Frühere Gemeinde | Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Rhauderfehn | Patrozinium: – | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Südwestansicht

Kirche, Blick von Südwesten, 2017, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Für den Ort im Jümminger Hammrich (seit 1973 Ortsteil der Gemeinde Detern; früher zum Amt Stickhausen) ist die Existenz einer mittelalterlichen Kirche bislang nicht gesichert. Die Bewohner des Gemeindegebiets hielten sich zur KG Leer. Anders als in in Alt-Filsum oder Alt-Potshausen scheint die Orstlage unverändert und eine ältere, infolge zunehmender Bodenvernässung aufgegebene Kirchstätte scheint nicht zu existieren.1 Der erste Nachweis einer Parochie findet sich um 1475 im münsterischen Pfarreiregister.2 1523 wird mit her Wyppo, Pastor in den Wolde, der erste Geistliche genannt. Die Reformation wurde anscheinend zwischen 1528 und 1584 eingeführt, als ein Antonius Pastor in Amdorf war. Über die konfessionelle Ausprägung des kirchlichen Lebens zu dieser Zeit ist nichts bekannt. P. Jusquinus Dorche (amt. etwa 1584–1593) unterzeichnete zwar die ref. Leeraner Coetusordnung, die Gf. Johann II. im September 1583 erlassen hatte. Aber nach dem Tod des ref. Gf. Johann im Jahr 1591, fiel sein Herrschaftsgebiet an seinen luth. Bruder Gf. Edzard II. und die Dörfer des Amtes Stickhausen blieben oder wurden luth.3 An Stelle des einsturzgefährdeten Vorgängerbaus ließen Harmen Uhlrichs und Egge Ehrhards 1769 ein neues Kirchenschiff errichten (Anbau des Glockenturms erst 1870).
1926 wurden die Vakanzstellen Amdorf und Neuburg zusammengefasst und mit dem 1. Januar 1975 beide Gemeinden zur KG Amdorf-Neuburg vereinigt.4 Das Pfarrhaus in Amdorf wurde 2001 verkauft, das 1910/11 errichtete Küsterhaus zu Gemeinderäumen umgestaltet.

Umfang

Die Dörfer Amdorf, Wiltshausen und Wolde; die Landgüter Bonhausen und Tammingaburg, die Kolonie Buddenberg und die Höfe Stindtryk.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Friesland (Propstei Leer) der Diözese Münster. – Amdorf unterstand von 1631 bis 1643 dem Coetus Aurich und nach dessen Aufhebung ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium in Aurich. Nach der Insp.-Ordnung von 1766 kam es zur Insp. des Amts Stickhausen bzw. zur 6. luth. Insp. in Ostfriesland, später 5. luth. Insp. in Ostfriesland, ab 1924 KK Potshausen (1. September 1974 umbenannt in KK Rhauderfehn).5

Patronat

Genossenschaftspatronat der Gemeinde (Interessentenwahlrecht).

Kirchenbau
Kirche, Südansicht

Kirche, Blick von Süden, 2017, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Vierachsige Backsteinsaalkirche auf rechteckigem Grundriss unter schiefergedecktem Satteldach (1769). Rundbogenfenster. Innenraum durch eine flachgewölbte Tonnendecke geschlossen. 1974 renoviert.

Turm

Westturm mit achtseitigem verschiefertem Spitzhelm (1870). Wetterschwan als Bekrönung.6

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Juni 1959

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Juni 1959

Ausstattung

Flügelaltar mit gemalten Szenen des NT (im Zentrum das Abendmahl, auf den Flügeln die Verkündigung und Geburt Jesu, Anbetung der Könige; unter der Abendmahlsszene die vier Evangelisten, darüber Bilder aus der Kreuzigungs- und Pfingstgeschichte), datiert 1695; gestiftet durch Oltmann Hayen und seine Frau Ette Ulfers. Ein neueres Altarbild (Kreuzigungsszene nach dem Johannesevangelium, 1911) hängt jetzt über dem westlichen Eingang. – Kanzel auf kanneliertem Balusterfuß (1658), am Korb Reliefs der vier Evangelisten; von Tönnies Maler (Leer). – Schlichte, pokalförmige, achteckige Sandsteintaufe mit Bemalung (erste Hälfte 17. Jh.7 oder 1850/708). – Kronleuchter (1674). – Holztafel mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Ein Ehrenmal für die Toten des Zweiten Weltkriegs befindet sich außen vor dem Ostgiebel.

Orgel

Auf der Ostempore über dem Altar, erbaut 1773 von Heinrich Wilhelm Eckmann (Quakenbrück), 8 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; Rokokoprospekt. 1821/22 Reparatur und Veränderung der Disposition durch Wilhelm Eilert Schmid (Leer). 1881 Einbau eines weiteren Registers (Subbaß 16’) durch unbekannten Orgelbauer. 1890 Instandsetzung durch Johann Diepenbrock (Norden). 1906 grundlegender Umbau und Umdisponierung durch Johann Martin Schmid (Oldenburg), 9 I/aP. 2003/04 Restaurierung durch die Firma Orgelbau in Ostfriesland GmbH & Co von Martin ter Haseborg (Südgeorgsfehn), 9 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. – Seit 1952 unter Denkmalschutz.9

Kirche, Glocke

Alte Glocke, 2017, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Geläut

Zwei LG, I: fis’ (Bronze, Gj. 1826, Ludwig Corinus, Königsberg i. Pr.; Patenglocke aus Eisenberg, Kr. Heiligenbeil)10; II: gis’ (Bronze, Gj. 1832, C. Fremy, U. van Bergen, Stiekelkamperfehn; Umguss aus einer älteren Glocke). Beide Glocken wurden 1970 aus Leer übernommen. – Früherer Bestand: Nach dem Bau des Glockenturms 1870 Umguss einer vorhandenen älteren Glocke durch Andreas van Bergen (Stiekelkamperfehn). Neuguss einer zweiten LG (Bronze, Gj. 1876, Fa. Rincker, Sinn). Beide Glocken wurden im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeliefert. Zwei LG, I: e’; II: g’; beide: Eisen, Gj. 1922, Firma Ulrich & Weule, Apolda-Bockenem; wurden 1969 stillgelegt. Eine von beiden steht heute am Haupteingang der Kirche.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1523, 1528 Wyppo … – Zwischen 1528 und 1584 Antonius … – 1584–1593 Sosinus Dorreh. – Vor 1612 Liranus. – 1612–1613 Peter Bernhardi. – 1617–1624 Johannes Crusius. – 1624–1637 Wilhelmus Vietor. – 1639–1647 Eilhard Reil (Gerhardus Reilius). – 1642–1647 (?)Theodoricus Jütting (DiricusHettingius). – 1648–1670 Laurentius Zimmermann. – 1672–1680 (?) Eberhard Scholemann. – 1680–1682 Daniel Kettwich. – 1683–1697 Christian Grünfeld. – 1697–1698 Arnold Gossel. – 1698–1712 Benjamin Kettwich. – 1712–1717 Conradus Scipio. – 1717–1726 Wolfgang Daniel Reinemann. – 1726–1770 Johann Conrad Kettwich. – 1770–1797 Christian Daniel Kettwich. – 1798–1816 Johann Christoph Betke. – 1817–1823 Ihmel Wilhelm Ihmels. – 1823–1828 Hermann Siegmund Stracke. – 1828–1837 Johann Gerhard Crino Ansmink. – 1837–1849 Jacobus Reimers. – 1850–1875 Hermann Siegmund Stracke. – 1876–1909 Carl Uve Enno Reimers. – 1910–1913 Ibo Hinrich Kortmann. – 1913–1937 Albert Meyer.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 24, ebd. III, S. 8

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 8 Nr. 10aDigitalisat (CB); A 12 d Nr. 406Digitalisat(GSuptur. Aurich).

Quelle

Mitteilung Hermann Aeikens (Vorsitzender des KV) vom 22. Januar 2016.

Kirchenbücher

Taufen: ab 1718
Trauungen: ab 1649 (Lücken: 1664–1717)
Begräbnisse: ab 1649 (Lücken: 1661–1717)
Kommunikanten: ab 1648 (Lücken: 1729, 1730, 1768, 1769; unvollständig: 1648–1727)
Konfirmationen: ab 1718 (Lücken: 1768, 1769)

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 130; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 55 f.; Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 26 f.; Müller-Jürgens, Vasa sacra, S. 367.
B: Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche und der Orgel zu Amdorf sowie der Einweihung der neuen Gemeinderäume, hrsg. von der Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Amdorf-Neuburg, [Amdorf-Neuburg] 2004; Menno Smid: Aus der Geschichte der Kirche in der politischen Gemeinde Detern, in: Hajo van Lengen (Hg.): Im Spiegel der Jahrhunderte. Detern. Stickhausen. Neuburg. Amdorf, [um 1976], S. 21–44.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Smid, S. 23. Anders: Müller-Jürgens, Vasa sacra, S. 37.
  2. Ostfriesisches UB II, Nr. 961.
  3. Smid, S. 26 f.; Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 341 f. und 445. Nach Smid ist davon auszugehen, dass die Gemeinde schon im 16. Jh. eher luth. geprägt war, da das „Eigenrecht der Gemeinden“ einerseits und der „Mangel an politischer Macht und Durchsetzungsvermögen“ andererseits eine Konfessionsänderung unter Gf. Edzard II. eher unwahrscheinlich macht (Smid, S. 28).
  4. KABl. 1975, S. 8.
  5. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 411 und 684; KABl. 1974, S. 253.
  6. Lübben, Wetterschwäne, S. 26.
  7. Mathies, Taufbecken, S. 113.
  8. Festschrift, S. 21.
  9. KABl. 1952, S. 159; LkAH, B 1 A, Nr. 4587 (Verzeichnis der Denkmalsorgeln der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, Stand 01.10.1958).
  10. Poettgen, Glockengießer, S. 10; Hardege, Ostdeutsche Glocken.