Sprengel Stade, KK Stade | Patrozinium: Johannes der Täufer1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist der Ort erstmals 1331 als Oderkort im Stader Stadtbuch erwähnt.2 Teile des Kirchspiels wurden im 12./13. Jh. während der Hollerkolonisation besiedelt (Döse, Hollerdeich).3 Das Kirchspiel umfasste die Oster Bauernschaft, die Klinter Bauernschaft und die Bentwischer Bauernschaft (belegt 1638).4 Oederquart gehörte zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Herrschaftsgebiet des Bremer Erzbischofs, und war Teil des Landes Kehdingen. Die Landesgemeinde, 1274 als universitas nachgewiesen, konnte sich trotz wiederholter militärischer Niederlagen gegen den Erzbischof seine „Autonomie innerhalb des Erzstifts“ auch nach der Mitte des 14. Jh. bewahren; sie wurde erst im frühen 16. Jh. entscheidend beschränkt.5 Für die Niedergerichtsbarkeit im größten Teil des Kirchspiels Oederquart war das sogenannte Dösegericht zuständig, dass sich zunächst im Besitz der Familie von der Döse befand, die es 1474 an die Familie von Nindorf verkaufte; die Hochgerichtsbarkeit lag beim Landgericht Kehdingen (später Gräfengericht Kehdingen, Freiburger Teil).6 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit war Oederquart im Jahr 1810 kurzzeitig Teil des Kgr. Westphalen (Departement der Elbe- und Wesermündung, Distrikt Stade, Kanton Freiburg) und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Freiburg, 1811–1814). Ab 1815 zählte Oederquart, nun im Kgr. Hannover, erneut zum Gräfengericht des Landes Kehdingen Freiburger Teil und kam 1852 zum Amt Freiburg/Elbe. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Oederquart 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung im Jahr 1885 zählte das Dorf zum Kr. Kehdingen und kam bei dessen Auflösung 1932 zum Lkr. Stade. Seit 1971 ist Oederquart Teil der Samtgemeinde Nordkehdingen (Sitz in Freiburg/Elbe). Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortsgeistliche 1961: „Die meisten Gemeindeglieder sind in der Landwirtschaft tätig, ferner gibt es einige Handwerker, selbständige und unselbständige, besonders Bauhandwerker, Geschäftsleute, Angestellte, Ziegeleiarbeiter, Gelegenheitsarbeiter, Rentner.“7 Im Jahr 1895 lebten etwa 2.095 Menschen in Oederquart, 1939 rund 1.345, 1949 etwa 2.230, 1964 knapp 1.550 und 2021 noch ungefähr 1.050.

Kirche, Ansicht von Nordosten, Teilansicht, Postkarte

Kirche, Ansicht von Nordosten, Teilansicht, Postkarte

Das früheste Zeugnis der Kirchengeschichte Oederquarts ist das Kirchengebäude selbst, das in seinen ältesten Teilen auf die erste Hälfte des 14. Jh. zurückgeht. Der bronzene Taufkessel stammt möglicherweise aus der Werkstatt des Lüneburger Gießers Ulricus und wurde vermutlich vor 1325 angefertigt.8 Etwa aus der gleichen Zeit, aus dem Jahr 1331, stammt auch die erste schriftliche Erwähnung der parochia Odekort, also des Kirchspiels Oederquart.9 Das Stader Copiar von 1420 zählt Oederquart zu jenen Kirchspielen, in denen Hollandrini (Holländer) leben und die Gründung von Kirche und Parochie ist vermutlich im Zusammenhang mit der Hollerkolonisation des 12./13. Jh. zu sehen.10 Mit Henricus Mynnermann, verstorben vor dem 21. Juli 1404, ist erstmals der Name eines Geistlichen an der parochialis ecclesiae in villa de Oderquort überliefert.11 Um Mynnermanns Nachfolge stritten verschiedene Geistliche, wer die Pfründe letztendlich übernahm, ist nicht bekannt. Bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jh. ist Oederquart als Wallfahrtsort belegt: Aus dem Testament des Lübecker Bürgers Otto Bone aus dem Jahr 1357 geht hervor, dass Menschen zu einem Marienbildnis in Oederquart pilgerten (ymaginem B. Mariae virginis in Oderquort).12 Es befand sich möglicherweise in der Kapelle Unser Lieben Frauen neben der Kirche, die 1581 als „ein sonderlich alt Gebäu bei dem Kirchhofe“ belegt ist.13 Um 1440 hatte Johann Vöge (Föge) ein Altarlehen an der Kapelle gestiftet.14 Die ältesten Teile des heutigen Altars in der St. Johannis-Kirche – geschnitzte Reliefs mit Szenen aus dem Leben Marias – werden auf die Zeit um 1420/30 datiert (die jüngeren Teile entstanden um 1500 und um 1520/30). Auch die älteste Glocke der Kirche, 1459 gegossen von Hermann Klinghe, stammt noch aus vorref. Zeit.

Kirche bzw. Turm, Ansicht von Südwesten, Teilansicht, 1956/62

Kirche bzw. Turm, Ansicht von Südwesten, Teilansicht, 1956/62

Details zur Einführung der luth. Lehre in Oederquart sind nicht überliefert. Landesherr Ebf. Christoph von Bremen (amt. 1511–1558), gleichzeitig Bf. von Verden, zählte zu den Gegnern der Reformation; sein Bruder und Nachfolger Bf. Georg (amt. 1558–1566) duldete die neue Lehre.15 Der Bremer Ebf. Heinrich III. (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung im Erzstift Bremen kam es während seiner Amtszeit jedoch nicht. Als erster luth. Prediger in Oederquart gilt der 1554 genannte P. Harmen Richardes, gefolgt wohl von P. Heinrich Burmester († 1566).16 Der anscheinend von der Gemeinde selbst berufene P. Vith Hoppe schloss 1566 mit den Kirchgeschworenen einen Vertrag über die Annahme des Pfarramtes, noch bevor der Bremer Dompropst ihm die Kirche verliehen hatte.17 Die Kapelle Unser Lieben Frauen hatte Ebf. Georg 1564 dem luth. Prediger Heinrich Niege (amt. 1564–1584) übertragen; er sollte „dem Pastor zu Oederquart als Vikar zur Seite […] stehen“.18 P. Niege versah den Dienst in der baufälligen Kapelle zunächst selbst; da das Vikarienhaus einsturzgefährdet war, wohnte er auch zeitweise in der Kapelle. 1579 übertrug er den Kapellendienst einem mercenarius (Mietling) und zog nach Stade; der mercenarius weigerte sich in den folgenden Jahren jedoch, die vereinbarten Zahlungen an P. Niege zu leisten.19 Im Visitationsbericht von 1581 heißt es knapp, es gebe im Moment zwei Kapläne, die „sich um das Kapellanat zanken“.20 Ausdrücklich ist zudem vermerkt, dass „der Kapellan dem Pastori zu Oderquart in allen Dingen gehorsam und unterworfen seyn soll“ und auch in der Kirche zu predigen habe. Das Pfarramt hatte seinerzeit P. Johann Koeser (amt. 1568–1581) inne. Das Visitationsprotokoll von 1581/83 ist auch der erste Beleg für eine Orgel in der Oederquarter Kirche.

Kirche, Blick zum Altar, vor 1952

Kirche, Blick zum Altar, vor 1952

Die Angaben über ein Armenhaus in Oederquart erscheinen widersprüchlich: 1581/83 heißt es: „Es ist hier ein Armenhaus und von frommen Leuten wohl 400 M[ar]k darzu gegeben.“21 Nach den Angaben im Visitationsprotokoll von 1588 hingegen gab es kein Armenhaus in Oederquart. Überdies ist protokolliert: „Dar sey kein Schule […], alleine die Custer lehre etzliche junge vor gelt.“22 Im Jahr 1609 ist ein Schulmeister Kay belegt.23 Die Kapelle Unser Lieben Frauen existierte auch 1654 noch; in diesem Jahr erhielt sie ein neues Strohdach.24 Die lückenlos bekannte Reihe der Pastoren in Oederquart beginnt erst mit P. Wilhelm Möller (amt. 1638–1676) und P. Peter Grave (amt. 1647?–1670). Im letzten Viertel des 17. Jh. erhielt die St. Johannis-Kirche sowohl eine neue Orgel (1678–82, Arp Schnitger) als auch eine neue Kanzel (1695, Johann Conrad Wilkens). 1778 wurde ein neues zweites Pfarrhaus gebaut.25
Mit P. August Nikolaus Marquard Seekamp (amt. 1838–1878) übernahm 1842 erstmals ein Oederquarter Pastor das Amt des Superintendenten in der Insp. Kehdingen. Die Suptur. blieb bis 1906 mit der ersten Pfarrstelle in Oederquart verbunden und wurde dann nach Drochtersen verlegt.26 Im gleichen Jahr hob das Konsistorium Hannover die zweite Oederquarter Pfarrstelle auf.27
Während der NS-Zeit war die Pfarrstelle in Oederquart zunächst vakant (1930–1939), später hatte sie P. Helmut Bergmann (amt. 1939–1943 und 1947–1974) inne.28 Nach den Angaben im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ standen sowohl die Vakanzvertreter als auch P. Bergmann kirchenpolitisch aufseiten der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft. Zum 1933 neu gewählten KV heißt es im Fragebogen: „5 der Mitglieder des Kirchenvorstandes gehörten der NSDAP an, ein Mitglied war Stahlhelmer.“29 Von den rund 1.450 Gemeindegliedern (1937) traten zwischen 1937 und 1945 insgesamt 24 aus der Kirche aus (zwei Wiedereintritte).30 Zusammenfassend heißt es: „Das kirchliche Leben in Oederquart hat infolge des Kirchenkampfes und des Krieges, obwohl es ohnehin nicht rege war, doch noch eine sichtbare Schwächung erfahren.“31 Sup. Frerich Theodor Schnuis (amt. 1937–1960) wies zudem 1937 darauf hin, dass in der Vakanzzeit zwar der „pfarramtliche Betrieb“ aufrechterhalten werden konnte, aber von „kirchlicher Versorgung“ keine Rede sein könne.32 Ab 1941 bestand für wenige Jahre eine zweite Predigtstätte in Dösemoor, wo jährlich 12 bis 14 Gottesdienste stattfanden (1943).33

Kirche, Blick in den Chorraum, nach 1952

Kirche, Blick in den Chorraum, nach 1952

Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von knapp 1.400 im Jahr 1943 auf rund 2.230 im Jahr 1949 an.34 In den Außenorten wurden 1949 „Haustaufen, Haustrauungen, Kranken- und Altenkommunion und Bibelstunden“ gehalten.35 P. Bergmann richtete 1949 Jugendkreise an und gründete 1951 eine ev. Frauenhilfe; ein Männerkreis etablierte sich nicht.36 Im Jahr 1975 konnte die Gemeinde ein neues Gemeindehaus einweihen. Seit 1974 wurde die Pfarrstelle Oederquart von Pfarrverwaltern versehen und 1997 in eine Dreiviertelstelle umgewandelt (knapp 1.200 Gemeindeglieder).37
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die St. Johannis-KG Kontakte zur Kirchgemeinde Thallwitz (nordöstlich von Leipzig).38 Im Bericht über die Visitation 1985 schrieb der Stader Sup.: „Die Bewohner halten an einer traditionellen Rolle der Kirche fest, die an bestimmten Festtagen und an den familiären Höhepunkten ihren Ausdruck finden soll.“39 Einen Schwerpunkt der Gemeindearbeit bildete die Kinder- und Jugendarbeit, letztere seit 1995 in Zusammenarbeit mit der KG Freiburg (Elbe). 1996 merkte der Sup. an, in Oederquart sei die Kirchengemeinde „derzeit der wichtigste Veranstalter im Gemeinwesen“.40
Im Jahr 2012 gründete sich der „Förderverein Arp-Schnitger-Orgel der St. Johanniskirche zu Oederquart“. Seit dem 1. Januar 2013 ist die KG Oederquart pfarramtlich verbunden mit der St.-Dionysius-KG Hamelwörden. Die Oederquarter Kirche trägt seit März 2022 das Signet „Verlässlich geöffnete Kirche“. Seit Januar 2024 ist Oederquart Teil der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Kehdingen“.41

Pfarrstellen

I: vorref. – II: vorref. (bis 1757 Vikariat), 1906 aufgehoben.42

Umfang

Oederquart sowie Bruch, Dösemoor, Hohenlucht, Hollerdeich, Kajendeich, Klinten, Schinkel und Sietwende. Seit 1667 auch Gut Oerichsheil (vorher Freiburg (Elbe)).43

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropsts.44 – Ab 1651 Kehdingsche Präpositur. 1827 zur Insp. Kehdingen (1924: KK). Der KK Kehdingen fusionierte 1976 mit dem KK Stade-Altes Land zum KK Stade.45 – Von 1842 bis 1905 war Oederquart Sitz der Suptur. der Insp. Kehdingen.46

Patronat

Erste Pfarrstelle: Der Bremer Dompropst.47 Seit Aufhebung des Domstifts Bremen im Jahr 1648 der Landesherr (bis 1871). Zweite Pfarrstelle (Kaplanei, Vikariat): Erzbischof und Familie von Korff auf dem Klinten (nachweislich 1581), 1795 besaßen seit „etlichen Jahren“ die drei „hiesigen Kirchspielseingesessenen namens Hinrich Wittkopf, Ludwig Friedrich Vogel und Jakob Kühlcke“ das Patronat („samt der dazugehörigen Civilgerichtsbarkeit“), seit 1798 der Landesherr.48

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1935

Kirche, Grundriss, 1935

Langgestreckter, einschiffiger Backsteinbau mit dreiseitigem Chorschluss, ausgerichtet nach Nordosten, älteste Teile erste Hälfte 14. Jh. Satteldach, über dem Chor abgewalmt. Am Schiff getreppte Strebepfeiler, rechteckige Sprossenfenster in Segmentbogennischen; am Chor geböschte Strebepfeiler, segmentbogige Sprossenfenster in Spitzbogennischen, darüber Zahnfries (Deutsches Band). An der Nordseite spitzbogiges Portal; segmentbogige Nebeneingänge an Nord- und Südseite des Chors. In Innern flache Decke in Schiff und Chor, spitzer Triumphbogen zwischen Chor und Schiff; Sakristeiprieche im Chor; Wandnischen mit Sakramentsnischen im Chor; L-förmige Empore an West- und Nordseite; Unterzug der Westempore mit Inschriften: „Verbum Domini manet in Aeternum Aō [15]93“ (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. Im Jahr [15]93), „Audi igitur libenter verba Dei. Syr.6“ (Hört also gern die Worte des Herrn. Sir 6) und „Qvi ex Deo est, verbum dei avdit Ioh 8“ (Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte. Joh 8); Brüstung der Nordempore mit zwei gemalten Wappen (1758) und gemalten biblischen Figuren. 1793/94 Hauptreparation, u. a. Südseite des Schiffs neu aufgemauert, Strebepfeiler erneuert, Gewölbe durch flache Decke ersetzt. 1906/07 Decke erneuert. 1952 Altarraum erneuert, u. a. Emporen des Gutes Oerichsheil (Nordwand des Chors) und des Gutes Döse (Südwand des Chors) entfernt. 1953 Innenwände des Schiffs erneuert. 1966 Nordwand gesichert.

Turm

Vierseitiger Westturm mit achtseitigem Glockengeschoss, im Kern 14. Jh. Achtseitiger, kupfergedeckter Turmhelm mit Einziehung und hoher Spitze, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz; Auslegestuhl für Uhrschlagglocke nach Osten. Im Glockengeschoss drei rundbogige Zwillingsschallfenster in Spitzbogennischen (Norden, Süden, Westen), ein breites rundbogiges Schallfenster in Spitzbogennische (Nordosten). Uhrziffernblatt nach Norden. Im ersten Obergeschoss je ein schmales Rundbogenfenster nach Norden, Süden und Westen. Im Erdgeschoss Rechteckportal mit modernem Vordach nach Westen, je drei Rechteckfenster nach Norden und Süden. 1554 Turm beschädigt (wohl Turmhelm abgestürzt). 1593 Turmreparatur. 1670 Turmuhr vorhanden. 1731 Turmreparatur. 1791 Turmhelm neu gedeckt. 1795 Mauerwerk ausgebessert. 1895 Schieferdeckung (vorher Holzschindeln). 1907 neue Turmuhr (Ph. Furtwängler, Elze). 1956–62 Sicherungsarbeiten, u. a. Stützmauern und -pfeiler abgetragen, Turmwände neu gebaut. 2011/12 Turmsanierung.

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Ausstattung

Blockaltar mit gemauertem Stipes, vorref. Mensa (Weihekreuze) und Retabel aus modernem Schrein (um 1969) sowie Schnitzfiguren und -reliefs aus verschiedenen mittelalterlichen Altären; in der Mitte Figuren der Maria mit Kind und des Salvators, darüber drei kleine Heiligenfiguren (um 1500), links und rechts Reliefs mit Szenen aus dem Leben Marias (um 1520/30): Hochzeit der Maria, Beschneidung Jesu, zwölfjähriger Jesus im Tempel, Begegnung an der Goldenen Pforte; in den Flügeln acht Reliefs mit Szenen aus dem Leben Marias (um 1420/30): Verkündigung, Christi Geburt, Maria betet das Kind an, Anbetung der Könige, Beschneidung, Darstellung im Tempel, Begegnung an der Goldenen Pforte, Tod Marias; über dem Mittelschrein Kreuzigungsgruppe (um 1500), auf den Flügeln zwei Heiligenfiguren: links Jakobus der Ältere und rechts Christophorus (beide um 1500); in der Predella Relief Geburt Christi (um 1500); Schrein mit vergoldeter Rückwand; Reliefs und Figuren seit 1969 in neuem Schrein; Figuren und Reliefs 1991 konserviert (Restaurator Paul-Uwe Dietzsch, Grasberg). – Hohe Holzkanzel mit Schalldeckel (1695, Johann Conrad Wilkens, Stade), vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs korinthische Säulen mit Rankenmalerei; vor den Wandungen Schnitzfiguren Christi und der vier Evangelisten; am Kanzelaufgang drei geschnitzte Apostelfiguren; als Bekrönung des Schalldeckels Figur des triumphierenden Christus mit Siegesfahne. – Bronzener Taufkessel (Anfang 14. Jh., wohl Werkstatt des Meisters Ulricus, Lüneburg) mit modernem Deckel, Kessel auf vier Trägerfiguren, die auch einem gestuften Bodenring stehen; an der Wandung vier Reliefs des thronenden Christus, umgeben von Evangelistensymbolen, dazwischen spiegelbildliche Inschrift „Johannes“; am oberen Rand spiegelbildliche Inschrift: „Qui baptiztatur hoc sacro fonte lavatur“ (Wer in dieser heiligen Quelle getauft wird, der wird gereinigt).49 – Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes (erstes Viertel 16. Jh.), Holz, farbig gefasst; 1992 konserviert (Restaurator Paul-Uwe Dietzsch, Grasberg). – Gemälde „Jesu Einzug in Jerusalem“ (zweite Hälfte 19. Jh.), Öl auf Leinwand; diente zeitweise als Predella; 1986 restauriert (Restaurator Reinhard Meyer-Graft, Osterholz-Scharmbeck).50 – Opferstock (17. Jh.), Holz mit Metallbeschlägen. – Parament (1767), roter Samt mit Silberstickerei; Agnus Dei, Inschrift: „C. A. V. Dreves 1767“. – Grabplatte für Christoffer Bremer († um 1570), oberer Teil der Platte fehlt, Inschrift: „…de erenfeste und erbar cristoffer bremer dem godt vor leue eine frolihe up erstange…“. – Außen: Zwei Grabplatten des 16. Jh. – Ehemalige Ausstattung: 1564 neue Kanzel angeschafft.51

Orgel

Orgel

Orgel

Eine Orgel ist erstmals im Protokoll der Visitation von 1581 erwähnt: „Die Orgel ist nicht fertig. […] Die Juraten haben zugesagt, sie wollen diesen Sommer die Orgel wieder machen lassen.“52 Orgel 1632 im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt, 1652 besaß sie noch zehn brauchbare Register. 1652 Neubauvertrag mit Hans Christoph Fritzsche (Hamburg), Ausführung unklar. 1678–82 Orgelneubau, ausgeführt von Arp Schnitger (Hamburg) und seinem Meistergesellen Andreas Weber. 1726 Reparatur, Johann Hinrich Klapmeyer (Glückstadt). 1781 Reparatur und Umbau, Johann Daniel Busch (Itzehoe), u. a. selbständiges Pedal eingebaut. 1801 Reparatur, Georg Wilhelm Wilhelmy (Stade), Zustand um 1830: 28 III/P (HW, RP, BW). 1864/65 Neubau des Orgelwerks, Johann Hinrich Röver (Stade), 23 III/P (HW, OW, RP), mechanische Traktur, Kegelladen; historischer Prospekt erhalten; Instrument stand auf Nordempore. 1907–09 Orgel auf dei Westempore versetzt, Arbeiten ausgeführt von Furtwängler & Hammer (Hannover). 1969–71 Neubau des Orgelwerks, Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 11 II/aP (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen, überdies ein vakantes Register.53 2000 Orgel erweitert auf 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen). 2014–17 in drei Bauabschnitten Rekonstruktion der Schnitger-Orgel, Rowan West (Ahrweiler), 28 III/P (HW, RP; BW), mechanische Traktur, Schleifladen; Prospekt und Prospektpfeifen von 1678–82 erhalten.

Kirche bzw. Turm, Ansicht von Südwesten, Teilansicht, 1956/62

Kirche bzw. Turm, Ansicht von Südwesten, Teilansicht, 1956/62

Geläut

Drei LG, I: e’ (Bronze, Gj. 1959, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „O Land Land Land höre des Herrn Wort. Jer 22,29“ und „Gegossen zum fünfhundertjährigen Jubiläum der Glocke ‚Maria‘. Oederquart 1459–1959“; II: fis’ (Bronze, Gj. 1459, Hermann Klinghe, Bremen), Inschrift: „Maria bin ik gheheten, de van oderkvart leten me gheten. Anno d[omi]ni m cccc lix. Hermen klinghe mi ghegoten had, god gheve siner sele rad. Caspar. Melchior. Balthesar“, Bilder: Relief Johannes des Täufers, Relief Marias mit dem Kinde; III: g’ (Bronze, Gj. 1959, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „Wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird. Matth 24,42“ und „Gegossen zum fünfhundertjährigen Jubiläum der Glocke ‚Maria‘. Oederquart 1459–1959“. Eine SG, b’’ (Bronze, Gj. 1953, Firma Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1670, wohl Claudi Gage [ Gasse], Bremen), Guss misslungen, Neuguss zu einer LG (Bronze, Gj. 1671, wohl Claudi Gage [ Gasse], Bremen), Glocke 1896 geborsten; umgegossen zu einer LG (Bronze, Gj. 1869, Firma Radler, Hildesheim), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine SG (Bronze, Gj. 1856, Firma Dreyer, Linden/Hannover), Inschrift: „Oederquart 1856“, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1942).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1937). – Gemeindehaus (Bj. 1975). – Organistenhaus mit Gemeindesaal (1966 abgebrochen).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof, gut 200 Meter südwestlich der Kirche.

Liste der Pastoren (bis 1940)

Erste Pfarrstelle: 1554 Harmen Richardes. – 15..–1566 Heinrich Burmester. – 1566–15.. Vith Hoppe. – 1568–1581 Johann Koeser. – Um 1588 Ludolph Havemeister. – Vor 1625 Magnus Köser. – 1629 bis nach 1633 Heinrich Bornemann. – 1638–1676 Magister Wilhelm Möller. – 1676–1679 Johann Heinsohn. – 1679–1692 Magnus Mumms. – 1692–1717 Franz Michael Bendschneider. – 1717–1736 Christian Dämmert. – 1736–1759 Niels Struck Engelstof. – 1760–1763 Michael Holtermann. – 1763–1773 Heinrich Wilhelm Thiemig. – 1774–1781 Johann Abraham Ludwig Buchholtz. – 1781–1822 Heinrich Borstelmann. – 1822–1837 Franz Jeremias Zimpel. – 1838–1878 August Nikolaus Marquard Seekamp. – 1878–1899 Karl Dietrich Wedekind. – 1899–1904 Friedrich Heinrich Cord Loose. – 1905–1906 Otto Hinrich Fritz Hermann Meyer. – 1906–1912 Richard August Louis Lübbers. – 1912–1927 Georg Hinrich Wilhelm Scharlemann. – 1927–1930 Eduard Alexander Hesse. – 1939–1943 und 1947–1974 Hans Heinrich Helmut Bergmann (1943–1947 Kriegsgefangener und Lagerpfarrer in Kanada und Großbritannien).
Zweite Pfarrstelle (bis 1757 Vikariat): 1554 Augustinus Dutters. – 1564–1584 Heinrich Niege.54 – Um 1588 Vincenz Lubbeken. – 15..–1594 Lorenz (Laurentius) Mirowius. – 1647(?)–1670 Peter Grave. – 1670–1710 Dietrich Grave. – 1710–1716 Jakob von Einem. – 1717–1718 Johann Balthasar Rieffestahl. – 1718–1722 Johann Philipp Wortmann. – 1722–1736 Niels Struck Engelstof. – 1736–1748 Johann Heinrich Rummel. – 1749–1762 Meinhard Johann Holländer. – 1762–1777 Johann Gottfried Stegmann. – 1777–1781 Heinrich Borstelmann. – 1785–1797 Friedrich Christian Schmidt. – 1798–1820 Joachim Karl Friedrich Wasmann. – 1820–1846 David Theodor Werbe. – 1846–1864 Karl Ludolf Einstmann. – 1864–1896 Friedrich Wilhelm Sattler. – 1897–1900 Theodor Ernst Hermann Wedekind. – 1902–1906 Richard August Lübbers.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 222–223 (mit Ergänzungen nach Poppe, S. 34)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 109/08, 1126–1140 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 553 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 6248–6256 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 329Digitalisat(CB); A 9 Nr. 2556Digitalisat, 2556 aDigitalisat, 2560Digitalisat, 2713Digitalisat, 2714Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 107, 214 (Orgelsachverständiger); L 5g Nr. 251–252, 785 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 1858 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7978 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1717
Trauungen: ab 1717
Begräbnisse: ab 1717
Kommunikanten: ab 1837 (Lücken: 1840–1845, 1928, 1929; unvollständig: 1839, 1846; Zahlenregister: 1790, Lücken: 1796–1798; 1802; 1803; 1825)
Konfirmationen: ab 1776 (Lücken: 1777, 1778, 1781–1786, 1790, 1866–1875)

Literatur & Links

A: Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 237–239; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 541–552; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1010–1011; Fock, Schnitger, S. 31–32; Golon/Kröncke, Orgeln, S. 62–64; Hoffmann, Glauben, S. 22–23; Meyer, Pastoren II, S. 222–223; Meyne, Holzplastiken, S. 52–60; Poppe, Kehdingen, S. 93–97 und 110; Pratje, Abhandlungen II, S. 152–154 (= Extractus Protocolli Visitationis über einige Domprobsteiliche Kirchen von 1581 1582 1583, S. 143–184); Wolters, Kirchenvisitation 1588, S. 105–110.
B: Helmut Bergmann: Geschichte der Oederquarter Kirchenorgeln, in: Kehdinger Heimatglocken 1955, Nr. 5–8; Helmut Bergmann: Die Glocken von Oederquart, in: Kehdinger Heimatglocken 1958, Nr. 8–10; Peter Caselitz: Im Schatten des Stromes. Die Ergebnisse der Untersuchung der menschlichen Skelettreste aus Kirche und Friedhof zu Oederquart (= Studie Osteoarchaeologica 4), Göttingen 2019; Hermann Poppe: Oederquarter Gemeinde-Chronik, Oederquart 1955.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche; Kirchenbezirk; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 48.
  2. Hofmeister, Besiedlung I, S. 115.
  3. Hofmeister, Besiedlung II, S. 19 f.
  4. Poppe, S. 61 ff.
  5. Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 205 (Zitat) und S. 217; Hucker, Freiheit, S. 101 ff.
  6. Hofmeister, Besiedlung II, S. 136 f.; Poppe, S. 25 ff.
  7. LkAH, L 5g, Nr. 251 (Visitation 1961).
  8. Mundt, Erztaufen, S. 19 ff. und S. 27.
  9. Hofmeister, Besiedlung I, S. 151, mit Anm. 22.
  10. Hodenberg, Stader Copiar, S. 24; Hofmeister, Besiedlung I, S. 152.
  11. RG Online, RG II 03843, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/2/3843, 07.02.2023.
  12. Zit. bei Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 541.
  13. Pratje, Abhandlungen II, S. 153.
  14. Bei der Wieden, Gnadenorte, S. 15.
  15. Zu Ebf. Christoph vgl. den Beitrag von Matthias Nistal in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 39 ff. Zur Reformation in Bremen und Verden insgesamt vgl. die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation und Wolters, Reformationsjahrhundert, S. 50 ff.
  16. Poppe, S. 34.
  17. Poppe, S. 34 f. (mit Auszug aus der Urkunde).
  18. Bei der Wieden, Gnadenorte, S. 15. Bei der Wieden/Lokers, Lebensläufe I, S. 250
  19. Bei der Wieden/Lokers, Lebensläufe I, S. 250.
  20. Dies und das folgende Zitat: Pratje, Abhandlungen II, S. 153.
  21. Pratje, Abhandlungen II, S. 153.
  22. Wolters, Kirchenvisitation 1588, S. 106.
  23. Poppe, S. 37 ff.
  24. Poppe, S. 19.
  25. Poppe, Kehdingen, S. 97.
  26. KABl. 1906, S. 114.
  27. KABl. 1906, S. 129.
  28. P. Bergmann war bereits seit 1937 Hilfspfarrer in Oederquart, 1940 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, zwischen 1943 und 1947 befand er sich in Kriegsgefangenschaft und war Lagerpfarrer in Kanada und Großbritannien. Siehe auch LkAH, L 5g, Nr. 251 (Visitation 1949, Abschnitt III, Frage 2).
  29. LkAH, S 1 H III, Nr. 815, Bl. 27. Der KV wurde 1942 neu gebildet, da der alte KV „wegen einer Pachtsache gegenüber der Behörde“ zurückgetreten war, LkAH, L 5g, Nr. 251 (Visitation 1943).
  30. LkAH, S 1 H III, Nr. 815, Bl. 27. In den Unterlagen zur Visitation in der Nachbargemeinde Hamelwörden 1936 wird von einer „Austrittsbewegung“ in Oederquart gesprochen, LkAH, L 5g, Nr. 188 (Visitation Hamelwörden 1936, Abschnitt V, Frage 3).
  31. LkAH, S 1 H III, Nr. 815, Bl. 28.
  32. LkAH, L 5g, Nr. 251 (Visitation 1937).
  33. LkAH, L 5g, Nr. 251 (Visitation 1943).
  34. LkAH, L 5g, Nr. 251 (Visitationen 1943 und 1949).
  35. LkAH, L 5g, Nr. 251 (Visitation 1949).
  36. LkAH, L 5g, Nr. 251 (Visitationen 1949 und 1955).
  37. KABl. 1997, S. 67.
  38. LkAH, L 5g, unverz., Oederquart, Visitation 1996. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  39. LkAH, L 5g, unverz., Oederquart, Visitation 1985.
  40. LkAH, L 5g, unverz., Oederquart, Visitation 1996.
  41. KABl. [in Vorbereitung].
  42. KABl. 1906, S. 129.
  43. Poppe, S. 17.
  44. Hodenberg, Stader Copiar, S. 22.
  45. KABl. 1976, S. 9.
  46. NLA HA Hann. 122a Nr. 3733.
  47. Hodenberg, Stader Copiar, S. 17.
  48. Pratje, Abhandlungen II, S. 153; Poppe, S. 35 (Zitat aus dem Lagerbuch von 1795); Poppe, Kehdingen, S. 97.
  49. Mundt, Erztaufen, S. 19 ff.
  50. Siehe https://www.bildindex.de/document/obj20770757.
  51. Poppe, S. 36.
  52. Pratje, Abhandlungen II, S. 153. Insgesamt zur Orgelgeschichte vgl. Golon/Kröncke, Orgeln, S. 62 ff. Siehe auch Nomine.
  53. LkAH, L 5g, Nr. 252 (Visitation 1973).
  54. Bei der Wieden/Lokers, Lebensläufe I, S. 249 f.