Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Paulus | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Ort im nördlichen Eichsfeld (Lisgau), in einer gefälschten, im Kern aber wohl historischen Urkunde zur Stiftung des Klosters Pöhlde 952 erstmals erwähnt. Bilshausen gelangte aus der Erbschaft der Gf. von Northeim an die Markgrafen von Meißen, die es den Herren von Plesse zu Lehen gaben. Nach dem Verzicht des Poppo von Plesse wurde es 1242 dem Deutschen Orden übereignet1, der seine Kommende von dort 1318 nach Göttingen verlegte. 1321 kam das Gut in Bilshausen durch Kauf wieder an die von Plesse, die es im darauf folgenden Jahr an Bf. Otto II. von Hildesheim verkauften. Seither zum Stift Hildesheim (Amt Lindau), seit Mitte des 14. Jh. teilweise in hardenbergischem, teilweise in mainzischem Pfandbesitz. Nach dem Wiener Kongress fiel die Landesherrschaft an Hannover

Kapelle, Außenansicht, Einweihung der Kapelle am 7. Oktober 1951

Kapelle, Außenansicht, Einweihung der Kapelle am 7. Oktober 1951

Die Missionierung der Region erfolgte von Mainz aus. Aufgrund seiner Lage an einer alten Heer- und Handelsstraße war Bilshausen wohl schon früh Standort einer Kapelle. Zuständige Pfarrkirche war Berka. Eine eigene Kirche mit Pfarrechten, die weiterhin der Sendkirche in Berka unterstellt blieb2, wird wohl zwischen 1050 und 1150 entstanden sein, aber erst in der ersten Hälfte des 14. Jh. urkundlich erwähnt: 1235 bestätigte Poppo, Burgmann zu Plesse, als Vogt der Kirche zu Bilshausen den Erwerb von der Kirche zu Bilshausen gehörenden Gütern in Mörbach durch das Kloster Walkenried. Erwähnt wird in der Urkunde auch dominus Gevehardus als Inhaber der Pfarre.3 Nach dem Übergang des Dorfs an den Deutschen Orden übernahm dieser auch die Pfarrechte und das Patronat, das nach dem Verkauf von 1321 an die von Plesse fielen. Die Edlen Hermann und Gottschalk von Plesse verkauften ihrerseits das Dorf am 12. Mai 1322 und die Vogtei in Bilshausen mit dem Kirchlehen (Patronatsrecht) an Bf. Otto und das Domkapitel zu Hildesheim.
Um 1520 war Peter Bornemann (Kanoniker an der Liebfrauenkirche in Einbeck) Inhaber der Pfarrpfründe. Für die Seelsorge war ab 1526 der (wohl noch altgläubige) Kaplan Conrad Picht angestellt. Die Brüder Jasper und Heinrich von Hardenberg in Lindau, die die Mainzer Lehen in Bilshausen und damit das Patronat über die Kirche besaßen, gehörten wohl, wenn auch nicht offen, zu den Unterstützern der Reformation Der 1539 mit dem Pfarrhof belehnte Prediger Henni Unterberg führte das luth. Bekenntnis ein, wurde aber 1549 durch die kath. Regierung des Eichsfeldes vertrieben. 1558/59 wurde der ev. Prediger Christoph Unterberg Pfarrer in Bilshausen. Nach der Ernennung des Propstes Heinrich Bunthe aus Nörten zum geistlichen Kommissar des Eichsfeldes (1573) setzte sich die Gegenreformation durch. Unterberg erhielt 1577 Amtsverbot und wurde im Jahr darauf ausgewiesen. Er starb 1610 als Pfarrer von Wiershausen. Bilshausen war seither wieder kath. Die ev. Einwohner hielten sich nach Gieboldehausen.

Einweihung der Kapelle am 7. Oktober 1951, Landesbischof Lilje übergibt Pastor Fleming den Schlüssel

Einweihung der Kapelle am 7. Oktober 1951, Landesbischof Lilje übergibt Pastor Fleming den Schlüssel

Ab etwa 1880 kam es zu einem vermehrten Zuzug von ev. Einwohnern (Eisenbahner, später auch Arbeiter der Ziegelei), für die seit den 1920/30er Jahren vierteljährlich ev. GD in einer Gaststätte abgehalten wurden. Auf dem Bilshäuser Friedhof wurde ein separater ev. Teil angelegt. Durch die Aufnahme von Heimatvertriebenen wuchs die Zahl der ev. Gemeindeglieder nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal sprunghaft an (von 40 auf über 400). Aus Platzgründen wurden die GD jetzt in die kath. Kirche verlegt (1947) und alle zwei Wochen abgehalten. Gemeindekreise nutzten die kath. Volksschule.
Mit dem 1. April 1949 wurde in Bilshausen eine KapG errichtet.4 Spenden der Amerikanischen Sektion des LWB und die Unterstützung des Gustav-Adolf-Werks ermöglichten den Bau einer Bartningschen Notkirche Typ Diasporakapelle (Pauluskapelle) auf dem Osterbergsfeld, die am 7. Oktober 1951 von Lbf. Lilje eingeweiht wurde. Mit dem 1. April 1960 wurde die KapG aus der KG Gieboldehausen ausgegliedert und unter pfarramtlicher Verbindung mit der KG Lindau zur KG erhoben. Zugleich wurden die politische Gemeinden Bodensee und Renshausen aus der KG Gillersheim sowie die politische Gemeinde Krebeck aus der KG Ebergötzen in die KG Bilshausen umgepfarrt.5
Seit Januar 2024 gehört die Gemeinde zur „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Eichsfeld“.6

Umfang

Bilshausen, Bodensee, Renshausen und Krebeck.

Aufsichtsbezirk

Bei Errichtung der KG zum KK Herzberg; mit dem 1. Januar 2013 im KK Harzer Land aufgegangen.

Kirchenbau

Saalbau in Holzbinderkonstruktion, Bartning-Notkirche Typ Diasporakapelle. Mittiger Dachreiter.

Kapelle, Blick auf den Altar, Einweihung der Kapelle am 7. Oktober 1951

Kapelle, Blick auf den Altar, Einweihung der Kapelle am 7. Oktober 1951

Ausstattung

Schlichter Tischaltar mit einem Altarkreuz aus Ahornholz des Holzschnitzers Marksteiner (Wulften).

Orgel

1973 Ankauf eines Positivs der Firma Paul Ott (Göttingen), 3 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Eine LG in a’’ (Bronze, Gj. 1960, Heinrich Kurtz, Stuttgart).

Liste der Pastoren (bis 1940)

15..–1549 Konrad Weidemann. – 1566–1574 Christoph Underberg.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 95

Literatur

A: Gemeindebuch KK Herzberg, S. 34–36.
B: Heinz Fischer (Hg.): 25 Jahre Pauluskirche Bilshausen. Festschrift zur 25-Jahr-Feier, [Bilshausen 1976]; Hermann Bringmann: Bilshausen. Geschichte eines Dorfes im Eichsfeld, Teil I: Von den Anfängen bis zum 30jährigen Krieg, [Bilshausen 1981].


Fußnoten

  1. UB Plesse, Nr. 137–138.
  2. Kayser, Registrum II, S. 274.
  3. UB Plesse, Nr. 99; UB Walkenried, Nr. 208.
  4. KABl. 1949, S. 37.
  5. KABl. 1960, S. 63.
  6. KABl. [in Vorbereitung].