Sprengel Hannover, KK Nienburg | Patrozinium: Corvinus (seit 1975) | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Die Ursprünge von Erichshagen liegen in dem Ort Wölpe (788 erstmals erwähnt), der Sitz des seit dem 12. Jh. nachweisbaren gleichnamigen Grafengeschlechts war. Gf. Otto von Wölpe († 1307), mit dem die Familie im Mannesstamm erlosch, verkaufte die Gft. 1301 dem Gf. Otto von Oldenburg, der sie ein Jahr später an den Welfen-Hzg. Otto den Strengen weiterveräußerte. Sie war später calenbergischer Amtsbezirk (Amt Wölpe, 1859 aufgehoben und mit dem Amt Nienburg vereinigt). Die Burg Wölpe wurde in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–23) zerstört und durch Erich I. als Schloss wieder errichtet. Nahe diesem Schloss entstand eine Siedlung, die nach dem Erbauer der Burg den Namen Erichshagen erhielt und unter dieser Bezeichnung 1568 bei der Verleihung des Fleckensrechts erstmals genannt wird. 1625 wurde die Burg durch kaiserliche Truppen unter Tilly endgültig zerstört.

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1960

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1960

Auf der alten Burg in Wölpe bestand eine Burgkapelle, in der die Pfarrer zu Holtorf die Funktion des Burgkaplans versahen. Auf Veranlassung des P. und Burgpredigers Paulus Drebenstedt wurde 1620 auf dem Amtshof in Erichshagen ein KapGb errichte. 1758/59 wurde es durch den Amtmann Johann Otto Uden an den heutigen Standort verlegt. GD fanden seither im sonntäglichen Wechsel zwischen Erichshagen und Holtorf statt.
Eine Schule ist in Erichshagen 1695/94 erstmals belegt. Das alte Schulhaus lag in der Wölper Straße. Nach der Schaffung einer zweiten Lehrerstelle (1886) wurde an der Celler Straße ein Neubau errichtet (1887/88, 1907 erweitert). Er ist heute Sitz des Ortsrats und der Sparkasse.
Auf Initiative von P. Wiedenroth gründete sich 1898 ein Posaunenchor, der schon sieben Jahre später in Erichshagen ein größeres Posaunenfest organisierte. Die Posaunenarbeit kam aber nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach zu Erliegen und wurde in den 1990er Jahren durch P. Dietrich Klinke (amt. 1993–2002) wiederbelebt.
Nach Inbetriebnahme der Bahnstrecke Hannover–Bremen (1847) entstanden vor dem Nienburger Nordertor mehrere große Industriebetriebe (Glashütten, Kalichemie, Düngerfabrik), die neue Arbeitsplätze schufen und auch in den Anrainergemeinden Holtorf und Erichshagen für einen Strukturwandel sorgten. Bis 1900 war Erichshagen auf rund 1.000 Einwohner angewachsen. Durch den Zuzug von Flüchtlingen stieg die Einwohnerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg auf etwa 2.500 an. 1964 wurde für Erichshagen eine zweite Pfarrstelle der KG Holtorf eingerichtet, mit dem 1. Juli 1975 die KapG Erichshagen in eine selbständige KG umgewandelt und mit Holtorf pfarramtlich verbunden.1 Zum 1. Juli 1977 erfolgte die Lösung der pfarramtlichen Verbindung.2

Aufsichtsbezirk

Seit Gründung zum KK Nienburg.

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar und zur Orgel, um 1960

Kirche, Blick zum Altar und zur Orgel, um 1960

Barocke Fachwerkkapelle mit Ziegelausfachungen (1757/58). 1774 Anbau einer Sakristei, 1899 eines Vorbaus an der Südseite (2003/04 erneuert). Im Zuge einer umfassenden Renovierung wurde in den 1960er Jahren der Innenraum dem Zeitgeschmack entsprechend verändert. Außenrenovierung 2003/04.

Turm

Auf dem Walmdach im Westen ein gedrungener, achtseitiger Dachreiter mit Holzverschalung und verschiefertem Kegeldach.

Ausstattung

Spätbarocker Kanzelaltar (1759). – Hölzerner, dreibeiniger Taufständer (um 1758, der Aufsatz ursprünglich vielleicht Teil einer Altarschranke). Taufschale von 1747.

Orgel, nach 1975

Orgel, nach 1975

Orgel

1772 wird die Reparatur einer Orgel erwähnt. 1885 Neubau durch F. Becker (Hannover), 7 I/P. Einweihung am 17. Mai 1885. 1970 Neubau an der nordwestlichen Außenwand des Chors durch Firma Hans Wolf (Verden), 6 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen.3 2015 durch Jörg Bente (Helsinghausen) renoviert.

Geläut

Eine LG in h’ (Bronze, Gj. 1796, Johann Friedrich Altenburg, Sachsenhagen). – Früherer Bestand: Eine frühere Bronzeglocke aus der Kapelle (14./frühes 15. Jh., vielleicht von der Burg der Gf. von Wölpe) befindet sich seit 1983 auf dem Friedhof.

Friedhof

Die Kapelle wurde 1758 vermutlich auf einem bereits vorhandenen Begräbnisplatz errichtet, der 1964 noch einmal erweitert wurde und bis Ende des 19. Jh. in Gebrauch blieb. 1938 wurden die letzten Grabdenkmäler abgeräumt. Nach 1894 wurde an der heutigen Wölper Straße ein neuer Friedhof angelegt. 1899, 1923 und 1967 erweitert. Träger ist die KG. Die FKap wurde 1967 durch den Umbau einer alten Wagenremise geschaffen.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1974, Abbruch und Neubau 2003/04) und Gemeindehaus am Wiesengrund (Haus der Kirche, Bj. 1977).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 5932–5933 (Pfarroffizialsachen); A 8 (CB); D 60 (EphA Nienburg).

Kirchenbücher

Kommunikanten: 1823–1861

Kapelle zu Holtorf. Im Übrigen siehe Holtorf.

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 107, Nr. 98; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 452; Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 179; Heckmann, Kirchen und Kapellen, S. 20 f.
B: Marcus René Duensing: Festschrift zur 25-Jahr-Feier der Corvinus-KG Erichshagen, [Nienburg 2000]; Friedhelm Frerking: 250 Jahre Kirche im Dorf, Nienburg-Erichshagen [2008]; Jürgen Rode: Geschichte vom Amt Wölpe und dem Flecken Erichshagen, Erichshagen-Wölpe 2014.


Fußnoten

  1. KABl. 1975, S. 142.
  2. KABl. 1977, S. 108.
  3. Müller, Orgeldenkmalpflege, S. 108 f.