Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Aurich | Patrozinium: Nikolaus1 | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte
Weene, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Glockenhaus und Kirche, Ansicht von Süden, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Schriftlich ist der Ort erstmals 1420 im Stader Copiar als Wene nachgewiesen.2 Weene war kein Bauerndorf, vielmehr Kirchort für die Dörfer Schirum, Ostersander und Westersander. Neben der Kirche bestand Weene noch 1735 lediglich aus Pfarrhaus, Küsterhaus und einer Kate.3 Die Dörfer des Kirchspiels Weene gehörten zur ostfriesischen Landesgemeinde Auricherland (1379: terre […] Averice).4 In der zweiten Hälfte des 14. Jh. übernahm die Familie tom Brok die Herrschaft im Auricherland (belegt 1379). 1427 kam das Gebiet an die Familie Ukena und 1431 an die Familie Cirksena, die Ks. Friedrich III. († 1493) im Jahr 1464 zu Reichsgrafen von Ostfriesland erhob (Reichsfürsten seit 1654/62). In der zweiten Hälfte des 15. Jh. bildete sich die Ämterstruktur der Gft. Ostfriesland heraus, das Kirchspiel Weene zählte zum Amt Aurich.5 Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur in Ostfriesland unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Weene zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Aurich, Kanton Timmel), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Mit der Annexion Hannovers 1866 kehrte Ostfriesland erneut zurück unter preußische Herrschaft. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kamen die Dörfer des Kirchspiels Weene zum Kr. Aurich. Seit 1972 sind Hüllenerfehn, Ihlowerhörn, Lübbertsfehn Ostersander, Weene und Westersander Teil der neugegründeten Gemeinde Ihlow. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortspastor 1966: „Die Bauern halten die Höfe, trotz Helfermangel. Aus den kleinen Betrieben, früher Handwerker- und Lohnarbeiterfamilien suchen viele Arbeit und Verdienst auswärts. Neuerdings auch bei den VW-Werken in Emden.“6 Im Jahr 1821 lebten gut 1.230 Menschen im Kirchspiel Weene, 1925 etwa 2.260, 1939 insgesamt 2.410 und 2022 rund 1.875.

Kirche, Ansicht von Süden, Foto: P. Greve, Jöllenbeck, 1985

Kirche, Ansicht von Süden, Foto: P. Greve, Jöllenbeck, 1985

Die ältesten Zeugnisse der örtlichen Kirchengeschichte sind die Fragmente einer mit dem Relief eines Keulenkreuzes verzierte Grabplatte aus dem 13. Jh. sowie das Kirchengebäude selbst: Teile der Südwand und der Westteil der Nordwand stammen vermutlich aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. Möglicherweise ersetzte der Backsteinbau eine ältere Holzkirche.7 Schriftlich ist die ecclesia in Wene erstmals im Stader Copiar aus dem Jahr 1420 belegt; sie gehörte zum Sendbezirk Auricherland im Bistum Bremen.8 Mit here Albert, kerchere to Wene ist 1438 und 1441 erstmals der Name eines örtlichen Geistlichen überliefert; er besiegelte zwei Urkunden (Siegelumschrift: S[igillum] domini Alberti curati in Wenum).9 Eine im Jahr 1451 für die Kirche in Weene gegossene Glocke, die sich allerdings nicht erhalten hat, bildete den chronologischen Bezugspunkt für die 500- und die 550-Jahrfeier der KG Weene in den Jahren 1951 und 2001.10 Aus zwei Notizen, die 1616 im Altar der Weener Kirche gefunden wurden, ging zum einen hervor, dass die Kirche dem heiligen Nikolaus gewidmet war. Zum anderen hätte Albert, Abt des Klosters Ihlow, zusammen mit Wilhelm, Priester und Mönch des Klosters, die Kirche in Weene im Jahr 1499 geweiht.11 Möglicherweise bezieht sich diese Weihe auf den Neubau des Chors. Die Notizen legen zudem nahe, dass das Kloster Ihlow in vorref. Zeit das Patronat über die Nicolaikirche in Weene besaß.12
Einzelheiten zur Reformationszeit in Weene sind nicht überliefert. Die Reformation hatte sich in Ostfriesland mindestens unter Duldung des Landesherrn Gf. Edzard I. († 1528) ausgebreitet, aber ohne seine Lenkung.13 So entwickelte sich ein Nebeneinander verschiedener prot. Richtungen. Gf. Enno II. († 1540) versuchte, die ostfriesische Kirche eher luth. zu gestalten, Gfn. Anna († 1575) bemühte sich, ihr eine eher ref. Form zu geben. Die gemeinsame Regierungszeit ihrer Söhne, des ref. Gf. Johann II. († 1591) und des luth. Gf. Edzard II. († 1599), war vom Ringen um jeweils alleinige Herrschaft geprägt und verfestigte das Nebeneinander ref. und luth. Gemeinden. Die Konkordate von 1599, geschlossen zwischen den Landständen und dem Landesherrn, schrieben den Konfessionsstand der einzelnen ostfriesischen Gemeinden genauso fest, wie das Gemeindewahlrecht bei den Pfarrstellenbesetzungen. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden, deren zweite Auflage von 1716 bis heute gültig ist.14

Kirche, Blick zum Altar, nach 1966, vor 1993

Kirche, Blick zum Altar, nach 1966, vor 1993

Eine Konsequenz der Reformation war, dass das Kirchspiel Weene nun – wie die meisten anderen ostfriesischen Gemeinden – seinen Pastor selbst wählte: Die Aufhebung des Klosters Ihlow um 1529 beendete das klösterlich Patronatsrecht über die Kirche in Weene. Als Domäne Ihlow wurde das ehemalige Kloster nach Weene eingepfarrt, und der Landesherr zählte als Eigentümer nun zu den Interessenten des Kirchspiels, übte sein damit verbundenes Stimmrecht bei der Pfarrwahl jedoch nicht aus.15 Der erste namentlich bekannte ev. Prediger in Weene war der 1543 und 1545 belegte P. Henrich Kruse. Ab P. Johann Drentwede (amt. 1590–1597) sind Namen und Amtszeiten der Pastoren in Weene lückenlos überliefert. P. Jacob Drentwede (amt. 1598–1611) legte 1600 ein Rechnungsbuch an.
In der ersten Hälfte des 17. Jh. wuchs mit der Anlage der Moorkolonien Lübbertsfehn und Hüllenerfehn die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Weene. Die Moordörfer wurden als „neue Gemeinde“ bezeichnet, Schirum, Westersander und Ostersander hingegen als „alte Gemeinde“.16 Die Moorsiedler hatten genauso wie die Warfsleute (Neusiedler in den alten Dörfern) weniger Rechte und Pflichten im Kirchspiel; sie zählten nicht zu den Interessenten.17 Im Jahr 1655 lässt sich erstmals ein Schulgebäude im Kirchspiel nachweisen; es schloss sich westlich an die Kirche an.18 Der erste namentlich bekannte Lehrer ist der 1664 erwähnte Johann Groll; 1684 sind Nebenschulen in Schirum und Westersander nachweisbar. P. Christoph Friedrich Flesner (amt. 1671–1698) begann kurz nach seinem Amtsantritt in Weene mit der Kirchenbuchführung. Während seiner Amtszeit erhielt die Kirche neues Gestühl (1683), eine neue Kanzel (1689) sowie eine Orgelempore (1689) und eine Orgel (1691, bereits 1699 durch neues Instrument ersetzt).
Mit P. Gerhard Kohlmeyer (amt. 1726–1762), der in Halle studiert hatte, amtierte im 18. Jh. ein pietistisch geprägter Theologe in Weene.19 Um 1735 ließ er in Lübbertsfehn und in Hüllenerfehn zwei weitere Schulen einrichten. Er veröffentlichte mehrere Predigten. P. Peter Friedrich Reershemius (amt. 1779–1805), gleichzeitig Sup. der 1766 eingerichteten 1. luth. Insp. in Ostfriesland, publizierte 1796 die zweite Auflage des Ostfriesländischen Prediger-Denkmahls.20 Im 19. Jh. hatten zwei weitere Pfarrer aus Weene das Amt des Sup. inne: ab 1813 P. Meno Hinrichs (amt. 1805–1814) und ab 1845 P. Johann Hinrich Schwertmann (amt. 1839–1849).
Im Jahr 1865 wählte die KG Weene erstmals einen Kirchenvorstand; der Wahlmodus sah fünf Kirchenvorsteher aus vier Bezirken vor: zwei aus Schirum, einer aus Westersander, einer aus Ostersander sowie einer aus den Moordörfern Lübbertsfehn und Hüllenerfehn.21 Das Stimmrecht bei der Pfarrerwahl blieb weiterhin auf die Interessenten aus der „alten Gemeinde“ beschränkt. Im Laufe des 19. Jh. war die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Weene von etwa 1.230 im Jahr 1821 auf gut 2.130 im Jahr 1885 gestiegen. 1889/90 ließ die Gemeinde ihre Kirche den Bau eines nördlichen Querarms vergrößern.22

Kirche, Blick zum Altar und zur Orgel, vor 1960

Kirche, Blick zum Altar und zur Orgel, vor 1960

P. Christoph Schomerus (amt. 1897–1912) schrieb in seinen Lebenserinnerungen, die KG Weene habe im ersten Drittel des 19. Jh. eine Erweckung erlebt. Noch zur Zeit seines Amtsantritts 1897 versammelten sich in den einzelnen Kirchspieldörfern Gemeindeglieder zu regelmäßigen Betstunden.23 Seit der Amtszeit von P. Heinrich Theodor Friedrich Linnemann (amt. 1887–1896) unterstützte die Gemeinde zudem die Hermannsburger Mission (deren Direktor P. Schomerus 1926 wurde). Noch bis weit hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. feierte die Gemeinde Weene ein jährliches Missionsfest und noch 1990 war die Kollekte des ersten Sonntags im Monat für Hermannsburg bestimmt.24 Im Jahr 1907 gründete sich der Posaunenchor Weene (mittlerweile Bläsergemeinschaft Ihlow-Weene), 1919 der Kirchenchor.25 P. Hermann Johann Julius Taaks (amt. 1912–1927) war seit 1920 gleichzeitig Sup. der 9. luth. Insp. in Ostfriesland.
Während der NS-Zeit hatte P. Friedrich Heinrich Karl Ohlmer (amt. 1928–1954) das Pfarramt in Weene inne. Kirchenpolitisch gehörte P. Ohlmer ab Herbst 1933 gut ein Jahr zu den DC; 1937 trat er der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft bei.26 Bei der Neuwahl des KV im Jahr 1933 bestätigte die KG vier Kirchenvorsteher in ihrem Amt und wählte einen neu; zwei Kirchenvorsteher gehörten der NSDAP an. Im Kirchspiel Weene schlossen sich insgesamt sechs Familien den DC an und ließen ihre Kinder in der DC-Gemeinde in Aurich taufen und konfirmieren.27
Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Weene von etwa 2.400 im Jahr 1940 auf rund 2.920 im Jahr 1949 an.28 Zudem entstand eine kleine kath. Gemeinde (1949 etwa 165 Gemeindeglieder), für die der kath. Pastor aus Aurich ein bis zweimal pro Monat einen kath. Nachmittagsgottesdienst in der ev. Kirche in Weene hielt. Nach der Visitation 1955 attestierte der Auricher Sup. der KG Weene eine „solide und treue Kirchlichkeit“; der Kirchgang sei keine „Traditionsangelegenheit“, vielmehr erwarte die Gemeinde „wirklich noch etwas vom Gottesdienst“.29 In den späteren Visitationsberichten des 20. und 21. Jh. fielen die Einschätzungen ähnlich positiv aus.30
1964 begann eine grundlegende Sanierung der Kirche; während der Bauarbeiten versammelte sich die Gemeinde zum sonntäglichen Gottesdienst im gerade neu errichteten Gemeindehaus. Am 15. Mai 1966 feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst in der erneuerten Kirche. Der seinerzeit durch einen schlichten Steintisch ersetzte neugotische Altar kehrte 1993 in die Kirche zurück. Im Jahr 1999 ließ die Gemeinde ein neues Gemeindehaus erbauen.

Umfang

Weene sowie die Dörfer Schirum, Ostersander und Westersander, außerdem die Moorkolonien Hüllenerfehn (gegründet 1639), Ihlowerhörn (belegt 1728) und Lübbertsfehn (gegründet 1637). Von etwa 1529 bis 1899 auch das ehemalige Kloster Ihlow (Domäne oder Gut Ihlow, 1899 zur neuen KG Ihlow).31 Von 1836 bis 1899 auch die Moorkolonie Ludwigsdorf (dann zur neuen KG Ihlow).32 1780 bis 1790 auch die Moorkolonie Ihlowerfehn (dann zur KG Bangstede).

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Domscholasters (sedes Aurich).33 – Von 1631 bis 1643 unterstand Weene dem luth. Coetus in Aurich und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium Aurich. Nach der Insp.-Ordnung von 1766 zur 1. luth. Insp. in Ostfriesland. 1868 zur neu eingerichteten 9. luth. Insp., ab 1924 KK Großefehn.34 Zum 1. Januar 1974 KK Großefehn aufgehoben, Weene kam zum KK Aurich.35

Patronat

Bis 1981 Genossenschaftspatronat der Gemeinde (Interessentenwahlrecht). Vor der Pfarrwahl 1981 übertrugen die 60 Interessenten ihr Wahlrecht auf die gesamte Gemeinde.36

Kirchenbau
Weene, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Kirche, Blick von Südosten, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Rechteckbau mit polygonaler Apsis und Querarm an Nordseite, älteste Teile zweite Hälfte 13. Jh. (Westteil der Nordwand, Teile der Südwand). Satteldach; Querarm mit Querdach; Apsisdach nach Osten abgewalmt. Backsteinmauerwerk. Südseite mit sieben unterschiedlichen und unregelmäßig angeordneten Sprossenfenstern, einem vermauerten Rundbogenportal und einem vermauerten Rechteckportal; im Osten der Nordseite zwei übereinander angeordnete rundbogige Sprossenfenster; nach Westen Vorbau mit Hauptportal, darüber Kreuz (Backsteinornament); nördlicher Querarm mit jeweils zwei großen rundbogigen Sprossenfenstern nach Osten und Westen, an der nördlichen Giebelseite Vorbau mit Portal, darüber zwei kleiner Rundbogenfenster, im Giebel ein Kreisfenster; Apsis mit drei spitzbogigen Sprossenfenstern. Im Innern schmales, hölzernes Tonnengewölbe im Schiff, flache Holzdecke im Anbau, Apsis gewölbt; Westempore, Empore im Anbau; im Chor Sakramentsnische mit Kielbogen (wohl 1499). 1499 polygonaler Chor geweiht; ursprünglich besaß die Kirche auch einen Chor im Westen.37 1543 Nordwand neu aufgemauert.38 1616 neuer Innenanstrich. 1689 Ostempore erbaut (Orgelboden). 1794 Lettner abgerissen, gemauerter Taufstein vor dem Chor abgerissen.39 1806 neue Westempore erbaut. 1807 hölzernes Tonnengewölbe erbaut. 1889/90 nördlicher Querarm errichtet, Chor abgerissen und Apsis errichtet. 1931 Westgiebel abgerissen und erneuert. 1949 Kriegsschäden repariert (1945 Straßensprengung nahe der Kirche).40 1964–66 Sanierung (u. a. Ostempore entfernt, Empore im Anbau vergrößert).41 1990/91 Innenrenovierung. 1993 Umgestaltung Altarraum. 1998 Neudeckung Dach.

Turm

Südwestlich der Kirche Glockenhaus mit Satteldach (Parallelmauertyp, dreibogig), erbaut vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jh. Backsteinmauerwerk. 1855 Instandsetzung (Bauinschrift). 1925 Instandsetzung (Bauinschrift).

Weene, Kirche, evangelisch-lutherisch, Innenraum

Innenraum, Blick zu Altar und Kanzel, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Ausstattung

Holzverkleideter Blockaltar mit neugotischem Holzretabel (1891), verziert mit Wimperg und Fialen; vor dem Wimperg Kruzifix, in den Balkenenden Relieffiguren, jeweils mit Schriftband: „Hiskia“, „Salomo“, „Josia“ und „David“; rückseitige Inschrift: „Zur Ehre Gottes und zum Andenken an Rixte Ennen Saathoff, 1891“; Altar 1963 abgebaut und auf dem Dachboden gelagert, 1993 restauriert und wieder aufgestellt. – Hohe Holzkanzel mit Schalldeckel (1689, vielleicht H. Vellage, Aurich42 oder Frerick Alberts43), vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs gewundene Säulen; Wandungen mit rundbogigen Füllungen, davor auf Konsolen vergoldete Holzskulpturen Christi und der vier Evangelisten; weitere vergoldete Holzfigur auf dem Schalldeckel. – Pokalförmige, achtseitige Steintaufe (1995, Jörn Neumann, Andreas Arps, Hannover). – Lesepult (um 1700), an der Frontseite vier Gemälde mit Darstellung der Evangelisten (Öl auf Holz). – Kruzifix mit Astkreuz (Ende 14. Jh.), Holz, farbig gefasst; Kopf mit Reliquienöffnung; 1897 auf Dachboden des Pfarrhauses gefunden, an Südwand der Kirche aufgestellt, in den 1960er Jahren restauriert, Kruzifix stand 1963–93 hinter dem Altar. – Pietà (um 1400), Holz, farbig gefasst; 1897 auf Dachboden des Pfarrhauses gefunden, an Südwand der Kirche aufgestellt. – Anna selbdritt (um 1500), Holz, farbig gefasst; 1897 auf Dachboden des Pfarrhauses gefunden, an Südwand der Kirche aufgestellt, Anfang des 20. Jh. beschädigt: „Ein Bauernknecht schnitzte daraufhin ein neues Jesuskind sowie die Hände der Maria und der Mutter Anna“.44 – Hölzerner Opferstock mit geschnitzter Trägerfigur und Eisenbeschlägen (1656).45 – Grabplatte aus Sandstein (13. Jh.), Keulenkreuz. – Holztafeln mit Pastorenverzeichnis (1545–1995). – An der Emporenbrüstung 15 Gemälde (1696, Lübbe Ecken, Aurich), später überarbeitet), Öl auf Holz; Christus, zwei Engel, zwölf Apostel; Brüstungsbilder befanden sich ursprünglich an der Ostempore, bei Renovierung 1964–66 an Westempore versetzt.46 – Holzwand mit Faltwerkfüllung (16. Jh.) und seitlichem Schnitzdekor (17. Jh.). – Porträtgemälde P. Peter Friedrich Reershemius (1774, H. Becker), Öl auf Leinwand, rückseitige Inschriften: „Pet. Fridr. Reershemius Inspector et Past. Ripens nat. 1728 vocat. 1751“ und „H. Becker Ao. 1774 d. 25. Aug. pinxit“; Gemälde hing bis 1964/66 in der Kirche.47 – Ehemalige Ausstattung: Schlichter Tischaltar aus drei Sandsteinblöcken (1964/66), 1993 wieder durch den alten neugotischen Altar von 1891 ersetzt. – Taufengel (um 1892, Gips), Geschenk der Schulgemeinde Ludwigsdorf; bei Renovierung 1964–66 entfernt.48 – Dreibeiniger, bronzener Taufständer mit flacher, runder Taufschale (1960er Jahre).

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1966

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1966

Orgel

1689/90 neue Orgel in Emden erworben, Orgelbauer unbekannt. 1698/99 Orgelneubau, ausgeführt von Valentin Ulrich Grotian (Aurich), Instrument aufgestellt auf Ostempore. 1714 Orgelreparatur. 1750 Orgelreparatur, Johann Friedrich Constabel (Wittmund). 1794 und 1800 Reparaturen, Hinrich Just Müller (Wittmund). 1849 Reparatur, vielleicht Arnold Rohlfs (Esens). Zustand 1909: 11 I/aP, mechanische Traktur. Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 17 II/P (Opus 750), historisches Gehäuse erhalten.49 1960 Instrument abgebaut, Leihpositiv. 1960–62 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; neues Instrument wegen Kirchenrenovierung zunächst eingelagert, 1966 Orgel auf Westempore aufgebaut; Gehäuse von 1698/99 erhalten. 1992 Instandsetzung und Änderung der Disposition (ein Pedalregister geändert), Alfred Führer (Wilhelmshaven).

Weene, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Glockenhaus und Kirche, Blick von Südwesten, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Geläut

Drei LG, I: d’ (Bronze, Gj. 1796, Johann George Krieger, Breslau), Patenglocke aus Kluczbork (früher Kreuzburg Oberschlesien)50; II: f’ (Bronze, Gj. 1976, Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei Carl Metz), III: a’ (Bronze, Gj. 1976, Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei Carl Metz). – Früherer Bestand: Eine Marienglocke (Bronze, Gj. 1451, vermutlich Ghert Klinghe), umgegossen zu einer neuen Glocke (Bronze, Gj. 1669, Franziskus de la Paix), Inschrift: „In nomine Jesus hebben de van Wener Caspel my laten geten anno domini M.D.C.L.XIX. Stunt zuvohren darup 1451 Maria bin ick geheten die van Wehne heben my laten geten. Franciscus de la Paix me fecit anno domini 1669“51, Glocke 1925 geborsten und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1942). Eine Glocke (Bronze, Gj. 1810, Mammeus Fremy III und Andreas van Bergen), Inschrift: „M. Hinrichs, Prediger. J. R. Bruns, Organist. J. G. Saathoff und J. Harms Kirchenvorsteher. In Weene im Jahre 1810 umgegossen durch M. Fremy und A. van Bergen. Ich ruf mit heller Stimme, macht euch zur Kirche auf, und denkt bei meinem Schall, ihr endet euren Lauf“, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. West-Glocke (Bronze) 1892 geborsten und umgegossen zu einer neuen Glocke (Bronze, Gj. 1892, F. Otto, Hemelingen), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Zwei neue LG, I: es’, Inschrift: „Der Meister ist da und ruft Dich. Wer aus der Wahrheit ist, der höret seine Stimme. Geopfert für deutsche Wehr 1917, erneuert zu Gottes Ehr Weihnachten 1924. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“, Bilder: Geburt Christi und der gute Hirte; II: g’, Inschrift: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nach Kriegsleid –1917 – in schwerer Zeit – 1924 – dem Herrn geweiht. Ich ruf mit heller Stimme, macht euch zur Kirche auf, und denkt bei meinem Schall, ihr endet euren Lauf. 1810“, Bilder: segnender Christus und Kreuzigung (beide Bronze, Gj. 1924, Firma Radler, Hildesheim), größere im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1942), kleine Glocke nach Anschaffung der neuen Glocken 1977 verkauft an die KG Stöckheim bei Northeim.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus mit Gemeindesaal (Bj. 1962–64). – Gemeindehaus (Bj. 1999).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof bei der Kirche Weene, FKap (Bj. 1999). Friedhof ist Eigentum der Kirchengemeinde.

Liste der Pastoren (bis 1940)
Weene, Kirche, evangelisch-lutherisch, Innenraum

Empore und Orgel, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

1543, 1545 Henrich Kruse. – 1564, 1565 Siebrand Stelling. – 1590–1597 Johann Drentwede. – 1598–1611 Jakob Drentwede. – 1611–1625 Arnold Wesseling. – 1625–1634 Johann Ruvius. – 1634–1671 Gerhard Flesner. – 1671–1698 Christoph Friedrich Flesner. – 1698–1726 Magister Engelbert Conerus. – 1726–1762 Gerhard Kohlmeyer. – 1762–1779 Engelbert Conerus. – 1779–1805 Peter Friedrich Reershemius. – 1805–1814 Meno Hinrichs. – 1814–1837 Hinrich Frerich Backer. – 1839–1849 Johann Hinrich Schmertmann. – 1849–1886 Heinrich Jacob Fischer. – 1887–1896 Heinrich Theodor Friedrich Linnemann. – 1897–1912 Christoph Bernhard Schomerus. – 1912–1927 Hermann Johann Julius Taaks. – 1928–1954 Friedrich Heinrich Karl Ohlmer.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 483–484

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 8471–8474 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 21Digitalisat, 194Digitalisat, 266Digitalisat, 270Digitalisat, 456Digitalisat, A 8/Westersander Nr. 467Digitalisat (CB); A 12d Nr. 89/2, 251, 254, 462Digitalisat, 605/2, 884 (GSuptur. Aurich); D 80 (EphA Aurich); E 5 Nr. 1106 (Konsistorialbaumeister); L 5i Nr. 111, 255, 603, 779 (LSuptur. Aurich); S 9 rep Nr. 2237 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7001 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1671
Trauungen: ab 1672
Begräbnisse: ab 1686
Kommunikanten: ab 1692
Konfirmationen: ab 1876 (Erstkommunikanten: 1795–1875)

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1337; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler III, S. 336–338; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 235–236; Meinz, Sakralbau Ostfriesland, S. 157; Meyer, Pastoren II, S. 483–484; Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 192; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 581–584; Rauchheld, Glockenkunde, S. 46, S. 96, S. 124; Schoolmann, Kirchen, S. 168–173.

B: Marten Hagen & Heinrich Hagen: 550 Jahre Kirchengemeinde Weene. 1451–2001. Beiträge zur Geschichte der Kirchengemeinde Weene, Aurich 2001; Marten Hagen: Die Familien der Kirchengemeinde Weene (1671–1911) (= Ostfrieslands Ortssippenbücher 87; = Deutsche Ortssippenbücher A567), 3 Bde., Aurich 2010.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung.

GND

4773510-7v, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Weene


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien II, S. 10.
  2. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 39.
  3. Siebels, Siedlungsnamen, S. 92, Anm. 52; Hagen & Hagen, S. 10; Hagen, Bd. 1, S. 10.
  4. Ostfriesisches UB II, Nr. 1696. Zu den Landesgemeinden: Behre/Lengen, Ostfriesland, S. 115 ff. Zum Auricherland: Moßig, Auricherland, S. 67 ff.
  5. König, Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands, S. 158 ff.
  6. LkAH, L 5i, Nr. 255 (Visitation 1966).
  7. Hagen, Bd. 1, S. 10, Hagen & Hagen, S. 12: „Bodenuntersuchungen, die von Archäologen in den Jahren 1965 und 1990 anlässlich der derzeitigen Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden, lassen darauf schließen“, dass hier „ein kleinerer Vorgängerbau aus Holz gestanden hat“.
  8. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53; Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 39.
  9. Ostfriesisches UB I, Nr. 493 und Nr. 521; Hagen & Hagen, S. 17 f.
  10. Hagen & Hagen, S. 109 f.
  11. Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 192; Hagen & Hagen, S. 9.
  12. Hagen, Bd. 1, S. 11.
  13. Zur Reformation in Ostfriesland vgl. knapp Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 312 ff.; ausführlich: Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 114 ff.
  14. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  15. Hagen & Hagen, S. 18 und S. 26.
  16. Hagen & Hagen, S. 24.
  17. Hagen & Hagen, S. 23 ff.
  18. Zur Schulentwicklung: Hagen & Hagen, S. 32 ff.
  19. Vgl. zu P. Kohlmeyer: Hagen & Hagen, S. 41 ff.
  20. Reershemius, Predigerdenkmal 1796. Vgl. auch Hagen & Hagen, S. 54 ff.
  21. Hagen & Hagen, S. 62 ff.
  22. Hagen & Hagen, S. 80 f.
  23. Hagen & Hagen, S. 84 ff. Christoph Schomerus: Die Mission – meine Freude. Blätter d. Erinnerung an mein Missionsleben zugl. als Vermächtnis für d. kommende Geschlecht; niedergeschr. im 1. Viertel d. 5. Kriegsjahres, 1944, u. seinen Mitarb. in d. Mission daheim u. draussen gewidmet (= Quellen und Beiträge zur Geschichte der Hermannsburger Mission 1), Hermannsburg 1987.
  24. Hagen & Hagen, S. 111 f.; LkAH, L 5i, Nr. 255 (Visitation 1990).
  25. Hagen & Hagen, S. 93 f. und S. 127 f.
  26. Zum Folgenden: Hagen & Hagen, S. 99 ff.
  27. LkAH, L 5i, Nr. 111 (Visitation 1940).
  28. LkAH, L 5i, Nr. 111 (Visitationen 1940 und 1949).
  29. LkAH, L 5i, Nr. 255 (Visitation 1955).
  30. Vgl. etwa LkAH, L 5i, Nr. 255 (Visitation 1966) und Nr. 603 (Visitation 2002).
  31. Hagen & Hagen, S. 18.
  32. Hagen, Bd. 1, S. 16.
  33. Hodenberg, Stader Copiar, S. 53.
  34. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 451.
  35. KABl. 1974, S. 34.
  36. Hagen & Hagen, S. 121.
  37. Hagen & Hagen, S. 10.
  38. Hagen & Hagen, S. 19.
  39. Hagen & Hagen, S. 70.
  40. Hagen & Hagen, S. 106 f.
  41. Hagen & Hagen, S. 114 ff.
  42. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1337.
  43. Hagen & Hagen, S. 30.
  44. Hagen & Hagen, S. 17.
  45. Hagen & Hagen, S. 21 (Jahreszahl mitunter als 1696 gelesen).
  46. Hagen & Hagen, S. 30.
  47. Abbildung: Hagen & Hagen, S. 58.
  48. Abbildung: Hagen & Hagen, S. 82.
  49. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 124.
  50. Poettgen, Glockengießer, S. 39.
  51. Rauchheld, Glockenkunde, S. 124.