Sprengel Hannover, KK Neustadt-Wunstorf | Patrozinium: Bonifatius | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist Poggenhagen erstmals im Jahr 1336 belegt.1 Das Rittergut war im Besitz der Familie von Campe-Poggenhagen (ausgestorben 1785), Lehnsherren waren seit Mitte des 17. Jh. die Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg. Das Gebiet zählte zum Amt Neustadt a. Rbge. im welfischen Teilfsm. Calenberg-Göttingen (1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). Von 1810 bis 1813/14 war Poggenhagen Teil des Kantons Wunstorf im Distrikt Hannover des Allerdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach zählte das Gut, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Neustadt, nur von 1852 bis 1859 zum Amt Ricklingen. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Poggenhagen 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörte das Dorf zum Kr. Neustadt am Rübenberge (1939: Lkr.), der 1974 weitgehend im Lkr. Hannover aufging (2001 mit Stadt Hannover fusioniert zu Region Hannover). 1928 wurden Moordorf und das Gut Poggenhagen zusammengelegt zur Gemeinde Poggenhagen, die 1974 Poggenhagen nach Neustadt a. Rbge. eingemeindet wurde. Der Sup. des KK Neustadt charakterisierte Poggenhagen 1977 als „Vorortgemeinde von Hannover“, die zudem durch den angrenzenden Fliegerhorst Wunstorf geprägt sei.2 Im Jahr 1812 lebten gut 60 Menschen in Poggenhagen, 1895 ebenfalls, 1950 knapp 1.210 und 2020 gut 2.210.
Kirchlich gehörte Poggenhagen bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. zum Kirchspiel Bordenau, der 1928 eingemeindete Ortsteil Moordorf zur Liebfrauengemeinde Neustadt. 1957 war die Zahl der Gemeindeglieder in Poggenhagen auf etwa 870 gestiegen und der Bordenauer Pastor lud einmal im Monat zu einem Gottesdienst in den Kirchenraum des ehemaligen GSO-Lagers ein.3 Angesichts der stetig wachsenden Gemeinde erhielt Poggenhagen 1967 ein eigenes Kirchengebäude (im Ortsteil Moordorf) und zum 1. Januar 1968 errichtete das LKA Hannover die „Ev.-luth. Bonifatius-KG Poggenhagen“; pfarramtlich blieb die neue Gemeinde verbunden mit Bordenau.4 1970 weihte auch die kath. Gemeinde ihre Kirche St. Johannes Apostel.
Nach der ersten Visitation der Bonifatiusgemeinde resümierte der Sup. des KK Neustadt 1977, die neue KG zeige „viel Selbstbewußtsein“ und „drängt nach einer eigenen Pfarrstelle“.5 Sup. und LSup. schlossen sich diesem Wunsch an: Bordenau und Poggenhagen seien „mit über 4.000 Gemeindegliedern, zwei Kirchenvorständen und zwei sonntäglichen Gottesdiensten, den Kindergottesdiensten und den Konfirmandenstunden zu groß“ für eine Pfarrstelle. 1982 richtete das LKA Hannover eine zweite Pfarrstelle in der KG Bordenau ein mit Sitz in Poggenhagen; als erste übernahm sie Pn. Uta Bösche-Ritter (amt. 1982–2002), die bereits seit 1978 hier tätig war. 1985 fasste der Sup. die Entwicklung der Gemeinde zusammen: In den letzten Jahren sei es gelungen, „nicht nur die Gottesdienstgemeinde, sondern auch Familien, Jugendliche und Kinder und sonstige interessierte Gemeindeglieder zu sammeln“.6 Der Bau des Gemeindehauses (1989) verbesserte die räumlichen Bedingungen der Gemeindearbeit. Zum 1. Juni 1990 endete die pfarramtliche Verbindung von Bordenau und Poggenhagen; die 1982 errichtete Pfarrstelle ging über auf die Bonifatiusgemeinde.7
Zum 1. Januar 2009 gründete die KG Poggenhagen gemeinsam mit den KG Bordenau, Mardorf, Schneeren sowie Liebfrauen und Johannes in Neustadt den „Ev.-luth. Kirchengemeindeverband Neustadt a. Rbge.“. Die KG vereinbarten auf inhaltlicher, personeller und finanzieller Ebene zusammenzuarbeiten, um ihre gemeindlichen Aufgaben besser erfüllen zu können.8 Bereits seit 2007 unterstützt die gemeinsame Michaelisstiftung das kirchengemeindliche Leben in den sechs Gemeinden. Zur „vertieften gemeinsamen Wahrnehmung von Aufgaben“9 gründete die KG Bordenau zusammen mit der KG Poggenhagen zum 1. Januar 2018 die Gesamtkirchengemeinde Bordenau-Poggenhagen (beide KG blieben als Ortskirchengemeinde bestehen).10

Umfang

Poggenhagen und Moordorf (bis 1968 eingepfarrt nach Neustadt a. Rbge.). Seit 1994 auch Gebiet „Am Dänenberg“ (bislang Stifts-KG Wunstorf).11

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1968 zum KK Neustadt a. Rbge. Seit dem 1. Januar 2001 KK Neustadt-Wunstorf.12

Kirchenbau

Moderner Kirchenbau mit geschwungenem, etwa elliptischem Grundriss, errichtet 1967 (Architekten: Gerhard & Dieter Langmaack, Hamburg). Satteldach auf Betonsäulen, Kreuz über Ostgiebel. Außenwände verklinkert, im Norden. Süden und Westen oberer Teil der Wand als Fensterband gestaltet; Portal nach Westen; in der Ostwand Inschriftenstein: „A[nno] D[omini] 1967“ und Christusmonogramm. Im Innern offener Dachstuhl, Deckenstreben laufen fächerartig auf türkisfarbenen Betonsäulen zusammen, Wände weiß gestrichen; Westempore.

Fenster

Rechts und links des Altarraums beginnendes umlaufendes farbiges Fensterband, u. a. dekoriert mit Eichenblättern.

Turm

Südlich der Kirche querrechteckiger Turm mit Flachdach, bekrönt mit Sonne, Mond und Sternen. Außenwände verklinkert, an den Seitenwänden je zehn kleine, runde Schallfenster, Eingang nach Süden, Verbindungsgang zwischen Kirche und Turm.

Ausstattung

Hölzerner Tischaltar mit Reliefplatte (1967/68, Jürn Ehlers, Darmstadt). – Hinter dem Altar Wandkreuz mit Bergkristallen und Krone. Niedrige Holzkanzel. – Hölzerne, quaderförmige Taufe mit blockartigem Tisch. – Gemälde mit Kreuzigungsszene.

Orgel

1969 Orgelpositiv der Firma Emil Hammer, 4 I/aP mechanische Traktur, Schleifladen, als Interimsorgel aufgestellt. Neue Orgel, erbaut 1971/72 von Emil Hammer Orgelbau (Arnum), 8 ½ I/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1652).13 2017 Instandsetzung und Erweiterung, Emil Hammer Orgelbau (Hemmingen), 9 ½ I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: cʼʼ, Inschrift: „Zu Gottes Herrlichkeit“, Bild: Erzengel Gabriel; II: desʼʼ, Inschrift: „Zu Gottes Ruhm“, Bild: Erzengel Michael; III: esʼʼ, Inschrift: „Zu Gottes Ehre“, Bild: Erzengel Raphael (alle Bronze, Gj. 1968, Firma Rincker, Sinn).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1983). – Gemeindehaus (Bj. 1989).

Friedhof

Kommunaler Waldfriedhof Poggenhagen am Alten Postweg, FKap mit Glockenträger.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1, Nr. 1306 (Pfarroffizialsachen); S 9 Nr. 801 (Presseausschnittsammlung); 11a Nr. 8037 (Findbuch PfA).

Literatur

A: 400 Jahre KK Neustadt, S. 86–88; Gemeindebuch KK Neustadt a. Rbge., S. 15–17; Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf, S. 26; Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 399–401; Nöldeke/Karpa, KD Kr. Neustadt I, S. 163–164.


Fußnoten

  1. Fesche/Boetticher, Urkunden Neustädter Land II, Nr. 264.
  2. LkAH, L 5d, unverz., Poggenhagen, Visitation 1977.
  3. LkAH, L 5a, Nr. 85 (Visitation 1958).
  4. KABl. 1968, S. 2.
  5. LkAH, L 5d, unverz., Poggenhagen, Visitation 1977. Das folgende Zitat ebd.
  6. LkAH, L 5d, unverz., Poggenhagen, Visitation 1985.
  7. KABl. 1990, S. 87.
  8. KABl. 2009, S. 40 ff.
  9. KABl. 2015, S. 112.
  10. KABl. 2017, S. 179 ff.
  11. KABl. 1994, S. 22; vgl. auch LkAH, L 5d, unverz., Poggenhagen, Visitation 1985.
  12. KABl. 2001, S. 140 f.
  13. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 182.