Sprengel Lüneburg, KK Lüchow-Dannenberg | Patrozinium: Johannes der Täufer1 | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Mit dem Ministerialen Thiederici de Hidesaker, genannt in der Zeugenliste einer Urkunde Heinrichs des Löwen († 1195), ist der Name Hitzacker 1162 erstmals belegt.2 Die Burg Hedesackere am Zusammenfluss von Jeetzel und Elbe ist in einer der Urkunden zur ersten welfischen Landesteilung 1202 erwähnt.3 Im Bereich dieser „Weinbergburg“ nordwestlich der Jeetzelinsel konnten Wallanlagen archäologisch nachgewiesen werden, die bis auf das 7. Jh. zurückgehen.4 Am Weinberg lag vermutlich auch die erste Siedlung Hitzacker („Bergsiedlung“).5 Seit 1229 war Hitzacker im Besitz der askanischen Hzg. von Sachsen(-Lauenburg); 1258 verzichtete der welfische Hzg. Albrecht I. zu Braunschweig-Lüneburg († 1279) erneut auf alle Rechte am castro Hyddesackere (Burg Hitzacker).6 Die Ansiedlung auf der Jeetzelinsel, 1268 erstmals als civitate (Stadt) bezeichnet, hatte vermutlich zwischen 1258 und 1261 Stadtrechte erhalten.7 Auf der Insel wurde zudem eine weitere Burg errichtet (1330: dat hus vp dem berghe […] dat hus in der stat).8 Etwa in der zweiten Hälfte des 14. Jh. erlangten die Welfen die Landesherrschaft über Hitzacker zurück; die Stadt wurde Mittelpunkt eines gleichnamigen Amtes, dessen Umfang Mitte des 15. Jh. erkennbar wird.9 Stadt und Amt zählten zum Teilfsm. Lüneburg, seit 1591 zur Herrschaft Dannenberg (die ab 1636 zum Fsm. Wolfenbüttel gehörte)10, ab 1671 erneut zum Fsm. Lüneburg und ab 1705 zum Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover). 1548 hatte ein Großbrand fast die gesamte Stadt zerstört. Von 1604 bis 1635 diente die Stadtburg Hzg. August II. zu Braunschweig-Lüneburg († 1666) als Residenz (Schloss später abgebrochen und 1717 durch Amtshaus ersetzt). Eine erste Ortsansicht ist aus der Mitte des 17. Jh. überliefert (Merian-Stich).11 In französischer Zeit war Hitzacker von 1810 bis 1813 Teil des Kgr. Westphalen und Sitz eines Kantons (Distrikt Lüneburg des Departements Niederelbe, ab 1811 im Distrikt Uelzen des Departements Aller). Danach war die Stadt, nun im Kgr. Hannover, wieder Amtssitz. 1859 ging das Amt Hitzacker im Amt Dannenberg auf. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Hitzacker 1866 an das Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung 1885 kam die Stadt zum Kr. Dannenberg (1951: Lkr. Lüchow-Dannenberg). 1928 wurden Dötzingen, Marwedel und Meudelfitz nach Hitzacker eingemeindet, 1957 Sarchem und 1972 Bahrendorf, Grabau, Harlingen (mit Pussade), Kähmen, Nienwedel, Seerau, Tießau (mit Tiesmesland), Wietzetze und Wussegel. Seit 1972 war Hitzacker Sitz der gleichnamigen Samtgemeinde, die 2006 in der Samtgemeinde Elbtalaue aufging. Seit 1874 besitzt Hitzacker einen Bahnhof (2 Kilometer südlich der Altstadt; Strecke Wittenberge–Buchholz). Zur Struktur des Kirchspiels schrieben die Ortsgeistlichen 1964: „Zonenrandgebiet, keine Industrie, wenig Kleinbetriebe, ehemaliges Schifferstädtchen, abgesehen vom Berlinverkehr, keine Frachten auf der Elbe – Verlagerung an den Rhein. Pensionäre – Rentner – Verdienste durch Fremdenverkehr, Sommergäste auch in Privathaushalten. Auf den Höfen wirtschaftlich rückläufige Tendenz“.12 Um 1813 lebten etwa 760 Menschen in Hitzacker, 1905 knapp 1.845, 1946 fast 4.000 und 2023 etwa 5.125 (mit Eingemeindungen).
Die Pfarrkirche der Bergsiedlung Hitzacker stand auf dem Areal des heutigen Friedhofs (Oberster Kirchhof). Der Grundriss der Feldsteinkirche ist noch heute zu erkennen; die Anlage „gleicht den romanischen Dorfkirchen des 12. Jahrhunderts in Gegenden, wo kein Bruchstein ansteht“.13 P. Gustav Karl Ludwig Grünewald (amt. 1900–1936) ließ in den 1920er Jahren aus Steinen der Kirchenruine einen Altar im ehemaligen Chorraum errichten.14 Als sich die Siedlung wohl Mitte des 13. Jh. auf die Jeetzelinsel verlagerte, entstand hier eine zweite Kirche. Ein örtlicher Geistlicher ist erstmals 1290 belegt: Eine Urkunde nennt Meinekin als ehemaligen Pfarrer von Hitzacker.15 Im Jahr 1304 war dominus Johannes Gans plebanus in Hiddesakere.16 Zwei Jahre später ist er erneut urkundlich belegt (dominus Gans plebanus), zusammen mit dem Patrozinium der (Berg-)Kirche: ecclesie sancti Johannis in Monte hidzakere.17 Die Kirche in der Stadt übernahm anscheinend das Patrozinium des älteren Gotteshauses (1438 St. Johannes bapt. als hovet heren – Hauptpatron – der Kirche bezeichnet).18 1361 ist wiederum ein dominus Johannes als Pleban in Hidzaker genannt.19 Vor August 1392 hatte der Ritter Georg von Hitzacker einen Marienaltar in der Pfarrkirche gestiftet (erneut erwähnt 1446 und 1481).20 Im Jahr 1399 war der Magdeburger Domherr und studierte Jurist Johannes Hildebrand genannt Duvel im Besitz der Pfarrkirche Hitzacker.21 Nach seinem Tod um 1417/18 bemühten sich drei Kleriker um die Pfarrpfründe Hitzacker: Bertramus Borchtop, Johannes Cluoke und Petrus Meler; ob und wer der drei erfolgreich war, ist nicht überliefert.22 1437 ist ein Herr Maneke als Pfarrer (Kirchherr) in Hitzacker urkundlich belegt (er amtierte anscheinend bis 1468).23 Mit Hans Wendeler, Merten Mutzel, Heine Choreke aus Tießau und Henneke Ruzelant aus Pussade sind 1438 zudem die Namen der damaligen Hitzackeraner Kirchengeschworenen überliefert.24 1502 bezeichnet sich Simon Reineke, Propst des Klosters Wienhausen, in seinem Testament als rector ecclesie in Hitzacker25 und 1504 ist Hinrick meygeren als Kerckhere to Hitzacker belegt26. Mehrere Urkunden aus der Zeit zwischen von 1507 bis 1522 nennen Ludolf Gardener als Pfarrer von Hitzacker27, eine Urkunde aus dem Jahr 1509 den Kirchherrn Johann von Eitzen und die Kirchgeschworenen zu Hitzacker28.
Einzelheiten zur Reformation in Hitzacker sind nicht überliefert. Hzg. Ernst I. († 1546), später der Bekenner genannt, betrieb seit 1527 die Einführung der luth. Lehre im Fsm. Lüneburg. Das in diesem Jahr gedruckte Artikelbuch diente dabei, obwohl die Landstände es abgelehnt hatten, als Leitfaden.29 Als erster luth. Prediger Hitzackers gilt P. Eberhard Wedekind (amt. 1528).30 Das Lüneburger Pfründenregister von 1534 gewährt einen kurzen Einblick in die kirchliche Struktur des Kirchspiels Hitzacker in der ersten Hälfte des 16. Jh.: Das Pfarramt hatte Henning Szurbeher inne, Predikant war Liborius Kleppingk, Küster Heinrich Paesschen und Vikar Busse Praedole.31 Pfarrer, Predikant und Küster waren für weitere Kirchen und Kapellen im Kirchspiel Hitzacker zuständig: Die alte Bergkirche („vor Hitzacker upp dem berge, werth genenneth de draffener kercke“), eine Kapelle in Drethem, eine in Wietzetze, eine in Bredenbock und eine in Lenzen. Die Kapellen in Wibbese und in Gülden hatten bereits gemeinsam einen eigenen Prediger, ebenso die Kapelle in Riebrau; sie trennten sich später vom Kirchspiel Hitzacker ab. Auch Drethem und Wietzetze erhielten später den Status eigenständiger Parochien.
Im Protokoll der Visitation 1543 klagte der Hitzackeraner P. Everd, dass seine Gemeindeglieder während des „sermone im kroge sitten, dar vorharren beth an den auend, etliche spacieren vm den kerckhoff“.32 Bei der Generalvisitation 1568 urteilten die Visitatoren sehr positiv über die beiden Geistlichen P. Anton Balemann (amt. 1567–1594) und Diakon Sebastian Warnecke (amt. 1568): „Vterque doctus, et in faciendis sacris industrius, cum singulari fide et facultate“ (Beide gelehrt und in den heiligen Verrichtungen fleißig, mit einzigartigem Glauben und Fähigkeiten).33 Das Urteil über die Gemeinde fiel weniger gut aus: „Ein groß weitlufftig caspell vnd darin vber massen grob, vngeschicket, aberleubisch volck gefunden.“34
Als Hzg. August II. zu Braunschweig-Lüneburg († 1666) in Hitzacker residierte, fanden, nicht zuletzt auf sein Betreiben, 1610 zahlreiche Hexenprozesse statt, bei denen „auf 70 Personen incarceriret und zum Feuer verdammet worden“.35 P. Simon Krüger (amt. 1608, 1614) beklagte, dass diese Prozesse ihm „nicht allein große Mühe und Arbeit gemacht, sondern auch tausend Sorgen und Tränen aus dem Herzen gerungen“ hätten.36 Im Jahr 1650 erhielte der Hitzackeraner P. Augustus Steinerus (amt. 1649–1670) den Titel Superintendent und übte das Aufsichtsamt über eine kleine Inspektion aus, die jedoch nur zwei Kirchspiele umfasste.37 Wohl kurz nach seinem Tod wurde die Inspektion wieder aufgehoben.
Im Jahr 1668 brannte die St.-Johannis-Kirche aus, lediglich die Fundamente und Grundmauern blieben erhalten. Der Wiederaufbau dauerte bis 1678.38 Eine weitere Erneuerung erfuhr die Kirche um 1824, nachdem französische Truppen das Gotteshaus 1813 auf dem Rückzug zu einer Behelfsfestung umfunktioniert hatten.39
In der zweiten Hälfte des 18. Jh. lassen sich erstmals jüd. Familien in Hitzacker nachweisen; einige erlangten mit „der Zahlung eines Rekognitionsgeldes die Aufnahme in die Bürgerschaft“.40 Die Einrichtung einer Synagoge scheiterte 1820/21, da der Rat der Stadt Hitzacker dem Hauskauf nicht zustimmte. Die 1844 eingerichtete Synagogengemeinde umfasst neben der Stadt auch Neuhaus und Tripkau. 1860 lebten nur noch zwei jüd. Familien in Hitzacker und die Gemeinde ging in der Synagogengemeinde Dannenberg auf.
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Gustav Grünewald (amt. 1900–1936), P. Arnold Dreyer (amt. 1937–1942) und P. Dietrich Roeder (amt. 1943–1956) die erste Pfarrstelle in Hitzacker inne sowie P. Friedrich Ludwig William Schmidt (amt. 1903–1945) die zweite. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ schrieb P. Roeder im Februar 1947, kirchenpolitisch hätten seine beiden Vorgänger und er selbst zur BK gehört.41 1937 sei er als Theologe aus der SA ausgeschlossen worden.42 Zum 1933 neu gewählten KV gab er knapp an: „Die unter Parteibeteiligung gewählten Vorsteher haben sich bewährt und sind zu 2/3 noch heute im Vorstand“.43 Knapp 190 Gemeindeglieder traten zwischen 1933 und 1945 aus der Kirche aus.44
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Hitzacker von etwa 3.940 im Jahr 1939 auf rund 8.000 im Jahr 1946 an (bis 1958 sank sie auf 6.500).45 Im Jahr 1952 eröffnete die Gemeinde einen ev. Kindergarten. In der Nachkriegszeit war auch eine kleine kath. Gemeinde in Hitzacker entstanden (1952: 500 Gemeindeglieder, 1958: 300).46 Zunächst fanden kath. Gottesdienste nachmittags in der ev.-luth. Kirche Hitzacker und in den Kapellen Bredenbock und Lenzen statt. Im Jahr 1964 weihte die kath. Gemeinde, eine Filialgemeinde der Pfarrgemeinde Dannenberg, mit der Kirche Maria Königin ihr eigenes Gotteshaus ein (2006 profaniert).47
Nach der Visitation 1946 hatte der Sup. des KK Dannenberg in seinem Bericht geschrieben, Hitzacker sei – wie die meisten Elbgemeinden – „kirchlich steriler Boden“.48 1990 viel das Urteil deutlich günstiger aus: In der kleinen Stadt an der Elbe herrsche ein „fruchtbares und segensreiches Gemeindeleben“.49 Auf regionaler Ebene kooperiert die KG Hitzacker seit 2001 mit ihren Nachbargemeinden Breselenz, Neu Darchau und Zernien (Region Nord im Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg; u. a. Regionaldiakon*in, gemeinsame Glaubenskurse, Kindermusicals und Tauffeste).50 Nach 2007 übernahm der neu errichtete KK Lüchow-Dannenberg die Trägerschaft des ev. Kindergartens in Hitzacker.
Die beiden Pfarrstellen der Gemeinde gingen 2017 über auf das neu eingerichtete Kirchenkreispfarramt des KK Lüchow-Dannenberg.51 Seit Januar 2024 gehört die St.-Johannis-KG Hitzacker als Ortskirchengemeinde zur „Ev.-luth. GKG Nord im KK Lüchow-Dannenberg“.52

Pfarrstellen

I: vorref., 2017 übergegangen auf das Kirchenkreispfarramt Lüchow-Dannenberg. – II: vorref., Diakonat; 2004 umgewandelt in eine halbe Stelle53; 2017 übergegangen auf das Kirchenkreispfarramt Lüchow-Dannenberg.

Umfang

Hitzacker sowie Alt Pudripp, Bredenbock (bis 2024 KapG), Dötzingen, Dragahn, Eichengrund, Govelin, Grabau, Harlingen, Kähmen, Kamerun, Karwitz, Lenzen (bis 2024 KapG), Marwedel, Meudelfitz, Metzingen, Mosebusch, Nausen, Penkefitz, Plumbohm, Pudripp/Bahnhof, Pussade, Riskau, Sarchem, Sarenseck, Seerau, Schmardau, Schmessau, Strachauer Rad, Tießau, Tiesmesland, Tollendorf, Wedderien und Wussegel. Seit 1973 auch Nienwedel (vorher KG Dannenberg).54 Bis 1945 auch Bitter, Brandstade, Goosewerder, Herrenhof, Raffatz, und Strachau rechts der Elbe (dann zur KG Tripkau). Bis 1899 auch Banke, Prilipp und Rassau rechts der Elbe (dann KG Kaarßen).55 Bis nach der Reformation auch Drethem (dann eigene Parochie), Gülden (dann eigene Parochie), Riebrau (dann eigene Parochie), Wibbese (dann eigene Parochie) und Wietzetze (dann eigene Parochie).

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Bevensen der Diözese Verden.56 – In den 1560er Jahren Propstei Lüchow. 1569 wohl zur neuen Insp. Dannenberg. Ab 1650 war Hitzacker Sitz einer kleinen Inspektion (zwei Gemeinden), wohl ab 1670 wieder Insp. Dannenberg.57 1924 KK Dannenberg. Seit 2006 KK Lüchow-Dannenberg.58

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Rechteckiger Saalbau mit Anbau an der Nordseite, erneuert 1824. Satteldach, nach Osten abgewalmt. Verputztes Mauerwerk, Westgiebel mit Schieferbehang. Schiff mit zweistöckig angeordneten Segmentbogenfenstern, Chor mit hohen Segmentbogenfenstern. Nach Westen zwischen zwei Stützmauern mit Pultdächern korbbogiges Portal, ebenfalls mit Pultdach; im Bogenfeld Inschrift: „Anno Dom[ini] 1889“. Im Innern flache Decke mit umlaufenden Vouten, u-förmige Emporenanlage auf Holzstützen. 1668–78 Wiederaufbau nach Brand (Fundament und Mauerwerk erhalten geblieben).59 1782/83 Dachreiter abgebrochen, Westwand erneuert, Dachreiter neu errichtet. 1813 Kirche von französischen Truppen zu Festung umfunktioniert. 1824 Neu- bzw. Wiederaufbau. 1889 Renovierung, u. a. Fenster umgestaltet (Eisensprossenfenster). 1927/28 Renovierung 1957 Innen- und Außenrenovierung, u. a. Nord- und Südfenster des Altarraums vergrößert, Seitenemporen verkürzt (reichten bis zur Ostwand. 1977 Innenrenovierung, u. a. Kirchenbänke durch Stühle ersetzt. 2007 Fenster restauriert und gesichert.

Fenster

Figürliche Buntglasfenster (1917–28, Ferdinand Müller, Quedlinburg), biblische Szenen, Figuren des AT und des NT, nach Werken von Raffael, Matthias Grünewald, Michelangelo, Julius Schnorr von Carolsfeld, Johannes Klein, Heinrich Hofmann, Bernhard Plockhorst, Fritz von Uhde, Rudolf Yelin d. Ä., Augustin Pacher und Franz Weber; unterhalb der Bilder jeweils Bibelvers, Stifternamen und Künstler; Osten: Kreuzigung und Johannes der Täufer; Norden: Opferung Isaaks, Mose, Kg. David, Ruth und Elia; Südseite: Maria mit Kind, Jesus im Tempel, Jesus und der sinkende Petrus, Jesus mit Kindern, Maria und Martha; Empore: betendes Kind.60

Turm

Über dem Westgiebel vierseitiger, verschieferter Dachreiter, neu errichtet 1782/83. Vierseitiger, schiefergedeckter Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel, Schiff und Kreuz; Auslegestuhl mit Uhrschlagglocke nach Westen. Nach Norden, Süden und Westen je zwei querrechteckige Schallfenster, darüber jeweils Uhrziffernblatt. 1844 Holzschindeln durch Schiefer ersetzt. 1967 Turmkugel abgestürzt.

Ausstattung

Hölzerner Kanzelaltar, weiß-gold gefasst, polygonaler Kanzelkorb, flankiert von korinthischen Säulen, die verkröpftes Gebälk mit Schalldeckel tragen; auf dem Gebälk Pokale sowie auf einer Kugel Kreuz mit Schlange und Strahlenbündeln; davor kastenförmige Altar. – Pokalförmige Holztaufe, weiß-gold gefasst. – Außen an der Westseite: Zwei Inschriftentafeln (Namen der im Ersten Weltkrieg getöteten und vermissten Gemeindeglieder). – Außen an der Südseite: Inschriftentafel (Zeittafel zur Geschichte der Kirche).

Orgel

1650 Orgelreparatur (Friedrich Stelwagen, Halle).61 Um 1817 Orgelneubau. 1907 Orgelneubau, P. Furtwängler & Hammer (Hannover), wohl 24 (davon eine Transmission) II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen (Opus 607), Prospekt von 1817 beibehalten.62 Zinnerne Prospektpfeifen im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, 1928 ersetzt. 1965 Orgelneubau, Karl Schuke (Berlin), 22 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 187), Prospekt von 1817 beibehalten, neues Gehäuse für Rückpositiv. 1970 Orgel erweitert auf 23 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2008/09 Instandsetzung.

Geläut

Zwei LG, I: d’ (Bronze, Gj. 1891, Firma Radler, Hildesheim), Inschrift: „Merkt auf, ihr Himmel, ich will reden und die Erde höre die rede meines Mundes 5. Mos. 39,1“ und „Gegossen Anno 1891 von J. J. Radler u. Soehne in Hildesheim für die St. Johanniskirche in Hitzacker. Der Kirchenvorstand Pastor prim[arius] Bode, Pastor […] Petersen, J. Nehls. J. F. Lange, H. Gössler, Ad. Brandt, H. Witte, H. Goessler“; II: f’ (Bronze, Gj. 1982, Heidelberger Glockengießerei), Bilder: Arche und Regenbogen. Eine SG, g’’ (Bronze, Gj. 1646), Inschrift: „Christof Georg von Dannenberg Obrister G. H. S. G. M. G“ und „1646“, Bild: Wappen, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und später zurückgegeben63. – Früherer Bestand: Schwedische Truppen sollen im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) Glocken der Hitzacker Kirche geraubt haben.64 Zwei LG (Bronze, Gj. 1674, Hans Vos, Lüneburg), um 1877 noch vorhanden.65 Eine LG, f’ (Eisen, Gj. 1923, Ulrich & Weule, Bockenem & Apolda), 1973 stillgelegt (Lunkerlöcher, Rostschäden), 1982 durch jetzige LG II ersetzt und neben der Kirche aufgestellt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus I, An der Kirche 6 (Bj. 1963). – Pfarrhaus II, An der Kirche 1 (Bj. 1780). – Gemeindehaus, An der Kirche 7 (Bj. 1780, altes Pfarrhaus I, Sanierung 2016/17). – Kindergarten (ehemalige Amtsscheune, ausgebaut 1997; Vorgängerbau Bj. 1952, An der Kirche 10). – Küsterhaus (Bj. 18. Jh.)

Friedhof

Kirchlicher Friedhof am Meeschenberg, westlich der Altstadt, FKap. Oberer Kirchhof ursprünglich für die Stadtbevölkerung, unterer Friedhof für die Bewohner der Kirchspieldörfer.66

Liste der Pastoren (bis 1940)

Erste Pfarrstelle: 1528 Eberhard Wedekind. – 1534 Henning Szurbeher. – 1543 Everd … – 1561 Otto Musenius. – 1567–1594 Anton Balemann. – 1604 Petrus Knopf. – 1608, 1614 Simon Krüger. – 1616–1628 Heinrich Baremus. – 1628–1637 Mattias Händel. – 1638–1649 Friedrich Düfel (Theopyllus). – 1649–1670 Augustus Steinerus. – 1673–1678 Magister Balthasar Schiltmeier. – 1679–1695 Heinrich Hasselmann. – 1695–1732 Carl Heinrich Tusch. – 1726–1732 Theodor Johannes Tusch. – 1732–1740 Dietrich Joachim Ludolph Culemann. – 1741–1753 Albert Friedrich Zimmermann. – 1754–1759 Heinrich Johann Carstens. – 1759–1769 Johann Georg Unruh. – 1769–1796 Johann Friedrich Zimmermann. – 1796–1820 Johann Conrad Daniel le Plat. – 1820–1855 Georg Wilhelm Block. – 1857–1881 Heinrich Konrad Georg Fuchs. – 1881–1887 Ludwig Gottlieb Sietz. – 1888–1894 Bernhard Heinrich Friedrich Wilhelm, gen. Benno Bode. – 1894–1899 Friedrich Heinrich Cord Loose. – 1900–1936 Gustav Karl Ludwig Grünewald. – 1937–1942 Arnold Just Wilhelm Gustav Heinrich Dreyer.

Zweite Pfarrstelle: 1529–1547 Busso Predöhl. – 1534 Liborius Klepping. – 1562 Simon Benecke. – 1568 Sebastian Warnecke. – 1582–1588 Henricus Möller. – 1588–1594 Petrus Roffsack. – 1591 Martin Hoppenstadius. – 1600, 1608 Simon Krüger. – 1608–1626 Georg Steiner. – 1626–1636 Johann Haspelmacher. – 1636–1638 Friedrich Düfel. – 1638–1649 August Steiner. – 1649–1665 Joachim Jäger. – 1665–1685 Christoph Riesenberg. – 1685–1702 Johann Ernst Mack. – 1703–1705 Petrus Wilhelmus Koltemann. – 1706–1717 Johann Henrich Wedderkamp. – 1717–1732 Dietrich Joachim Ludolph Culemann. – 1732–1741 Johann David Schädler. – 1741–1756 Johann Günther Durius. – 1756–1769 Johann Friedrich Zimmermann. – 1769–1772 Peter Johann Hagedorn. – 1772–1783 Georg Ernst Hadeler. – 1783–1792 Johann Friedrich Meyenberg. – 1793–1796 Dr. Conrad Johann Daniel le Plat. – 1796–1807 Johann Gottfried Theodor Lamprecht. – 1807–1822 Johann Theophilus Heysing. – 1822–1824 Johann Carl Conrad Bötticher. – 1824–1835 Georg Ludwig August Hölty. – 1835–1848 Eduard Albert Friedrich Baring. – 1849–1855 August Georg Ludwig Ludolf Mannstädt. – 1855–1859 Carl Ludwig Martin Beyer. – 1859–1865 Hermann Heinrich Ludwig Friedrich August Siegemann. – 1866–1874 Georg Carl Rudolf Meyer. – 1874–1880 Ludwig Gottlieb Sietz. – 1880–1885 Bernhard Heinrich Friedrich Wilhelm Bode. – 1887–1893 Karl Julius Johannes Petersen. – 1894–1895 Johannes Adolf Georg Ludwig Krönke. – 1896–1900 Gustav Carl Ludwig Grünewald. – 1900–1902 Adolf Harms. – 1903–1945 Friedrich Ludwig William Schmidt.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 520–521

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 5529–5566 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 76, 179, 181, 183 (Spec. Landeskons); A 6 Nr. 3733–3759 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 416Digitalisat, 416aDigitalisat, 1078Digitalisat, 1079Digitalisat, 1080Digitalisat, 1081Digitalisat, 1082Digitalisat, 1083Digitalisat, 1084Digitalisat (Visitationen); A 12i Nr. 24 (GSuptur. Celle); D 95 (PfA Hitzacker); S 09 rep Nr. 1460 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7537 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1665
Trauungen: ab 1670 (Lücken: 1692–1702; unvollständig: 1717–1719)
Begräbnisse: ab 1703 (unvollständig: 1717–1719)
Kommunikanten: ab 1835
Konfirmationen: ab 1794

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Dannenberg, S. 25–27; Behn, Wendland, S. 68–69; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 738–739; Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 305–309; Kelletat, Kirchen und Kapellen, S. 19; Manecke, Beschreibungen I, S. 198–201, II, S. 77–78, S. 91; Meyer, Pastoren II, S. 520–521; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 95–97; Obenaus, Handbuch II, S. 870–872; Sänger, Denkmaltopographie Lkr. Lüchow-Dannenberg, S. 110–115; Schmitz, Siedlungsnamen, S. 84–85; Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 148, 544.

B: Ulrich Luig, Klaus Lehmann & Angelika Speer: Kleine Geschichte(n) der Stadt Hitzacker (Elbe). 1258–2008, Dannenberg 2008; Siegmund A. Wolf: Zur Geschichte der Stadt Hitzacker und ihrer Bürgerhäuser. 1258–1958, Uelzen 1958; Otto Puffahrt: Im Fluss der Zeit: Hitzacker. Leben mit Elbe und Jeetzel, Lüneburg 2017; Margret Schuchard: Die Kirchenfenster in der St. Johanniskirche Hitzacker. Geschichte, Hintergründe und Bildprogramm, [Hitzacker] [um 2010?].

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, ehemalige Bergkirche, alte Kirche; Pfarrhaus I, Pfarrhaus II.

GND

2112213-1, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hitzacker; 1223723267, Evangelisch-Lutherische Sankt-Johannis-Kirche (Hitzacker (Elbe))


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 248; ebd. II, S. 126. LkAH D 95 U.R.1.
  2. MUB I, Nr. 74 [Digitalisat]. Für weitere Belege und zum Ortsnamen vgl. Schmitz, Siedlungsnamen, S. 84.
  3. Leibniz/Scheidt, Origines Guelficae III, Nr. 351 (S. 852). Vgl. auch Pischke, Landesteilungen, S. 12 ff., zur Datierung vgl. ebd., S. 18 f.
  4. Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon I, S. 305; Luig, Lehmann & Speer, S. 5.
  5. Zu Entstehung und Geschichte Hitzackers vgl. Wolf, bes. S. 17 ff.
  6. Sudendorf, UB I, Nr. 46 [Digitalisat].
  7. 1268: Sudendorf, UB I, Nr. 65 [Digitalisat]. Vgl. Wolf, S. 20 f.
  8. Zu den Hitzacker Burgen vgl. knapp EBIDAT. 1330: Sudendorf, UB I, Nr. 498 [Digitalisat] (1330).
  9. Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 65 ff.
  10. Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon I, S. 209 f.
  11. Digitalisat.
  12. LkAH, L 5e, unverz., Hitzacker, Visitation 1964.
  13. Wolff, S. 21.
  14. Siehe Denkmalatlas Niedersachsen.
  15. UB Lüneburg I, Nr. 175 [Digitalisat].
  16. MUB V, Nr. 2949 [Digitalisat].
  17. Sudendorf, UB II, Nr. 525, Anm. [Digitalisat].
  18. Wolf, S. 21 f.; Brosius, Regesten, Nr. 189.
  19. Lüneburger UB V, Isenhagen, Nr. 268.
  20. UB Verden III, Nr. 189; Brosius, Regesten, Nr. 88, Nr. 243 und Nr. 395.
  21. RG Online, RG II 04296, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/2/4296, 02.09.2024: „Johannes Hildebrandi al. d. Duvel lic. in decr. can. Magdeburg. […] n. o. par. eccl. in Hitzacker Verden. dioc.“. Siehe auch: „Johann Hildebrand“ (GSN: 063-00937-001), in: Germania Sacra, http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/gsn/063-00937-001, 03.09.2024.
  22. 1418: RG Online, RG IV 01157, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/1157, 02.09.2024; 1419: RG Online, RG IV 06861, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/6861, 02.09.2024, RG Online, RG IV 12545, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/12545, 02.09.2024. 1420: RG Online, RG IV 12545, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/12545, 02.09.2024.
  23. Brosius, Gerichtsprotokolle, Nr. 789; Wolf, S. 175: Manegoldus von Hitzacker, 1439–1468.
  24. Brosius, Regesten, Nr. 189.
  25. Lüneburger UB XVII, Celle, Nr. 413.
  26. Krüger, Quellen, Nr. 28.
  27. Brosius, Gerichtsprotokolle, Nr. 187–190, und Nr. 192. LkAH D 95 U.R.13, U.R.14 , U.R.15, U.R.16, U.R.17, U.R.18, U.R.19, U.R.20. Im Pfarrarchiv finden sich auch zwei Urkunden von 1494 und 1498, die Ludolf Gardener nennen, jedoch nicht als Kirchherrn, vgl. LkAH D 95 U.R.5 und U.R.6.
  28. LkAH D 95 U.R.11.
  29. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 484 und 492 ff.; vgl. auch Butt, Kirchenregiment, S. 39 ff. und S. 55 ff.
  30. Meyer, Pastoren I, S. 520.
  31. Salfeld, Pfründenregister, S. 92 f.
  32. Kayser, Kirchenvisitation, S. 550.
  33. Lange, General-Kirchenvisitation, S. 74.
  34. Lange, General-Kirchenvisitation, S. 75.
  35. Zit. bei Wolf, S. 73. Siehe auch Luig, Lehmann & Speer, S. 12.
  36. Zit. bei Wolf, S. 73.
  37. Steinmetz, Gründung GSuptur. Harburg, S. 235.
  38. Wolf, S. 176.
  39. Wolf, S. 92.
  40. Obenaus, Handbuch II, S. 871. Zum Folgenden vgl. ebd., siehe auch Wolf, S. 88 f.; Luig, Lehmann & Speer, S. 20.
  41. LkAH, S 1 H III, Nr. 613, Bl. 10. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  42. LkAH, S 1 H III, Nr. 613, Bl. 11.
  43. LkAH, S 1 H III, Nr. 613, Bl. 10.
  44. LkAH, L 5e, unverz., Hitzacker, Visitation 1946.
  45. LkAH, S 1 H III, Nr. 613, Bl. 10; LkAH, L 5e, unverz., Hitzacker, Visitationen 1946 und 1958.
  46. LkAH, L 5e, unverz., Hitzacker, Visitationen 1952 und 1958.
  47. LkAH, L 5e, unverz., Hitzacker, Visitation 1964.
  48. LkAH, L 5e, unverz., Hitzacker, Visitation 1946.
  49. LkAH, L 5e, unverz., Hitzacker, Visitation 1990.
  50. Sabine Tielker & Michael Gierow: 250 Jahre Kirche Riebrau. Fundstücke aus zweieinhalb Jahrhunderten, zusammengestellt aus Kirchenarchiv, Zeitungsarchiven und anderen Quellen, 2013, S. 39.
  51. Zum Kirchenkreispfarramt: KABl. 2016, S. 140 ff.
  52. KABl. 2024 [in Vorbereitung].
  53. KABl. 2004, S. 162.
  54. KABl. 1973, S. 6 f.
  55. KABl. 1899, S. 11.
  56. UB Verden IV,1, Nr. 189; Hennecke, Patronate, S. 145. Siehe auch Michael, Kirchengeschichte, S. 206 ff.
  57. Steinmetz, Gründung GSuptur. Harburg, S. 235.
  58. KABl. 2006, S. 21 f.
  59. Wolf, S. 176 f.
  60. Ausführlich: Schuchard, S. 1 ff.
  61. LkAH D 95 U.R.25.
  62. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 119.
  63. Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 544.
  64. Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 96.
  65. Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 96.
  66. Manecke, Beschreibungen I, S. 198.