Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Frieden (1968) | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die Anfänge der Ortschaft Arnum (seit 1974 Ortsteil der Stadt Hemmingen) reichen wohl bis in sächsische Zeit zurück. Möglicherweise ist sie identisch mit dem 989/992 genannte Ernun der Corveyer Traditionen.1 Das Dorf gehörte im Mittelalter zum Gogerichtsbezirk Pattensen des Marstemgaus und stand bis ins 13. Jh. unter der Herrschaft der Gf. von Hallermund, nach 1240 unter der der Welfen (Fsm. Calenberg/Amt Calenberg, ab 1852 Amt Hannover).

Kapelle, Ansicht von Nordosten, 1961

Kapelle, Ansicht von Nordosten, 1961

Kirchlich war Arnum seit dem Mittelalter Filial von Wilkenburg mit eigener Kapelle. Das nach der Angabe im Erbregister von 1568 und im Calenberger Amtslagerbuch von 1571 wohl der heiligen Maria Magdalena geweihte KapGb wird auf die Zeit um 1400 datiert. Der ursprünglich zweigeschossige Bau wurde auch als Lager und Schutzraum genutzt. Wegen der Bevölkerungszunahme nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde 1658 die Zwischendecke beseitigt und eine Empore eingezogen. In der ersten Hälfte des 18. Jh. fanden in der Kapelle fünfmal im Jahr GD statt, sonst wöchentlich Kinderlehre und Betstunden.2 Seit 1648 ist in Arnum eine Schule belegt, für die die von Bennigsen das Patronatsrecht ausübten.3
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das einstige Bauerndorf zu einem bevorzugten Wohngebiet im Speckgürtel von Hannover. Die Ausweisung von Neubaugebieten führte v. a. in den 1960er und 70er Jahren zu einem weiteren Wachstum der Gemeinde. Der KapV nahm 1958 mit dem LKA Verhandlungen über die Schaffung eines Gemeindezentrums auf. Auf Initiative von P. Fleige gründete sich 1961 ein Kirchenbauverein. Das Bauprojekt (Entwurf: Alfred Schraepler) scheiterte vorläufig an der mangelnden finanziellen Unterstützung durch die Landeskirche, doch wurde für die seelsorgerliche Betreuung der Gemeinde mit dem 1. Januar 1966 in der KG Wilkenburg eine eigene Pfarrstelle mit Sitz in Arnum eingerichtet. Seit 1968 verfügte die Gemeinde in der Bockstraße über ein Gemeindehaus (Einweihung: 15. Dezember 1968), in das auch die GD verlegt wurden. Am 1. Januar 1969 wurde die KapG aus dem Verband der KG Wilkenburg ausgegliedert und in eine eigene Kirchengemeinde umgewandelt.4 Im gleichen Jahr entstand eine Gemeindeschwesternstation, 1974 eine Seniorenbegegnungsstätte in der unbelegten Küsterwohnung des Gemeindehauses (heute: Pfarr- und Gemeindebüro). 1987 wurde neben dem Gemeindehaus eine separate Seniorenbegegnungsstätte in der Trägerschaft des Diakonischen Werks, der Caritas und des DRK errichtet. Die mit dem Bau des Gemeindehauses zunächst ungenutzte Kapelle wurde 1985 saniert und wieder für den gottesdienstlichen Gebrauch hergerichtet. Die Verwaltung liegt heute in den Händen eines Fördervereins.

Friedenskirche, Ansicht von Südwesten

Friedenskirche, Ansicht von Südwesten, 2020, Foto: Wolfram Kändler, CC BY-SA 3.0 de

Angesichts der weiter wachsenden Einwohnerzahl (1990: etwa 3.600 Gemeindeglieder) setzte, im Wesentlichen betrieben durch Pn. Renate Stäblein, in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre dennoch wieder eine lebhafte Diskussion um den Bau einer größeren Kirche ein. Die Friedenskirche, 1990/91 errichtet nach Entwurf des Wolfenbütteler Architekturbüros H. E. Simon und Partner, wurde am 31. August 1991 eingeweiht.

Pfarrstellen

I: 1. Januar 1969. – II: 1. April 19885; aufgehoben am 1. September 1994.6

Umfang

Der Ort Arnum.

Aufsichtsbezirk

Wie die Muttergemeinde Wilkenburg. Mit der Verselbständigung der Kirchengemeinde zum KK Pattensen (1. Januar 1972 umbenannt in Laatzen-Pattensen, 1. Januar 2001 in Laatzen-Springe).

Patronat

1592 der Landesherr.7 Später waren die von Bennigsen mit dem Patronat über Kapelle und Schule belehnt. Nach 1856 ging es auf die von Alten zu Hemmingen über, die den von Bennigsenschen Grundbesitz erworben hatten.8 Wann das Patronat abgelöst wurde, ist unklar.

Kapellenbau – Sogenannte Wehrkapelle
Wehrkapelle innen

Wehrkapelle innen, Blick nach Osten, 2020, Foto: Wolfram Kändler, CC BY-SA 3.0 de

Bruchsteinbau (um 1400), Satteldach mit Halbwalm über dem Ostgiebel. 1685 erneuert. Innenraum durch eine Balkendecke geschlossen. Hölzerne Orgelempore von 1658. 1720 Vergrößerung der Fenster- und Türöffnungen. 1968 Kapelle wegen Baufälligkeit geschlossen. 1985 Sanierung. 2001 „Förderverein der Wehrkapelle Arnum e. V.“ gegründet. Die Kapelle wird für Trauungen, Taufen, Ehejubiläen, ökumenische Andachten und Vorträge genutzt.

Turm

Kleiner hölzerner Dachreiter mit offener Laterne über dem westlichen Fachwerkgiebel (wohl 15. Jh.).

Ausstattung

Blockaltar, geschnitztes Retabel mit dem Gekreuzigten (um 1875). – Weiteres Retabel im Bauernbarock mit Kreuzigung und Abendmahl an der Seitenwand (datiert 1729).

Orgel

Die Gemeinde kaufte 1872 die frühere Orgel der Kirche in Lüdersen und ließ sie durch den Orgelbauer Becker (Hannover) in der Kapelle aufstellen. 1905 wurde sie durch ein Harmonium der Firma Burger (Bayreuth) ersetzt und (1908) an das Museum in Nienburg abgegeben (nicht mehr vorhanden). 1985 Aufstellung eines Positivs der Firma Emil Hammer (Arnum), 3 I/–, mechanische Traktur, Schleiflade (1986 Ankauf durch die KG).

Geläut

Eine LG in gis’’ (Bronze, Gj. 1951).

Kirchenbau – Friedenskirche
Friedenskirche Arnum, Ansicht von Süden

Friedenskirche, Ansicht von Süden, 2020, Foto: Wolfram Kändler, CC BY-SA 3.0 de

Rechteckiger Saalbau aus Ziegelmauerwerk mit einem von einem segmentbogigen Dach mit schmalem Obergaden überwölbten, gläsernen Obergeschoss (1990/91). Apsisartige Ausbuchtung im Altarbereich. Empore im rückwärtigen Teil des Kirchenraums. Eine kreisrunde Sakristei schließt sich nördlich an den Altarraum an.

Turm

Im Osten ein quadratischer Glockenturm mit Pyramidendach.

Ausstattung

Altar mit integrierter Taufe. Dahinter ein Kruzifix von Jürgen Weber (Braunschweig).

Orgel

Für das Gemeindehaus beschaffte die KG 1969 eine Orgel der Firma Emil Hammer (Arnum), 7 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Sie wurde nach dem Bau der Friedenskirche 1991 dorthin überführt, jedoch ohne das Pedalregister (Dulzian 16’), das aufgrund der Raumverhältnisse nicht wieder verwendet werden konnte und eingelagert wurde. 2006/07 Neubau durch Elmar Krawinkel (Trendelburg), 13 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Einweihung 25. März 2007.

Geläut

Drei LG, I: cis’’; II: e’’; III: fis’’ (alle Bronze, Gj. 1993, Gebrüder Rincker, Sinn).

Friedhof

Beisetzungen fanden ursprünglich auf dem Friedhof in Wilkenburg statt. Eigener Friedhof an der Wilkenburger Straße/Osterbruchweg ab 1860, 1894 erweitert. In Trägerschaft der Stadt Hemmingen.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 13 (EphA Laatzen-Pattensen).

Literatur

A: Aust/Benne u. a., Kirchen, Klöster, Kapellen, S. 277 f.; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 139; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 212 f.
B: Evangelisch-lutherische Friedensgemeinde Arnum. Zur Einweihung des Gemeindehauses, hrsg. vom Kapellenvorstand der Ev.-Luth. Kapellengemeinde Arnum, Hannover 1968; Wehrkapelle Maria Magdalena in Arnum, hrsg. vom Förderverein der Wehrkapelle Arnum e. V. [nach 2011, Flyer]; Erika Habben (Red.): Festschrift zur Einweihung der Friedenskirche. Arnum 31. August 1991, [Arnum, 1991]; Christel-Fritz Prüßner: Die Friedenskirchengemeinde Arnum, in: 450 Jahre Reformation, S. 77 f.; Anke Sawahn (Hg.): Arnum. Von der Schenkung zum vorstädtischen Ort. 990–1990. Beiträge zur Geschichte von Arnum, Hemmingen 1990.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Mönchslisten I, § 435; Mönchslisten II, S. 273; Sawahn, S. 6. Vgl. auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 61.
  2. LkAH, D 13, Nr. 685 (Corpus bonorum).
  3. Sawahn, S. 128–138.
  4. KABl. 1969, S. 4.
  5. KABl. 1988, S. 36.
  6. KABl. 1994, S. 155.
  7. Lathwesen, Calenberger Hausbuch, S. 122.
  8. LkAH, D 13, Nr. 654.