Sprengel Stade, KK Stade | Patrozinium: Nikolaus1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Die Deichreihensiedlung ist urkundlich erstmals im Jahr 1331 als villa Crummendik sita in terra Kedingie genannt.2 Krummendeich gehörte zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Herrschaftsgebiet des Bremer Erzbischofs, und war Teil des Landes Kehdingen. Die Landesgemeinde, 1274 als universitas nachgewiesen, konnte sich trotz wiederholter militärischer Niederlagen gegen den Erzbischof seine „Autonomie innerhalb des Erzstifts“ auch nach der Mitte des 14. Jh. bewahren; sie wurde erst im frühen 16. Jh. entscheidend beschränkt.3 Die Niedergerichtsbarkeit in Krummendeich lag seit der ersten Hälfte des 17. Jh. beim Kirchspielgericht Krummendeich, zum Kirchspiel zählten die Bauernschaften Stellenfleth, Osterwechtern und Westerwechtern; die Hochgerichtsbarkeit lag beim Landgericht Kehdingen (später Gräfengericht Kehdingen, Freiburger Teil).4 Eine erste, eher stilisierte, Ortsansicht Krummendeichs findet sich auf der Elbkarte von Melchior Lorichs aus dem Jahr 1568.5 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit waren die Bauernschaften des Kirchspiels Krummendeich im Jahr 1810 kurzzeitig Teil des Kgr. Westphalen (Departement der Elbe- und Wesermündung, Distrikt Stade, Kanton Freiburg) und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Freiburg, 1811–1814). Ab 1815 zählte Krummendeich, nun im Kgr. Hannover, erneut zum Gräfengericht des Landes Kehdingen Freiburger Teil und kam 1852 zum Amt Freiburg/Elbe. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Krummendeich 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung im Jahr 1885 zählte das Dorf zum Kr. Kehdingen und kam bei dessen Auflösung 1932 zum Lkr. Stade. Seit 1971 ist Krummendeich Teil der Samtgemeinde Nordkehdingen (Sitz in Freiburg/Elbe). Zur Sozialstruktur der Kirchengemeinde schrieb der Ortspastor 1966: „32 Bauernfamilien, 25 Handwerker, Gewerbetreibende und Kaufleute, 165 Arbeiterfamilien, 30 Unterstützungsberechtigte, Rentner, 7 Adelsfamilien“.6 Im Jahr 1815 lebten gut 1.240 Menschen in Krummendeich, 1895 rund 1.160, 1939 etwa 840, 1964 gut 870 und 2021 knapp 470.

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1948

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1948

Kirchlich gehörte Krummendeich bis in die erste Hälfte des 17. Jh. zum Kirchspiel Freiburg (Elbe). Allerdings besaß der Ort bereits in vorref. Zeit eine eigene Kapelle und einen Friedhof, die beide erstmals 1339 belegt sind: in cimiterio capelle Crummedike in parrochia Vriborch (auf dem Friedhof der Kapelle Krummendeich im Kirchspiel Freiburg).7 Im Jahr 1495 wird sie als Capellen thom Krumnendyke genannt.8 Wohl Mitte des 16. Jh. wechselte Krummendeich zusammen mit der Muttergemeinde Freiburg (Elbe) zur luth. Lehre.
Im Protokoll der Visitation 1581/83 finden sich erstmals detailliertere Informationen zur Krummendeicher Kapelle. Sie war dem heiligen Nikolaus gewidmet und besaß einen eigenen Geistlichen: „Kapellan ist Johannes Olrichs, ein simpel Mann, weiß kein lateinisch, und ist sehr ungeschickt, hat zugesagt, sich zu bessern, ist doch rein im Fundament. Er lehret die Kinder. Es ist hier kein Armenhauß. Die Kirchschworen geben dem Kapellan jährlich 30 Mark“.9 Die wenigen älteren Erwähnungen der Kapelle verraten – abgesehen von der Bezahlung des Kaplans – nichts über ihre Dotierung oder Gründung. Angaben dazu finden sich zuerst in einem Schreiben der Familie von der Decken aus dem Jahr 1587: Die Capella sei „in Vorzeiten von unseren Vorfahren“ gestiftet worden, da der Weg zur Freiburger Kirche weit und „zu bösen Wetterstagen“ nicht passierbar sei.10
Spätestens 1635 wurde Krummendeich zu einem eigenständigen Kirchspiel erhoben: In diesem Jahr beginnt mit P. Heinrich Eveking (amt. 1635–1670) die Reihe der Krummendeicher Pastoren und die Kirchenbücher setzen ein. Auch der Bau des Pfarrhauses und die Dotierung der Pfarrstelle deuten auf dieses Jahr.11 Wenige Jahre später, 1642, schlossen Claus Christian, Heinrich, Eberhard und Johann von der Decken einen Vertrag über die zukünftige Ausgestaltung des Patronats: Es sollte ihr gemeinsamer Besitz bleiben und später jeweils den Erben ihrer vier „Wohnhöfe“ zufallen.12 Sie verpflichteten sich, alle „Spesen und Kosten, welche zu Konservierung, Erbauung und Verbesserung der Kirche, Turmes, Pastorathauses und Küsterei, so wohl auch zur Verrichtung des Gottesdienstes und Unterhaltung des Pastoren und Küsters nötig sein werden“ gemeinsam und zu gleichen Teilen zu übernehmen. Aufgrund von Erbteilungen und Zusammenlegungen variierte die Zahl der patronatsberechtigten Güter in der Folgezeit mehrfach.

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1948

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1948

Das älteste erhaltene Ausstattungsstück der Krummendeicher Kirche ist die im Jahr 1658 gegossene Schlagglocke. Über das Aussehen der ehemaligen Kapelle und späteren Pfarrkirche ist nichts bekannt. P. Mattäus Sigismund Evenius (amt. 1695–1731) notierte Anfang des 18. Jh. im Kirchenbuch, die Kirche sei „in einen elenden Zustand geraten“ und so baufällig, dass er „ohne große Beschwerung den Gottesdienst nicht verrichten“ könne.13 Die Patronatsfamilien Grube und von der Decken einigten sich auf einen Neubau und am 9. Juni 1709 feierte die Gemeinde den letzten Gottesdienst in der alten Kirche. Nach ihrem Abbruch legte Karl Christian von der Decken den Grundstein des Neubaus. Bereits am 22. Dezember 1709 konnten die Krummendeicher ihre neue Kirche einweihen; P. Evenius predigte über 1 Kön 8,18–20.14
Ursprünglich besaß die Kirche in Krummendeich lediglich einen Dachreiter und die Glocken hingen in einem Glockenträger auf dem Friedhof. Die Kosten des Turmbaus 1758/59 trugen nicht die Patronatsfamilien, sondern die Gemeindeglieder. Zur Finanzierung wurden u. a. zwei alte Glocken verkauft.15 1842/43 plante die Gemeinde, eine Orgel anzuschaffen, verwarf das Vorhaben jedoch aufgrund der hohen Kosten.16 1876/77 erwarb sie ein Harmonium. Zum Bau einer Orgel, wiederum auf Kosten der Gemeinde, kam es erst 1918.

Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Einen ersten Kirchen- und Schulvorstand wählte die KG Krummendeich erst im Jahr 1865.17 Frühere Aufforderungen des Konsistoriums – 1848, 1850 und 1860 – hatte die Gemeinde mit Verweis auf die Rechte des Patronats an Kirche und Schule abgelehnt. Auch äußerte sie Befürchtungen aufgrund der Wahl eines Kirchen- und Schulvorstands zukünftig an den Kirchen- und Schullasten beteiligt zu werden.
Nach dem Weggang von P. Johann Heinrich van Dieken (amt. 1926–1930) blieb die Pfarrstelle Krummendeich fast ein Jahrzehnt vakant. Erst mit P. Georg Mirow (amt. 1939–1942) erhielt Krummendeich wieder einen eigenen Pastor, der jedoch bereits Anfang Mai 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde (1942 gefallen). Während der Vakanzzeiten übernahmen die Pastoren aus Hamelwörden, Freiburg (Elbe), Balje und Bützfleth die Versorgung der kleinen Gemeinde, die 1935 knapp 900 Gemeindeglieder zählte. Über den 1933 neu gewählten KV heißt es im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“: „Von den 6 gewählten Kirchenvorstehern waren 4 keine Mitglieder der NSDAP, 2 waren Parteimitglieder.“18 Der kurzzeitige P. Mirow habe kirchenpolitisch aufseiten der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft gestanden.19 Zusammenfassend schrieb der Baljer P. Georg Kleine (amt. 1932–1953) im Fragebogen, der Kirchenkampf während der NS-Zeit habe einige Krummendeicher Gemeindeglieder veranlasst, „sich von der Kirche zurückzuhalten, andere fühlten sich verpflichtet, den ‚politisch unzuverlässigen Pastoren‘ abzuhören und im Gottesdienst zu bespitzeln. […] Es ist kaum einer da, der durch den Kampf und durch die Anfeindungen in seiner Treue zum christlichen Glauben gewachsen wäre.“20

Kanzelaltar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Oktober 1959

Kanzelaltar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Oktober 1959

Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder in Krummendeich bis 1948 auf gut 1.390 an, 1960 lag sie wieder unter 1.000.21 Zum 1. April 1946 hatte die Gemeinde eine Schwesternstation eingerichtet (bestand 1960 nicht mehr). Ein Jahr später erhielt Krummendeich mit dem Ostpfarrer Alfred Friedrich Gerhard Steinhorst (amt. 1947–1952) wieder einen eigenen Geistlichen. Nach der Visitation 1948 schrieb Sup. Frerich Theodor Schnuis (amt. 1937–1960): „Die Gemeinde Krummendeich war von jeher die beste Gemeinde in Kehdingen hinsichtlich der Kirchlichkeit“; frühere und spätere Einschätzungen lauten ähnlich.22 Seit 1956 versah Pfarrdiakon Herbert Witte (amt. 1956–1973) die Pfarrstelle Krummendeich (ab 1964 als Pfarrvikar, ab 1972 als Pastor). Im Jahr 1960 existierten in der kleinen Gemeinde ein Frauenkreis, ein Jugendkreis sowie ein Posaunenchor (gegründet von P. Witte). Über den KV schrieb Sup. Schnuis 1960, er wolle „das eigentliche kirchliche Leben in der Gemeinde fördern und nicht bloß in der Verwaltung wirksam werden“.23 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Krummendeich Kontakte zu den Kirchgemeinden Kühren und Sachsendorf (südöstlich von Wurzen).24

Kirche, Blick zum Altar, 1991

Kirche, Blick zum Altar, 1991

Obwohl die Zahl der Gemeindeglieder Anfang der 1970er Jahre auf unter 800 gesunken war, lehnte die KG Krummendeich die Fusion mit einer anderen Gemeinde ab. Der Stader LSup. Martin Kruse (amt. 1970–1977) attestierte ihr einen „starken Willen zur Selbständigkeit“.25 Nach einem weiteren Rückgang der Gememeindegliederzahl auf gut 690 nahm der KKT die Pfarrstelle Krummendeich 1978 nicht in den Personalplan auf, sprach sich jedoch gleichzeitig für den Erhalt der Stelle aus.26 Seit 1981 war die Pfarrstelle Krummendeich dauervakant und wurde vom Pfarramt Oederquart verwaltet. Den Predigtdienst in Krummendeich versah seit 1979 in der Regel Diakon Klaus Nörr, Jugendwart in Nordkehdingen. Bei der Visitation 1985 fand der Stader Sup. knapp 560 Gemeindeglieder und ein „blühendes Gemeindeleben“ vor.27
Seit dem 1. April 1986 ist die KG Krummendeich pfarramtlich mit der KG Balje verbunden; Sitz des Pfarramts ist in Balje.28 2003 wandelte das LKA Hannover die Pfarrstelle der beiden Gemeinden in eine Dreiviertelstelle um.29 Zum 1. Januar 2013 wurde die pfarramtliche Verbindung um die KG Freiburg (Elbe) erweitert. Alle drei Gemeinden sind seit Januar 2024 Teil der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Kehdingen“.30

Umfang

Krummendeich mit Deckenhausen, Krummendeich Kamp und Wechtern. Anfang des 20. Jh. zählten zum Kirchspiel: „Krummendeich, Krummendeicher Elbdeich, Stellenfleth (abgesehen von 1 Gute), Wechtern, Kamp, Zehntweg, 2 Höfe zu Eggerkamp, 9 Häuser am Breitendeich, 7 Häuser am Süderdeich, 10 Häuser am Hollerdeich und die Güter Ritterhof und Deckenhausen, wie auch die Höfe Außendeich, Chausseehof und ein Hof zu Hünkenbüttel“.31 Im 19. Jh. teilte sich das Kirchspiel in die drei Bauernschaften (Hauptmannschaften) Westerwechtern, Osterwechtern und Stellenfleth.32

Aufsichtsbezirk

Ab 1651 Kehdingsche Präpositur. 1827 zur Insp. Kehdingen (1924: KK). Der KK Kehdingen fusionierte 1976 mit dem KK Stade-Altes Land zum KK Stade.33

Patronat
Kirche, Blick zum Altar

Kirche, Blick zum Altar

1587 gaben Mitglieder der Familie von der Decken an, dass die Kapelle in Krummendeich „in Vorzeiten von unseren Vorfahren“ gestiftet worden sei.34 1642 vereinbarten Claus Christian, Heinrich, Eberhard und Johann von der Decken, das Patronat „dergestalt hinfüro in communione zu besitzen und zu gebrauchen, daß wir alle und jede Spesen und Kosten, welche zur Konservierung, Erbauung und Verbesserung der Kirche, Turmes, Pastorenhauses und Küsterei […] allenfalls zu gleichen Teilen ohnweigerlich herschießen und abtragen […]“.35 Zudem vereinbarten sie, „daß diejenigen von unsern Erben, welche mein, Claus Christians v. d. Decken Wohnhof zu Wechtern, meine, Heinrichs von der Decken 3 Höfe auch zu Wechtern, mein, Eberhards v. d. Decken Wohnhof zum Stellenfleth, mein, Johanns v. d. Decken Wohnhof auch zum Stellenfleth in Künftig besitzen werden, obberegtes ius patronatus in communione und insgemein besitzen“ sollen, das Patronat ist also 1642 als dingliches Patronat konzipiert worden. Zu den Patronatsrechten zählte u. a. die Präsentation des Geistlichen und die Wahl des Küsters, ein Ehrengeläut nach dem Tod eines Patrons und die Verwaltung des Kirchenvermögens und des Armengeldes (nach Bildung des Kirchenvorstands 1865 von diesem übernommen). Die Unterhaltung des 1758/59 erbauten Turms und der 1918 erbauten Orgel oblag der Kirchengemeinde. Nach dem „Feststellungsbogen über die Patronatsverhältnisse“, ausgefüllt 1967, ist das Patronat verbunden mit den Gütern Wechtern, Ritterhof, Stellenfleth, Neuhof-Stellenfleth II und Stellenfleth-Kamp.36 Die Patronatsrechte werden vom Geschäftsführenden des Kompatronats wahrgenommen, der auch Mitglied im KV der KG Krummendeich ist (seit 2015 Christian Albrecht von der Decken).

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1935

Kirche, Grundriss, 1935

Fünfachsiger, rechteckiger Saalbau, errichtet 1709 (Architekt: Anthon Dreyer, Stade).37 Satteldach mit Walm nach Osten und je drei Gauben nach Norden und Süden. Backsteinmauerwerk, Außenwände gegliedert mit großen, korbbogigen Blendnischen (fünf an den Längsseiten, zwei an Ostwand). Segmentbogige Sprossenfenster. Rechteckportale an Nord- und Südseite (Priechenzugänge), rundbogiger Eingang an Ostseite, darüber eiserne Inschrift „Anno 1709“ und Ovalfenster. Im Innern holzverschaltes Tonnengewölbe; Querbalken unterhalb des Gewölbes (Ankerbalken); umlaufende, hölzerne Emporenanlage. Nach Bau des Turms 1758/59 Dachreiter entfernt. Vor 1861 jeweils zwei Dachgauben nach Norden und Süden erbaut.38 1878 kleinere Eisensprossenfenster an Nordseite eingesetzt. Vor 1905 Dachgauben entfernt. 1905 kleine Eisensprossenfenster an Ost- und Südseite eingesetzt. 1957–59 Innenrenovierung. 2002–05 Sanierung, u. a. neue Dachgauben.

Grablege

Vier Erbbegräbnisse der verschiedenen Adelsgüter im Kirchspiel, 1842, 1890, 1897 und 1901 zugeschüttet bzw. vermauert.39

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Oktober 1959

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Oktober 1959

Turm

Vierseitiger Westturm, erbaut 1758/59 (Zimmermeister Heinrich Reese, Brockdorf). Barocker, schieferverkleideter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz, geschlossener Laterne mit abgeschrägten Ecken und achtseitiger Spitze, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz; an der Ostseite Auslegestuhl für Uhrschlagglocke; an der Nordseite der Laterne Uhrziffernblatt. Im Glockengeschoss je eine große Rundbogenöffnung nach Norden und Süden, zwei kleine Rundbogenfenster nach Westen. Strebepfeiler an den Westecken. Nach Westen Rundbogennische mit Rechteckportal und Sprossenfenster im Bogenfeld, flankiert von flachen Wandvorlagen mit Pyramidenspitze. In den 1780er Jahren Dach ausgebessert. 1784 neue Turmuhr (vorherige Uhr wohl 1658 angeschafft).40 1866 Dachreparatur. 1890 neue Turmuhr. 1895 Schindeldeckung durch Schieferdeckung ersetzt.

Vorgängerbau

An gleicher Stelle, wie heutiges KGb, nach dem letzten Gottesdienst am 9. Juni 1709 abgebrochen. – Bis zum Bau des Turms 1758/59 hingen die Glocken in einem freistehender Glockenträger auf dem Friedhof; er wurde 1761 auf Abbruch verkauft.41

Kanzelaltar, 1991

Kanzelaltar, 1991

Ausstattung

Reich gestalteter, hölzerner Kanzelaltar, farbig gefasst (1709, vielleicht Cordt Wilkens, Stade), Kanzelkorb eingesetzt in die Brüstung der Ostempore; vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs korinthische Säulchen, die verkröpfte Brüstung tragen; vor den Wandungen geschnitzte Figuren Christi und der vier Evangelisten; auf dem Schalldeckel Figur des auferstandenen Christus mit Siegesfahne; Predella gerahmt von zwei Pilastern, im Bildfeld gemalte Bogenarchitektur mit Vorhang („Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei“, Mk 15.38; Mt 27,51); kastenförmiger Altar mit seitlichen Schranken; ab 1880 war unterhalb der Kanzel zeitweise ein Öldruck von Leonardo da Vincis Abendmahl angebracht.42 – Achtseitige, neogotische Taufe aus Kunststein, 1908 erworben „von der Aßmannssen Kunsthandlung in Lüdenscheid“.43 – Grabplatte (nach 1540) für Otto Gruben und seine Frau Könecke Brümmer (identifiziert aufgrund der Wappen), Relief des auferstandenen Christus mit Siegesfahne, davor die Verstorbenen mit ihren sechs Kindern, knieend und betend; ein Sohn und die Tochter mit Kreuz über dem Kopf; Platte hat zahlreiche tiefe Schleiflöcher. – Grabplatte für Claus von der Decken († 1588) und seine Frau Mette, geb. von Brobergen († 1607); lebensgroße Reliefs der Verstorbenen, umgeben von 16 Wappen. – Hölzerner Opferstock mit Metallbeschlägen (wohl 1709). – Hölzerner Ständer für Kollektenteller (?, um 1900). – Gestühl (1958) mit älteren Wangenaufsätzen (1709). – Außen: Zwei metallene Inschriftentafeln mit den Namen der im Ersten und Zweiten Weltkrieg getöteten Soldaten aus dem Gebiet des Kirchspiels. – Ehemalige Ausstattung: Taufengel, etwa 1878 noch vorhanden, aber nicht mehr in Gebrauch.44 – Grabstein für P. Ernst Dietrich Stahl († 1787), „jetzt an der Rückseite der Treppe eingemauert, die zum Vordereingange des hiesigen Pfarrhauses führt“ (1909).45

Orgel

Orgel

Orgel

1876/77 Harmonium erworben.46 Orgelneubau 1918, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 18 (davon eine Transmission) II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen (Opus 846).47 1973 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 10 I/P, mechanische Traktur Schleifladen, Prospekt von 1918 beibehalten. 2007–09 Orgelneubau, ausgeführt in zwei Bauabschnitten von Jens Steinhoff (Schwörstadt), 10 I/P, mechanische Traktur Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: f’ (Bronze, Gj. 1759, Johann Andreas Bieber & Sohn, Hamburg), Inschriften: „Ich Margretha Elisabeth von der Decken des weiland hochwohl gebohrnen Herren Claus Christian von der Decken, Erb Herrn von Wechtern wie auch Patroni der hiesigen Kirchen und Schulen zum Krummendeich, hinterlassene Schwester und eintzige Erbin habe diese Glocke zu Gottes Ehren und dieser Gemeine zum offentlichen Gebrauch aus meinen Mittel geschencket. Krummendeich Anno 1759 den 9 October“ und „Mein Schall rufft dich, o Mensch, zu deinen Pflichten, die du Gott, dir und andern must entrichten. Zum Gottes Dienst, zur Noth, zum Grab und Beten. Ach möchtest du nur christlich dazu treten. Gesetzt von Ernst Diederich Stahl, Prediger zum Krummendeich. Me fecit Iohann Andreas Bieber & Sohn, Stuck und Glocken Gieszer in Hamburg. 1759“, Bild: Wappen der Familie von der Decken, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und nach Kriegsende zurückerhalten; II: f’ (Bronze, Gj. 1752, Johann Andreas Bieber & Sohn, Hamburg), Inschriften: „Ich Sabina Christina von Gruben, gebohrne von der Kuhla, des weyland hochwohlgebohrnen Herrn Iurgen von Gruben, Erbherrn zu Vechtern, Drochtersen etc., auch Patroni der Krummendeicher Kirchen, hinterlassene Wittwe, habe diese Glocke zur Ehre Gottes und zum Nutzen seiner offentlichen Dienstes aus meinen Mitteln geschencket Anno 1752 den 29 December“, „Christen wenn ich zum Gottes Dienste laute, so dencket an diese Worte: Bewahre deinen Fusz wenn du zum Hause Gottes gehest und komm das du horest das ist besser denn der Narren Opffer. Eccles[iastes]. 4. Vers 17. Wenn ich als eine Betglocke schlage, so schlaget an eure Brust und sprechet: Gott sei uns Sundern gnadig. Luc[as] 18 V[ers] 13. Wenn ich Todte belaute, so betet zu Gott: Bereite mich, auf dasz mein Todt beschliesse alle Pein und Noth Gib, dasz ich denck ans Ende. Wenn ich eine Sturmglocke bin, so eilet zur Rettung und betet: Straff uns nicht in deinen Zorn grosser Gott verschone. Inscriptionem hanc curavit Iacobus Tiedemann p[ro] t[empore] Pastor“ und „Me fecit Me[ister] Iohann Andreas Bieber & Sohn in Hamburg 1752“, Bilder: Wappen der Familien von Gruben und von der Kuhla. Eine SG, gis’’ (Bronze, Gj. 1658, Hermann Benningk, Hamburg), Inschriften: „Herman Benninck goss mich in Hamburg Anno 1658“ und „Casten Kvker verehret“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und nach Kriegsende zurückerhalten. – Früherer Bestand: Zwei Glocken (Bronze), 1755 und 1758 verkauft.48

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1888; Vorgängerbauten Bj. um 1635 und Bj. 1767).49 – Gemeindehaus (ehemaliges Organistenhaus, Bj. 1886).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, 1834 geschlossen. Neuer kirchlicher Friedhof, etwa 50 Meter südlich der Kirche, angelegt 1834.50

Liste der Pastoren (bis 1940)

1581–1635? Kaplan Johann Oelrichs. – 1635–1670 Heinrich Eveking. – 1670–1678 Ernst Heise. – 1678–1694 Magister Boetius Martens. – 1695–1731 Mattäus Sigismund Evenius. – 1732–1756 Johann Jakob Tiedemann. – 1756–1787 Ernst Dietrich Stahl. – 1788–1808 Johann Heinrich Schmidt. – 1808–1828 Johann Konrad Behn. – 1829–1845 Hermann Friedrich Polemann. – 1845–1869 Georg Wilhelm Weber. – 1870–1873 Johann Heinrich Mühlenbrock. – 1874–1882 Johannes Friedrich Einstmann. – 1888–1901 Franz Gustav Ernst Hoffmann. – 1901–1914 Friedrich Wilhelm von Issendorf. – 1914–1925 Wilhelm Grabe. – 1926–1930 Johann Heinrich van Dieken. – 1939–1942 Georg Mirow.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 37–38

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 876–892 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 554 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 4594–4600 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 232Digitalisat (CB); A 9 Nr. 2556Digitalisat, 2556 aDigitalisat, 2682Digitalisat (Visitationen); E 5 Nr. 628 (Konsistorialbaumeister); L 5g Nr. 215, 784, 885 (LSuptur. Stade); S 2 Witt Nr. 03 (Fotosammlung); S 07e I Nr. 30 (Microfilme); S 09 rep Nr. 1523 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8094 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1635 (Lücken: 1678–1695)
Trauungen: ab 1635 (Lücken: 1678–1695)
Begräbnisse: ab 1672 (Lücken: 1678–1695; unvollständig: 1672)
Kommunikanten: ab 1837 (Zahlenregister: 1776–1836)
Konfirmationen: ab 1788

Literatur & Links

A: Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 219–220; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 472–484; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 815; Hoffmann, Glauben, S. 20–21; Meyer, Pastoren II, S. 37–38; Poppe, Kehdingen, S. 100 und 110; Pratje, Abhandlungen II, S. 154 (= Extractus Protocolli Visitationis über einige Domprobsteiliche Kirchen von 1581 1582 1583, S. 143–184).

B: Stefan Amt: St. Nikolaus-Kirche in Krummendeich. Untersuchung zur Gestaltung der Gauben, März 2003, 14 S. [Typoskript; .pdf-Datei online]; Wilhelm von Issendorff: Kirchliche Geschichte der Gemeinde Krummendeich, Inspektion Kehdingen, in: Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 14 (1909), S. 107–135; Wilhelm von Issendorff: Geschichte der Gemeinde Krummendeich in Kehdingen, transkribiert von Heita von Plate, Stellenfleth 1962.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 44.
  2. UB Hamburg II, Nr. 830 und Nr. 833.
  3. Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 205 (Zitat) und S. 217; Hucker, Freiheit, S. 101 ff.
  4. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 472 f.
  5. Bolland, Elbkarte (Beilage); Staatsarchiv Hamburg, 720-1/1_126-05 = 1568.1 (Krummendeich auf Bild 5); weitere Digitalisate.
  6. LkAH, L 5g, Nr. 215 (Visitation 1966).
  7. NLA ST Rep. 3 Altkloster Nr. 83 (mit Digitalisat). Siehe auch Hofmeister, Besiedlung II, S. 289, Anm. 34; Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 107 f.
  8. Zit. bei Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 108.
  9. Pratje, Abhandlungen II, S. 154. Auch zit. in Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 109.
  10. Zit. bei Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 111.
  11. Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 113.
  12. Dies und das Folgende zit. bei: Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 113 ff.
  13. Zit. bei Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 117.
  14. „18 Aber der Herr sprach zu meinem Vater David: Dass du im Sinn hast, meinem Namen ein Haus zu bauen, daran hast du wohlgetan, dass du dir das vornahmst. 19 Doch nicht du sollst das Haus bauen, sondern dein Sohn, der dir geboren wird, der soll meinem Namen ein Haus bauen. 20 Und der Herr hat sein Wort wahr gemacht, das er gegeben hat; denn ich bin zur Macht gekommen an meines Vaters David statt und sitze auf dem Thron Israels, wie der Herr zugesagt hat, und habe gebaut ein Haus dem Namen des Herrn, des Gottes Israels“. Zum Neubau vgl. Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 117 f.
  15. Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 56; Issendorff, Geschichte, S. 39.
  16. Issendorff, Geschichte, S. 34.
  17. Vgl. dazu: Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 133 f.
  18. LkAH, S 1 H III, Nr. 815, Bl. 24, dort auch das folgende Zitat. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  19. LkAH, S 1 H III, Nr. 815, Bl. 24, dort auch das folgende Zitat. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  20. LkAH, S. 1 H III, Nr. 815, Bl. 26.
  21. LkAH, L 5g, Nr. 215 (Visitationen 1948 und 1960).
  22. LkAH, L 5g, Nr. 215 (Visitation 1948). Vgl. auch ebd. (Visitationen 1935, 1966 und 1972).
  23. LkAH, L 5g, Nr. 215 (Visitation 1960). Sup. Schnuis merkte zudem an: „Es fällt dem Kirchenvorstand sehr schwer, sich damit abzufinden, daß ihr Pfarrdiakon nicht Vorsitzender des Kirchenvorstandes ist.“ Mit der Ernennung zum Pfarrvikar 1964 änderten sich die Voraussetzungen und 1966 heißt es: „Der Kirchenvorstand ist dankbar, daß nun durch die Ernennung von Amtsbruder Witte zum Pfarrvikar seine Stellung als Vorsitzender des Kirchenvorstandes auch rechtlich fundiert ist“, ebd. (Visitation 1966).
  24. LkAH, L 5g, unverz., Krummendeich, Visitation 1991. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  25. LkAH, L 5g, Nr. 215 (Visitation 1972).
  26. LkAH, L 5g, Nr. 215 (Visitation 1978).
  27. LkAH, L 5g, unverz., Krummendeich, Visitation 1985.
  28. KABl. 1986, S. 68.
  29. KABl. 2002, S. 265.
  30. KABl. [in Vorbereitung].
  31. Issendorff, Geschichte, S. 3.
  32. Issendorff, Geschichte, S. 5 f.
  33. KABl. 1976, S. 9.
  34. Zit. bei Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 111. Siehe auch: Siehe auch Ruperti, Kirchen- und Schul-Gesetzgebung I, S. 107; LKA, G 15/Krummendeich, Bl. 6 (Bericht des KV Krummendeich, 12.08.1921). Insgesamt zum Patronat vgl. Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 129 ff. (mit Angaben, welche Höfe wann Patronatsrechte besaßen und in wessen Besitz sie sich befanden) und Issendorff, Geschichte, S. 67 ff.
  35. Zit. in: Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 113 f. Siehe auch: LKA, G 15/Krummendeich, Bl. 6 (Bericht des KV Krummendeich, 12.08.1921).
  36. LKA, G 15/Krummendeich, Bl. 18 f.
  37. Amt, S. 4. Bei Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 220, Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 473 und Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 815, ist „Anton Dreßern“ als Baumeister angegeben. Dabei handelt es sich nach Amt um einen Lesefehler: „In den Quellen, z. B. den Kontrakten zur Lieferung von Bauholz und der Zimmerarbeit sowie einer Beschreibung der Kirche von 1861, findet sich als Angabe zum Baumeister abweichend der Name Dreyer.“ Der richtige Name findet sich auch bei Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 117. Vgl. insgesamt zu Dreyer: Auf dem Felde, Baumeister, S. 47 ff. (zu Krummendeich: S. 59 f.).
  38. Amt. S. 13: „Die Befundung des Dachwerkes hat ergeben, dass konstruktive Anschlussspuren vollständig fehlen. Die Vermutung, dass die Gauben nicht der originalen Substanz aus der Erbauungszeit zuzurechnen sind, muss darum geäußert werden.“
  39. Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 118.
  40. Issendorff, Geschichte, S. 41.
  41. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 474.
  42. Issendorff, Geschichte, S. 32.
  43. Issendorff, Geschichte, S. 29.
  44. Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 57; Issendorff, Geschichte, S. 29.
  45. Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 125.
  46. Issendorff, Geschichte, S. 34.
  47. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 129
  48. Issendorff, Geschichte, S. 39.
  49. Issendorff, Kirchliche Geschichte, S. 128 f.
  50. Issendorff, Geschichte, S. 46 ff.