Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Maria1 | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Mit Thidericus Clawe de Woldershusen ist Wollershausen erstmals im Jahr 1241 als Personenname belegt.2 Der Ort ist urkundlich 1286 als Wolderßhusen genannt.3 Dorf und Gut waren vermutlich zunächst im Besitz der örtlichen Adelsfamilie von Wollershausen (ausgestorben vermutlich kurz nach 1391) und kamen wohl Ende des 14. Jh. an die Familie von Minnigerode (bis 1932).4 Wollershausen lag im Gebiet des welfischen Teilfsm. Grubenhagen, das 1291 aus der Dreiteilung des Fsm. Braunschweig hervorgegangen war.5 1575 ist Wollershausen erstmals unter den Dörfern des Amtes Herzberg des Fsm. Grubenhagen aufgezählt.6 Nach Aussterben der Grubenhagener Linie der Welfen fiel das Territorium 1596 an das Fsm. Braunschweig, 1617 an das Fsm. Lüneburg und 1665 an das Fsm. Calenberg-Göttingen (1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). Die älteste Ortsansicht Wollershausens stammt aus der Mitte des 17. Jh. (Merian-Stich).7 In französischer Zeit zählte Wollershausen von 1807 bis 1813/14 zum Kanton Gieboldehausen im Distrikt Duderstadt des Harzdepartements im Kgr. Westphalen. Danach gehörte Wollershausen, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Herzberg. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Wollershausen 1866 an das Kgr. Preußen und kam bei Einführung der Kreisverfassung 1885 zum Kr. Osterode am Harz (1939: Lkr.), 1973 dann zum Lkr. Göttingen. Seit 1973 gehört Wollershausen zur Samtgemeinde Gieboldehausen. Um 1810 lebten rund 270 Menschen in Wollershausen, 1950 etwa 640 und 2020 gut 480 (mit Elbingen).
Zur vorref. Kirchengeschichte Wollershausens ist kaum etwas bekannt. Im Jahr 1387 soll Hermannus de Woldershausen das Jus Patronatus cum capella B. Virg. in Woldershusen (Patronatsrecht und Marienkapelle Wollershausen) dem Kloster Pöhlde übertragen haben, wie Johann Georg Leuckfeld in seinen 1707 veröffentlichten Antiquitates Poeldensis angibt.8 Namen vorref. Geistlicher sind nicht überliefert; möglicherweise versahen Mönche des Klosters Pöhlde den Messdienst in Wollershausen.9

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1953

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1953

Auch über den Wechsel der Gemeinde Wollershausen zur luth. Lehre sind keine Einzelheiten bekannt. Der Grubenhagener Fs. und Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg Philipp I. (amt. 1486/94–1551) war 1526 dem ev. Torgauer Bund beigetreten.10 Seit der Säkularisierung der Klöster in den 1530er Jahren lassen sich dann konkrete Schritte zur Einführung der Reformation im Fsm. Grubenhagen erkennen. Eine erste KO erließ Philipp I. schließlich 1538. Die 1544 verabschiedete Neufassung orientierte sich an der Wolfenbütteler KO von 1543. Ihre Einführung war begleitet von der ersten Generalvisitation der Gemeinden des Fürstentums, mit der Hzg. Philipp I. die beiden Pastoren Andreas Domeyer (amt. 1537–1557) von der Aegidienkirche Osterode und Ernst Burmester (amt. 1543–1554) aus Einbeck betraut hatte. Die Wollershausener Patronatsfamilie von Minnigerode nahm möglicherweise in den 1530er Jahren die protestantische Lehre an.11
Der erste namentlich bekannte ev. Prediger in Wollershausen war P. Heinrich Hovel (amt. um 1560–1580), der zuvor an der Aegidienkirche in Osterode gewesen war, sein Amt dort aber hatte aufgeben müssen, da die Gemeinde „seine hochdeutsche Sprache nicht verstand“.12 In den Akten zur Visitation 1579/80 finden sich keine Angaben zu Wollershausen, da P. Hovel „sich dieser inspection bißher enthalten und bei mir nicht kund gegeben hat“, wie der Visitator vermerkte.13 Den Akten ist zudem zu entnehmen, dass das zum Kirchspiel Wollershausen gehörende Dorf Lütgenhausen Mitte des 16. Jh. zeitweise vom Pastor der Gemeinde Pöhlde versorgt worden war. Drei Jahrzehnte später, im Jahr 1610, heißt es dann: „Sind visitationes und rechnung von denen von Münnigeroda nicht alleine zugelassen, sondern werden auch mechtig befodert, ist nichts sonderliches von mangel befunden“.14
Etwa zu dieser Zeit begann der Neubau der Kirche in Wollershausen: Um 1611 ließ Patron Johannes von Minnigerode den Bau des neuen Chores beginnen, Schiff und Turm wurden 1675/76 unter seinem Enkel Georg Friedrich vollendet. Auf dem Merian-Stich, gedruckt 1654, ist ein Kirchengebäude mit Satteldach und Dachreiter zu erkennen. Eine Schule in Wollershausen lässt sich erstmals 1636 mit der Einführung des „Neven Schulmeisters“ belegen.15 Schon im Protokoll der Visitation von 1617 heißt es allerdings: „Im catechismo sind die kinder woll bestanden.“16
Als der ev. Anteil an der Bevölkerung des bislang weit überwiegend kath. Eichsfelds in der zweiten Hälfte des 19. Jh. wuchs, vergrößerte sich auch das Einzugsgebiet der KG Wollershausen: 1858 kamen die ev. Einwohner von Bernshausen, Bilshausen, Germershausen, Gieboldehausen, Rhumspringe, Rollshausen, Rüdershausen und Wollbrandshausen, seit 1861 zusammengefasst in der KapG Gieboldehausen.17 Die KapG besaß jedoch von Anfang an einen eigenen Geistlichen. 1877 erhielt Gieboldehausen den Status einer KG und schied – bis auf Rhumspringe und Rüdershausen – aus dem Kirchspiel Wollershausen aus.
Von 1883 bis 1889 war die Pfarrstelle von Wollershausen vakant und der Pastor von Gieboldehausen versorgte die Gemeinde mit. Der vorerst letzte eigene Pastor der KG Wollershausen war P. August Eduard Theodor Pollitz (amt. 1909–1922). Ab 1922 wurde Wollershausen von Gieboldehausen aus versehen; der dortige P. Georg Christian Wilhelm Glade (amt. 1903–1919) hatte P. Pollitz schon während des Ersten Weltkriegs vertreten. Mit der Umpfarrung der Domäne Elbingen nach Gieboldehausen verkleinerte sich 1936 das Gebiet der KG Wollershausen.18

Kirche, Blick zum Altar, um 1953

Kirche, Blick zum Altar, um 1953

Während der NS-Zeit versah der Gieboldehäuser P. Ewald Flemming (amt. 1927–1958) das Pfarramt Wollershausen. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab er rückblickend an, er sei im Mai 1933 der NSDAP beigetreten, habe kirchenpolitisch bis Anfang 1935 den DC angehört und sei 1938 der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft beigetreten.19 Im Bericht zur Visitation 1939 schrieb der Herzberger Sup. Friedrich Spanuth (amt. 1937–1953), P. Flemmings „Vorträge im Kirchenkreise im Zusammenhang mit dem Kirchenkampf und zur Abwehr des Einbruchs Deutscher Christen haben ihm zwar ein durch die Amnestie niedergeschlagenes Verfahren eingebracht, haben aber unseren Gemeinden einen guten Dienst geleistet“.20 Bei der Neuwahl des KV in Wollershausen bestätigte die Gemeinde im Sommer 1933 den bisherigen KV. Zusammenfassend hielt P. Flemming fest: „Kirchenkampf und Krieg haben sich leider für die vakante Kirchengemeinde, in der unkirchliche Lehrer angestellt waren, für das kirchliche Leben recht ungünstig ausgewirkt.“21
Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs vergrößerte sich die Gemeinde Wollershausen von 570 Gemeindegliedern im Jahr 1939 auf fast 1.200 im Jahr 1948 (Wollershausen: von 310 auf 519, Lütgenhausen: von 215 auf 265, Rhumspringe und Rüdershausen: von 45 auf 414).22 Sup. Friedrich Spanuth beurteilte die Ostvertriebenen als das durchschnittlich „kirchlich regere Element“.23 Mit dem Ostgeistlichen P. Fritz Wäder (amt. 1946–1959) erhielt Wollershausen wieder einen eigenen Pastor; den Vorsitz im KV behielt jedoch der Gieboldehäuser P. Flemming (P. Wäder war zunächst beauftragter Pastor, die Pfarrstelle Wollershausen übernahm er 1955).24 Neben den sonntäglichen Gottesdiensten in Wollershausen hielt P. Wäder jeweils alle zwei Wochen einen ev. Gottesdienst in den kath. Kirchen der „Diasporadörfer“ Rhumspringe und Rüdershausen.
Nach der Pensionierung von P. Wäder kam es zu einer Umstrukturierung der KG Wollershausen: Rüdershausen und Rhumspringe wechselten zum 1. April 1960 zur KG Hilkerode, die Pfarrstelle Wollershausen wurde aufgehoben und die Gemeinde pfarramtlich mit Gieboldehausen verbunden.25 Das ehemalige Pfarrhaus ließ die Gemeinde Anfang der 1980er Jahre zum „Haus der Begegnung“ umbauen. 1986 gründete sich der Kirchenchor Gieboldehausen-Wollershausen; Ebenfalls in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre begann die Pfadfinderarbeit in den beiden Gemeinden.26 1988 zählte die Gemeinde Wollershausen gut 490 Gemeindeglieder.
Seit 2005 unterstützt die gemeinnützige Johanna-Zielke-Stiftung die kirchliche Gemeindearbeit in Gieboldehausen und Wollershausen.27 Die beiden Gemeinden gehören zur Region Eichsfeld im KK Harzer Land. Seit Januar 2024 sind beide Gemeinden Teil der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Eichsfeld“.28

Umfang

Wollershausen und Lütgenhausen. Von 1861 bis 1960 auch Rüdershausen und Rhumspringe, bis 1874 als Teil der KapG Gieboldehausen, 1960 umgepfarrt in die KG Hilkerode.29 Bis 1936 auch die Domäne Elbingen, dann umgepfarrt in die KG Gieboldehausen.30 1861 bis 1877 auch die neue KapG Gieboldehausen mit Bernshausen, Bilshausen, Germershausen, Rollshausen und Wollbrandshausen, dann eigenständige KG Gieboldehausen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Nörten (sedes Berka) der Diözese Mainz.31 – Nach der Reformation Suptur. bzw. GSuptur. des Fsm. Grubenhagen. 1708 zur Insp. Osterode. 1795 zur neuen Insp. Katlenburg 1805 zur Insp. Herzberg (1924: KK). Seit 1. Januar 2013 KK Harzer Land.32

Patronat

Ritter Hermann von Wollershausen schenkte 1387 das Patronat dem Kloster Pöhlde.33 Wohl seit dem späten 14. Jh. Familie von Minnigerode in Wollershausen (belegt 1427)34, letzter Patron aus dieser Familie war Ludwig Freiherr von Minnigerode. Ab 1932 Rudolf Natz (Eisenach) als Besitzer des Restguts Wollershausen.35 Im Visitationsbericht 1939 schrieb P. Ewald Flemming (amt. 1927–1958): „Mit dem Käufer des Restgutes Wollersh[ausen] musste die Kirchengemeinde in den Jahren 1935 u[nd] [19]36 vor den Gerichten in Herzberg und Göttingen 2 schwierige Prozesse wegen des von ihr bestrittenen Fortbestehens des Patronats führen. Beide Prozesse gingen für die Gemeinde verloren. Dem Besitzer des Restgutes wurde das lastenfreie Patronat zugesprochen. Leider ist die Familie des jetzigen Patrons, des Oelmühlenbesitzers Natz in Eisenach, ebenso unkirchlich wie die des früheren Patrons.“36 Patronat zwischen 1939 und 1942 erloschen.

Kirchenbau

Verputzter Bruchsteinbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor und Fachwerkanbau im Osten (Sakristei), Schiff erbaut 1675/76, Chor 1611. Satteldach, nach Osten abgewalmt. Rundbogige Sprossenfenster an Schiff und Chor. Nach Norden rundbogiges Portal; nach Süden rundbogiges Portal mit Bauinschrift 1675, darüber verwitterter Inschriftenstein: „Zu Gottes Ehre und aus gn[ädiger] Gesinnung ist dieser Bau angefangen von Hans von Minnigerode, alte Drost Amts Rotenkirchen, hernachmals fortgeführt durch seinen Sohn Georg Friedrich, kaiserl[icher] Obristleutenant und Regim[ents] Komm[andant], in Sorgfalt zum Preis Gottes und ehrn[den] Gedächten der Sehligen neu vollführt von dem Schwiegersohn Herren Philipp Friedrich von Görtz, Ritterhauptmann Domherrn und Vicedom[inus] des Hohen Stifts zu Halberstadt“. Im Innern Empore an Süd-, West- und Nordseite, hölzerne Kassettendecke, über der Orgel erhöht, im Chor mit Malereien verziert (um 1611/14, in der Mitte hebräischer Gottesname יהוה, musizierende Engel, Brustbilder von Königen und Propheten des AT: David, Elia, Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Hosea, Joel, Jona, Amos und Zacharias, die übrigen Kassetten ornamental ausgemalt). Ab 1611 ließen Johannes von Minnigerode und seine Frau Dorothea von Hanstein die Kirche um einen Chor erweitern. 1675/76 Neubau des Kirchenschiffs. 1764 Sakristeianbau. 1929/30 Innenrenovierung. 1966 Renovierung. 1987/88 grundlegende Renovierung.

Grablege

Erbbegräbnis der Familie von Minnigerode zunächst unter dem Chor, später Gruft unter dem Turm, letzte Beisetzung 1803. Gruft 1966 geräumt, die 17 vorhandenen Särge wurden auf den Friedhof umgebettet.

Kirche, Ansicht von Nordwesten, um 1953

Kirche, Ansicht von Nordwesten, um 1953

Turm

Risalitartiger Westturm, Unterbau aus verputztem Bruchsteinmauerwerk, oberer Teil Fachwerk mit Schieferbehang. Vierseitiges Glockengeschoss mit achtseitigem Aufsatz, geschwungene Haube mit offener Laterne, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn; am Aufsatz Uhrziffernblatt nach Westen. Rechteckige Schallfenster nach Westen und Süden, unterhalb des Glockengeschosses zwei Rundbogenfenster nach Westen. 1899 Turmuhr, gestiftet von Familie Sprengel.

Vorgängerbau

Kirchengebäude mit Satteldach und Dachreiter, zu sehen auf dem Merian- Stich aus der Mitte des 17. Jh.

Ausstattung

Schlichter Steinaltar (1962) mit Schnitzretabel (1614), im Hauptfeld Anbetung der heiligen drei Könige, in den Seitenfeldern je vier Apostelfiguren, angeordnet in zwei Reihen, in der Predella Inschrift: „Gott dem almechtigen zu Lob, dieser christlichen Kirchen, und dem Minnigerodischen Stam zu Ehren, hat die Edle und vieltugentsame Fruwe Dorothea von Minnigeroda, geborne von Hanstein Wittibe, diese Taffel, neben dem nevw erbauwten Chor uff ihren Costen vorferttigen, und im dritte Ihare nach ihre vielgelipten Ivnckern, Iohann von Minnigeroda C. absterben uffrichten und vollenden lassen Anno 1614“; 2001 restauriert. – Keramikkreuz (um 1994, Töpfer Häusele, Bad Lauterberg), an Ostwand oberhalb des Altarretabels. – Kanzel (1619), Mosesfigur als Kanzelträger, polygonaler, reich verzierter Kanzelkorb mit Ecksäulchen und fünf Schnitzfiguren: Christus als Weltenherrscher und die vier Evangelisten, Inschrift an der Brüstung: „Einen andern Grund kan zwar nimand legen avsser dem, der gelegt ist, welcher ist Ihesus Christus“; Inschrift an einer Innenseite „Hans Zimmermann von Lichtenfels bürdig in Westenfeld bei Romhild gemacht 1619“37; Kanzel war seit 1846 oberhalb des Altars angebracht, 1930 separat aufgestellt; 2001 restauriert. – Taufengel (1730 erstmals erwähnt38), in den Händen muschelförmige Taufschale und Inschriftentafel: „Lasset die Kindlein zu mir kommen“; Taufengel noch heute in Benutzung; 2001 restauriert. – Grabplatte für Johannes von Minnigerode († 1611), dunkler Marmor, eingelassen in die Turmwand. – Grabplatte für Jost von Minnigerode († 1637), Sandstein, eingelassen in die Turmwand. – Renaissanceepitaph für Johannes von Minnigerode († 1611) und seine Ehefrau Dorothea von Hanstein († 1616), dunkler Marmor, Alabasterfiguren (u. a. Johannes und Dorothea von Minnigerode und ihre drei Kinder Brigitte, Jost und Hans) und Relieftafel aus Alabaster (Auferstehungsszene); zugehörige Inschriftentafeln 2009 in Gieboldehausen entdeckt.39 – Hölzernes Epitaph für Georg Friedrich von Minnigerode (um 1677), Brustbild des verstorbenen und Inschrift: „Zum Gedächtnis Georg Friedrichs von Minnigerode Obristlieutnant u. Reg. Kommendant Erbherr von Saltzderhelden, Gieboldhausen, Bockelhagen, Zwinge und Woldershausen. geboren zu Woldershausen den 29. October Ao 1650 gestorben zu Cöln a.Rh. den 3. Dezember 1677“. – Epitaph für Hans V. von Minnigerode (18. Jh.), Kreuzigungsbild, Inschrift: „Zu Gottes Ehre und zum Gedächtnis des tapferen u. frommen Ritters Hans V von Minnigerode welcher das Haus Lauterberg anno 1397 eroberte, wofür er vom Hertzog Friedrich von Grubenhagen Wollershausen mit Gericht und allen Gerechtigkeiten als Lehen bekam. Er verkaufte Dorf und Sitz Minnigerode an Duderstadt und erwarb 1410 den Adelssitz Gieboldehausen, woselbst er anno 1411 starb. Er hinterließ seine 2. Frau Eva von Bila, 3 Söhne, 7 Töchter und 3 Schwiegertöchter“. – Außen, eingelassen in die Südwand: Bronzeepitaph (nach 1756), Inschrift: „Hier verweset zu seiner kuenftigen Verklaerung das sterbliche Gebein des zur Ewigkeit vollendeten Knechte Gottes Herrn Ioh. Andreas Jacobi, er war hier zu Wollersh. gebohren den 16/27 November 1680. Am vierten Sonntagenach Ostern 1709 wurde ihm die Gemeine anvertrauet um sie Iesu zu zu füehren. Er gieng ihr mit Lehre und einem erbaulichem Wandel vor und Gott seegnete sein Amt und seine Gemeine. Den 27. Iun 1709 vermaehlte er sich mit Iungfer Ioh. Iuliane Bauern aus Klein Ballhausen in Thueringen und zeugete in vergnuegter Ehe vier Kinder. Nach ruehmlichst vollendem Laufe rief Iesus seine Seele zur Ruhe seines Volkes. Diese gieng zur Freude ihres Herrn ein den 18. April 1756. Lebe wohl verewigter Freund! Wir wollen folgen.“

Orgel

1851 Orgelneubau, ausgeführt von Johann Andreas Engelhardt (Herzberg), 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Zinnerne Prospektpfeifen im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. 1930 Orgelreparatur (neue Prospektpfeifen, eine Dispositionsänderung), Furtwängler & Hammer (Hannover). 1974 Instandsetzung, Albrecht Frerichs (Göttingen). 2000 Orgelrestaurierung, Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen). Denkmalorgel (seit 1974; Orgel weitgehend unverändert erhalten).

Geläut

Zwei LG, I: b’ (Eisenhartguss, Gj. 1925, Ulrich & Weule, Apolda & Bockenem), Inschrift: „Nach schwerer Kriegszeit […]“, Glocke gestiftet von August Sprengel, Enkel von P. Georg Wilhelm Theodor Sprengel (amt. 1820–1855); II: des’’ (Eisen, Gj. 1957, Wilhelmshütte, Bockenem), Inschrift: „Advent 1957. Freuet Euch in dem Herrn allewege. Phil. 4. V. 4“. Eine SG, as’’ (Bronze, Gj. wohl 1899, vielleicht J. F. Weule, Bockenem). Seit 2012 Spendensammlung für zwei neue Bronzeglocken (fis’ und a’). – Früherer Bestand: Eine Bronzeglocke, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, heutige LG I 1925 als Ersatz angeschafft. Eine große Bronzeglocke, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1942), heutige LG II 1957 als Ersatz angeschafft.

Weitere kirchliche Gebäude

Gemeindehaus (Bj. 1778 als Pfarrhaus, Anfang der 1980er Jahre umgebaut zu Gemeindehaus).

Friedhof

Ehemaliger Friedhof rund um die Kirche. Kirchlicher Friedhof am östlichen Ortsrand von Wollershausen, angelegt 1850, FKap (Bj. 1973, seit 1991 kirchliches Eigentum).40

Liste der Pastoren (bis 1940)
Kirche, Blick zum Altar, 1930

Kirche, Blick zum Altar, 1930

Um 1560–1580 Heinrich Hovel (Höfel). – 1581–1590 Andreas Rethel. – 1590–1621 Johann Wilhelmi. – 1621–1643 Johann Sinderam. – 1643–1673 Magister Andreas Müller (Möller). – 1673–1687 Johann Georg Ellissen. – 1688–1693 Johann Jakob Klingenberg. – 1694–1708 Georg Friedrich Friderici. – 1709–1756 Johann Andreas Jacobi. – 1756–1770 Johann Christoph Unverzagt. – 1770–1772 Christian Philipp Anton Basse. – 1772–1809 Andreas Heinrich Gelpke. – 1809–1820 Ludwig Friedrich Daniel Thilo. – 1820–1855 Georg Wilhelm Theodor Sprengel. – 1855–1872 Friedrich Wilhelm Hapke. – 1872–1875 Georg Wilhelm Heinrich Kandelhart. – 1876–1881 Emil Georg Christian Petri. – 1881–1883 Hermann Friedrich Wilhelm Nordmann. – 1889–1898 Ernst Heinrich Karl Dralle. – 1898–1909 Karl Johann Daniel Wilhelm Schloemer. – 1909–1922 August Eduard Theodor Pollitz.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 525–526

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 11886–11898 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 8849–8862 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2477Digitalisat, 2478Digitalisat, 2479Digitalisat, 2480Digitalisat, 2481Digitalisat, 2482Digitalisat, 2483Digitalisat (Visitationen); D 98 (EphA Herzberg); S 09 rep Nr. 1096 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7970 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1643 (Lücken: 1700)
Trauungen: ab 1644 (Lücken: 1700)
Begräbnisse: ab 1643 (Lücken: 1650–1655, 1700)
Kommunikanten: ab 1643
Konfirmationen: ab 1828 (Erstkommunikanten: 1695–1827)

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Herzberg, S. 31–34; Kirchen KK Herzberg, S. 50–51; Aye/Kronenberg, Taufbecken, Nr. 97; Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 432; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1411; Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Duderstadt, S. 324–326.

B: Festschrift zur 100-Jahr-Feier (100 Jahre Gustav-Adolf-Kirche in Gieboldehausen) [1977]; Beate Böker-Lüdtke: Chronik von Wollershausen (750-Jahrfeier 1992), Duderstadt 1992, bes. S. 68–99; Annemarie Gropengießer (Bearb.): Die Kirchenbücher von Wollershausen 1644 bis 1910. Ortsfamilienbuch von Lütgenhausen und Wollershausen (= Deutsche Ortssippenbücher Reihe B 333), Hemsbach 2005; Karl Sorge (Bearb.): Festschrift zur 600-Jahrfeier der ev.-luth. Marienkirche in Wollershausen, 1988; Sabine Wehking: Kirchengeschichte auf dem Dorf – Reformation und Gegenreformation im Amt Gieboldehausen, in: Göttinger Jahrbuch 61 (2013), S. 49–65.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Innenraum Kirche, Altar, Epitaph.

GND

6063780-8, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sankt-Marien (Wollershausen)


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 170.
  2. UB Herren von Boventen, Nr. 10. Vgl. insgesamt Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 432.
  3. UB Eichsfeld, Nr. 617.
  4. Max, Grubenhagen I, S. 486, S. 101 f. und ebd. II, S. 339; Böker-Lüdtke, S. 23 f. Das Schloss Wollershausen, erbaut 1732–35, erwarb nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Caritas und richtete hier 1947 ein Mädchenheim ein (bestand bis 2006), Böker-Lüdtke, S. 114 ff.
  5. Für einen knappen Überblick zur Geschichte des Fsm. Grubenhagen vgl. Pischke, Grubenhagen, S. 143 ff., zum Territorium ebd., S. 151 ff., zum Namen ebd., S. 161 ff.
  6. Max, Grubenhagen II, Urkundenbuch Nr. 143.
  7. Digitalisat: http://digital.slub-dresden.de/id404350887/574, 25.01.2022.
  8. Leuckfeld, Antiquitates Poeldensis, S. 67; Böker-Lüdtke, S. 69.
  9. Zum Kloster Pöhlde vgl. Dolle, Klosterbuch III, S. 1254 ff.
  10. Zur Reformation im Fsm. Grubenhagen vgl. Pischke, Reformation, S. 7 ff.; Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,2, S. 1023 ff., Text der ersten KO ebd., S. 1028 ff. Siehe auch Butt, Herrschaft, S. 52 ff.
  11. Wehking, S. 52 f.
  12. Max, Grubenhagen II, S. 212 und S. 222.
  13. Spanuth, Grubenhagensche Kirchenvisitation, 114.
  14. Spanuth, Grubenhagensche Kirchenvisitation, S. 108 (mit falscher Datierung 1579/80 anstatt 1610, vgl. dazu Lange, Spanuth, S. 71 f.).
  15. Böker-Lüdtke, S. 100.
  16. Spanuth, Generalvisitation, S. 55.
  17. Festschrift, S. 14 f.
  18. KABl. 1936, S. 138.
  19. LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 19.
  20. LkAH, L 5c, unverz., Wollershausen, Visitation 1939.
  21. LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 67v.
  22. LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 67; LkAH L 5c, unverz., Wollershausen, Visitation 1948.
  23. LkAH L 5c, unverz., Wollershausen, Visitation 1948.
  24. KABl. 1961, S. 116.
  25. KABl. 1960, S. 63.
  26. Böker-Lüdtke, S. 95 ff.
  27. Johanna Zielke (1914–2004), Ehefrau von P. Karl Zielke (amt. 1963–1978), verfügte testamentarisch, dass ihr Vermögen in eine Stiftung eingebracht werde. Zum Stiftungszweck bestimmte sie die „Förderung der Gemeindearbeit in den beiden evangelischen Kirchengemeinden Gieboldehausen und Wollershausen […] insbesondere die Förderung der Kirchenmusik, die Förderung der kirchlichen Jugend- und Erwachsenenarbeit, sowie Beihilfe für Menschen in sozialen Notlagen“, siehe https://www.kirche-wollershausen.de/johanna-zielke-stiftung/johanna_zielke, 26.01.2022.
  28. KABl. [in Vorbereitung].
  29. Festschrift, S. 17; KABl. 1960, S. 63.
  30. KABl. 1936, S. 138.
  31. Kayser, Registrum II, S. 273.
  32. KABl. 2012, S. 344 f.
  33. Leuckfeld, Antiquitates Poeldensis, S. 67.
  34. Böker-Lüdtke, S. 26 f.
  35. Böker-Lüdtke, S. 44 f. und S. 69. Meyer, Pastoren II, S. 525, nennt 1934.
  36. LkAH, L 5c, unverz., Wollershausen, Visitation 1939.
  37. Böker-Lüdtke, S. 85.
  38. Sorge, S. 34.
  39. Sorge, S. 20 ff. (mit Abbildungen); S 09 rep Nr. 1096 (Presseausschnittsammlung).
  40. Böker-Lüdtke, S. 62.