Sprengel Lüneburg, KK Lüchow-Dannenberg | Patrozinium: Petrus | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Neu Darchau entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jh.: Der Ort bestand zunächst aus drei „Häuerlingshäusern, die von den Eingesessenen des Dorfes Darchau jenseits der Elbe im Amte Neuhaus vornemlich der Ursache wegen erbauet sind, um von solchen aus ihre allhier besitzenden Ländereien besser nutzen zu können“.1 Die kleine Ansiedlung zählte zum Amt Hitzacker im Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover). In französischer Zeit war Neu Darchau von 1810 bis 1813 Teil des Kgr. Westphalen (Kanton Hitzacker im Distrikt Lüneburg des Departements Niederelbe, ab 1811 im Distrikt Uelzen des Departements Aller). Danach zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Hitzacker, das 1859 im Amt Dannenberg aufging. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Neu Darchau 1866 an das Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung 1885 kam der Ort zum Kr. Dannenberg (1951: Lkr. Lüchow-Dannenberg). 1972 wurden Darzau, Drethem, Glienitz, Katemin, Klein Kühren, Quarstedt, Sammatz und Schutschur eingemeindet; im gleichen Jahr trat Neu Darchau der Samtgemeinde Hitzacker bei (2006: Samtgemeinde Elbtalaue). Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortspfarrer 1967: „In Neu Darchau und Katemin wohnen hauptsächlich Arbeiter und Handwerker. In den übrigen Orten überwiegt die bäuerliche Bevölkerung.“2 Um 1813 lebten gut 20 Menschen in Neu Darchau, 1905 fast 300, 1946 gut 585 und 2004 knapp 620.
Kirchlich gehörte Neu Darchau Ende des 18. Jh. zum Kirchspiel Stapel, im Jahr 1823 bereits zum Kirchspiel Bahrendorf.3 Die Neu Darchauer Gemeindeglieder besuchten die Kirche in Wietzetze. Anfang des 20. Jh. fand einmal im Monat eine Bibelstunde in Neu Darchau statt.4 Aufgrund der deutlich gestiegenen Bevölkerungszahl war schon Ende der 1920er Jahre ein Kapellenbau in Planung; das Vorhaben scheiterte jedoch aus finanziellen Gründen.5
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Pläne wieder aufgegriffen. Neu Darchau war mittlerweile der größte Ort im Kirchspiel Bahrendorf; seit Herbst 1957 fand hier zweimal im Monat ein Predigtgottesdienst in der Friedhofskapelle statt.6 Im Jahr 1959 schließlich begannen die Arbeiten zum Bau einer Kirche für Neu Darchau, am 1. Februar 1960 versammelte sich die Gemeinde zur Grundsteinlegung und am 4. Juni 1961 feierte sie die Einweihung. Zunächst hatte das neue Gotteshaus den Namen „Friedenskirche“ erhalten sollen; das LKA Hannover allerdings erhob Bedenken, weil „die Fülle der in den letzten 15 Jahren erbauten Friedenskirchen und gegossenen Friedensglocken zur Zurückhaltung zwingt“.7 Die Kirche erhielt den Namen „St. Petri auf dem Hügel“.8
Zum 1. Januar 1964 errichtete das LKA Hannover die eigenständige „Ev.-luth. KG Neu Darchau“, deren Gebiet auch Darzau, Katemin, Klein Kühren und Quarstedt umfasste. Die neue Gemeinde blieb zunächst pfarramtlich mit Bahrendorf verbunden, Sitz des Pfarramtes war seit Herbst 1965 in Neu Darchau. Erster Inhaber des Pfarramtes war P. Klaus-Jürgen Schulz-Sandhof (amt. 1966–1972). 1972 wurde die KG Bahrendorf mit ihren Kirchen in Drethem und Wietzetze in die KG Neu Darchau eingegliedert. Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1973 bei gut 1.860; Sonntagsgottesdienste fanden jede Woche in Neu Darchau und jeweils alle zwei Wochen in Drethem und Wietzetze statt.9 Im Bericht zur Visitation 1981 beschrieb der Sup. des KK Dannenberg Neu Darchau als „ländlich strukturierte[] Gemeinde ohne kirchliches Zentrum“.10 1988 existierten drei Altenkreise in der Gemeinde, eine Bibelstundengruppe, ein Singekreis sowie ein Bastelkreis.11 Baulich verbunden mit der Kirche ließ die KG 1993/94 ein Gemeindehaus in Neu Darchau errichten. Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1994 bei rund 1.220.12 Auf regionaler Ebene kooperiert die KG Neu Darchau seit 2001 mit ihren Nachbargemeinden Breselenz, Hitzacker und Zernien (Region Nord im Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg; u. a. Regionaldiakon*in, gemeinsame Glaubenskurse, Kindermusicals und Tauffeste).13 Die Pfarrstelle der Gemeinde ging 2017 über auf das neu eingerichtete Kirchenkreispfarramt des KK Lüchow-Dannenberg.14
Seit Januar 2024 gehört die KG Neu Darchau als Ortskirchengemeinde zur „Ev.-luth. GKG Nord im KK Lüchow-Dannenberg“.
Umfang
Neu Darchau, Darzau und Klein Kühren (vor 1964 KG Bahrendorf), Quarstedt (vor 1964 KG Nahrendorf), Katemin (vor 1964 KG Barskamp).15 Seit 1972 auch Bahrendorf, Drethem, Glienitz, Sammatz, Schutschur und Wietzetze (vorher KG Bahrendorf).16
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1964 zum KK Dannenberg. Seit 1. Januar 2006 KK Lüchow-Dannenberg.17
Kirchenbau
Schlichter, teilunterkellerter Rechteckbau mit Rechteckchor, weit hervortretendem Eingangsbereich an der Südwestecke (Treppenaufgang), Taufkapelle an der Südseite des Chorraums sowie Sakristeianbau an der Nordseite des Chorraums, ausgerichtet nach Ostsüdosten, erbaut 1959–61 (Architektengemeinschaft Dr.-Ing. E. G. Neumann und Dipl.-Ing. C. C. Siebert, Hannover). An der Nordwestecke schließt sich ein Gemeindehausflügel an. Satteldach, Anbauten mit Schleppdächern. Ziegelmauerwerk. Am Schiff hochrechteckige Fenster nach Süden, nach Norden kleinere, hochliegende Rechteckfenster, nach Westen ein Kreisfenster und darunter vier schmale Hochrechteckfenster; an der Südseite des Chorraums hochrechteckige Lanzettfenster; an der Südseite der Taufkapelle Betonglasfenster; Untergeschoss mit Quadratfenstern nach Süden; am Treppenaufgang zum Schiff kleine Quadratfenster nach Osten und Westen. Im Innern Westempore, darunter Gemeinderaum; abgehängte, zeltförmige Decke; im Untergeschoss Jugendräume und sanitäre Einrichtungen.
Fenster
Buntglasfenster im Schiff; farbiges Betonglasfenster in der Taufkapelle. 1986 Betonglasfenster saniert. 1993/94 Gemeindehausflügel errichtet.
Turm
Über dem Westgiebel vierseitiger Dachreiter mit hoch ausgezogenem, vierseitigem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel und Kreuz. Kupferdeckung. Rechteckige Schallöffnungen mit horizontalen Lamellen. 1984 Turm renoviert.
Ausstattung
Hölzerner Altartisch (1961). – Bronzerelief mit Abendmahlsszene. – Hohes Kruzifix (1963, Erich Brüggemann, Winsen an der Luhe). – Leicht erhöhte Kanzel (1961), Ziegelsockel, Holzbrüstung. – Vierseitiger, hölzerner Taufständer. – Hölzerne Kreuzigungsgruppe (Otto Flath, Bad Segeberg), seit 2010/11 als Leihgabe in Neu Darchau.
Orgel
1962/63 Orgelneubau, ausgeführt von Emil Hammer (Hemmingen), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1527).18
Geläut
Zwei LG, I: gis’’; II: h’’ (beide Bronze, Gj. 1961, Firma Rincker, Sinn).
Heutiges Geläut anhören: #createsoundscape
Weitere Kirchen in Drethem und Wietzetze.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1964/65).
Friedhof
Kirchlicher Friedhof südwestlich von Drethem, FKap (Bj. 1967). – Kommunaler Friedhof im Südosten von Neu Darchau (August-Kröpke-Weg), FKap.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
S 09 rep Nr. 1785 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7318 (Findbuch PfA).
Literatur
A: Behn, Wendland, S. 116–117; Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 173–175; Kelletat, Kirchen und Kapellen, S. 29; Manecke, Beschreibungen II, S. 76; Sänger, Denkmaltopographie Lkr. Lüchow-Dannenberg, S. 166–167; Schmitz, Siedlungsnamen, S. 45.
GND
2112199-0, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Neu Darchau).
Website der Kirchengemeinde (18.02.2024)
Fußnoten
- Manecke, Beschreibungen II, S. 76. Zum Ortsnamen vgl. Schmitz, Siedlungsnamen, S. 47.
- LkAH, L 5e, unverz., Bahrendorf, Visitation 1967.
- Manecke, Beschreibungen II, S. 76; Ubbelohde, Repertorium, 2. Abteilung, S. 22.
- Ahlers, Pfarrbuch 1909, S. 198.
- Behn, Wendland, S. 116.
- LkAH, L 5e, unverz, Bahrendorf, Visitation 1960. Vgl. auch LkAH, LkAH, G 1/Bahrendorf, unverz., Bl. 2 f. (Bericht über die Ausführung der Dienstreise am 29. und 29. Juli 1961 nach Lüneburg und Dannenberg, 31.07.1961): „Die politische Gemeinde Neu Darchau mit etwa 650 Gemeindegliedern liegt am westlichen Rand der Parochie Bahrendorf und damit am Rande des Kirchenkreises Dannenberg und bildet zugleich die am weitesten westlich gelegene Gemeinde des politischen Kreises Lüchow-Dannenberg. Zusammen mit den kleinen politischen Gemeinden Kleine Kühnen und Schutschur, die insgesamt etwa 400 Gemeindeglieder zählen wohnen in diesem Gebiet mehr als tausend Lutheraner in relativ geschlossener Siedlung zusammen. In der übrigen Parochie Bahrendorf mit den kleinen politischen Gemeinden Bahrendorf, Darzau, Drethem, Glienitz und Wietzetze wohnen insgesamt nur etwa 600 Lutheraner.“
- LkAH, L 5e, unverz., Bahrendorf, N.D. 500 B (Schreiben des LKA an LSup. Lüneburg, 02.05.1961).
- LkAH, L 5e, unverz., Bahrendorf, N.D. 500 B (Schreiben des LKA an LSup. Lüneburg, 23.05.1961).
- LkAH, L 5e, unverz., Bahrendorf, Visitationen 1967, 1973 und 1981.
- LkAH, L 5e, unverz., Bahrendorf, Visitation 1981.
- LkAH, L 5e, unverz., Bahrendorf, Visitation 1988.
- LkAH, L 5e, unverz., Bahrendorf, Visitation 1994.
- Sabine Tielker & Michael Gierow: 250 Jahre Kirche Riebrau. Fundstücke aus zweieinhalb Jahrhunderten, zusammengestellt aus Kirchenarchiv, Zeitungsarchiven und anderen Quellen, 2013, S. 39.
- Zum Kirchenkreispfarramt: KABl. 2016, S. 140 ff.
- KABl. 1964, S. 6 f. (in der dort publizierten Urkunde steht fälschlich Natemin anstatt Katemin).
- KABl. 1972, S. 5.
- KABl. 2006, S. 21 f.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 167.