Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Göttingen-Münden (Amtsbereich Münden)| Patrozinium: Petrus | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Der Ort Atzenhausen wird 1266 in Verbindung mit dem Personennamen Hedenricus de Azenhusen erstmals genannt.1 Ein Vorwerk und der halbe Zehnt waren im 15. Jh. gemeinsames Lehen derer von Boventen und Jüne, die sie an die von Berlevessen weiterverlehnten.2 Oberlehnsherren waren die von Everstein, ab 1408 die Welfen, die nach Abschluss der Territorialisierung der Herrschaft auch die Landeshoheit innehatten (Fsm. Göttingen, Amt Brackenberg, ab 1713 Mitverwaltung durch das Amt Friedland, 1825 in das Amt Friedland eingegliedert). – Seit 1973 Ortsteil von Rosdorf.

Kirche, Ansicht von Norden, 1961

Kirche, Ansicht von Norden, 1961

Wann die am Thieplatz gelegene Kirche fundiert wurde, ist unbekannt. Urkundlich ist sie seit dem frühen 14. Jh. belegt. Von den Geistlichen in Atzenhausen erscheinen 1303/08 Iohannes plebanus in Ascenhusen3, 1332 der Pfarrer Johann (möglicherweise der gleiche)4, 1340 Boetius5, 1362 der Pleban Johannes6, 1507 Ludwig Wedelbogen (Feddelbogen).7 Als dessen Nachfolger präsentierte das Kloster Mariengarten dem Offizial zu Nörten den Priester Johann Freudendall (Juni 1524).8 Die beiden letzteren waren ehemalige Klosterkaplane in Mariengarten.
Die Einführung der Reformation wurde wohl in Verbindung mit der Visitation des Klosters am 29. November 1542 durch Antonius Corvinus angeordnet, setzte sich aber erst unter Hzg. Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel durch. Der erste ev. Pfarrer ist 1588 nachweisbar. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, der schwere Verwüstungen hinterlassen hatte (im Mai 1626 durch kaiserliche Truppen unter Johann T’Serclaes von Tilly), war eine eigene Pfarrstelle für die Gemeinde nicht mehr finanzierbar. Atzenhausen wurde deshalb schon 1634 als mater combinata mit Meensen verbunden, 1646 mit Hedemünden, ab 1653 wieder mit Meensen.
1831 wurde die politische Gemeinde Mollenfelde (zur KG Hermannrode gehörig) von Kurhessen an Hannover abgetreten. Für die kirchliche Zuordnung kam nur das benachbarte Atzenhausen in Frage, welches dafür wieder von Meensen getrennt wurde. Nach der Versetzung des P. Hintze (1832) wurde das gemeinsame Pfarramt zunächst nur interimistisch verwaltet und eine Pfarrvakanzkasse eingerichtet, aus deren Erträgen in Atzenhausen ein neues Pfarrhaus errichtet wurde. 1850 wurde die Pfarrstelle wiederbesetzt.
Ab 1932 wurde Atzenhausen wieder von Meensen aus versehen, ab 1937 von Deiderode. Mit dem 1. Juli 1977 wurde die KG Atzenhausen mit der KG Obernjesa pfarramtlich verbunden9, am 1. Januar 2009 wurde die KG Atzenhausen mit Dramfeld und Obernjesa zum Ev.-luth. KGV Parochie Obernjesa10 und am 1. April 2009 wurden die KG Atzenhausen, Dramfeld, Mengershausen, Obernjesa, Rosdorf, Settmarshausen und Sieboldshausen-Volkerode zum Ev.-luth. KGV Leine-Süd zusammengeschlossen.11 Seit 2022 ist Atzenhausen Teil des KGV Friedland-Obernjesa12 und zählt seit Januar 2023 zur Region FriedO / Rosdorf im KK Göttingen-Münden.

Umfang

Früher Atzenhausen und Dahlenrode (KapG), ab 1850 auch Mollenfelde (KapG, siehe oben). Die beiden KapG wurden mit dem 1. Juli 1977 aufgehoben und die in Mollenfelde wohnenden Gemeindeglieder in die KG Deiderode umgepfarrt.13

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Nörten (Sedes Sieboldshausen14) der Erzdiözese Mainz. – 1588/89 zur neu errichteten Insp. Dransfeld, nach Verlegung des Suptur.-Sitzes ab 1636/37 Insp. Göttingen. 1796 zur Insp. Göttingen (I), 1804 wieder zu Dransfeld und von dort mit dem 1. Oktober 1905 in die Insp. (1924: KK) Göttingen III umgegliedert.15 1. April 1937 KK Göttingen-Süd.16 Ab 1. Januar 2001 KK Göttingen. Seit 1. Januar 2023 KK Göttingen-Münden.17

Patronat

Die von Atzenhausen, später das Kloster Mariengarten (angeblich seit 142618). Durch Schenkung von 1629/33 ging das Kloster Mariengarten samt seinem Zubehör in den Besitz der Universität Helmstedt über, die zunächst auch das Patronatsrecht wahrnahm. Seit 1650 wurde es durch den Landesherrn beansprucht (bis 1871).19 Das klösterliche Patronatsrecht wird zwar noch im Haus- und Erbbuch von 1677 geführt. Aufgrund der pfarramtlichen Verbindung mit Meensen war das damit verbundene Präsentationsrecht aber ohnehin bedeutungslos.

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar

Kirche, Blick zum Altar

Das mittelalterliche Kirchenschiff wurde wegen Baufälligkeit abgebrochen und 1821/22 durch einen dreiachsigen, teilweise verputzten, klassizistischen Bruchsteinsaal (1821/22) mit Eckquaderung ersetzt. Dach im Osten abgewalmte Brettergewölbe. Renovierung 1960 und 1974.

Turm

Westturm (mittelalterlicher Wehrturm) mit ins Achteck überführtem verschiefertem Aufsatz, abgeschlossen durch eine barocke Haube. Bekrönung mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz.

Ausstattung

Klassizistische Kanzelaltarwand. – Sandsteintaufe (um 1800), 1961 wiederentdeckt und wieder in der Kirche aufgestellt.

Orgel

1893 Neubau durch Carl Heyder (Mühlhausen), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1984 Restaurierung durch Albrecht Frerichs (Göttingen). Denkmalorgel.

Geläut

Eine LG h’ (Bronze, Gj. 1865, Friedrich Dreyer, Linden/Hannover).

Weitere Kapelle in Dahlenrode.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1588–1594 Hermann Gericke. – 1594–1597/8 Bernhard Kellius. – 1598–1607 Johannes Götze. – 1607–1608 Simon Cagenus. – 1608–1614 Georg Arnold. – 1614–1627 Eberhard Feyerabend. – 1850–1861 Philipp Ludwig Christoph Wilhelm Meyer. – 1861–1877 Albert Heinrich Soltmann. – 1878–1880 Ernst Karl August Clemens Bordemann. – 1881–1887 August Hermann Alfred Hörmann. – 1888–1890 Johann Heinrich Julius Stoffregen. – 1890–1899 Karl Friedrich Leonhard Adolf Adam Arnold Richard Peix. – 1900–1908 Wilhelm Christian Daniel Ehlerding. – 1908–1913 Hermann Adolf Felix Fricke. – 1913–921 Wilhelm Bernhard Ludwig Johannes van Rees. – 1921–1932 Heinrich August Walter Mügge.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 36–37

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 375–382 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 330–338 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 80Digitalisat, 81Digitalisat, 82Digitalisat, 83Digitalisat, 84Digitalisat (Visitationen).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1594 (Lücken: 1636–1667, 1669–1691, 1693–1709, 1712, 1714–1762)
Trauungen: ab 1763
Begräbnisse: ab 1598 (Lücken: 1627–1762
Kommunikanten: ab 1598 (Lücken: 1599–1607, 1610–1818, 1828, 1829, 1856–1875)
Konfirmationen: ab 1595 (Lücken: 1596–1600, 1602–1608, 1610–1611, 1613–1762, 1777–1819, 1859–1875)

Eintragungen in den Kirchenbüchern von Meensen: Taufen, Trauungen, Begräbnisse 1717–1762, Kommunikanten: 1766–1841, 1767, 1768,1770–1782, 1784–1786,1791, 1792,1797–1818, Konfirmanden: 1718–1763.

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 60 f., Nr. 14; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 144.
B: Heinrich August Reuter: Die neugegründete Pfarre zu Atzenhausen, Inspection Dransfeld, in: Vierteljährliche Nachrichten 1851, S. 152–165.


Fußnoten

  1. UB Mariengarten Nr. 16. Vgl. auch Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen des Lkr. Göttingen, S. 32.
  2. Dolle, Herren von Boventen, S. 404.
  3. UB Mariengarten, Nr. 88, 103–105.
  4. UB Mariengarten, Nr. 177 f.
  5. UB Mariengarten, Nr. 188.
  6. UB Mariengarten, Nr. 229.
  7. UB Mariengarten, Nr. 343.
  8. UB Mariengarten, Nr. 367.
  9. KABl. 1977, S. 109.
  10. KABl. 2009, S. 43.
  11. KABl. 2009, S. 155.
  12. KABl. 2022, S. 57.
  13. KABl. 1977, S. 109 f.
  14. Kayser, Registrum II, S. 279.
  15. KABl. 1905, S. 49.
  16. KABl. 1937, S. 135.
  17. KABl. 2022, S. 189 ff.
  18. Boetticher, Kloster und Grundherrschaft, S. 14.
  19. Brauch, Klöster, passim.