Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Harlingerland | Patrozinium: Maternian | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Ochtersum teilt sich in das größere Ostochtersum und den Kirchort Westochtersum.1 Urkundlich ist der Ort möglicherweise erstmals 1237 als Orten erwähnt, die Identifizierung erscheint jedoch unsicher.2 Im 15. Jh. ist das Kirchspiel als Ochtersun (1411)3 und als Ochterszem (1420)4 belegt. Ochtersum gehörte zur ostfriesischen Landesgemeinde Harlingerland (1237: terram Herlingi, 1289: universitas terre Herlingie).5 In der Häuptlingszeit war das Dorf Teil der Herrlichkeit (später Amt) Esens, in der ab 1454 die Häuptlingsfamilie Attena regierte, die mit Stedesdorf und Wittmund auch die beiden anderen Herrlichkeiten des Harlingerlandes innehatte (ab 1532 als Lehen der Hzg. von Geldern).6 1540 erbten die Gf. von Rietberg das Territorium. Nach der Heirat von Walburgis von Rietberg († 1586) und Gf. Enno III. († 1625) im Jahr 1581 kontrollierten seit 1582 die ostfriesischen Grafen das Harlingerland. Mit dem Berumer Vergleich im Jahr 1600 kam das Gebiet endgültig an die Gft. Ostfriesland. Das Kirchspiel Ochtersum blieb Teil des Amtes Esens. Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur in Ostfriesland unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Ochtersum zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Jever, Kanton Esens), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Ochtersum 1866 erneut an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählt Ochtersum zum Lkr. Wittmund. Im Jahr 1972 schlossen sich West- und Ostochtersum zur Gemeinde Ochtersum zusammen und traten der neugegründeten Samtgemeinde Holtriem bei. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortsgeistliche 1962: „Die Gemeinde besteht meist aus Landbevölkerung und Arbeitern und Handwerkern.“7 Im Jahr 1821 lebten knapp 370 Menschen in Ochtersum (Westochtersum: 114, Ostochtersum: 255), 1905 gut 735 (230, 506), 1939 etwa 820 (257, 565), 1946 mehr als 1.160 (392, 770) und 2022 ungefähr 915.

Kirche, Blick zum Altar und zur Orgel, vor 1965

Kirche, Blick zum Altar und zur Orgel, vor 1965

Den 1237 geschlossenen Vertrag zwischen der Stadt Bremen und dem Harlingerland bezeugte u. a. der Geistliche Wortbrandus sacerdos de Orten.8 Sollte Orten tatsächlich identisch mit Ochtersum sein, ist dieser Wortbrandus der erste namentlich bekannte Priester des Kirchspiels. Eine Kirche besaß Westochtersum zu diesem Zeitpunkt zweifellos: Bei archäologischen Untersuchungen konnte der Lehmfußboden mindestens einer hölzernen Vorgängerkirche nachgewiesen werden.9 Zudem fanden sich Spuren eines vermutlich aus Tuffstein errichteten Westturms, möglicherweise Teil einer weiteren, gänzlich aus Tuffstein errichteten Vorgängerkirche. Schon Balthasar Arend wies in seiner „General-Beschreibung des Harlingerlandes“ (1684) ausdrücklich auf die im Jahr 1274 gegossene Glocke Ochtersums hin; sie sei „die allerälteste unter allen im ganzen Harlingerlande“.10 Ihre nur unvollständig überlieferte Inschrift (die Glocke wurde 1815 umgegossen) nannte das Patrozinium St. Materniani der Kirche, die Priester Occo (?) und Memmo, sowie den Archidiakon (?) Ulrich.11 Erst aus dem 15. Jh. ist erneut der Name eines Geistlichen überliefert: 1411 ist in vatikanischen Quellen ein Priester Godfridus de Beden (oder Reden) belegt; er wird als rector parochialis ecclesia in Ochtersun Bremensis diocesis bezeichnet.12 Im Stader Copiar von 1420 ist Ochtersum als eine der sechs ostfriesischen Sendkirchen des Bremer Domscholasters verzeichnet; zum Ochtersumer Send, einem geistlichen Gerichtsbezirk, gehörten Westerholt, Dornum, Westeraccum und Roggenstede.13 Eine Urkunde aus dem Jahr 1507 nennt mit Johannes Elsen kerckher to Ochtersum einen weiteren vorref. Geistlichen des Kirchspiels.14
Über die Entwicklungen in Westerholt während der Reformationszeit ist nichts bekannt. Die Pfarrer der Dörfer Burhafe, Dunum und Ardorf sollen um 1525 die ersten luth. Predigten im Harlingerland gehalten haben.15 Etwa 1530 bis 1534 kontrollierte der ostfriesische Gf. Enno II. († 1540) Ochtersum und weitere Teile des Harlingerlandes und ließ dort luth. predigen. Der geldrische Statthalter Bernhard von Hackfort, der von 1532 bis 1538 in Esens aktiv war, bekämpfte die Ausbreitung der Reformation. Häuptling Balthasar Attena († 1540), der zum luth. Bekenntnis übergetreten war, setzte 1538 Magister Johann Fischbeck als Sup. des Harlingerlandes ein. Gemeinsam mit dem Wittmunder P. Johann Plücker (amt. nach 1511–1540) visitierte Sup. Fischbeck die Gemeinden des Harlingerlandes . Im Gegensatz zur Gft. Ostfriesland, wo sich ein Nebeneinander ref. und luth. Kirchspiele herausgebildet hatte, war die Reformation im Harlingerland allein luth. ausgerichtet. Die Patronate über die Pfarrstellen fielen dem Landesherrn zu – auch dies ein Gegensatz zur Gft. Ostfriesland, in der sich das Interessentenwahlrecht durchgesetzt hatte. Eine KO erhielt das Harlingerland erstmals 1573/74 von Gf. Erich von Hoya († 575), der das Territorium seit seiner Heirat mit Armgard von Rietberg († 1584) im Jahr 1571 regierte. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden in der Gft. Ostfriesland, zu der das Harlingerland seit 1600 gehörte. Die 1716 veröffentlichte zweite Auflage dieser KO ist bis heute gültig.16
Erst für 1607 ist mit P. Lübbert Henrici der Name eines luth. Predigers in der Parochie Ochtersum überliefert. Seit P. Henricus Velthusius (amt. 1652–1662), dessen Grabstein sich noch in der ersten Hälfte des 20. Jh. in der Kirche befand, ist die Reihe der Ochtersumer Pastoren lückenlos bekannt. Im Jahr 1662 ist Dirk Arnold als Schulmeister belegt.17 Als Schulzimmer diente das Erdgeschoss des Glockenturms, nachweislich ab 1699. In der ersten Hälfte des 19. Jh. war der Raum für die mittlerweile etwa 100 Schulkinder (1826) zu klein geworden und die Gemeinde baute den Westteil der Kirche 1831/32 zu einem neuen Schulzimmer um.18 Ein eigenes Schulhaus entstand 1866.

Kirche, Ansicht von Südosten, Grafik, um 1955

Kirche, Ansicht von Südosten, Grafik, um 1955

Balthasar Arend zählt in seiner bereits zitierten „General-Beschreibung“ (1684) die Pfarre Ochtersum zu den vielen gering ausgestatteten des Landes.19 Die zögerliche Bautätigkeit legt zudem nahe, dass die Gemeinde nicht reich war: Ein Blitzeinschlag beschädigte 1675 die Apsis schwer und das Kirchendach war 1699 derart undicht, dass es „in der Kirche regnet“.20 Erst 1720 allerdings ließ die Gemeinde die maroden Mauerkronen abtragen sowie Dachstuhl und Dach erneuern. Kurz darauf wurde die Apsis abgebrochen. Der Einbau der Orgel (1736) und das neue Altarretabel (1740) gehören ebenfalls in diese Phase der Kirchenerneuerung.
Bis zur Gründung der KG Blomberg-Neuschoo im Jahr 1870 betreute das Pfarramt Ochtersum auch die Schulgemeinden Blomberg, Negenmeerten und Lüdstede. Die Orte waren in der zweiten Hälfte des 18. Jh. als Moorkolonien entstanden; formal gehörten ihre Einwohnerinnen und Einwohner bis 1870 keiner Kirchengemeinde an.
Während der NS-Zeit hatte P. Johannes Mammen (amt. 1914–1947) das Pfarramt Ochtersum inne. Kirchenpolitisch gehörte er zu den Deutschen Christen Thüringer Richtung.21 Der KV war 1933 „nach politischen Gesichtspunkten gewählt“ worden und den Kirchenvorstehern fehle „wirklich kirchl[iches] Verständnis“ schrieb der Esenser Sup. Wilhelm Büning (amt. 1927–1940) in seinem Bericht über die Visitation 1936.22 Er zitierte überdies eine Passage aus der Predigt, die P. Mammen im Visitationsgottesdienst gehalten hatte: „Es gibt einen furchtbaren Feind unseres christl[ichen] Glaubens, einen grauenhaften Feind, der ihn zu vernichten trachtet, ja es ist wohl überhaupt der einzige Feind unseres Glaubens … Und wenn ihr nun fragt, wer das ist, dann antworte ich: Das ist das Weltjudentum.“23 Resümierend hielt der Sup. fest: Die „wirklichen kirchlichen und christl[ichen] Gemeindeglieder lehnen ihn ab.“24 Seinen formellen Austritt aus den DC erklärte P. Mammen anscheinend erst im Frühjahr 1946.25 Im August 1947 versetzte ihn das LKA Hannover in den Ruhestand.26 Im Januar 1946 hatte der Auricher LSup. Carl Theodor Elster (amt. 1936–1947) an das LKA Hannover geschrieben: „Nach dem Urteil des Superintendenten ist die Gemeinde kirchlich ruiniert.“27
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Ochtersum von 1.675 im Jahr 1936 auf 2.105 im Jahr 1950 an.28 Nach der Visitation 1962 stellte der Sup. fest, dass der Kirchenbesuch „auch nach dem Urteil der Kirchenvorsteher, eher voran, als zurückgegangen ist“; dies sei wohl eine „Frucht der Jugendarbeit im Jugendkreis und im ländlichen Seminar“.29 Im Jahr 1975 bildete sich in den KG Esens und Ochtersum ein gemeinsamer Posaunenchor.30 1978 gründete sich der ev. Frauenkreis Ochtersum.31 Der Umbau der Pfarrscheune zu einem Gemeindehaus verbesserte 1983/84 die räumlichen Bedingungen der Gemeindearbeit. 1987 zog der Sup. des KK Harlingerland ein positives Fazit: „Ochtersum ist für mich ein Beispiel dafür, wie auch unter den zeitgenössischen gesellschaftlichen Bedingungen Volkskirche im Dorfe überzeugende Gestalt annehmen kann.“32

Umfang

Ochtersum (Westochtersum und Ostochtersum) sowie Barkholt, Narp, Schweindorf und Utarp.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Domscholasters der Diözese Bremen (sedes Ochtersum).33 – Ochtersum unterstand von 1631 bis 1643 dem luth. Coetus in Esens und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium in Aurich. Mit dem Erlass der Insp.-Ordnung für das Fsm. Ostfriesland kam die Gemeinde 1766 zur 7. luth. Insp. (Amt Esens; zwischen 1804 und 1818 umbenannt in 8. Insp., 1859/60 wieder 7. Insp.).34 1924 KK Esens. Der KK Esens schloss sich mit dem KK Wittmund zum 1. Januar 1974 zum neuen KK Harlingerland zusammen.35 – Zum kleinen Sendbezirk der Kirche in (West-)Ochtersum zählten 1420 die vier Kirchen Westerholt, Dornum, Westeraccum und Roggenstede.36

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Rechteckiger, spätromanischer Saalbau, errichtet etwa um 1300.37 Satteldach. Granitquadersockel, Backsteinmauerwerk, nach Westen zwei getreppte Stützpfeiler, nach Osten zwei Stützpfeiler (nördlicher mit Mauerresten der Apsis); Mauerwerk des Ostgiebels mit Fischgrätmuster und vermauerter Spitzbogennische in der Mitte. Im oberen Bereich der Längswände nach Norden und Süden je vier spitzbogige Sprossenfenster, im unteren Bereich im Westen je zwei flachbogige Sprossenfenster; weiteres Fenster in der Mitte der Südwand (Belichtung der Kanzel38); zwei rundbogige Sprossenfenster nach Osten; alle Fenster mit weiß gefassten Gewänden. Drei rundbogige Eingänge nach Norden und Süden, jeweils mit Granitsteineinfassung, Nordeingang und östlicher Südeingang vermauert; nach Westen Spitzbogennische mit segmentbogigem Eingang. Im Innern flache Balkendecke, Gewölbeansätze; Westempore; zwischen Chor und Schiff Reste einer Lettnerwand; Nische in Ostwand. Im 15. Jh. dreibogige Lettnerwand eingebaut.39 Etwa im 15. Jh. vierjochiges Gewölbe abgebrochen und durch flache Balkendecke ersetzt. 1675 halbrunde Ostapsis schwer beschädigt (Blitzeinschlag). 1698 neue Decke. 1699 Dach beschädigt, Reparatur erst zwei Jahrzehnte später. 1720 Mauerkronen abgetragen (Regenschäden, Mauern ursprünglich gut einen Meter höher), Dachstuhl und Dach erneuert. Nach 1720 Apsis abgetragen, Apsisbogen vermauert, zwei Ostfenster angelegt. Um 1736/37 Ostempore auf den Resten eines steinernen Lettners erbaut (für Orgel). 1832 Schulzimmer im Westen der Kirchen eingerichtet.40 1966–68 Renovierung, u. a. westlicher Vorbau entfernt, Ost- und Westempore abgebrochen, neue Westempore erbaut, Kanzel von Süd- an Nordwand versetzt.

Turm

Südwestlich der Kirche freistehender Turm mit quadratischem Grundriss und Zeltdach, bekrönt mit Hahn, erbaut vielleicht im 14. Jh. (geschlossener Typ, zweigeschossig). Backsteinmauerwerk. An jeder Seite eine große, rundbogige Schallöffnung. Nach Osten korbbogiger Eingang, nach Westen korbbogige Nische (ursprünglich Durchgangsturm).41 Vor 1699 westlicher Bogen des Turms geschlossen und Schulraum im Erdgeschoss eingerichtet. 1720 Instandsetzung. 1816/17 Reparatur, u. a. Ost und Westgiebel abgetragen, Gewölbe abgebrochen. 1987 Sanierung, u. a. östlicher Bogen geschlossen, westlicher Bogen geöffnet.

Vorgängerbauten

Bei archäologischen Untersuchungen (drei Grabungsschächte) konnten 1965/66 zwei Estrichböden und zwei Backsteinfußböden festgestellt werden.42 Sie lassen eine (oder zwei?) hölzerne Vorgängerkirchen vermuten. Vor der Westwand der Kirche wurden Fundamente ermittelt, die zu einem Turm gehören, errichtet vermutlich aus Tuffsteinen. Möglicherweise folgte auf die Holzkirche(n) also ein Kirchenbau aus Tuffstein.

Ausstattung

Gemauerter Blockaltar mit Mensa aus Sandstein und steinernem Retabel, davor hölzernes Flügelretabel mit sieben Gemälden (1740, Öl auf Holz), im Hauptfeld Kreuzigungsszene, darunter Abendmahlsbild; im linken Flügel Taufe und Geburt Christi, darunter Inschrift „Nehmet hinn und esset das ist mein Leib der für euch gegeben wirdt.“; im rechten Flügel Versuchung Christi und Flucht nach Ägypten, darunter Inschrift: „Nehmet hin und trincket das ist mein Blut das für euch vergossen wirdt zur Vergebung der Sünden.“, oben Auferstehungsbild, seitlich und darüber durchbrochenes Schnitzwerk; Altar um 1970 restauriert.43 – Hölzerne Kanzel mit Schalldeckel (1865, Tischler Minssen, Ochtersum), farbig gefasst, polygonaler Kanzelkorb auf einer Stütze; ursprünglich an der Südwand, 1968 an Nordwand versetzt. – Steintaufe (Anfang 13. Jh., Bentheimer Typ), zylindrisches Becken mit Rankenrelief, Schaft mit vier Löwenfiguren. – Hölzernes Lesepult (1977, nach Vorbild von 1600). – Hölzerne Namenstafel (nach 1918), Relief der Kirche, Inschrift: „Aus unserer Kirchengemeinde starben für das Vaterland 1914–18“, Namen angeordnet nach Kirchspieldörfern. Nach der Kirchenrenovierung gab es 1971 Auseinandersetzungen zwischen Pfarramt und KV über den richtigen Ort für die Namenstafel. Der KV setzte durch, die Tafel wieder in der Kirche anzubringen.44. – Ehemalige Ausstattung: Grabplatte aus rotem Sandstein (ein Weihekreuz lässt vermuten, dass es sich um eine ehemalige Altarmensa handelt), Inschrift: „Anno Christi MDCLXIII den VI Novembr.. ist der ehrwurdige vndt wolgelahrte Herr Hinricvs Velihusius welcher der Kirchen zu Ochtersumb zehen Jahr alss ein treweyferiger Lehrer vnd Prediger vorgestanden in Gott sanfft vndt selig entschlafen“, darunter Wappen.45

Orgel

1736 Bau der ersten Orgel, ausgeführt von Christian Klausing (Herford), 9 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen Instrument aufgestellt auf einer neuen Ostempore vor dem Chor.46 1752 Reparatur, Johann Friedrich Constabel und Johann Caspar Struve (Wittmund), u. a. Unterbau der Orgel verkürzt. 1805 Änderung der Disposition, Johann Gottfried Rohlfs (Esens). 1856 Orgelreparatur, Gerd Sieben Janssen (Aurich). 1870–72 Versetzung der Orgel nach Westen erwogen, nicht verwirklicht. 1900 Instandsetzung und Änderung der Disposition, Johann Diepenbrock (Norden). 1917 zinnerne Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken abgegeben. 1919/20 neue Prospektpfeifen (Zink), P. Furtwängler & Hammer (Hannover). 1965/66 Orgel abgebaut und auf Westempore gelagert, Alfred Führer (Wilhelmshaven); Ostempore abgebrochen. 1972/73 Restaurierung, ausgeführt von Jürgen Ahrend (Leer-Loga), 9 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; Gehäuse restauriert von Friedrich Peter (Levern). Denkmalorgel (seit 1952).

Geläut

Drei LG, I: d’ (Bronze, Gj. 1814, Mammeus Fremy III), Inschriften: „Glocke der K Gemeine Ochtersum umgegossen im Jahre Christi 1814 von M[eiste]r M Fremy und A von Bergen“ und „W C Aswegen Past[or] loc[i], G Brower Organist, F Dirks Vorsteher, M D G Klattenburg I H I E T“; II: g’ (Bronze, Gj. 1989, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Kirchentagslosung 1989. Unsere Zeit in Gottes Händen. Ps. 31,16“; III: b’ (Bronze, Gj. 1989, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Jahreslosung 1989. Keinem von uns ist Gott fern. Apg 17,27“. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1274), Inschrift etwa: „In honorem beati Materniani anno MCCLXXIIII fusa. Sacerdotum ..occonis Memmonis temporibus Ulrici [archidia]conis“ (Zu Ehren des heiligen Maternianus gegossen im Jahre 1274 zur Zeit der Priester Okko und Memmo und des Archidiakons Ulrich), 1814 umgegossen zu jetziger LG I.47 1857 nur diese Glocke vorhanden.48

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarr- und Gemeindehaus (Bj. 1865, Sanierung und Umbau 1983, u. a. Pfarrscheune zu Gemeindehaus umgebaut).

Friedhof

Alter kirchlicher Friedhof bei der Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof, etwa 350 Meter westsüdwestlich der Kirche.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1607 Lübbert Henrici. – Um 1610 Conring. – Um 1620 Conradus Potinius. – 1616–1618 Johann Volcamp. – 1618–1624 Bernhard Henrici Falkenrick. – 1652–1662 Henricus Velthusius. – 1663–1670 Ulricus Sandhorst. – 1670–1699 Rudolph Hagius. – 1699–1726 Gottfried Heinrich Hagius. – 1726–1759 Johann Friedrich Bernhardi. – 1759–1772 Johann Georg Hartlaub. – 1772–1804 Franz Gerhard Kleene. – 1804–1809 Franz Jacob Müller. – 1809–1839 Wilhelm Christian Aswegen. – 1839–1848 Johann Eberhard Gossel. – 1849–1858 Ulfert Heinrich Janssen. – 1859–1867 Johann August Hieronymus Doden. – 1867–1882 Wert Werts. – 1882–1883 Wilhelm Socken. – 1883–1912 Johann Volkmar Nellner. – 1913–1914 Friedrich Gerdes Neumann. – 1914–1947 Johannes Gerhard Mammen.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 498–499

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 8543–8545 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. Digitalisat126, Digitalisat327, Digitalisat392, Digitalisat434 (CB); A 9 Nr. Digitalisat2818 (Visitationen); A 12d Nr. Digitalisat441 (GSuptur. Aurich); B 18 Nr. 212 (Orgelsachverständiger); D 54 (EphA Esens); L 5i Nr. 92, 163, 306, 828 (LSuptur. Aurich); S 09 rep Nr. 1854 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7828 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1664 (Lücken: 1676–1679, 1707–1716, 1726; unvollständig: 1665, 1666, 1675, 1680, 1681)
Trauungen: ab 1667 (Lücken: 1672–1679; unvollständig: 1671, 1680, 1701–1725)
Begräbnisse: ab 1655 (Lücken: 1679–1725; unvollständig: 1678, 1802–1812)
Kommunikanten: ab 1748
Konfirmationen: ab 1851

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1350; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 135–138, S. 340; Haiduck, Architektur, S.141–142; Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 216–218; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 191–193; Meinz, Sakralbau Ostfriesland, S. 159; Meyer, Pastoren II, S. 498–499; Noah, Kirchen Harlingerland, S. 13–21; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 479–480; Rauchheld, Glockenkunde, S. 51, S. 176; Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 104–105; Voß & Hafner, Prediger-Denkmal, S. 24–26.
B: Lübbo Johann Daniels: 250 Jahre Christian-Klausing-Orgel in Ochtersum. 1736–1986. Festschrift der Ev.-luth. Kirchengemeinde Ochtersum, Ochtersum 1986.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland ( https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Westochtersum (.pdf), Ortsartikel Ostochtersum (.pdf); Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.

GND

6043735-2, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Ochtersum); 1240921039, Sankt-Materniani-Kirche (Ochtersum).


Fußnoten

  1. HOO, Artikel Ostochtersum, Artikel Westochtersum.
  2. Ostfriesisches UB I, Nr. 23.
  3. RG Online, RG III 00768, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/3/768, 05.09.2023 (zwei Einträge kombiniert); Ostfriesisches UB III, Nr. 259.
  4. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53.
  5. Ostfriesisches UB I, Nr. 23 und Nr. 39. Vgl. dazu Salomon, Geschichte, S. 42 ff.
  6. Ostfriesisches UB I, Nr. 692. Vgl. Salomon, Geschichte, S. 142 ff. Eine lokale Häuptlingsfamilie besaß Ochtersum vermutlich nicht, vgl. ebd. S. 84.
  7. LkAH, L 5i, Nr. 306 (Visitation 1962).
  8. Ostfriesisches UB I, Nr. 23.
  9. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 216 ff.
  10. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 105.
  11. Rauchheld, Glockenkunde, S. 176; Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 161; Daniels, S. 45.
  12. RG Online, RG III 00768, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/3/768, 05.09.2023 (zwei Einträge kombiniert). Ostfriesisches UB III, Nr. 259. Der Priester erhielt einen päpstlichen Dispens, nachdem er „beim Decken des Dachs seiner Scheune durch einen unvorsichtig weggeworfenen Ziegelstein einen zweijährigen Knaben tödlich verwundet“ hatte (ebd.).
  13. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 39.
  14. NLA AU Rep. 1 Nr. 733 [mit Digitalisat].
  15. Vgl. zum Folgenden: Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 357 ff.; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 155 f.
  16. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  17. Daniels, S. 60.
  18. Noah, Kirchen Harlingerland, S. 21; Daniels, S. 59 f.
  19. Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 82.
  20. Zit. bei Noah, Kirchen Harlingerland, S. 20.
  21. LkAH, L 5i, Nr. 92 (Visitation 1936); ebd., Nr. 163 (Schreiben LSup. Elster an LKA Hannover, 29.04.1946).
  22. LkAH, L 5i, Nr. 92 (Visitation 1936).
  23. LkAH, L 5i, Nr. 92 (Visitation 1936). Nach Sup. Büning wich die gehaltene Predigt von der eingereichten ab („viele Ergänzungen und Einschübe“).
  24. LkAH, L 5i, Nr. 92 (Visitation 1936).
  25. LkAH, L 5i, Nr. 163 (Schreiben LSup. Elster an LKA Hannover, 29.04.1946).
  26. KABl. 1947, S. 48.
  27. LkAH, L 5i, Nr. 163 (Schreiben LSup. Elster an LKA Hannover, 02.01.1946).
  28. LkAH, L 5i, Nr. 92 (Visitationen 1936 und 1950).
  29. LkAH, L 5i, Nr. 306 (Visitation 1962).
  30. Daniels, S. 43.
  31. Daniels, S. 65 ff.
  32. LkAH, L 5i, Nr. 306 (Visitation 1987).
  33. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53.
  34. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 684.
  35. KABl. 1974, S. 34.
  36. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 39.
  37. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 217. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1350, nimmt drittes Viertel 13. Jh. an; Meinz, Sakralbau Ostfriesland, vermutet „um 1260“.
  38. Noah, Kirchen Harlingerland, S. 14.
  39. Zur Baugeschichte: Noah, Kirchen Harlingerland, S. 18 ff.
  40. LkAH, A 8, Nr. 327 [Digitalisat, Aufnahme 4].
  41. Noah, Kirchen Harlingerland, S. 21.
  42. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 216 ff.
  43. Daniels, S. 53.
  44. LkAH, S 09 rep. Nr. 1854, passim.
  45. Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 138; Daniels, S. 48.
  46. Daniels, S. 15 ff.
  47. Rauchheld, Glockenkunde, S. 176; Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 161; Daniels, S. 45.
  48. LkAH, A 8, Nr. 327 [Digitalisat, Aufnahme 6].