Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Norden | Patrozinium: Warnfried1 | KO: Ostfriesische KO von 1716
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist das Dorf erstmals 1387 als Astedele nachgewiesen. Das gleichsam dazugehörige Westeel (Westedele) war seinerzeit bereits überschwemmt und untergegangen. Die Urkunde von 1387 nennt beide Orte und bezeugt, dass die ehemaligen Westeeler die Ruine ihrer Kirche der Gemeinde Marienhafe geschenkt hätten; ihre Steine sollten dabei helfen, die dortige, von einem Feuer zerstörte Kirche wiederherzustellen.2 Osteel gehörte zur ostfriesischen Landesgemeinde Brokmerland. Nachdem Ks. Friedrich III. im Jahr 1464 Ulrich I. Cirksena zum Reichsgrafen von Ostfriesland erhoben hatte (Reichsfürsten seit 1654/62), bildete sich in der zweiten Hälfte des 15. Jh. die Ämterstruktur der Gft. Ostfriesland heraus; Osteel zählte zum Amt Aurich.3 Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Osteel zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Aurich, Kanton Norden), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Mit der Annexion Hannovers 1866 kehrte Ostfriesland erneut zurück unter preußische Herrschaft. Bereits seit 1817 gehörte Osteel zum Amt Norden, das 1859 mit dem Amt Berum vereinigt wurde (Sitz und Namensgeber des neuen Amtes erst Berum, ab 1869 Norden). Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam das Dorf zum Kr. Norden, der 1977 im Lkr. Aurich aufging. Zusammen mit den Orten Leezdorf, Marienhafe, Rechtsupweg, Siegelsum und Tjüche gründete Osteel 1969 die Samtgemeinde Brookmerland (erweitert 1969 um Upgant-Schott, 1971 um Wirdum). Nach Einschätzung des Ortspfarrers bestand die KG 1965 „zum größeren Teil aus Arbeitern. Der kleinere Teil sind Landwirte, Kleinbauern und Gewerbetreibende.“4 Ende der 1980er Jahre pendelte etwa 80 Prozent der werktätigen Bevölkerung Osteels zur Arbeit. Im Jahr 1821 lebten gut 800 Menschen in Osteel, 1905 insgesamt 1.335, 1950 rund 1.800 und 2018 knapp 2.150. Zur KG zählte bis 2005 auch die in der zweiten Hälfte des 18. Jh. gegründete Moorsiedlung Leezdorf.
Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte sind einige dekorierte Sarkophagdeckel aus rotem Buntsandstein, die vermutlich aus den Jahren zwischen der Mitte des 11. und des 12. Jh. stammen.5 Das Kirchengebäude selbst wurde später errichtet, vermutlich zwischen 1250 und 1270. Der erste namentlich bekannte Geistliche Osteels war der Priester Syado, der 1387 die Urkunde besiegelte, in der das Dorf erstmals erwähnt wird. Sein Siegel zeigt vielleicht einen Geistlichen, der womöglich vor Maria mit dem Kinde oder vor Anna selbdritt kniet; es trägt die Umschrift: S[igillum] Domini Siadonis in Astedele (Siegel des Herrn Syado in Osteel).6 Das Testament des Bauern Reint Adena aus Osteel, verfasst im Dezember 1500, liefert weitere Details zur vorref. Kirchengeschichte des Ortes.7 Auf eine Formulierung des Testaments geht das heute etablierte Patrozinium der Osteeler Kirche zurück: Wernfridus, de Patron tho Ostedel, wird von Bauer Reint Adena mit Land bedacht; allerdings bezieht sich dieses Vermächtnis wohl nicht auf die Kirche selbst, sondern vielmehr auf einen Laienpatron der Kirche namens Wernfridus. Es ist wahrscheinlicher, dass die Osteeler Kirche ursprünglich Maria oder Anna geweiht war.8 Darüber hinaus stiftete Reint Adena eine Vikarie an der Kirche in Osteel, die der heiligen Anna gewidmet sein sollte und die er mit Land sowie einem Haus samt Scheune ausstattete. Das Pfarramt in Osteel hatte seinerzeit Udo Ennonis inne; er besiegelte das Testament. Nach einem Register der friesischen Kirchen des Bistums Münster, waren Vikar und Pfarrer in Osteel gleichgestellt.9
Einzelheiten zur Durchsetzung der Reformation in Osteel sind nicht bekannt. Die neue Lehre hatte sich in Ostfriesland mindestens unter Duldung des Landesherrn Gf. Edzard I. († 1528) ausgebreitet, aber ohne seine Lenkung.10 Es entwickelte sich ein Nebeneinander verschiedener prot. Richtungen. Versuche Gf. Ennos II. († 1540), die kirchlichen Verhältnisse einheitlich und eher luth. zu gestalten, scheiterten (u. a. 1529 „Bremer KO“ von Johann Timann und Johann Pelt, 1535 „Lüneburger KO“ von Martin Undermarck und Matthäus Ginderich). Ebenso erfolglos blieb letztlich das Bemühen Gfn. Annas († 1575), die ostfriesische Kirche zusammen zu halten und ihr eine eher ref. Form zu geben (u. a. 1542 Johannes a Lasco als Sup. berufen, 1544 Coetus begründet). Aus dieser Zeit sind erstmals Namen luth. Prediger in Osteel überliefert: 1554 hatte P. Peter Dietloffs die Pfarrstelle inne und 1569 P. Johann Loets.11 Während der gemeinsamen und konfliktvollen Regierungszeit von Annas Söhnen, dem ref. Gf. Johann II. († 1591) und dem luth. Gf. Edzard II. († 1599), verfestigte sich das Nebeneinander ref. und luth. Gemeinden. Die Konkordate von 1599, geschlossen zwischen den Landständen und dem Landesherrn, schrieben den Konfessionsstand der einzelnen ostfriesischen Gemeinden genauso fest wie das Gemeindewahlrecht bei den Pfarrstellenbesetzungen. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden, deren zweite Auflage von 1716 bis heute gültig ist.12
Im frühen 17. Jh. wirkte P. David Fabricius (amt. 1603–1617) in Osteel (zuvor Pfarrer in Resterhafe), der sich neben seinem Pfarramt auch mit Astronomie, Kartographie und Geschichte beschäftigte. Er korrespondierte mit Tycho Brahe und Johannes Kepler, publizierte mehrere Karten Ostfrieslands und verfasste eine ostfriesische Chronik (gedruckt 1606 und erneut 1640, keine erhaltenen Exemplare bekannt). Zusammen mit seinem Sohn Johann entdeckte er 1610/11 die Sonnenflecken.13 Unter seinem Nachfolger P. Johann Molanus (amt. 1617–1622) ließ die Gemeinde eine Orgel bauen. Sie trägt die Inschrift: „Durch Gottes Segen und reichen Rath, M[eister] Edo Evers mich gemacht hat. Anno 1619“. Das Instrument ist damit die älteste Orgel im Gebiet der Landeskirche Hannovers. Allerdings ist sie nicht im Zustand von 1619 erhalten; vielmehr erfuhr sie vermutlich im 18. Jh. eine Vergrößerung ihres Tonumfangs und erhielt wahrscheinlich 1830 ein angehängtes Pedal.14
Mit P. Dirk Siebens Fischer (amt. 1801–1831) wirkte Anfang des 19. Jh. ein pietistisch geprägter Pfarrer in Osteel, der zu den Gegnern der Aufklärungstheologie zählte; 1798 hatte er zu den Gründern der „Missionssocietät vom Senfkorn“ gehört, der ältesten Missionsgesellschaft in Deutschland.15 In seine Amtszeit fiel die Verkleinerung der Osteeler Kirche: Um bei der anstehenden Sanierung des baufälligen Gebäudes Geld zu sparen, hatte das Konsistorium in Aurich entschieden, Chor und Querhaus abbrechen zu lassen. Das Aussehen der Kirche vor diesen Umbauarbeiten von 1829/30 ist in einem Aquarell festgehalten, das der Norder Magistratskanzlist und Wachtmeister Heinrich Adolph von Lengen (1781–1827) gemalt hat.16
In den 1830er Jahren fanden sich in Osteel erweckte Kreise zusammen (Konvertikel). P. Gerhard Krino Stip (amt. 1835–1839) förderte diese Entwicklung; er war ein beliebter Erweckungsprediger, dem das Konsistorium bald verbot, außerhalb seines Pfarrbezirks zu predigen. Eine lange Nachwirkung entfaltete seine Amtszeit in Osteel jedoch nicht.17
Anfang des 20. Jh. stand die Errichtung einer eigenständigen KG für das in der zweiten Hälfte des 18. Jh. gegründete Moordorf Leezdorf zur Diskussion. Die Pläne wurden jedoch, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen, verworfen.18 Während der NS-Zeit hatte P. Heinrich Linnemann (amt. 1933–1961) das Pfarramt in Osteel inne; er gehörte der Bekenntnisgemeinschaft an (Kassenwart für Ostfriesland). Die KV-Wahl von 1933 entschied die Liste der DC für sich. Die eigentlich für 1935 angesetzte Visitation der KG lehnte P. Linnemann immer wieder ab, da „der Superintendent und die Kirchenvorsteher zu den D. C. gehörten“.19 1937 beantragte er die Absetzung der Kirchenvorsteher und 1938 traten sie geschlossen zurück.20 Rückblickend schrieb P. Linnemann 1946: „Einige Gemeindeglieder haben die Gottesdienste der D. C. hier in der Schule und in Norden besucht. Die Bewegung war bereits seit längerer Zeit rückläufig und ist 1945 völlig zum Erliegen gekommen. Seit langem werden sämtliche Amtshandlungen nur noch durch den Ortspastoren vollzogen.“21 Die DC-Gottesdienste fanden zeitweise auch in einem Gasthaus statt.22 Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ hatte P. Linnemann zudem angemerkt „Die D. C. Mitglieder, die ihre Kirchensteuern verweigerten, sind jährlich einmal gepfändet.“23
Wiederholt taucht in den Visitationsberichten der zweiten Hälfte des 20. Jh. die Klage der Ortspfarrer bzw. der Superintendenten des KK Emden über die mangelnde Kirchlichkeit der Gemeinde Osteel auf: „Man geht nicht zur Kirche oder zum Pastor“ fasste der Ortspfarrer 1965 die Situation zusammen.24 Der Gemeindeteil Leezdorf wurde als entkirchlicht charakterisiert. Die Gottesdienste in der Leezdorfer Schule gab der Ortspfarrer Mitte der 1970er Jahre mangels Beteiligung auf.25 Bereits 1971 plante die KG den Bau eines Pfarr- und Gemeindehauses im Leezdorf, um der Gemeindearbeit dort ein Zentrum zu geben.26 1978 schließlich erhielt die KG Osteel eine zweite Pfarrstelle mit Sitz in Leezdorf; 1982 folgte der Bau des Gemeindehauses.27 Nach der Visitation 1988 attestierte der Sup. der KG eine positive Entwicklung.28 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche pflegte die Gemeinde Osteel Kontakte zu den KG Lauterbach und Langenwolmsdorf im KK Pirna.
Im Jahr 1990 eröffnete die KG Osteel den ev. Kindergarten „Schneckenhaus“; die Trägerschaft ging später auf den 2009 gegründeten „Ev.-luth. Kirchenkreisverband Ostfriesland-Nord“ über.29 Von 2002 bis 2005 waren die KG Osteel und Leybucht pfarramtlich verbunden. Mit der Gründung der eigenständigen Emmaus-KG Leezdorf ging diese pfarramtliche Verbindung auf die neue Gemeinde über, die zudem die zweite Pfarrstelle der KG Osteel übernahm.30 Seit dem 1. Januar 2013 sind wiederum die Gemeinden Leybucht und Osteel pfarramtlich verbunden.31
Pfarrstellen
I: vorref. – II: 1978–2005 (übergegangen auf KG Leezdorf).32
Umfang
Der Ort Osteel. Von seiner Gründung in der zweiten Hälfte des 18. Jh. bis 2005 auch Leezdorf.
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Friesland der Diözese Münster (Propstei Hinte, später Propstei Brokmerland).33 – 1631 bis 1643 Coetus in Aurich für die Ämter Aurich, Stickhausen, Friedeburg, Pewsum und Leerort. 1643 aufgehoben. 1643 Konsistorium Aurich. 1766 der 2. luth. Insp. in Ostfriesland zugewiesen, Sitz der Suptur. wechselnd. 1924: KK Emden. Zum 1. Januar 2013 in den KK Norden umgegliedert.34
Patronat
Genossenschaftspatronat der Gemeinde (Interessentenwahlrecht), aufgehoben 1943.35
Kirchenbau
Einschiffiger Backsteinbau, errichtet etwa zwischen 1250 und 1270. Satteldach, im Osten abgewalmt; schmale, rund- und spitzbogige Fenster mit weißen Laibungen; drei Stützpfeiler an Südseite. Im Innern flache, hölzerne Kassettendecke; Westempore. Baugeschichte nicht gänzlich klar: Als Kreuzkirche mit Westturm errichtet oder älteres Schiff später um Querhaus, Chor und Westturm erweitert.36 Neues Gewölbe im 15. Jh. Nach Sturmschäden 1686 hölzerne Muldendecke im Schiff. Kirche Anfang des 19. Jh. baufällig, 1829/30 auf Anordnung des Konsistoriums Aurich verkleinert (aus finanziellen Gründen): Chor und Querhaus abgebrochen, Länge von etwa 65 auf 42 Meter reduziert.37 1890 Holzkassettendecke eingebaut. Renovierung und Sanierung 1970–74 (u. a. Mauerwerkssanierung, Betonstützen an Südwand, Ostfenster vermauert, Umgestaltung Altarraum). 1987 erneute Umgestaltung des Altarraums.38 1999 Ostfenster wieder geöffnet.
Fenster
Zwei Buntglasfenster in Ostwand (1999, Günter Grohs, Wernigerode).
Turm
Westturm aus Backsteinmauerwerk, in den beiden oberen Geschossen verziert mit Lisenen und Bogenfriesen; eingerücktes Zeltdach mit Dachreiter, bekrönt mit Kugel und Schwan. Westportal (erneuert 1830). Turmhalle mit Kreuzgewölbe. Turm besaß ursprünglich Satteldach und war möglicherweise höher. Mauerwerkssanierung 1969/70 und 1988.
Ausstattung
Gemauerter Stipes mit Sandsteinmensa; Holzverkleidung des Stipes in Renaissanceformen (16./17. Jh.); neugotisches Holzretabel (1890, Theodor Prüfer, Berlin), verziert mit Wimperg und Fialen; im Hauptfeld Kreuzigungsgemälde, in den Nischen daneben zwei Figuren (Petrus und Paulus, Kunststein). – Reste eines Bentheimer Taufstein (12./13. Jh.) mit modernem Becken (1993, Siegfried Zimmermann). – Reich gestaltete Kanzel mit mächtigem Schalldeckel (1699/1700, Egbert Harmens Smit, Norden), sitzender Moses als Kanzelfuß, am Kanzelkorb Figuren der vier Evangelisten und des Apostels Paulus; auf dem Schalldeckel sechs Apostelfiguren (u. a. Andreas, Jakobus der Ältere, Petrus und vielleicht Jakobus der Jüngere), sechs Engelsfiguren und Figur des auferstandenen Christus mit Siegesfahne; Inschriften u. a.: „Foldrich Adena und Johann von Hattum, haben diese Kanzel der Gemeinde verehrt“, „Berent Egberts Smit 1700“ sowie „Egbert Harmens Smit baute mich 1699 in Norden“. – Hölzernes Retabel (Erich Brüggemann, Winsen an der Luhe), diente 1979 bis 1987 als Altarretabel, jetzt an Nordwand; Brüggemann: „Im Oberteil wurden Bilder aus den Offenbarungen des Johannes verwendet; als Thema für das quadratische Mittelbild die Trinität, die Dreifaltigkeit, und im unteren Teil in der Predella Szenen aus unserem Heute mit einem Bezug zum Biblischen“.39 – Mehrere Apostelgemälde an Emporenbrüstung (wohl erste Hälfte 17. Jh., 1981 entdeckt, bis 1987 freigelegt und restauriert).40 – Vier dekorierte Grabplatten bzw. fragmente aus Buntsandstein in und um die Kirche (11./12. Jh.). – Epitaph für P. David Fabricius (amt. 1603–1617), Inschrift: „Anno 1617 den 7 May is de wyrdige vndt wolgelerte Heer David Fabritivs Pastor vndt Astronomivs tho Ostel van eine gehete Frerick Hoeijer iammerlicken vermordet int 53 Iaer sines Olders“. – Epitaphien für P. Johann Gerhard Schomerus (amt. 1743–1801), für seine Ehefrau Anna Louisa Brawen († 1786) und für deren Schwester Christian[a] Sophia Brawen († 1783). – Zwei Priechen im Altarraum (vielleicht 16. und spätes 19. Jh.). – Gestühl teilweise aus dem 17. und 18. Jh. – Auf dem Friedhof: Denkmal für David und Johann Fabricius (1895).
Orgel
Erbaut 1619 von Edo Evers (Emden), vielleicht 13 II/–, Springladen. Inschriften am Prospekt u. a.: „Laudate Dominum in sono tubae: in cimbalis et organo“ (Lobt den Herrn mit dem Schall der Trompete, mit Zimbeln und Orgel, nach Ps 150,3), „Durch Gottes Segen und reichen Rath, M. Edo Evers mich gemacht hat. Anno 1619“. Weitere Orgelgeschichte nicht gänzlich klar: Neue Windladen und Wellenbretter und Vergrößerung des Tonumfangs wohl Mitte des 18. Jh.41 Reparatur 1761, ausgeführt von Johann Adam Berner (Jever). Orgel stand ursprünglich im nordöstlichen Querschiff; 1830 auf neuer Ostempore über dem Altar aufgestellt, dabei Flügeltüren am Prospekt entfernt und angehängtes Pedal eingebaut, Änderungen der Disposition vorgenommen sowie zwei Posaunenengel als Verzierung angebracht, Arbeiten ausgeführt von Johann Gottfried Rohlfs (Esens), 13 II/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. Instrument 1891 auf Westempore versetzt, Johann Diepenbrock (Norden). Während des Ersten Weltkriegs keine Pfeifen abgegeben (Zinngehalt zu gering). Reparatur 1929/30, ausgeführt von Max Maucher (Emden). Orgel restauriert 1957, Alfred Führer (Wilhelmshaven). Orgel restauriert 1994/95, Firma Jürgen Ahrend (Loga-Leer), 13 II/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. Denkmalorgel.
Geläut
Drei LG, I: cis’, Inschrift: „Maria thue ich mich heißen, die von Osteel haben mich laßen gießen. Anno 1626. Johannes Meier Muntzbrock, Pastor, Meint Gaten, Kirchschwor, Reint Johanßen, Kirchschwor“ (Bronze, Gj. 1626, gegossen in Appingedam);42 II: fis’, Inschrift: „Glaube – Hoffnung – Liebe 1. Kor 13“, Bild: Lutherrose; III: gis’, Inschrift: „Ihr seid teuer erkauft 1. Kor 20a“, Bild: Taufe Christi (beide Bronze, Gj. 1969, Firma Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1604, Hermann Kellermann, Wiedenbrück), in Osteel gegossen, 1605 geborsten.43 Neue Glocke 1612 aufgehängt (Bronze, Gj. 1610, Hamburg).44 Wohl diese und eine weitere LG (Bronze) im Dreißigjährigen Krieg von Mansfelder Truppen zerschlagen und abtransportiert. Bruchstücke später zurückgeholt und Guss zwei neuer LG, beide Maria genannt, beide mit der gleichen Inschrift, die größere ist die heutige LG I, die kleinere 1925 gerissen.45 Als Ersatz eine etwas kleinere LG beschafft (Bronze, Gj. 1925), Inschrift: Engelslobgesang46; im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1973/74, modernisiert 2000). – Gemeindehaus (Bj. 1862, ursprünglich Pastorei mit Stallgebäude, umgebaut 1979/80).
Friedhof
Kirchlicher Friedhof rund um die Kirche.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1554 Peter Dietloffs. – 1569 Johann Loets. – 1579–1599 Johann Redderus. – Vor 1602 Volgetus Henrici. – 1602–1603 Julius (Fulvius) … – 1603–1617 David Fabricius. – 1617–1623 Johann Molanus. – 1623–1633 Johann Meier. – 1634–1662 Gerhard Büning. – 1662–1666 Gerhard Büning. – 1666–1711 Johann Schatteburg. – 1712–1735 Johann Henrich Onken. – 1736–1737 Hermann Anton Pauli. – 1737–1742 Jacob Müller. – 1743–1801 Johann Gerhard Schomerus. – 1801–1831 Dirk Siebens Fischer. – 1831–1835 Ludwig Karl Lentz. – 1835–1839 Gerhard Kryno Stip. – 1840–1870 Albertus Johannes Schulte. – 1871–1875 Johannes Dietrich Anton Warns. – 1876 Johann Gottfried Oepke. – 1876–1886 Uptet Janssen Siuts. – 1886–1898 Karl Elias Christian Voß. – 1898–1924 Gottlieb Johann Heinrich Hölscher. – 1924–1932 Rudolf Andreas Frerichs. – 1933– Heinrich Alfred Anton Nikolaus Linnemann.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 244
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 5 Nr. 217 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 6413–6415 (Pfarrbestallungsakten); A 8/Osteel Nr. 338, A 8/Osteeler Altendeich Nr. 339, A 8/Osteeler Neuland Nr. 340 (CB); A 12 d Nr. 210–211, 365, 798 (GSuptur. Aurich); D 51 (EphA Emden); L 5i Nr. 31, 151/2, 187–188 (LSuptur. Aurich); S 11a Nr. 7438 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1712
Trauungen: ab 1712 (Lücken: 1716)
Begräbnisse: ab 1712
Kommunikanten: ab 1712
Konfirmationen: ab 1876
Literatur
A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1067–1068; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler III, S. 64–79; Haiduck, Architektur, S. 104–105; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 195–197; Meyer, Pastoren II, S. 243–244; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 484–486; Reershemius, Predigerdenkmal, S. 181–187; Reershemius, Predigerdenkmal Nachtrag, S. 15.
B: Petrus Georg Bartels: Raub der Kirchenglocken zu Osteel durch die Mansfelder, in: Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 6 (1884), S. 122–123; Heinrich Linnemann: Die Kirche zu Osteel, Sonderdruck aus: Ostfreesland. Kalender für Ostfriesland 25 (1942); Robert Noah: Die Kirche in Osteel, in: Collectanea Frisica. Beiträge zur historischen Landeskunde Ostfrieslands. Walter Deeters zum 65. Geburtstag, Aurich 1995, S. 163–185; Robert Noah: Die Kirche von Osteel. Ein bedeutender Sakralbau des Brookmerlandes, in: Ostfreesland. Kalender für Ostfriesland 88 (2005), S. 225–232; Jakob Raveling: Osteel und Leezdorf. Einst und jetzt, Norden 1987; Heinrich Reimers: Zwei mittelalterliche Testamente aus Visquard und Osteel 1450 und 1500, in: Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 26 (1938), S. 33–47; Georg-Friedrich Schaaf: Das Siegel des Pfarrers Syado zu Osteel von 1387, in: Ostfreesland. Kalender für Ostfriesland 89 (2006), S. 147–151; Peter Seidel: Osteel, in: Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland, 30.07.2019; Peter Seidel: Ev.-luth. Kirche St. Warnfried zu Osteel, Emden [2003].
GND
1137649895, Warnfriedgemeinde Osteel
Website der Kirchengemeinde (30.07.2019)
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 214. Das Patrozinium geht zurück auf das Testament von Reint Adena aus dem Jahr 1500, in „dem ‚Wernfridus, de Patron to Ostedel‘ genannt wird“, vgl. Ostfriesisches UB III, Nr. 741; Reimers, S. 44 f.; Noah (1995), S. 164, Anm. 2; Noah (2005), S. 232; Schaaf, S. 149.
- Ostfriesisches UB I, Nr. 157.
- König, Verwaltungsgeschichte, S. 158 ff.
- LkAH, L 5i, Nr. 187 (Visitation 1965).
- Seidel, Osteel, S. 1.
- Ostfriesisches UB I, Nr. 157; ausführlich: Schaaf, S. 147 ff.
- Ostfriesisches UB III, Nr. 741; Reimers, S. 44 f. (vollständiger Text des Testaments).
- Vgl. Schaaf, S. 149; Noah (2005), S. 232. Die Interpretation der Stelle als Patrozinium der Kirche findet sich bei Reimers, S. 38.
- Ostfriesisches UB III, Nr. 743.
- Zur Reformation in Ostfriesland vgl. knapp Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 312 ff.; ausführlich: Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 114 ff.
- Garrelts, Reformation, S. 111; Reershemius, Predigerdenkmal, S. 181.
- Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
- BLO II, S. 106 ff. (mit Werkverzeichnis); vgl. auch: David Fabricius. Astronom. Kartograph, Astrologe und Wetterbeobachter. Oll’ Mai Veranstaltung 2017, hrsg. von der Ostfriesischen Landschaft (Oll’ Mai Schriftenreihe 11), Aurich 2017 (https://www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/Dokumente/Oll_Mai_2017.pdf). P. Fabricius wurde 1617 von einem Osteeler Einwohner erschlagen, nachdem er ihn des Diebstahls bezichtigt hatte.
- Seidel, Kirche, S. 5; LkAH, B 2 G 9 B/Osteel Bd. I, Bl. 303 ff.
- Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 400; Krumwiede, Kirchengeschichte I, S. 299 f. Vgl. auch LkAH, E 14f, Nr. 1.
- Raveling, S. 52 ff.; Noah (1995), S. 167.
- Seidel, Osteel, S. 5; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 439 und 535.
- LkAH, D 51, RepA. Spec. Ost. 102.
- LkAH, S 1 H III Nr. 1012, Bl. 20v.
- LkAH, S 1 H III Nr. 1012, Bl. 18v.
- LkAH, L 5i, Nr. 31 (Visitation 1946).
- Seidel, Osteel, S. 5.
- LkAH, S 1 H III Nr. 1012, Bl. 18r.
- LkAH, L 5i, Nr. 187 (Visitation 1965).
- LkAH, L 5i, Nr. 187 (Visitation 1976).
- LkAH, L 5i, Nr. 187 (Visitation 1971).
- KABl. 1978, S. 8.
- LkAH, L 5i, Nr. 188 (Visitation 1988).
- KABl. 2009, S. 133 ff.; KABl. 2014, S. 172 ff. (Neufassung der Satzung, mit der dem Verband u. a. die „Trägerschaft evangelischer Kindertagesstätten“ als Aufgabe zugewiesen wird.
- KABl. 2002, S. 173; KABl. 2005, S. 33 f.
- LKA, G 8/Osteel Bd. I, Bl. 156.
- KABl. 1978, S. 8; KABl. 2005, S. 33 f.
- Kohl, Bistum Münster 7,1, S. 469; Ostfriesisches UB II, Nr. 961 (S. 66); Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 43.
- KABl. 2013, S. 31.
- Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 604.
- Vgl. zur Baugeschichte Haiduck, Architektur, S. 104 f.: „Danach sind der mit selbständiger Ostwand errichtete Turm und die Einwölbung des Schiffes eine bauliche Einheit, zu der wohl auch die abgebrochenen Ostteile zählen. Bei diesen Baumaßnahmen scheint das ältere Schiff eine neue Ummantelung erhalten zu haben“ (S. 104) und Noah (1995), S. 166 ff.: „Wir wissen schon aus der Betrachtung der Längsmauern, daß diese im Verbund mit dem Westturm, mit diesem also zeitgleich aufgesetzt worden waren. Die Bauleute hätten damals sicher nicht diesen – zweitrangigen – Bauteil erstellt, auf Querschiff und Chorquadrat aber verzichtet“ (S. 169).
- Noah (1995), S. 167.
- Anlässlich der Visitation 1983 „hatten sich Gemeindeglieder über die Verwüstung des Altarraums durch eine vorangegangene Renovierung beschwert“; daraufhin wurde der alte Zustand des Altarraums wiederhergestellt, vgl. LkAH, L 5i, Nr. 188 (Visitation 1988).
- Zit. bei Raveling, S. 63.
- Seidel, Kirche, S. 7.
- LkAH, B 2 G 9 B/Osteel Bd. I, Bl. 303 ff.
- Rauchheld, Glockenkunde, S. 194.
- Rauchheld, Glockenkunde, S. 84.
- Rauchheld, Glockenkunde, S. 193. P. David Fabricius hatte 1612 notiert: „Martii 8 hora 8 a m is de nie Klock tho Ostell in den Toren gebracht, is tho Hamborch ao. 1610 gegoten, wecht 2100 Pfd“.
- Bartels, S. 122 f.; Raveling, S. 46; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler III, S. 78. Raveling, S. 55, gibt anscheinend fälschlich an, die kleine LG von 1626 sei im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen worden.
- Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler III, S. 78.