Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheim-Sarstedt | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Außenansicht, 1950 (?)

Kirche, Außenansicht, 1950 (?)

Algermissen war Teil des Kleinen Stifts und unterstand damit bis 1802 durchgehend der Herrschaft der Hildesheimer Bf. (Amtsbereich der Dompropstei). Eine Kirche wird 1256 erstmals erwähnt. Die Einführung der Reformation scheiterte am Widerstand des Domkapitels, so dass die Einwohner von Algermissen bis auf wenige Ausnahmen kath. blieben. Auch der Versuch der gewaltsamen Durchsetzung des luth. Bekenntnisses während des Dreißigjährigen Krieges blieb ohne nachhaltigen Erfolg. Zwar wurde 1632 der Prediger Johannes Mummenthey aus Clauen für die Gemeinde in Algermissen ordiniert, nach dem Sonderfrieden mit dem Ks. (1642) jedoch der frühere Rechtszustand wieder hergestellt und Mummenthey als P. nach Groß Lobke versetzt. Algermissen erhielt wieder einen kath. Priester. Die wenigen ev. Einwohner waren im Folgenden der Parochie Lühnde zugeordnet.
Die Situation blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg unverändert. 1945 hatte der Ort etwa 200 ev. Einwohner (gegenüber mehr als 2.500 Katholiken). Durch den Zuzug von Heimatvertriebenen, vor allem aus Schlesien, stieg ihre Zahl nach Kriegsende jedoch auf rund 1.000 an. Das LKA entschloss sich daher zur Anstellung eines eigenen Geistlichen (Bernhard Gensch), der sein Amt am 18. Oktober 1946 antrat. In der Erwartung eines weiteren raschen Zuwachses wurden die ev. Einwohner von Algermissen mit dem 1. Juli 1947 zu einer KapG innerhalb der KG Lühnde zusammengefasst1 und am 1. Oktober 1949 aus der KG Lühnde in die KG Groß Lobke umgepfarrt.2 Für die GD stellte die Kolpingfamilie das kath. Gesellenhaus zur Verfügung. Eine Spende der amerikanischen Sektion des Lutherischen Weltbundes ermöglichte 1950 den Bau eines eigenen Gemeindezentrums. Bereits 1908 hatte der ev. Malermeister Johannes Müller dem Landeskons. ein Stück Land zum Bau einer luth. Kirche in Algermissen überlassen. Die nach einem Entwurf von Otto Bartning errichtete Kapelle, die den Namen „Adventskirche“ erhielt, wurde am 3. Dezember 1950 durch LSup. Detering eingeweiht. Angegliedert waren ein Jugendraum und das Pfarrhaus. In ihrem kath. Umfeld bewahrte die Gemeinde auch in späteren Jahren ein ausgesprochenes Bewusstsein für ihre Diasporasituation.3

Altar, um 1950

Altar, um 1950

1964 wurde in der KG Groß Lobke eine zusätzliche Pfarrvikarstelle mit Sitz in Algermissen errichtet. Das Pfarrhaus wurde 1964/65 erbaut. Mit dem 29. November 1992 wurde die KapG in eine KG umgewandelt, blieb aber mit Groß Lobke pfarramtlich verbunden.4 Zum 1. Januar 2012 wurden die KG Algermissen, Groß Lobke, Hotteln, Lühnde, Oesselse und Wirringen-Müllingen-Wassel zur Ev.-luth. Zwölf-Apostel-KG Sarstedt-Land (KK Hildesheim-Sarstedt) vereinigt.5 Die bisherige erste Pfarrstelle der KG Algermissen und Groß Lobke wurde erste Pfarrstelle der neuen KG. Die bisherige zweite Pfarrstelle wurde vierte Pfarrstelle der neuen KG.
Ein Sonderfall war die Schulsituation der Gemeinde. Der Zustrom von ev. Flüchtlingen veranlasste die Gründung einer ev. Zwergschule, die, nachdem die kath. Eltern 1967 eine Fusion der beiden Bekenntnisschulen abgelehnt hatten, (bei formaler Selbständigkeit) als Provisorium ein gemeinsames Schulgebäude mit der kath. Schule bezog. Erst 1994 wurden die ev. und kath. Grundschule zu einer gemeinsamen Schule vereinigt.

Aufsichtsbezirk

Bei Gründung der KG zum KK Sarstedt, ab 1. Januar 1999 KK Hildesheim-Sarstedt.6

Kirchenbau
Einweihung des Gemeindezentrums am 3.12.1950, die Geistlichen auf dem Weg zum Gemeindezentrum, an der Spitze Landessuperintendent Detering

Einweihung des Gemeindezentrums am 3.12.1950, die Geistlichen auf dem Weg zum Gemeindezentrum, an der Spitze Landessuperintendent Detering

Gemeindezentrum am Grasweg (Adventskirche). Rechteckiger Saalbau mit Walmdach und ursprünglich aufgesetztem Glockenstuhl, Bartning-Notkirche Typ D, Gemeindezentrum, Architekt: Otto Bartning (1883–1959).

Turm

Kleiner, freistehender Glockenträger, erbaut 1966.

Ausstattung

Hölzerner Altartisch in einer verschließbaren Wandnische.

Orgel

Anfangs ein leihweise überlassenes Harmonium. 1961 Neubau eines Positivs durch Firma Emil Hammer (Hannover), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1987 Instandsetzung durch Firma Schmidt & Mappes (Langenhagen).

Geläut

Zwei LG in dis’’ und fis’’ (beide Bronze, Gj. 1966, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg). – Früherer Bestand: Eine LG in es’’ (Eisenhartguss, Gj. 1950, J. F. Weule, Bockenem), 1967 nach Gifhorn abgegeben (spätere Paulusgemeinde).

Friedhof

Eigentum der kath. Pfarrgemeinde.

Kirchenbücher

Siehe Mutterkirche Lühnde

Literatur

B: Maria Beitzen: 1000 Jahre Algermissen 985–1985. Beiträge aus seiner Geschichte, Hildesheim 1985.


Fußnoten

  1. KABl. 1947, S. 50.
  2. KABl. 1949, S. 106.
  3. LkAH, L 5h, unverz., Algermissen, Visitation 1970.
  4. KABl. 1992, S. 172.
  5. KABl. 2012, S. 54-58.
  6. KABl. 1998, S. 211 f.