Sprengel Lüneburg, KK Hittfeld | Patrozinium: Andreas1 | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Schriftlich ist der Ort erstmals in den Fränkischen Reichsannalen (Annales regni Francorum) erwähnt: Im Jahr 804 weilte Ks. Karl der Große († 814) in Holdunsteti.2 Hollenstedt, gelegen im Gau Moswidi hatte zentralörtliche Bedeutung: Der Ort war Zentrum eines Großkirchspiels, später Sitz eines Gogerichts und eines Archidiakonats.3 Ein kleines Gräberfeld südwestlich des Ortes weist auf die Bedeutung Hollenstedts in sächsischer Zeit hin.4 Seit 1236 gehörten die Goe hetuelde et Holdenftede, ursprünglich Teil der Gft. Stade, als Lehen der Bremer Erzbischöfe zum Herrschaftsgebiet der welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg und zählten seit der Besitzteilung 1267/69 zum Teilfsm. Lüneburg.5 1450 sind 13 Bauernstellen in Hollenstedt belegt.6 Hollenstedt war Teil der Vogtei bzw. des Amtes Moisburg. 1560 kam dieses Amt zur teilsouveränen Herrschaft Harburg, die 1527 für eine welfische Nebenlinie errichtet worden war. 1642 fiel die Herrschaft wieder zurück an das Fsm. Lüneburg, das 1705 im Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) aufging. Von 1810 bis 1813 gehörte Hollenstedt zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Tostedt, Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach zählte der Ort, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Moisburg, das 1859 im neuen Amt Tostedt aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Hollenstedt 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam der Orte zum Lkr. Harburg. Seit 1972 ist Hollenstedt Verwaltungssitz der gleichnamigen Samtgemeinde. Zur Struktur des Kirchspiels schrieb der Ortspastor 1965: „1/4 größere Bauern, 1/4 kleiner Bauern, 2/4 Arbeiter, Handwerker, Angestellte, Beamte und Rentner, sowie frei Berufe“.7 Um 1810 lebten rund 320 Menschen in Hollenstedt, 1884 gut 405, 1909 knapp 770 und 2023 etwa 3.820.
Die Kirche in Hollenstedt ist vermutlich als „eine Taufkirchen-Gründung der ältesten karolingischen Mission in diesem Raum aus dem Ende des 8. oder Anfang des 9. Jahrhunderts“ anzusehen.8 Am Osthang des Kirchhügels konnten Teile einer Siedlung aus dieser Zeit archäologisch nachgewiesen werden. Die ursprüngliche Ausdehnung des Kirchspiels und das ehemalige Patrozinium Johannes der Täufer sprechen für das hohe Alter. Mangels archäologischer Grabungen im Innenraum der heutigen Kirche, lassen sich die Vorgängerbauten bislang nicht datieren. Die Hollenstedter Kirche war Sitz eines Archidiakonats der Diözese Verden (der Archidiakon übte ein Aufsichtsamt über die Pfarrkirchen seines Archidiakonats aus).9 Urkundlich belegt ist das Archidiakonat erstmals 1197: Die Zeugenliste einer Urkunde des Verdener Bf. Rudolfs I. (amt. 1189–1205) nennt Hermannus archdiaconus in Holdenstide.10 1205 legte das Domkapitel Verden während einer Vakanz des Bischofsstuhls fest, dass zukünftig das Archidiakonat Hollenstedt stets einem der Verdener Domherren übertragen werden sollte.11 Bf. Iso von Verden (amt. 1205–1231) überließ die Hollenstedter Kirche (ecclesiam Holdenstide) 1221 dem neugegründeten Stift St. Andreas in Verden und bestimmte, das jeweils der Verdener Domherr, der Propst des Andreasstifts sei, auch gleichzeitig das Amt des Archidiakons in Hollenstedt erhalten solle.12 Das Stift St. Andreas besaß einen „umfangreichen Güterkomplex“ in und um Hollenstedt. Anscheinend führte die enge Verbindung mit dem Verdener Andreasstift dazu, dass die Kirche in Hollenstedt „dem Heiligen Andreas neu geweiht wurde und das ältere St.-Johannes-der-Täufer-Patrozinium in Vergessenheit geriet“.13 Mit Lambertus sacerdos de Holdenstede ist um 1198 erstmals der Name eines örtlichen Priesters überliefert (die Urkunde erwähnt zudem die parrochia Holdenstede).14 Er ist erneut 1235 genannt als dominus Lambertus plebanus in Holdenstede in der Zeugenliste einer Urkunde Bf. Luders von Verden (amt. 1231–1251).15 Aus der Mitte des 15. Jh. hat sich ein Ausstattungsstück der Hollenstedter Kirche erhalten: Eine Beichtglocke, die heute als Friedhofsglocke dient. Der letzte vorref. Geistliche in Hollenstedt war P. Barthold (amt. bis 1530), der, wie Hzg. Ernst I. († 1546) schrieb, „zum Predigtamte ungeschickt“ sei und im Konkubinat lebe.16
Hzg. Ernst I., später der Bekenner genannt, betrieb seit 1527 die Einführung der luth. Lehre im Fsm. Lüneburg. Das in diesem Jahr gedruckte Artikelbuch diente dabei, obwohl die Landstände es abgelehnt hatten, als Leitfaden.17 Der altgläubige P. Barthold musste das Pfarramt Hollenstedt 1530 aufgeben und mit P. Heinrich Lange (amt. ab 1530, noch 1544) erhielt die Gemeinde erstmals einen luth. Pfarrer.18 Im Jahr 1531 lieferte er die Kleinodien (Messgeräte) an den Landesherrn ab und erwarb einen neuen, großen Abendmahlskelch. 1560 kamen Hollenstedt und das übrige Gebiet des Amtes Moisburg an die Herrschaft Harburg und die Kirchspiele unterstanden fortan dem Harburger Superintendenten.
Im Kirchspiel Hollenstedt bestand in nachref. Zeit zunächst nur eine Küsterschule im Kirchort; spätestens ab Anfang des 17. Jh. kamen Schulen in den Außendörfern hinzu (Appel, Eversdorf, Regesbostel, Trelde, Wenzendorf, später Halvesbostel).19 Die Rechnungsbücher der Gemeinde reichen zurück bis 1686; aus dem gleichen Jahr ist ein Klingelbeutel erhalten.20 1702 ließ die Gemeinde Hollenstedt ihre mittelalterliche Kirche weitgehend abbrechen und durch einen größeren Neubau ersetzen, der 1703 fertiggestellt war (Restarbeiten bis 1707).21 Aus der Zeit von P. Johann Friedrich Zimmermann (amt. 1724–1735) hat sich eine Kanzeluhr erhalten (Sanduhr, 1726). P. Otto Beyer (amt. 1794–1820) bemühte sich während seiner Amtszeit um die Verbesserung des Schulwesens und lud die Lehrer des Kirchspiels während der Wintermonate regelmäßig zu Gesprächen über pädagogische Fragen ins Pfarrhaus ein.22 Mit P. Eduard Baring (amt. 1848–1880) wirkte in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ein Pfarrer in Hollenstedt, der der Hermannsburger Erweckungsbewegung um P. Louis Harms (amt. 1848–1865) nahestand.23 Im Jahr 1886 gründete sich der Posaunenchor Hollenstedt.24 1884 zählte das Kirchspiel rund 3.480 Gemeindeglieder.25 Zur Unterstützung des Pfarramts richtete das Konsistorium 1907 eine ständige Kollaboratur in Hollenstedt ein; der Hilfsgeistliche betreute einen eigenen Pfarrbezirk.26 Vor dem Ersten Weltkrieg gründete die Kirchengemeinde eine Schwesternstation; im Jahr 1926 wurde sie neu errichtet und zunächst mit der Johanniterschwester Maria Münchmeyer besetzt, gefolgt von der Diakonisse Anna Krause aus dem Mutterhaus Salem in Berlin-Lichtenrade.27 Neben den Gottesdiensten in der Kirche Hollenstedt fanden 1909 etwa alle fünf Wochen Nachmittagsgottesdienste in der Schule Everstorf (Heidenau) statt, 1930 auch in den Schulen Sprötze und Trelde.28 Seit 1929 arbeitete überdies ein Gemeindehelfer in Hollenstedt (Diakon Theodor Bergau, Stephansstift Hannover).
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Otto Stegen (amt. 1930–1937) und P. Friedrich Schwekendiek (amt. 1938–1949) das Pfarramt Hollenstedt inne (die Kollaboratur war vakant). Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab P. Schwekendiek rückblickend an, kirchenpolitisch hätten beide zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft gehört; Mitglieder der NSDAP seien sie nicht gewesen.29 Von den zehn 1933 gewählten Kirchenvorstehern standen sechs aufseiten der DC; sie bemühten sich darum, P. Stegen absetzen zu lassen. Dieser warb aktiv für die Hannoversche Bekenntnisgemeinschaft, der 1934 rund 2.500 Gemeindeglieder angehörten, und berief einen Bruderrat „aus Vertretern von fast allen Dörfern“.30 Die Auseinandersetzungen zwischen DC und Pfarramt endeten erst „als der Führer der DC der Kirchenvorsteher Heins-Hollenstedt aus dem Kirchenvorstand ausgeschieden war und Pastor Stegen 1937 sich versetzen liess. Die DC Kirchenvorsteher schieden dann mit den Jahren nacheinander aus, meistens gezwungen durch die Partei“.31 P. Schwekendiek schrieb 1946, der Kirchenkampf sei in Hollenstedt erbittert geführt worden und habe zerstörend gewirkt: „viele sonst treue Kirchgänger haben die Streitigkeiten, die in der Enge des Dorfes oft persönlich ausgetragen wurden, nicht verstanden und sich verbittert und enttäuscht in ein Privatchristentum zurückgezogen“.32
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder, die 1939 bereits bei 5.300 gelegen hatte, noch einmal deutlich an und erreichte 1946 wohl gut 9.000; der Hittfelder Sup. nannte Hollenstedt eine „Riesengemeinde“.33 In der Schwesternstation arbeiteten nun zwei Diakonissen, eine in Hollenstedt, eine in Trelde (1946) bzw. Heidenau (1952).34 Die vakante Kollaboratur wurde 1946 wieder besetzt und zum 1. Juli 1947 richtete das LKA Hannover eine zweite Pfarrstelle mit Sitz in Sprötze ein, die der bisherige Kollaborator P. Gerhard Lührs (amt. 1947–1961) übernahm.35 Gut zwei Jahre später, zum 1. Oktober 1949, trennte das Landeskirchenamt diesen Pfarrbezirk samt Pfarrstelle von Hollenstedt ab und errichtete die eigenständige KG Sprötze.36 In der verkleinerten KG Hollenstedt lebten etwa 7.000 ev.-luth. Gemeindeglieder. In der Nachkriegszeit war zudem eine kleine kath. Gemeinde entstanden, die sich zweiwöchentlich in der Friedhofskapelle zur Messe versammelte (1946, 1952, 1959).37 1951 erwarb die KG Hollenstedt die alte Schule in Heidenau und gestaltete sie zu einer Kapelle um. Zum 1. September 1956 erhielt die Gemeinde erneut eine zweite Pfarrstelle, nun mit Sitz in Heidenau.38 Knapp vier Jahre später verselbständigte das Landeskirchenamt auch diesen Pfarrbezirk und errichtete die KG Heidenau; sie blieb noch bis Ende 1967 pfarramtlich mit Hollenstedt verbunden.39 Neben den beiden Pfarrstellen gehörte von 1962 bis Ende 1967 auch eine Pfarrvikarstelle zum Pfarramt Hollenstedt.40 1965 schrieb der Hittfelder Sup in seinem Visitationsbericht, dass Hollenstedt zu den kirchlicheren Gemeinden des Kirchenkreises zähle.41
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die KG Hollenstedt seit 1972 Kontakte zur Kirchgemeinde Zwenkau (südlich von Leipzig).42 Die Gemeindeschwesternstation ging 1979 über auf die Diakonie- und Sozialstation Hollenstedt-Neu Wulmsdorf, getragen von den KG Elstorf, Hollenstedt, Moisburg und Neu-Wulmstorf.43 In der ersten Hälfte der 1990er Jahre gründete sich ein Gospelchor in der KG Hollenstedt, seit Ende 1997 betrieb die Gemeinde einen Weltladen. Im Jahr 2001 lag die Zahl der Gemeindeglieder bei rund 4.900. In der Jugendarbeit kooperiert die Gemeinde mit der Nachbargemeinde Moisburg („Ev. Jugend Hollenburg“).
Pfarrstellen
I: vorref. – II: 1947–1949 (übergegangen auf die neue KG Sprötze). 1956.44
Umfang
Hollenstedt sowie Appel, Dierstorf, Diestorf Heide, Drestedt, Drestedt-Bahnhof, Emmen, Eversen, Grauen, Halvesbostel, Holtorfer Heide, Holtorfsbostel, Holvede, Klauenburg, Mienenbüttel, Ochtmannsbruch, Ochtmannsbruch Siedlung, Ohlenbüttel, Oldendorf, Rade, Rahmstorf, Regesbostel, Staersbeck, Wennerstorf, Wenzendorf und Wohlesbostel. Bis 1967 auch Bockhorst und Löhe (dann zur KG Apensen).45 Bis 1960 auch Heidenau (Avensen und Everstorf) sowie Hollinde und Kallmoor (dann eigenständige KG Heidenau).46 Seit 1954 auch Appelbeck (vorher KG Moisburg), bis 1954 Siedlung Grauen (Kattenheide, dann zur KG Moisburg).47 Bis 1949 auch Sprötze sowie Brumhagen, Lohbergen, Trelde, Trelderberg, Suerhop, Kakenstorf und Lohbergen (dann zur neuen KG Sprötze).48 Bis 1909 auch Meilsen (dann zur KG Buchholz).49 Bis 1904 auch Herwigshof (dann zur KG Sittensen).50 Bis 1860 auch Vaerloh (dann zur KG Tostedt). Bis zum 16. Jh. auch das spätere Kirchspiel Elstorf. Bis zum 13. Jh. vermutlich auch das spätere Kirchspiel Moisburg.51
Aufsichtsbezirk
Sitz eines Archidiakonats der Diözese Verden.52 – Wohl ab 1560 gehörte Hollenstedt zum Kirchenbezirk der Herrschaft Harburg (Synodalprotokoll 1588).53 Nach Rückfall der Herrschaft Harburg an das Fsm. Lüneburg 1642 Insp. Harburg. 1922 zur neuen Insp. Hittfeld, 1924 KK Hittfeld.
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Saalbau mit polygonalem Ostschluss und Anbau an der Südseite, erbaut 1702/03, Westwand teilweise mittelalterlich. Satteldach, über dem Chor abgewalmt, Anbau mit Satteldach. Feld- und Backsteinmauerwerk, an den Längsseiten gestufte Stützpfeiler. Rechteckige Sprossenfenster am Schiff, segmentbogige Fenster am Chor; segmentbogiger Eingang an Südseite, segmentbogiger Nebeneingang nach Osten, Nebeneingang an Ostseite des Anbaus. Im Innern Segmentbogentonne, Westempore, Ostempore, darunter Sakristei (verglast), Inschriften an der Brüstung der Ostempore. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. Emporen eingebaut. 1965 Neugestaltung Innenraum, u. a. Nordempore entfernt.
Fenster
Im Chor Buntglasfenster mit geometrischen Mustern.
Turm
Dreistöckiger, hölzerner Westturm, erbaut 1662. Verschieferter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und hoch ausgezogener, achtseitiger Spitze, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne (Pferd) und Kreuz. Vertikale Holzverschalung. Im Glockengeschoss nach Norden und Süden je ein rechteckiges Schallfenster mit horizontalen Lamellen, Uhrziffernblätter nach Norden, Süden und Westen. An der Südseite rechteckige Tür, darüber hölzerne Inschriftentafel: „Allein Gott in der Höh sei Ehr. 2te Reparatur im Jahre 1932. H. F. Otto Stegen Pastor. Angefertigt u[nd] gestiftet v. H. Tödter, Kirchenvorsteher Heidenau. Gebavt Anno 1662. Repariert Anno 1797. Manvs domini protegat [Die Hand des Herrn möge beschützen] H. F. C. Wenmaring Pastor, I. M. M. M. Ivraten. Anno 1662. Grundinstandsetzung im Jahre 2000“. Vor 1700 Turmuhr angeschafft. 1977 Turmhelm instandgesetzt, neue Schieferdeckung.
Vorgängerbau
Mehrfach veränderter, mittelalterlicher Bau, bauliche Reste in der Westwand erhalten.54
Ausstattung
Kastenförmiger Holzaltar mit reich verziertem Barockretabel, farbig gefasst (1692), im Hauptfeld geschnitztes Rankenwerk mit Kelch, Lutherrose und kleinem Kruzifix, flankiert von umrankten und gedrehten Säulen, die verkröpftes Gebälk tragen; am Gebälk Inschriften: „Mein Fleisch ist die rechte Speise“ und „Mein Blut ist der rechte Trank“; im oberen Feld Skulptur des auferstanden Christus mit Kelch, flankiert von umrankten und gedrehten Säulen, die verkröpftes Gebälk tragen; als Bekrönung halbrunder Giebel; in der Predella Inschrift: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Mt 28,20“; seitliches Schnitzwerk. – Reich verzierte Kanzel mit Schalldeckel, farbig gefasst (um 1626), polygonaler Kanzelkorb, an den Wandungen geschnitztes, florales Rankenwerk und Sechseckfelder mit Inschriften: „Ps 119,89 Herr dein Wort bleibt ewiglich“, „Röm 1,16 Das Evangelium von Christo ist eine Kraft Gottes, die da seelig machet alle, die daran glauben“, „Joh. VIII: Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort“, „Joh. IV,6 Welcher nicht von Gott ist, der höret uns nicht“, auf dem Schalldeckel Putten mit Arma Christi und Figur des auferstandenen Christus mit Siegesfahne; Kanzel gestiftet von Abel von Tieffenbruch (Bruder des Pastors).55 – Sanduhr für die Kanzel (1726). – Reich verzierte Taufe, farbig gefasst (17./18. Jh.), flaches Rundbecken, Balusterschaft, vierseitiger Fuß. – Lutherbüste auf Säulenstumpf. – Hölzernes Epitaph für P. Christian Friedrich Steigerthal (amt. 1707–1723) und Familie, lateinische Inschriften, Übersetzung: „Monumentum zum Gedenken an den hochehrwürdigen und hochgelehrten Christian Friedrich Steigerthal, geboren in Nienburg an der Weser im Jahr 1673 am 14. Februar, vom Vater, dem hochehrwürdigen und in unserem Herrn hochgelehrten Superintendenten und Hauptpastor Johann Georg Steigerthal, Superintendent und Hauptpastor in Nienburg und von der Mutter, der hochedlen Catharina Ursula Weslings. Er wurde im Jahr 1704 am 8. Oktober in das Hollenstedter Pfarramt berufen. Er war Vater von sechs Kindern, die er von der hochedlen und sehr redlichen Gattin Lucia Elisabeth Enckhusen erhalten hat, einer Tochter des hochehrwürdigen und sehr gelehrten Johannes Enckhusen, Ebstorfer Superintendent und der sehr edlen Dorothea Margarete Danckwerth, die ihm durch die Ehe verbunden war am 8. Juli 1706. Er hat glücklich vollendet im Jahre 1723 am 27. Februar, nach Vollendung des 50. Lebensjahres. Er ruhe im Frieden und auferstehe im Ruhm.“, „Hier ruhen aus seiner Nachkommenschaft der sterblichen Reste von Johan Wilhelm Steigerthal, geboren in Hollenstedt am 5. Oktober 1708 und der Sophia Christiana Steigerthal, geboren in Hollenstedt am 5. Oktober 1712, gestorben am 12. Juni 1715, in der Hoffnung auf eine kommende herrliche Auferstehung“ und „Albrecht Ernst Steigerthal, geboren im Jahr 1721 den 24. März, gestorben 1722 den 17. Oktober“.56 – Ehemalige Ausstattung: Weihwasserbecken (12./13. Jh.), galt früher als karolingischer Taufstein („Hollenstedter Taufstein“); im Museum Lüneburg.57
Orgel
1753 eine Orgel „durch den Herrn Pastor Flügge aus Hannover hierher geschenkt“; P. Hennig Flügge (amt. 1709–1754), war Pastor an der Hannoveraner Marktkirche und stammte aus Wistedt bei Harburg.58 1888 Orgelneubau, Heinrich Röver (Stade), 15 II/P, mechanische Traktur, Röversche Kastenlade, Zustand 1944: 14 II/P.59 1953 Reparatur und Änderung der Disposition, E. Kemper & Sohn (Lübeck). 1976 Orgelneubau, ausgeführt von Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 14 II/P (HW, OW), mechanische Traktur, Schleifladen; Prospekt der Röver-Orgel wiederverwendet.
Geläut
Drei LG, I: fis’ (Bronze, Gj. 1750, Johannes Meyer, Celle), Inschriften: „Soli Deo Gloria“ (Allein Gott die Ehre), „Me fecit Iohann Meyer“ (Mich machte Johannes Meyer), „Lobet den Herrn mit hellen Cymbeln, lobet ihn mit wohlklingenden Cymbeln. Ps. CL“, „Diese Glocke ist zv Celle nev vmgegossen als Kirchencommissarien Herr Magnvs Crvsivs General-Svperintendent in Haarbvrg vnd Herr Iohann Friedrich Limbvrg Ambtmann zv Moisbvrg waren Anno 1750“ und „Herr Iohann Albertvs Noldecke Pastor zv Hollenstedt, Iohann Ioachim Ditmer Voigt allhier, Iohann Gottfried Köhler adivncirter Voigt vnd Kirchen-Rechnvngsfvhrer allhier, Clavs Eggers von Mienenbvttel vnd Ivrgen Heins von Hollenstedt Kirchenivraten“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und 1947 zurück in Hollenstedt; geborsten und repariert von Firma Lachenmeyer (Nördlingen); II: gis’ (Bronze, Gj. 1958, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“ und „1958“, Bild: Christusmonogramm; III: h’ (Bronze, Gj. 1958, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „Ehre sei Gott in der Höhe“, „Dic cur hic“ (Sag, warum bist du hier?) und „1958“.60 – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze), vor 1743 geborsten (einzige vorhandene Glocke), wohl 1750 umgegossen zu jetziger LG I. Eine LG (Bronze, Gj. zwischen 1886 und 1900), Inschrift: „Friedrich Kleine Pastor zu Hollenstedt. Aug. Ackenhusen, Chr. Roever, Chr. Erhorn, Peter Meier, Peter Meier, Chr. Wiechern, Fr. Stein, Heinrich Tobaben Kirchenvorsteher allhier. Fr. Schweinhagen, Kuester allhier“, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917).61 Eine kleine LG (Bronze, Gj. zwischen 1886 und 1900), im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine LG, Beichtglocke, g’’’ (Bronze, Gj. um 1450), ohne Inschrift, um 1975 abgenommen und in der Kirche unter der Empore aufgestellt, seit 1995 als LG im Dachreiter der FKap.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1955). – Gemeindehaus (Bj. 1978). – Küsterhaus (Bj. um 1750). – Altes Gemeindehaus (Bj. 1873, ehemalige Schule, 1977 abgebrochen).
Friedhof
Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, erweitert 1799. Neuer kirchlicher Friedhof im Süden von Hollenstedt, eingeweiht 1846, FKap (Bj. 1907, erweitert 1968) mit Orgelpositiv, erbaut 1973 von Emil Hammer (Arnum), 3 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1683)62 und einer LG, g’’’ (Bronze, Gj. um 1450), ohne Inschrift, seit 1995 im Dachreiter, vorher ungenutzt in der Kirche. – Kommunale Friedhöfe in Halvesbostel, Rahmstorf und Regesbostel.
Liste der Pastoren (bis 1940)
Ab 1530, noch 1544 Hinricus Lange.63 – 1550, 1566 Hartwig Bode. – 1583 und später Heino von Diffenbruch (Depenbruch). – Um 1626 Heino von Tieffenbruch (Tieffenbach). – 1638–1671 Ernst Christian Wenmaring. – 1671–1687 Jacobus Bodenzipper (Zipper). – 1687–1693 Justus Heinrich Leukefeld. – 1694–1699 Georg Heinrich Matthaei. – 1700–1707 Johann Balthasar Culemann. – 1707–1723 Christian Friedrich Steigerthal. – 1724–1735 Johann Friedrich Zimmermann. – 1736–1766 Johann Albert Noeldeke. – 1767–1793 Johann Georg Meier. – 1794–1820 Otto Ludwig Beyer. – 1820–1830 Ernst Christian Schulze. – 1830–1845 Johann Friedrich Hasenbalg. – 1845–1848 August Lubrecht. – 1848–1880 Eduard Albrecht Friedrich Baring. – 1881–1885 Rudolf Friedrich Borchers. – 1886–1900 Dietrich Friedrich Heinrich Carl Kleine. – 1901–1907 Paul Philipp Adolf Wilhelm Roesener. – 1908–1916 Johannes Wilhelm Umland. – 1909–1913 Theodor Georg Rabe. – 1917–1922 Julius Karl Heldmann. – 1922–1930 Walter Martin Theodor Klose. – 1930–1937 Heinrich Friedrich Otto Stegen. – 1938–1949 Friedrich Walter Heinrich Johann Schwekendiek.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 532–533 und III, S. 27 (mit Ergänzungen)
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 5883–5897 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 457 (Spec. Landeskons.); A & Nr. 3853–3865 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1120, 1121
, 1122
(Visitationen); B 2 G 9 Nr. 1574–1576 (Bauwesen und Baupflege); E 5 Nr. 538 (Konsistorialbaumeister); N 31 (Nachlass Paul Roesener); S 09 rep Nr. 1447 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7068 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1638
Trauungen: ab 1737 (Lücken: 1756; unvollständig: 1755)
Begräbnisse: ab 1737
Kommunikanten: ab 1851 (Zahlenregister: 1827–1850)
Konfirmationen: ab 1737 (Lücken: 1740–1747, 1830, 1831)
Literatur & Links
A: Becker, Kirchenkampf, passim; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 748; Manecke, Beschreibungen I, S. 204–205; Richter, Kirchen Harburger Raum, S. 6–7; Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 193, 517.
B: Jürgen Böhme u. a. (Red.): 1200 Jahre Hollenstedt. 804–2004. Diese Festschrift berichtet aus der Zeit Karls des Großen bis zu Max Schmeling, Hollenstedt 2004; Wilhelm Marquardt: Chronik der Gemeinde Hollenstedt mit Emmen, Ochtmannsbruch, Staersbeck, Wohlesbostel (Landkreis Harburg), Hamburg 1986, bes. S. 143–155; Arno Rega (Hg.): St. Andreas zu Hollenstedt, 1989 [Faltblatt]; Klaus Richter: Neue archäologische Beobachtungen zur Topographie des mittelalterlichen Zentralortes Hollenstedt, Kreis Harburg, in: Hammaburg NF 5 (1983), S. 163–173 [auch in: Böhme u. a., S. 30–48]; Hanna Wilde & Ute Westphal: 1200 Jahre Kirche in Hollenstedt. Zusammenfassung der Teile I bis VI zur Geschichte der Kirchengemeinde, veröffentlicht in den Gemeindebriefen 2003–2005, Sauensiek-Löhe 2005.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung, Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Glockenturm, Torhaus; Wikipedia: St. Andreas (Hollenstedt).
GND
7618690-8, Evangelisch-Lutherische Sankt-Andreas-Kirchengemeinde Hollenstedt; 1223378489, Evangelische Sankt-Andreas-Kirche (Hollenstedt).
Website der Kirchengemeinde (18.02.2024)
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 249.
- MGH SS 1, S. 191 [Digitalisat]: „Imperator autem auper Albiam fluvium sedebat, in loco qui dicitur Holdunsteti“. Vgl. auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 64. Siehe zu den Fränkischen Reichsannalen knapp https://geschichtsquellen.de/werk/266.
- Ausführlich: Richter, S. 163 ff.
- Richter, S. 165 (u. a. zwei reich ausgestattete Reitergräber); Richter, Orte, S. 12.
- Sudendorf, UB I, Nr. 19; Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 39 ff.; Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff.
- Richter, S. 165.
- LkAH, L 5e, unverz., Hollenstedt, Visitation 1965.
- Richter, S. 163.
- Burchhardt u. a., Bistum Verden, S. 34 f.
- UB Verden I, Nr. 190.
- UB Verden I, Nr. 214. Gleiches galt für die Propstei Bardowick und die Archidiakonate Sottrum, Scheeßel, Hollenstedt, Salzhausen, Bevensen und Modestorp.
- UB St. Andreas Verden, Nr. 3. Vgl. auch ebd., Nr. 5 und Nr. 6, sowie UB Verden I, Nr. 254.
- Richter, Kirchen Harburger Raum, S. 7.
- UB Familie Heimbruch I, Nr. 10 (mit Hinweisen zur Datierung) [Digitalisat; UB Hamburg I, Nr. 323 („Ums Jahr 1200“).
- UB Verden I, Nr. 341 und Nr. 382.
- Zit. bei Wilde & Westphal, S. 19.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 484 und 492 ff.; vgl. auch Butt, Kirchenregiment, S. 39 ff. und S. 55 ff.
- Wilde & Westphal, S. 20.
- Wilde & Westphal, S. 25 f.
- Marquardt, S. 147; Wilde & Westphal, S. 25.
- Wilde & Westphal, S. 35.
- Wilde & Westphal, S. 38 ff.
- Wilde & Westphal, S. 47. Vgl. auch Becker, Kirchenkampf, S. 86: „Die in Hollenstedt anzutreffende ausgeprägte Frömmigkeit ging vor allem zurück auf die um die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Lüneburger Heide volksmissionarisch arbeitende Hermannsburger Erweckungsbewegung, die innerhalb des Kirchenkreises lediglich in Hollenstedt auf weitgehend fruchtbaren Boden gefallen war.“
- Marquardt, S. 149; Wilde & Westphal, S. 47.
- Wilde & Westphal, S. 46.
- KABl. 1907, S. 98; LkAH, L 5e, unverz., Hollenstedt, Visitation 1934. Der Pfarrbezirk umfasste Heidenau, Hollinde, Kallmoor, Halvesbostel, Löhe, Bockhorst, Holtorfsbostel, Regesbostel und Rahmstorf.
- Wilde & Westphal, S. 56; LkAH, S 09 rep., Nr. 1447.
- Ahlers Pfarrbuch 1909, S. 210; Ahlers, Pfarrbuch 1930, S. 266. Siehe auch LkAH, L 5e, unverz., Hollenstedt, Visitation 1934.
- LkAH, S 1 H III Nr. 616, Bl. 20. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
- Zit. bei Wilde & Westphal, S. 52. Vgl. auch Becker, Kirchenkampf, S. 86 ff., die annimmt, dass es „wohl eher die starke Gebundenheit der Hollenstedter an die innerhalb des Ortslebens eine wichtige Rolle spielende Kirche und die Autorität des Pastoren [waren], die das Kirchenvolk zum Beitritt in die Bekenntnisgemeinschaft veranlasst hatten“ als die kirchenpolitischen Ereignisse (S. 87).
- LkAH, S 1 H III Nr. 616, Bl. 20.
- LkAH, S 1 H III Nr. 616, Bl. 21.
- LkAH, L 5e, unverz., Hollenstedt, Visitation 1946.
- LkAH, L 5e, unverz., Hollenstedt, Visitationen 1946 und 1952. Siehe auch: Wilhelm Marquardt: Sprötze. 1105–1976. Chronik eines Dorfes in der Nordheide des Kreises Harburg, Sprötze 1977, bes. S. 180: Die Schwesternstation in Trelde/Sprötze wurde 1944 eingerichtet.
- KABl. 1947, S. 26.
- KABl. 1950, S. 6.
- LkAH, L 5e, unverz., Hollenstedt, Visitationen 1946, 1952 und 1959.
- KABl. 1956, S. 105.
- KABl. 1960, S. 62; KABl. 1968, S. 5.
- KABl. 1962, S. 29; KABl. 1968, S. 5.
- LkAH, L 5e, unverz., Hollenstedt, Visitation 1965.
- Wilde & Westphal, S. 64; LkAH, L 5e, unverz., Hollenstedt, Visitation 1989. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- Marquardt, S. 149.
- KABl. 1947, S. 26: KABl. 1950, S. 6; KABl. 1956, S. 105.
- KABl. 1967, S. 19.
- KABl. 1960, S. 62.
- KABl. 1954, S. 97. Vgl. jedoch Erich Tauber: Moisburg unser Dorf [= Chronik der Gemeinde Moisburg mit Podendorf, Appelbeck und Ruhmannshof], Moisburg 2007, S. 178: „Leider ist diese Abmachung in den Köpfen der betroffenen Bewohner nicht vollzogen worden.“
- KABl. 1950, S. 6.
- KABl. 1909, S. 98 f.
- KABl. 1904, S. 30 f.
- Richter, S. 163.
- Burchhardt u. a., Bistum Verden, S. 34 f.
- Hennecke, Kirchenbezirk Harburg, S. 322.
- Richter, Kirchen Harburger Raum, S. 6 f.
- Marquardt, S. 152.
- Marquardt, S. 152.
- Richter, Kirchen Harburger Raum, S. 6; Marquardt, S. 152.
- Zit. bei Marquardt, S. 155.
- Skiebe, Röver, S. 53; LKA, G 9 B/Hollenstedt Bd. I, Bl. 1.
- Marquardt, S. 151; LKA, G 9 B/Hollenstedt Bd. I, Bl. 12: „Die kleine Gocke soll – in Erinnerung an die im Krieg gebliebene kleine Glocke – die Aufschrift tragen: DIC CUR HIC“.
- Marquardt, S. 150.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 184.
- Wilde & Westphal, S. 20; Böhme u. a., S. 80; Marquardt, S. 102. Nach Marquardt, S. 155, amtierte Hinricus Lange bis 1573.