Sprengel Hannover, KK Neustadt-Wunstorf | Patrozinium: Johannes | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Das Wunstorfer Stadtgebiet südlich der Bahnlinie Hannover–Minden entstand größtenteils in der zweiten Hälfte des 20. Jh.1 Schon 1957 sah die KG Wunstorf die Notwendigkeit, in diesem Stadtteil, dem Barneviertel, eine eigene Kirche zu errichten.2 1965 veranstaltete sie einen Architektenwettbewerb für ein Ensemble aus Kirche, Glockenturm, Gemeindehaus, Pfarrhaus und Kindergarten. Die Planungen änderten sich in den folgenden Jahren; 1975 schließlich konnte das Gemeindezentrums St. Johannes – ein moderner Betonbau mit Flachdach – eingeweiht werden. Gut zwei Jahre später, zum 1. Juli 1977, gründete sich die „Ev.-luth. St.-Johannes-Kirchengemeinde“; sie erhielt vorerst kein eigenes Pfarramt, sondern blieb pfarramtlich mit der Stiftskirchengemeinde verbunden.3 Die Inhaber der zweiten und der vierten Pfarrstelle, P. Harald Brandes (amt. 1975–1993) und P. Joachim Breithaupt (amt, 1975–1980) übernahmen die Betreuung der neuen Gemeinde. Schon 1976 eröffnete neben dem Gemeindezentrum der ev. Kindergarten St. Johannes; er befindet sich seit 2011 in Trägerschaft des KK Neustadt-Wunstorf. 1979 richtete die St.-Johannes-KG eine Gemeindebücherei ein. In Trägerschaft des 1979 gegründeten kirchennahen Vereins „Altenzentrum Wunstorf e. V.“ entstand 1983 gleichfalls in unmittelbarer Nachbarschaft des Gemeindezentrums das ev. Altenpflegeheim „Haus Johannes“. 1993 kam das „Haus am Bürgerpark“ hinzu; beide Einrichtungen gehören mittlerweile zur Diakonischen Altenhilfe Leine-Mittelweser.
Nach der ersten Visitation der St.-Johannes-KG zeigte sich LSup. Otto Schnübbe (Sprengel Hannover) erfreut: Hier sei ein „rührige Gemeinde entstanden mit zahlreichen Aktivitäten“, hier fühlten sich „nicht nur die Jungen, sondern auch die Alten zuhause“.4 Der Sup. des KK Wunstorf, Friedhelm Gerhard, notierte in seinem Visitationsbericht, die „große Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter, die eigenverantwortlich und teilweise selbständig arbeiten“ sei ein besonderes Merkmal der Gemeinde. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen den Landeskirchen Hannovers und Sachsens unterhielt die St.-Johannes-KG Kontakte zu den pfarramtlich verbundenen Kirchgemeinden Altenhain, Ammelshain und Seelingstädt bei Grimma.5
Im Jahr 1987 löste das Landeskirchenamt die pfarramtliche Verbindung und die St.-Johannes-KG übernahm zwei Pfarrstellen ihrer Muttergemeinde.6 Seit 1999 besitzt die Johannesgemeinde nur noch eine Pfarrstelle.7 Im Jahr 2000 startete die Gemeinde das Projekt „Kurze Wege“, ein sozial-diakonisches Projekt für offene Kinder- und Jugendarbeit; es ging 2011 über in die Trägerschaft des KK Neustadt-Wunstorf.8
Im Jahr 2012 entwidmete die Johannesgemeinde ihr Gemeindezentrum, und ließ es abreißen; zuvor war ein Sanierungsversuch in Regie des Vereins Altenzentrum gescheitert. An gleicher Stelle entstand 2014/15 das „Diakonisch-kirchliche Zentrum St. Johannes“, das neben der St.-Johannes-KG auch einen Tagestreff für Wohnungslose, die Diakonie- und Sozialstation Wunstorf sowie Beratungsstellen des Diakonieverbandes Hannover-Land beherbergt. Ziel des Gemeinschaftsprojekts ist es, Hilfe und Beratung für „benachteiligte und bedürftige Menschen in den Stadtteilen Wunstorf-Süd und Wunstorf-Südost und darüber hinaus“ effektiv zu gestalten.9
Gemeinsam mit elf weiteren Gemeinden des KK Neustadt-Wunstorf errichtete die St.-Johannes-KG 2008 die Stiftung „Zukunft mit Kirche“. Sie soll Jugendarbeit, Kirchenmusik und Diakonie in den zwölf Gemeinden unterstützen (St. Johannes, Corvinus, Stift, Bokeloh, Dedensen, Gümmer, Idensen, Kolenfeld, Luthe, Mesmerode, Munzel-Landringhausen und Schloß Ricklingen). Zum 1. Juni 2019 gründete die St.-Johannesgemeinde zusammen mit der KG Bokeloh und den beiden Wunstorfer Stadtgemeinden Stift und Corvinus den „Ev.-luth. Kirchengemeindeverband Bokeloh und Wunstorf“. Die vier Gemeinden, die schon seit 2008 den gemeinsamen Gemeindebrief „Regenbogen“ herausgeben, formalisierten damit ihre inhaltliche und personelle Zusammenarbeit.10

Pfarrstellen

I: 1987 (übernommen von Stiftskirchengemeinde). 1994 umgewandelt in halbe Stelle, 1999 aufgehoben. Neu aus II.11 – II: 1987–1999 (übernommen von Stiftskirchengemeinde, umgewandelt in I).12

Umfang

Das Stadtgebiet Wunstorf südlich der Bahnlinie Hannover–Minden.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1977 zum KK Wunstorf; seit 2001 KK Neustadt-Wunstorf.13

Kirchenbau

Diakonisch-kirchliches Zentrum St. Johannes, erbaut 2015 (Architekt: Klaus Haake). Schlichter, mehrteiliger Bau mit Pultdächern.

Vorgängerbau

Gemeindezentrum St. Johannes, mehrteiliger Betonbau mit Flachdächern, erbaut 1973–75, entwidmet 2012 (Architekten: Storch und Ehlers, Hannover). Kirchsaal im Osten, Kreuz an nordöstlicher Außenwand (etwa seit 1982/83). Im Innern Kirchsaal mit flacher Decke.

Ausstattung

Schlichter Altartisch. – Wandfiguren gekreuzigter Christus (ohne Kreuz) und Johannes (übernommen aus Vorgängerbau). – Metalltaufe, am Beckenrand biblische Szenen.

Friedhof

Kirchlicher Friedhof im Norden Wunstorfs, in Trägerschaft der Stiftskirchengemeinde.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 09 rep Nr. 2335 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8196 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Gemeindebuch KK Wunstorf, S. 7–13; Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf, S. 31.
B: Klaus Fesche: Geschichte Wunstorfs. Die Stadt, der Flecken und die Dörfer, Springe 2010; Armin Mandel: Das Wunstorf Buch. Aus der Geschichte einer Stadt und ihrer Landschaft (= Wunstorfer Geschichte 13), Hannover 1990.


Fußnoten

  1. Kartografische Übersicht zur Stadtentwicklung bei Mandel, S. 405. Zur Entstehung des Stadtteils Barne vgl. Fesche, S. 263 f.
  2. Gemeindebuch KK Wunstorf, S. 12.
  3. KABl. 1977, S. 108.
  4. LkAH, L 5d, unverz., Wunstorf, St. Johannes, Visitation 1980.
  5. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  6. KABl. 1987, S. 2.
  7. KABl. 1999, S. 91.
  8. Vgl. http://www.projekt-kurze-wege.de , 19.03.2021.
  9. Vgl. Projektbeschreibung: https://www.projektnetzwerk-niedersachsen.de/projekte/zentrum-st-johannes.html , 19.03.2021.
  10. KABl. 2019, S. 54 ff. Schon 2008/09 hatten die vier Gemeinden über eine mögliche Fusion verhandelt.
  11. KABl. 1987, S. 2; KABl. 1994, S. 70; KABl. 1999, S. 91.
  12. KABl. 1987, S. 2; KABl. 1999, S. 91.
  13. KABl. 2001, S. 140 f.