Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Peine | Patrozinium: Urban | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundliche Ersterwähnung 1301. 1508 wurden die von Bortfeld, die auch die Niedergerichtsbarkeit ausübten, mit dem Gut belehnt1, das nach 1616 an die von der Wense fiel (noch 1858). Landesherren waren die Hzg. von Braunschweig und Lüneburg (Fsm. Lüneburg, Amt Meinersen).
1301 vereinbarten die Ritter Bartelt und Sivert von Rutenberg, Friedrich und Gerhard von Bortfeld sowie Cord von Marenholte die pfarramtliche Verbindung der Kirchen in Eddesse und Dedenhausen.2 1331 wird Albert von Peine als Pfarrer in Eddesse und Kaplan in Dedenhausen genannt. Die Reformation hielt nach 1527 unter Hzg. Ernst dem Bekenner Einzug. Sonntags-GD fanden abwechselnd in Dedenhausen und Eddesse statt; Kinderlehre und Freitagspredigten grundsätzlich in Eddesse (Visitation von 1669). In Dedenhausen befand sich eine Schule. Die am Westrand des Dorfs gelegene Kirche wurde 1700/03 an der Stelle eines Vorgängerbaus neu errichtet. Die Pläne stammen von dem Celler Hofarchitekten Woltershausen.
Durch die Gebietsreform wurde Dedenhausen in den Landkreis Hannover um- und der Gemeinde Uetze eingegliedert. Obwohl die beiden pfarramtlich verbundenen KG damit in unterschiedlichen Gebietskörperschaften lagen, wurde die Verbindung zunächst aufrechterhalten. Erst zum 1. November 2007 wurde sie gelöst und Dedenhausen mit den KG Eickenrode und Eltze pfarramtlich verbunden.3
Umfang
Das Dorf Dedenhausen (mit der Wolfsfördermühle).
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Sievershausen der Diözese Hildesheim. – 1575 zur Insp. Burgdorf, ab 1723/24 zur neu gebildeten Insp. (später KK) Sievershausen. 1. Oktober 1965 aus dem aufgelösten KK Sievershausen in den KK Peine umgegliedert.4
Patronat
Die Besitzer des Edelhofs in Bolzum, die das Patronatsrecht in Eddesse ausübten, nahmen dasselbe auch für Dedenhausen in Anspruch. Allerdings wurde das Patronatsrecht der von Frenz von den Einwohner von Dedenhausen bestritten und sei nach deren Angaben der Obrist von der Wense als Gutsherrn und Gerichtsinhaber daselbst Inhaber des Patronats.5 Laut Corpus bonorum von 1734 war der Besitzer des Guts Boltzum Patron6; zuletzt wohl der Landesherr. Erloschen.
Kirchenbau
Einschiffiger Fachwerksaalbau auf niedrigem Bruchsteinsockel, fünfseitiger Chorschluss (1700/03). Der Innenraum war ursprünglich durch eine muldenförmige Schaldecke mit aufgemaltem Wolkenhimmel geschlossen, die 1902 gegen den Einspruch des Provinzialkonservators entfernt wurde. Seither gewölbte Holzdecke, deren ornamentale Bemalung von 1902 bei der letzten Sanierung (1998/2000) freigelegt wurde. Dreiseitig umlaufende Emporenanlage (um 1690, Ende 18. Jh. vergrößert).
Turm
Über dem Westgiebel befand sich früher ein verschieferter, achtseitiger Dachreiter. 1838 erhielt die Kirche einen freistehenden verbretterten Holzglockenturm mit Pagodendach nach Entwurf von Friedrich August Ludwig Hellner7, 1951 den heutigen quadratischen Westturm mit ins Achteck überführtem, schiefergedecktem Spitzhelm.
Ausstattung
Auf gemauertem Unterbau und mittelalterlicher Sandsteinmensa mit Reliquiengrube ein Retabel im sogenannten Bauernbarock (1690). Im Mittelbild Christus am Ölberg als Tafelbild, in der Predella eine kleine Abendmahlsdarstellung. In der Mitte des Sprenggiebels der Auferstandene (Christus mit der Siegesfahne). Barockes Knorpelwerk. – Kanzel mit Knorpelwerk, an der Kanzelbrüstung Schnitzfiguren der vier Evangelisten (1690, 2007 restauriert). – Achteckige Sandsteintaufe (13./14. Jhd.).
Orgel
Die erste Orgel wurde 1901/02 durch P. Furtwängler & Hammer (Hannover) erbaut; zwischen 1948 und 1952 durch die Firma Lothar Wetzel (Hannover) verändert und vom Altarraum auf die Westempore verlegt; 7 I/P, pneumatische Traktur. 1968 Neubau als Brüstungsorgel durch Friedrich Weißenborn (Braunschweig), 7½ I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2005 Instandsetzung durch Gustav Steinmann (Vlotho).
Geläut
Zwei LG, I: b’ (Gj. 2011, Firma Bachert, Karlsruhe); II: d’’ (Bronze, Gj. 1921, J. J. Radler, Hildesheim). – Früherer Bestand: Die Kirche besaß 1734 zwei Glocken im „Glockengehäuse“ (Dachreiter) auf der Kirche.8 Die ältere stammte aus dem 13. Jh., das Alter der zweiten ist unbekannt. Sie wurde wohl 1780 umgegossen. 1838 kamen beide Glocken aus dem Dachreiter in einen Turm neben der Kirche. 1917 wurden sie zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Zwei neue Bronzeglocken wurden 1921 bei der Glockengießerei Radler in Hildesheim gegossen und von diesen die größere 1942 ebenfalls abgegeben. Die nach dem Krieg beschaffte Ersatzglocke in b’ (Eisen/Gussstahl, Gj. 1950, Firma Weule, Bockenem) wurde 2011 ersetzt und auf dem Friedhof aufgestellt.
Friedhof
Auf dem Kirchhof, 1909/10 erweitert.9 In Trägerschaft der KG.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 8 Nr. 96 (CB); D 14 (EphA Sievershausen).
Literatur
A: Jürgens u. a., KD Kr. Peine, S. 22–26; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 379; Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 465; Kirchen KK Peine, S. 10 f.; Pape, Orgeln Kr. Peine, S. 7 und N 1.
B: Dieter Wittenberg: Zwei Dörfer am See. Eddesse und Dedenhausen, [Edemissen 1974].
Website der Kirchengemeinde (30.10.2024)