Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hameln-Pyrmont | Patrozinium: Nikolaus und Bonifatius (zwei Kirchen) | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die „Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Hameln“ entstand zum 1. Januar 1935 aus der Fusion der Marktkirchengemeinde St. Nicolai und der Münsterkirchengemeinde St. Bonifatius.1 Damit endete eine Entwicklung, die bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jh. begonnen hatte: Seit 1670 wechselten sich die Pastoren der beiden Stadtgemeinden bei den Amtshandlungen ab. Dabei spielte es keine Rolle, zu welcher Parochie die Gemeindeglieder gehörten. Mit dem Wegfall der Gottesdienste in der Münsterkirche wuchs die Gemeinde seit Anfang des 19. Jh. weiter zusammen (Wiederherstellung des Münsters 1870–75). Als die Gemeinden des Kgr. Hannover Mitte des 19. Jh. Kirchenvorstände wählten, entschied der Rat der Stadt, nur einen Kirchenvorstand für beide Gemeinden zu bilden; lediglich das Vermögen beider Kirchen sollte weiterhin getrennt verwaltet werden. Während im Hannoverschen Pfarrbuch von 1909 noch zwischen der „Parochie St. Bonifatii“ und der „Parochie St. Nicolai“ unterschieden wird, ist im Pfarrbuch von 1930 lediglich die „Kirchengemeinde Stadt Hameln aufgeführt.2 Die Fusion von 1935 erscheint vor diesem Hintergrund als formale Anpassung an bereits Bestehendes.
Die KG Hameln zählte 1938 rund 25.500 Gemeindeglieder und teilte sich in die vier Seelsorgebezirke Süd, Nord, Ost und West (um 1920 eingerichtet).3 Ein knappes Jahrzehnt später lag die Gemeindegliederzahl aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs bei etwa 37.000 (1947). Vikarin Elisabeth Griesang (amt. 1940–1952) und der Ostgeistliche Edwin Wegner (amt. 1945–1949) unterstützen die Hamelner Pastoren.4 Zum 1. Juli 1948 erhielt die Gemeinde schließlich die seit 1923 gewünschte und 1938 bewilligte fünfte Pfarrstelle.5
Nach der Visitation 1947 hielt LSup. Theodor Laasch (amt. 1936–1956) fest, dass sich in der großen Gemeinde „ausser der Vikarin überhaupt niemand“ um die Jugendarbeit kümmere.6 Vikarin Griesgang sei nach Aussage des KV „aus dem kirchlichen Leben der Stadt Hameln nicht mehr wegzudenken und ein starker Hinweis für die landeskirchliche Gesetzgebung, in ähnlichen städtischen Verhältnissen die Anstellung einer Vikarin durchzusetzen“. Neben der Jugendarbeit war sie für die Krankenhausseelsorge zuständig (zusammen mit P. Wegner), gab Religionsunterricht, hielt regelmäßig Nebengottesdienste und nahm „wo es gewünscht wird auch Amtshandlungen“ vor.7 Der LSup. schlug vor, ihr einen eigenen Pfarrbezirk zu übertragen, in dem „sie in ihrer Arbeit weitgehend selbständig und doch in der Lage ist, nur solchen Dienst tun zu müssen, der ihren Wünschen und dem Auftrag der Theologin in der Kirche entspricht“.
Keine zwei Jahrzehnte nach ihrer Gründung löste sich die KG Hameln zum 1. April 1952 wieder auf und teilte sich in drei neue Kirchengemeinden: Die Marktkirchengemeinde St. Nicolai, die Münsterkirchengemeinde St. Bonifatius und die Paul-Gerhardt-Gemeinde.8 Gleichzeitig gründeten die drei Gemeinden den Gesamtverband Hameln.9

Pfarrstellen

Die Gemeinde besaß zunächst vier Pfarrstellen, seit 1948 fünf.10

Umfang

Hameln

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung 1935 zum KK Groß-Berkel-Hameln, 1938 umbenannt in KK Hameln-Pyrmont.

Patronat

Bei Gründung der KG gab der Magistrat die bisherigen Patronatsrechte auf.

Kirchenbauten

Marktkirche St. Nicolai in Hameln. – Münsterkirche St. Bonifatius. – St.-Annen-Kapelle in Wangelist.

Friedhof

Städtische Friedhöfe in Hameln. Ehemaliger Friedhof bei der Kapelle in Wangelist.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 9 (EphA Hameln-Pyrmont); L 5a Nr. 136–137 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 09 rep Nr. 092 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8087 (Findbuch PfA).


Fußnoten

  1. KABl. 1934, S. 206.
  2. Ahlers, Pfarrbuch 1909, S. 5 f.; Ahlers, Pfarrbuch 1930, S. 17.
  3. LkAH, L 5a, Nr. 136 (Visitation 1938).
  4. Vgl. zu Elisabeth Griesang knapp Erhart, Lexikon, S. 138.
  5. KABl. 1948, S. 42; LkAH, L 5a, Nr. 137 (Visitation 1947).
  6. LkAH, L 5a, Nr. 137 (Visitation 1947).
  7. Beide Zitate und das folgende: LkAH, L 5a, Nr. 137 (Visitation 1947).
  8. KABl. 1952, S. 33 ff.
  9. KABl. 1952, S. 33 ff.
  10. KABl. 1948, S. 42.