Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hameln-Pyrmont | Patrozinium: Nikolaus1 | KO: Calenberger KO von 15692
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist die spätere Stadt Hameln erstmals im 9. Jh. im Verzeichnis der Schenkungen (Traditionen) an das Kloster Fulda belegt: Ein Ditmar de Hamelon ist unter den Schenkenden genannt und das Kloster besaß zudem Güter in Hamala: Der sächsische Gf. Bernhard († 826) und seine Frau Christine hatten ihre Eigenkirche in Hameln und ihre Besitzungen an das Kloster Fulda vererbt.3 In den Quellen findet sich mitunter auch der Name Quernhamelen.4 In einer undatierten Urkunde des Mindener Bf. Thietmar (amt. 1185–1206) ist Hameln erstmals als Stadt (civitas) bezeichnet.5 Mit der Vogtei über die Stadt hatte das Kloster Fulda die Gf. von Everstein belehnt. 1259 erwarb Bf. Wedekind I. von Minden (amt. 1253–1261) Stift und Stadt Hameln vom Kloster Fulda (proprietatem ecclesie et opidi in Hamelen).6 Die Bürger Hamelns weigerten sich zunächst, den Bischof als neuen Stadtherren anzuerkennen, erlitten 1260 bei Sedemünder jedoch eine militärische Niederlage gegen die bischöflichen Truppen. In den Auseinandersetzungen um die Hoheit über die Stadt Hameln konnten sich jedoch letztlich die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg durchsetzen, die Hameln seit 1260 zur Hälfte besaßen.7 In den Teilungsverträgen von 1267/69 vereinbarten Hzg. Johann I. († 1277, Fs. von Lüneburg) und Hzg. Albrecht I. († 1279, Fs. von Braunschweig-Wolfenbüttel), ihre Rechte in Hameln weiterhin gemeinsam wahrzunehmen.8 1277 bestätigte Hzg. Albrecht I. die Stadtrechte Hamelns.9 Auch die grubenhagische Linie der Welfen hatte Rechte an Hameln. Später gehörte die Stadt zum Fsm. Calenberg (1495: Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). Ratsleute der Stadt Hameln sind urkundlich 1235 belegt (consulibus Hamelensibus) und mit Amelunchus Scutte magister consulum ist 1272 erstmals ein Bürgermeister namentlich genannt.10 Von 1426 bis 1572 war Hameln Mitglied der Hanse.11 Eine Stadtansicht ist aus dem Jahr 1622 überliefert, eine weitere aus der Mitte des 17. Jh. (Merian-Stich).12 Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) war die Stadt zeitweise von kaiserlichen Truppen besetzt (1625–1633) und nach Ende des Krieges bauten die Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg die Stadt zur Landesfestung aus. Die 1688 von Hzg. Ernst August († 1698) erlassene Stadtverfassung beschnitt die Befugnisse des Rates; dem Bürgermeister war der landesherrliche Vogt nun als Stadtschulze „geradezu übergeordnet“.13 Der französische Ks. Napoleon I. († 1821) ließ 1808 die Befestigungen der Stadt schleifen. Hameln war in der napoleonischen Zeit von 1810 bis 1813/14 Hauptort des gleichnamigen Kantons im Distrikt Rinteln des Leinedepartements im Kgr. Westphalen. Im 1815 gegründeten Kgr. Hannover war die Stadt Hameln seit 1823 Sitz des neu eingerichteten Amtes Hameln, ein Jahr später erhielt Hameln eine neue Verfassung. Die Stadtgerichtsbarkeit wurde 1851 aufgehoben. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel die Stadt 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung im Jahr 1885 ist Hameln Kreisstadt (zunächst Kr. Hameln, seit 1922 Kr. Hameln-Pyrmont). Die Stadt selbst war von 1923 bis 1972/73 kreisfrei und ist seitdem große selbständige Stadt. 1923 wurde Rohrsen nach Hameln eingemeindet, 1973 folgten Afferde, Groß Hilligsfeld, Halvestorf, Hastenbeck, Haverbeck, Holtensen, Klein Berkel, Klein Hilligsfeld, Tündern, Unsen, Wehrbergen und Welliehausen. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Hameln waren in Mittelalter und Früher Neuzeit insbesondere Mühlstein- und Getreidehandel wichtig sowie „der Zwang zum Umladen der Schiffe […] wegen des Weserwehres“.14 Der erste Industriebetrieb war die Papierfabrik Wertheim in Wangelist (1830). Seit 1872 besitzt Hameln einen Bahnhof (Strecke Hannover–Altenbecken, 1875 Strecke Elze–Löhne, 1897 Hameln–Bielefeld). Anfang des 20. Jh. wies die Stadt ein Industriegebiet südlich der Altstadt aus; hier gründete Hans Hartmann 1907/08 die Norddeutschen Automobilwerke (N.A.W., 1917 übernommen von Selve Automobilwerke, 1934 Konkurs). Um 1810 lebten knapp 5.060 Menschen in Hameln, 1905 etwa 21.385, 1939 rund 32.000, 1950 mehr als 50.000 und 2015 gut 33.480 (mit Eingemeindungen: 52.970).
Am Anfang der Hamelner Kirchengeschichte steht eine adlige Eigenkirche, die Gf. Bernhard und Gfn. Christine wohl Anfang des 9. Jh. errichten ließen. An dieser Kirche richtete das Kloster Fulda etwa 851 ein Nebenkloster ein, das spätere Kollegiatstift St. Bonifatius. Neben dem fuldaischen Kloster entstand die Dorf- und Marktsiedlung Hameln. Der älteste Vorgängerbau der Marktkirche, 1957 archäologisch nachgewiesen, lässt sich aufgrund der wenigen Reste nicht sicher datieren. Vermutlich wurde der Bau, eine kleine Kapelle mit Westturm, in der ersten Hälfte des 12. Jh. errichtet.15 Es folgten zwei Um- bzw. Erweiterungsbauten (zweite Hälfte 12. Jh. und erste Hälfte 13. Jh.), bevor sich die Marktkirche erstmals urkundlich nachweisen lässt: Im Jahr 1239 war Heinrich Pfarrer an der Marktkirche in Hameln (dominum Henricum plebanum forensis ecclesie in Hamelen).16 Die Urkunde hält das Ergebnis einer Streitschlichtung zwischen Münsterkirche einerseits und Marktkirche andererseits fest; u. a. war der Marktkirchenpfarrer verpflichtet, den Dekan des Münsters mit in das Fürbittengebet aufzunehmen. Der Wortlaut war festgelegt: Oretis pro domino decano, de cujus manu teneo ecclesiam istam (Betet für den Herrn Dekan, aus dessen Hand ich diese Kirche empfangen habe). Das Patronat über die Hamelner Marktkirche lag also beim Bonifatiusstift. Im Jahr 1241 ist das Nikolaus-Patrozinium belegt (Henricus sacerdos forensis ecclesie sancti Nicolai in Hamelen).17 Auch die ältesten Ausstattungsstücke der Kirche stammen aus dem 13. Jh.: Die Figur des Kirchenpatrons Nikolaus und die Figur eines Jünglings, der eine Säule umfasst. Ebenfalls im 13. Jh. lassen sich jüd. Familien in Hameln belegen; laut Stadtrechtsprivileg von 1277 waren die jüd. Hamelner von Diensten an den welfischen Herzog befreit, der Stadt gegenüber aber zu den Diensten eines Bürgers verpflichtet (iura civila).18 In der ersten Hälfte des 14. Jh. zogen mindestens sieben jüd. Familien nach Hameln, 1341 lässt sich eine Synagoge nachweisen. Nach Vertreibung und Verfolgung während der Pestjahre 1348 bis 1351, sind erstmals 1360 wieder Juden in der Stadt belegt.
1337 war Johannes de Hossinctorpe Pfarrer der Nikolaikirche, 1372 ist Conradus de Bardelanghe als Geistlicher belegt (rector ecclesiae).19 Als Älteste der Gemeinde (oldelude) sind 1407 Alberd van Minden und Jordan de Rike urkundlich nachgewiesen.20 1479 war Vurkhard Wiges Pfarrer in Hameln.21 Neben dem Hauptaltar der Nikolaikirche lassen sich drei Nebenaltäre urkundlich belegen: 1356 existierte ein Liebfrauenaltar (in der marketkercken […] vor user vruwen altare).22 1484 ist ein Altar für den Evangelisten Johannes erwähnt, der sich ursprünglich in Rohrsen befand, nun jedoch in der Hamelner Marktkirche.23 1423 ist eine Marienbruderschaft an der Marktkirche belegt.24 1462 ließ die Gemeinde die bis heute erhaltene Jesus-Maria-Glocke gießen. Nachdem Rat und Bonifatiusstift sich über die Anschaffung einer Orgel für die capellen sunte Nicolai, de marcketkercken genomet gestritten hatten – der Rat war dafür, das Stift dagegen – entschied Hzg. Wilhelm I. zu Braunschweig-Lüneburg († 1482) den Streit 1466 im Sinne der Stadt.25 Vermutlich erhielt die Marktkirche einige Zeit später ihre erste Orgel. Neben Bonifatiusstift und Marktkirche, zählten weitere Kapellen und Klöster zur vorref. kirchlichen Landschaft Hamelns: U. a. eine Heiliggeist-Kapelle (1304)26, eine Marienkapelle an der Weserbrücke (gestiftet 1378)27 und eine capellen sunte Jostes am Neuen Markt (Jodokus, erneuert 1498).28 Von 1328 bis 1360 hatte am Neuen Markt ein Kloster der Augustiner-Eremiten bestanden, möglicherweise wurde die Jodokuskapelle in der verfallenen Klosterstätte eingerichtet.29 Möglicherweise existierte in der zweiten Hälfte des 13. Jh. auch eine Niederlassung der Templer in Hameln.30 Ein Beginenhof lässt sich in Hameln seit 1283 belegen; er bestand etwa bis in die 1530er Jahre (1535 diente er bereits als Armenhaus).31 Im Jahr 1317 kaufte zudem der Karmeliterorden dem Rat der Stadt den halben Werder ab; möglicherweise existierte hier bis zu den Weserhochwassern von 1342 oder 1374 eine Niederlassung der Karmeliter, wahrscheinlich besiedelt vom Kloster Marienau aus.32
Den ersten Hinweis auf die Ausbreitung der luth. Lehre in Hameln liefern zwei Briefe aus dem Jahr 1538, geschrieben vom landesherrlichen Vogt Otto Schrader an Hzg. Erich I. zu Braunschweig-Lüneburg († 1540) und vom Kapitel des Bonifatiusstifts an den calenbergischen Kanzler Jakob Reinhard († 1569).33 Beide Schreiben berichten darüber, dass Hamelner Bürger seit der Frühmesse am Pfingstmontag die Gottesdienste in der Münsterkirche mit Martinschen gesengen störten („Protestsingen“). In der Messe am Pfingstdienstag habe der Bürgermeister die Singenden überzeugen können, dat sze deszmaels mit dem szyngen aufhören. Strafen verhängte der Rat nicht. Eine Woche später, am Trinitatisfest, erschien eine deutlich größere Gruppe im Münster und stimmte erneut luth. Lieder an. Sie hätten keine lesende edder singendhe misse geschoneth, wie die Stiftsherren schrieben. Vogt und Kapitel beklagten die Zurückhaltung des Rates und baten Herzog und Kanzler um energische Maßnahmen, damit sich die Proteste nicht weiter verstärkten. Über die Reaktion auf die beiden Schreiben ist nichts bekannt. Nachdem Hzg. Erich I. im Juli 1540 gestorben war, übernahm seine Witwe Hzgn. Elisabeth († 1558) die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn. Sie setzte 1542 eine von Antonius Corvinus († 1553) verfasste ev. Kirchenordnung in Kraft, ließ 1542/43 die Gemeinden des Fsm. Calenberg-Göttingen visitieren und führte damit die Reformation in ihrem Herrschaftsgebiet ein.34 In Hameln hatte der Hannoveraner Stadtsuperintendent Rudolf Möller auf Einladung der Stadt bereits am 25. November 1540 eine ev. Predigt in der Münsterkirche gehalten; er blieb etwa ein halbes Jahr in Hameln.35 Zwei Jahre später berief die Stadt Möller als Stadtprediger und Superintendent nach Hameln (amt. 1542–1568). In einer undatierten Ratswillkür heißt es nach 1540, wer „pebstliche, Calvinische, jesuitesche oder andere schwermerei einfuren oder bekennen worde, soll unser stadt undt iurisdiction verweiset sein“.36 1542 vermittelte Hzgn. Elisabeth († 1558) einen Vergleich zwischen Stadt und Stift hinsichtlich der Bezahlung der Geistlichen und Lehrer in Hameln, sei das Stiftskolleg doch „von alters her pfarhern, caplan und schulmeisters unser stat Hameln zu erhalten schuldig gewesen“.37
Im Jahr 1545 übernahm der nunmehr volljährige Hzg. Erich II. († 1584) die Regierungsgeschäfte und wechselte 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich jedoch seinen Rekatholisierungsbestrebungen und konnten die Beibehaltung der luth. Lehre in den Kirchspielen des Fürstentums sicherstellen. 1556 und erneut 1563 garantierte Hzg. Erich II. der Stadt Hameln – ebenso wie Göttingen, Hannover und Northeim – explizit, sie „bei der religion evangelischer leer der augspurgischen confession“ zu belassen; im Gegenzug stimmten die Städte jeweils einer neuen Steuer zu.38 Das Stift des Hamelner Münsters allerdings hielt weiter am alten Glauben fest. Erst 1563 wechselte der erste Stiftsherr zur luth. Lehre und ab 1576 schließlich kann das Bonifatiusstift als ev. Stift angesehen werden.39 In diesem Jahr schlossen Rat und Stift einen neuerlichen Vertrag u. a. über die Bezahlung der Geistlichen an der Münsterkirche und des dortigen Organisten: Das Stift zahlte dem „itzigen superintendenten magistro Johan Bocke und seinem collega oder mitgehülfen ern Johan Syverdes […] alsdann iren successoren und nachfolgern“ jährlich 100 Taler („dem hern superintendenten“) bzw. 100 Gulden („dem cappellan“).40 Die Urkunde nennt neben dem verstorbenen Sup. Rudolf Möller (amt. 1542–1568) und dem augenblicklichen Sup. Johann Bock (amt. 1571–1620) mit Konrad Hollenstedius einen weiteren Geistlichen, der möglicherweise zwischen 1568 und 1571 als Sup. amtiert hatte. P. Otto Domhovius (amt. 1563–1591) hingegen, erster Prediger der Marktkirche, bleibt unerwähnt41; zweiter Prediger hier war der auch als zweiter Münsterpastor genannte P. Johann Siverdes (amt. 1561–1611), der mindestens zeitweise gleichzeitig beide Ämter innehatte. Den beiden Marktkirchenpredigern zahlte die Stadt um 1570 zusammen 73 1/3 Taler und übertrug ihnen zudem einen Meierhof in Afferde.42
Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg-Göttingen, und damit auch Hameln, 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius († 1589) führte seine 1569 aufgestellte ev. KO auch hier ein.43 1588 ließ er die Gemeinden visitieren. Eine eigene Kirchenordnung für die Stadt Hameln ist nicht überliefert; allerdings zählte Hameln zusammen mit Göttingen, Hannover und Northeim zu den vier großen Städten des Fsm. Calenberg-Göttingen, die sich 1601 die Beibehaltung der in ihren Kirchenordnungen festgelegten kirchlichen Zeremonien zusichern ließen (Gandersheimer Landtagsabschied).44 Möglicherweise galt in Hameln die 1542 von Hzgn. Elisabeth († 1558) eingeführte Kirchenordnung, zumindest ist in den Visitationsprotokollen von 1588 vermerkt, die Stadt hätte sich „Frau Elisabethen hochlöblichen Andenkens Kirchenordnung unterworfen“.45 Im Jahr 1620 wurden Nachmittagsgottesdienste an der Marktkirche eingeführt.46
Als während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) kaiserliche Truppen von 1625 bis 1633 die Stadt Hameln besetzt hatten, blieb die Marktkirche ev., während das Bonifatiusstift rekatholisiert wurde.47 Im Jahr 1630 siedelte sich der Jesuitenorden in Hameln an und bemühte sich, die Stadtbevölkerung wieder zur kath. Lehre zu bekehren (wohl 78 Konversionen im ersten Jahr).48 1632 eröffnete das Jesuitenkolleg die Stiftsschule neu und unterrichtete hier im ersten Jahr 70 Schüler (kostenloser Unterricht); als der Orden Hameln 1633 verlassen musste, gehörten ihm 31 Patres an.
Der Ausbau der Stadt Hameln zur Landesfestung brachte in der zweiten Hälfte des 17. Jh. auch die Gründung einer Garnisongemeinde mit sich.49 Als erster Pastor dieser Gemeinde ist Magister Albertus Lampadius (amt. ab 1653) nachweisbar. Die Gottesdienste fanden zunächst in der Nikolaikirche statt, seit 1670 in der Kapelle des ehemaligen Heiliggeist-Hospitals. Beim Bau der Garnisonkirche 1713 wurde die Kapelle abgerissen.50 Die Garnisongemeinde löste sich 1843 nach Verlegung der Garnison auf, gründete sich mit Stationierung einer neuen Garnison 1850 neu und löste sich mit deren Verlegung 1852 erneut auf.
Die Heiliggeist-Kapelle diente bis 1699 auch der französisch-reformierten Gemeinde als Gotteshaus.51 Die Gemeinde hatte sich gegründet, nachdem Hzg. Ernst August zu Braunschweig-Lüneburg († 1698) im Jahr 1690 „eine Gruppe von über hundert Hugenotten als Glaubensflüchtlinge“ in Hameln angesiedelt hatte.52 Hzg. Georg Ludwig zu Braunschweig-Lüneburg († 1727) schenkte der Gemeinde 1699 eine eigene Kirche (Pfarrstelle seit 1809 vakant).53 Für die Einrichtung einer kath. Mission in Hameln stiftete 1682 der Paderborner Bf. Ferdinand II. (amt. 1661–1683) Kapital.54 Ein kath. Missionar, der sich 1694 „beständig in der Stadt aufhalte“, musste Hameln Anfang des 18. Jh. verlassen. Aus dem Kapital der Missionsstiftung konnte 1837 ein Haus in Hameln erworben werden, das als Kapelle und Wohnhaus des Missionars diente. 1852 wies das Kultusministerium die kath. Bevölkerung Hamelns der kath. Pfarrei Hannover zu. Am Ostertorwall errichtete die Gemeinde 1866 ein eigenes Gotteshaus, das St. Augustin geweiht war.
Die jüd. Gemeinde Hamelns zählte – nach den Ausweisungen Ende des 16. und Anfang des 17. Jh. – im Jahr 1689 wieder 37 Mitglieder, in der ersten Hälfte des 19. Jh. etwa zwölf Familien.55 Im Jahr 1899 lebten etwa 220 Jüdinnen und Juden in der Stadt. In einem Gebäude in der Alten Marktstraße hatte die Gemeinde 1776 eine Synagoge eingerichtet, die ein Jahrhundert später zu klein geworden war. Die Stadt verkaufte der jüd. Gemeinde 1875/76 die ehemalige Garnisonkirche, woraufhin es zu „massiven antijüdischen Protesten“ kam: „Einzelne evangelische Pfarrer sahen in der Umwandlung der Kirche in eine Synagoge eine Entweihung und hätten es viel leichter ertragen, die Kirche zu profanen Zwecken genutzt zu sehen.“56 Auch der Hamelner KV sprach sich gegen den Verkauf aus: Zum einen, da die Bürgerschaft ihn „so stark und allgemein“ ablehne, und zum anderen, da die Garnisonkirche das einzige Gebäude sei, mit dem „der schon lange geäußerte Wunsch der Gemeinde nach einer heizbaren Kirche“ erfüllt werden könne. Abschließend betonte der KV: „Engherzige Motive […] liegen unserem Gesuche fern; wir gönnen durchaus unsern israelitischen Mitbürgern eine würdige Stätte ihrer Gottesanbetung, die aber gewis passender anderswo als in einer christlichen Kirche gefunden wird“.57 Die Landdrostei Hannover verbot schließlich den Verkauf.58 Die jüd. Gemeinde erwarb daraufhin ein anderes Grundstück, auf dem sie nach Entwürfen von Edwin Oppler (Hannover) eine neue Synagoge errichten ließ (1879 eingeweiht). Die Garnisonkirche diente nach 1876 u. a. als Exerzierhaus, Choleralazarett, Reithalle und Lagerhalle; 1929 erwarb die Stadtsparkasse das ehemalige Kirchengebäude.59
Die Stadt Hameln war in nachref. Zeit entsprechend der beiden großen Kirchen in zwei ev.-luth. Parochien aufgeteilt. Die Stolgebühren fielen „entweder den Stifts- oder den Stadt-Predigern zu“.60 Um Streitigkeiten zwischen den Geistlichen der beiden Kirchen zu vermeiden, wechselten Taufen und Trauungen allerdings bereits seit 1671 zwischen allen vier Pastoren.61 Der jeweilige Sup. der Stadt Hameln konfirmierte „alle Kinder der beiden Parochien in der Münsterkirche“.62 Während des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) diente die Marktkirche 1757 als französisches Lazarett und 1759 als englisches Magazin.63 Die Engländer „zerstörten Kanzel, Altar und Orgel, ein Frevel, den sich Franzosen als Feinde nicht erlaubt hatten“, wie P. Friedrich Sprenger (amt. 1818–1836) 1826 in seiner Geschichte der Stadt Hameln schrieb.64 Ab 1764 ließ die Stadt die Kirche wiederherstellen, 1768 konnte sich die Gemeinde hier wieder zum Gottesdienst versammeln.
Eine Neuordnung erfuhren die kirchlichen Verhältnisse in Hameln im Jahr 1803. Stadt und Stift einigten sich darauf, eine der insgesamt vier Predigerstellen an Markt- und Münsterkirche aufzuheben. Die nun drei Pastoren sollten sich in allen Amtsgeschäften abwechseln und auch in beiden Kirchen predigen.65 Die Bonifatiuskirche allerdings musste noch im gleichen Jahr wegen Baufälligkeit geschlossen werden; sie diente fortan als Lager und Pferdestall (bis 1818 vom Militär genutzt). 1806 reduzierte sich die Zahl der Pfarrstellen auf zwei. Von 1808 bis 1810 unterstützte der Pastor der Garnisonkirche, P. Johann Peter Friedrich Anton Wiehen (amt. 1804–1811), die beiden Stadtprediger. Als 1819 die Stadt die Marktkirche neu ausmalen ließ, versammelte sich die Gemeinde während der Monate August und September zum Gottesdienst wieder in der Münsterkirche, die „weder Bänke noch Fenster hatte und ein Ort der Verwüstung geworden war“.66
Der langjährige Hamelner P. Franz Georg Ferdinand Schläger (amt. 1822–1869), ein von Aufklärung und Rationalismus geprägter Theologe, gründete 1823, nur ein Jahr nach seinem Amtsantritt, die erste Zeitung der Stadt: die „Hamelnschen Anzeigen zum Besten der Armen“.67 Wie schon in Münden eröffnete er auch in Hameln eine Töchterschule (1827), später überdies eine Sonntagsschule für Handwerkslehrlinge (1831) und eine Warteschule (Kindergarten). Auch die Gründung der Hamelnschen Liedertafel (1837) geht auf P. Schläger zurück. Er veröffentlichte zahlreiche Predigten und Aufsätze und war u. a. Herausgeber der „Gemeinnützigen Blätter für das Königreich Hannover“ (1825–1834). An der Feier seines 25-jährigen Dienstjubiläums nahmen 1847 auch der jüd. Lehrer und der für Hameln zuständige kath. Priester aus Hildesheim teil.68 Während Schlägers Amtszeit wirkte in den 1830er Jahren P. Karl Johann Philipp Spitta (amt. 1830–1837) an der Hamelner Garnisonkirche. Geprägt von der Erweckungsbewegung vertrat er eine andere Theologie als der Rationalist Schläger.69 Wegen P. Spittas Predigten besuchten viele Gemeindeglieder aus Hameln und den umliegenden Dörfern die Gottesdienste in der Garnisonkirche. Zudem gründete er eine Lehrerkonferenz zur Erörterung strittiger Glaubensfragen und trat so in Konkurrenz zu dem in Schul- und Bildungsfragen engagierten P. Schläger. Die Hamelner Stadtprediger beklagten sich beim Konsistorium über P. Spitta: Sie warfen ihm Separatismus vor, er entfremde Gemeindeglieder von ihren Pfarrern und werbe insbesondere vom heiligen Abendmahl ab. Der zuständige Superintendent verteidigte Spitta. Als das Konsistorium 1835 beabsichtigte, die Pfarrstelle der Garnisonkirche endgültig P. Spitta zu übertragen, erschien ein verunglimpfender Artikel in den „Hannoverschen Landesblättern“, der 1837 schließlich zur Versetzung des Erweckungspredigers führte.
Während der Revolution 1848/49 verabschiedete der Hannoversche Landtag im Oktober 1848 ein Gesetz zur Einführung von Kirchenvorständen in den Kirchengemeinden des Kgr. Hannover.70 Der Magistrat der Stadt beschloss, für Hameln nur einen Kirchenvorstand wählen zu lassen, das Vermögen der Marktkirche und der Münsterkirche jedoch weiterhin getrennt zu verwalten.71 Den beiden Stadtpredigern, P. Schläger und P. Gerhard August Julius Wellhausen (amt. 1843–1861), standen seit Mitte der 1840er Jahre Hilfsgeistliche zur Seite. Etwa seit Ende der 1850er Jahre bemühte sich die Stadt um die Wiederbesetzung der seit 1806 vakanten dritten Pfarrstelle, die dann P. Hermann Anton Jakob Müller (amt. 1862–1870) übernahm. Nach der Wiederherstellung der Münsterkirche besaß die Stadt seit 1875 wieder zwei Gottesdienststätten. Im Jahr 1905 erhielt Hameln eine ständige Pfarrkollaboratur, die das Konsistorium 1907 in eine vierte Pfarrstelle umwandelte; erster Inhaber der Stelle war P. Hermann Georg Karl Alvermann (amt. 1905/07–1909).72 Im Jahr 1913 bildete sich eine Gruppe der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Hameln, die ab 1914 der Prediger Felix Martin betreute (bis 1927).73
Seit 1890 war die Stadt Hameln Sitz einer eigenständigen kath. Pfarrei und im Jahr 1901 gründete sich zudem eine ev.-ref. Gemeinde, die 1906 ein eigenes Gotteshaus einweihte.74 Die jüd. Gemeinde zählte 1929 gut 150 Gemeindeglieder. Direkt nach der Reichstagswahl im März 1933 „setzten scharfe Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte und Privatpersonen ein“ in Hameln ein.75 Die Synagoge wurde während des Novemberpogroms 1938 niedergebrannt und bereits im Oktober 1939 richtete die Stadt zwei Judenhäuser ein, in die die jüd. Einwohner Hamelns umziehen mussten. Insgesamt wurden während der NS-Zeit 101 jüd. Hamelnerinnen und Hamelner ermordet; von den vertriebenen jüd. Einwohnerinnen und Einwohnern kehrte niemand nach Hameln zurück.76 Grundlage für die Gründung der liberalen Jüdischen Gemeinde Hameln im Jahr 1997 und der Jüdischen Kultusgemeinde im Landkreis Hameln-Pyrmont ein Jahr später war die 1989 einsetzende Einwanderung von Menschen jüd. Glaubens aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Im Jahr 2001 erwarb die liberale Jüdische Gemeinde das ehemalige Synagogengrundstück und weihte hier ein Jahrzehnt später die nach Plänen von Frank Taylor errichtete Neue Synagoge ein; das Gebäude trägt den Namen Beitenu (unser Haus).
In den beiden ev.-luth. Gemeinden wirkten während der NS-Zeit P. Franz Friedrich Karl Schotte (amt. 1920–1934), Sup. Albert Pellens (amt. 1935–1961), P. Gerhard Freybe (amt. 1921–1939), P. Hans Kittel (amt. 1924–1958), P. Peter Karl Andreas Eidnaes (amt. 1930–1934), P. Wilhelm Bruning (amt. 1935–1960), P. Dietrich Dasenbrook (amt. 1940–1943) und P. Hans Crome (amt. 1944–1954). P. Bruning gehörte kirchenpolitisch zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft, während Sup. Pellens 1933/34 und P. Kittel 1934 bis 1935 Mitglieder der DC waren. Sup. Pellens trat aus, weil „die Bewegung von Bekenntnis der evang.-luth. Kirche abwich“.77 Die pfarramtliche Vertretung der zum Kriegsdienst eingezogenen Pastoren Bruning und Dasenbrook lag weitgehend in der Hand der Vikarin Elisabeth Griesang (amt. 1940–1952).78
Die kirchlichen Verhältnisse der Stadt Hameln hatten in den 1930er Jahren wiederum eine Neuordnung erfahren: Seit 1930 gehörten die Stadtgemeinden zum KK Groß-Berkel-Hameln, dessen Suptur.-Sitz das Landeskirchenamt 1934 nach Hameln verlegte; seitdem unterstehen die Stadtprediger der Aufsicht des Hamelner Sup.79 Zudem fusionierten die Marktkirchengemeinde und die Münsterkirchengemeinde zum 1. Januar 1935 zur „Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Hameln“.80 Damit endete auch das städtische Patronat über die Pfarrstellen. Die große Gemeinde mit 1938 rund 25.500 Gemeindegliedern teilte sich in die vier Seelsorgebezirke Süd, Nord, Ost und West, zu letzterem gehörte auch die Kapelle in Wangelist. In den beiden Kirchen fand sonntäglich ein Gottesdienst statt, in der Kapelle Wangelist einmal im Monat. Neben den vier Pastoren waren 1938 drei Gemeindehelferinnen, ein Gemeindehelfer und vier Gemeindeschwestern in der Gemeinde tätig.81
Nach der Eingliederung der Stadt Hameln in die Kirchenkreis-Struktur der Landeskirche besuchte 1938 LSup. Theodor Laasch (amt. 1936–1956) die Kirchengemeinde für eine erste Visitation. In seinem Bericht erwähnte er „die besonders entarteten Angriffe politischer Gläubigkeit und des Deutschglaubens, die gerade in Hameln gegen die christliche Kirche gerichtet werden“.82 In Bezug auf die Gottesdienstordnung warb LSup. Laasch darum, das apostolische Glaubensbekenntnis einzuführen (aufgrund des Gandersheimer Landtagsabschieds von 1601 hatten Stadt und Stadtgemeinden bislang selbst die Hoheit in liturgischen Fragen). Das Vorhaben stieß bei einigen Gemeindegliedern und auch bei P. Freybe auf Widerstand. Dies ging, wie LSup. Laaschs vermutete, zurück auf „den Rationalismus, in dem noch manche Kreise der Gemeinde stecken“. Nach der Visitation traten vier Gemeindeglieder wegen der Übernahme des Glaubensbekenntnisses aus der Kirche aus und eine langjährige Kindergottesdiensthelferin gab als konkreten Grund an, „eine Auferstehung des Fleisches und die Jungfrauengeburt müsse sie ablehnen“. Bis zur Visitation 1947 hatte sich das Glaubensbekenntnis in der Gemeinde etabliert.83
Einen Monat vor Ende des Zweiten Weltkriegs nahmen amerikanische und britische Truppen die Stadt Hameln ein; die Marktkirche wurde dabei am 5. April 1945 durch Artilleriebeschuss weitgehend zerstört. Den Ostteil des Gebäudes richtete die Gemeinde 1949/50 als Notkirche ein; die Stadt stiftete eine neue Orgel und die Münsterkirche lieh zwei Glocken. Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter wuchs die ev. Bevölkerung Hamelns stark an und lag 1947 bei rund 37.000. Gleichzeitig vergrößerte sich auch die kath. Gemeinde; sie feierte Anfang Mai 1954 die Einweihung der neuen St.-Augustinus-Kirche. Bis 1958 folgten ein Kindergarten und ein Altersheim.84
Mit der Aufteilung der ev.-luth. KG Hameln wurde die Marktkirchengemeinde zum 1. April 1952 erneut eigenständig. Zusammen mit der ebenfalls wieder gegründeten Münsterkirchengemeinde und der neuen Paul-Gerhardt-Gemeinde errichtete sie gleichzeitig den Gesamtverband Hameln, der u. a. die Trägerschaft der gemeinsamen Schwesternstation übernahm.85 P. Bruning und P. Hans Crome (amt. 1944–1954) predigten an der Marktkirche, eine dritte Pfarrstelle richtete das Landeskirchenamt 1955 ein, erster Inhaber war P. Max Dannowski (amt. 1955–1971).86 Schon 1947 hatte Kantor Eberhard Grußendorf (amt. 1947–1952) die „Hamelner Kantorei an der Marktkirche“ ins Leben gerufen. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die Marktkirchengemeinde zusammen mit der Münster- und der Paul-Gerhardt-KG Kontakte zur Kirchgemeinde Werdau (westlich von Zwickau).87
Im Jahr 1954 gründete sich in der Marktkirchengemeinde ein Kirchenbauverein und 1957 begann der Wiederaufbau von St. Nicolai.88 Zum Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde ab 1957 in der wegen der Bauarbeiten verkleinerten Notkirche, seit dem 12. April 1959 im bereits fertiggestellten Westteil.89 Am Nikolaustag konnte die Gemeinde ihre wiederhergestellte und neu gestaltete Kirche einweihen. Ebenfalls in den 1950er Jahren begann die Marktgemeinde, die 1958 etwa 18.000 Gemeindeglieder zählte, ein neues Gemeindezentrum im Norden des Gemeindegebiets zu planen. Die Gottesdienste im Pfarrbezirk Nord fanden seit 1957 in der Turnhalle der Pestalozzischule statt.90 Zum 1. Januar 1961 erhob das Landeskirchenamt den Nordbezirk zur eigenständigen Ev.-luth. Martin-Luther-KG Hameln. Die neue Gemeinde übernahm die zweite Pfarrstelle der Marktgemeinde.91 Die eigene Kirche weihte die Gemeinde 1962 ein.
Anfang der 1960er Jahre übernahm die Marktkirchengemeinde das ehemalige CVJM-Gebäude und richtete es als Gemeindehaus ein (Waterloostraße 3). Ebenfalls in den 1960er Jahren eröffnete sie einen ev. Kindergarten, der 1976 ein neues Gebäude beziehen konnte (Feuergraben). Aus der Arbeit des Evangelischen Jugenddienstes ging 1976 der Verein „Aktion Eine Welt e. V.“ hervor, der Träger des Weltladens Q’antati ist.92
Im Jahr 1999 schlossen Markt- und Münsterkirchengemeinde einen Kooperationsvertrag. Sie arbeiten seither in einem gemeinsamen Pfarramt zusammen und beide KV tagen regelmäßig miteinander. Das 2008 als gemeinsames Gemeindehaus eröffnete Haus der Kirche ist Mittelpunkt der kooperativen Gemeindearbeit. Beide KG geben zudem einen gemeinsamen Gemeindebrief heraus. Auf regionaler Ebene bilden Markt- und Münsterkirchengemeinde zusammen mit der St.-Annen-KG, der KG Zum Heiligen Kreuz und der KG Am Ohrberg die Region 1 des KK Hameln-Pyrmont. Die Trägerschaft der ev. Kindertagesstätte St. Nicolai ging 2010 auf den neugegründeten Verband der ev.-luth. Kindertagesstätten im KK Hameln-Pyrmont über.93
Pfarrstellen
Die Marktkirche besaß seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. zwei Pfarrstellen. 1803 reduzierten Stift und Stadt die Gesamtzahl der Predigerstellen in Hameln von vier auf drei (zweite Pfarrstelle der Marktkirche „zum Besten der Prediger und deren Wittwen“ eingezogen) und unterschieden nicht mehr zwischen Pastoren an Markt- bzw. Münsterkirche.94 Die zweiten und dritten Prediger sollten in der Regel (aber ohne rechtsverbindlichen Anspruch) aufrücken, wenn die erste oder zweite Pfarrstelle frei wurde. Seit 1806 war die dritte Stadtpredigerstelle vakant.95 Sie wurde 1862 neu besetzt. 1907 folgte die Einrichtung einer vierten Pfarrstelle (1905 als ständige Kollaboratur gegründet).96 Bei ihrer Neugründung 1952 übernahm die Marktkirchengemeinde die dritte und die vierte Pfarrstelle der KG Hameln.97
I: 1952. – II: 1952–1961 (übergegangen auf die neue Martin-Luther-Gemeinde).98 Gleichzeitig neu aus III. – III: 1955–1961 (umgewandelt in II).99
Umfang
Die Stadt Hameln (teilweise). – Seit der Neugründung 1952 die nördlichen Teile der Stadt Hameln. 1961 nördlicher Pfarrbezirk abgetrennt und als Martin-Luther-KG verselbständigt.100 1996 Altenwohnungen des Julius-Töneborn-Stiftes eingepfarrt (bislang Münstergemeinde und Altenpflegeheim St. Monika ausgepfarrt (zur Münstergemeinde.101
Aufsichtsbezirk
Wohl Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden.102 – Seit der Reformation bildeten die Pastoren in Hameln ein Geistliches Ministerium, dem zunächst der Stadtsuperintendent und seit 1803 der Senior des Ministeriums vorstanden. 1930 wurden die Stadtgemeinden in den KK Groß-Berkel-Hameln eingegliedert, das Amt des Superintendenten übte für den Bereich der Stadt Hameln jedoch vorerst weiterhin der Senior des Geistlichen Ministeriums aus.103 Zum 31. Juli 1934 vergrößerte sich der KK um die drei Gemeinden des bisherigen KK Pyrmont der Ev. Landeskirche in Waldeck.104 Zum 1. Oktober 1934 wurden die Gemeinden des KK Groß-Berkel-Hameln zu einem Aufsichtsbezirk zusammengefasst und der Sitz der Superintendentur nach Hameln verlegt.105 Seit 1938 trägt der KK den Namen KK Hameln-Pyrmont.106 Ab 1952 war das Amt des Superintendenten mit der ersten Pfarrstelle an der Münsterkirche verbunden.
Patronat
1239 das Stift Hameln.107 Seit der Reformation lag das Patronat beim Rat der Stadt; 1735 neue Wahlordnung.108 Seit 1803 keine Differenzierung mehr zwischen Marktkirchen- oder Münsterpredigern, gemeinsames Patronat von Stadt und Stift über die anfangs drei und seit 1806 zwei Stadtpredigerstellen.109 Seit 1848 nahmen an der Predigerwahl neben dem Magistrat „eben so viele Bürger-Vorsteher als Mitglieder des Magistrats und eine gleiche Anzahl jedesmal besonders für diese Handlung zu wählenden Bürger“ teil.110 Das Stift wurde 1863 aufgehoben, die Stadt verzichtete 1934 auf ihre Rechte.111
Kirchenbau
Fünfachsiger Rechteckbau mit Polygonalchor im Osten und Sakristeianbau im Nordosten, mittelalterliche Reste aus dem 12. Jh. und frühen 14. Jh., Kirche 1945 weitgehend zerstört, 1957–59 wiederaufgebaut (Architekt: Eberhard G. Neumann, Hannover).112 Satteldach über Mittelschiff, niedrigere Seitenschiffe mit je fünf Querdächern mit Dreiecksgiebeln, Chordach nach Osten abgewalmt, Sakristei mit Pultdach. Mauerwerk aus Sandsteinquadern, Strebepfeiler an Chor und Schiff. Dreibahnige Spitzbogenfenster an Chor und Schiff, an der Südostecke zwei fünfbahnige Spitzbogenfenster, über den Nord- und Südostportalen je ein Rundbogenfenster, an der Westseite des südlichen Seitenschiffs ein hochliegendes Kreisfenster. Nach Norden und Süden je zwei Portale, im Nordwesten das sogenannte Brautportal mit Resten mittelalterlicher Bauplastik (um 1300), u. a. Schlussstein mit Relief des segnenden Christus.113 An der Westseite des nördlichen Seitenschiffs Steinrelief „Christus als Weltenrichter“ (um 1300), weitere Reste mittelalterliche Bauplastik an der Nordseite des Schiffs (u. a. Kaffgesims mit Tieren). Im Innern dreischiffige Gliederung, Mittelschiff und niedrigere Seitenschiff mit flachen Balkendecken, Ostjoche und Chor mit Kreuzrippengewölben, schlichte Pfeiler zwischen Mittel und Seitenschiffen; spitzer Triumphbogen zwischen Mittelschiff und Ostjoch; dreiteilige Westempore mit geschwungenem Mittelteil. Um 1300 Umbau des Vorgängerbaus zu fünfjochiger Hallenkirche. Zwischen 1756 und 1763 Kirche beschädigt (Siebenjähriger Krieg). 1764–68 Wiederherstellung (ohne Maßwerkfenster, ohne südliche Seitenschiffgiebel, gemeinsames Satteldach über Mittel- und Südschiff mit Krüppelwalm im Osten)114 und Ausstattung des Innenraums im Stil des Rokoko. 1819 Neuausmalung. 1899 neugotische Ausmalung des Innenraums (Reinhold Ebeling, Hannover), neugotische Westempore, neugotisches Gestühl. 1928 Neudeckung des Dachs mit Sandsteinplatten. 5. April 1945 Kirche weitgehend zerstört (brennender Kirchturm stürzte in Mittelschiff, erhalten blieben Teile der Außenmauern, die beiden Ostjoche mit Gewölbe sowie Chor und Sakristei). 1949/50 Notkirche eingerichtet (Architekt: Stadtbaurat Albert Schäfer, Hameln): die beiden Ostjoche nach Westen mit provisorischer Ziegelwand und schmalem, querrechteckigen Turmvorbau geschlossen; im Innern statische Sicherung durch Betonspritzverfahren; westliche Joche blieben ohne Dach als Ruine stehen.115 1957–59 Wiederaufbau als „dreischiffige Pseudo-Basilika im Stahlbetonrahmen“.116 1988–95 Renovierung von Innenraum (Architekt: Jan Seewald, Hannover) und Ausstattung. 1996 Neuausmalung nach Wasserschaden (Leck in Ferndampfheizung).
Fenster
Drei figürliche Buntglasfenster in der Apsis (1959, Heinz Lilienthal, Bremen), Taufe, Auferstehung und Himmelfahrt Christi. Im südlichen Chorfenster zwölf christliche Symbole (1959, Heinz Lilienthal, Bremen). Im Osten des nördlichen Seitenschiffs figürliches Buntglasfenster (1959, Heinz Lilienthal, Bremen), Verkündigung. In der Südostecke des südlichen Seitenschiffs zwei große figürliche Buntglasfenster (1959, Heinz Lilienthal, Bremen), Christus segnet die Kinder und Pfingstszene. Über dem Südostportal Rundbogenfenster zur Rattenfängersage (1984, Klaus Zimmer, Melbourne). Ornamental gestaltete Buntglasfenster im Westen der Kirche (Werner Brenneisen, Hannover). In der Sakristei Rundfenster mit Kreuzigungsszene (1959, Werner Brenneisen, Hannover). – Frühere Fenster: 1572 ließ Bgm. Friedrich Poppendieck eine Glasmalerei mit einer Darstellung des Auszugs der Hamelner Kinder (Rattenfängersage) erneuern, 1660 durch ein neues Fenster ersetzt.117
Turm
Querrechteckiger, beidseitig umbauter Westturm, wiederaufgebaut 1957–59. Verkupferter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und sehr hoch ausgezogener, achtseitiger Spitze, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne (Segelschiff) und Kreuz; in der oberen Hälfte des Turmhelms achtseitige Turmstube mit acht hohen Fenstern, jeweils mit Dreieckssturz. Im Glockengeschoss je drei rechteckige Schallfenster nach Osten und Westen, je zwei nach Norden und Süden, davor jeweils Uhrziffernblätter; in den drei Geschossen darunter kleine Rechteckfenster; nach Westen niedriges Rechteckportal mit kupferblechbeschlagenen Türen, darüber großes, hochrechteckiges Fenster. 1961 Turmuhr.
Vorgängerbauten
Bei archäologischen Grabungen 1957 (Ausführung: Gottfried Kiesow) konnten mehrere Vorgängerbauten nachgewiesen werden.118 Einschiffiger Kapellenbau mit halbrundem oder Rechteckigen Chor sowie Westturm, erbaut wohl in der ersten Hälfte des 12. Jh. In der zweiten Hälfte des 12. Jh. erweitert zu einer dreischiffigen Basilika mit Querschiff und Westturm. Wohl um 1200 abgebrannt und um 1220/30 auf den alten Grundmauern neu erbaut als frühgotische Gewölbebasilika, Westturm erhöht. Um 1250/60 durch Erhöhung der Seitenschiffe erster Umbau zur Hallenkirche. Etwa 1290–1310 Erweiterung der Hallenkirche: Seitenschiffe verbreitert sowie nach Osten und Westen verlängert, romanischer Chorraum abgebrochen, polygonale Apsis und Sakristei angefügt. 1511 Turm erhöht, neuer Turmhelm, mit „Krönchen“ (Laterne). Um 1750 neue Turmuhr (Anton Ludwig Benecke, Hameln).119 Zwischen 1822 Turm Reparatur, bis 1836 Stützbauten an Westseite des Turms errichtet.120 Nach Blitzeinschlag 1857 Turmhelm erneuert.
Ausstattung
Steinerner Altar (1959, Arn Walter, Hameln), achteckige Mensa, Stipes aus umgedrehtem, achtseitigen Pyramidenstumpf mit rundem Fuß, die vier schmaleren Seiten verziert mit Hochreliefs (Ähren, Trauben, Fische und Dornenkrone mit Marterwerkzeugen).121 – Geschwungene Kanzel (1768, Johann Friedrich Blasius Ziesenis, Hannover; Kanzelkorb rekonstruiert, Schnitzereien original), an Kanzelkorb und Aufgang sechs vergoldete Reliefschnitzereien mit Szenen der Passionsgeschichte (Garten Gethsemane, Kreuztragung, Kreuzigung, Kreuzabnahme, Grablegung, offenes Grab), dazwischen auf Konsolen geschnitzte allegorische Frauengestalten (Glaube, Liebe, Hoffnung, Kirche, Alter Bund); 2022 konservatorisch behandelt; die Kanzel hatte 1768 Clara Louise Schuhmachern geb. Kulemannin der Kirche geschenkt.122 – Achtseitiger Taufstein (vielleicht Anfang 17. Jh., 1945 stark zerstört, wiederhergestellt von Bildhauer Gienke, Eschershausen), Sandstein, farbig gefasst, verziert mit Masken, Fruchtgehängen und Löwenköpfen; 1992 restauriert; aufgestellt im Chor östlich des Altars; Taufe gestiftet von Friedrich Lackemann.123 – Hängendes Kruzifix (Mitte 15. Jh.), Holz, farbig gefasst, Kreuzarme mit Vierpassenden. – Reste des ehemaligen Altars (1768, Johann Friedrich Blasius Ziesenis, Hannover), Skulpturen Christis, Gottvaters und der vier Evangelisten sowie vergoldetes Relief mit Abendmahlsszene, darüber Agnus Dei; 1987 restauriert; 1995 links der Kanzel angebracht; 2022 konservatorisch behandelt; den Altar hatten 1768 Margarethe Regine Ehlers geb. Weichberger und ihr Ehemann Jürgen Wilhelm Ehlers der Kirche geschenkt.124 – Ölgemälde mit Kreuzigungsszene (1840), zeitweise Teil des Altars (1938 schon nicht mehr), seit 1962 Teil des Gefallenenmahnmals (Bildhauer Gienke, Eschershausen). – Beschädigte Steinskulptur des Kirchenpatrons St. Nikolaus von Myra (wohl um 1300), frontale Darstellung; 2022 konservatorisch behandelt.125 – Fragment einer Skulptur (Ende 13. Jh.), Jüngling, eine Säule umfassend; 2022 konservatorisch behandelt. – Grabplatte für Johann Friedrich Mollerus († 1743). – Grabstein für Hermann Julius Mollerus († 1753), Wiederverwendung einer älteren Grabplatte. – Grabplatte für Clara Luise Schuhmacher, geb. Kullmann (†1771). – Grabplatte für Christine Wilhelmine von Girsewald († 1770). – Grabplatte für Margareta Regina Ehlers († 1771). – Inschriftentafel (Bronze): „Diese Kirche, am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört, wurde auf Anregung der Bürger der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand durch Opfer der Gemeindeglieder und Beihilfen der Stadt, der Landeskirche und des Landes in den Jahren 1957/59 wieder aufgebaut“. – Reliefverzierte Türen (1961, Entwurf: Eberhard G. Neumann, Ausführung: Goldschmiede Bolze, Bremen; Kupferblech), die Reliefs zeigen Attribute des heiligen Nikolaus (Bibel, Krummstab, Äpfel), Lutherrose, brennende Marktkirche mit Phönix, Hamelner Wappen, Weserbrücke mit Lachsen, Wappen des Deutschen Ordens. – Außen: Reliefstein (Kopie, Original im Stadtmuseum, um 1600), Kruzifix mit knienden Figuren, darunter Inschriftentafel (1818); der Stein erinnert an die Siebenlinge von Anna Breyer und Thiele Römer, geboren und gestorben im Januar 1600. – Grabplatte für Anna Catharina Mellerus geb. Gerber († 1758). – Grabplatte für Margaretha Regina Ehler geb. Weichberger († 1769). – Grabplatte für Jürgen Wilhelm Ehler († 1772). – Grabplatte für Clara Louisa Schumacher geb. Kulemann († 1771).
Orgel
1466 Orgel angeschafft.126 1650–52 neue Orgel erbaut von Christian Förner (Wettin), Inschrift am Instrument: „1650 den 1. Mai ward ich angefangen und den 14. August 1652 mit göttlicher Gunst verfertigt von Christianus Pörner aus Bettin im Stift Magdeburg“.127 1853 Orgelreparatur, ausgeführt von Johann Andreas Engelhardt (Herzberg) 1899 Orgelneubau, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 33 II/P, pneumatische Traktur, Kegelladen (Opus 404), Instrument 1945 zerstört.128 1950 neue Orgel in der Notkirche aufgestellt, gestiftet von der Stadt Hameln, erbaut von Emil Hammer (Empelde), 25 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1313), 1960 überarbeitet, mit neuem Gehäuse versehen und im Ostjoch des nördlichen Seitenschiffs aufgestellt; 1966 verkauft an KG Hohnhorst (dort bis 1997 genutzt).129 1966 Orgelneubau, ausgeführt von Rudolf von Beckerath (Hamburg) 39 III/P (HW, SchwW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument aufgestellt auf der Westempore. 1991 Instandsetzung und Änderung der Disposition, ausgeführt von Orgelbau Goll AG (Luzern), 40 III/P.130 1998 Reparatur wegen Wasserschaden (Leck in Ferndampfheizung 1996), ausgeführt von Franz Rietzsch (Hiddestorf), 40 III/P (dabei auch verschiedene Änderungen). 2004 Reparatur wegen Spätfolgen Wasserschaden, gleichzeitig Erweiterung, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 41 III/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2007–12 Reparaturen wegen Erschütterungsschäden durch Bau der Stadtgalerie (2006–08) und Erneuerung Fußgängerzone (2010–11). – Chororgel: 1983 gebrauchte Kleinorgel erworben, erbaut 1981 von Muhleisen (Strasbourg), 1983 von der gleichen Firma umgebaut, 7 (davon eine Transmission) II/–, mechanische Traktur, Schleifladen. – Truhenorgel: 2013 erbaut von Jörg Bente (Helsinghausen), 5 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument gestiftet von Johannes Schmidt.
Geläut
Fünf LG, I: f’ (Bronze, Gj. 1958, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer“ und „Zerstörung der Marktkirche St. Nicolai am 5. April 1945, erster Gottesdienst in der Notkirche zum Christfest 1949. Wiederaufbau 1957–1959“, Bild: Ruine der Marktkirche; II: g’ (Bronze, Gj. 1958, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“, „Atomschrecken bedrohen die Welt. Christus ist unser Frieden“ und „Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum, zu preisen und zu loben das Evangelium“, Bild: Philipp Spitta; III: a’ (Bronze, Gj. 1954, Firma Rincker, Sinn), Inschrift u. a.: „Lobe den Herrn meine Seele, ich will den Herrn loben, solange ich lebe und meinem Gott lobsingen, solange ich hier bin“ Bilder: Christus und St. Nikolaus; IV: c’’ (Bronze, Gj. 1954, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Die Lebenden rufe ich – die Toten geleite ich – Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark“, Bilder: Paulus und Luther; V: d’’ (Bronze, Gj. 1462), Inschrift: „Anno d[o]mi[ni] M CCCC LXII. Jhesus Maria. vox mea vox vite. voco vos ad s[a]c[r]a venite“ (Im Jahr des Herrn 1462 Jesus Maria. Meine Stimme ist die Stimme des Lebens, ich rufe euch, kommt zum Gottesdienst), hing nach Kriegsende als SG in der Münsterkirche, die umgekehrt der Marktkirche zwei LG zur Verfügung stellte, 1954 zurückgegeben.131 – Früherer Bestand: 1826 bzw. 1861 waren drei LG und eine SG vorhanden132: I: Eine aus einer älteren Glocke umgegossen große LG (Bronze, Gj. 1756, Heinrich Weidemann, Hannover), Inschrift wohl: „Anna vocor. Genuit me foedis Roma tenebris; ad pia nunc populum sacra renata voco. D[eo] O[ptimo] M[aximo]. Senatus auctoritate et exemplo liberalitatis civium felic. restit“ (Anna werde ich genannt. Gegossen wurde ich zu der Zeit, als Rom in Finsternis befangen war; jetzt umgegossen, rufe ich das Volk zu einem frommen Heiligtum. Dem größten und besten Gott gewidmet, auf Veranlassung und Vorbild des Rats und durch die Freigebigkeit der Bürger glücklich wiederhergestellt) und „Joh. Fred Moller Consul, D. C. Hampe et G. F. Oldendorp P[astores], Frat. Kleinschmids Provis. Joh. Hen. Christ Weidemann refud. Hannover mense April M DCCLVI“; Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben; II: Eine LG, fis (Bronze, Gj. 1673, Ludolf Siegfried, Hannover), Inschriften: „Lobet ihn mit hellen Cymbeln, lobet ihn mit wohlklingenden Cymbeln“ (Ps. 150,5), „Lobet den Herrn, meine Seele, ich will ihn loben so lange ich lebe und meinem Gott lobsingen, weil ich hier bin“ (Ps. 146,1–2), überdies wohl „E fano C M pana sonat L e Vata Niclai Anno g. vo Bucholz Urbica Screpta lenet i. e. 1673“ (etwa: Aus dem Heiligtum klingt die Glocke, die während der Amtszeit des Bürgermeisters Bucholz 1673 für die Nicolaikirche hergestellt wurde) und „Ludolf Siegfried hat mich zu Hannover gegossen“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben; III: Die heutige LG V. Eine SG (Bronze), ungefähr 600 Kilogramm schwer, Bilder: Stadtwappen Hameln, St. Bonifatius und vermutlich St. Nikolaus; 1869 beim Feuerläuten zerstört und ersetzt durch eine Feuerglocke (Stahl, Gj. 1869, Bochumer Verein), Inschrift: „1869“, beim Brand des Turms 1945 abgestürzt und nicht zerstört, ab 1950 Teil des Geläuts der Notkirche. Nach Ende des Ersten Weltkriegs eine alte LG (Bronze, Gj. 1756, Heinrich Weidemann, Hannover) aus der Münsterkirche übernommen und umgegossen zu einer neuen LG, dis (Bronze, Gj. 1922, Firma Radler, Hildesheim), Inschriften: „Die Lebenden rufe ich, die Toten geleite ich. Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!“ und „Als Ersatz für die im Weltkriege 1914 bis 1918 auf dem Altar des Vaterlandes geopferte Glocke wiedergegossen im Jahre 1922“, Bilder: Apostel Paulus, Martin Luther, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, zusammen mit der Glocke von 1673. Eine LG, es’’, Silberglocke (Bronze, Gj. 1466), Inschrift: „Osanna bin eck ghenannt. Anno Domini M CCCC LXVI“, 1950 Teil des Geläuts der Notkirche (aus der Münsterkirche geliehen). Eine LG d’’, Warmbiersglocke (Bronze, Gj. 1451, Hartmann), Inschrift: „Anno domini 1451 15 die Decembris Hartmannus me fecit. Jesus Christus. Maria. St. Bonifacius“, 1950 Teil des Geläuts der Notkirche (aus der Münsterkirche geliehen).
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus I, Am Ring (Bj. 1912). – Pfarrhaus II, Goethestraße (Bj. 1912). – Kindergarten, Feuergraben (Bj. 1976). – Gemeindehaus Haus der Kirche, Emmernstraße (Bj. 2007/08). – Gemeindehaus Waterloostraße (Bj. 1908, verkauft). – Amtsträgerhaus, Mollerstraße (Bj. 1954, Anbau 1982).
Friedhof
Ursprünglich kirchlicher Friedhof bei der Münsterkirche, 1243 urkundlich erwähnt.133 1758 städtischer Friedhof vor dem Ostertor eröffnet. 1777/78 neuer städtischer Friedhof angelegt, 1852 erweitert (Friedhof Deisterstraße). Städtischer Friedhof „Am Wehl“, angelegt 1917 bzw. 1934–38.134
Liste der Pastor*innen (bis 1952)
Da sich die Hamelner Pastoren seit 1671 ungeachtet der Parochie bei den Amtshandlungen abwechselten, sind hier alle Hamelner Pastoren aufgelistet.135
Münsterkirche und Marktkirche (bis 1803)
Münster St. Bonifatius, erste Pfarrstelle: 1540–1541 Magister Rudolph Möller. – 1541 Heinrich Vogelmann. – 1542–1568 Magister Rudolph Möller, seit 1561 Dekan des Stifts. – 1568–1571 Konrad Hollenstedius (?).136 –1571–1620 Magister Johann Bock. – 1620–1622 Magister Joachim Buchholz (seit 1617 Adjunkt). – 1623–1644 Magister Heinrich Rynfisch. – 1644–1670 Magister Heinrich Sannemann. – 1671–1698 Magister Friedrich Harding. – 1698–1720 Magister Hartung Henning Harding. – 1721 Hermann Julius Jacobi. – 1722–1752 Johann Siegmund Schäfer. – 1753–1755 Laurentius Julius Wolkenhaer. – 1755–1765 Magister Johann Daniel Gottlieb Herr. – 1766–1802 Johann Ernst Grumbrecht
Münster St. Bonifatius, zweite Pfarrstelle: 15..–15.. Felicianus von Heyden (Adjunkt von M. Moller). – 15..–1552 Ludolphus Organista (Adjunkt von M. Moller). – 1552–15.. Johann Schwiekerus, Capellan. – 15..–15.. Theodor Ankokius, Capellan. – 15..–15.. Magister Simon Gobelius, Capellan. – 15..–15.. Burghard Rodewald (Adjunkt von Hollenstedius). – Um 1576 Johann Siverdes (Synerdes), gleichzeitig zweiter Prediger der Marktkirche. – ….–1611 Conrad Ostorf. – 1611–1626 Magister Hildebrand Dreyer. – 1627–1633 Magister Adolph Böhmersen. – 1633–1635 Michael Lindholz (gleichzeitig P. in Groß Berkel). – 1635–1643 Lic. Friedrich Wienecker. – 1643–1661 Magister Heinrich Lorenz Berkelmann. – 1661–1670 Johann Drepper. – 1670–1679 Heinrich Günther Erbbrockhausen. – 1680–1718 Magister Melchior Ludolph Sattler (1701 senior ministerii). – 1719–1721 Johann Siegmund Schäfer. – 1722–1729 Johann Ludwig Seip. – 1730–1735 Arnold Johann Friedrich Harding. – 1735–1753 Laurentius Julius Wolkenhaer. – 1753–1755 Friedrich Sylvester Köster. – 1755 Franz Friedrich Wilhelm Kleinschmidt. – 1756–1758 David Heinrich Julius Schuhmacher. – 1759–1766 Johann Ernst Grumbrecht. – 1766–1770 Johann Kaspar Velthusen. – 1770–1791 Johann Georg Clemens Hartmann. – 1791–1803 Dr. Heinrich Rudolf Matthaei.
Marktkirche St. Nicolai, erste Pfarrstelle: 1565–1591 Otto Domhovius (Domhov). – 1591–1623 Heinrich Rynfisch. – 1623–1635 Johann Backhaus. – 1635–1643 Magister Johann Bratenius. – 1644–1676 Magister Johann Wilhelm Lahmann. – 1677–1686 Hermann Leveke. – 1686–1688 Levin Burghard Langschmidt. – 1688–1698 Magister H. L. Gallmeyer. – 1698 Hartung Hennig Harding. – 1698–1721 Hermann Julius Jacobi. – 1721–1722 Johann Ludwig Seip. – 1723–1735 Laurentius Julius Wolkenhaer. – 1735–1789 Daniel Christoph Hampe (1763 senior ministerii). – 1789–1803 Heinrich Paul Röpke.
Marktkirche St. Nicolai, zweite Pfarrstelle: 1561–1611 Johann Siverdes (Synerdes), um 1576 gleichzeitig zweiter Prediger an der Münsterkirche. – 1611–1625 Christoph Siltmann. – 1625–1652 Johann Conrad Drepper. – 1652–1665 Magister Julius Kraus. – 1666–1674 Magister Heinrich Müller. – 1675–1699 Peter Richard Evers. – 1700–1710 Johann Julius Albrecht. – 1711–1740 Ludwig Schuhmacher. – 1741–1753 Friedrich Sylvester Köster. – 1754–1755 Franz Friedrich Wilhelm Kleinschmidt. – 1755–1771 Johann Friedrich Oldendorp. – 1771–1778 Georg Franz Sattler. – 1778–1785 Christian Friedrich Abich. – 1785–1802 Ludwig Matthias Heinrich Evers.
Stadt Hameln (bis 1952)
Erste Pfarrstelle: 1803–1804 Heinrich Paul Röpke. – 1805–1817 Dr. Heinrich Rudolf Matthaei. – 1817–1822 Georg August Friedrich Goldmann. – 1822–1869 Dr. Dr. Franz Georg Ferdinand Schläger. – 1870–1879 August Heinrich Ludwig Rudolf Grütter. – 1879–1894 Wilhelm Ernst Heinrich Hornkohl. – 1895–1915 Karl Julius Konrad Stünkel. – 1915–1920 Vakanz. – 1920–1929 Hermann Christian Gottlieb Schöne. – 1929–1934 Franz Friedrich Karl Schotte. – 1935–1960 Berthold Karl Ernst Albert Pellens (1952 Münsterkirche).
Zweite Pfarrstelle: 1803–1805 Dr. Heinrich Rudolf Matthaei. – 1806–1816 Johann Heinrich Effler. – 1816–1817 Georg August Friedrich Goldmann. – 1818 Georg Ludwig Dissen. – 1818/19–1836 Johann Friedrich Wilhelm Ludwig Sprenger. – 1837–1842 Johann Heinrich Wedekind. – 1843–1861 Gerhard August Julius Wellhausen. – 1862–1870 August Heinrich Ludwig Rudolf Grütter. – 1871–1879 Wilhelm Ernst Heinrich Hornkohl. – 1879–1895 Karl Julius Konrad Stünkel. – 1895–1897 Gustav Adolf Thiessen. – 1897–1920 Friedrich Justus Gerhard Uhlhorn. – 1920–1923 Karl Louis Wilhelm Friedrich Wolf. – 1924–1929 Franz Friedrich Karl Schotte. – 1929–1939 Gerhard Albert Wilhelm Gustav Freybe, seit 1935 senior. – 1940–1943 Dietrich Johannes Dasenbrook. – 1944–1954 Hans Crome (1952 Marktkirche).
Dritte Pfarrstelle: 1804–1806 Johann Heinrich Effler. – 1806–1862 Vakanz. – 1862–1870 Hermann Anton Jakob Müller. – 1871–1879 Karl Julius Konrad Stünkel. – 1881–1884 Albert Otto Ludwig Spitta. – 1885–1895 Gustav Adolf Thiessen. – 1899–1913 Berthold Ludwig Johannes Wilhelm van Nes (seit 1896 P. coll.). – 1913–1920 Hermann Christian Gottlieb Schöne. – 1920–1924 Franz Friedrich Karl Schotte. – 1924–1929 Gerhard Albert Wilhelm Gustav Freybe. – 1929–1958 Johannes (Hans) Ferdinand Eduard Kittel, seit 1939 senior (1952 Münsterkirche).
Vierte Pfarrstelle (1905–1907 Ständige Kollaboratur): 1905/07–1909 Hermann Georg Karl Alvermann. – 1909–1913 Hermann Christian Gottlieb Schöne. – 1914–1920 Karl Louis Wilhelm Friedrich Wolf. – 1921–1924 Gerhard Albert Wilhelm Gustav Freybe. – 1924–1929 Johannes (Hans) Ferdinand Eduard Kittel. – 1930–1934 Peter Karl Andreas Eidnaes. – 1935–1960 Karl Gustav Wilhelm Bruning (1952 Marktkirche).
Hilfsgeistliche: 1808–1811 Johann Friedrich Wiehen, gleichzeitig Garnisonprediger. – 1846–1848 Eduard Anton Christoph Haccius. – 1848–1851 Georg Wilhelm Carl Frank. – 1856–1859 Karl Heinrich Wilhelm Schünhoff. – 1859 Wentz. – 1859–1865 Otto Ludwig Wilhelm Bauer. – 1859–1862 Hermann Anton Jakob Müller. – 1860–1862 Ludwig Theodor Hermann Knoke. – 1869–1872 Friedrich Wilhelm Rothert. – 1896–1899 Berthold Ludwig Johannes Wilhelm van Nes. – 1920–1921 Fritz Heinrich Karl Hauptmann. – 1931–1932 Helmut Hans Ad. Taube. – 1934–1935 Ad. Friedrich Hermann Riege. – 1935 Hans Ulrich Gottfried Reymann. – 1936 August Heinrich Friedrich Gade. – 1936–1937 Hans Georg Max Schaffner. – 1937–1938 Ad. Georg Tadge. – 1938 Günther Friedrich Hans Ludwig von Hammerstein. – 1938–1940 Dietrich Johannes Dasenbrook. – Elisabeth Griesang (amt. 1940–1952, Vikarin). – Edwin Wegner (amt. 1945–1949, Ostpfarrer).
Angaben nach: Sprenger & Reitzenstein, S. 216–220, S. 225–226; Meyer, Pastoren I, S. 398–402; Kittel, S. 28 f.; mit Ergänzungen aus KABl.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 4208–4430 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 316–321 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 3314 (Pfarrbestallungsakten); D 9 (EphA Hameln-Pyrmont); L 5a Nr. 136–138, 147–150, 1254–1257 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 2 Witt Nr. 03 (Fotosammlung); S 09 rep Nr. 092 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8087 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1623 (Lücken: 1699, 1700)
Trauungen: ab 1627 (Lücken: Juli 1696–1700)
Kommunikanten: ab 1627 (Lücken: 1629–1816; unvollständig: 1627, 1628, Zahlenregister seit 1923), Erstkommunikanten: 1817–1875
Konfirmationen: ab 1776
Literatur & Links
A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 126–127, Nr. 134; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 585–595; Meyer, Pastoren I, S. 399–402; Obenaus, Handbuch I, S. 698–720.
B: Einweihung der Marktkirche St. Nicolai Hameln (Weser) am 6. Dezember 1959, [Hameln 1959] [online]; Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Landeskirchlichen Gemeinschaft Hameln, hrsg. vom Vorstand der Landeskirchlichen Gemeinschaft, Hameln [1988]; Marktkirche St. Nicolai Hameln. Wiedereinweihung der renovierten und umgebauten Beckerath/Goll-Orgel 1966–1991, hrsg. vom Kirchenvorstand der Marktkirchengemeinde St. Nicolai Hameln, Hameln 1991; Bernhard Gelderblom: Hameln – damals & heute. 109 Beiträge zur Stadtgeschichte, Holzminden 2017; Gottfried Kiesow: Baugeschichtliche Untersuchungen an der Marktkirche in Hameln, in: Beiträge zur Kunstgeschichte. Eine Festgabe für Heinz Rudolf Rosemann zum 9. Oktober 1960, hrsg. von Ernst Guldan, München u. a. 1960, S. 53–74; Hans Kittel: Zur Erinnerung an die Einführung der Reformation in der Stadt Hameln. 1540–1940, Hameln 1940; Hans Kittel: Glocken des Münsters und der Marktkirche, in: Jahrbuch Heimatmuseum Hameln 1966, S. 38–42; Jörg H. Lampe: Franz Georg Ferdinand Schläger (1781–1869). Ein sozial engagierter Geistlicher zwischen Aufklärung und Frühliberalismus, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 95 (1997), S. 299–328; Paul Jonas Meier: Zur Frühgeschichte von Hameln, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 16 (1939), S. 41–58 [online]; Otto Meinardus & Erich Fink (Hg.): Urkundenbuch des Stiftes und der Stadt Hameln, 2 Bde. (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 2 und 10), Osnabrück 1887–1903; Marion Müller: Reformation in Niedersachsen. Fürstentum Calenberg-Göttingen. Stadt Hameln. Stift St. Bonifatius. Von „Martinschen gesengen…“ zur Fürstenreformation, Hameln 2017; Eberhard G. Neumann & Johannes Norkus: Hameln St. Nicolai. Geschichte und Wiederaufbau, Hameln 1962; Henrik Otto: Hamelner Reformation „in nuce“: Das Protestsingen im Bonifatiusmünster 1538, in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 101 (2003), S. 41–54; Martin Schmidt: Rationalismus und Erweckungsbewegung am Beispiel der Kirchengemeinde Hameln (Weser), in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 63 (1965), S. 280–308; Hans-Günther Schneider, Wilhelm Voss & Andreas Lechtape: Marktkirche St. Nicolai Hameln (= Kleine Kunstführer Nr. 2452), Regensburg 2001); Silke Schulte: Geschichte der Stadt Hameln, in: Niedersachsenbuch 2009, hrsg. von Wilfried Hasselmann, Hameln 2009, S. 24–32; Heinrich Spanuth & Rudolf Feige: Geschichte der Stadt Hameln, 2 Bde., Hameln 1939–1963; Friedrich Sprenger: Geschichte der Stadt Hameln, Hannover 1826, bes. S. 300–339 [online]; Friedrich Sprenger & Carl Friedrich Heinrich Chlodwig von Reitzenstein: Geschichte der Stadt Hameln, Hameln ²1861, bes. S. 191–233 [online]; Christine Wulf (Hg.): Die Inschriften der Stadt Hameln (= Die Deutschen Inschriften 28; = Die deutschen Inschriften. Göttinger Reihe 4), Wiesbaden 1989 [online].
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche, Kirche und Ausstattung.
GND
2109755-0, Marktkirchengemeinde Sankt Nicolai (Hameln); 4647474-2, Marktkirche (Hameln)
Website der Kirchengemeinde (11.08.2022)
Weitere Bilder
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 180.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 1020, hingegen schreibt: „Hiernach muß man mit aller Wahrscheinlichkeit annehmen, obgleich es heute nicht mehr einwandfrei festzustellen ist, daß in Hameln die KO der Herzogin Elisabeth von 1542 zur Geltung gekommen ist, und, da sie offenbar niemals durch eine andere ersetzt wurde, noch heute zu Recht besteht. Gleichwohl ist in Hameln – weder in den Kirchen, noch sonstwo – kein Exemplar von ihr mehr aufzutreiben.“
- Dronke, Trad. Fuld. § 41,65 und § 43,64 sowie § 41, 61–62; UB Hameln I, Nr. 2. Siehe auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 58. Zur Stadtgeschichte vgl. knapp Schulte, S. 24 ff.; ausführlich Spanuth & Feige. Bei der Schenkungsurkunde Karls des Großen († 814), mit der er um 777 angeblich bestätigte, den Ort Hameln an das Kloster Fulda übertragen zu haben, handelt es sich um eine Fälschung, vgl. UB Hameln I, Nr. 1. Siedlungsspuren, die „sicher vor das 9. Jh. zu datieren wären“ finden sich in Hameln nicht, vgl. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 585.
- Etwa: UB Hameln II, Nr. 824 (quern bedeutet Mühle).
- UB Hameln I, Nr. 8.
- UB Hameln I, Nr. 45. Vgl. auch ebd. und Nr. 44 und Nr. 46–51.
- UB Hameln I, Nr. 52.
- Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff.
- UB Hameln I, Nr. 79.
- 1235: UB Hameln I, Nr. 20. 1272: ebd. Nr. 69, die Urkunde nennt darüber hinaus elf weitere Ratsleute (consules oppidi Hamelensis).
- UB Hameln II, Nr. 136.
- Schulte, S. 26. Digitalisat des Merian-Stichs: https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/175156/225. Das ältere Aquarell von Augustin Freiherr zu Mörsbach und Beffort aus dem Jahr 1592, ist eine weniger zuverlässige Darstellung der Stadt (Reise durch die Nordischen Länder 1592. Bericht des Augustin Freiherrn zu Mörsbach und Beffort, St. Johanniter-Ordens-Prior in Dänemark, geschrieben den 1. April 1603, hrsg. von Carl-Heinrich Seebach, Neumünster 1980).
- Spanuth & Feige II, S. 60.
- Schulte, S. 25.
- Kiesow, S. 60.
- UB Hameln I, Nr. 23.
- UB Hameln I, Nr. 26.
- UB Hameln I, Nr. 79; bei Obenaus, Handbuch I, S. 700, wird diese „völlige Einfügung der Juden in die Stadtgemeinde“ als „außerordentliches Privileg“ bezeichnet. Insgesamt zum Folgenden: Obenaus, Handbuch I, S. 699 ff.
- UB Hameln I, Nr. 330 und Nr. 602.
- UB Hameln I, Nr. 785.
- UB Hameln II, Nr. 503; NLA HA Cal. Br. 7 in Nr. 656.
- UB Hameln I, Nr. 466. Siehe insgesamt auch Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 180.
- UB Hameln II, Nr. 541, 544 und 553.
- UB Hameln I, S. 600.
- UB Hameln II, Nr. 406.
- UB Hameln I, Nr. 143.
- UB Hameln I, Nr. 635.
- UB Hameln II, Nr. 643
- Dolle, Klosterbuch II, S. 562 ff.
- Dolle, Klosterbuch II, S. 564 f.
- Dolle, Klosterbuch II, S. 568 f.
- UB Hameln I, Nr. 187; Dolle, Klosterbuch II, S. 565 f.
- Text des Briefs von Otto Schrader: Otto, S. 53; Text des Briefs des Münsterkapitels: UB Hameln II, Nr. 738. Zum Folgenden: Otto, S. 41 ff. Zur Reformation in Hameln vgl. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 1018 ff.; Spanuth & Feige I, S. 186 ff.; Müller, S. 63 ff.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
- Spanuth & Feige I, S. 189.
- UB Hameln II, Nr. 743.
- UB Hameln II, Nr. 745.
- UB Hameln II, Nr. 782 und Nr. 797 (Zitat).
- Dolle, Klosterbuch II, S. 552.
- UB Hameln II, Nr. 824. Nach Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 1020, regelt der Vertrag die „ausreichende Besoldung der beiden Stadtgeistlichen“; es scheint jedoch nur um die Besoldung der beiden Prediger der Münsterkirche zu gehen. Die Marktkirche wird im Text nicht genannt.
- P. Domhovius ist 1563 als Prädikant genannt, UB Hameln II, Nr. 801. – Die Liste der Hamelner Prediger in Meyer, Pastoren I, S. 399 ff. ist ungenau, u. a. ist Konrad Hollenstedius nicht als Superintendent genannt. Zudem heißt es, dass die Pastoren „nicht als Prediger der einzelnen Kirchen, sondern als Stadtprediger“ galten (ebd., S. 399). Im Hannoverschen Staatskalender hingegen sind die Geistlichen bis Anfang des 19. Jh. durchaus der Markt- bzw. Münsterkirche zugeordnet, vgl. etwa Hannoverscher Staatskalender 1746, S. 68, ebd. 1803, S. 190 (ab 1803 keine Gottesdienste mehr in der Münsterkirche).
- Sprenger & Reitzenstein, S. 192.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 1018.
- Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 216. Vgl. auch Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 1020: „Hiernach muß man mit aller Wahrscheinlichkeit annehmen, obgleich es heute nicht mehr einwandfrei festzustellen ist, daß in Hameln die KO der Herzogin Elisabeth von 1542 zur Geltung gekommen ist, und, da sie offenbar niemals durch eine andere ersetzt wurde, noch heute zu Recht besteht. Gleichwohl ist in Hameln – weder in den Kirchen, noch sonstwo – kein Exemplar von ihr mehr aufzutreiben.“
- Sprenger & Reitzenstein, S. 193.
- Neumann & Norkus, S. 13.
- Zum Folgenden: Dolle, Klosterbuch II, S. 567 f.
- Meyer, Pastoren I, S. 399. Vgl. zur Garnisongemeinde: Sprenger & Reitzenstein, S. 228.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 262.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 229 f.
- Schulte, S. 27.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 230, Anm. *: „Die reformierte Kirche, in der Nähe Mühlenthors belegen, war schon vor Convent’s Tod [P. Jean Gabriel Convente, † 1809] in ein Magazin verwandelt, ging späterhin in Privatbesitz über und wird jetzt als Scheune benutzt.“
- Sprenger & Reitzenstein, S. 231 ff.
- Zum Folgenden: Obenaus, Handbuch I, S. 702 ff.
- Obenaus, Handbuch I, S. 770. Vgl. auch LkAH, A 1 Nr. 4245.
- LkAH, A 1, Nr. 4245, unpag. (Gehorsamstes Gesuch des Kirchenvorstandes zu Hameln, 21.12.1875).
- Die Behörde begründete ihr Verbot damit, dass wegen „der bedeutsamen Differenz zwischen dem Kaufpreise [33.000 Mark] und dem ersichtlich gemachten Werthe des Verkaufsobjects [56.000 Mark], der vorgeschriebene Grundsatz der Erhaltung des städtischen Vermögens verletzt werden würde“ [Hervorhebung im Original]. Zudem habe der Verkaufsbeschluss des Magistrats die Umwandlung der Kirche in eine Synagoge zur Bedingung gemacht und die jüd. Gemeinde habe dem zugestimmt, ohne jedoch eine entsprechende Befugnis zu haben, denn die „Anlegung, Verlegung und Aufhebung einer Synagoge“ bedürfe der „Genehmigung der oberen Verwaltungsbehörde“, die nicht eingeholt worden sei, LkAH, A 1, Nr. 4245, unpag. (Schreiben der Landdrostei Hannover an den Magistrat der Stadt Hameln, 21.12.1876).
- Vgl. insgesamt: Garnisonkirche und Heiliggeisthospital. Die Geschichte der Garnisonkirche und des Heiliggeisthospitals zu Hameln. 1712–1929, hrsg. von der Stadtsparkasse Hameln, Hameln 1985.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 193.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 193: „Alle vorkommenden actus ministeriales dieser Art wurden dem Pastor Primarius angezeigt, der das Verzeichnis über den turnus führte, und die Leute an den Prediger verwies, welcher den Act der Reihenfolge nach zu verrichten hatte.“
- Sprenger & Reitzenstein, S. 193.
- Schneider, Voss & Lechtape, S. 18.
- Sprenger, S. 305; vgl. auch Sprenger & Reitzenstein, S. 208.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 221 f.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 208.
- Zu Schläger und zum Folgenden vgl. Lampe, S. 299 ff.; Spanuth & Feige, S. 197 ff. Siehe auch Schulte, S. 28.
- Lampe, S. 301.
- Vgl. zum Folgenden Lampe, S. 322 ff.; Schmidt, bes. S. 304 ff.
- Cordes, Kirchengemeinden, S. 14 ff.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 224, Anm. ***.
- KABl. 1905, S. 32; KABl. 1907, S. 15.
- Vgl. insgesamt: Festschrift zum 75jährigen Bestehen, S. 10 f.
- Vgl. 100 Jahre Evangelisch-reformierte Kirche Hameln in der Hugenottenstraße. Festschrift, hrsg. von der Evangelisch-reformierten Gemeinde Hameln-Bad Pyrmont, Hameln 2006. Siehe auch Meyer, Pastoren I, S. 402.
- Obenaus, Handbuch I, S. 712.
- Obenaus, Handbuch I, S. 716 und S. 718.
- LkAH, B 7, Nr. 1008. Vgl. auch LkAH B 7, Nr. 608 (Kittel) und ebd. Nr. 827 (Bruning) sowie LkAH, L 5a, Nr. 136 (Visitation 1938).
- LkAH, L 5a, Nr. 137 (Visitation 1947). Siehe zu Elisabeth Griesang auch Köhler, Angekommen, S. 27 ff. und Erhart, Lexikon, S. 138. Vgl. auch: Elisabeth Griesang: Vom Amt einer Stadtvikarin, in: Anna Paulsen (Hg.): Die Vikarin (= Der Dienst der Frau in den Ämtern der Kirche 1), Gelnhausen, Berlin 1956, S, 18–22.
- KABl. 1934, S. 158.
- KABl. 1934, S. 206.
- LkAH, L 5a, Nr. 136 (Visitation 1938).
- Dies und die folgenden Zitate: LkAH, L 5a, Nr. 136 (Visitation 1938).
- LkAH, L 5a, Nr. 137 (Visitation 1947).
- LkAH, L 5a, Nr. 148 (Visitation 1958).
- KABl. 1952, S. 33 ff; LkAH, L 5a, Nr. 148 (Visitation 1958).
- KABl. 1955, S. 10.
- LkAH, L 5a, Nr. 150 (Visitation 1996). Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- Einweihung, [S. 7 f.]. Zum Wiederaufbau vgl. Norkus & Neumann, S. 21 ff.
- Einweihung, [S. 6 f.].
- LkAH, L 5a, Nr. 148 (Visitation 1958).
- KABl. 1961, S. 3 f. korrigiert in KABl. 1961, S. 57.
- Siehe: http://www.weltladen-hameln.de/, 17.08.2022.
- KABl. 2010, S. 116 ff.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 220. Die generelle Feststellung bei Meyer, Pastoren I, S. 399: „Die Prediger galten nicht als Prediger der einzelnen Kirchen, sondern als Stadtprediger“ trifft vollständig nur für die Zeit nach 1803 zu.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 222, Anm. **.
- KABl. 1905, S. 32; KABl. 1907, S. 15.
- KABl. 1952, S. 33 ff.
- KABl. 1952, S. 33 ff.; KABl. 1961, S. 3 f. und ebd., S. 57.
- KABl. 1955, S. 10.
- KABl. 1961, S. 3 f.; ebd., S. 57.
- KABl. 1996, S. 123 f.
- Holscher, Bisthum Minden, S. 92.
- Handbuch 1933, S. 37.
- KABl. 1934, S. 132 f.
- KABl. 1934, S. 158.
- KABl. 1934, S. 158; KABl. 1938, S. 93.
- Dolle, Klosterbuch II, S. 554; UB Hameln I, Nr. 23.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 194.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 220 f. (dort ist auch das Wahlprozedere erläutert). Siehe auch zu 1823: Ubbelohde, Repertorium, Abt. 4, S. 4: „Zwey Pfarren: Magistrat und Stift St. Bonifacii zu Hameln“.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 222, Anm. *.
- Meyer, Pastoren II, S. 399.
- Zur Baugeschichte bis zum frühen 14. Jh. vgl. Kiesow, bes. S. 60 ff. Zum Wiederaufbau vgl. Neumann & Norkus.
- Schneider, Voss & Lechtape, S. 4. DI 28, Hameln, Nr. 4† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di028g004k0000404.
- Siehe Neumann & Norkus, S. 23 (Zeichnung).
- Siehe Neumann & Norkus, Abb. 25, 27 und 29.
- Neumann & Norkus, S. 22.
- DI 28, Hameln, Nr. 76† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di028g004k0007600.
- Ausführlich zu Grabung und Baugeschichte: Kiesow, S. 53 ff. (mit Grundrissen).
- Sprenger & Reitzenstein, S. 212.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 212; Spanuth & Feige I, S. 98.
- Neumann & Norkus, S. 29.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 209.
- Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 126 f. (Nr. 134); Schneider, Voss & Lechtape, S. 14; Sprenger & Reitzenstein, S. 210.
- Neumann & Norkus, Abb. 18 (Zustand des Altars 1938); Sprenger & Reitzenstein, S. 209.
- DI 28, Hameln, Nr. 30 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di028g004k0003004.
- UB Hameln II, Nr. 406; Schneider, Voss & Lechtape, S. 18. Müller, S. 90, schreibt irrtümlich 1566.
- Sprenger & Reitzenstein, S. 210, Anm. **; LkAH, S 09, rep Nr. 92 (Hans Kittel: Wanderungen im Urkundenwald, 05.02.1956).
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 109.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 153. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 255, Bl. 36 und Bl. 44 f.
- Wiedereinweihung, S. 10 ff.
- DI 28, Hameln, Nr. 26 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di028g004k0002600. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 255, Bl. 5v.
- Zum Folgenden: Sprenger & Reitzenstein, S. 211 f. und LkAH, S 09, rep. Nr. 92 (Hans Kittel: Wir rufen das Volk zum Heiligtum, 22.02.1953), ebd. Nr. 93 (F. Sonnenberg: Die Glocken in den lutherischen Kirchen der Stadt Hameln, Hameln 1917); LkAH, B 2 G 9, Nr. 1148, Bl. 80.
- UB Hameln I, Nr. 27. Zum Folgenden: Sprenger & Reitzenstein, S. 212 f.
- Gelderblom, S. 134 f. und S. 168 f.
- Nach Meyer, Pastoren I, S. 399, galten die Pastoren in Hameln „nicht als Prediger der einzelnen Kirchen, sondern als Stadtprediger“. Dies beschreibt jedoch nur den Zustand ab 1803; zudem differenziert die Liste bei Meyer (bis 1940) nicht nach zweiter, dritter (ab 1803 bzw. 1862) und vierter (ab 1907) Pfarrstelle. Kittel, Erinnerung, S. 28 f., präsentiert ebenfalls eine Liste, die nicht nach Pfarrstellen unterscheidet (bis 1940). Sprenger & Reitzenstein, S. 216 ff., bieten detailliertere Listen (bis 1860).
- UB Hameln II, Nr. 824, lässt vermuten, dass Hollenstedius, ebenso wie Moller und Bock, die erste Pfarrstelle der Münsterkirche innehatte.