Frühere Gemeinde | Sprengel Hannover, KK Burgdorf | Patrozinium: Erlöser (seit 1999) | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Dollbergen wird 1287 im Geld- und Kornregister des Klosters Wienhausen erstmals genannt. Schon vorher (1226) erscheinen Ekbertus de Dolberge et fratres suj, die sich vermutlich ebenfalls von dem Ort ableiten, im Lehnsregister des Edelherrn Luthard von Meinersen. Landesherren waren die Hzg. von Braunschweig und Lüneburg (Fsm. Lüneburg, Vogtei Uetze des Amts Meinersen, ab 1852 zum Amt Burgdorf).

Kirche, Blick zur Orgel, 1982

Kirche, Blick zur Orgel, 1982

Ursprünglich zu Sievershausen (Lehrte). Eine Kapelle ist in Dollbergen erstmals 1534 belegt, doch dürften ihre Ursprünge bis in das 15. Jh. zurückreichen. Die Einführung der Reformation erfolgte unter Ernst dem Bekenner gemeinsam mit der Muttergemeinde, deren erster luth. P. 1534 genannt wird.1 1613 erhielt Dollbergen eine Schule. Das KapGb wurde 1664 erneuert, am 4. August 1746 durch einen Blitzschlag zerstört und erst 1783 wieder aufgebaut.
Zur KapG gehörten nur die Inhaber der 34 Reihestellen (Bauern) im Dorf und ihre Angehörigen, nicht die übrigen im Dorf wohnhaften Personen, die direkt der KG Sievershausen zugeordnet waren. Abendmahls-GD fanden zunächst nur zweimal im Jahr statt. Bemühungen um höhere Frequenz blieben ebenso erfolglos wie die Forderung nach einer Vereinigung mit dem benachbarten Abbensen (Edemissen), das 1894 von Edemissen gelöst und als KG verselbständigt wurde. Ab 1901 fand einmal monatlich ein Predigt-GD am Nachmittag statt sowie zusätzlich jeweils am zweiten Tag der mehrtägigen kirchlichen Feste. 1908 stiftet ein Gemeindeglied das Kapital für einen Dotationsfonds für eine neu zu errichtende Kirche samt Pfarrstelle. Um Platz für den Bau von Kirche und Pfarrhaus zu schaffen, wurde der 1863 eröffnete Friedhof 1911 verlegt. Die vorgesehenen Finanzmittel gingen jedoch durch die Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg verloren.
Das Dorf blieb bis zum Ersten Weltkrieg fast ausschließlich bäuerlich geprägt. Erst mit dem Bau der Bahnlinie siedelte sich verstärkt Gewerbe und schließlich auch Industrie (Ölraffinerie/Deutsche Gasolin AG) an. Dabei war der ökonomische Strukturwandel mit einer Veränderung der sozialen Verhältnisse und einer Zunahme der Bevölkerung, insbesondere der nicht zu den Reihenbesitzern gehörigen Dorfbewohner verbunden. Zum 1. Oktober 1935 wurde daher die bisherige beschränkte KapG aufgelöst und aus allen luth. Einwohnern der Landgemeinde Dollbergen eine neue KapG gebildet, die in die Rechte und Pflichten der bisherigen KapG eintrat.2
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es wieder vermehrt Bemühungen um eine Trennung von Sievershausen. Verstärkt wurden sie durch einen Konflikt um die zunehmende Politisierung der KG durch den in der Friedensbewegung engagierten P. Hans Dunkhase (amt. 1965–1972). Über eine Beschwerde an das LKA versuchte der Dollberger KapV die Versetzung Dunkhases zu erreichen, der 1972 auf eigenen Wunsch aus der Gemeinde ausschied. Die Pfarrstelle blieb seither unbesetzt. Der KapV bemühte sich jetzt um eine Umgliederung in die KG Uetze und veranlasste ab Oktober 1972 die Durchführung des Vorkonfirmanden- und Konfirmandenunterrichts (der schon seit 1967 in der Schule von Dollbergen stattfand) durch die Uetzer Pfarrer. An Stelle einer Umgliederung wurde die KapG Dollbergen jedoch am 1. Januar 1974 unter Ausgliederung aus der KG Sievershausen in eine KG umgewandelt. Die zweite Pfarrstelle der KG Sievershausen ging auf die neue KG über.3 Mit dem 1. Oktober 1974 wurde außerdem die bisherige KapG Schwüblingsen in der KG Sievershausen auf eigenen Wunsch aufgehoben und ihre Glieder in die KG Dollbergen überführt.4 Seit 1. März 1975 führt sie die Bezeichnung KG Dollbergen-Schwüblingsen.5 1976 wurde an der Fuhsestraße ein Gemeindehaus errichtet (1997/98 um einen Anbau erweitert). 1987 erfolgte der Ankauf eines Pfarrhauses. Seit 1999 trägt die Kirche in Dollbergen den Namen Erlöserkirche. Zum Reformationsjubiläum beteiligte sich die Kirchengemeinde 2017 an einem Kunstprojekt des KK Burgdorf und einen der 15 überdimensionalen Luthernägel des Burgdorfer Künstlers Hilko Schomerus auf. Der Nagel trägt die Aufschrift „Ohne Luther wären wir gnadenlos“.
Eine Partnerschaft besteht seit 1980 mit der KG Espenhain (KK Borna in Sachsen) und seit 1987 mit der KG Potchefstroom in Südafrika.
Zum 1. Januar 2023 fusionierte die KG Dollbergen-Schwüblingsen mit Hänigsen-Obershagen und Uetze zur „Ev.-luth. KG An Aue und Fuhse“.

Umfang

Dollbergen und Schwüblingsen

Aufsichtsbezirk

Seit Gründung der KG zum KK Burgdorf.6

Kirchenbau

Schlichter Fachwerksaalbau (dat. 1783 auf der Wetterfahne) mit Ziegelausfachung, muldenförmiger Decke und dreiseitigem Chorschluss im Osten. 1959 (u. a. neue Bleiglasfenster), 1981–83 (innen) und 1991/92 umfassend renoviert. 1989 Ergänzung um einen in den Saalraum vorspringenden Sakristeieinbau.

Turm

Kleiner, hölzerner Glockenstuhl auf dem Westgiebel.

Ausstattung

Von der historischen Ausstattung ist wenig erhalten. Der frühere Kanzelaltar wich bei der Renovierung von 1959 einem aufgemauerten Altartisch mit der noch vorhandenen mittelalterlicher Mensa des Vorgängerbaus. – Kanzel mit Pastorenstuhl und Taufe nach 1945 nach Entwurf von Konsistorialbaumeister Ernst Witt. – Skulptur eines überdimensionalen Nagels mit der Aufschrift „Ohne Luther wären wir gnadenlos“, aufgestellt am Gemeindehaus (Stahl, 2017, Hilko Schomerus, Burgdorf).

Orgel

1888 Anschaffung eines Harmoniums der Firma Helmholtz (Hannover). 1961 Neubau einer Kleinorgel durch Rudolf Janke (Gertenbach), 5 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen.7

Geläut

Zwei LG, I: g’’; II: b’’ (beide Bronze, Gj. 1980, Gebrüder Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Eine ältere Glocke wurde 1917 zu Rüstungszwecken abgeliefert und noch im gleichen Jahr durch eine Eisenhartgussglocke in h’’ ersetzt (1980 abgenommen).

Seit 1975 weitere Kirche in Schwüblingsen.

Friedhof

Kirchliche Friedhöfe in Dollbergen und Schwüblingsen. Der Friedhof in Dollbergen wurde Mitte des 19. Jh. an der Fuhsestraße/Pappelweg angelegt; seit 1911 am heutigen Platz nördlich der Fuhsestraße. Friedhofshalle (Bj. 1955, 1980 durch Neubau ersetzt).

Literatur

A: Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 467; Mithoff, Kirchen und Kapellen Lüneburg, S. 370; Wolff, KD Kr. Burgdorf und Fallingbostel, S. 32.
B: 25 Jahre Kirchengemeinde Dollbergen-Schwüblingsen, [Uetze-Dollbergen 1999]; Gustav Hennigs: Dollbergen einst und jetzt, [Dollbergen 1973].


Fußnoten

  1. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 497, Anm. 1072.
  2. KABl. 1935, S. 163 f.
  3. KABl. 1974, S. 21.
  4. KABl. 1974, S. 240.
  5. KABl. 1975, S. 54.
  6. KABl. 1965, S. 258.
  7. LKA, G 9 B/Dollbergen.