Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Harlingerland | Patrozinium: Petrus (vor 2014) | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort erstmals um 1200 als Westeragheim in einem Verzeichnis der Einkünfte des Bremer Domkapitels erwähnt.1 Westeraccum gehörte zur ostfriesischen Landesgemeinde Harlingerland (1237: terram Herlingi, 1289: universitas terre Herlingie).2 In der Häuptlingszeit war das Dorf Teil der Herrlichkeit (später Amt) Esens, in der ab 1454 die Häuptlingsfamilie Attena regierte, die mit Stedesdorf und Wittmund auch die beiden anderen Herrlichkeiten des Harlingerlandes innehatte (ab 1532 als Lehen der Hzg. von Geldern).3 1540 erbten die Gf. von Rietberg das Territorium. Nach der Heirat von Walburgis von Rietberg († 1586) und Gf. Enno III. († 1625) im Jahr 1581 kontrollierten seit 1582 die ostfriesischen Grafen das Harlingerland. Mit dem Berumer Vergleich im Jahr 1600 kam das Gebiet endgültig an die Gft. Ostfriesland. Das Dorf Westeraccum blieb Teil des Amtes Esens. Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur in Ostfriesland unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Westeraccum zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Jever, Kanton Esens), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Westeraccum 1866 erneut an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte Westeraccum zum Lkr. Wittmund. 1972 wurde das Dorf nach Dornum eingemeindet und ist seither Teil des Lkr. Aurich. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Sup. des KK Esens 1957, Westeraccum sei „altes Bauerndorf“, während Westeraccumersiel „vorwiegend Fischerbevölkerung“ habe.4 Im Jahr 1821 lebten gut 300 Menschen in Westeraccum und knapp 345 in Westeraccumersiel, 1905 knapp 350 (190), 1939 etwa 310 (250), 1950 ungefähr 435 (360) und 2015 knapp 400.

Westeraccum, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Glockenhaus und Kirche, Blick von Osten, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Die erste urkundliche Erwähnung Westeraccums ist gleichzeitig der älteste schriftliche Beleg der örtlichen Kirchengeschichte, denn das Bremer Domkapitel erhielt um 1200 Einkünfte aus der capella Westeragheim.5 Das Westeraccumer Kirchengebäude geht auf die Zeit um 1270/80 zurück. Ein Ständerstein an der Südwand, gefunden bei Ausgrabungen 1963, deutet auf die Existenz einer hölzernen Vorgängerkirche hin.6 Laut den Angaben im Stader Copiar zählte Weszterackum 1420 zum Archidiakonat des Bremer Domscholasters.7
Einzelheiten aus der Reformationszeit in Westeraccum sind nicht bekannt. Die Pfarrer der Dörfer Burhafe, Dunum und Ardorf sollen um 1525 die ersten luth. Predigten im Harlingerland gehalten haben.8 Der geldrische Statthalter Bernhard von Hackfort, der von 1532 bis 1538 in Esens aktiv war, bekämpfte die Ausbreitung der Reformation. Häuptling Balthasar Attena († 1540), der zum luth. Bekenntnis übergetreten war, setzte 1538 Magister Johann Fischbeck als Sup. des Harlingerlandes ein. Gemeinsam mit dem Wittmunder P. Johann Plücker (amt. nach 1511–1540) visitierte Sup. Fischbeck die Gemeinden des Harlingerlandes. Im Gegensatz zur Gft. Ostfriesland, wo sich ein Nebeneinander ref. und luth. Kirchspiele herausgebildet hatte, war die Reformation im Harlingerland allein luth. ausgerichtet. Die Patronate über die Pfarrstellen fielen dem Landesherrn zu – auch dies ein Gegensatz zur Gft. Ostfriesland, in der sich das Interessentenwahlrecht durchgesetzt hatte. Eine KO erhielt das Harlingerland erstmals 1573/74 von Gf. Erich von Hoya († 1575), der das Territorium seit seiner Heirat mit Armgard von Rietberg († 1584) im Jahr 1571 regierte. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden in der Gft. Ostfriesland, zu der das Harlingerland seit 1600 gehörte. Die 1716 veröffentlichte zweite Auflage dieser KO ist bis heute gültig.9
Ein luth. Geistlicher ist namentlich erstmals mit P. Hajo Eiben Mammäus fassbar; er war 1550 in Westeraccum aktiv. Seit P. Warner Coenring (amt. 1645–1668) sind Namen und Amtszeiten der Westeraccumer Pastoren lückenlos bekannt. P. Coenrings Nachfolger, P. Heinrich Hermann Taute (amt. 1668–1679), legte 1668 die ältesten erhaltenen Kirchenbücher der Gemeinde an. Während der Weihnachtsflut 1717 starben im Kirchspielort Westeraccumersiel insgesamt 208 Menschen; lediglich drei der 77 Häuser überstanden die Flut.10 Anfang des Jahres 1783 protestierte die Gemeinde Westeraccum erfolgreich dagegen, dass neue „Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch in den Königlich Preußischen Landen“ (1782) einzuführen. Sie behielt das alte ostfriesische Gesangbuch bei.11

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1955, Grafik

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1955, Grafik

Nach der Emeritierung von P. Johann Hermann Bernhard Borgschüttmann (amt. 1905–1929) blieb die Pfarrstelle Westeraccum vakant und P. August Janssen (amt. 1920–1958) aus dem benachbarten Westerbur übernahm die Versorgung der Gemeinde. Sie zählte 1925 knapp 600 Gemeindeglieder.12 Während der NS-Zeit gehörte P. Janssen kirchenpolitisch zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft.13 Über die Neuwahl des Kirchenvorstands 1933 schrieb er im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ rückblickend: „Trotz eifriger Propaganda seitens einiger DC-Mitglieder wurde der alte Kirchenvorstand 1933, der zur BG [Bekenntnisgemeinschaft] gehörte, wiedergewählt“.14 Im Bericht zur Visitation 1933 merkte der Esenser Sup. Wilhelm Büning (amt. 1927–1940) an, Westeraccum sein „eine der wenigen Kirchengemeinden des Harlingerlandes, in denen auch im Jahre 1933 die ‚Deutschen Christen‘ keinen Erfolg hatten“.15 Von der Methodistengemeinde erwarb die KG Westeraccum 1935 ein Kapellengebäude in Westeraccumersiel.16
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Westeraccum von knapp 530 im Jahr 1937 auf gut 755 im Jahr 1951 an.17 Gleichzeitig war eine kleine kath. Gemeinde entstanden (etwa 45 Gemeindeglieder), die öfter die Kapelle in Westeraccumersiel als Gottesdienststätte nutzte. Die ev. Gemeinde versammelte sich etwa einmal im Monat zu einem Gottesdienst in der Kapelle (1951).18

Westeraccum, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Kirche, Blick von Nordosten, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Mit P. Karl Schwitters (amt. 1959–1971) erhielt Westeraccum wieder einen Pfarrer, der nun seinerseits die KG Westerbur mitversorgte. Zum 1. Januar 1973 wandelte das LKA Hannover die KG Westerbur um in eine KapG und gliederte sie in die KG Westeraccum ein.19 Zum 1. April 1974 geschah gleiches mit der KG Roggenstede.20 Mit P. Johannes Buismann (amt. 1972–1979) und P. José Guerrero Vázquez (amt. 1976–1980) waren zeitweise zwei Geistliche in der Gemeinde tätig; die Zahl der Gemeindeglieder lag 1977 bei 1.300. Nach einem Feuer in der Kapelle Westeraccumersiel im Jahr 1976 wurde das Gebäude nicht mehr genutzt.21 Im Jahr 1983 konnte die Gemeinde das „Nee Kapellenhuus“ einweihen, das neben dem Gemeinderaum auch eine Kurpredigerwohnung beherbergt.
Die vier Orte des Kirchspiels – Westeraccum, Westeraccumersiel, Westerbur und Roggenstede – bewahrten sich ein deutliches Eigenleben, wie es im Visitationsbericht 1983 heißt.22 Im Jahr 1987 beantragten die beiden KapG, wieder zu Kirchengemeinden erhoben zu werden. Zum 1. Januar 1989 entsprach das Landeskirchenamt diesen Wünschen; gleichzeitig stellte es eine pfarramtliche Verbindung zwischen den drei Gemeinden her. Sitz des Pfarramts ist Westeraccum.23 Von 1986 bis 1994 versah das Ehepaar Pn. Elke und P. Claus Garrelts die Pfarrstelle der drei Gemeinden gemeinsam. 2001 wurde die Pfarrstelle in eine halbe Stelle umgewandelt.24 Vor 2014 erhielt die Kirche in Westeraccum den Namen „Petrikirche“.
Zum 1. Januar 2023 gründeten die KG Roggenstede, Westeraccum und Westerbur die „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde An der Ee“. Als Ortskirchengemeinde ist die KG Westeraccum weiterhin eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.25

Umfang

Westeraccum und das nach 1653 angelegte Westeraccumersiel. Von 1973 bis Ende 1988 auch die KapG Westerbur (vorher und nachher eigenständige KG).26 Von April 1974 bis Ende 1988 auch die KapG Roggenstede (vorher und nachher eigenständige KG).27

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des bremischen Domscholasters (sedes Ochtersum).28 – Westeraccum unterstand von 1631 bis 1643 dem luth. Coetus in Esens und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium in Aurich. Mit dem Erlass der Insp.-Ordnung für das Fsm. Ostfriesland kam die Gemeinde 1766 zur 7. luth. Insp. (Amt Esens; zwischen 1804 und 1818 umbenannt in 8. Insp., 1859/60 wieder 7. Insp.).29 1924 KK Esens. Der KK Esens schloss sich mit dem KK Wittmund zum 1. Januar 1974 zum neuen KK Harlingerland zusammen.30

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Ansicht von Nordosten, vor 1880, Grafik

Kirche, Ansicht von Nordosten, vor 1880, Grafik

Spätromanischer, dreijochiger Saalbau mit halbrunder Apsis, erbaut um 1270/80. Satteldach, über der Apsis halbes, kupfergedecktes Kuppeldach. Granitquadersockel, Backsteinmauerwerk, Ostgiebel mit Fischgrätmuster, Westgiebel mit drei gestuften Blendnischen. An den Längsseiten je drei spitzbogige Nischen mit segmentbogigen Sprossenfenstern; an der Apsis drei Rundbogennischen mit segmentbogigen Sprossenfenstern; nach Westen Rundbogennische mit segmentbogigem Sprossenfenster, darüber Kreisfenster, im Giebel weiteres Kreisfenster. An der Nordseite korbbogiges Portal; nach Norden und Süden jeweils vermauertes Rundbogenportal mit Graniteinfassung, im Südosten vermauertes Hagioskop. Im Innern Kreuzrippengewölbe, im Osten und Westen mit Ring als Abschluss, in der Mitte mit Quadrat; in der Apsis sechsteiliges Kappengewölbe; Wände steinsichtig, Gewölbe verputzt, Rippen teilweise farbig gemustert; über den ehemaligen Eingängen jeweils flachbogiger Sturz mit Kleeblattblende; Westempore mit bemalter Brüstung. Im 15. Jh. Apsisgewölbe erneuert.31 1742 Apsisdach aus Backsteinen erbaut. 1743 Orgelempore erbaut, wohl Westfenster gebrochen. 1792 Kirche geweißt.32 1817 Ost- und Mittelfenster der Längswände nach unten verlängert. 1843 Mauerwerk Südseite erneuert. 1861 Dachstuhl erneuert, Schieferdeckung. 1898 Westgiebel erneuert, Westmauer verstärkt. 1963–1970 Sanierung, u. a. steinernes Apsisdach abgetragen, neues Apsisdach mit Kupferdeckung, Mauerwerkssanierung, Westempore umgestaltet (vorher u-förmig). 2000 Renovierung.

Grablege

Erbbegräbnis der Häuptlinge von Südenburg (Sibengeborg).33

Turm

Südöstlich der Kirche freistehender, querrechteckiger Glockenturm mit Walmdach, bekrönt mit Schwan, erbaut wohl im 13. Jh., mehrfach verändert. Backsteinmauerwerk, Stützpfeiler an den Ecken und an den Längsseiten. Große, rundbogige Schallöffnungen nach Osten und Westen. Tür nach Westen. 1866 eine Außenmauer des ursprünglich aus drei parallelen Mauern bestehenden Turms abgebrochen, die beiden übrigen Mauern mit Bögen verbunden und Stützpfeiler aufgemauert.

Vorgängerbau

1963 an der Südwand der Kirche in zwei Metern Tiefe ein Ständerstein eines hölzernen Vorgängerbaus freigelegt.34

Kirche, Blick zum Altar, Teilansicht: Blick auf die Südwand, 1974

Kirche, Blick zum Altar, Teilansicht: Blick auf die Südwand, 1974

Ausstattung

Massiver Blockaltar mit rechteckigem Retabel (1665), Abendmahlsgemälde (Öl auf Leinwand), flankiert von zwei Säulen, die Gebälk tragen; an Gebälk und Predella Inschrift mit Einsetzungsworten des Abendmahls; als Bekrönung asymmetrischer Volutengiebel mit Kopf einer Heiligen (spätgotisch) und Kreuz; Retabel gestiftet von Kirchenvorsteher Gerhard Habben (laut Inschrift an Rückseite).35 – Reich verzierte Kanzel mit Schalldeckel (1694, Andreas Danhast, vielleicht Werkstatt Cröpelin, Esens), Holz, natur; vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs gedrehte Säulen, vor den Wandungen geschnitzte Figuren: Moses, Aaron und die vier Evangelisten, Inschrift: „Zu Gottes Ehren vndt der Kirchen zvm Zirath ist diese Kanzel Anno von Otto Helmeric Rocus Vorehret 1694“; auf dem Schalldeckel sechs geschnitzte Apostelfiguren (Andreas, Judas Thaddäus, Petrus, Paulus, Thomas, Philippus), Inschrift: „Mach dich auf und predige ihnen alles was ich dich heise, fvrchte dich nicht. Iehrem. Cap. I v 7“.36 – Ehemalige Kanzeltür (1694, Andreas Danhast, vielleicht Werkstatt Cröpelin, Esens), Holz, natur; am Rahmen zwei Schnitzfiguren: Jan Hus mit Gans und Martin Luther mit Schwan, über Hus Inschrift: „Nemen sie uns den Leib, las faren dahin“, über Luther Inschrift: „Das Reich Gottes mus uns doch bleiben“; über dem Sturz drei Posaunenengel und durchbrochenes Schnitzwerk mit Wappen; um 1965 von Kanzel entfernt und auf der Nordseite aufgestellt. – Runde, pokalförmige Taufe aus Marmor (1882/83).37 – Gemäldezyklus an der Emporenbrüstung (wohl 1743, Öl auf Holz), Tugendfiguren, jeweils mit Inschrift: „die Stercke“, „die Maessigkeit“, „der Glaube“, „die Liebe“, „die Hoffnung“, die Gedult“, „die Vorsichtigkeit“ und „Gerechtigkeit“. – Hölzerne Namenstafel (nach 1918): „1914–1918. Es starben für’s Vaterland aus dem Kirchspiel Westeraccum […]“. – Fragment eines Grabsteins. – Schiffsmodell (um 1930), gefertigt und geschenkt von P. Ulfert Heinrich Janssen (amt. 1884–1931), Spiekeroog.38 – Außen auf dem Friedhof: Mehrere Kapitänsgrabsteine.39 – Ehemalige Ausstattung: Schiffsmodell, Geschenk des Schiffers Melchert Remmers, 1790.40

Kirche, Blick zum Altar, Teilansicht: Blick auf die Nordwand, 1974

Kirche, Blick zum Altar, Teilansicht: Blick auf die Nordwand, 1974

Orgel

1743 erwarb Schiffer Galt Arents für die Kirche Westeraccum die Orgel der bisherigen Garnisonkirche in Tönning, 14 I/P, erbaut möglicherweise in Danzig. Im Oktober/November 1743 Orgel auf der Westempore der Kirche in Westeraccum aufgestellt, Arbeiten ausgeführt von Johann Friedrich Constabel (Wittmund). 1763 Reparatur, Hinrich Just Müller (Wittmund). 1790 Reparatur, Hinrich Just Müller (Wittmund). 1846 Reparatur, Arnold Rohlfs (Esens). 1892/93 Orgelneubau, ausgeführt von Friedrich Becker (Hannover). 1924 Reparatur, P. Furtwängler & Hammer (Hannover); Zustand 1944: 17 II/P, pneumatische Traktur, Kegellade. 1951 Orgel „so gut wie nicht mehr spielbar“.41 1964 Instrument abgebaut. Orgelneubau 1971/72, Arbeiten ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), unter Verwendung eines historischen Orgelgehäuses aus Pewsum, erbaut 1860/61 von Gerd Sieben Janssen (Aurich), 7 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen, darüber hinaus selbständiges Pedal mit zwei Registern vorgesehen. 1974/75 Verzierungen des Orgelprospekts, u. a. Posaunenengel, restauriert und ergänzt von Jan de Buhr (Pewsum).

Geläut

Eine LG, e’ (Bronze, Gj. 1737, Wilhelm Fremy, Wittmund), Inschriften: „Anno MD CC XXX VII Clementissimis auspiciis sereniss[imi] principis ac domini Caroli Edzard princ[eps] Fris[ia] Or[ientalis] D[omi]n[us] Esen[a] Stedesd[orpi] Wittm[unda] rel [?] conflavit Wilhelm Fremy“ (Unter gnädigster Aufsicht des ehrwürdigsten Fürsten und Herren Carl Edzard, Fürst von Ostfriesland und Herr von Esens, Stedesdorf und Wittmund goss [mich] Wilhelm Fremy), „Georg Jacobi Pastor in Wester-Accum, Tanne Ulfers und Harmen Harms Kirchenvorsteher“, „Pred. Sal. IV v 17 Komm das du hörest. Luc XI v 28 Selich sind die Gottes Wort hören und bewahren.“, „Merk auf wenn dieser Klang dir in die Ohren fällt. Komm höre Gottes Wort denk du musst aus dieser Welt“ und „Durchs Feuer bin ich geflossen, Wilhelm Fremy hat mich gegossen im Monat September 1737“. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1578), Inschrift: „Ad sacra voco, mortuos deploro, ad aedificiorum incendia restringuenda, hostium et incursus reprimendos, populum excito et convoco“ (Zum Gottesdienst rufe ich, die Toten beklage ich, den Brand der Häuser unterbinde ich, Feinde und Angriffe wehre ich ab, die Menschen wecke ich und rufe sie zusammen), Glocke 1737 umgegossen zu jetziger LG.42 1861 nur eine Glocke vorhanden.43

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarr- und Gemeindehaus (Bj. 1816, umgebaut 1985). – Kurpredigerhaus „Nee Kapellenhuus“ Westeraccumersiel (Bj. 198283). – Kapellengebäude Westeraccumersiel (erworben 1935, ausgebrannt 1976, abgerissen 1981).

Friedhof

Alter kirchlicher Friedhof bei der Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof knapp 100 Meter nordöstlich der Kirche.

Liste der Pastoren (bis 1940)
Kirche, Blick auf die Südwand, Teilansicht, 1974

Kirche, Blick auf die Südwand, Teilansicht, 1974

1550 Hajo Eiben Mammäus. – Bis 1571 Hero Heyen. – 1586–1603 Wermoldus (Werner) Büthink. – 1620–1629(?) Johann Coenring. – 1629 Petrus Poppäus. – Bis 1644 Warmold Büthink. – 1645–1668 Warner Coenring. – 1668–1679 Magister Heinrich Hermann Taute. – 1679–1692 Ferdinand Gerhard Ferar. – 1692–1708 Jacob Cramer. – 1708–1726 Johann Thaw. – 1727–1746 Georg Jacobi. – 1746–1776 Elard Arnold Menssen. – 1776–1805 Johann Wilhelm Gittermann. – 1805–1813 Johann Telting. – 1814–1817 Cornelius Pommer. – 1818–1824 Alexander Wilhelm Gossel. – 1825–1827 Hermann Gerijets. – 1828–1838 Andreas Arnold Gossel. – 1839–1857 Wilhelm Christian Aswegen. – 1858–1880 Ulfert Heinrich Janssen. – 1881–1904 Christian Gerhard Anton Taaks. – 1905–1929 Johann Hermann Bernhard Borgschüttmann.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 495

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 8531–8535 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. Digitalisat126, Digitalisat459, Digitalisat460 (CB); A 9 Nr. Digitalisat2818 (Visitationen); A 12d Nr. Digitalisat438 (GSuptur. Aurich); D 54 (EphA Esens); L 5i Nr. 89, 318, 321, 670, 790 (LSuptur. Aurich); S 09 rep Nr. 2229 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7377 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1668
Trauungen: ab 1668
Begräbnisse: ab 1668
Kommunikanten: ab 1670 (Lücken: 1671–1679, 1694–1729)
Konfirmationen: ab 1876

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1346; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 118–125, S. 443; Haiduck, Architektur, S. 140; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 241–243; Meinz, Sakralbau Ostfriesland, S. 158; Meyer, Pastoren II, S. 495; Noah, Kirchen Harlingerland, S. 21–26; Nöldeke, Schätze, S. 87–88; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 591–593; Rauchheld, Glockenkunde, S. 38; Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 110–113; Voß & Hafner, Prediger-Denkmal, S. 35–36.

B: Urs Boeck: Innenräume des 13. Jh. in Westniedersachsen: Die ev.-luth. Kirche in Westeraccum, Landkreis Wittmund, in: Niedersächsische Denkmalpflege 6 (1965–1969 [1970]), S. 159–160; H. Heeren, Die Kirche zu Westeraccum, in: Harlinger Heimatkalender 3 (1951), S. 53–56; Heyko Heyken: Die Familien der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Westeraccum (1668–1900) (= Ostfrieslands Ortssippenbücher 99; = Deutsche Ortssippenbücher 821), Aurich 2014; Reinhard Schnettler: Die Kirche zu Westeraccum. Ein kleiner Kirchenführer durch eine Warftkirche im Harlingerland, [1990]; Reinhard Schnettler: Die Barockkanzel in der Kirche zu Westeraccum, in: Ostfreesland. Kalender für Jedermann 74 (1991), S. 164–169; Karl-Heinz de Wall: Dornum und seine Gemeinden, in: Harlinger Heimatkalender 67 (2016), S. 37–44; Karl-Heinz Wiechers: Die Weihnachtsflut 1717 im Raum Dornum/Westeraccum/Westerholt, in: Ostfreesland. Kalender für Ostfriesland 70 (1987), S. 164–174; Karl-Heinz Wiechers & Martin Stroman: Die Kapitänsgrabsteine in Westeraccum, [Dornum 2002]; Karl-Heinz Wiechers: 1289–1989. Zur Geschichte Dornumersiels und Westeraccumersiels. 700 Jahre Hafen an der Accumer Ee, ²2006.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland (https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Westeraccum (.pdf).

GND

4786180-0, Sankt Petri (Westeraccum).


Fußnoten

  1. Bremisches UB I, Nr. 87 (S. 99); Ostfriesisches UB I, Nr. 12.
  2. Ostfriesisches UB I, Nr. 23 und Nr. 39. Vgl. dazu Salomon, Geschichte, S. 42 ff.
  3. Ostfriesisches UB I, Nr. 692. Vgl. Salomon, Geschichte, S. 142 ff.
  4. LkAH, L 5i, Nr. 89 (Visitation 1957).
  5. Bremisches UB I, Nr. 87 (S. 99); Ostfriesisches UB I, Nr. 12.
  6. Schnettler, S. 1.
  7. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53.
  8. Vgl. zum Folgenden: Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 357 ff.; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 155 f.
  9. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  10. Wiechers, Weihnachtsflut, S. 164 ff.; Heeren, S. 56.
  11. Heyken, S. 41.
  12. LkAH, A 12d Nr. 438 (Visitation 1925) [Digitalisat, Aufnahme 313].
  13. LkAH, S 1 H III, Nr. 1013, Bl. 19.
  14. LkAH, S 1 H III, Nr. 1013, Bl. 16. Insgesamt zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  15. LkAH, L 5i, Nr. 89 (Visitation 1937).
  16. LkAH, L 5i, Nr. 89 (Visitation 1937).
  17. LkAH, L 5i, Nr. 89 (Visitationen 1937 und 1951).
  18. LkAH, L 5i, Nr. 89 (Visitation 1951).
  19. KABl. 1973, S. 10.
  20. KABl. 1974, S. 115.
  21. LkAH, L 5i, Nr. 318 (Visitation 1977).
  22. LkAH, L 5i, Nr. 318 (Visitation 1983).
  23. KABl. 1988, S. 172 f.
  24. KABl. 2001, S. 86.
  25. KABl. 2022, S. 159 ff.
  26. KABl. 1973, S. 10; KABl. 1988, S. 172 f.
  27. KABl. 1974, S. 115; KABl. 1988, S. 172 f.
  28. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53.
  29. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 684.
  30. KABl. 1974, S. 34.
  31. Noah, Kirchen Harlingerland, S. 25.
  32. Heyken, S. 41.
  33. Salomon, Harlingerland, S. 83.
  34. Schnettler, S. 1.
  35. Heeren, S. 54.
  36. Ausführlich: Schnettler, Barockkanzel, S. 164 ff.
  37. Heyken, S. 18, Anm. 6.
  38. Heeren, S. 54.
  39. Ausführlich: Wiechers & Stromann, S. 3 ff.
  40. Heeren, S. 54 f.
  41. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 651, Bl. 8.
  42. Noah, Kirchen Harlingerland, S. 26; Reimers, Arends Landesbeschreibung, S. 112.
  43. Heyken, S. 16.