Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Johannes der Täufer und Servatius1 | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Schriftlich ist der Ort zuerst in drei Urkunden belegt, die der ostfränkische Kg. Heinrich I. (amt. 919–936) in der ersten Hälfte des 10. Jh. ausgestellt hat. In der ältesten aus dem Jahr 927, die in einer Abschrift des 17. Jh. überliefert ist, heißt der Ort Palithi. In den beiden jüngeren von 929 und 932, die im Original erhalten sind, wird er als Palidi bzw. Polidi bezeichnet.2 Pöhlde war vermutlich Eigengut der Liudolfinger (auch Ottonen genannt), später Reichsgut. Unweit südlich Pöhldes liegt eine Wallburg („König Heinrichs Vogelherd“). Noch vor der Mitte des 10. Jh. gründete Kgn. Mathilde († 968), Witwe Heinrichs I., ein Klerikerstift in Pöhlde. Bis hinein in die zweite Hälfte des 11. Jh. lassen sich mehrere Aufenthalte ottonischer und salischer Herrscher in der curtis Polida nachweisen; sie wurde zur „bevorzugten Festagspfalz“.3 Darüber hinaus lassen sich Reichssynoden und Hoftage in Pöhlde belegen.4 Kg. Heinrich IV. (amt. 1056–1105, seit 1084 Ks.) war 1059 der letzte nachweisbare königliche Besucher der Pfalz Pöhlde.5 1157/58 erwarb Hzg. Heinrich der Löwe († 1195) die Reichsgüter castrum Hirzesberch, castrum Scartuelt und curtem Polede; er überließ Ks. Friedrich I. (amt. 1155–1190) dafür u. a. die schwäbische Burg Badenweiler.6 Pöhlde lag seit der Erbteilung zwischen den Söhnen Heinrichs des Löwen im Jahr 1202 im Gebiet des späteren Ks. Otto IV. (amt. 1209–1218).7 Die Vogtei über das nunmehrige Prämonstratenserstift Pöhlde lag nachweislich 1224 bei den Gf. von Scharzfeld, 1241 erwarb das Stift selbst die Vogtei und unterstellte sich 1242 dem Schutz Hzg. Ottos I. zu Braunschweig und Lüneburg. Seit der welfischen Besitzteilung 1267/69 lag Pöhlde im Teilfsm. Braunschweig und seit dessen Dreiteilung 1291 im kleinen Fsm. Grubenhagen (Name „Grubenhagen“ erst 1567 belegt).8 Das Dorf Pöhlde zählte zum Amt Herzberg im Fsm. Grubenhagen (nachweislich 1337).9 Nach Aussterben der Grubenhagener Linie der Welfen fiel das Fsm. Grubenhagen 1596 an das Fsm. Braunschweig, 1617 an das Fsm. Lüneburg und 1665 an das Fsm. Calenberg-Göttingen (1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). In napoleonischer Zeit zählte Pöhlde von 1807 bis 1813/14 zum Kanton Herzberg im Distrikt Osterode des Harzdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Herzberg. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Pöhlde 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte der Ort zum Kr. Osterode am Harz (seit 1939 Lkr.), der 2016 im Lkr. Göttingen aufging. 1972 wurde Pöhlde nach Herzberg eingemeindet. Zur Sozialstruktur schrieb der Ortspastor 1941: „Die Gemeinde besteht aus Kleinbürgern, Handwerkern und Arbeitern der nahen Fabriken und Waldarbeitern. Das Bindeglied zwischen den einzelnen Schichten ist die Landwirtschaft“.10 Um 1810 lebten etwa 950 Menschen in Pöhlde, 1958 etwa 2.200, 1972 rund 2.400 und 2021 gut 1.910 (nur Hauptwohnsitz).
Die frühe Kirchengeschichte Pöhldes steht in engem Zusammenhang mit der königlichen Pfalz, die zweifelsohne eine Kapelle besaß. 929 übertrug Heinrich I. Pöhlde seiner Frau Mathilde als Wittum, zusammen mit Quedlinburg, Nordhausen, Grone und Duderstadt. Wohl zwischen 946 und 950 gründete Mathilde ein Kanonikerstift in Pöhlde.11 Ks. Otto II. (amt. 967/73–983), der den Hof Pöhlde 978 seiner Frau Ksn. Theophanu († 991) geschenkt hatte12, wandelte das Stift in ein Benediktinerkloster um und übertrug es 981 dem Erzbistum Magdeburg; in der Urkunde ist auch das Patrozinium genannt: abbatiam in honore sancti Seruatii confessoris Christi.13 Nach einem Brand im Jahr 1017 musste die Pfalz größtenteils neu errichtet werden. Weihnachten 1047 hielt sich Ks. Heinrich III. (amt. 1046–1056, seit 1039 Kg.) in der Pöhlder Pfalz auf und ernannte hier Bf. Poppo von Brixen zum Papst; als Papst Damasus II. starb er 1048 in Rom.14 Ebf. Norbert von Magdeburg wandelte das Benediktinerkloster etwa 1129/30 um in ein Prämonstratenserstift. Im Stift Pöhlde entstanden die Annales Palidenses, eine um 1164 von Mönch Theodorus (Theodoro monacho) verfasste Weltchronik, die später mit kurzen Einträgen bis 1421 fortgeführt wurde.15 Ein Feuer beschädigte 1160 die Klosterkirche; 1223 brannten Stift und Kirche weitgehend ab. Der Wiederaufbau der Kirche war anscheinend erst um 1290 abgeschlossen (1240 Weihe der neuen Stiftsgebäude, 1256 Ablass für Weiterbau der Kirche, 1290 Weihe Hochaltar). Neben dem Hochaltar sind mehrere Nebenaltäre belegt: Altar St. Nikolaus, Maria Magdalena und Epiphanias (1282), Heiligkreuzaltar (1290), Allerheiligenaltar (1308), Fronleichnamsaltar (1322) und ein Marienaltar (1338). In der ersten Hälfte des 14. Jh. ist überdies eine St. Barbara Kapelle in Pöhlde erwähnt, über die das Stift das Patronat besaß (1338).16 1479 ist der Rektor der custodia in Pöhlde erwähnt.17 Das Stift Pöhlde zählte zu den „reichsten geistlichen Einrichtungen im südlichen Niedersachsen“ (Besitz in mehr als 50 Ortschaften, besonders im Süden des Fsm. Grubenhagen und im Eichsfeld).18 Die Stiftskirche war anscheinend gleichzeitig Pfarrkirche für das Dorf Pöhlde. Im Jahr 1525 plünderten u. a. wohl Scharzfelder Bauern die Kirche und zerstörten sie teilweise. Mit der Reformation kam schließlich das Ende des Stifts.
Hzg. Philipp I. zu Braunschweig-Grubenhagen (amt. 1486/94–1551) trat 1526 dem ev. Torgauer Bund bei.19 Erst mit der Säkularisierung der Klöster in den 1530er Jahren allerdings lassen sich konkrete Schritte zur Einführung der Reformation im Fsm. Grubenhagen erkennen. 1530 starb der Pöhlder Propst Werner Schmidichens und Philipp I. gelang es anscheinend, die Wahl eines Nachfolgers zu blockieren. Der Konvent zog 1533 um in den Pöhlder Klosterhof in Duderstadt im mainzischen Eichsfeld und wählte dort einen neuen Propst. Philipp I. zog den Stiftsbesitz innerhalb des Fsm. Grubenhagen ein, das Stift Pöhlde wurde zum Vorwerk Pöhlde.20 Mit dem Tod des letzten Propstes Georg Peinemann starb das Stift Pöhlde schließlich 1575 aus. Eine erste KO hatte Philipp I. 1538 erlassen. Die 1544 verabschiedete Neufassung orientierte sich an der Wolfenbütteler KO von 1543. Ihre Einführung war begleitet von der ersten Generalvisitation der Gemeinden des Fürstentums, mit der Hzg. Philipp I. die beiden Pastoren Andreas Domeyer (amt. 1537–1557) von der Aegidienkirche Osterode und Ernst Burmester (amt. 1543–1554) aus Einbeck betraut hatte.
Die ehemalige Stiftskirche wurde nun Pfarrkirche des Dorfes Pöhlde, blieb allerdings als Kirche eines säkularisierten Klosters landesherrliches Eigentum. Ihre Orgel kam zudem in die Schlosskirche Osterode, jeweils eine Glocke wurde nach Herzberg und nach Clausthal abgegeben.21 In den Protokollen der Kirchenvisitation 1579 finden sich erstmals einige Angaben zu Pöhlde; die Gemeinde zähle zu jenen, in denen der Katechismus gut bekannt sei (abgesehen vom Morgen- und Abendsegen, den „fast durchs gantze landt, wenig ausgenommen, niemand […] gekönnet“).22 Das Einkommen der Pfarre sei gering und die ersten luth. Pastoren blieben nur kurz in Pöhlde.23 Der erste namentlich bekannte war P. Johann Heubt (amt. 1581–1584). Der auf einer 1591 gegossenen Glocke genannte Samuel Hannenberg war vermutlich ebenfalls Pastor in Pöhlde; er hatte an den Universitäten in Wittenberg und Helmstedt studiert und war ab 1595 Diakon in Quedlinburg.24 Eine Schule bestand in Pöhlde vermutlich seit 1605, sie wurde auf Initiative von P. Bartold Niemeyer (amt. 1604–1622) gegründet, „nicht allein die Jungen, sondern auch die Methken zu lehren“.25 Der erste Schulmeister war Sebastian Schumann, angestellt 1608; zudem habe P. Niemeyer eine „eine Schulmeisterinne von Osterode dahin [nach Pöhlde] zu zihn beredt“. P. Niemeyer war der erste Pastor, der Pöhlde nicht als Durchgangsstation zu einer besseren Pfarrstelle nutzte, sondern in Pöhlde starb; er habe „sich und die Seinen oft kümmerlich durchschlagen müssen“.26 Sein Nachfolger, P. Andreas Arendt (amt. 1622–1626), der bei Übernahme der Pfarrstelle auch P. Niemeyers Tochter geheiratet hatte, verstarb 1626 an der Pest. Daraufhin kam die Pfarre der Gemeinde Pöhlde für drei Generationen an die Familie Reibstahl: auf P. Johannes Reibstahl (amt. 1626–1657) folgte sein Sohn P. Sigismund Kaspar (amt. 1657–1712), dem wiederum sein Sohn P. Johann Sigismund (amt. 1712–1757, seit 1709 P. coll.) nachfolgte.
Schon während der Amtszeit von P. Niemeyer war die Pöhlder Kirche baufällig beschrieben worden. In den Akten zur Generalvisitation 1617 ist vermerkt, ihr baulicher Zustand sei „aus der maßen geferlich“. Eine Reparatur sei nur mit herzoglicher Hilfe möglich, weil „die kirche weinig guter hat und die klosterguter eingezogen sind“.27 Drei Jahre später, im Dezember 1621, stürzte ein Teil des Gewölbes „mit großem Geraßell undt Gepraßell herunter, undt zerschmetterte den Altar gantz undt ghar“. P. Niemeyer beklagte sich, die Gemeinde sei „Unsern Nachbahren den Papisten, die sich mit uns auf eine halbe Meile grentzen, ein Spott undt Honlach worden“.28 Eine grundlegende Verbesserung brachte jedoch erst das Jahr 1668, als entlang der alten Mittelschiffwände das heutige Kirchengebäude entstand. Mit Abbruch des Westturms und Bau des neuen Ostturms über dem alten Chor erhielt die Kirche 1768 ihre heutige Gestalt. Während der langen Amtszeit von P. Johann Friedrich Nolte (amt. 1804–1848) bekam die Pöhlder Kirche wieder eine Orgel (1826) und einige Jahre später neue Glocken (1831/32, Umguss aus den geborstenen Vorgängerinnen). P. Nolte verfasste auch eine Chronik Pöhldes, veröffentlicht 1843 im Hannoverschen Magazin.
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Heinrich Wilhelm Friedrich Biester (amt. 1900–1937) und P. Erich Karl Hermann Krümpel (amt. 1939–1949, seit 1938 P. coll.) das Pfarramt in Pöhlde inne.29 Beide gehörten, wie P. Krümpel rückblickend im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab, nicht der NSDAP an; kirchenpolitisch war P. Krümpel vor seiner Zeit in Pöhlde Mitglied der DC (seit 1934), wechselte 1937 jedoch zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft.30 Veranstaltungen der DC oder der Bekenntnisgemeinschaft habe es in Pöhlde nicht gegeben. Der 1933 neu gewählte KV habe sich „vollauf kirchlich bewährt“, obwohl drei seiner vier Mitglieder auch ein politisches Amt innehatten. Die Beziehungen zwischen NSDAP und Kirche seien anfangs gut gewesen, „SA einmal im Monat geschlossen im Gottesdienst.“
Besonders aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder nach Ende des Zweiten Weltkriegs deutlich an; 1939 hatte sie bei 1.430 gelegen, 1951 bei gut 2.300. Überdies lebten seinerzeit rund 150 Katholkinnen und Katholiken in Pöhlde; seit 1944 fanden daher auch kath. Gottesdienst in der Pöhlder Kirche statt.31 In der unmittelbaren Nachkriegszeit unterhielt die Gemeinde in einer leihweise zu Verfügung gestellten Baracke im Pfarrgarten einen ev. Kindergarten, der jedoch um 1950 seine Arbeit einstellte, da der nun notwendige Kauf der Baracke unrentabel erschien.32 In Ausführung des Loccumer Vertrags von 1955 wurde die KG Pöhlde schließlich Eigentümerin ihrer Pfarrkirche; als landesherrliches bzw. staatliches Eigentum war die Kirche bislang von der Klosterkammer unterhalten worden.
Von 2014 bis 2019 war die KG Pöhlde pfarramtlich mit der KG Scharzfeld verbunden. Seit Januar 2019 teilt sie sich ein gemeinsames Pfarramt mit Hörden und Elbingerode. Die drei Gemeinden gehören zur Region Herzberg-Hattorf im KK Harzer Land.
Umfang
Pöhlde, Rothenberger Haus.
Aufsichtsbezirk
Die custodia in Poilde zählte zum Archidiakonat Nörten (sedes Berka) der Erzdiözese Mainz.33 – Nach der Reformation Suptur. bzw. GSuptur. des Fsm. Grubenhagen. Seit 1708 Insp. Osterode. 1795 zur neuen Insp. Herzberg (1924: KK). Seit 1. Januar 2013 KK Harzer Land.34
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Langgestreckter Rechteckbau, erbaut 1668 auf den Grundmauern des Mittelschiffs der ehemaligen Stiftskirche aus dem 13. Jh., unter Einbeziehung des mittelalterlichen Chors. Walmdach. Hoher Sockel aus Bruch- und Quadersteinen, Chor und Westwand massiv, Längsseiten aus Fachwerk. An den Längsseiten Rechteckfenster in Sockelzone, segmentbogige Fenster in den Fachwerkwänden. Am Chor Spitzbogennische nach Süden mit eingesetztem hochrechteckigen Fenster, nach Osten breite Spitzbogennische mit Maßwerkresten und drei eingesetzten Rechteckfenstern; nach Westen ein kleines Rechteckfenster. An den Längsseiten Rundbogenportale im Westen und Emporeneingänge mit Außentreppen im Osten; Nebeneingang an nördlicher Chorseite. Im Innern dreiseitige Emporenanlage, über Seitenemporen und über Mittelteil leicht gewölbte Holzdecken. Zwischen 1223 und 1290 erbaut als dreischiffige Stiftskirche (Grundriss aufgrund von Ausgrabungen 1970–72 rekonstruiert). 1525 teilweise zerstört. 1620 teilweise eingestürzt. 1668 weitgehender Neubau (Fachwerkwände entlang des ehemaligen Mittelschiffs errichtet). 1826 Instandsetzung. 1962–67 Instandsetzung. 2007/08 Sanierung.
Grablege
Bis 1241 war die Stiftskirche Grablege der Gf. von Scharzfeld und von Lauterberg.
Turm
Im Osten über den Chor dachreiterartiger Turm mit flachem Pyramidendach und vierseitiger Laterne, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz, erbaut 1768. Fachwerk mit Ziegelbehang. Nach Norden, Süden und Osten hochrechteckige Schallfenster, darüber nach Norden und Süden Uhrziffernblätter. 1866 neue Turmuhr (J. F. Weule, Bockenem). – Vor der Westseite kleiner Glockenträger, erbaut 1994; offene Holzbalkenkonstruktion mit Satteldach.
Vorgängerbauten
Zunächst wohl Pfalzkapelle, vergrößert zu Klosterkirche. 1160 bei Brand beschädigt. 1223 bei Brand zerstört. Wohl 1290 Neubau vollendet. 1390 Grundstein für westlichen Kirchturm gelegt. Kirchturm 1768 abgebrochen.
Ausstattung
Zweistöckige Kanzelaltarwand (1843), gegliedert durch Pilaster, Simse und Doppel- bzw. Dreifachsäulen; polygonaler Kanzelkorb mit Schalldeckel, flankiert von Gemälden der vier Evangelisten (um 1900, zeitweise übermalt, 1967 wieder freigelegt); vor der Kanzelwand schlichter Blockaltar, links und rechts Durchgänge mit Konsolenstürzen; oberhalb der Kanzelwand dreieckiges Gottesauge im Strahlenkranz. – Moderner, quaderförmiger Taufstein. – An der Emporenbrüstung 35-teiliger Gemäldezyklus mit Szenen aus dem Leben Christi (um 1700, Öl auf Leinwand). – An der Emporenbrüstung zwölf Reliefs des ehemaligen Chorgestühls (spätes 13. Jh., Eichenholz), Halbporträts von Propheten und Aposteln, jeweils mit Namen und Inschriftenband; Inschriften: „Moyses. Avdi Israhel d[omi]n[v]s devs tvus devs vnvs est. Prophetam svscitabit vobis dev[s]“ (Moses. Höre Israel, der Herr, dein Gott, ist ein einziger Gott. Einen Propheten wird euch Gott erwecken); „David. Desdendet sicvt plvuia in vell[vs] [et] sicvt stillicid[ia] s[tillantia] s[vper] t[erram] (David. Er wird herabkommen wie der Regen auf das Fell, wie die Tropfen, die das Land befeuchten); „Ezechiel. Porta hec clavsa erit vir n[on] transibit p[er] ea[m]“ (Hesekiel. Dieses Tor soll geschlossen bleiben und keine Mensch soll durch es hindurchgehen); „Daniel. Cv[m] uen[er]it s[an]c[tv]s sa[n]ctor[vm] cessabit unccio vestra“ (Daniel. Wenn der Heilige der Heiligen gekommen sein wird, wird eure Salbung aufhören); „Ionas. Devs clemens et […] ip[s]e liberabit p[…]“ (Jona. Gott ist milde und barmherzig; er selbst wird [das Volk?] befreien); „Micheas. Devs noster virtvte mirabili ad nos veniet“ (Micha. Unser Gott wird durch Wunderkraft zu uns kommen); „Abacvch. Devs ab austro ve[n]iet et s[an]c[tv]s de monte Pharaan“ (Habakuk. Gott wird vom Süden kommen und der Heilige vom Berg Paran); „Malachias. Ecce veniet ad templv[m] s[an]c[tv]m svv[m] d[omi]nator dominvs“ (Malachias. Siehe, der Herrscher und Herr wird zu seinem heiligen Tempel kommen); Mattev[s]. Dei fili[vs] dignatv[s] est hvmana[m] svm[er]e forma[m] n[on] amitte[n]s divinam“ (Matthäus. Der Sohn Gottes hat sich dazu herabgelassen, menschliche Gestalt anzunehmen, ohne die göttliche zu verlieren); „Philippvs. Adve[n]t[vs] d[omi]ni periclita[n]ti mv[n]do svbvenit“ (Philippus. Die Ankunft des Herrn errettet die bedrohte Welt); „Bartolomevs. Dei fili[vs] nasci dignatvs est per virginem cvm homine“ (Bartholomäus. Der Sohn Gottes war sich nicht zu schade, durch die Jungfrau mit menschlicher Gestalt geboren zu werden) und „Iacobvs minor. [Christvs] ex virginali vtero homine[m] natv[m] assu[mp]sit“ (Jakobus der Jüngere. Christus hat aus dem Leib der Jungfrau seine Natur als Mensch angenommen).35 – Hölzerner Opferstock mit Eisenbeschlägen (17./18. Jh.). – Hölzerner Zweisitz (um 1500), verziert mit reichem Schnitzwerk. – Epitaph für Jobst von Minnigerode († 1570).36 – Ehemalige Ausstattung: Im Landesmuseum Hannover befinden sich Wangen des ehemaligen Chorgestühls der Pöhlder Stiftskirche; eine der Chorwangen ist mit einem Relief verziert, das „als die einzige größere künstlerische Darstellung des ersten deutschen Königs, Heinrichs I., bezeichnet wird“;37 eine weitere Chorwange zeigt einen schnitzenden Mönch in einer Schreinerwerkstatt; 1843 befanden sich die Chorwangen noch in der Pöhlder Kirche, das Museum erwarb sie zwischen 1861 und 1863.38 – Ebenfalls im Landesmuseum Hannover werden fünf hölzerner Relieftafeln aus der Pöhlder Kirche aufbewahrt (vielleicht spätes 13. Jh. mit Überarbeitungen des 15./16. Jh.), wohl Teile einer Deesisgruppe, vielleicht Altarantependium, vielleicht Teil des Chorgestühls, vielleicht später an einer Kanzel; dargestellt sind Christus, Maria, Johannes der Evangelist, Johannes der Täufer und der heilige Servatius; das Welfen-Museum erwarb sie zwischen 1861 und 1863.39 – Das Landesmuseum Hannover besitzt zudem einen Marienaltar aus Pöhlde (15. Jh.), Flügelaltar aus Lindenholz).40
Orgel
Um 1533 Pöhlder Orgel in die Schlosskirche Osterode umgesetzt. 1826 Orgelneubau, ausgeführt von Friedrich Levi H. Nürnberger (Duderstadt) „und namentlich dessen geschickten Gehülfen Engelhardt“.41 1851 Erneuerung und Änderung der Disposition, ausgeführt von Johann Andreas Engelhardt (Herzberg). 1877 Reparatur, Louis Krell (Duderstadt). 1907 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 17 II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen (Opus 595).42 1975 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von Paul Ott (Göttingen), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1989 Instandsetzung und Änderung der Disposition, ausgeführt von Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Prospekt von 1826/27 erhalten (denkmalgeschützt).
Geläut
Drei LG, I: g’, Inschrift: „Herr, gib uns Frieden“; II: a’, Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“ (beide Bronze, Gj. 1969, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); III: c’’ (Bronze, Gj. 1927, Firma Radler, Hildesheim). Im Glockenträger: Eine LG a’ (Gussstahl, Gj. 1952, Bochumer Verein), gewidmet den Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs, zum Handläuten; bis 1969 im Glockenturm, dann durch jetzige Bronzeglocken ersetzt. – Früherer Bestand: 1441/46 zwei Glocken zerschlagen und verkauft.43 Eine Glocke um 1533 nach Herzberg, eine weitere nach Clausthal gebracht.44 Eine LG (Bronze, Gj. vielleicht 1353), Inschrift: „Caspar. Melchior. Balthasar. O rex aeterne populum tu laedere sperne fulmine peste fame quotiens tonuit sonus a me“ (O ewiger König, verschone das Volk vor Verletzung durch Blitz, Pest und Hunger, so oft mein Klang ertönt), Glocke wohl in der zweiten Hälfte des 16. Jh. geborsten und umgegossen zu einer neuen LG.45 Diese Glocke (Bronze, Gj. 1591), Inschrift: „Johann 1 Daß Bluht Christi reinige uns von unseren Sünden“ und „[…] Samuel Hannenberg […]“, barst 1831.46 Eine kleine LG (Bronze), geborsten 1830. Beide beschädigten Glocken umgegossen zu neuen Glocken (beide Bronze, Gj. 1831, Glockengießer Bock, Einbeck), Guss der großen Glocke misslungen, daher Umguss zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1832, Glockengießer Bock, Einbeck).47
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarr- und Gemeindehaus (Bj. 1963). – Altes Pfarrhaus mit Pfarrscheune (Bj. 1726), nach 1983 verkauft.
Friedhof
Kommunaler Friedhof am Nordostrand des Ortes, etwa 500 Meter nordöstlich der Kirche, FKap.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1581–1584 Johann Heubt (Hoved). – Um 1591 Samuel Hanenberg. – Bis 1598 Johann Latermann. – 1598–1604 Johannes Stapelius. – 1604–1622 Bartold Niemeyer. – 1622–1626 Andreas Arendt. – 1626–1657 Johannes Reibstahl. – 1657–1712 Sigismund Kaspar Reibstahl. – 1712–1757 Johann Sigismund Reibstahl. – 1755–1779 Johann Friedrich Schmidt. – 1779–1804 Karl Gottlieb Ernst. – 1805–1848 Johann Friedrich Nolte. – 1848–1858 Hermann Wilhelm Ernst August Nolte. – 1858–1872 Emil Friedrich Karl Gebser. – 1873–1881 Franz Karl Friedrich Wecken. – 1883–1900 Heinrich Gustav August Spanuth. – 1900–1937 Heinrich Wilhelm Friedrich Biester. – 1938–1949 Erich Karl Hermann Krümpel.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 275–276 (mit Korrekturen)48
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 9160–9172 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 6713–6720 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1836, 1837, 1838, 1839, 1840 (Visitationen); B 18 Nr. 222 (Orgelsachverständiger); D 98 (EphA Herzberg); S 09 rep Nr. 1932 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7171 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1626
Trauungen: ab 1626
Begräbnisse: ab 1626
Kommunikanten: ab 1626 (Lücken: 1650–1757)
Konfirmationen: ab 1806 (Lücken: 1812, 1813)
Literatur & Links
A: Gemeindebuch KK Herzberg, S. 30–31; Kirchen KK Herzberg, S. 24–25; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1097–1098; Dolle, Klosterbuch III, S. 1254–1262; Meyer, Pastoren II, S. 275–276.
B: Markus C. Blaich: Pfalz Pöhlde – Palithi, in: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 84 (2015), S. 125–152 (mit weiterer Literatur) [.pdf online]; Martin Claus: Pöhlde, Kreis Osterode (= Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens 5), Hildesheim 1971; Martin Claus: Archäologie im südwestlichen Harzvorland (= Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens 10), Hildesheim 1978, S. 77–111; Martin Claus: Palithi. Die Ausgrabungen an der Wallburg König Heinrichs Vogelherd bei Pöhlde (= Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens 23), Stuttgart 1992; Gunter Erhard & Olaf Grohmann: Pöhlde. Eine Chronik, Herzberg am Harz 2003; Wolfgang Grape: Das Rätsel der Chorgestühle von Pöhlde, Einbeck und Ilfeld, Teil 1, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 42 (2003), S. 35–174, Teil 2, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 43 (2004), S. 93–134; Walter Hetzer, Ulrich Mattke & Hans-Ludwig Meise: Herzberg am Harz. Vergangenheit und Gegenwart, Herzberg am Harz 1974, bes. S. 31–32 und S. 65–67; Hermann Nolte: Über das ehemalige Kloster Pöhlde, in: Hannoversches Magazin 1843, Nr. 34–35, S. 265–271, S. 273–280 und S. 281–285; Friedrich Spanuth: Pöhlder Schulanfänge um 1605, in: Heimatbeilage der Kreis-Zeitung 106 (1954), Nr. 117 und Nr. 118; Friedrich Spanuth: Ein Jahrhundert Pöhlder Klosterkirche, in: Heimatbeilage der Kreis-Zeitung 108 (1956), Nr. 17 und Nr. 18, auch in: Rund um den Hausberg 102 (1956), Nr. 12 [in: S 09 rep. Nr. 1932].
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung.
Website der Kirchengemeinde (07.01.2022)
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 165.
- 927: MGH DD H I, S. 56 [Digitalisat]; 929: MGH DD H I 20 [Digitalisat]; MGH DD H I 31 [Digitalisat]. Vgl. insgesamt Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Osterode, S. 127 ff. Zur Ortsgeschichte siehe Erhard & Grohmann, S. 49 ff.
- Dolle, Klosterbuch III, S. 1254. Insgesamt zur Pfalz Pöhlde vgl. zuletzt Blaich, S. 125 ff. (dort weitere Literatur). Siehe auch Claus, Pöhlde, S. 3 f.
- U. a. Synode 1001 (siehe http://www.geschichtsquellen.de/werk/1581) und Synode 1028 (siehe http://www.geschichtsquellen.de/werk/1595), 11.01.2022.
- MGH DD H IV 56 [Digitalisat].
- MGH DD F I 199 [Digitalisat].
- Pischke, Landesteilungen, nach S. 34 (Karte).
- Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff. und S. 45 ff. Für einen knappen Überblick zur Geschichte des Fsm. Grubenhagen vgl. Pischke, Grubenhagen, S. 143 ff., zum Territorium ebd., S. 151 ff., zum Namen ebd., S. 161 ff.
- Max, Grubenhagen II, Urkundenbuch Nr. 54.
- LkAH, L 5c, unverz., Pöhlde, Visitation 1941.
- Knapp: Dolle, Klosterbuch III, S. 1254 ff.; siehe auch Niedersächsische Klosterkarte, Artikel Pöhlde, 10.01.2022; Max, Grubenhagen II, S. 163 ff. sowie Erhard & Grohmann, S. 54 ff.
- MGH DD O II 171 [Digitalisat].
- MGH DD O II 310 [Digitalisat].
- Dolle, Klosterbuch III, S. 1254.
- MGH SS 16, S. 48 ff. [Digitalisat]. Siehe https://www.geschichtsquellen.de/werk/346, 07.01.2022.
- Dolle, Klosterbuch, S. 1257. In der ersten Hälfte des 19. Jh. wurde eine „alte Kapelle zu Pöhlde“ als „Back- und Schweinehaus“ eingerichtet (1827/28), NLA HA Hann. 88 E Nr. 121/1, 10.01.2022.
- StadtA GOE B 1 Nr. 297, 10.01.2022; Dolle, Klosterbuch, S. 1257.
- Dolle, Klosterbuch III, S. 1257 f. (Zitat: S. 1258).
- Zur Reformation im Fsm. Grubenhagen vgl. Pischke, Reformation, S. 7 ff.; Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,2, S. 1023 ff., Text der ersten KO ebd., S. 1028 ff. Siehe auch Butt, Herrschaft, S. 52 ff.
- Max, Grubenhagen II, S. 189.
- Spanuth, Jahrhundert, [S. 1]. Zur Geschichte der Gemeinde nach der Reformation: Erhard & Grohmann, S. 91 ff.
- Spanuth, Grubenhagensche Kirchenvisitation, S. 115.
- Spanuth, Grubenhagensche Kirchenvisitation, S. 125. Siehe auch Erhard & Grohmann, S. 93 (die dort zitierte Passage aus dem Visitationsbericht ist irrtümlich auf 1610 anstatt 1579 datiert).
- Lampe, Inschriften Osterode, S. 169.
- Spanuth, Schulanfänge, Nr. 118 (die folgenden Zitate ebd.). Siehe auch Erhard & Grohmann, S. 98 ff.
- Erhard & Grohmann, S. 93, datieren diesen bei Spanuth, Schulanfänge, Nr. 117, zitierten Passus irrtümlich auf 1598.
- Spanuth, Generalvisitation, S. 54.
- Zit. bei Erhard & Grohmann, S. 96.
- Erhard & Grohmann, S. 152 f.
- LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 34. Dort auch die folgenden Zitate.
- LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 34 f.; LkAH, L 5c, unverz., Pöhlde, Visitation 1951.
- LkAH, L 5c, unverz., Pöhlde, Visitation 1951. Die Baracke stammte aus „Heeresgut oder NSV-Besitz“ und sollte 5.000 DM kosten.
- Kayser, Registrum II, S. 274.
- KABl. 2012, S. 344 f.
- Lampe, Inschriften Osterode, S. 54 ff. Lampe weist Grapes Neudatierung des Chorgestühls auf das 16. Jh. zurück, vgl. ebd., S. 57 f. und Grape, Teil 1, S. 36 ff.
- Lampe, Inschriften Osterode, S. 130 f.
- Claus, Pöhlde, S. 5.
- Lampe, Inschriften Osterode, S. 55, Inventarnummer WM XXIII, 9–13.
- Lampe, Inschriften Osterode, S. 110 f., Inventarnummer WM XXIII, 2–6.
- Dolle, Klosterbuch, S. 1260, Inventarnummer WM XXIII, 24.
- Zit. bei Erhard & Grohmann, S. 97.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 118.
- Dolle, Klosterbuch III, S. 1260.
- Spanuth, Jahrhundert, [S. 1].
- Lampe, Inschriften Osterode, S. 70.
- Lampe, Inschriften Osterode, S. 169.
- Erhard & Grohmann, S. 97.
- Spanuth, Schulanfänge, Nr. 118.