Sprengel Hannover, KK Nienburg | Patrozinium: Aegidien und Johannes | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die heutige Gemeinde Rodewald entstand Ende des 12. und Anfang des 13. Jh. als Hagenhufensiedlung, angelegt von den Gf. von Wölpe, die das Gebiet als Lehen der Bf. von Minden besaßen.1 Urkundlich belegt ist sie erstmals 1221 mit Cristianus de Rodelwolde und dem Priester (sacerdos) Iohannes de Rodelwolde.2 Die langgestreckte Ortschaft besteht aus der Unteren, der Mittleren und der Oberen Bauernschaft (1313: Mitdelsteburschop) 3; die Besiedelung begann in der Unteren Bauernschaft im Norden (‚Altrodewald‘). Wohl 1301 veräußerte Gf. Otto von Wölpe die Gft. Wölpe – und damit auch die Bauernschaften Rodewalds – an Gf. Otto von Oldenburg-Delmenhorst, der sie 1302 weiter verkaufte an den Welfen Otto II., Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg. Seit 1432 gehörte Rodewald zum welfischen Teilfsm. Calenberg (1495: Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und war Vogteisitz im Amt Neustadt a. Rbge. Von 1810 bis 1813/14 war Rodewald Teil des Kantons Neustadt a. Rbge. im Distrikt Hannover des Allerdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach gehörten die drei Bauernschaften, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Neustadt; mit der Annexion des Kgr. Hannover wurden sie 1866 preußisch. Bei Einführung der Kreisverfassung kam Rodewald 1885 zum Neustadt a. Rbge. (1939: Lkr.), bei dessen Auflösung 1974 zum Lkr. Nienburg/Weser. 1969 schlossen sich die drei Bauernschaften Rodewalds zur Gemeinde Rodewald zusammen, die seit 1974 zur Samtgemeinde Steimbke gehört. Um 1810 lebten rund 1.440 Menschen in Rodewald, 1895 gut 2.100, 1950 rund 3.500 und 2020 knapp 2.580.

Aegidienkirche, Ansicht von Südosten, um 1960

Aegidienkirche, Ansicht von Südosten, um 1960

Ein Geistlicher in Rodewalde ist 1221 mit dem sacerdos Iohannes de Rodelwolde belegt.4 Da die Besiedelung Rodewaldes im Bereich der Unteren Bauernschaft begann, kann vermutet werden, dass die dortige St. Johanniskirche älter ist als die St. Ägidienkirche, gelegen zwischen Mittlerer und Oberer Bauernschaft, auch wenn das Gebäude jünger ist. Ursprünglich errichteten die Siedler in der Unteren Bauernschaft vermutlich eine Holzkirche; der bis heute erhaltene Backsteinbau der St. Johanniskirche geht etwa auf die erste Hälfte des 14. Jh. zurück; für die Bauunterhaltung war die Gemeinde zuständig. Die zweite Rodewalder Kirche, die St. Ägidienkirche, wurde – möglicherweise als bischöfliche bzw. gräfliche Eigenkirche – wohl in der ersten Hälfte des 13. Jh. errichtet; der Gemeinde oblag bei dieser Kirche lediglich die Bauunterhaltung des Turms.5 Die Ägidienkirche entwickelte sich zur Hauptkirche der drei Bauernschaften; die St. Johanniskirche galt als Filialkirche oder Kapelle.6 In zwei Urkunden aus den 1340er Jahren findet sich der Name eines weiteren Pfarrers der Rodewalder Kirche: 1341 stellten Brüning, Dietrich und Wilhelm, die Pfarrer von Rodewald, Gilten und Suderbruch gemeinsam eine Urkunde aus (Bruningus, Thidericus, Willehelmus in Rodewolde, in Giltene et in Suderbroke ecclesiarum rectores) und 1343 urkundete Brüning erneut, in diesem Fall zusammen mit seinem Kollegen aus Steimbke: We her Brun unde her Johan uppe dheme Rodenwolde unde to Stenbeke kerchherren.7 Zwischen 1384 und 1399 ist wiederholt her Wulfhard Scleppeghrelle prester Kerchere tho deme rodenwolde belegt.8 Weitere Namen sind erst aus dem 16. Jh. überliefert: 1507 ist Kirchherr Heinrich Buldermann zu Rodewald als verstorben erwähnt und auf einer 1514 gegossenen Glocke wurde Antonius Straßborg als rector ecclesiae genannt; er war möglicherweise der letzte vorref. Geistliche in Rodewald.9

Aegidienkirche, Blick zum Altar, nach 1965

Aegidienkirche, Blick zum Altar, nach 1965

Die Reformation führte Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen im Fsm. Calenberg als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.10 Im Protokoll dieser Visitation ist der Caplan Henrich Bleke genannt; er versah den Pfarrdienst, war jedoch nicht Inhaber der Pfarrpfründe.11 Die St. Johanniskirche wird als Nedder Cappel zum Rohdenwalde bezeichnet und überdies ist vermerkt, in Rodewald bestünden „etzliche Bruderschaften“. Nachdem Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn 1545 als Erich II. die Regierungsgeschäfte im Fsm. Calenberg übernommen hatte, wechselte er 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich jedoch seinen Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre sicherstellen. In dieser Zeit lag das Pfarramt zunächst in der Hand von P. Johann Buchholtz (amt. bis 1550); nachdem er Kanzleischreiber bei Erich II. geworden war, belehnte der Herzog seine Brüder Lorenz und Burchard Buchholtz mit der Pfarre Rodewald. Sie sollten die Pfarreinkünfte nutzen, um ihr Studium zu finanzieren. Den Pfarrdienst versahen nacheinander verschiedene Kapläne.12 Um 1570 übernahm schließlich P. Lorenz Buchholtz (amt. bis 1609) Pfründe und Pfarramt. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.13 1588 ließ er die Gemeinden visitieren. Das Visitationsprotokoll nennt die Schul- und Studienorte von P. Buchholtz: Neustadt a. Rbge., Hannover, Goslar und Wittenberg. Dort hatte er sich im Sommersemester 1560 als Laurentius Bucholtz Rodewalden[sis] immatrikuliert.14 1581 war in Rodewald ein neues Pfarrhaus errichtet worden. Ein Lehrer lässt sich in Rodewald erstmals um 1634/35 belegen.15
In den Jahren 1668 und 1669 wurden beide Rodewalder Kirchen – die „Haubtkirche“ und die „Capelle“ – „gebeßert“, da sie „so sehr verfallen gewesen“. In der Johanniskirche fanden seinerzeit jährlich vier Gottesdienste mit Abendmahl statt (Darstellung Jesu, 2. Februar; Gründonnerstag; Johannisfest, 24. Juni; Martinsfest, 11. November).16 Bei der umfassenden Instandsetzung der Ägidienkirche Ende der 1780er Jahre erhielt sie eine neue Innenausstattung – Altar, Kanzel, Emporen – und wurde hell gestrichen, da das Gewölbe „mit alten schlechten düstern Bildern bekleckst, wovon aber viel Farbe und Kalk abfallen“.17 Beim Dorfbrand 1821 zerstörte das Feuer 14 Häuser bei der Kirche, darunter Pfarr- und Küsterhaus. Auch der Kirchturm brannte ab; beim Wiederaufbau 1849 erhielt er sein heutiges Aussehen.18

Johanniskirche, Ansicht von Nordosten, um 1960

Johanniskirche, Ansicht von Nordosten, um 1960

In der nach dem Ersten Weltkrieg nordwestlich der Unteren Bauernschaft erbauten Siedlung Lichtenhorst wurde 1930 eine eigene KapG innerhalb der KG Rodewald gegründet.19 Seit 1923 hielt der Rodewalder Pastor hier einmal im Monat einen Gottesdienst; an den übrigen Sonntagen lud der Lichtenhorster Lehrer zu Lesegottesdiensten ein.20
Während der NS-Zeit war P. Wilhelm Martin Backhaus (amt. 1929–1953) in der KG Rodewald tätig. Kirchenpolitisch gehörte er der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft an, wie der 1946 rückblickend im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab.21 Zum 1933 neu gewählten KV merkte P. Backhaus lediglich an, zwei Mitglieder seien „1938 wegen übernommener Parteiämter“ wieder ausgeschieden. Resümierend schrieb er: „Der Kirchenkampf trat, auf das Ganze gesehen, hier nicht in Erscheinung.“22 Der Sup. des KK Neustadt schrieb nach der Visitation 1935, die Gemeinde habe sich „ihren alten kirchlichen Sinn bewahrt. Sie übertrifft darin alle andern Gemeinden des Kirchenkreises.“23 1940 hob er positiv hervor, P. Backhaus vermeide „den Fehler mancher Geistlicher, die sich durch bewusste Distanz vom nationalsozialistischen Staat in der Predigt den Weg zur Gemeinde verbauen und so der Kirche schwersten Schaden zufügen“.24
In der Nachkriegszeit vergrößerte sich die Gemeinde durch den Zuzug Geflüchteter; zählte sie 1935 rund 2.050 Gemeindeglieder, hatte sie sich 1946 nach Einschätzung von P. Backhaus fast verdoppelt.25 Gleichzeitig entstand auch eine kath. Kirchengemeinde in Rodewald. Nachdem sie zeitweise die ev. Kirchen genutzt hatte, weihte der Hildesheimer Bf. Heinrich Maria Janssen (amt. 1957–1982) 1962 das kath. Gotteshaus „Heilige Familie“ (2015 profaniert und zu Wohnhaus umgebaut).26
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen den Landeskirchen Hannovers und Sachsens baute die KG Rodewald in den 1950er Jahren Kontakte zur Kirchgemeinde Calbitz (westlich von Riesa) auf.27 Noch in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre bestanden in der KG Rodewald zwei KV: einer für die gesamte KG und ein zweiter an der St. Johannis-Kirche, der nur für Fragen dieser Kirche und der Unteren Bauernschaft zuständig war.28 Im Bericht über die Visitation 1984 wird das lebendige Gemeindeleben hervorgehoben, das von vielen ehrenamtlich Mitarbeitenden getragen werde.29 Seit Ende der 1980er Jahre entwickelte sich die Kinder- und Kindergottesdienstarbeit zu einem Schwerpunkt der KG Rodewald. Die Pfarrstelle der Gemeinde wurde 2013 in eine Dreiviertelstelle umgewandelt. In der Region Nord des KK Nienburg, zu dem die Gemeinde 2004 gewechselt war, kooperiert die KG Rodewald mit ihren Nachbargemeinden Drakenburg-Heemsen, Erichshagen, Holtorf und Steimbke.

Umfang

Rodewald mit der Unteren, Mittleren und Oberen Bauernschaft. Seit den 1920er Jahren auch die neue Siedlung Lichtenhorst (seit 1930 KapG).

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Mandelsloh der Diözese Minden.30 – 1588/89 zur Insp. Neustadt am Rübenberge (1924: KK), 2001 KK Neustadt-Wunstorf.31 Zum 1. Januar 2004 Wechsel zum KK Nienburg.32

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau – Aegidienkirche
Aegidienkirche, Längsschnitt, Grundriss, vor 1958

Aegidienkirche, Längsschnitt, Grundriss, vor 1958

Zweijochiger, einschiffiger Rechteckbau mit eingezogenem Rechteckchor und späterem Sakristeianbau im Nordosten, errichtet im 13. Jh., Fertigstellung vielleicht vor 1240 (Chor und Ostjoch).33 Satteldächer über Schiff und Chor (an der Südseite des Schiffs verstärkt). Ziegelmauerwerk. Strebepfeiler an Schiff und Chor; große, spitzbogige Sprossenfenster an Schiff und Chorseiten, im Nordwestfenster Inschrift „Anno d[omi]ni mccccc xxiii“; Ostseite des Chors mit zwei gepaarten, lanzettförmigen Spitzbogenfenstern. Im Westjoch spitzbogige Eingänge nach Norden und Süden. Im Innern Kreuzrippengewölbe in Chor und Ostjoch, Domikalgewölbe mit hängendem, blütenförmigem Schlussstein im Westjoch; spitzbogiger Triumphbogen zwischen Chor und Schiff; tischartige Westempore. Reste figürlicher Ausmalung (Ende 13. Jh.), u. a. im Chorgewölbe Majestas Domini, in der Südhälfte des Chorbogens hl. Katharina, im Norden hl. Ägidius, dazwischen sechs Tierdarstellungen (Löwe, Hund, Drache, Hirsch, Pferd, Greif)34, im Jochbogen 22 Kreismedaillons mit Halbfiguren (elf erhalten); ornamentale Ausmalung (Ende 13. Jh., 1964 stark ergänzt). Wohl nach 1240 Bau des Westjochs. Um 1260/70 Südportal angelegt (überschneidet älteres Fenster).35 Mitte 15. Jh. Reparaturen am Dachstuhl (dendrodatiert). Um 1500 Sakristeianbau. 1523 Umbauten (wohl Vergrößerung der Fenster). Mitte 17. Jh. Reparaturen am Dachstuhl (dendrodatiert). 1657 weitere Prieche (Empore) eingebaut. Um 1668/69 Reparatur und Südempore.36 1759 Umbau Sakristei (Kreuzgewölbe entfernt). 1779 Emporen an West- und Nordseite des Schiffs und an Nordseite des Chors vorhanden. 1785–89 Instandsetzung (u. a. Dachstuhl repariert, südliche Strebepfeiler verstärkt, zweigeschossige Emporen im Schiff erbaut). 1818 obere Nordprieche verlängert, Mittelgang angelegt. 1821 Instandsetzung westliche Giebelwand und Dachstuhl (bei Brand von Pfarrhaus und Turm beschädigt und teilweise eingestürzt). 1838 statische Sicherung Kirche. 1960 Dach neu gedeckt. 1964/65 Restaurierung und Umgestaltung Innenraum (u. a. u-förmige, zweigeschossige Empore entfernt, neue Westempore, neue Ausstattung, Freilegung der Ausmalungsreste).37 1984–87 Sicherungsarbeiten.

Fenster

Zwei Buntglasfenster im Osten (um 1964/65, Siegfried Steege, Schwarmstedt), „Ankunft Christi“ (links) und „Wiederkunft Christi“ (rechts).

Aegidienkirche, Ansicht von Südosten

Aegidienkirche, Ansicht von Südosten

Turm

Rechteckiger Westturm, Erdgeschoss erbaut im 13. Jh., die neugotischen Obergeschosse 1849/50 (Entwurf: Wilhelm Daniel Wallis, Neustadt a. Rbge.). Verputztes Bruchsteinmauerwerk (Erdgeschoss) und Ziegelmauerwerk mit Ecklisenen (obere Geschosse), verkupferter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckiger Spitze, bekrönt mit Kugel und Kreuz, Auslegestuhl für Uhrschlagglocke nach Osten. Im Glockengeschoss spitzbogige, gekuppelte Schallfenster nach Norden, Süden und Westen, darüber Uhrziffernblätter, nach Osten zwei Rundfenster; in den beiden darunterliegenden Geschossen je eine Spitzbogenöffnung nach Norden, Süden und Westen; im Erdgeschoss spitzbogiges Südportal. 1821 Turmhelm und Turm abgebrannt. 1849/50 Wiederaufbau, Südeingang gebrochen. 1878 neue Turmuhr (seit 1999 im Heimatmuseum Rodewald). 1958 Kupferdeckung Turmhelm (vorher Schieferdeckung). 1998/99 Turmsanierung, neue Turmuhr.

Ausstattung

Schlichter Blockaltar (1964). – Leicht erhöhte Kanzel (1964). – Achtseitige Taufe aus Obernkirchener Sandstein (1985, Firma Pade, Nienburg), nach unten leicht konisch zulaufend. – Außen: Oberhalb des Turmportals Skulptur einer Eule. – Außen: Neben dem Turmportal Grabstein für Kirchenjurat Jobst Heine († nach 1680) und seine Ehefrauen Barbara Bormans († 1651) und Engel Büchten († 1680), Inschrift: „A[nn]o 1610 den 18 July ist der ehrbare vnd manhaffter Kauff vnd Handels Man Jobst Heine zu der Neuwestadt am Rübmberg von christlichen Eltern auff diesse Weldt gebohren vnd A[nno] D[omini] 1650 hadt er sich auff den Rodewald begeben vnd für einen Kierchen Juratt gedienet _ Iahr. A[nn]o 16_ den _ ist er sanft vnd selig Gott dem Herrn wieder enschlaffe[n]: seines Alters _ Iahr _ Monat _ Tage _. A[nn]o 1611 den 30 Martzy ist die ehr vnd tugentsahme Frauwe Barbara Bormans in der Vnauw von Christlichen Eltern auff diese Weldt gebohren vnd A[nn]o 1635 den 7 July hadt er sich mit ihr in den Ehstandt begeben vnd darein gelebet 17 Iahr vnd mit ihr gezeuget 3 Söhne 2 Tochter A[nn]o 1651 alters 41 Iahr 3 Monat Dage. A[nn]o 1625 den 6 Iulius ist die ehr vnd tugentsame Frauwe Engel Büchten alhie von christlichen Eltern auf diesse Weldt gebohren A[nn]o 1652 hadt er sich mit ihr in den Ehstandt begeben vnd mit ihr darein gelebet 28 Iahr vnd mit ihr gezeuget 2 Söhne 3 Töchter. A[nn]o 1680 den 7 May ist sie in Gott den Herrn sellig entschlaffen ihres Alters 55 Iahr“.38 – Ehemalige Ausstattung: Altar (1789, Johann David Matern, Hannover), tempelartige Altarwand mit vier Pilastern, Gebälk und Dreiecksgiebel, bei Renovierung 1964 entfernt.39 – Kanzel mit Schalldeckel (1789, Bildhauer Johann David Matern, Hannover), bei Renovierung 1964 entfernt. – Taufe (1789, ursprünglicher Entwurf: Johann Friedrich Blasius Ziesenis, Hannover, Ausführung Bildhauer Johann David Matern, Hannover), 1958 nicht mehr vorhanden. – Steinerne Taufe, 1789 ersetzt.

Aegidienkirche, Blick zur Orgel, nach 1965 bzw. nach 1972

Aegidienkirche, Blick zur Orgel, nach 1965 bzw. nach 197

Orgel

1669 Orgel erworben, aufgestellt im Osten der unteren Nordempore.40 Wohl nach 1754 repariert und um ein Register erweitert, Orgelbauer Friedrich Eggers (Einbeck).41 Bei Kirchenrenovierung 1785–89 beschädigt, 1793 Reparatur nicht beendet, Orgelbauer Fr. Schneegaß „lief davon“.42 Neue Orgel erbaut 1875 von Ph. Furtwängler & Söhne (Elze), 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 132).43 1952 Instandsetzung und Änderung der Disposition, ausgeführt von Emil Hammer (Empelde), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, außerdem ein vakantes Register; Orgel um 1964 abgebaut (Innenrenovierung). Orgelneubau 1972, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 13 II/P (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: dʼ (Bronze, Gj. 1821, Heinrich Ludwig Damm, Hildesheim), Inschriften: „Auf Kosten der Gemeinde Rodewaldt gegossen von Heinr. Ludw. Damm in Hildesheim 1821“ und „Die Feuersbrunst riss mich einst nieder, ein ander Feuer half mir wieder, das ich nun wieder tönen kann, ich rufe nun durch meinen Klang zu Gottes Ehr, zum Lobgesang, in Noth und auch in Sterbefall ruff ich nun laut und überall. O Mensch drum merke woll darauf wenn man führt im schnellen Lauf und stell dirs nicht gleichgültig vor, wenn meine Stimme schallt vor dein Ohr“; II: fʼ (Bronze, Gj. 1926, Firma Radler, Hildesheim); III: aʼ (Bronze, Gj. 1890, Firma Radler, Hildesheim), seit 1972 in Rodewald, vorher in der St.-Marienkirche Einbeck.44 Zwei SG, I: fʼʼ; II: gʼʼ (beide Bronze, Gj. 1878, Firma Radler, Hildesheim). – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1514, Johannes Bremer), Inschrift: „Antonius Straßborg rector ecclesiae“, wohl beim Brand 1821 zerstört.45 Eine LG (Bronze, Gj. 1896, Firma Radler, Hildesheim), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917). Eine SG (Bronze), umgegossen zu einer neuen SG (Bronze, Gj. 1731), wohl bei Brand 1821 zerstört.46

Kirchenbau – Johanniskirche
Johanniskirche, Längsschnitt, Grundriss, vor 1958

Johanniskirche, Längsschnitt, Grundriss, vor 1958

Etwa quadratischer, zweijochiger, einschiffiger Bau mit eingezogenem Quadratchor und späterem Sakristeianbau im Nordosten, erbaut vielleicht um 1330. Satteldächer über Schiff und Chor, Schleppdach über Sakristei. Backsteinmauerwerk. Strebepfeiler an Schiff und Chor; spitzbogige Fenster; Eingang an der Südseite des Westjochs. West- und Chorgiebel verziert mit ansteigenden, verputzten Blendnischen. Im Innern gebuste Rippengewölbe, rundbogiger Triumphbogen zwischen Chor und Schiff; Sakristei mit Tonnengewölbe. Im Gewölbe dekorative Rankenmalerei (nach 1400) und wenige Fragmente einer älteren, figürlichen Ausmalung (um 1330).47 1489 und 1723 Reparaturen am Dachstuhl (dendrodatiert). 1668/69 Reparatur.48 1794 Renovierung und Fenster vergrößert. 1815/16 Sanierung (u. a. u-förmige Empore eingebaut, neuer Altar). 1972/73 Renovierung (u. a. Ausmalung freigelegt, Emporen entfernt, neue Ausstattung). 2002/03 Außensanierung (u. a. Westgiebel neu aufgemauert).

Turm

Über dem Westgiebel kleiner, vierseitiger Dachreiter mit Pyramidenhelm, bekrönt mit Wetterfahne, erbaut wohl 1752 (Jahreszahl in Wetterfahne). Verschiefert.

Vorgängerbau

Vielleicht ein Holzbau, errichtet im 12. Jh.49

Ausstattung

Hölzerner Tischaltar. – Achtseitige Steintaufe (zweite Hälfte 19. Jh.), pokalförmig, mit neugotischen Verzierungen. – Ehemalige, mittelalterliche Mensa mit fünf Weihekreuzen, in der Sakristei. – Ehemalige Ausstattung: Kanzelaltar (nach 1815).

Orgel

Orgelneubau 1976, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 5 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument aufgestellt auf einem Podest vor der Westwand.

Geläut

Eine LG, gʼʼ (Bronze, Gj. 1969, Petit & Gebrüder Edelbrock, Gescher), Glocke „aus einer Versuchsreihe“, um 1970 günstig erworben.50 – Früherer Bestand: Eine Glocke (Bronze), erworben 1687 (56 Kilogramm). Eine LG, a’’ (Eisenhartguss, Gj. 1920, Firma Ulrich & Weule, Apolda/Bockenem), 1970 abgenommen und auf dem Friedhof Lichtenhorst aufgehängt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1963). – Gemeindehaus (Bj. 1830, ursprünglich Pfarrhaus, 1963 umgebaut, 1992 saniert).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof südöstlich der Ägidienkirche, 1891 erweitert, FKap (Bj. 1959/60).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 9551–9566 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 7083–7099 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 313, Bl. 94–103 (CB); A 9 Nr. 1932Digitalisat, 1933Digitalisat (Visitationen); L 5a Nr. 326 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 09 rep Nr. 1965 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7778 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1777
Trauungen: ab 1794
Begräbnisse: ab 1784
Kommunikanten: St. Aegidien 1844 –1875, St. Johannis 1827–1875; seit 1876 gemeinsam
Konfirmationen: ab 1777

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Neustadt a. Rbge., S. 56–60; Amt, Dorfkirchen, S. 46–48; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1143; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 241; Meyer, Pastoren II, S. 317–318; Müller, Orgeldenkmalpflege, S. 174–175; Nöldeke/Karpa, KD Kr. Neustadt I, S. 165–173.
B: Berthold Frost: Rodewald. Wandel eines Dorfes 1945–1983, Nienburg 1983, bes. S. 121–133; Otto Niemeyer und Berthold Frost: Die terra Rodewald. Eine niedersächsische Landschaft in ihrer räumlichen und geschichtlichen Entwicklung, Hannover [um 1962]; Ulfrid Müller: Die Kirchen St. Johannes und St. Aegidien in Rodewald, Kreis Nienburg. Untersuchungen zur Baugeschichte, Garbsen 2005.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Altarraum, St. Ägidien; Fresken, St. Ägidien; Ehemalige Altarwand, St. Ägidien; Alte Kanzel, St. Ägidien, Neue Orgel, St. Ägidien; Kirche, St. Johannis; Kanzelaltar, St. Johannis; Empore, St. Johannis.

GND

16179716-7, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Rodewald); 7608263-5, Sankt Aegidien (Rodewald); 7601905-6, Sankt Johannis (Rodewald)


Fußnoten

  1. Ausführlich: Niemeyer/Frost, S. 45 und 54 ff.
  2. Fesche/Boetticher, Urkunden Neustädter Land I, Nr. 34; Cal. UB V, Mariensee, Nr. 11.
  3. Sudendorf, UB I, Nr. 313.
  4. Fesche/Boetticher, Urkunden Neustädter Land I, Nr. 34; Cal. UB V, Mariensee, Nr. 11; UB Verden I, Nr. 252.
  5. Niemeyer/Frost, S. 72 f.; Müller, S. 13.
  6. Niemeyer/Frost, S. 71.
  7. Fesche/Boetticher, Urkunden Neustädter Land II, Nr. 281 und 300.
  8. Lüneburger UB XV, Walsrode, Nr. 190, 196, 197, 208, 215 und 226.
  9. Cal. UB V, Mariensee, Nr. 178; Niemeyer/Frost, S. 132 und 136.
  10. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  11. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 394 ff.; Niemeyer/Frost, S. 310 f. (das Folgende ebd.).
  12. Holscher, Bisthum Minden, S. 248; Niemeyer/Frost, S. 133 f.
  13. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  14. Kayser, General-Kirchenvisitation II, S. 53 f.; Corpus Inscriptorum Vitebergense, 03.09.2021.
  15. Niemeyer/Frost, S. 175.
  16. Zitate: LkAH, A 8, Nr. 313, Bl. 94 und 97v; Niemeyer/Frost, S. 224.
  17. Zit. in Nöldeke/Karpa, KD Kr. Neustadt I, S. 165.
  18. Niemeyer/Frost, S. 256.
  19. KABl. 1930, S. 79.
  20. Niemeyer/Frost, S. 273.
  21. LkAH, S 1 H III Nr. 115, Bl. 31; allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  22. LkAH, S 1 H III Nr. 115, Bl. 31v.
  23. LkAH, L 5a, Nr. 326 (Visitation 1935).
  24. LkAH, L 5a, Nr. 326 (Visitation 1940).
  25. LkAH, L 5a, Nr. 326 (Visitationen 1935 und 1946).
  26. Frost, S. 131 f.
  27. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  28. Vgl. etwa LkAH, L 5a, Nr. 326 (Visitationen 1935, 1940, 1956).
  29. LkAH, L 5a, unverz. Visitation Rodewald 1984.
  30. Holscher, Bisthum Minden, S. 247.
  31. KABl. 2001, S. 140 f.
  32. KABl. 2004, S. 4.
  33. Müller, S. 13.
  34. Müller, S. 28 f.
  35. Zur Baugeschichte: Müller, S. 13 f.; Niemeyer/Frost, S. 220 f. (1785–89); Amt, Dorfkirchen, S. 46 f.
  36. LkAH, A 8, Nr. 313, Bl. 97v („Mittages seyte im gewolbe eine …Briech bekommen“).
  37. Abb. des Zustands vor und nach der Umgestaltung: Frost, S. 124 ff.
  38. Nöldeke/Karpa, KD Kr. Neustadt I, S. 169 f.
  39. Abb.: Frost, S. 124.
  40. Niemeyer/Frost, S. 174.
  41. Niemeyer/Frost, S. 220.
  42. Niemeyer/Frost, S. 223. Nach Müller, S. 20, wurde die Orgel 1789 aus der Nordostecke auf die Westempore versetzt. Nach Niemeyer/Frost, S. 222, war die Umsetzung geplant, wurde aber nicht verwirklicht („Die Orgel war an ihrer alten Stelle geblieben“, ebd., S. 223).
  43. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 93.
  44. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 550, Bl. 135 f.
  45. Niemeyer/Frost, S. 132.
  46. Niemeyer/Frost, S. 220.
  47. Müller, S. 6.
  48. LkAH, A 8, Nr. 313, Bl. 97v.
  49. Müller, S. 2.
  50. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 550, Bl. 136 f.