Sprengel Osnabrück, KK Melle-Georgsmarienhütte | Patrozinium: Laurentius | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Schledehausen, heute Ortsteil von Bissendorf, ist schriftlich erstmals im Jahr 1090 erwähnt, als eine Gruppe biergelden de Scliduson ein Rechtgeschäft bezeugte und in der entsprechenden Urkunde genannt wird (biergelden waren abgabepflichtige Freie).1 Eine adlige Familie, die sich nach Schledehausen nannte und zur Ministerialität der Osnabrücker Bischöfe zählte, lässt sich seit der Mitte des 12. Jh. nachweisen. Sie starb in männlicher Linie im 15. Jh. aus. Ihre Burg bei Schledehausen erbte die Familie von Schele und das Huß to Schledehusen erhielt daher später den Namen Schelenburg.2 Das Dorf Schledehausen war bischöflicher Besitz und gehörte seit Ende des 14. Jh. zum Amt Iburg des Hochstifts Osnabrück. 1528 verpfändete der Osnabrücker Bischof das gesamte Kirchspiel Schledehausen, einschließlich der Gerichtsbarkeit, an Sweder von Schele zu Schelenburg. Seit Ende des Dreißigjährigen Krieges regierten im Hochstift abwechselnd kath. und luth. Bischöfe; letztere stammten stets aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg.3 Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde das Hochstift als Fsm. Osnabrück Teil des Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Hannover). In der napoleonischen Zeit war Schledehausen von 1807 bis 1810 Hauptort des gleichnamigen Kantons im Distrikt Osnabrück des Departements Weser im Kgr. Westphalen und zählte von 1811 bis 1813 zum Kanton Ostercappeln im Arrondissement Osnabrück des Departements Obere Ems im Kaiserreich Frankreich. Danach kam Schledehausen, nun im Kgr. Hannover, zum Amt Osnabrück. Ab 1852 war der Ort Sitz des kurzlebigen Amtes Schledehausen zu Osnabrück, das 1859 wieder im Amt Osnabrück aufging. Nach der preußischen Annexion von 1866 blieb die Ämterstruktur zunächst bestehen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehört Schledehausen zum Kr. Osnabrück. 1972 wurde der Ort nach Bissendorf eingemeindet. Schledehausen blieb bis weit ins 20. Jh. hinein landwirtschaftlich geprägt und ist heute Luftkurort (Sanatorium 1899).4 Im Jahr 1858 lebten gut 370 Menschen in Schledehausen, 1905 gut 620, 1939 etwa 930, 1950 knapp 1.650 und 2018 knapp 2.900. Das Gebiet der KG Schledhausen hatte 1833 rund 3.650 Einwohner, 1884 etwa 3.340 (gut 3.180 luth., knapp 160 kath.) und 2018 gut 4.800.

Kirche, Ansicht von Südwesten, vor 06.10.1942

Kirche, Ansicht von Südwesten, vor 06.10.1942

Die Kirche in Schledehausen war eine bischöfliche Eigenkirche, gegründet möglicherweise im 10. Jh.5 Im Nekrolog der Osnabrücker Domkirche findet sich der älteste Beleg für einen Geistlichen in Schledehausen: Rotbertus sacerdos de Sledesen verstarb vermutlich um 1200.6 Explizit erwähnt ist die Kirche erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1243: Bf. Engelbert von Osnabrück übertrug nos ecclesiam Sledesen (unsere Kirche in Schledehausen) dem Osnabrücker Domkapitel – als Ersatz für die Kirche in Wiedenbrück, an der er ein Stift errichten wollte.7 Wesentliche Teile der im Kern romanischen Kirche entstammen dem 13. Jh. Neben dem Domkapitel konnte sich spätestens in der ersten Hälfte des 16. Jh. auch die Familie von Schele zu Schelenburg ein Mitspracherecht bei der Pfarrstellenbesetzung sichern.
Als erster luth. Prediger der Gemeinde ist möglicherweise P. Jost Talentius (amt. 1528–1567) anzusehen.8 Offiziell ließ der Osnabrücker Bf. Franz von Waldeck die luth Lehre 1543 einführen: In seinem Auftrag erarbeitete der Lübecker Sup. Hermann Bonnus eine Kerckenordnung vor de landkercken des stifts Osenbrugge und bereiste einige Gemeinden des Osnabrücker Landes, um die Kirchenordnung zu verbreiten und die Eignung der Pfarrer zu prüfen.9 Caspar (oder Jasper) von Schele (1525–1578) studierte im gleichen Jahr in Wittenberg bei Melanchthon und Luther. Im Osnabrücker Adel zählte er zu den ersten, die sich auf die Seite der Reformation stellten. Ab 1556 war er alleiniger Herr der Schelenburg und gilt als ein wichtiger Förderer der ev. Konfession.10 Bereits 1548 hatte das Domkapitel Bf. Franz gezwungen, die Reformation zurückzunehmen; allerdings gelang keine vollständige Rekatholisierung und die konfessionellen Verhältnisse im Osnabrücker Land blieben in der Schwebe. Die beiden zu Lebzeiten Caspars von Schele nach Schledehausen berufenen Pfarrer, P. Johannes Stickfort (amt. 1567–1572) und P. Vergetius Schwietering (amt. 1575–1614), waren luth. Prediger. Als Nachfolger P. Schwieterings jedoch konnte das Domkapitel P. Gerhard (oder Eberhard) Giesecker (amt. 1614–1634) durchsetzen, der eher als kath. Pfarrer anzusehen ist.11 Als in der Zeit der Gegenreformation der Jesuit Albert Lucenius 1624 das Kirchspiel visitierte, fand er in der „vor nicht so langer Zeit geweißten Kirche […] ausgeprägte Spuren der katholischen Religion: eine Monstranz mit dem Allerheiligsten, heiliges Öl in dem Sakramentshaus, Fahnen, einen schön ausgeschmückten Altar, ein Meßgewand des Priesters, ganz neu, aus Damast, das von grün nach safranfarben changiert; ein römisches Meßbuch“.12 Er habe, fährt Lucenius fort, „in dieser Diözese nirgendwo mehr und ausgeprägtere Spuren der katholischen Religion und eine besser geordnete Kirche gesehen“. P. Giesecker sei ein kath. ordinierter Priester, lebe im Konkubinat, habe drei lebende Kinder und „mit dem vierten ging die Köchin schwanger“. Sein Studierzimmer sei fromm eingerichtet, möglicherweise sei dies aber „mit der Absicht geschehen […] etwas vorzutäuschen“, mutmaßte Lucenius, denn P. Giesicker hatte Zeit gehabt, sich auf den Besuch des kath. Visitators vorzubereiten. Er versprach Lucenius, die Köchin zu entlassen, tat dies jedoch letztlich nicht. Als die Schweden 1634 das Osnabrücker Land besetzt hatten, musste er die Pfarrstelle verlassen und einem klar luth. Geistlichen Platz machen: P. Johannes Sundermann (amt. 1634–1650).
Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges schließlich teilten Katholiken und Lutheraner die Kirchspiele des Osnabrücker Landes untereinander auf. Entscheidend dabei sollte laut ARt. 13 des Westfälischen Friedens (1648) der Zustand im ‚Normaljahr‘ 1624 sein, über den Zeugenaussagen gesammelt wurden. P. Gieseker gab 1648 selbst zu Protokoll, er sei stets kath. gewesen und Schledehausen wurde 1650 der kath. Seite zugeschlagen (Capitulatio perpetua Osnabrugensis).13 P. Sundermann musste das Kirchspiel verlassen und mit P. Gerhard Wenneker ist 1651 wieder ein kath. Pfarrer in Schledehausen belegt. Im Jahr 1662 lebten insgesamt 40 Katholiken in der Gemeinde und 970 Lutheraner.14 Dieses Zahlenverhältnis änderte sich in den folgenden Jahrzehnten kaum. Die Capitulatio perpetua zwang die Lutheraner zwar nicht, ihre Konfession zu wechseln, aber für Taufen, Trauungen und Beerdigungen mussten sie sich in der Regel an den kath. Ortspfarrer wenden (Pfarrzwang). Zudem war die örtliche Schule kath. und alle Einwohner mussten, unbeschadet ihrer Konfession, zum Unterhalt der kirchlichen Gebäude beitragen. Wiederholte Bitten der Gemeinde, einen luth. Pfarrer für Schledehausen zu berufen, lehnten auch die luth. Bf. von Osnabrück unter Verweis auf die Capitulatio perpetua stets ab.15
Luth. Gottesdienste besuchten die Protestanten entweder in den Nachbarorten Oldendorf und Essen, wo die Kirche 1662 einen Anbau erhalten hatte, um die gleichsam vergrößerte Gemeinde aufnehmen zu können (sogenannte „Schledehäusener Kirche“).16 Oder sie nahmen an den ev. Privatgottesdiensten auf der Schelenburg teil. Mitte des 18. Jh. konnten sich neben der kath. Schule auch ev. Privatschulen in Schledehausen und Astrup etablieren. Im Jahr 1772 bat die Gemeinde erneut um einen ev. Pfarrer. Sie hatte ihr Gesuch mit der kath. Gemeinde im ev. Fürstenau koordiniert, die ihrerseits um die Berufung eines kath. Priesters nachsuchte. Beide Anträge blieben erfolglos. 1773 und 1777 lud die Gemeinde Schledehausen luth. Pfarrer ein, um ev. Freiluftgottesdienste zu feiern; die Osnabrücker Regierung verbot der Gemeinde daraufhin derartige Veranstaltungen. Allerdings stellte das Konsistorium in Osnabrück 1778 einen Pfarrer ohne Pfarrstelle an, der auf der Schelenburg wohnte. Er war gewissermaßen der inoffizielle ev. Pfarrer des Kirchspiels, durfte jedoch keine Amtshandlungen vornehmen. Nachdem 1781 ein Dorfbrand auch Dach und Turmdach der Laurentiuskirche zerstört hatte, weigerte sich die ev. Bevölkerung zunächst, ihren Beitrag zu den Reparaturkosten zu leisten. Die Osnabrücker Regierung sagte daraufhin zu, nach Abschluss der Bauarbeiten in Schledehausen ein Simultaneum einzurichten – also neben der kath. KG auch eine ev. KG zu gründen, die dann beide die Laurentiuskirche nutzen würden. Ab Januar 1784 verhandelten Domkapitel und Regierung über die Verhältnisse in Schledehausen und Fürstenau, Ende Dezember 1786 konnte der „Plan zum Vergleich“ unterzeichnet werden. In Wien genehmigte Ks. Joseph II. den Osnabrücker Religionsvergleich im Oktober 1787.17 Die Umsetzung jedoch verzögerte sich – u. a. da die Stadt Fürstenau gegen den Vergleich klagte und das Simultaneum in Schledehausen nach den ausgehandelten Bestimmungen nur gleichzeitig mit jenem in Fürstenau eingeführt werden durfte. Im Mai 1803 schließlich zogen ev. und kath. Gemeinde gemeinsam in die Laurentiuskirche ein18. P. Bernhard Franke (amt. 1803–1809, vorher in Holte), war der erste Pfarrer der neuen ev. KG Schledehausen.

Kirche, Ansicht von Südwesten, nach 06.10.1942

Kirche, Ansicht von Südwesten, nach 06.10.1942

Die Laurentiuskirche besaß 1702 neben dem Hauptaltar noch einen Marien- und einen Antoniusaltar. Letzterer existierte auch 1876 noch, zur Zeit des Simultaneums.19 In der Kirche fanden sich seit dem 19. Jh. auch zwei Taufbecken: eines für die Katholiken und eines für die Protestanten.20 Bereits Mitte des 19. Jh. kam die Forderung auf, das Simultaneum wieder zu beenden – es sei beispielsweise der Grund für den schlechten baulichen Zustand der Kirche.21 Die kath. Gemeinde hatte nach dem Tod von P. Johann Gerhard Robken (amt. 1841–1879) keinen neuen Priester erhalten. Der ev. P. Rudolf Sperber (amt. 1883–1924) beantragte schließlich 1888 beim Konsistorium in Hannover, das Simultaneum aufzuheben und die kath. Gemeinde auszuzahlen. Die Verhandlungen zogen sich bis 1896, dann erwarb die ev. KG für 52.000 Mark den kath. Anteil an der Laurentiuskirche.22 Mit der Weihe der neu erbauten kath. St. Laurentiuskirche endete 1898 das Simultaneum in Schledehausen. 1902 begannen die Sanierungs- und Umbauarbeiten an der alten Laurentiuskirche, bei denen u. a. mittelalterliche Malereien in den Gewölben und an den Wänden entdeckt wurden. Im Mai 1903 weihte die ev. Gemeinde ihre renovierte Kirche ein.
In seinem Bericht zur Visitation 1928 schrieb der Sup. des KK Georgsmarienhütte Schledehausen gehöre zu den „besten Gemeinden im Kirchenkreise“.23 In der KG bestand ein kleiner Kreis, der sich zur Pfingstgemeinschaft zählte und in Wissingen einen eigenen Betsaal besaß; am Gemeindeleben nahm dieser Kreis nur wenig teil.24 Während der NS-Zeit hatte P. Ernst Christoph Heinrich Ehlert (amt. 1924–1949) das Pfarramt in Schledehausen inne. Er gehörte nach eigenen Angaben der BK an. In seinen Antworten zum „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ schrieb P. Ehlert, dass die Gemeinde bei der Kirchenwahl im Juli 1933 trotz einer Vorschlagsliste der NSDAP den alten KV wiedergewählt habe und sich unter den Kirchenvorstehern daher nur ein Parteimitglied befand.25 Nach einem Luftangriff im Oktober 1942 brannte der Kirchturm aus und das Feuer zerstörte sowohl die kleine Glocke (die große war bereits zu Rüstungszwecken abgegeben) als auch die Orgel. Der Turm bekam zunächst ein Notdach und 1958 einen neuen Turmhelm.
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Schledehausen bei etwa 3.600 gelegen; nach Ende des Krieges war sie „um etwa 2000 gestiegen durch den Zuzug von vielen Evakuierten und Flüchtlingen“, wie P. Ehlert bei der Visitation 1946 angab (1958: 4.500).26 Der Ostpfarrer Walther Grau (amt. 1946–1947) übernahm daher die Betreuung der Gemeindeglieder in Jeggen, Wissingen und Schelenburg, später arbeiteten auch Ostpfarrer Johannes Horter und P. Gottfried Schmidt in der Gemeinde.
Zum 1. Juli 1964 richtete das Landeskirchenamt eine Pfarrvikarstelle mit Sitz in Wissingen ein, die ein Jahr später besetzt wurde.27 Im August 1965 feierte die Gemeinde die Grundsteinlegung für die Kirche Wissingen, die sie 1966 einweihen konnte. Zum 1. Januar 1969 schieden dann Wissingen und Jeggen aus dem Kirchspiel aus und gründeten die „Ev.-luth. Auferstehungs-Kirchengemeinde Wissingen“.28 Die Gemeindegliederzahl in der KG Schledehausen sank dadurch fast um die Hälfte. Kurt Degener, LSup. des Sprengels Osnabrück, zog ein Jahr später eine positive Bilanz: „Wieder einmal lässt sich feststellen, dass durch die Teilung des alten, weiträumigen Kirchspiels in zwei Gemeinden der Gottesdienstbesuch und wohl auch die allgemeine Lebendigkeit wuchs.“29

Umfang

Das Kirchdorf Schledehausen, die Bauerschaften Astrup, Deitinghausen, Ellerbeck, Grambergen, Hiddinghausen, Jeggen, Krevinghausen, Linne, Westrup, Wissingen und Wulften; die Landgüter Altschledehausen und Schelenburg. Wissingen und Jeggen 1969 als KG Wissingen abgetrennt.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Propstes von St. Johann in Osnabrück (1320 belegt).30 – Vor der Einführung der Inspektionseinteilung im Fsm. Osnabrück unterstand Schledehausen der Aufsicht des Amtes Iburg bzw. Osnabrück. Im Zuge der Neuorganisation der kirchlichen Aufsichtsbezirke 1821 kam Schledehausen zur 1. Insp. (Sitz der Suptur. in Dissen). Seit 1886 Insp. (1924: KK) Georgsmarienhütte. Seit Januar 2013 KK Melle-Georgsmarienhütte.31

Patronat

Zunächst Eigenkirche des Bf. von Osnabrück. 1243/60 an Domkapitel übertragen, Besetzungsrecht bei einem der Domkapläne. Später setzte auch die Familie von Schele zu Schelenburg einen Anspruch auf Besetzung der Pfarrstelle durch, 1528 vom Osnabrücker Bf. bestätigt; Domkapitel hielt seine Ansprüche ebenfalls aufrecht.32 1803 bis 1871 der Landesherr.

Kirchenbau

Ursprünglich Saalbau mit geradem Chorschluss, errichtet wohl um die Mitte des 13. Jh.; Querhausarme ergänzt um 1900.33 Satteldach; Bruchsteinmauerwerk, an Nordseite Rundbogenfries unter Dachtraufe; Rundbogenfenster, an Südseite des Chores zweibahniges Maßwerkfenster; Rundbogenportal mit eingestellten Säulen an Nordseite. Im Innern kuppelige Gewölbe mit verlaufenden Graten; Emporen im Westen und in den Querhausarmen, ornamentale Gewölbemalereien, figürliche Wandmalereien im Chor (ursprünglich 13. Jh.). Um 1800 Anbau an Nordseite, östlich anschließend ev. Sakristei. Renovierung und Umbau 1897–1903 (nördlicher Querhausarm abgebrochen oder verändert, südlicher Querhausarm erbaut; Reste von Wand- und Gewölbemalereien entdeckt und stark überarbeitet: Chormalereien auf neuem Verputz als frei ergänzte Kopien neu ausgeführt, teilweise neu platziert, Entwurf Firma Linnemann, Frankfurt am Main, Ausführung Friedrich Kruse, Osnabrück).34 Renovierung 1938 (Wandmalereien übertüncht). Renovierung 1963/64 (Ausmalung in Fassung von 1903 wiederhergestellt). Renovierung 1987–89.

Fenster

Mehrere Buntglasfenster (1902): Südseite des Chorraums zweibahniges Fenster mit Darstellung der Propheten Jesaja und Jeremia, gegenüber Fenster mit Bildnissen Martin Luthers und Caspar von Scheles; an Stirnseite des nördlichen Querhauses Fenster mit Darstellung des dornengekrönten Hauptes Christi, gegenüber im südlichen Querhaus Christus als Weltenherrscher.

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1980

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1980

Turm

Westturm, nach Brand 1781 wohl erst 1828 neu erbaut.35 Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung, verkupferter Turmhelm mit viereckigem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Hahn. Rundbogige Schallfenster mit Uhrziffernblättern über Rundbogen. Turm im Oktober 1942 nach Luftangriff ausgebrannt, Notdach 1943, neuer Turmhelm 1958. Turmsanierung 1977.

Ausstattung

Laurentiusaltar, Altarretabel (um 1760, vermutlich Josef Geitner, Osnabrück), architektonischer Aufbau, korinthische Säulen, dazwischen Figuren des hl. Bernhard und des hl. Konrad, vor dem Feld oberhalb des Gebälks Figur des hl. Laurentius, Altar verziert mit Putten und Pokalen; im Mittelfeld ältere Kreuzigungsgruppe (Sandstein, um 1630, 1702 aus Jesuitenkirche Osnabrück erworben).36 – Kanzel mit Schalldeckel (1642), Inschrift: „D. Johannes Sundermann Pastor fieri fecit 1642“, Kanzelkorb verziert mit Gemälden der vier Evangelisten, an den Ecken ionische Säulen; am Schalldeckel Inschriftenbrett: „VenI sanCte spIrItVs, Vt tVDes VerbVM eVangeLIzant[i]bVs VIrtVte tVa“ (Komm, heiliger Geist, und gib das Wort allen Verkündern des Evangeliums in deiner Kraft“, Chronogramm, römische Ziffern ergeben addiert die Jahreszahl 1710). – Taufe (Anfang 19. Jh.). – Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes (Anfang 14. Jh., Eiche). – Eingelassen in Ostwand hinter dem Altar Reste eines Sandsteinaltars (Antependium, Mitte 15. Jh., 1702 von Osnabrücker Dominikanern erworben), darüber Kruzifix, Rest eines Sakramentshäuschens (um 1460). – Lesepult (1988, Kunstschmied Heinrich Fieselmann, Holte). – Schmiedeeiserner Kronleuchter (1988, Kunstschmied Heinrich Fieselmann, Holte). – Epitaph für Caspar von Schele (†1578), links hinter dem Altar in Ostwand eingelassen. – Grabstein des Ehepaars Adelheid von Ripperda († 1608) und Caspar von Schele (†1578) mit lebensgroßen Reliefs, rechts hinter dem Altar in Ostwand eingelassen. – In Turmhalle zwei ehemalige Beischlagwangen (Sandstein, um 1540, wohl Jörg Unkair), Reliefdarstellung Adam und Eva, Reliefdarstellung auferstandener Christus; Geschenk der Familie Kellermann (Besitzer Schelenburg, um 1964). Ehemalige Ausstattung: Zylindrischer Taufstein (13. Jh.), Wandung mit rundbogigen Arkaden und verschiedenen Symbolen verziert, oberhalb der Arkaden Pflanzenornament; Taufstein jetzt in kath. St.-Laurentius-Kirche.

Orgel

Neue Orgel 1903, erbaut von Firma Rohlfing (Osnabrück); bei Bombenangriff im Oktober 1942 zerstört. Als Ersatz diente zunächst ein Harmonium. 1947 eine „aus altem und neuem Material hergestellte“ Orgel aufgebaut, 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Firma Rohlfing (Osnabrück), „Leihgebühr M 150.- jährlich, mit dem Recht der späteren käuflichen Erwerbung“; 1951 erworben.37 Weitgehender Um- bzw. Neubau 1962–64, ausgeführt von Hans Wolf (Verden), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Neue Orgel 1995, gebaut von Firma Hillebrand (Altwarmbüchen), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: c’; II: es’ (beide Stahl, Gj. 1949, Bochumer Verein). – Früherer Bestand: Glocken bei Brand des Kirchturms 1781 zerstört, unter Verwendung der Bruchstücke Neuguss zweier LG (Bronze, Gj. wohl 1817, Glockengießer Johann Hermann Merkel, Warendorf), zunächst in hölzernem Glockenstuhl neben Turmruine aufgehängt.38 Große LG im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, kleine LG 1942 bei Bombenangriff zerstört.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. um 1750). – Gemeindehaus (Bj. 1906/07, ehemaliges Pfarrhaus, 1976 umgebaut).

Friedhof

Ursprünglich kirchlicher Friedhof rund um die Kirche. 1808 neuer Friedhof angelegt (sogenannter Franzosenfriedhof), 1811 wieder geschlossen und Nutzung des südlichen Teils des alten Friedhofs bei der Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof westlich des historischen Ortskerns, angelegt 1883/84. FKap (Bj. 1957).39

Liste der Pastoren (bis 1940)

1560–1572 Johann Stickford. – 1574–1614 Vergetius Schwietering. – 1… Bartholdus Boring. – 1614–1634 Gerhard Giesecker, katholisch. – 1634–1648 Magister Johannes Sundermann. – 1680–1698 Caspar Adam Meyer. – 1803–1809 Heinrich Gottfried Bernhard Franke. – 1809–1823 Philipp Heuermann. – 1823–1866 Georg Rudolf Voß. – 1867–1883 Hermann Rudolf Wiesehahn. – 1883–1924 Heinrich Karl Rudolf Sperber. – 1924– Ernst Christoph Heinrich Ehlert.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 349

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 3 Nr. 397–417 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 243, 247 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 7341–7342 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2814Digitalisat (Visitationen); A 12e Nr. 85Digitalisat(GSuptur. Hannover); L 5f Nr. 257, 275, 277, 912, 1090 (LSuptur. Osnabrück).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1803
Trauungen: ab 1803
Begräbnisse: ab 1803
Kommunikanten: ab 1863 (Zahlenregister: 1824)
Konfirmationen: ab 1853

Vor 1803 in den Kirchenbüchern der katholischen Gemeinden.

Literatur

A: Bruch, Rittersitze, S. 134–146; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1170–1171; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 32; Lindemeier, Restaurierungsgeschichte, bes. Bildband, S. 176–183; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 138–139; Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück II, S. 178–180.
B: Sankt Laurentius Schledehausen. Gedanken zur 100-Jahr-Feier der neuen Kirche, hrsg. von der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Laurentius zu Schledehausen, Schledehausen 1997; Klaus J. Bade, Horst-Rüdiger Jarck & Anton Schindling (Hg.): Schelenburg – Kirchspiel – Landgemeinde. 900 Jahre Schledehausen, Bissendorf 1990 (darin bes.: Bernd Schneidmüller: Kirchenorganisation und Ministerialität im Osnabrücker Land: Schledehausen im Hochmittelalter, S. 33–60; Theodor Penners: Das Kirchspiel im Konflikt der Konfessionen, S. 89–106; Manfred Rudersdorf: Justus Möser, Kurfürst Max Franz von Köln und das Simultaneum zu Schledehausen: Der Osnabrücker Religionsvergleich von 1786, S. 107–136; Reinhard Karrenbrock: Die Kirchenbauten, S. 137–166); Franz Flaskamp: Gerhard Gieseker. Ein Lebensbild aus der Gegenreformation, in: JbGNKG 54 (1956), S. 47–62; Roswitha Poppe & Urs Boeck: Innenräume des 13. Jahrhunderts in Westniedersachsen: Eilsum, Stapelmoor, Westeraccum, Oldendorf, Schledehausen, Börstel, in: Niedersächsische Denkmalpflege 6 (1965–69), S. 145–164; Rose Scholl: Quellen zur Geschichte des Kirchspiels Schledehausen im Niedersächsischen Staatsarchiv Osnabrück, Bissendorf 1988; Rudolf Sperber: Jaspar von Schele, der Reformator Schledehausens, in: ZGNK 17 (1912), S. 179–194; Rudolf Sperber: Das Simultaneum in Schledehausen, in: ZGNK 18 (1913), S. 221 ff.; Friedrich Traphagen: Sankt Laurentius zu Schledehausen. Nachrichten über eine christliche Gemeinde im Osnabrücker Land, Schledehausen 2002; Olga Weckenbrock: Von Interessen und Pflichten. Der Osnabrücker Adel und das Kirchenpatronat im Reformationszeitalter, in: Susanne Tauss & Ulrich Winzer (Hg.): Miteinander leben? Reformation und Konfession im Fürstbistum Osnabrück 1500 bis 1700, Münster, New York 2017, S. 199–212; Paul-W. Wahl: Dörfliches Kirchhofs- und Bestattungswesen am Beispiel des alten Kirchspiels Schledehausen, Schledehausen 2013; Heinrich Westerfeld: Kirchen- und Schulwesen im Kirchspiel Schledehausen vom westfälischen Frieden bis zur Einführung des Simultaneums (1803), in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück 36 (1911), S. 183–238.


Fußnoten

  1. Osnabrücker UB I, Nr. 205; Schneidmüller, S. 33.
  2. Schneidmüller, S. 40 ff.; Penners, S. 90 (Zitat).
  3. Feldkamp, Bedeutung, S. 79 ff.
  4. Traphagen, S. 14.
  5. Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück II, S. 178; Schneidmüller, S. 37.
  6. Meyer, Calendarium, S. 47 und 56; Schneidmüller, S. 39.
  7. Osnabrücker UB II, Nr. 429 sowie III Nr. 201 und 238. Vgl. auch Schneidmüller, S. 39 f. und Traphagen, S. 18.
  8. Penners, S. 89 ff.; Traphagen, S. 25.
  9. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 215 f. und 222 ff.
  10. Sperber, Schele, S. 180. Weckenbrock, S. 206; Traphagen, S. 27 ff.
  11. Zu Gieseker vgl. Flaskamp sowie Penners, S. 93 ff.
  12. Dies und die folgenden Zitate: Pabst, Nebeneinander, S. 44; vgl. auch Bär, Protokoll Albert Lucenius, S. 256 f. Zur Visitation des Albert Lucenius vgl. Steinwascher, Wildwuchs, S. 215 ff.
  13. Fink, Drucke, S. 33. Wöbking, Konfessionsstand, S. 144 f. Zu den Verhandlungen über die Capitulatio vgl. Seegrün, Verteilung, S. 59 ff.
  14. Bindel, Polizei-Ordnung, S. 126. Penners, S. 96.
  15. Traphagen, S. 42; Penners, S. 98.
  16. Zum Folgenden: Traphagen, S. 42 f.; Penners, S: 98 f.; Rudersdorf, S. 113 ff.
  17. Der Text des Vergleichs ist gedruckt bei Rudersdorf, S. 125 ff. Vgl. auch Traphagen, S. 48 ff.
  18. Traphagen, S. 51 f.
  19. Karrenbrock, S. 145.
  20. Traphagen, S. 55. Zum Alltag des kirchlichen Lebens in der Zeit des Simultaneums vgl. u. a. Traphagen, S. 60–64.
  21. Traphagen, S. 71.
  22. Traphagen, S. 91 ff.
  23. LkAH, L 5f, Nr. 257 (Visitation 1928).
  24. LkAH, L 5f, Nr. 257 (Visitation 1934), ebd. Nr. 275 (Visitation 1940, 1946 und 1952).
  25. LkAH, S 1 H III Nr. 915, Bl. 27. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  26. LkAH, L 5f, Nr. 275 (Visitation 1946 und 1958).
  27. KABl. 1964, S. 118.
  28. KABl. 1969, S. 11.
  29. LkAH, L 5f, Nr. 277 (Visitation 1970).
  30. Schneidmüller, S. 40; Kretzschmar, Türkenzehnte, S. 260, 265 und 270.
  31. KABl. 2012, S. 177 f.
  32. Penners, S. 90 f.
  33. Vgl. zur Baugeschichte Karrenbrock, S. 137 ff.; Lindemeier, Restaurierungsgeschichte, Bildband, S. 176.
  34. Lindemeier, Restaurierungsgeschichte, S. 148 f. und Bildband, S. 176 ff. Lindemeier charakterisiert die Ausmalung als „rekonstruierende Neufassung aufgrund von fragmentarischem, mittelalterlichem Befund“, ebd., S. 182.
  35. Karrenbrock, S. 140.
  36. Karrenbrock, S. 145.
  37. LKA, G 9 B/Schledehausen Bd. I, Bl. 6 und 13; LkAH, B 2 G 9/Schledehausen Bd. I, Bl. 2.
  38. LKA, G 9 B/Schledehausen Bd. I, Bl. 3.
  39. Ausführlich: Wahl.