roggenstedes ist der Taufstein aus Bentheimer Sandstein, der etwa in der ersten Hälfte des 13. Jh. gefertigt wurde. Etwas jünger ist das Kirchengebäude; es geht vermutlich zurück auf das dritte Viertel des 13. Jh. Namen vorref. Geistlicher sind nicht überliefert.
Über die Entwicklungen in Roggenstede während der Reformationszeit ist nichts bekannt. Die Pfarrer der Dörfer Burhafe, Dunum und Ardorf sollen um 1525 die ersten luth. Predigten im Harlingerland gehalten haben.6 Der geldrische Statthalter Bernhard von Hackfort, der von 1532 bis 1538 in Esens aktiv war, bekämpfte die Ausbreitung der Reformation. Häuptling Balthasar Attena († 1540), der zum luth. Bekenntnis übergetreten war, setzte 1538 Magister Johann Fischbeck als Sup. des Harlingerlandes ein. Gemeinsam mit dem Wittmunder P. Johann Plücker (amt. nach 1511–1540) visitierte Sup. Fischbeck die Gemeinden des Harlingerlandes. Im Gegensatz zur Gft. Ostfriesland, wo sich ein Nebeneinander ref. und luth. Kirchspiele herausgebildet hatte, war die Reformation im Harlingerland allein luth. ausgerichtet. Die Patronate über die Pfarrstellen fielen dem Landesherrn zu – auch dies ein Gegensatz zur Gft. Ostfriesland, in der sich das Interessentenwahlrecht durchgesetzt hatte. Eine KO erhielt das Harlingerland erstmals 1573/74 von Gf. Erich von Hoya († 1575), der das Territorium seit seiner Heirat mit Armgard von Rietberg († 1584) im Jahr 1571 regierte. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden in der Gft. Ostfriesland, zu der das Harlingerland seit 1600 gehörte. Die 1716 veröffentlichte zweite Auflage dieser KO ist bis heute gültig.7
Für 1579 ist mit P. Heinrich Boner erstmals der Name eine luth. Geistlichen in Roggenstede überliefert. Wohl während seiner Amtszeit oder etwa später unter P. Georg Prätorius (amt. 1582–1598) entfernte die Gemeinde die Bildwerke – Schnitzfiguren oder Reliefs – aus dem vorref. Altarretabel. Als Ersatz wurden lateinische und niederdeutsche Inschriften eingefügt, u. a. das reformatorische Motto „VDMIAE“ (Verbum domini manet in aeternum, das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit) und die Jahreszahl „1582“.8 Diese Umgestaltung des Altars ist ein Beispiel für „extreme evangelische Bilderfeindlichkeit und Ablehnung jeglichen künstlerischen Gestaltungswillens“.9 Gut ein Jahrhundert später schenkte die Nachbargemeinde Dornum der Kirche Roggenstede ein anderes Schriftretabel, angefertigt zwischen 1590 und 1594. Die Gemeinde ließ es vor dem älteren anbringen, das auf diese Weise erhalten blieb.10

Kirche, Ansicht von Nordosten, um 1955, Grafik

Kirche, Ansicht von Nordosten, um 1955, Grafik

Balthasar Arend schrieb in seiner „General-Beschreibung des Harlingerlandes“ (1684), die Kirche in Roggenstede sei eine „derer Geringsten dieser Herrlichkeit“. Seinerzeit waren die Gewölbe bereits teilweise abgetragen und die Kirche wirkte armselig und baufällig.11 Erst 1700 ließ die Gemeinde die Decke und Dach der Kirche instand setzen. Darüber hinaus war Arend die „so ansehnliche, herrliche Glocke“ der Gemeinde eine besondere Erwähnung wert: Die 1627 gegossene Glocke, die bis heute (2023) im Glockenturm hängt, könne „wegen ihres besonderen Klanges den Preis unter allen Glocken dieser umbliegenden Gegend behaupten“.12 Schule und Lehrer lassen sich in Roggenstede erst seit der ersten Hälfte des 18. Jh. nachweisen.13
Als gering dotierte Pfarrstelle in einer kleinen Gemeinde (1786 knapp 160 Gemeindeglieder) erhielt Roggenstede seit 1822 Zuwendungen aus dem neu eingerichteten Kirchen- und Schulunterstützungsfonds (ebenso wie Fulkum, Thunum, Westerbur und Westerholt im Amt Esens).14 Ministerium und Konsistorium in Hannover hatten eine Zusammenlegung kleiner Pfarrstellen favorisiert, aber der Auricher GSup. Johann Ernst Müller (amt. 1821–1837) setzte sich erfolgreich für ihren Erhalt ein.
Nach der Emeritierung von P. Andreas Janssen Müller (amt. 1898–1934) blieb die Pfarrstelle Roggenstede vakant und P. Johannes Mammen (amt. 1914–1947) aus Ochtersum übernahm die Versorgung der Gemeinde. Kirchenpolitisch gehörte er zu den Deutschen Christen Thüringer Richtung.15 Nach zwei Jahrzehnten erhielt die KG Roggenstede mit Pfv. Gunther Müller (amt. 1954–1959) wieder einen eigenen Geistlichen. Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1955 bei gut 335. Seit 1959 versah Pfd. Johannes Fischer (amt. 1959–1972) neben Roggenstede auch die vakante KG Fulkum.
Zum 1. April 1974 wandelte das LKA Hannover die KG Roggenstede in eine KapG um und gliederte sie in die KG Westeraccum ein, zu der seit 1973 bereits die ebenfalls in eine KapG umgewandelte Gemeinde Westerbur gehörte.16 Die vier Orte des Kirchspiels – Westeraccum, Westeraccumersiel, Westerbur und Roggenstede – bewahrten sich ein Eigenleben (u. a. Sing- und Frauenkreis in Roggenstede) und 1987 beantragten die beiden KapG, wieder zu Kirchengemeinden erhoben zu werden. Zum 1. Januar 1989 entsprach das Landeskirchenamt diesen Wünschen; gleichzeitig verband es die drei Gemeinden durch das Pfarramt Westeraccum.17 Von 1986 bis 1994 versah das Ehepaar Pn. Elke und P. Claus Garrelts die Pfarrstelle der drei Gemeinden gemeinsam. 2001 wurde die Pfarrstelle in eine halbe Stelle umgewandelt.18
Zum 1. Januar 2023 gründeten die KG Roggenstede, Westeraccum und Westerbur die „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde An der Ee“. Als Ortskirchengemeinde ist die KG Roggenstede weiterhin eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.19

Umfang

Roggenstede.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des bremischen Domscholasters (sedes Ochtersum).20 – Roggenstede unterstand von 1631 bis 1643 dem luth. Coetus in Esens und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium in Aurich. Mit dem Erlass der Insp.-Ordnung für das Fsm. Ostfriesland kam die Gemeinde 1766 zur 7. luth. Insp. (Amt Esens; zwischen 1804 und 1818 umbenannt in 8. Insp., 1859/60 wieder 7. Insp.).21 1924 KK Esens. Der KK Esens schloss sich mit dem KK Wittmund zum 1. Januar 1974 zum neuen KK Harlingerland zusammen.22

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Spätromanischer, rechteckiger Saalbau mit halbrunder Apsis, erbaut zwischen 1250 und 1275. Satteldach, Apsis mit halbem Kegeldach. Granitquadersockel; Backsteinmauerwerk, oberer Bereich der Längswände mit Lisenen gegliedert; Apsis mit Lisenen und Rundbogenfries. An der Südseite sechs unregelmäßig angeordnete rund- und flachbogige Sprossenfenster (ursprüngliche Fenster zwischen den Lisenen, andere später gebrochen, u. a. zur Belichtung der Kanzel, der Westempore und des Raums unter der Westempore); auf der Nordseite drei rundbogige Sprossenfenster; Apsis mit drei rundbogigen Sprossenfenstern; alle Gewände weiß gefasst. Nach Norden rundbogiger Eingang mit Granitquadereinfassung, korbbogiger Nebeneingang und vermauertes Rundbogenportal nach Süden. Vermauertes Hagioskop bei der Südostecke. Im Innern flache Balkendecke; Gewölbeansätze; Korbbogen zwischen Apsis und Schiff; Westempore mit gemalten Musikinstrumenten am mittleren Brüstungsfeld (1987 freigelegt); Wandmalerei an der Südwand (stehende Christusfigur mit Kugel und Kreuz). 1657 Schäden am Dach, Zuganker vorhanden. 1670 Teile des dreijochigen Gewölbes abgenommen. 1700 Reste des Gewölbes abgebrochen und flache Balkendecke eingezogen, Mauerkrone abgetragen, Dach erneuert. 1788 Westmauer abgetragen und neu aufgemauert, Kirche dabei um 1,9 Meter verkürzt. 1891 Apsisgewölbe eingestürzt, Apsis nach altem Vorbild neu errichtet. 1957 Sanierung, u. a. Ringanker aus Stahlbeton eingezogen, Decke erhöht, neuer Dachstuhl, Lettnerwand zwischen Altarraum und Schiff abgebrochen.23 1984 Außenrenovierung. 1987–89 Innenrenovierung; mittelalterliche Malereien entdeckt (aus Kostengründen nicht freigelegt).

Turm

Nordöstlich der Kirche freistehender, Glockenturm mit quadratischem Grundriss und Zeltdach, bekrönt mit Schwan, erbaut im 13. Jh. (geschlossener Typ, zweigeschossig). Backsteinmauerwerk. An jeder Seite eine große, flachbogige Schallöffnung, Glocke hängt in der nördlichen Schallöffnung. Rechtecktür nach Westen. Rundbogiger Eingang nach Norden, vermauerter Rundbogen nach Süden (ursprünglich Durchgangsturm). 1657 Turm bei Sturm schwer beschädigt. 1706 Südseite vermauert und Armenstube in Erdgeschoss eingerichtet. 1857 Giebel abgebrochen und Sattel- durch Zeltdach ersetzt.

Ausstattung

Gemauerter Blockaltar mit Holzmensa und hölzernem, dreiflügeligem Schriftretabel (zwischen 1590 und 1594), Mittelfeld flankiert von kannelierten Pilastern, die Gebälk tragen; am Gebälk Inschrift: „Det sint de Hövetstvcke christlikcer Lehr“; im Mittelfeld Kelch und zwei geflügelte Engelsköpfe, über dem Kelch Vaterunser, im Kelch Einsetzungsworte des Abendmahls, links und rechts des Kelchs die Zehn Gebote, Katechismusfrage und das Glaubensbekenntnis; im linken Flügel Ruf zum Tisch des Herrn (Ps 66,5, Ps. 116,13, Joh 4,14, Joh 6,51, Ps 34,9), im rechten Flügel Vermahnung (Ps 41,7 [angegeben ist „Ps 68“], Ps 27,4, Ps 84,5, Ps 46,5, Pred 4,17); Retabel befand sich ursprünglich in Dornum, 1683 der Kirche Roggenstede geschenkt und dort vor einem älteren Retabel angebracht, 1987/88 restauriert; Retabel dokumentiert „eine transkonfessionelle Phase lutherischer und reformiert-zwinglianischer Tradition und ist ein Zeugnis der Zwischenzeit vor der streng lutherischen Konfessionalisierung“.24 Hinter dem Dornumer Retabel befinden sich Reste eines spätmittelalterlichen Retabels, ursprünglich mit Figuren oder Reliefs, diese vor 1582 entfernt, Goldhintergrund zu Ockergelb verändert und mit lateinischen und niederdeutschen Inschriften versehen, fragmentarisch erhalten: „Lvcae XI. A[v]ribus acc[ipivnt] q[vicvmqve] verba salvtis haec[qu]e e[a]de[m] ser[va]nt svn[t] ter[qve] qv[a]terq[ve] beati“ (Lk 11, Diejenigen, die mit den Ohren die Worte des Heils vernehmen und ebendiese bewahren, sind unendlich selig), „Hoer gotts wort, bete dabi dat solckes de hogsstegotts denst si und wen[n] du gotts wort ofts gehort dein ock v lacens dij gebote“ (Höre Gottes Wort, bete dabei, solches ist Dienst am höchsten Gott, und wenn du Gottes Wort oft gehört hast, dann lebe du auch nach den Geboten) und „VDMIAE 1582“ (Verbum domini manet in aeternum, das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit).25 Im 19. Jh. Wappentafeln oberhalb des Retabels entfernt und Ende des 20. Jh. verschenkt; 1957 gotischer Baldachin über dem Retabel abgenommen.26 – Taufe aus Sandstein (erste Hälfte 13. Jh., Bentheimer Typ), zylindrisches Becken mit Rankenornament, am Schaft vier Löwenfiguren, vierseitiger Fuß. – Holzkanzel (um 1480/1500, mehrfach verändert) mit Schalldeckel (1988), farbig gefasst; Fialen vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs; Wandungen mit rundbogigen Füllungen und Gemälden (vielleicht 18./19. Jh.): Moses mit Gesetzestafeln sowie inschriftlich bezeichnet die Evangelisten Matthäus, Lukas und Johannes, Gemälde jeweils flankiert von vier eingekerbten, stilisierten Kerzen; Gemälde 1988 freigelegt; älterer Schalldeckel trug die Inschrift: „Es spriek eine Stimm predige Esaias c 8 nach de Gesetz v[or] Zevgen“.27 – Gemauertes Sakramentshäuschen (frühes 15. Jh.), hell gefasst, mit Quader- und Rautenbemalung; gemalte Kreuze; Bemalung 1988 freigelegt (wohl original). – Hochgotisches Kruzifix (erste Hälfte 14. Jh.), Holz; zeitweise oberhalb des Altarretabels angebracht; 1959 restauriert und ergänzt (Christian Buhmann, Hannover), 2017 restauriert (Erdmann und Ahrends, Lauenburg/Elbe). – Holztafel (um 1895), „1870–1895. Zur Erinnerung an die für’s Vaterland im Kriege 1870/71 gefallenen Krieger aus Roggenstede…“. – Votivschiff „Suevia“ (1881).28 – Ehemalige Ausstattung: Grabstein für P. Theodor Henrici Jemanni († 1666), Inschrift: „Hic jacet reverendus et doctissimus dominus Theodorus Henrici Jemanni, Jevera Frisius, primum cantor et rector scholae Esensis, deinde Pastor Spikerogensis per annos tres, tandem Pastor Roggenstedensis per annos triginta tres. Obiit anno 1666 die S Andreae sacro“ (Hier liegt der ehrwürdige und sehr gelehrte Her Theodor Hinrichs Jemanns, ein Friese aus Jever, zuerst Kantor und Rektor der Schule in Esens, dann drei Jahre Pastor auf Spiekeroog, endlich 33 Jahre Pastor zu Roggenstede. Er starb am St. Andreastage 1666).29

Orgel

Alte, kleine Orgel 1829 in Kirchenrechnungsbüchern als „durchaus unbrauchbar“ beschrieben.30 Orgelneubau 1829–33, ausgeführt von Johann Gottfried Rohlfs & Söhne (Esens), 8 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; Inschrift: „Der Urheber und Ausverdinger dieser neuen Orgel ist gewesen der Kirchen- und Armensvorsteher Folkert Claasen im Jahre 1827. – Der Bau durch den Orgelbauer Johann Gottfried Rohlfs und Söhne aus Esens beendigt im Jahre 1833“; Instrument aufgestellt auf Empore im Osten vor dem Chor. 1882 Reparatur, Orgel wohl nach Westen versetzt. 1899 Änderung der Disposition, Johann Diepenbrock (Norden). 1953 Restaurierung, Alfred Führer (Wilhelmshaven). 1975 Reparatur, Alfred Führer (Wilhelmshaven). 1988/89 Restaurierung, Martin Haspelmath (Walsrode), 8 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Eine LG, es’ (Bronze, Gj. 1627, Franziskus Simons & Andrée Oberti, Lothringen), Inschrift: „Anno 1627 auf des hochwohlgeb[orenen] Graf und Herrn Rudol[f] Christ[ian] Consens, Here to Ostfr[iesland], hat de Gemen tho Roggenstede disse Glocke gossen. Conradus Frilling Pastor. Harmen Warn Prin. M[eister] Franciscus Simon und Oberti Lothringers“; Glocke wohl in Roggenstede gegossen; um 1684 als klangschönste „unter allen Glocken dieser umbliegenden Gegend“31 beschrieben; Glocke um 2000 gerissen, 2001 repariert von Firma Lachenmeyer (Nördlingen), auch neue Krone gegossen und eingeschweißt. – Früherer Bestand: 1624 soll Mansfelder Söldner zwei Glocken (Bronze) geraubt haben.32 1857 nur eine Glocke vorhanden.33 Eine kleine Glocke (Bronze), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.34

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarr- und Gemeindehaus (Bj. 1897).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof bei der Kirche.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1579 Heinrich Boner. – 1582–1598 Georg Prätorius. – 1605–1608 Friedrich Habben. – Bis 1620 Bartholomäus Hilarius. – 1620–1634 Conrad Froeling. – 1634–1666 Theodor Henrici Jemanni. – 1666–1701 Anton Günther Fabricius. – 1701–1743 Christian Friedrich Hagius. – 1743–1750 Dietrich Ludwig Gödeken. – 1750–1755 Dierk Osten. – 1755–1775 Hippo Sybold Sandhorst. – 1775–1783 Hendrik Ludwig Spark. – 1783–1784 Georg Christian Menssen. – 1784–1805 Michael Pelster. – 1805–1809 Joachim Rudolph Meier. – 1809–1821 Hermann Eberhard Schnedermann. – 1821–1840 Joachim Rudolph Meier. – 1840–1849 Otto Hayen Beckmann. – 1849–1861 Johann Friedrich Ernst Thalheim. – 1861–1872 Hermann Christoph Hicken. – 1872–1877 Johann Friedrich Wilhelm Remmers. – 1878–1886 Christoph Gerhard Hermann Beckmann. – 1886–1897 Weardus Andreas Otto Weers. – 1898–1934 Andreas Janssen Müller.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 320–321

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 7123–7126 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. Digitalisat126, Digitalisat369 (CB); A 12d, Nr. 211, Digitalisat433 (GSuptur. Aurich); D 54 (EphA Esens); L 5i, Nr. 84, 133, 318–319, 321, 670 (LSuptur. Aurich); S 09 rep Nr. 1969 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7377 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1634
Trauungen: ab 1634
Begräbnisse: ab 1716
Kommunikanten: ab 1666 (Lücken: 1762–1801)
Konfirmationen: ab 1802

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1144–1145; Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 108–127 und S. 135–141; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 128–132, S. 486; Haiduck, Architektur, S. 136–138; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 210–211; Meinz, Sakralbau Ostfriesland, S. 149; Meyer, Pastoren II, S. 320–321; Noah, Kirchen Harlingerland, S. 26–32; Nöldeke, Schätze, S. 79–80; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 521–522; Pape, Haspelmath, S. 196–197; Rauchheld, Glockenkunde, S. 117; Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 106–107; Steiger, Gedächtnisorte I, S. 128–132; Voß & Hafner, Prediger-Denkmal, S. 26–27.
B: Hartwig Mammen: Roggenstede. Quellen und Fundstücke aus seiner Geschichte, Westerholt 2000, bes. S. 7–21; Hartwig Mammen: Reckenstede, Roggenstädt, Roggenstede. Beiträge zur Geschichte des Dorfes Roggenstede im Harlingerland, Westerholt 1995, bes. S.13–69; Robert Noah: Die Kirche in Roggenstede, in: Harlinger Heimatkalender 58 (2007), S. 70–76; [Reinhard Schnettler]: Die Kirche zu Roggenstede. Ein kleiner Kirchenführer durch eine Warftkirche im Harlingerland/Ostfriesland, Westerbur 1988; Reinhard Schnettler: Lateinische Altar-Inschrift entziffert und gedeutet. Zur Roggensteder Kirchengeschichte, in Harlinger Heimatkalender 40 (1989), S. 31–32; Karl-Heinz de Wall: Dornum und seine Gemeinden, in: Harlinger Heimatkalender 67 (2016), S. 37–44.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland ( https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Roggenstede (.pdf); Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.


Fußnoten

  1. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53.
  2. Ostfriesisches UB I, Nr. 23 und Nr. 39. Vgl. dazu Salomon, Geschichte, S. 42 ff.
  3. Ostfriesisches UB I, Nr. 692. Vgl. Salomon, Geschichte, S. 142 ff.
  4. LkAH, L 5i, Nr. 84 (Visitation 1955).
  5. LkAH, L 5i, Nr. 318 (Visitation 1968).
  6. Vgl. zum Folgenden: Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 357 ff.; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 155 f.
  7. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  8. Ausführlich: Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 135 ff. Schnettler, Altar-Inschrift, S. 31. Die Jahreszahl 1582 wurde mitunter irrtümlich als 1587 gelesen, da die 2 als „Z“ geschrieben ist.
  9. Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 141.
  10. Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 108. Vgl. auch ebd., S. 82.
  11. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 106.
  12. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 106.
  13. HOO, Artikel Roggenstede.
  14. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 433.
  15. LkAH, L 5i, Nr. 92 (Visitation 1936); ebd., Nr. 163 (Schreiben LSup. Elster an LKA Hannover, 29.04.1946).
  16. KABl. 1974, S. 115.
  17. KABl. 1988, S. 172 f.
  18. KABl. 2001, S. 86.
  19. KABl. 2022, S. 159 ff.
  20. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53.
  21. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 684.
  22. KABl. 1974, S. 34.
  23. Noah, Kirchen Harlingerland, S. 27. Die Mauer war etwa 1,1 Meter hoch und trug einen hölzernen Aufbau und hatte in der Mitte einen Durchgang. Nach einer Beschreibung von 1862 war die Mauer ursprünglich höher und besaß zum Schiff hin 13 Nischen. Abbildung des Zustands um 1950: [Schnettler], Kirche, S. 20.
  24. Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 127. Ausführlich zum Altar: ebd., S. 108 ff. Siehe auch Steiger, Gedächtnisorte I, S. 128.
  25. Ausführlich: Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 135 ff. Schnettler, Altar-Inschrift, S. 31. Die Jahreszahl 1582 wurde mitunter irrtümlich als 1587 gelesen, da die 2 als „Z“ geschrieben ist.
  26. Abbildung des Zustands um 1950: [Schnettler], Kirche, S. 20.
  27. [Schnettler], Kirche, S. 14 ff.; Diederichs-Gottschalk, Schriftaltäre, S. 140. Nach Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 130, zeigen die Gemälde „die vier Evangelisten (stehend)“; Inschrift am Schalldeckel ebd., S. 130 f.
  28. [Schnettler], Kirche, S. 19.
  29. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 106.
  30. Zit. bei [Schnettler], Kirche, S. 18.
  31. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 106.
  32. HOO, Artikel Roggenstede.
  33. LkAH, A 8, Nr. 369 [Digitalisat, Aufnahme 51].
  34. LKA, G 9 B/Roggenstede Bd. I, Bl. 41.